Hallo, ich hätte eine Frage zu der Entwicklung des PSA Wertes nach der Komplettentfernung der Prostata bei meinem Vater. Am 16.09.2009 wurde bei ihm die Prostata entfernt. Das Total PSA Wert war damals 5,56, der Gleason Score 4+3=7. Er ist 1935 geboren. Die Ergebnisse der Biopsie habe ich leider nicht... Das sind die Entwicklungen der PSA Werte nach der Operation (alles TOTAL PSA Werte): 28.10.2009 --> 0,003; 23.11.2009 --> 0,001; 19.03.2010 --> 0,002; 21.07.2010 --> 0,002; 21.10.2010 --> 0,009; 21.01.2011 --> 0,014; 06.04.2011 --> 0,020; 13.07.2011 --> 0,022; 02.11.2011 --> 0,042; 19.03.2012 --> 0,073; 11.09.2012 --> 0,118; 12.02.2013 --> 0,170 (Free PSA 0,009, Ratio PSA 0,053). Was kann man aus der Entwicklung der Werte "rauslesen"? Ist das alles noch im "Normalbereich" oder gibt es einen Grund zur Sorge? Er hat keine weiteren Therapie gehabt (keine Strahlentherapie, keine Hormonbehandlung etc.). Vielen Dank im Voraus für jede Beratung. Gruß Nenad
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Keine Ankündigung bisher.
PSA Wert Entwicklung nach der Prostatakomplettentfernung
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Rezidiv?
Zitat von nenino Beitrag anzeigenDas sind die Entwicklungen der PSA Werte nach der Operation (alles TOTAL PSA Werte):
28.10.2009 --> 0,003;
23.11.2009 --> 0,001;
19.03.2010 --> 0,002;
21.07.2010 --> 0,002;
21.10.2010 --> 0,009;
21.01.2011 --> 0,014;
06.04.2011 --> 0,020;
13.07.2011 --> 0,022;
02.11.2011 --> 0,042;
19.03.2012 --> 0,073;
11.09.2012 --> 0,118;
12.02.2013 --> 0,170 (Free PSA 0,009, Ratio PSA 0,053).
Ist das alles noch im "Normalbereich" oder gibt es einen Grund zur Sorge?
Ja, das ist leider alles im "Normalbereich", was durchaus Grund zur Sorge ist:
Bei vielen Operierten verbleiben Tumorzellen im Körper, sodass sich
nach einiger Zeit einzelne Krebszellen wieder teilen, was sich in
steigenden PSA-Werten zeigt. Schon bald wird der PSA-Wert Deines Vaters
0.2 ng/ml erreichen, also die Schwelle, ab der man von einem "Rezidiv"
spricht, das der sorgfältigen Überwachung und gegebenenfalls auch der
Therapie bedarf, und auch der tiefe Anteil fPSA gibt leider keine Entwarnung.
Ihr, also Dein Vater und Du, solltet nun die Patientenleitlinie II studieren.
Diese sagt zum Rezidiv auf Seite 62:
Rezidiv
Wenn im Verlaufe der Nachkontrollen der PSA-Wert ansteigt, kann das
ein Anzeichen dafür sein, dass der Tumor wieder wächst. Der Arzt spricht
dann von einem Rezidiv. Je nach Behandlung erleiden etwa fünf von zehn
Männern mit einem Tumor der Kategorie cT3 ein Rezidiv. Die Leitlinie
definiert es wie folgt:
• wenn nach radikaler Prostatektomie der PSA-Wert auf mehr als
0,2 ng/ml ansteigt (bestätigt durch eine zweite Messung);
zu schnell, um einfach zu beobachten, denn in den letzten beiden Jahren hat sich der
Wert in jeweils weniger als einem Jahr verdoppelt.
Auch der Gleason-Grad 7 könnte Grund für eine Therapie sein.
Die allfällige Therapie oder Überwachung kann grundsätzlich verschieden aussehen,
je nachdem, ob das Rezidiv lokal begrenzt oder weiter gestreut sei.
Das herauszufinden ist der nächste Schritt, der bei Deinem Vater nun ansteht.
In Frage kommen gegebenenfalls wohl jene Therapien, die Du bereits erwähnt hast:
Er hat keine weiteren Therapie gehabt (keine Strahlentherapie, keine Hormonbehandlung etc.).
und darauf gründend die richtige Therapie bzw. die richtige Strategie der Überwachung.
Carpe diem!
HvielemiMeine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.
[1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
[2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
[3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
[4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
[5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017
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Wenn man das Ganze mal grafisch betrachtet, könnte eine therapielose Weiterentwicklung irgendwo sich zwischen den beiden Geraden bewegen.
Die schwarze Linie ist eine Hochrechnung auf Basis aller PSA-Werte, die grüne Linie auf Basis der Werte des letzten Jahres.
Während der schwarze Verlauf durchaus in problematische Tumorvolumina führt, könnte bei grünem Verlauf in 5 Jahren immer noch vom Körper tolerierbares Tumorvolumen vorliegen - wenn nichts plötzlich aus dem Ruder läuft.
Mit Therapien kann man die Entwicklung noch ein ganzes Stück in die Länge ziehen.
Gruß Ludwig
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Wer weiss das?
Zitat von nenino Beitrag anzeigenWas kann man zu den Lebenserwartungen zu den einzelnen Therapien die für meinen Vater in Frage kommen könnten sagen?
Erst mal müsste man eine Aussage machen können, wie lange denn Dein Vater OHNE Therapie leben würde und, ganz besonders wichtig, ob er überhaupt an Prostatakrebs sterben würde oder an was anderem.
Liegt ein Lokalrezidiv vor, oder Metastasen?
Wer weiss das?
Vielleicht käme ja im Falle eines Lokalrezidivs eine Salvage-Bestrahlung in Frage.
Dazu sagt die Patientenleitlinie II:
Vier bis acht von zehn Männern erleiden nach der Salvage-Bestrahlung
ein erneutes Rezidiv oder ein Fortschreiten der Krankheit.
Die krebsspezifische Lebenserwartung ist lange, wenn Heilung erreicht wird, sonst weniger lang.
Ob dein Vater zu der einen oder anderen Gruppe gehöre?
Wer weiss das?
Die Leitlinie enthält auch diesen schönen Satz zum Hormonentzug (Seite 48):
Das ist nach durchschnittlich zwei Jahren der Fall, ist aber von Mann zu Mann sehr unterschiedlich
Tja, wer weiss das?
(Ich weiss es auch von mir selbst nicht, aber die zwei Jahre hab ich schon gerissen ...)
Ich will nicht Verunsicherung streuen, aber wir alle leben mit dieser Unsicherheit.
Fast alle hier haben Therapieentscheidungen getroffen, ohne zu wissen, ob das
erwünschte Ziel erreicht werde. Auch Dein Vater (RPE).
Die Entscheidungshilfen sind meist statistischer Art, entscheiden tun wir aber
für unseren einmaligen Einzelfall ...
Jetzt also erst mal weiter in der Diagnostik, dann Therapievorschläge abwägen
und erst dann entscheiden, ob und was gemacht werden soll.
Auch mit Krebs bleibt die Frage nach dem Ende offen!
Carpe diem!
Hvielemi
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Tu ne quaesieris (scire nefas) quem mihi, quem tibi
finem di dederint, Leuconoe, nec Babylonios
temptaris numeros. Ut melius quicquid erit pati!
Frage nicht (denn eine Antwort ist unmöglich), welches Ende die Götter mir, welches sie dir,
Leukonoe, zugedacht haben, und versuche dich nicht an babylonischen Berechnungen!
Wie viel besser ist es doch, was immer kommen wird, zu ertragen!
Das spendet zwar keinen Trost, hilft aber, einzuordnen.Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.
[1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
[2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
[3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
[4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
[5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017
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Hallo Nenad,
es besteht mit Sicherheit jetzt kein Grund zur Panik und Ihr könnt in aller Ruhe abwägen, was gemacht werden könnte.
Der sehr langsame PSA-Anstieg deutet auf ein Rezidiv in der Prostataloge hin, Metastasen haben i.A. eine größere Dynamik.
Dein Vater ist jetzt ca. 78. Wir kennen aber seinen Allgemeinzustand nicht, manche sind da noch topfit, andere schon sehr angeschlagen. Das ist ein wichtiges Kriterium für die Wahl der Therapie.
Die "härteste" wäre wohl eine Bestrahlung. Obwohl mit den Geräten der neueren Generation die Nebenwirkungen erheblich verringert wurden, kann es von Fall zu Fall aber doch zu Problemen kommen.
Eine Hormonblockade ist unkritischer. Es treten bei manchen Männern zwar auch erhebliche Nebenwirkungen auf, doch klingen die auch schnell wieder ab, wenn man die Therapie abbricht. (Am Anfang kann oder sollte man 1-Monats-Spritzen verabreichen lassen). Man kann die HB in einigen verschiedenen Varianten durchführen und die Krankheit damit auch über längere Zeiträume unter Kontrolle halten.
Am geringsten sind die Nebenwirkungen bei Anwendung der Casodex-Tablette, die die Testosteron-Rezeptoren der Prostatatakrbszellen besetzt und damit das Wachstum behindert. Auch diese Variante kann geraume Zeit wirken.
Die Zeitdauer der Wirksamkeit medikamentöser Therapien ist aber auch sehr verschieden, je nachdem welche individuelle Biologie das PCA hat. Allerdings liefert auch eine Bestrahlung nur etwa eine 50%-ige Sicherheit.
Bei einem Gleason von 4+3 wäre es durchaus in Erwägung zu ziehen, die Proben des damals entnommenen Prostatagewebes bei einem Referenzpathologen nochmals untersuchen zu lassen. Es könnten dann noch div. Marker bestimmt werden, die weiteren Aufschluß über die Agressivität des PCA's liefern. Das ist sehr leicht durchführbar und liefert eine wichtige Entscheidungsgrundlage für die anzustrebende Therapie.
Grüße,
Peter
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Sachgerechter Rat aus eigener Erfahrung - Mosaiksteinchen
Hallo Peter,
vielen Dank für deinen Beitrag, gerichtet an Nenad.
Es tut gut, wenn am Monatsanfang ein Rat in diesem ruhigen Ton erfolgt.
Dein Vater ist jetzt ca. 78. Wir kennen aber seinen Allgemeinzustand nicht, manche sind da noch topfit, andere schon sehr angeschlagen. Das ist ein wichtiges Kriterium für die Wahl der Therapie.
Dieses Forum ist unverzichtbar. Dabei spielt jede Schilderung eine individuelle Rolle. Und jedes Mosaiksteinchen kann für den Hilfesuchenden ein Beitrag zur Bewältigung der als bedrohlich empfunden Krebskrankheit sein. Wobei immer klar sein muß, Einzelfallschilderungen - in der Medizin - sind statistisch nicht verwertbar. Weil die Voraussetzungen nicht übereinstimmen.
Es ist beklagenswert, dass bestimmte Mitglieder sich selbst bzw. einzelne Beiträge zurückziehen müssen. Schade.
Winfried
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Zitat von W.Rellok Beitrag anzeigenvielen Dank für deinen Beitrag, gerichtet an Nenad.
Es tut gut, wenn am Monatsanfang ein Rat in diesem ruhigen Ton erfolgt.
Und jedes Mosaiksteinchen kann für den Hilfesuchenden ein Beitrag zur Bewältigung der als bedrohlich empfunden Krebskrankheit sein.
Es ist gut, dass er für Nenad dieses wichtige 'Mosaiksteinchen' hinzufügt, das ich meinerseits vernachlässigt hatte:
Zitat von PeterPDer sehr langsame PSA-Anstieg deutet auf ein Rezidiv in der Prostataloge hin, Metastasen haben i.A. eine größere Dynamik.
Hvielemi / Konrad
PS:
Dem Bedauern über z.B. Schorschels und Martins Rückzug schliesse ich mich an.
Ich hoffe, dass nun genug Trophäen im Jagdzimmer hängen und diese
personenbezogenen Beiträge der Sachdiskussion weichen, bzw. diese nicht
mehr derart überdecken, dass sie unsichtbar wird.Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.
[1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
[2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
[3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
[4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
[5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017
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Hallo Peter, vielen Dank für die aufmunternden Worte. Natürlich danke ich auch allen anderen die sich zum Thema gemeldet haben. Mein Vater ist zwar stark inkontinent, hat sich aber damit abgefunden und versucht damit zu leben. Natürlich ist dies nicht angenehm und es verlangt Einiges von ihm aber damit kommt er zurecht. Sein allgemeiner körperlicher Zustand ist eher sehr gut da er sehr aktiv ist und z.B. gerne im Garten arbeitet. Er zwar sehr nervös im allgemeinen, er hat ab und zu Probleme mit dem Bluthochdruck aber sonst würde ich mal sagen er hält sich gut für sein Alter. Damals nach der Operation hat er sich ziemlich schnell erholt, bis auf die Inkontinenzproblematik. Die Operation ist in Sarajevo, Bosnien durchgeführt worden bei einem Arzt der lange Zeit in Deutschland gelebt und gearbeitet hat und in Bosnien sehr anerkannt ist. Leider habe ich die Ergebnisse der Biopsie nicht. Diese scheinen verloren gegangen zu sein als er bei seinem letzten Arztbesuch vor sogenannte Kommission erscheinen sollte. Ich muß der Sache nachgehen. Im Moment kann ich aber nicht mehr dazu sagen. Gruß Nenad
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Hallo Nenad,
Schmerzen durch den Krebs selbt treten erst in einem späteren Stadium der Krankheit auf, wenn sich im Skelett größere Metastasen gebildet haben. Dann sind Schmerzmittel erforderlich. Bei unentdeckter Krankheit merken die Männer manchmal überhaupt nichts, bis plötzlich massive Rückenprobleme auftreten, weil ein betroffener Rückenwirbel zusammenbricht. Dann liegen meist aber auch PSA-Werte im hohen 2-stelligen bis zum 3-stelligen Bereich vor.
Es besteht also bei Deinem Vater noch kein Grund zur Beunruhigung.
Außerdem werden auch Knochenmetastasen durch eine Hormonblockade in einen Ruhezustand versetzt oder können durch Bestrahlung relativ leicht bekämpft werden. Zum Schutz der Knochen setzt man auch Bisphosponate ein. Bei mir wurden z.B. 2008 ein Lendenwirbel und 2011 zwei Brustwirbel bestrahlt.
Viele Grüße,
Peter
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