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Gesetzliche Kassen wollen Arzt-Zulassungen zeitlich befristen

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    Gesetzliche Kassen wollen Arzt-Zulassungen zeitlich befristen

    Berlin (AFP) Die gesetzlichen Krankenkassen drängen darauf, Zulassungen für Arztpraxen nur noch auf Zeit zu vergeben. Nur so lasse sich das Problem der Überversorgung in bestimmten Regionen lösen, sagte die GKV-Vorstandschefin Doris Pfeiffer der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Mittwoch.
    Hier bitte weiterlesen.

    Siehe auch diesen Bericht.

    "Zu viel Ordnung vertreibt das Behagen"
    (Brasilianisches Sprichwort)

    Gruß Harald

    #2
    Alles populistisch, aber ich fürchte,
    so ein Schuss kann ganz schnell nach hinten losgehen.

    Wenn ich z.B. als Urologe 200.000 Euro allein brauche, um meine Praxis zeitgemäß einzurichten
    und ich damit rechnen muss, nach 5 bis 10 Jahren die Zulassung zu verlieren - bis dahin ist
    der Kredit garantiert nicht abbezahlt (eigene Erfahrung) - dann werde ich in dieser Unsicherheit
    gar nicht erst aufmachen.
    ----------------------------------------------------------
    Meine Kommentare stellen keine verbindliche Auskunft dar,
    sondern spiegeln meine PERSÖNLICHE Meinung und Erfahrung
    wider und können keine direkte Beratung und Behandlung
    vor Ort ersetzen

    Gruss
    fs
    ----------------------------------------------------------

    Kommentar


      #3
      Alles populistisch, aber ich fürchte,
      so ein Schuss kann ganz schnell nach hinten losgehen.
      Spinnen wir hierzu mal Visionen:

      Die Arztpraxis wie wir sie kennen wird es in einigen Jahren nicht mehr geben. Ärzte als Freiberufler sind dann ein Auslaufmodell. Zukünftig werden börsennotierte Konzerne Ärztezentren erbauen in denen Ärzte als Angestellte agieren. Die Gerätefinanzierung hat sich hiermit erledigt, diese müssen sich dann nur noch rentieren. Zu den Arztzentren sind dann gleich die Gesundheitsfabriken (ehemals Krankenhäuser) der gleichen Konzernzentrale angegliedert. Hier werden dann fachspezifisch Gesundheitsdienstleistungen am Fließband erledigt. Die anschließende Pflege wird in Patientenhotels unter gleichem Firmennamen für gut zahlende Kunden angeboten. Der Rest blutig in die häusliche Obhut entlassen.

      Tom

      Kommentar


        #4
        Moin Tom,

        da denkt man unwillkürlich an Sodom und Gomorra.

        "Wer immer das Beste hofft, der wird alt, vom Leben betrogen. Wer immer auf das Schlimmste vorbereitet ist, der wird zeitig alt. Aber wer glaubt, der bewahrt ewige Jugend"
        (Sören Kierkegaard)

        Gruß Harald

        Kommentar


          #5
          Tja Harald,

          richtig erkannt. Unsere Gesundheit ist ein heiß umkämpfter Markt um dem auch ausländische Investoren bereits kräftig die Hufen scharren.

          Welches Monopolyspiel hier getrieben wir zeigt die die Übernahmeschlacht der Fresenius- Rhönkliniken zu einem Aktien notierten Mammutkonzern. Welche Ziele hier verfolgt werden dürften ja bekannt sein.





          Interesant sind hierbei die politischen, "uneigennützigen" Umtriebe.

          Die Visionen sind bereits in der Umsetzungsphase...

          Tom

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            #6
            Hallo @all,

            die Entwicklung zu privat geführten und auf Gewinn ausgerichtete Unternehmungen sind klar festzustellen. Stellen diese doch mittlerweile eine wichtige Ergänzung dar und ein stetes Wachsen eines Qualitätsstandards und deren Überwachung ist zu den öffentlichen zweifelsfrei mit mehr transparenz ausgestattet.

            Viele Fälle wandern ab von den öffentlich geführten Häuser zu den Privaten.
            Die Ursachen liegen mittlerweile nicht nur an den selektierten FP Patienten, sondern eben an dem hohen Qualitätsstandard dort.
            Es ist nur eine Frage der Zeit, dass die Regelversorgungspatienten sich auch dorthin orientieren werden.

            Welche Rolle spielen in Zukunft die Niedergelassenen?
            Werden Sie nur noch Überleben können, indem sie sich zusammenschließen - ähnlich wie Ärztehäuser - aber eine Pooldiagnostik anbieten, selbstverständlich mit den neuesten Gerätschaften im Verbund, in Kooperationsverträgen mit bestehenden Ressourcen, nicht zur Verfügung stehende Fachkompetenz kurzfristig anmieten, im online Austausch kommunizieren?

            Es stehen große Änderungen an.

            Jedoch muß nicht alles schlechter werden, wohl aber schneller, kommunikativer, neue Geschäftsmodelle werden entstehen und zu einer weiteren Konzentrierung in die Ballungsräumen führen.

            Wie wird es auf dem Lande aussehen?

            Es bleibt spannend und ich hoffe es wird besser.

            Hans-J.
            Mein PK Verlauf unter: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=96

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              #7
              Stellen diese doch mittlerweile eine wichtige Ergänzung dar und ein stetes Wachsen eines Qualitätsstandards und deren Überwachung ist zu den öffentlichen zweifelsfrei mit mehr transparenz ausgestattet.
              ???

              Dem muss ich mit Nachdruck widersprechen! Welche Konsequenzen gewinnmaximierendes Handeln in der Gesundheitsindustrie hat möchte ich an Beispielen erläutern:

              - Outsourcing von ganzen Funktionsbereichen wie Apotheke, Labor, Klinikreinigung (auch der Funktionsbereiche OP usw.), Wäscherei (geschieht mittlerweile in Osteuropa)
              - Personaleinsparung der Pflegekräfte bis an die Schmerzgrenze, teilweise Ersatz durch billigere, pflegefremde Servicekräfte. Geschönigt liest sich das dann so: http://www.helios-kliniken.de/klinik...ersonal-1.html
              - Ständig wechselde Ärzteschaft durch vorzugweise billigere osteuropäische Ärzte mit mangelden Sprachkenntnissen.
              - Kontinuierliche Fallzahlsteigerung durch Prämienzahlung bei den Führungskräften, dadurch oft blutige Entlassungen.http://www.aerzteblatt.de/archiv/551...en-in-die-Reha
              oder: http://www.tagesspiegel.de/wissen/zw...t/9537168.html
              - Mangelnde Investitionsbereitschaft in innovative Technik (s. Disaster um den Marburger Ionenbeschleuniger). http://www.spiegel.de/wissenschaft/m...-a-856852.html

              usw. usw....

              Nur zur Verdeutlichung möchte ich meine eigenen Erfahrungen im Umgang mit Personal darstellen:

              Bis 2008 war ich Leiter einer anästhesiologischen Intensivstation mit 5 sog. Boxen a 2 Betten in einem Haus der Maximalversorgung. Die Abteilung wurde im 8 Stundenschichtmodell mit 5 Fachkräften (also eine Kraft für 2 Patienten) für Anästhesie und Intensivpflege betrieben. Zusätzlich pro Schicht eine Lernkraft. Von ärztlicher Seite waren 2 Anästhesie- und Intensivmediziner im 24 Stundenschichtmodell anwesend sowie teilweise ein AiP bzw. Assistenarzt. Die Abteilung besetzte auch den Schockraum für eingehende Notfälle. Die Klinik wurde dann in eine GmbH gewandelt. Anfangs blieb alles beim alten. Dann wurde ich gezwungen drastisch Personal zu reduzieren. Erst wurde eine Pflegekraft abgebaut, kurz danach wurde auch noch die nächste Kraft gestrichen. 3 Pflegekräfte + 1 Lernkraft betreuten von jetzt an 10 Patienten, war der Schockraum zu besetzen standen letztendlich nur noch 2 Kräfte 10 Patienten gegenüber. Besonders übel wurde es bei Personalausfall durch Krankheit oder Urlaub. Hier kam es dann auch mal vor, dass Doppelschichten "gefahren" wurden oder arbeitsfreie Zeiten sich reduzierten um den Personalmangel zu kompensieren.

              Die Arbeitsbelastung stieg, die Unzufriedenheit auch, das Stammpersonal kündigte und wurde ersetzt durch Arbeitkräfte mit billigerem Haustarif. Viele kündigten wieder innerhalb von 2 Jahren. Bei den Ärzten wurde die 2. Stelle durchgängig mit einem Assistenzarzt besetzt.

              Durch die Personalknappheit kam es dann immer wieder zu unerfreulichen Zwischenfällen wenn z.B. 2 Reanimationen parallel liefen. Kritik wurde seitens der Klinikleitung mit Repressalien beantwortet. Aus Frust und einem Burnout hatte ich dann gekündigt und den Job an den "Nagel" gehängt.

              Ist das der Qualitätsstandard den du meinst? "Meine" Klinik stellt hier kein Einzelfall dar, dies ist durchgängiger Konsens bei wachsender Privatisierung im Gesundheitswesen. Nur ein Ziel ist klar definiert, der Profit und die Dividende!

              Tom

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                #8
                Nachtrag, nach dem ich mir den Frust von der Seele geschrieben habe:

                Nicht jede privatisierte Klinik verfällt der Geldgier. Es gibt, Gott sein Dank, Ausnahmen, aber wie sind diese für den Patienten zu erkennen? Kaum! Lediglich Ansätze sind für den Laien erkennbar. Je mehr Hotelcharakter eine Klinik bietet, desto wirtschaftlicher ist sie orientiert. Hierbei bedient man sich simpler Psychologie. Blenden durch Äußerlichkeiten erzeugt Patientenzufriedenheit, die Gesundung der Patienten oder Zufriedenheit des Personals ist dann Nebensache. Es gibt ganze Wirtschaftszweige die sich hiermit beschäftigen. Studien zur Farbwahl der Zimmer, Geschmack und Auswahl des Essens, Uniformierung des Personal und cooperate Identity zum "Wohl" des Patienten und einer positiven Bewertung.

                Richtig problematisch wird es dann wenn ausländische Konsortien oder Private Equity Unternehmen den Gesundheitsmarkt erobern....

                Nein, es gibt Grenzen der Privatisierung, diese sind für mich definitv bei der Gesundheit erreicht! Ich kann nicht erkennen wo hier eine transparente Qualitätssteigerung vorliegt.

                Tom

                PS: Meine Aussagen sind Global und nicht auf einen speziellen Anbieter bezogen!

                Kommentar


                  #9
                  Lieber Tom,

                  du hast Dir sehr viel Mühe mit Deinem Beitrag gemacht. Deine vorgebrachten Argumente zeigen klar auch die Mißstände aber vor allen Dingen Fehlentwicklungen an der Basis auf.

                  1.Wie ist es dazu gekommen?
                  2.Was sind und waren die Ursachen, welche zudiesen Fehlentwicklungen führten.
                  3.Wie konnte es zu einer zunehmenden Duldung kommen unsere Gesundheitsversorgung den Marktkräften derart auszusetzen?
                  4.Wo sind regulierende und marktmachtbegrenzende Gesetzte, VO, Erlasse u. ä. zu sehen.
                  5.Welche Entwicklung verfolgen die Entscheidunginstanzen, welche die Lobbyisten, welche die Betreiber, welche dieTräger?
                  6.Wo befindet sich der Patient und welchen Kräften im Gesundheitsystem ist er ausgesetzt?
                  7.Wer schützt ihn?

                  Zu allen Punkten werde und kann ich nichte ingehen, einerseits ist dies nach meinem Ausscheiden mit der Schweigepflicht verbunden, andererseits werde ich im vertretbaren Maße den Spagat versuchen. Dieses alles ist meine persönliche Meinung und Einschätzung.

                  Zur Historie:
                  Durch die mehrjährigen Versuche die Budgets zu deckeln jagte eine Novelle die andere mit bescheidenem Erfolg. Im Gegenteil, Einsparungen dienten der Löcherstopfung, Überschüsse mussten z. T. zurückgezahlt werden.
                  Die Einsparer waren die Dummen.
                  Die Kosten stiegen weiter und überproportional.

                  Um Transparenz der Kosten zu ermöglichen wurden die Fallpauschalen eingeführt.
                  Wirtschaftpolitische Spielräume führten zu sehr kreativen Abrechnungsmodellen.
                  Die Kosten stiegen weiter und überproportinal.

                  Die Träger werden unruhig und Versuchen sich aus der Verantwortung zu lösen.
                  Sourcen Leistungen wie Apotheke, Küche,Wäscherei u. a. Versorger aus, zuerst im nahen Umfeld, dann auch in die Billigländer.( Siehe Dein Beitrag )
                  Das reicht den Träger nicht, knappe Kassen führen zu höherem Handlungsdruck und ein Krankenhaus alljährig mit einem Betrag X zu bezuschussen fällt immer schwerer.

                  Viele Krankenhäuser stehen mit dem Rücken zur Wand. Sie sind zu Konkurrenten geworden.
                  Jagen sich die Patienten ab, erbringen Leistungen – na ja, ich schweige lieber -

                  Oft wird nach einem neuen Betreiber gesucht und gefunden. ( Siehe Dein Beitrag )
                  Rechtsformen aller Art vermindern die Haftung, das investierte Kapital soll Gewinn abwerfen.
                  Die ((( soziale ))) Marktwirtschaft ist im Gesundheitswesen angekommen.
                  Die Gier nach noch besseren Ergebnissen führt zu den Beispielen, die Du besser nicht hättest darlegen können.

                  Zur Zeit sind wir Zeugen eines beginnendenVerdrängungswettbewerbes bei den noch kommunalen, - freien - Krankenhäuser und schauen zu, wie diese sich Spezialisieren, ja auch auf hohem Niveau an der Front und müssen.
                  Sie kämpfen z. T. um das Überleben, in Konkurrenz zu den privat geführten Kh.

                  Einen kleinen Einblick hast du geliefert.

                  Lieber Tom, ich bin ja sehr nahe bei Dir und nicht dagegen.

                  Die Frage ist doch die, wie kann man die Situation der noch kommunalen Kh. U. a. – freien Träger - verbessern, evtl. überschüssige Bettenkapazitäten abbauen oder neu verwenden, die bestehenden diagnostischen Ressourcen sowohl der Infrastruktur als auch der geistigen Ressourcen in Pools – mehr als nur interdisziplinär übergreifend - nutzen, um wirklich sehr schnelle Ergebnisse zu erzielen, bündelt, zu einer zielführenden Diagnostik.

                  Keine Mehrfachdiagnostik mehr, Austausch der Daten unter den Ärzten. (Computer )
                  An diesen Pools könnten sich die Niedergelassenen beteiligen, ihre Situation verbessern, sich an den Ort der Patienten orientieren,weil viele zusätzliche Überweisungen zu den unterschiedlichen Standortstellen sich durch Telekommunikation erübrigen und wenn Diagnostik, dann in gemeinsame Einrichtungen. Auf den letzten technischen Stand.
                  Ziel muß sein, nicht in jeder Hütte ein Gerät dass zur Amortisation bis zum Nimmerleinstagarbeiten muß, sondern neue hochwertige Geräte zur Vollauslastung zu bringen und frühzeitig raus zu nehmen, wenn innovative Verbesserungen ausgereift zurVerfügung stehen.

                  Dabei nicht die Fehler der profitorientierten Kh machen, sich jede unreife Tomate aufschwatzen zu lassen und auf den Reifekosten sitzen zu bleiben. Die Kostentragung natürlich vorher mit den Kostenträger verhandeln und dabei auch die Reifekosten nicht vergessen.

                  Einweisungen in das Kh. Könnte doch direkt über Computer durch den Arzt - wie es heute fast bei jeder Hotelbuchung möglich ist - erfolgen. Den Patienten entlasten, Service anbieten mit wenig Zeitaufwand. Den Patienten wieder in den Mittelpunkt stellen, nicht mit Hotelbetten und schicki micki, sondern mit mehr Betreuung.

                  Einsparungen sollten den Pools und Kh. verbleiben als Verstärker und Verbesserungen ermöglichen. Auch den Druck - siehe Dein Beitrag zu reduzieren -
                  Einfach wirtschaftlich handeln, anstatt Profitgier zu befriedigen am Gut Volksgesundheit und den Menschen wieder in den Vordergrund der Pflege rücken.
                  Solange pflegen wie erforderlich und nicht nur die FP und Verweildauer im Blick zu haben.


                  Das wäre eine Antwort auf die immer mehr sichtbar werdenden Mißstände der GmbH’s hinter den Kulissen.
                  Denn eines ist klar, diese Kliniken heben Ihren vordergründigen Qualitätsstandard hervor um zu punkten, was sich dahinter verbirgt hat Tom geliefert, aber auch die fast tägliche Berichterstattung in den Medien ist unüberseh/hörbar.
                  Jeder Werbung für eine Leistung braucht der mündige Patient nicht folgen.
                  Mündig sein heißt informiert sein, informiert sein heißt nicht dem Hochglanzprospekt alleine zu vertrauen, sondern auch einmal querzulesen, auch hinter die Kulissen zu schauen.
                  Nein, es gibt Grenzen der Privatisierung, diese sind für mich definitv bei der Gesundheit erreicht! Ich kann nicht erkennen wo hier eine transparente Qualitätssteigerung vorliegt.
                  Doch Tom, in Teilbereichen und im Vordergrund wird diese angeboten, die beste Antwort darauf ist nicht die Stärken negieren, sondern aus den Schwächen und Mißstände im Hintergrund bessere eigene Leistungen anzubieten und gleicher oder besserer Qualitätsstandard anzubieten.

                  Auch ich möchte keine Marktwirtschaft im Gesundheitswesen, muß aber erkennen, dass sie faktisch besteht. Es gilt eine Antwort zu finden.


                  Beste Grüsse
                  Hans-J.
                  Mein PK Verlauf unter: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=96

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                    #10
                    Hallo Hans,

                    es beruhigt mich wenigstens ansatzweise den gleichen Konsens mit dir zu finden. Dein erster Beitrag war aber ohne die nachgereichten Erläuterungen missverständlich.

                    Deutschland ist privatisierungsweltmeister im Gesundheitswesen. In kein anderem Industriestaat werden mehr Kliniken privatisert als bei uns. Dies alles wegen einer verfehlten Politik und überstürzten handeln. Hätte man politisch nicht schlagartig den Markt geöffnet und vorangig nach anderen Lösungen zu Finanzierung gesucht wäre das Problem nicht eskaliert.

                    Gut, das Kind ist jetzt nun mal in den Brunnen gefallen, wie also vor dem ertrinken retten? Auch hier wäre wieder die Politik gefragt die den Markt reglementieren könnte. Gerade in den Qualitätsnachweisen könnten man einiges bewegen. Was passiert? Nichts? Dem Treiben wird tatenlos zugesehen... auf der Strecke bleiben dabei Patienten die nach erreichen der maximalen Liegezeit, unahängig ihrer Genesung das Bett für den nächsten Kunden räumen müssen. Auf der Strecke bleibt auch das Personal, dass sich immer mehr dem Berufszweig abwendet. Zufrieden sind Politker und politische Berater die gerne mit den Gesundheitsfirmen kooperieren... aus dem Vorstand, in die Politik und gefahrlos wieder zurück. Zufrieden sind auch die Investoren die mit einer prall gefüllten Dividende rechnen können. Schöne neue Welt....

                    Auch ich habe keine Patentlösung und muss mich dem Ausverkauf wohl beugen!

                    Tom

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                      #11
                      Lieber Tom,

                      dieses Thema ist nicht nur komplex, sondern auch noch brisant.

                      Auch hier wäre wieder die Politik gefragt die den Markt reglementieren könnte. Gerade in den Qualitätsnachweisen könnten man einiges bewegen. Was passiert? Nichts? Dem Treiben wird tatenlos zugesehen... auf der Strecke bleiben dabei Patienten die nach erreichen der maximalen Liegezeit, unahängig ihrer Genesung das Bett für den nächsten Kunden räumen müssen. Auf der Strecke bleibt auch das Personal, dass sich immer mehr dem Berufszweig abwendet.
                      Der Ruf nach politischen Regelungen hat doch in gewisser Weise die blutige Entlassung gefördert. Der Spruch für das medizinische Erforderliche hallt mir noch in den Ohren.
                      Was waren die Folgen?
                      Die Einhaltung der Verweildauer bei den FP führt ja schon zu einer gewissen Vorselektion bei der Aufnahme.
                      Es fehlt jetzt nur noch, das Patienten abgewiesen werden, weil dieser Patient keinen Deckungsbeitrag liefern könnte weil er als Risikopatient anzusehen wäre.

                      Die kürzeren Liegezeiten belasten nicht nur den Patienten, sondern auch alle an der Pflege beteiligten. ( Siehe Dein Beitrag ) erhöhen aber auch die Fixkosten des KH. Die auf längerer Verweildauer ausgerichteten Planbetten beim Bau des KH = Krankenhaus bilden nun einen Bettenberg. Die Fixkosten bleiben und führen zum Druck diese abzubauen.

                      Das die Nachfolgekosten einer sogenannten blutigen Entlassung zu den weiterbehandelnden Niedergelassenen verlagert wird, erscheint nicht als Kosten beim KH, sondern bei der KK. Die KH geben ja auch in dem Entlassungsschreiben die Weiterführung der Behandlung an die Niedergelassenen sehr oft an.

                      Was wäre, wenn das nicht so wäre?
                      Manche Niedergelassenen hätten noch mehr Druck, der sich ohnehin schon mehr und mehr dort einstellt.

                      Ein Teufelskreis.
                      Die KH versuchen durch Wahlleistungen ihre Situation zu verbessern, eine bestimmte Patientenklientel zu umwerben, Ihnen Hotelambiente anzubieten.
                      Und? Für welches KH entscheidet sich der Patient?
                      Offenbar scheint der Wettbewerb im KH gewollt, denn z. Z. kann ich auch keine Regulierung erkennen. Offenbar hofft der GG = Gesetzgeber auf die regulierenden Selbstbereinigungskräfte im Markt.

                      "Ironie on"
                      Schön, dass der Patient in diesem System auch vorhanden ist. Aber wo im Räderwerk befindet er sich?
                      Wo befinden sich die mitdrehenden Ärzte, Pfleger, Helfer? Sie wollen nicht mit das Räderwerk bedienen, müssen aber.
                      Denn die Antriebachse wird bewegt. Von wem?
                      "Ironie off"

                      Lieben Gruss
                      Hans-J.

                      Manchmal ist das unausgesprochene Wort wie ein Schwert, viele ducken ab, verstecken den Kopf im Sand, andere benutzen den Kopf und laufen Gefahr geköpft zu werden.
                      Mein PK Verlauf unter: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=96

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                        #12
                        Es fehlt jetzt nur noch, das Patienten abgewiesen werden, weil dieser Patient keinen Deckungsbeitrag liefern könnte weil er als Risikopatient anzusehen wäre.
                        Diese Situation haben wir faktisch schon. Patienten werden nicht abgewiesen erhalten aber Termine jenseits der Vorstellungskraft. Wer vorher gestorben ist braucht nicht mehr operiert werden.

                        Offenbar hofft der GG = Gesetzgeber auf die regulierenden Selbstbereinigungskräfte im Markt.
                        Wobei die Betonung auf "hofft" liegt. Es ist die Frage ob eine hochentwickelte Industrienation in einem hochsensiblen Markt auf marktregulierende Selbstreinigungskräfte hoffen darf. Selbst die USA ist bei der medizinischen Versorgung ihrer Bevölkerung im Bezug auf Privatisierung eher zurückhaltend. Wir hatten jahrelang das Prinzip einer staatlich gestützen Solidargemeinschaft. Dies kann man eben nicht von jetzt auf nachher ohne Rücksicht auf Verluste umorganisieren.

                        Schön, dass der Patient in diesem System auch vorhanden ist. Aber wo im Räderwerk befindet er sich?
                        Wo befinden sich die mitdrehenden Ärzte, Pfleger, Helfer? Sie wollen nicht mit das Räderwerk bedienen, müssen aber.
                        Denn die Antriebachse wird bewegt. Von wem?
                        Den Absatz hätte man auch ohne den Hinweis der "Ironie" durchgehen lassen können. Hier müssen wir, die Patienten uns in die Pflicht nehmen. Nur unsere unkritische, fordernde Vollkaskomentalität macht so ein System überhaupt möglich.

                        Die Zukunft wird noch spannend.

                        Tom

                        Kommentar


                          #13
                          Es ist die Frage ob eine hochentwickelte Industrienation in einem hochsensiblen Markt auf marktregulierende Selbstreinigungskräfte hoffen darf. Selbst die USA ist bei der medizinischen Versorgung ihrer Bevölkerung im Bezug auf Privatisierung eher zurückhaltend. Wir hatten jahrelang das Prinzip einer staatlich gestützen Solidargemeinschaft. Dies kann man eben nicht von jetzt auf nachher ohne Rücksicht auf Verluste umorganisieren.
                          Eine gute Ausführung.
                          Hierzu möchte ich einen Vergleich anführen.
                          In vielen Gemeinden/Städten wurden vor vielen Jahren die eigenen Versorger wie Gas, Wasser, Elektrik an Unternehmungen verkauft, vermietet u. a. vertragliche Regelungen um vom Risiko von Reparatur und Erneuerungsstau freizukommen.

                          Die Folgen waren und sind stark gestiegene Kosten.

                          Der Ruf der Bürger nach Überprüfung, Rückkauf und Eigenbewirtschaftung wird immer lauter.
                          Die mittlerweile stark angestiegenen Kosten veranlassen und führen dazu, dass viele Kommunen ihre Versorger wieder in Gemeinde/Stadteigentum überführen, sie realisieren die eigene Bewirtschaftung zu Marktpreisen, wo die vertragliche Bindung ausläuft.

                          Es wird oft möglich, denn auch das Gemeinwohl soll und muß im Blick gehalten werden. Die Abhängigkeit entsprechend reduziert für ein elementares Gut.

                          Wie sieht es mit dem Gut "Volksgesundheit" aus.
                          Welche Institutionen schützen den Patienten?
                          Wann hatte der Staat das Solidarprinzip verlassen? Wann haben die Menschen angefangen, sich vom Solidarprinzip zu lösen?
                          Spielt Solidarität nur noch eine Rolle bei Katastrophen?

                          Vielleicht ist eine von vielen Antworten im Nachfolgenden zu sehen.

                          Kritik
                          Im Mai 2014 veröffentlichte die Zeitschrift Der Spiegel in dem Artikel Bodentruppe der Industrie massive Kritik an der Stiftung. 2013 sponserte das Pharmaunternehmen Grünenthal (Unternehmen) die Deutsche Stiftung Patientenschutz mit 40.000 Euro. Der ehemalige langjährige Geschäftsführer von Grünenthal Michael Wirtz und gleichzeitig mit 13,5 % größter Anteilseigner an der Pharmafirma ist Mitglied im Stiftungsrat. In den Gremien der Stiftung befänden sich außer der Schirmherrin Uschi Glas auch Unternehmer und ehemalige Politiker. So ist bei der Stiftung ebenfalls Eugen Münch Aufsichtsratsvorsitzender der Rhön-Klinikum AG als stellvertretender Vorsitzender aktiv.

                          Hingegen ist in den Gremien der Stiftung kein einziger Patientenvertreter oder Angehörige von betroffenen Patienten.

                          Im Februar 2014 beantragte die Deutsche Stiftung Patientenschutz beim Bundesministerium für Gesundheit (BMG) als fünfter Verband für die Patientenvertretung im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) anerkannt zu werden, welcher in vielen Bereichen über den Leistungsanspruch der gesetzlich krankenversicherten Menschen rechtsverbindlich zu entscheiden. Im März 2014 erfolgte ein Ablehnungsbescheid des BMG an die Deutsche Stiftung Patientenschutz als maßgebliche Patientenvertretung anzuerkennen. Laut BMG müssen maßgebliche Patientenvertretung-Verbände die Belange von Patientinnen und Patienten nach ihrer Satzung ideell und nicht nur vorübergehend fördern.

                          Laut BMG ist "Dies ist bei der Antragstellerin nicht der Fall". Diese Endscheidung wurde laut Der Spiegel von einem Patientenvertreter für den G-BA gelobt, da die Deutsche Stiftung Patientenschutz eine Pseudo-Patientenorganisation sei. Im April 2014 verklagte die Stiftung das BMG vor dem Sozialgericht Düsseldorf. Der Spiegel fragt: "Haben der Mitbesitzer eines Pharmakonzerns und der Mitbesitzer einer Klinikkette dabei ausschließlich die Interessen kranker Menschen im Auge?"[15][16]


                          Quelle:
                          http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch...atientenschutz

                          vor allen Dingen die unten im Link angefügten Einzelnachweise mit Unterlinks sind von höchstem Interesse.

                          Hans-J.
                          Mein PK Verlauf unter: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=96

                          Kommentar


                            #14
                            Es wird oft möglich, denn auch das Gemeinwohl soll und muß im Blick gehalten werden.
                            Die Kehrtwende bei der kommunalen Privatisierung hat außer den stets steigenden Preisen auch andere Gründe. Plötzlich ist eben auch die Versorgungssicherheit auf dem Spiel. Bekanntermaßen picken sich die Globalplayer nur die Rosinen heraus und konzentrieren sich auf das Kerngeschäft. Am Beispiel Wasser: Das Kerngeschäft ist die Wasseraufbereitung. Doch zu diesem Geschäft zählt dann noch ein komplettes Rohrleitungsnetz. Dieses Netz ist je nach Struktur störanfällig und im Unterhalt und Wartung kostenintensiv. Die privaten Versorger sind aber interessiert wenig Kosten zu produzieren. Entsprechend wenig investieren sie in die Infrastrukur, sprich dem Rohrleitungsnetz. Ein marodes Netz gefährdet die Versogungssicherheit. Dazu kommt noch, dass private Versorger Dienstleistungen aussourcen und teuer einkaufen müssen. Jede Reparatur am Netz wird von extern erledigt was sich dann kräftig auf den Wasserpreis niederschlägt.

                            Wo sind hier parallelen zum Gesundheitswesen? Auch hier wird es zukünftig durch zunehmende Spezialisierung Versorgungsengpässe geben. Private Klinikbetreiber sind zunehmd auch auf die "Rosinen" ausgerichtet. Vielleicht hierzu einfach mal ein Beispiel der Privatisierung einer Herzklinik.

                            Im Süden unseres Landes wurde vor Jahren eine auf Bypässe spezialisierte, Herzklinik privatisiert. Herz OPs sind aufwendig und kostenintensiv. Der demographische Wandel öffnete damals einen wachsenden Markt. Zuerst kamen externe Wirtschaftsberater die alle Arbeitsabläufe analysierten, Ein- und Ausnahmen prüften, Personalbedarf berechneten usw. Die Prognose hatte dann excellente Randbedingungen für eine Privatisierung parat. In gleichen Räumen wurde dann eine GmbH gegründet, Personal der Universitätsklinik reduziert geleast, Hotelfachkräfte für den "Service" rekrutiert, alle kostenintensiven Funktionsbereiche ausgegliedert, die Klinik mit Wohlfühlcharakter aufgepeppt und eine Marketingabteilung installiert mit dem Ziel die Klinik best möglich an gut zahlende Privatpatienten zu vermarkten. Das Geschäft lief Dank agrresiver Aussendarstellung, den neuen Medien, Foren und der daraus resultierenden Mundpropaganda immer besser. Das dort nur mit Wasser (sprich Bypässe gelegt) gekocht, Patienten nach ihrer OP schnellstmöglich per Intensivtransport in eine Heimatnahe Klinik verlegt wurden spielte keine Rolle. Plötzlich entstand dann aber eine Versorgungslücke, die der Versorgung von Kassenpatienten und auch ein Defizit bei der universitären Forschung. Von außen kam dann ein gewaltiger Druck. Zwangsläufig musste sich die Klinik auch Kassenpatienten öffnen und das Feld der Forschung aufnehmen. Die Folge: Zunehmende Kosten mussten mit noch mehr Fallzahlen kompensiert werden, die Verweildauer wurde drastisch reduziert, Personal weiter ausgedüngt. Die Qualität konnte nur durch bessere OP Techniken (die von extern übernommen wurden) gehalten werden, ansonsten sorgte die Marketingabteilung (die einzige Abteilung mit Personalzuwachs) für die richtige Außendarstellung.

                            Ich werde weiter Gegner eine Privatisierung unserer medizinschen Versorgung bleiben. Derzeit unterstütze ich nebenberuflich eine Beraterfirma eines ehemaligen Klinikkollegen. Inhalt dessen Arbeit ist Arbeitsabläufe in Arztpraxen zu optimieren und auch Notfalltrainings für die Angestellten durchzuführen. Ich komme viel herum und der Tenor ist zumindesten bei den Niedergelassenen eindeutig. Schon 2007 gab es einen, nach meiner Meinung sehr guten Bricht der Bundesärztekammer zur Privatisierung bei dem Vor- und Nachteile aufgezeigt werden. Wer die 122 Seiten nicht scheut kann gerne sich hier mal einlesen. http://www.bundesaerztekammer.de/dow...euser_2007.pdf

                            Wir werden den Trend nicht aufhalten können, lassen wir es auf uns zu kommen, lösen wir uns von verkrusteten Anschauungen und warten ab was passiert. Welchen Teil wir Patienten in dieser Maschinerie darstellen bleibt vordergründig unbeantwortet.

                            Tom

                            PS: Sollten an dem Beispiel Parallelen zur Urologie erkennbar sein sind diese rein zufällig! Meine Darstellung ist eine grobe Zusammenfassung!

                            Kommentar


                              #15
                              Wir werden den Trend nicht aufhalten können
                              um mit Harald_33 zu sprechen

                              aber wir können die Segel richtig setzen
                              Bin aber sehr skeptisch. Der Tante Emma Laden ist verschwunden. Der Buchhandel wird von ebookreadern an Amazon verscherbelt.

                              Früher floriende städtische Kliniken in München mußten auf Geheiß von farbentragenden Parteien die Privatstationen schließen, weil es doch nicht angehe, Privatpatienten auf frisch geputzte Klosschüsseln zu setzen, während der Rest der anderen Patienten...

                              Und jetzt rennt ganz Arabien ins Kaufhaus Oberpollinger und läßt sich anschließend in den marmorstrotzenden Privatpraxen allen Mist der Welt verpassen.

                              Winfried

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