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Drei Musketiere im Kampf gegen den Prostatakrebs

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    Drei Musketiere im Kampf gegen den Prostatakrebs

    Unter dieser etwas merkwürdigen Überschrift fand ich einen Artikel auf einer von mir gern besuchten norwegischen populärwissenschaftlichen Webseite (vergleichbar "bild der Wissenschaft". Der Artikel war gleichlautend auch auf mindestens einer anderen norwegischen Webseite, so dass ich hoffe, dass er nicht urheberrechtlich geschützt ist. Ich habe ihn mit einer kleinen Auslassung (eines Abschnittes, der zur eigentlichen Story nichts beitrug) nachstehend übersetzt. Ich hätte den Text sicher noch editieren und straffen können, aber ich denke, dass er auch so verständlich ist:

    Die Menge dreier Proteine kann anzeigen, welche Prostatakrebspatienten das höchste Risiko für einen Rückfall haben und damit einer besonderen Behandlung bedürfen. Darüberhinaus können sie selbst das Ziel neuer Behandlungen sein.

    Prostatakrebs ist die häufigste Krebsform und die zweithäufigste Todesursache bei Männern in Europa und den USA. Wir wissen immer noch nicht in allen Einzelheiten, wie sich Prostatakrebs entwickelt. Aber eine Sache, die wir wissen ist, dass Prostatakrebs von Testosteron abhängig ist.

    Professor Fahri Saatcioglu vom Institut für Biowissenschaft, Universität in Oslo (UiO) untersucht seit über 15 Jahren den Prostatakrebs auf zellulärer und molekularer Ebene, und noch länger interessiert er sich dafür, wie Hormone auf die Zellen unseres Körpers einwirken. "Als sich zeigte, dass das Testosteron beim Prostatakrebs eine wichtige Rolle spielt, war ich schnell tief in dieses Feld eingebunden", sagt Saatcioglu.
    ...
    Unterschiedliche Behandlung des einzelnen Patienten
    Abhängig vom Typus des Prostatakrebses gibt es verschiedene Behandlungsformen mit unterschiedlichen Ergebnissen. Für nicht gestreuten Prostatakrebs ist die chirurgische oder die Strahlenbehandlung die erste Wahl. Dort ist das Ansprechen auf die Behandlung sehr gut. Für Prostatakrebspatienten, bei denen der Krebs gestreut hat, wählt man die Hormonbehandlung. Das Ansprechen auf die Behandlung ist meistens gut, zumindest anfangs. Bei den meisten Patienten kehrt der Krebs leider nach zwei bis drei Jahren zurück. Und dieses Mal ist er gerne widerstandsfähig gegen die Hormonbehandlung. Einen solchen Prostatakrebs nennen wir CRPC, vom englischen “castration resistant prostate cancer”.

    Es ist also wichtig zu wissen, wer das Risiko für einen Rückfall hat und wer nicht. "Auf diese Weise können wir die Überbehandlung von Patienten vermeiden, die ein niedriges Risiko für einen Rückfall haben, und die Behandlung für diejenigen maximieren, die es wirklich benötigen", sagt Saatcioglu.

    Die drei Musketiere
    Als Ergebnis einer von Saatcioglus Forschungsgruppe durchgeführten umfassenden Studie wurden drei Proteine nachgewiesen, die dazu beitragen können, die Patienten mit dem höchsten Rückfallrisiko auszufiltern. "Wir wiesen zunächst nach, dass die Proteine hormonreguliert waren, und dass zwei von ihnen sehr spezifisch für die Prostata waren", sagt Saatcioglu. Ihre Bedeutung für den Prostatakrebs geht nämlich deutlich aus den Ergebnissen der Hormonbehandlung hervor. Die Menge der Proteine sank nach der Behandlung, stieg aber nach dem Rückfall der Erkrankung wieder.

    "Als wir herausfanden, dass sie für das Wachstum der Prostatakrebszellen wichtig waren, und gleichzeitig die deutlich höhere Bedeutung im Vergleich zur normalen Prostata aufzeigten, erkannten wir, dass sie als potenzielle Marker oder als therapeutische Ziele dienen könnten", fügt er hinzu.

    Einer für alle, und alle gegen den Prostatakrebs
    Professor Saatcioglu erläutert, dass die Proteine KLK4, STAMP1 und STAMP2 gemeinsam die zentralsten Signalwege regulieren, die uns im Zusammenhang mit Prostatakrebs bekannt sind. Alle drei Proteine fungieren als Botenstoffe. KLK4 überträgt Signale zwischen den Prostatazellen und fordert sie auf, sich zu teilen und zu wachsen. STAMP1 und STAMP2 übertragen Informationen zwischen unterschiedlichen Teilen der Zellen und machen sie für andere interne Signale bezüglich eines Zellschadens und daraus zu folgerndem Zellselbstmord unempfänglich. Es ist dieser zelluläre Selbstmordmechanismus, der dafür sorgt, dass in unserem Körper beschädigte Zellen repariert oder ersetzt werden. Sein Wegfall ist häufig einer der Hauptmechanismen für die Entwicklung von Krebs, der durch unkontrolliertes Zellwachstum charakterisiert ist.

    "Die drei Proteine zu studieren kann uns einerseits mehr Information darüber geben, wie Prostatakrebszellen wachsen und überleben. Andererseits haben wir, indem wir ihre Funktion zerstören, eine Möglichkeit, das Wachstum der Geschwulst zu hemmen", macht Saatcioglu deutlich.

    Die drei Proteine liegen in Krebszellen in höherem Grad vor als es in normalen Zellen der Fall ist. Das bedeutet, dass man sie man sie dazu verwenden kann, aggressiven Krebs nachzuweisen. Je mehr Proteine, desto mehr Krebszellen und desto weiter fortgeschritten sind die Geschwülste.

    "Da jedes von ihnen auf eigene Weise unterschiedliche 'Aspekte der Signalwege beim prostatakrebs beeinflusst, glauben wir, dass eine neue Therapie sich gegen alle drei richten muss. Es ist auch möglich, dass das Hemmen der drei Proteine die Wirkung anderer Behandlungen gesteigert werden kann", erläutert Saatcioglu.

    Entwicklung eines neuen Medikaments
    Es ist allerdings nicht leicht, eine gegen diese drei Proteine gerichtete Behandlung zu entwickeln, da alle drei in einen Reihe von Prozessen eingebunden sind, die die auch für die Funktionalität normaler Zellen eine Bedeutung haben. Saatcioglu und seine Gruppe verscuhten darum eine neue Herangehensweise an die Behandlung. "Das bis jetzt vielleicht Spannendste an unserer Entdeckung ist, dass wir an zwei unabhängigen Mausmodellen des menschlichen Prostatakrebses eine Methode zur Unterdrückung der Exprimierung von zweien dieser Proteine entwickelt haben. Nach einigen Wochen weisen die behandelten Geschwülste einen Rückgang auf, und in einigen Fällen verschwinden sie vollständig, während Kontrollgeschwülste weiterwachsen", sagt Saatcioglu.

    Bevor die Ergebnisse schließlich klinisch genutzt werden können, muss die neue Methode an Material von Patienten getestet werden. Die UiO-Forscher haben sich für einen relativ neue Technologie entschieden, die es ermöglicht, das Gewebe des Patienten im Labor zu kultivieren. Wenn die Ergebnisse ebenso positiv wie die Versuche an Mäusen sein sollten, wird eine klinische Erprobung der nächste Schritt sein.

    Quellen:
    Jin, Saatcioglu et al.: Molecular circuit involving kallikrein 4 integrates androgen and mTOR signaling in prostate cancer, PNAS, 2013 Jul 9;110(28), doi: 10.1073/pnas.1304318110.

    (Übersetzt aus "Tre musketerer i kampen mot prostatakreft", www.forskning.no, 6. November 2013).

    Ralf
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