Hallo:-
Dass die Berliner Zeitung in Sachen Prostatakrebs über ein paar kluge Köpfe verfügt, ist mir schon beim 5. Berliner Krebsaktionstag am 25.2.2011 aufgefallen. In der heutigen Kolumne fndet sich ein Kommentar von Karl-Heinz Karlsch über das Krebs-Screening, auch "Vorsorge" oder "Krebsfrüherkennung" genannt. Die Berliner Zeitung kostet 1 Euro (billiger ist nur der Berliner Kurier, der mit 70 Cent allerdings schon überbezahlt ist). Politisch steht die Berliner Zeitung links, neigt daher zu Einseitigkeiten, aber die Zeitung informiert sehr gut, auch überregional, und hat, was Prostatakrebs betrifft, offenbar einen Goldfisch in ihrem Redaktionsteam.
"Die Zahl der Mediziner wächst, die vor den weltweit wuchernden Screening-Programmen gegen alle möglichen Krebsarten warnen. Entsteht da viel mehr Schaden als Heilung? Vor allem bei Brust- und Prostatakrebs entdecken die Ärzte oft Geschwulste, die nie im Leben der Patienten auffällig geworden wären. So wird durch das Screening viel zu oft operiert. Ärzte treiben unzählige Menschen durch einen angstauslösenden Diagnose-Marathon. Nach einer Prostata-OP etwa sind Männer häufig impotent und/oder inkontinent, die Lebensqualität ist zerstört. Inzwischen liegen größere Studien vor. Sie zeigen, dass in gescreenten Gruppen die Todesrate teilweise höher liegt als in Vergleichsgruppen, die nicht zur Vorsorge gegangen sind. Das Bedrückende ist, dass all das Sratistik ist. Da mag der eine oder andere vom Krebs geheilt worden sein. Dafür wurden fünf oder sechs unsinnig operiert und noch viel mehr durch den Verdacht in Angst und Schrecken versetzt. Allein für die USA wird geschätzt, dass jährlich rund 30.000 Menschen nicht an ihrer Krankheit sterben, sondern an den Folgen überaggressiver Therapien. - Und was mache ich? Meine Darmkrebsvorsorge gilt als Paradebeispiel einer komplikationsarmen Untersuchung. Interessanterweise werden die Zwischenfälle stets auf 1.000 Untersuchte angegeben. Da sind ernsthafte Komplikationen wie Darmperforationen mit 0,8 fast nichts. Auf 100.000 Menschen hochgerechnet sind das aber 80 Perforationen. Hinzu kommen 20 Herzinfarkte. Ist das vertretbar bei 63 Darmkrebsfällen bei Männern und in 40 bei Frauen, die auch mit einem Stuhltest entdeckt werden können?"
Soweit auszugsweise die Kolumne. Am Schluss die Gretchenfrage: Würdest Du, würde ich den eigenen Sohn zur Prostatakrebs-Vorsorge schicken? Riskieren, dass er bei positivem Befund in eine Spirale grober, gefährlicher, oft ungenauer Diagnostik und die Lebensqualität möglicherweise auf Lebenszeit zerstörender Therapien geraten könnte?
Gruß, Reinardo
PS. Das Thema wurde in einer Sendung des rbb Fernsehens, Kontraste, am 27.5.2013 behandelt und hat zu einer heftigen Reaktion der Deutschen Gesellschaft für Urologie geführt, sekundiert durch eine Brief des Bundesverbandes Prostatakrebs Selbsthilfe an den Programmdirektor. Erst am Schluss des Briefes steht der eigentlich wichtigste Satz: "Nicht der PSA-Test ist problematisch, aber der Umgang mit seinen Ergebnissen kann es sein". http://www.prostatakrebs-bps.de/inde...879&Itemid=260
Dass die Berliner Zeitung in Sachen Prostatakrebs über ein paar kluge Köpfe verfügt, ist mir schon beim 5. Berliner Krebsaktionstag am 25.2.2011 aufgefallen. In der heutigen Kolumne fndet sich ein Kommentar von Karl-Heinz Karlsch über das Krebs-Screening, auch "Vorsorge" oder "Krebsfrüherkennung" genannt. Die Berliner Zeitung kostet 1 Euro (billiger ist nur der Berliner Kurier, der mit 70 Cent allerdings schon überbezahlt ist). Politisch steht die Berliner Zeitung links, neigt daher zu Einseitigkeiten, aber die Zeitung informiert sehr gut, auch überregional, und hat, was Prostatakrebs betrifft, offenbar einen Goldfisch in ihrem Redaktionsteam.
"Die Zahl der Mediziner wächst, die vor den weltweit wuchernden Screening-Programmen gegen alle möglichen Krebsarten warnen. Entsteht da viel mehr Schaden als Heilung? Vor allem bei Brust- und Prostatakrebs entdecken die Ärzte oft Geschwulste, die nie im Leben der Patienten auffällig geworden wären. So wird durch das Screening viel zu oft operiert. Ärzte treiben unzählige Menschen durch einen angstauslösenden Diagnose-Marathon. Nach einer Prostata-OP etwa sind Männer häufig impotent und/oder inkontinent, die Lebensqualität ist zerstört. Inzwischen liegen größere Studien vor. Sie zeigen, dass in gescreenten Gruppen die Todesrate teilweise höher liegt als in Vergleichsgruppen, die nicht zur Vorsorge gegangen sind. Das Bedrückende ist, dass all das Sratistik ist. Da mag der eine oder andere vom Krebs geheilt worden sein. Dafür wurden fünf oder sechs unsinnig operiert und noch viel mehr durch den Verdacht in Angst und Schrecken versetzt. Allein für die USA wird geschätzt, dass jährlich rund 30.000 Menschen nicht an ihrer Krankheit sterben, sondern an den Folgen überaggressiver Therapien. - Und was mache ich? Meine Darmkrebsvorsorge gilt als Paradebeispiel einer komplikationsarmen Untersuchung. Interessanterweise werden die Zwischenfälle stets auf 1.000 Untersuchte angegeben. Da sind ernsthafte Komplikationen wie Darmperforationen mit 0,8 fast nichts. Auf 100.000 Menschen hochgerechnet sind das aber 80 Perforationen. Hinzu kommen 20 Herzinfarkte. Ist das vertretbar bei 63 Darmkrebsfällen bei Männern und in 40 bei Frauen, die auch mit einem Stuhltest entdeckt werden können?"
Soweit auszugsweise die Kolumne. Am Schluss die Gretchenfrage: Würdest Du, würde ich den eigenen Sohn zur Prostatakrebs-Vorsorge schicken? Riskieren, dass er bei positivem Befund in eine Spirale grober, gefährlicher, oft ungenauer Diagnostik und die Lebensqualität möglicherweise auf Lebenszeit zerstörender Therapien geraten könnte?
Gruß, Reinardo
PS. Das Thema wurde in einer Sendung des rbb Fernsehens, Kontraste, am 27.5.2013 behandelt und hat zu einer heftigen Reaktion der Deutschen Gesellschaft für Urologie geführt, sekundiert durch eine Brief des Bundesverbandes Prostatakrebs Selbsthilfe an den Programmdirektor. Erst am Schluss des Briefes steht der eigentlich wichtigste Satz: "Nicht der PSA-Test ist problematisch, aber der Umgang mit seinen Ergebnissen kann es sein". http://www.prostatakrebs-bps.de/inde...879&Itemid=260
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