Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Die DNA-Analyse ist der Gleason-Bestimmung überlegen

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    Die DNA-Analyse ist der Gleason-Bestimmung überlegen

    Hallo:-

    Die DNA-Analyse ist der Bestimmung des Gleason überlegen, und zwar nicht nur bei der Erstdiagnose sondern auch für Kontrollen hinsichtlich der Fortentwicklung der Krankheit. Das zeigt sich besonders deutlich in meinem Fall.

    Im November 2001 wurde bei mir ein Prostatakarzinom Gleason 2 + 3 diagnostiziert. Vom Biopsat wurde nachträglich im Jahre 2007 ein DNA-Histogramm angefertigt. Das Ergebnis wurde vom Pathogen Alfred Böcking und dem Urologen Bliemeister wie folgt kommentiert: „Im Jahr 2001 finden sich noch 95,4% der Tumorzellen mit einem annähernd normalen DNA-Gehalt von 2c, 4,7% mit einem DNA-Gehalt von etwa 4c und nur eine Zelle bei 7c Das entspricht überwiegend einer prognostisch günstigen peridiploiden DNA-Verteilung mit beginnendem Übergang in eine peritetraploide.
    2c entspricht dem DNA-Gehalt eines normalen doppelten Chromosomensatzes.“

    Im Jahre 2001 wusste ich noch nichts von der DNA-Zytometrie und habe mich für die 13-monatige Hormontherapie nach Leibowitz-Protokoll entschieden. Der PSA-Verlauf ging wie erwartet schnell in den nicht messbaren Bereich und stieg später nur sehr langsam aber kontinuierlich wieder an.
    Ich war zuversichtlich, nach heutigem Wissen hätte ich aber erkennen können, dass es bei mir bereits Tumorzellen gab, bei denen die Hormontherapie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht greifen und ein Progress von Tumorzellen höherer Malignität sich einstellen würde.
    Der Gleason-Score zeigt nur die quantitativ höchste und die zweithöchste Malignität an. Das DNA-Histogramm zeigt a l l e Malignitätsgrade an.

    Im Jahre 2007 wurde im Rahmen eines Gruppenversuchs mit 4 weiteren Teilnehmern aus dem Forum abermals eine DNA-Analyse von meinem Tumor gemacht.Das Histogramm wurde wie folgt kommentiert: „Es finden sich nur noch 4,3% der Tumorzellen mit einem peridiploiden DNA-Gehalt (um 2c), die meisten haben jetzt einen peridiploiden Gehalt (um 4c) und es finden sich nun auch 1% der Zellen über 9c. Der Gipfel bei 4c ist jetzt auffallend breit. Das entspricht einer peridiploiden DNA-Verteilung im Übergang zu einer x-ploiden (Typ B und C nach Tribukait.)"
    Es ist anzunehmen, dass diese Entwicklung in den Jahren auch nach 2007 bei mir sich fortgesetzt hat, denn im Jahre 2009 wurde anlässlich einer TUR-P von der Charité Berlin der Gleason auf 4 + 5 neu bestimmt.

    Tribukait geht von einer jährlichen Progressionsrate peridiploider zu nicht diploiden Prostatakarzinomen von ca. 13% aus. „Das bedeutet, dass die jährliche spontane Progressionsrate von Reinardo in sechs Jahren 81% betragen hätte.“ So kommentierte Böcking im Jahre 2007 meinen Progress.

    So sehr wir die Vermeidung von Übertherapie durch die neuen Möglichkeiten von „Aktiver Überwachung“ oder „Watchful Waiting“ auch begrüßen wollen, es sollte sich jeder „aktive Überwacher“ jedoch darüber im Klaren sein, dass sein Tumor auf jeden Fall zu größerer Bösartigkeit sich im Laufe der Zeit sich entwickeln wird. Tribukait hat im Symposium-Papier dieses Phänomen sehr gut beschrieben, und ich erinnere mich, dass ich sehr erschrocken war, als ich das auf meinen Fall bezogen gelesen habe: „Langzeituntersuchungen machen deutlich, dass der Begriff eines klinisch insignifikanten Tumors nur unter Berücksichtigung einer Zeitangabe sinnvoll ist. Patienten mit lokalisierten diploiden Grad I Tumoren haben zwar eine 5-jährige Tumor-spezifische Überlebenserwartung von mehr als 95%, die jedoch nach 10 Jahren auf 75% abgesunken ist. Wiederholte Biopsien bestätigen eine zeitlich fortlaufende Dedifferenzierung des Tumors.“
    Die DNA-Zytometrie mittels Feinnadel-Aspirationsbiopsie und DNA-Histogramm bietet viel schonendere und sensiblere Kontrollmöglichkeiten über den Tumor-Progress als die grobschlächtige Methode wiederholter Stanzbiopsien und Gleason-Bestimmungen, wie die Richtliniendas vorsehen.

    In meinem Fall ist auch die Frage, ob die unmittelbar nach der Diagnose durchgeführte 13-monatige Hormontherapie mit verantwortlich war für den Progress, denn nach Tribukait erleiden Männer mit einem peritetraploiden Karzinom (Typ B) durch Hormontherapie eher einen Überlebens n a c h t e i l, da die Hormontherapie nur selektiv wirkt und die verbleibenden höher malignen Zellen durch die Eliminierung geringer maligner Zellen einen Wachstumsvorteil erhalten. In diesen Fällen empfiehlt Böcking immer eine Hormontherapie in Kombination mit einer Strahlentherapie, weil letztere auch diejenigen Tumorzellen angreift, die von der Hormontherapie nicht erreicht werden
    Das hatte Böcking auch mir empfohlen. Ich habe es allerdings aufgrund meines schon damals fortgeschrittenen Alters nicht gemacht, weil ich Nebenwirkungen und .Folgeschäden der Strahlentherapie fürchtete. Ich hatte mich entschieden, bei Auftreten von Beschwerden nur palliative Hilfe zu suchen.
    Beschwerden stellten sich bei mir erstmals im Jahre 2009 ein. Ich habe jetzt keine gute Zeit, aber noch bin ich da.

    Gruß, Reinardo

    #2
    Hallo Reinardo,
    Zitat "Tribukait geht von einer jährlichen Progressionsrate peridiploider zu nicht diploiden Prostatakarzinomen von ca. 13% aus und "wiederholte Biopsien bestätigen eine zeitlich fortlaufende Dedifferenzierung des Tumors"
    aber keine Regel ohne Ausnahme wie z.B. in meinem Fall:
    Diagnose 18.02.2004 T1c, GS 3+4, PSA 5,3, zytologisches Gutachten von Böcking 11.01.2005 : diploide DNA Verteilung
    Typ A nach Tribukait mit günstiger Prognose.
    In 12.2010 TURP wegen Harnverhalt, keine Tumorzellen im Resektionsmaterial von 98 Gr., zur Sicherheit MRT/PET ohne Befund. Keine Therapie nur AS. Uro meint kein PCa mehr vorhanden.
    Von einer zwangsweisen Progression und ständigen Dedifferenzierung in jedem Fall kann man danach kaum ausgehen.
    Gruß Jürgen

    Kommentar


      #3
      Hallo Jürgen:-

      Danke für Deinen Beitrag. Einer der hier im Forum schreibenden Urologen hatte die Möglichkeit erwähnt, dass die TUR-P alle Krebszellen mit wegräumt und der Patient dann vom Krebs geheilt sei. Das scheint bei Dir Glücklichem wahrscheinlich der Fall gewesen zu sein. Insofern ist Deine Entwicklung eher mit einer Prostatektomie vergleichbar, wobei Du sogar deren Nebenwirkungen vermeiden konntest. Da kann ich mit Leibowitz nur sagen: Live long and be happy!

      Gelegentlich bin ich kritisiert worden, weil ich mich in meinen Beiträgen sehr oft auf die Schriften von Tribukait stütze.

      Die Forschungen der Gruppe um Tribukait umfassen einen Zeitraum von etwa 14 Jahren in der Zeit von1978 bis 1989 und sind erhoben von Patienten in Stockholm, diie Mehrzahl aus der Urologischen Klinik sowie dem Karolinska Universitätskrankenhaus. Sie haben für mich, ebenso wie die frühen Erhebungen der Veterans Administration Cooperative Urological Research Group in Amerika den großen Bonus der "Naivität" in des Wortes ursprünglicher Bedeutung, d.h. sie sind unbeeinflusst gewesen von wirtschaftlichen Interessen. Nimm nur die vielen Publikationen und Versuchsreihen zur Hormontherapie, auf welche Lowroad sich so gerne bezieht, deren Ergebnisse aber doch im Grunde nur Lobpreisungen sind und "Man nehme"-Empfehlungen. Auf die schwerwiegenden Nebenwirkungen und Folgeschäden sowie auf die Fragwürdigkeit und Kontraproduktivität dieser Therapie bei sehr fortgeschrittener Erkrankung (Gleason 4+5, Aneuploidie) wird dabei gar nicht eingegangen.
      Die Hormontherapie wird z.Zt. verabreicht wie im Mittelalter der Aderlass. Damals stritten die Ärzte auch darüber, an welcher Stelle im Körper der Aderlass, zu welchen Zeiten und wie oft er für ein bestmögliches Ergebnis durchzuführen sei. Die Schwarze Pest wurde mit Aderlass bekämpft und, so las ich kürzlich, auch die hübsche und lebenstarke Lukrezia Borgia bei Kindbettfieber. Nach dem Aderlass beruhigten sich die unruhigen Patienten, was die Ärzte als ein Zeichen dafür werteten, dass die Therapie ihnen gut tut. Ganz so sind Urologen und Patienten zufrieden, wenn nach Hormontherapie der PSA-Wert sinkt. Das ist das Niveau, auf welchem weltweit Hormontherapie appliziert wird.
      Selektiv angewendet hat die Hormontherapie sicherlich palliativen Wert, bei rein diploiden Tumoren kann sie nach Leibowitz sogar kurativ wirken, aber was z:zt, abläuft, ist Missbrauch aus wirtschaftlichen Interessen und zu Lasten der Erkrankten.

      Gruß, Reinardo

      Kommentar


        #4
        Spekulation zum Nutzen der AHT

        Zitat von Reinardo Beitrag anzeigen
        Tribukait geht von einer jährlichen Progressionsrate peridiploider zu nicht diploiden Prostatakarzinomen von ca. 13% aus und "wiederholte Biopsien bestätigen eine zeitlich fortlaufende Dedifferenzierung des Tumors.

        Auf die schwerwiegenden Nebenwirkungen und Folgeschäden sowie auf die Fragwürdigkeit und Kontraproduktivität dieser Therapie bei sehr fortgeschrittener Erkrankung (Gleason 4+5, Aneuploidie) wird dabei gar nicht eingegangen.
        Es ist selbstredend nicht so, dass irgend ein vorhandener diploider Tumor eines Tages kippt und aneuploid wird.
        Sondern es entsteht aus der Masse der vorhandenen Krebszellen ebenso zufällig eine einzelne aneuploide Zelle
        mit weiter entdifferenzierten Eigenschaften, wie vor Jahren aus der Masse von gesunden Prostatzellen eines
        Tages eine erste peridiploide (?) Krebszelle entstanden war.
        Nun wächst aus dieser einen, vielleicht aneuploiden Zelle ein neuer Tumor, und da dieser weiter entdifferenziert ist,
        ist es wohl auch dieser, der mehr Metastasen streut als der peridiploide Stammtumor.

        Die Gefahr, dass so ein weiter entdifferenzierter Tumor sich auch in anderer Hinsicht nicht mehr an die
        Spielregeln das Organismus hält, ist entsprechend grösser, also z.B. dass er schneller wächst oder
        dass er hormonunabhängig sei oder gar auf die PSA-Bildung verzichte.
        Ist also einmal so eine Zelle entstanden, wächst die unabhängig von der Therapie des Stammtumors
        unbemerkt vor sich hin, denn die Tumormasse des viel älteren Stammtumors ist ein Vielfaches.
        Guckt man Jahre später nochmals hin, überholt der rascher wachsende, weiter entdifferenzierte Tumor den Älteren.

        Entfernt man den Stammtumor per RPE, RT oder auch TURP, überlebt der bereits metastasierte
        Jüngere Typ in (Micro-)Metastasen. Er wächst in etwa so schnell, wie er auch ohne Therapie wachsen würde,
        also schneller als der Stammtumor und überschwemmt daher eines üblen Tages den Körper unkontrolliert.
        Das ist der Grund, warum RPE, RT und Hormontherapie die Lebenserwartung insgesamt nur wenig steigern.
        Dass aber die Gesamttumormasse während längerer Zeit geringer bleibt mit der Therapie,
        steigert wohl zwischenzeitlich die Lebensqualität deutlich.

        Schaut man meinen PSA-Verlauf an ...

        ... sieht man einen solchen 'Überholvorgang':
        Die langsame PSA-Entwicklung über Jahre wird kurz vor der RPE rasend schnell. Nicht etwa, weil der
        Tumor als Ganzes schneller wuchs, sondern weil sich ein weiter entdifferenzierter Stamm etabliert
        hatte. Typischerweise hatte dieser auch die erste Phase der AHT überlebt in Metastasen fern von
        der Prostata, während die zweifelsohne vorhandenen, älteren Metastasen (N1 2/2) im Nahfeld
        sich nicht mehr von der 1. AHT erholen konnten: Im Beckenraum bin ich 'clean'.
        Die Entwicklung des PSA nach der 1. AHT geschah mit derselben VZ wie jene dominant gewordene
        Entwicklung kurz vor der RPE: Rund 8 Wochen.
        Tja, diese Metastasen scheinen immerhin noch auf die AHT zu reagieren.

        Mit der 2. AHT (bei PSA 4ng/ml) hab ich nun einen PSA von 0.12ng/ml, wenn ich nichts getan hätte
        nach der 1. AHT-Intermittierung wären es jetzt, nach ca. 3 VZ-zyklen bereits ca. 32 ng/ml,
        Mitte nächsten Jahres wären es irgendwann schon 500ng/ml, etc.

        Bleibt die Frage, ob ein noch jüngerer, kastrationsresistenter Stamm bereits still sein Unwesen treibt
        in Mikrometastasen. Das würden der tun, ob ich eine AHT bekomme oder nicht. Derweil schützt mich
        aber die AHT noch vor dem oben beschriebenen Progress und das gibt mir Zeitgewinn gegenüber
        den Dir nach langer symptomarmer Zeit leider nun wohlbekannten Symptomen.

        Eine Therapie-Alternative hätte ich eh keine, auch wenn ich Kenntnis hätte von aneuploiden Zellen.
        Oder sollte ich mich jetzt mit einer Chemo kaputtmachen?

        Das Ganze ist kein Plädoyer gegen die Bestimmung der Ploidie, sondern die Feststellung, dass
        mir mit so 'nem 4+5er GS wohl keine Alternative geboten wäre, selbst wenn ich jetzt wüsste, welche
        Ploidie die Zellen in meinen Paraffin-Blöcken aufwiesen.

        Oder irre ich mich?

        Carpe diem!
        Hvielemi
        Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

        [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
        [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
        [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
        [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
        [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

        Kommentar


          #5
          Hallo Reinardo,
          wenn mit der TURP auch alle Krebszellen weggeräumt worden wären, hätte man das ja bei der pathologischen Untersuchung des Materials feststellen müssen. Wie erwähnt war das aber nicht der Fall.
          Gruß Jürgen

          Kommentar


            #6
            Hallo Hans-Jürg. Wird wirklich a l l e s Material untersucht? Reinardo

            Kommentar


              #7
              Hallo Reinardo,
              falls Deine Antwort für mich gedacht war. Ob alles Material untersucht wurde kann ich natürlich nicht wissen sondern nur glauben. Das MRT/PET spricht jedenfalls für das Ergebnis. Den PSA beobachte ich weiter, allerdings in größeren Abständen als früher (6-12 Monate )
              Interessant, dass bei der akuellen TURP von Schorchl ebenfalls keine Tumorzellen gefunden wurden.
              Gruß Jüregn

              Kommentar


                #8
                Zitat von marsjürg Beitrag anzeigen
                ....Ob alles Material untersucht wurde kann ich natürlich nicht wissen sondern nur glauben. Das MRT/PET spricht jedenfalls für das Ergebnis. Den PSA beobachte ich weiter, allerdings in größeren Abständen als früher (6-12 Monate )
                Interessant, dass bei der akuellen TURP von Schorschel ebenfalls keine Tumorzellen gefunden wurden.
                Gruß Jürgen
                Hallo Jürgen,

                ich mache das genauso wie Du und beobachte großmaschig erst mal weiter.

                Ich nehme an, dass ein "normaler" Pathologe sich nicht die resizierten 30+ml Drüsengewebe-Schnipsel, die er vom KH erhält, dann Zelle für Zelle anschaut, werde aber dazu nächste Woche mal mit Bonkhoff telefonieren. Ggf. lasse ich bei ihm eine Zweitbegutachtung machen.

                Alles Gute!!

                Schorschel

                Kommentar


                  #9
                  Ich möchte erneut betonen, dass eine DNA-Analyse von Tumorzellen, nur SELEKTIV gemacht wird. D.h. man kann durchaus danabenstechen bzw. die "falschen" Tumorzellen für die Auswertung benutzen.
                  Der Strahlentherapeut.

                  Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

                  Kommentar


                    #10
                    Hallo Hvielemi:-
                    Deine Ausführungen zur Tumorentstehung und -wachstum haben mich sehr interessiert, mache ich mir selbst doch auch sehr viel Gedanken darüber, insbes. in Bezug auf die Hormontherapie. Wie Du bin ich der Meinung, dass ein peridiploider Tumor nicht irgendwann "kippt" und zu einem aneuploiden Tumor wird. Die Segmente entwickeln sich, wie Du das m.E. richtig siehst, aus kleinsten Anfängen (1 Zelle) separat und unabhängig voneinander und stehen nur in Konkurrenz zueinander hinsichtlich ihrer Raumforderung. Ob nun diese "erste aneuploide Zelle" durch Mutation einer noch gesunden oder bereits peridiploiden Zelle entsteht, das werden wir zu unseren Lebzeiten wohl nie erforscht bekommen. Dass auch eine gesunde Zelle ohne erst peridiploid zu werden, sofort in eine aneuploiden Zelle umschlagen kann, das erleben wir z. B. bei einer Schädigung durch Strahlen. Das ist für uns aber wohl nicht der Normalfall.
                    In den meisten Fällen ist der Krebs bereits gemischt entdifferenziert, wenn er entdeckt wird. Früh genug entdeckt wird er zun überwiegenden Teil noch peridiploid, d.h. in diesem überwiegenden Teil durch Hormontherapie beeinflussbar sein. Setzt man einen solchen Krebs nun dem 13-monatigen Trommelfeuer der DHB, d.h. der stärksten Form von Hormontherapie aus, dann ist der Krebs nicht mehr messbar und scheint auch verschwunden. Und doch schaffen es einige Krebszellen, das Trommelfeuer zu überleben, die dann wieder wachsen, schneller als der verschwunden geglaubte Krebs, und gefährlicher. Ein Rezidiv wächst heran. Das ist ja die Enttäuschung vieler Patienten, die eine DHB gemacht haben.
                    Nun bin ich der Meinung, dass es einem Forscherteam mit dem zur Verfügung stehenden Mittel der Feinnadel-Aspirations-Biopsie möglich sein müsste, unmittelbar oder kurze Zeit nach Beendigung einer DHB, durch Biopsien in kurzen Abständen an möglichst vielen Probanden herauszufinden, welcher Art diese Zellen sind, die überlebt haben, eine Medikation hiergegen zu entwickeln, möglicherweise eine Art von Chemotherapie, um dann diese Kombinationstherapie bei der Erstdiagnose von Niedrig- bis Mittleres-Risiko-Tumoren sofort einzusetzen. Bei vielen neu Diagnostizierten erübrigte sich dann Operation oder Bestrahlung, und die AS-Patienten wären ihrer Sorge um den richtigen Zeitpunkt für eine Intervention enthoben.
                    Ich bin überzeugt, dass ein solchesTeam von Urologen und Zytopathologen bei richtiger Zielsetzung und Leitung es schaffen kann, den Prostatakrebs in der überwiegenden Mehrzalhl der Fälle medikamentös zu besiegen, wenn man das nur entschieden genug anginge.

                    Zu Deinem Krankheitsverlauf finde ich auch richtig, dass Du die OP gemacht hast und bist auch konform mit Ausführungen hierzu von Stephan B, Strum in seinem Primer, Abschnitte 73 und 74. Nur möchte ich erinnern, dass bei Gleason 4-5 der PSA-Wert hinterfragt werden sollte und Du mit der Hormontherapie Teile des Krebses nicht erreichst. Vielleicht freundest Du dich doch noch mit der "leichten" Variante einer Chemotherapie an.

                    Gruß, Reinardo

                    Kommentar


                      #11
                      Zitat von Reinardo Beitrag anzeigen
                      Ob nun diese "erste aneuploide Zelle" durch Mutation einer noch gesunden oder bereits peridiploiden Zelle entsteht, ... Dass auch eine gesunde Zelle ohne erst peridiploid zu werden, sofort in eine aneuploiden Zelle umschlagen kann, das erleben wir z. B. bei einer Schädigung durch Strahlen. Das ist für uns aber wohl nicht der Normalfall.
                      In den meisten Fällen ist der Krebs bereits gemischt entdifferenziert, wenn er entdeckt wird.
                      Lieber Reinardo
                      Danke, dass Du Dich mit meinen laienhaften Vorstellungen zur Krebsprogression befasst hast.

                      Im Grunde genommen ist es egal, woher die weiter-entdifferenzierten, bzw. aneuploiden Zellen herkommen.
                      Klar schein mir in meinem mechanistisch einfachen Modell, dass diploide, gesunde Zellen die höchste Chromosomen-Ordnung aufweisen und dementsprechend stabil sind. Peridiploide Zellen sind ja schon nicht mehr ordentlich "aufgeräumt", also weniger stabil und anfälliger für weitere Unordnung bei der Teilung. So scheint mir plausibel, dass aneuploide Zellen sich entsprechend noch weniger stabil verhalten bei der Teilung und daher noch rascher entdifferenzieren. Ich gehe also davon aus, dass der weiter entdifferenzierte Zellstamm stets jünger ist, als der noch besser differenzierte, und dass die einen aus den anderen hervorgegangen sind.
                      Darin sehe ich den Grund des Aggressiverwerdens des Krebsgeschehnisses im Verlaufe der Zeit, (was ja gerade bei diploiden Stämmen eher weniger der Fall ist, weswegen sich dort die AS anbietet).

                      Zu Deinem Krankheitsverlauf finde ich auch richtig, dass Du die OP gemacht hast ... Nur möchte ich erinnern, dass bei Gleason 4-5 der PSA-Wert hinterfragt werden sollte und Du mit der Hormontherapie Teile des Krebses nicht erreichst. Vielleicht freundest Du dich doch noch mit der "leichten" Variante einer Chemotherapie an.
                      Mir ist durchaus bewusst, dass der PSA nicht das Mass aller Dinge ist, zumal bei einem Gleason 4+5.
                      Deswegen befasse ich mich ja mit dem Thema der Ploidie, zumal ich ja an meiner PSA-Kurve vor der OP das Aggressiverwerden des Krebses durch jüngere Stämme schön zeigen kann (meine ich wenigstens). Eine Chemotherapie aber will ich vermeiden, denn ich leide seit Jahrzehnten an einer Multiplen-Chemikalien-Sensitivität (MCS), die sich äussert in einer extremen Empfindlichkeit gegen Lösungsmittel, Duftstoffe, Abgase, viele Medikamente (siehe z.B. meine Erfahrungen mit 'Zoladex' bzw. dessen Hilfstoffen).

                      Bevor ich mich in ein weiteres Medikamenten-Abenteuer stürze, bleibe ich bei der einigermassen akzeptablen AHT mit Leuprorelin ('Lucrin') und warte ab, was geschieht. Das kann lange gut gehen, kann eine Kastrationsresistenz sein, die sich am steigenden PSA manifestiert, oder sich im unangenehmeren Falle an Beschwerden zeigt, die unbemerkte, nicht PSA-exprimierende Metastasen verursachen würden.

                      Gegebenenfalls habe ich vor, dies mit der Heidelberger Radiorezeptorligandentherapie (Iod-131 PSMA) zumindest vorübergehend zu bremsen. Dies allerdings schliesst anschliessende Chemotherapien aus, es sei denn, diese finde nicht wie üblich als systemische Überflutung statt, sondern ähnlich der Radiorezeptorligandentherapie zellgenau gezielt, z.B. mittels „META“ (Metastases targeting aptamers). Die Giftmengen würden dadurch gegenüber der systemischen Chemo auf einen Bruchteil reduziert. Aber da werkeln die in Bonn noch einige Zeit, bis das bereitsteht.

                      Mal sehen, vielleicht wird ja eh alles anders.

                      Carpe diem!
                      Hvielemi


                      PS 1:
                      Stephan B, Strum in seinem Primer, Abschnitte 73 und 74 ...
                      ... hab ich nicht gefunden. Kannst Du bitte den Link posten?

                      PS 2:
                      Ich werde anfangs Dezember für einige Tage Spaniens Sonne geniessen.
                      Auf Gran Canaria, aber nicht in den Dünen von Maspalomas, sondern
                      wandernd in den wilden Barrancos des Westens und dem zentralen Gebirge.
                      Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

                      [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
                      [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
                      [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
                      [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
                      [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

                      Kommentar


                        #12
                        hallo HVIELEMI:-

                        Mir ist nicht bekannt, ob Steven B. Strums Primer ins Internet übernommen ist. Ich meinte das Buch, englische Ausgabe. Hier der Text. auf den ich mich bezog:

                        Debulking the Tumor. From a cancer standpoint, RP quickly debulks a significant amount of tumor. This conceivably may restore immunologic balance between the patient and any residual tumor. Moreover, the prostate cancer within the gland itself represents the oldest portion of the cell population and thus the portion of the tumor at high risk for mutation to a more resistant cell type.Therefore, surgical removal of potentially androgen-independent prostate cancer (AIPC) may have important long-term benefits. Lastly, the removal of the prostate by RP significantly diminishes or eliminates the concern for local spread of the desease to the bladder and/or rectum. Local extensiion of the PC to these sites, if it should occur, would seriously degrade the quality and quantity of life of the patient.

                        Mit besten Grüßen, Reinardo

                        Kommentar


                          #13
                          Zitat von Reinardo Beitrag anzeigen
                          Steven B. Strums Primer, ... englische Ausgabe.
                          Hier der Text, auf den ich mich bezog:

                          Debulking the Tumor. From a cancer standpoint, RP quickly debulks a significant amount of tumor. This conceivably may restore immunologic balance between the patient and any residual tumor. Moreover, the prostate cancer within the gland itself represents the oldest portion of the cell population and thus the portion of the tumor at high risk for mutation to a more resistant cell type.Therefore, surgical removal of potentially androgen-independent prostate cancer (AIPC) may have important long-term benefits. Lastly, the removal of the prostate by RP significantly diminishes or eliminates the concern for local spread of the desease to the bladder and/or rectum. Local extensiion of the PC to these sites, if it should occur, would seriously degrade the quality and quantity of life of the patient.
                          Danke für's Abtippen.
                          Dazu hab ich gleich noch eine etwas holperige Übersetzung verfasst:

                          Die Tumormasse reduzieren.
                          Vom Krebs-Standpunkt aus reduziert die RPE den Tumor rasch und um ein signifikantes Mass.
                          Dies kann möglicherweise das immunologische Gleichgewicht wiederherstellen zwischen Patienten und alfälligem restlichen Tumor. Außerdem stellt der Prostatakrebs innerhalb der Kapsel den ältesten Teil der Zellpopulation dar, und somit jenen Teil des Tumors mit einem besonderss hohen Risiko für die Mutation zu resistenten Zellen. Daher kann die chirurgische Entfernung von potentiell androgenunabhängigen Prostatakrebs (AIPC) massgebliche langfristige Vorteile haben. Schließlich wird durch die Entfernung der Prostata mittels RPE die Gefahr der lokalen Ausbreitung der Krankheit auf die Blase und/oder das Rectum signifikant verringert oder gar beseitigt. Die lokale Ausbreitung des Krebsen auf diese Organe würde, wenn sie auftreten sollte, Lebensqualität und -dauer des Patienten ernsthaft beeinträchtigen.
                          Carpe diem!
                          Hvielemi

                          PS:
                          Hier der Amazon-Link zur Buchvorschau
                          (Klick ins Bild funktioniert nicht)
                          Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

                          [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
                          [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
                          [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
                          [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
                          [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

                          Kommentar


                            #14
                            Hallo Schorchel,
                            ich habe auch von Bonkhoff ein Zweitgutachten eingeholt. Auch er hat keine Tumorzellen gefunden. In einem Gespräch meinte er der Tumor könne noch in der Peripherie sitzen. Habe dann ein MRT/PET machen lassen, ebenfalls ohne Befund.
                            Bleibt die Frage, wo ist der Turmor geblieben, an Wunder glaube ich eigentlich weniger.
                            Schaun mer mal wie es weitergeht.
                            Auch Dir Alles Gute Jürgen

                            Kommentar


                              #15
                              Hallo @all,

                              Ich möchte erneut betonen, dass eine DNA-Analyse von Tumorzellen, nur SELEKTIV gemacht wird. D.h. man kann durchaus danabenstechen bzw. die "falschen" Tumorzellen für die Auswertung benutzen.
                              Da bei der Tur-P durch Resektion die beiden Lappen - oder auch Mittelteil ( Transitionalzone - ausgeschält/ausgehobelt werden, fallen hier Resektionsspäne an. Man kann natürlich nicht alle Resektionsspäne auf die Objektträger bringen. Hier ist also schon eine gewisse Selektion erforderlich.
                              Ganz findige bringen auf die Objektträger an allen Seiten so viel Untersuchungsmaterial auf, dass viel Untersuchungsmaterial dem Pathologen zur Verfügung steht.

                              Je weniger Material, umso geringer die Chancen einer objektiven Bestimmung. Das subjektive Element der Selektion läßt sich ja bekanntlich dadurch objektivieren, dass man das Untersuchungsmaterial sowohl vom Ort als auch von der Menge kenntlich macht und durch Quantität erhöht.

                              Geht der Operateur - so weit als möglich - an den Kapselrand erhöht sich auch die Aussage in Bezug der peripheren Zone.
                              Nicht umsonst habe ich die Tur-P gleich mit einer Hifu gemacht, wohlwissend hier im experimentellen Bereich mich zu befinden.

                              Was solls, der Erfolg ist jedenfalls - bei meiner Prostata - nach mehreren Pet/Colin/F18/Ct nicht mehr weg zu diskutieren.

                              Da in der derzeitigen Praxis die Tumormassenreduzierung immer noch nicht akzeptiert scheint und diese von @Hvielemi noch einmal eingestellte Erkenntnis hier noch einmal vorgestellt wird zur Tumormassenreduzierung, ist festzustellen, dass diese Erkenntnis - als experimentell angesehen - und schnell auf dem Altar der systemisch Erkrankten geopfert wird.
                              D. h. nichts Anderes, dass bei systemisch Erkrankten Tumormassenreduzierung als nicht erforderlich angesehen wird.

                              Statt dessen eine ADT angeboten wird, die nur noch eine palliative Wirkung auf Zeit entwickelt, wohlwissend, dass diese Therapie Tumorzellen/Gewebe schneller entdifferenziert und die Kastrationsresistenz größenteils Therapieinduziert ist.

                              Da der von @Reinardo eingestellt Thread der DNA-Z. zur Verlaufskontrolle durch die Feinnadelaspiration ein geeignetes Mittel zur Veränderung darstellt, haben wir ja - und wird noch - hinlänglich diskutiert.
                              Aber welche Therapieveränderungen werden die neuen Erkenntnisse - evtl. bei Erhöhung der Malignität - dann erbringen?

                              Grüsse
                              Hans-J.
                              Mein PK Verlauf unter: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=96

                              Kommentar

                              Lädt...
                              X