Endlich "richtig" Rentner und dann kommen solche Gedanken wie es wohl "weitergeht"...
Mit Anfang 50 auf der Karriereleiter mehr erreicht, als ich mir ehedem (als 15jähriger Schlosserlehrling) vorzustellen wagte, durch den plötzlichen, stressbedingten Tod eines gleichaltrigen Mitstreiters als Mitfünfziger aufgeschreckt und den Entschluss gefasst, auf dem vermeintlich beruflichen Höhepunkt aufzuhören. Sozioökonomisch „gut aufgestellt“, privatisierte ich mit 57, endlich wieder „frei“ (in den Grenzen des Familienlebens), selbstbestimmte „Zeitplanung“ (statt in Konferenzräumen nunmehr in Museen und auf Wanderpfaden rund ums Mittelmeer), unter Beibehaltung leichter Haushalts- und gärtnerischer Pflegetätigkeit. Fühlte mich quasi wie im Paradies – jedoch nur für genau 11 Monate. Dann die Diagnose: PCa.
„Sch…, so etwas passiert doch immer nur den Anderen, mir doch nicht? Kann nicht sein, ist doch bestimmt nur Ausfluss einer Entzündung, oder gar eine Verwechslung im Labor…!“.
„Soll es das gewesen sein, mit 58 Jahren, wo ich mich doch gerade so schön eingerichtet habe in meinem nachberuflichen Leben?“
Einige Tage war meine Gedankenwelt von solchen Fragen beherrscht, dann fasste ich mich und ein neues Kapitel meines (bisher so durchrationalisierten) Lebens fing an. Ich funktionierte ein Oktavenheft um und benannte es „Mein Krebstagebuch“.
Damit begann das „Projektmanagement in eigener Sache“, Infosammlung als Entscheidungskriterium und dann der Entschluss „pro OP“.
Wie kaum ein andermal in meinem Leben gewann die Intuition, das „Bauchgefühl“, die Oberhand. Ich wollte „leben“, Verluste wie Einschränkung der Kontinenz und Impotenz nahm ich dafür in Kauf. Meine Familie sah es genauso.
Das „Schicksal“ meinte es erneut gut mit mir, die OP mit 59 erfolgte noch vor Kapselüberschreitung, zu meinem 60. gewann ich zudem einen Sportwagen bei der Prämienauslosung unserer Hausbank.
Sechs Jahre sind seit der OP vergangen und ich sage aus voller Überzeugung, „ gut, dass ich meiner Intuition vertraut habe“. Den Verlust der Potenz verschmerze ich, habe mich früher ausreichend „ausgetobt“, die „schönsten Begegnungen“ sind auf meiner inneren Festplatte gespeichert und jederzeit abrufbar. Außerdem, so ganz auf sexuelle Genüsse braucht man als impotenter Mann ja nicht zu verzichten. Das Bedürfnis danach wird jedoch weniger, auch gut.
Alles im Leben hat seine Zeit – nun genieße ich mein Leben eben „altersgerechter“, überquere die Alpen mit dem Pedelec (2014 erneut), wandere auf Pfaden des Jakobsweges und am See Genezareth, sehe meinen Kids bei ihren Studienabschlüssen zu und sinniere bei einem Glas Rotwein „es hätte auch schlimmer kommen können“.
65 Jahre nie Hunger gehabt, keinen Krieg mit traumatischen Verlusten erlebt (wie so viele Generationen vor uns) … und der Frontalzusammenstoß damals im R4 ohne Sicherheitsgurte (1971) verlief auch glimpflich, trotz Totalschadens am ersten eigenen Auto.
Aus heutiger Sicht möchte ich noch mindestens drei Jahrzehntee so weiterleben und dann möglichst schmerzfrei in die Kiste springen, ohne Todesanzeige, ohne formalen Grabstein, in einem Friedewald unter einem Baum mit „Blick“ ins Rheintal. Keiner soll trauern.
Salute
Mit Anfang 50 auf der Karriereleiter mehr erreicht, als ich mir ehedem (als 15jähriger Schlosserlehrling) vorzustellen wagte, durch den plötzlichen, stressbedingten Tod eines gleichaltrigen Mitstreiters als Mitfünfziger aufgeschreckt und den Entschluss gefasst, auf dem vermeintlich beruflichen Höhepunkt aufzuhören. Sozioökonomisch „gut aufgestellt“, privatisierte ich mit 57, endlich wieder „frei“ (in den Grenzen des Familienlebens), selbstbestimmte „Zeitplanung“ (statt in Konferenzräumen nunmehr in Museen und auf Wanderpfaden rund ums Mittelmeer), unter Beibehaltung leichter Haushalts- und gärtnerischer Pflegetätigkeit. Fühlte mich quasi wie im Paradies – jedoch nur für genau 11 Monate. Dann die Diagnose: PCa.
„Sch…, so etwas passiert doch immer nur den Anderen, mir doch nicht? Kann nicht sein, ist doch bestimmt nur Ausfluss einer Entzündung, oder gar eine Verwechslung im Labor…!“.
„Soll es das gewesen sein, mit 58 Jahren, wo ich mich doch gerade so schön eingerichtet habe in meinem nachberuflichen Leben?“
Einige Tage war meine Gedankenwelt von solchen Fragen beherrscht, dann fasste ich mich und ein neues Kapitel meines (bisher so durchrationalisierten) Lebens fing an. Ich funktionierte ein Oktavenheft um und benannte es „Mein Krebstagebuch“.
Damit begann das „Projektmanagement in eigener Sache“, Infosammlung als Entscheidungskriterium und dann der Entschluss „pro OP“.
Wie kaum ein andermal in meinem Leben gewann die Intuition, das „Bauchgefühl“, die Oberhand. Ich wollte „leben“, Verluste wie Einschränkung der Kontinenz und Impotenz nahm ich dafür in Kauf. Meine Familie sah es genauso.
Das „Schicksal“ meinte es erneut gut mit mir, die OP mit 59 erfolgte noch vor Kapselüberschreitung, zu meinem 60. gewann ich zudem einen Sportwagen bei der Prämienauslosung unserer Hausbank.
Sechs Jahre sind seit der OP vergangen und ich sage aus voller Überzeugung, „ gut, dass ich meiner Intuition vertraut habe“. Den Verlust der Potenz verschmerze ich, habe mich früher ausreichend „ausgetobt“, die „schönsten Begegnungen“ sind auf meiner inneren Festplatte gespeichert und jederzeit abrufbar. Außerdem, so ganz auf sexuelle Genüsse braucht man als impotenter Mann ja nicht zu verzichten. Das Bedürfnis danach wird jedoch weniger, auch gut.
Alles im Leben hat seine Zeit – nun genieße ich mein Leben eben „altersgerechter“, überquere die Alpen mit dem Pedelec (2014 erneut), wandere auf Pfaden des Jakobsweges und am See Genezareth, sehe meinen Kids bei ihren Studienabschlüssen zu und sinniere bei einem Glas Rotwein „es hätte auch schlimmer kommen können“.
65 Jahre nie Hunger gehabt, keinen Krieg mit traumatischen Verlusten erlebt (wie so viele Generationen vor uns) … und der Frontalzusammenstoß damals im R4 ohne Sicherheitsgurte (1971) verlief auch glimpflich, trotz Totalschadens am ersten eigenen Auto.
Aus heutiger Sicht möchte ich noch mindestens drei Jahrzehntee so weiterleben und dann möglichst schmerzfrei in die Kiste springen, ohne Todesanzeige, ohne formalen Grabstein, in einem Friedewald unter einem Baum mit „Blick“ ins Rheintal. Keiner soll trauern.
Salute
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