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Berlin/Mannheim. Menschen, die eine Operation vor sich haben, wünscht man gerne, dass "der Chirurg gut drauf ist". Die aufmunternden Worte sind allerdings nur die halbe Wahrheit. Alle Mitarbeiter einer Klinik sollten immer nur gute Tage haben, denn an ihrem Arbeitsplatz ist der Grat zwischen Leben und Tod ein schmaler. Selbst nach Routineeingriffen lauern genug Gefahren, die einen Patienten trotz erfolgreicher OP ins Jenseits befördern können - antibiotikaresistente Erreger sind nur die berüchtigtsten.
Es ist eine pointiert formulierte Bestandsaufnahme ohne neue Inhalte - doch das Echo ist gewaltig. Der Krankenhaus-Report rückt nicht nur eines der großen Sorgenkinder im Gesundheitswesen ins Licht der Öffentlichkeit, sondern legt auch den Finger in offene Wunden, die zwar seit Jahren bekannt, aber bis heute nicht geschlossen sind. Weil sie gerne übersehen werden, und weil keiner der Beteiligten im Gesundheitswesen den Königsweg zur Besserung des Klinikalltags kennt.
wie sollte sonst das Echo ausfallen wenn man in einem hochentwickelten Industriestaat an einer seiner Säulen wackelt.
Seit mehreren Jahren liefern sich große Klinikkonzerne eine erbitterliche Übernahmeschlacht für Filetstücke im Kliniksektor. Ganz im Sinne der kanppen kommunalen Kassen werden immer mehr Kliniken privatisiert. Mit fatalen Folgen, da Investitionen sich rentieren müssen mutiert der Klinikalltag zum big business. Da werden falsche Anreize geboten wie Gewinnbeteiligungen für Chefärzte wenn diese die Fallzahlen pushen. Das alles zu lasten des Klinikbetriebes und des sonstigen Personals, das damit beauftragt ist zu heilen und zu pflegen. Für Operationen gibt es Zeiteinheiten und die Auslastung der Räumlichkeite wird entsprechend getaktet. Wehe wenn die Anatomie des Patienten es anders will, entsteht automatisch Druck bei dem Team, da diese dann riskieren auch noch 22:00 Uhr am Tisch zu stehe, anstatt um 17:00 Uhr Feierabend zu machen, damit diese dann wieder am Folgetag um 06:00 Uhr frisch auf der Matte stehen können.
Das Personal auf Intensivstationen wird am Aufwand der Zahnpflege bei den Patienten bemessen (Plakativ gesehen) und ist chronisch unterbesetzt. Da kann dann mal schnell die Händedesinfektion vergessen werden wenn beim nächsten Patienten der Alarm einen Herzstillstand verkündet und zeitglich ein anderer Patient genauso Schwierigkeiten bereitet.
Wer ist Schuld an der Misere? Eine Schieflage bei den Finanzen? Ein profitabler Klinikbetrieb? Chefärzte die gerne ihr Konto füllen? Personal das für ihre Arbeit am Limit eine entsprechende Vergütung fordert?
Eine Mitschuld liegt auch bei den Patienten selbst, die sich von Hochglanzprospekten bzw. gut gemachten Homepages beeindrucken lassen, denen Full HD Entertainment mit WLAN am Krankenbett, Ledersessel und Essen mit Sternecharakter lieber ist als Personal mit zufriedenen Arbeitsbedingungen.
Sollte also nicht generell ein Umdenken stattfinden und Krankenhäuser wieder zu ihren eigentlichen Aufgaben zurück finden, nämlich Kranke zu heilen und zu pflegen ohne einem wirtschaftlichen Druck zu unterliegen, wird sich nichts ändern, sondern schlechter werden. Es wird zukünftig immer schwieriger werden Personal zu finden das unter wirtschaftlichem Druck zu Minimalkonditionen und schlechten Arbeitsbedingungen für ihre Mitmenschen Dienst leisten will. Es muss in Folge immer mehr Personal im Ausland rekrutiert werden und dann wird es noch schwieriger werden wenn Patienten, Ärzte und Pflegekräfte unterschiedliche Sprachen sprechen.
hier mal ein paar Zeilen aus der Sicht eines Klinik-Mitarbeiters.
"Wenn du im Recht bist, kannst du dir leisten, die Ruhe zu bewahren, und wenn du im Unrecht bist, kannst du dir nicht leisten, sie zu verlieren"
(Mahatma Gandhi)
Eine Mitschuld liegt auch bei den Patienten selbst, die sich von Hochglanzprospekten bzw. gut gemachten Homepages beeindrucken lassen, denen Full HD Entertainment mit WLAN am Krankenbett, Ledersessel und Essen mit Sternecharakter lieber ist als Personal mit zufriedenen Arbeitsbedingungen.
...dies ist in jeder Würstelbude zu bewerkstelligen, aber
lieber ist als Personal mit zufriedenen Arbeitsbedingungen.
das geht halt nicht mehr so leicht.
Der liebe Verbraucher hatte ja vorher den Testbericht gelesen im Testheft der Stiftung Warentest oder sogar beim ADAC.
Also, diese ganzen Testberichte - ob von ADAC, AOK bis zum ZK - ich bin skeptisch.
Zu den Arbeitsbedingungen in privatisierten Kliniken gab es vergangene Woche eine ganz interessante Reportage im WDR.....
Im Extremfall ist es vorgekommen, dass Stationspersonal hochinfiziöse Patienten (MRSA war auch ein Thema...) nur selten in den Zimmern aufgesucht haben, weil es den Zeitaufwand des Umkleidens, Desifizierens etc. nicht unterbringen konnte..
Wen es interessiert wie eine Optimierung der OP Abläufe aussieht kann sich mal hier http://www.bdc.de/index_level3.jsp?d...form=Dokumente einlesen. Nur um einen Eindruck zu bekommen an welchen Schrauben gedreht werden um den Profitcenter OP zu optimieren. (Nachtrag: Wer glaubt die hier aufgeführte und erziehlte Zeiteinsparung dient wirklich einem freien Tag, liegt falsch!)
Bei allem Pessimismus gibt es aber auch noch vorbildliche Arbeitgeber auf diesem Sektor. In der Regel sind diese bei den Berufsgenossenschaften zu finden. Hier im vorderpfälzischen Raum haben wir eine große Traumaklinik die den Spagat zu mitarbeiterfreundlichen Optimierungen ihres Betriebes bewältigt hat. Neben korrekter Bezahlung, internen Work-Life-Balance Maßnahmen und vorbildlichen Sozialleistungen wird hier ein optimales Arbeitsumfeld geboten. Die Klinik hat den Vorteil sich eben auch aus Pflichtbeiträgen zu finanzieren.
Geht man davon aus, dass eine OP-Minute 7,-€ kostet
Hallo Tom,
du berichtest aus den Maschinenräumen. Danke.
Geht man davon aus, dass eine OP-Minute 7,-€
kostet, ergibt sich aus einer Reduktion der Wechselzeit um 25 Minuten eine
Zeitersparnis im Wert von etwa 132 T€/anno, sowie eine Anhebung des „Umsatzes“
um 20 bis zu 50 Prozent. Natürlich muss sich mehr Personal um die jeweiligen
Patienten kümmern, dessen Finanzierung aber durch diesen optimierten Prozess und
damit verbundene Mehrwerte gesichert ist.
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