Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Hormonbehandlung. Fragen an die Fachleute

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    Hormonbehandlung. Fragen an die Fachleute

    Vielleicht ist es vermessen, als Ingenieur und Nichtmediziner Zweifel anzumelden, andererseits gilt ja der Satz, daß es keine dummen Fragen gibt. Also:
    1. Nichtsteroide Antiandrogene, die ja Rezeptoren der Krebszellen besetzen sollen, damit Testosteron nicht andocken kann, werden unabhängig von der Größe des Krebses in gleicher Dosierung verordnet. Warum? Vermutlich geht ja die Anzahl der Krebszellen etwa proportional zum PSA-Wert, also könnte man bei kleinem PSA-Wert wesentlich geringer dosieren und damit die beachtlichen Nebenwirkungen und auch Medikamentenkosten reduzieren.

    2. Bei der Einfachen Hormontherapie mit LHRH-Analogon wird zwar die Produktion des Testosteron aus den Hoden gestoppt, nicht aber die etwa 5% anderen Androgene aus der Nebenniere, die dann durch das Enzym 5-alpha-Reduktase in das wesentlich aktivere Dihydrotestosteron umgewandelt werden. Warum blockiert man diese Umwandlung nicht mit dem 5aR-Hemmer Proscar? Dann käme man doch ziemlich nahe an die Dreifache Hormonblockade DHB nach Dr.Leibowitz oder die nach Dr. Strum, ohne daß man die nebenwirkungsreichen nichtsteroidalen Antiandrogene Flutamid oder das nebenwirksungsärmere, aber dafür unverhältnismäßig teuere Casodex einsetzen muß? Das erscheint mir viel sinnvoller als die Zweifache Hormonblockade, die ohne den 5aR-Hemmer Proscar durchgeführt wird.

    3. Meist wird die Wirkung von 3 x 250 mg Flutamid mit 50 mg Caosex gleichgesetzt, aber bei der Dosierung 150 mg Casodex bei der DHB wird Flutamid nicht auf 9 x 250 mg heraufgesetzt – vielleicht weil es der Patient nicht übersteht?

    4. Was ist mit der Behauptung, daß Krebszellen Angiostatin produzieren und damit das Wachstum von Metastasen stark bremsen?( aus: Argumentation gegen lokale Therapien, für eine Hormontherapie. Prostataforum von KISP und BPS ). Hieraus würde ja folgen, daß man bei Verdacht auf Metastasen (und den kann einen ja keiner nehmen!) auf jegliche lokale Therapie ( RPE, Seeds usw.) besser verzichten sollte.

    5. Gibt es denn nun einen absolut sicheren Test auf schon vorhandene Metastasen? Eigentlich sollte man die Sicherheit vor einer Therapieentscheidung haben. Der früher gängige SPP-Test (PAP) auf saure Prostata-Phosphatase wird von keinem der vielen angesprochen Labore mehr durchgeführt.

    Wer sich noch für meinen bisherigen Krankheitverlauf interessiert, hier in Kürze.
    Eine TURP („Aushoblung“) 2000 bei PSA=10, kein PCa.
    Nov.2005 PSA 4, ansteigend bis auf 10 im Aug.2006. Mithin PSAVZ etwa 8 Monate, Quotient 0,14.
    TRUS im Mai und TRUS mit Elastografie im Juli, beide mit Verdacht auf Krebs.
    DiaPat-Test mit 68% Wahrscheinlichkeit auf maligne Zellen.
    LSA, NMP22, PLAP, und S100-Tests alle negativ.
    PET/CT mit Cholin – eindeutig sichtbarer,strahlender Bereich am Rande des rechten P.-Lappen, mit der Möglichkeit des Kapseldurchbruchs.
    (Alle Tests auf eigene Kosten, da Kassenpatient).
    Biopsie mit 4 Stanzen in den durch die PET/CT eindeutig lokalisierten Bereich mit Ergebnis gering drüsig differenziertem PCa ; Gleason-Score 6 (3+3), Malignitätsgrad G2b.
    Beginn der Einfachen LHRH-Hormontherapie. Zunächst nach erst 4 Tagen Vorbehandlung mit Flutamid Wasser in den Beinen. Weiterbehandlung soll mit Eligard erfolgen.
    Hans76
    Zuletzt geändert von hans76; 05.11.2006, 08:39. Grund: Fachliche und Eingabefehler

    #2
    Zitat von hans76 Beitrag anzeigen
    ...
    3. Was ist mit der Behauptung, daß Krebszellen Angiostatin produzieren und damit das Wachstum von Metastasen stark bremsen?( aus: Argumentation gegen lokale Therapien, für eine Hormontherapie. Prostataforum von KISP und BPS ). Hieraus würde ja folgen, daß man bei Verdacht auf Metastasen (und den kann einen ja keiner nehmen!) auf jegliche lokale Therapie (Orchiektomie, RPE, Seeds usw.) besser verzichten sollte.
    ...
    Das kann man glauben oder nicht. Ich glaube es, nachdem ich mit vielen Ärzten gesprochen habe, eher nicht.
    Hierzu auch dieses:



    Orchiektomie ist keine lokal wirkende Therapie!

    Zitat von hans76 Beitrag anzeigen
    ...
    4. Gibt es denn nun einen absolut sicheren Test auf schon vorhandene Metastasen?
    ...
    Nein!

    WW

    Kommentar


      #3
      Zitat von hans76
      Was ist mit der Behauptung, daß Krebszellen Angiostatin produzieren und damit das Wachstum von Metastasen stark bremsen?( aus: Argumentation gegen lokale Therapien, für eine Hormontherapie. Prostataforum von KISP und BPS ). Hieraus würde ja folgen, daß man bei Verdacht auf Metastasen (und den kann einen ja keiner nehmen!) auf jegliche lokale Therapie (Orchiektomie, RPE, Seeds usw.) besser verzichten sollte.
      Hallo Hans,

      ich empfehle Dir, Dir mal eine Stunde Zeit zu nehmen, um Dir diesen Text herunterzuladen, durchzulesen und - wenn Du einen schnellen Internetzugang hast - Dir auch die genannten Videoclips dazu herunterzuladen:

      Besonders der Clip mit den sezierten Mäusen ist spannend.
      Dr. Judah Folkman und sein Team forschen seit über 30 Jahren auf dem Gebiet und glauben, dass sie auf der richtigen Spur sind, auch wenn die therapeutischen Ergebnisse bisher mager sind.
      WinfriedW befasst sich seit kurzem mit dem Gebiet und glaubt nicht daran, wie an einiges andere auch nicht, wie er uns wissen lässt. Ich glaube, wenn man Winfried den Stein der Weisen anböte, würde er fragen, was er mit der blöden Klamotte soll.
      Ob es vorteilhaft ist, den Muttertumor zu behalten, um mit ihm die Metastasen in Schach zu halten, oder aber mit seinem Entfernen die Tumorlast zu verringern, kann derzeit niemand fundiert beantworten. Auch da gibt es nur Glaubensbekenntnisse, meist in Richtung der Tumorentfernung.

      Ralf

      Kommentar


        #4
        Zitat von RalfDm Beitrag anzeigen
        ...
        Ob es vorteilhaft ist, den Muttertumor zu behalten, um mit ihm die Metastasen in Schach zu halten, oder aber mit seinem Entfernen die Tumorlast zu verringern, kann derzeit niemand fundiert beantworten. Auch da gibt es nur Glaubensbekenntnisse, meist in Richtung der Tumorentfernung.

        Ralf
        So ist es! Glaubensbekenntnisse, die sich auf repospektive Betrachtungen stützen. Randomisierte Studien zu diesem Thema gibt es nicht.

        Jeder kann glauben was er will. Ich bevorzuge es halt, der Mehrheitsmeinung zu folgen und liege damit vielleicht falsch.

        Warum du deinen Beitrag allerdings mit einem Seitenhieb auf meine Person verbinden mußtest, ist mir ehrlich gesagt zu hoch!

        WW

        Kommentar


          #5
          Zitat von WinfriedW
          Warum du deinen Beitrag allerdings mit einem Seitenhieb auf meine Person verbinden mußtest, ist mir ehrlich gesagt zu hoch!
          Weil Du grundsätzlich und immer alles in Frage stellst, und das im Brustton der Überzeugung.

          Ralf

          Kommentar


            #6
            Zitat von RalfDm Beitrag anzeigen
            Weil Du grundsätzlich und immer alles in Frage stellst, und das im Brustton der Überzeugung.

            Ralf
            Ach wirklich? Wo?

            Lieber Ralf, deine Probleme wollte ich haben - ganz ehrlich!

            Kommentar


              #7
              Ich kann nicht nachvollziehen, weshalb Winfried hier so niedegebügelt wird. Unabhängige Meinungsbildung und -bekundung ist wohl nicht gefragt.
              Oder will man W. wieder los haben??

              Mich wundert das aus der Feder (Tastatur) eines RalfDm, dessen Beiträge ich für ihre Besonnenheit und Sachkundigkeit sowie die Hilfsbereitschaft des Autors schätze. Von seinem Einsatz für das Forum etc ganz zu schweigen.
              Von Kommunikations-Killern wie "immer alles" sollte man tunlichst Abstand nehmen! Sie treffen die Wahrheit nur sehr selten, in diesem Falle sicher nicht.
              Winfried danke ich für die beiden auf Studienergebnisse verweisenden Links, die vielen sicher Hoffnung machen und bei der Therapiewahl helfen können.
              Darf man das sagen?

              Alles Gute
              Wassermann
              Die Prostata, des Mannes Drüse,
              Dient den Spermien als Düse.
              Doch will der Tumor sie zerfressen,
              Liegt's im eigenen Ermessen,
              Ob du lässt sie dir entfernen
              Oder bestrahlen; gar mit Kernen?
              Gehörst du zu den richtig Schlauen,
              Die den Doktoren sehr misstrauen,
              Bewahrst du dir deinen Hùmor.
              Und stirbst glücklich mit dem Tùmor
              Doch:
              Egal ob Raubtier oder Haus-
              tier,
              so leicht kriegst du das nicht raus
              hier.
              Somit komm ich zu dem Schluss:
              Der Krebs macht einigen Verdruss.

              Kommentar


                #8
                ralf und winfried

                liebe freunde,es ist niemandem geholfen,wenn ihr euch streitet.
                trefft euch mal bei granatapfelelexier und streitet euch allein!!
                sine ira et studio ! gruss herbertina

                Kommentar


                  #9
                  Hallo Hans,

                  ein paar Informationen zu Deinen Gedanken/Fragen.

                  1. Könnte ein Arzt nicht auch kleinere Dosen Antiandrogene verordnen bei kleinen PSA Mengen? Bei Betrachtung dieser Statistik würde ich Deine Frage mit nein beantworten, weil kleine Mengen PSA auch großes Tumorvolumen bedeuten kann.

                  Gleason Grad, gewichtet = PSA Durchlass, gerundet/ccm Tumor
                  5,0 Gleason Grad = 1 ng PSA/ccm Tumor
                  4,5 = 1,5 ng PSA/ccm Tumor
                  4 = 2 ng PSA/ccm Tumor
                  3,5 = 3 ng PSA/ccm Tumor
                  3 = 4 ng PSA/ccm Tumor
                  2,5 = 6 ng PSA/ccm Tumor
                  2 = 10 ng PSA/ccm Tumor

                  Dein Gedanke zur 2fachen Hormonblockade mit nichtsteroidalem Antiandrogen plus 5 alpha Reduktase Hemmer ist mir sehr sympathisch. Habe hierzu auch mal einen ermutigenden Kommentar von einem Urologen gehört, der anerkannter Fachmann auf dem Gebiet der Hormonblockade ist. Der Preis von Casodex ist unangenehm. Solltest Du nicht den Bericht eines Mitstreiters zum Preis von Casodex in Tschechien, hier um Forum gelesen haben, dann hier die Wiederholung - 150 mg, 28 Tabletten = ca. 245 Euro. Das könnte eine Kasse hoffentlich überzeugen in der Abwägung der Mittel und Kosten.

                  2. Nachweis von Mikrometastasen. Ja, es gibt diese Möglichkeit im Klinikum Augsburg, Frau Prof. Dr. Weckermann. Die klinische Relevanz der gefundenen Mikrometastasen wird noch nicht verstanden. Ansonsten ist das 3Tesla MRT mit Kontrastmittel Sinerem/Combidex bei Prof. Barentsz die beste Wahl.

                  Gruß Günter
                  Zuletzt geändert von Günter Feick; 02.11.2006, 22:17.

                  Kommentar


                    #10
                    Lieber Günter Feick,

                    auch du gehörst zu dem Kreis, der glaubt, dass man aus PSA und Gleason Score die Tumormasse errechnen kann.

                    Ich hatte in der jüngeren Vergangenheit das Vergnügen sowohl mit Prof. Schultze-Seemann (Freiburg) als auch mit Prof. Reske (Ulm). Die Herren kennen die Veröffentlichung, auf die ihr euch bezieht. Gleichwohl glauben sie das aus ihrer eigenen Erfahrung heraus nicht.

                    Der Zusammenhang zwischen Tumormasse und PSA ist eher ein lockerer. Das gilt insbesondere bei hohem Gleason Score. Es gibt Tumoren, die im Extremfall gar kein PSA bilden und es gibt das grobe Gegenteil, nämlich sehr hohe PSA-Werte bei relativ niedriger Tumormasse.

                    Mein Resümee lautet mal wieder: Kann man glauben oder nicht.

                    --------------------------------------------------------------------------------------------------------

                    Nicht zum ersten Mal macht Ralf, der hiesige Gastgeber mir klar, dass ich seine Kreise störe. Ich weiß nicht, wo sein Problem ist, werde darüber nachdenken.

                    Die Wahrscheinlichkeit, dass ich in nicht sehr ferner Zukunft an den Metastasen meines heraus operierten Primärtumors sterbe, ist ziemlich hoch. Dass die Nachricht meines Ablebens dieses Forum erreicht, ist dagegen eher klein. Meine Frau wird hier keine Traueranzeige schalten. Das ist vielleicht gut so, sonst würde man hier darüber diskutieren, dass ich ohnehin alles verkehrt gemacht habe, obwohl ich es nach Uwe Peters† eigentlich hätte besser wissen können. Was ihr und Ralf bei dieser Diskussion überseht, ist, dass es meinem Primärtumor bereits vor jeder Therapie spielend gelang, die Organgrenzen zu überschreiten, in benachbarte Strukturen einzuwachen, Metastasen zu schmeißen und dabei Angionese zu betreiben. Dass mein Muttertumor seine Metastasen in Schach gehalten hätte, kann ich nicht erkennen. Offenbar arbeitete Dr. Judah Folkman bei seinen Experimenten mit anderen Zelllinien.

                    Wenn ich das Experiment richtig verstanden habe, dann hat Dr. Judah Folkman seinen immungeschädigten Labormäusen menschliche Prostatakarzinomzellen unter die Haut gespritzt. Diesen unter die Haut gespritzten Zellhaufen nannte er Primärtumor. Wieso ist das ein Primärtumor?

                    Den Labormäusen wurde artfremdes Gewebe eingepflanzt. Meine Situation ist eine andere. Bei meinem Primärtumor handelte es sich um körpereigenes Gewebe. Ob das Mausmodell auf mich übertragbar ist, ist von daher höchst fraglich.

                    OB mir die RPE einen Benefit gebracht hat, weiß ich nicht. Ich werde es vielleicht nie erfahren. Vor meiner diesbezüglichen Entscheidung hat mir Dr. Judah Folkman einige Bauchschmerzen bereitet. Ich bin dann zu dem Schluss gekommen, dass das mit mir nicht viel zu tun hat.

                    Unbestritten ist, damit hier keine Irrtümer aufkommen, Antiangionese ein wichtiges Thema.

                    WW

                    Kommentar


                      #11
                      Hallo Winfried,

                      ich möchte Dir dieses antworten. In meinem konkreten Fall gab es eine Übereinstimmung zwischen PCa Volumen, gemessen mit MRT mit endorektaler Spule und dem Ergebnis der Berrechnungsformel (Total PSA minus Produkt aus Postatagröße x 0,066 geteilt durch den Gleason bezogenen PSA Durchlassfaktor). Schwachpunkt meiner Analyse ist, daß niemand die Prostata bisher auf dem Tisch hatte und das die Anzahl der Metastasen nicht bekannt sind.

                      Es wäre hilfreich, wenn Du von Prof. Reske und Prof. Schultze-Seemann erfahren könntest, wie ihre, offensichtlich abweichenden Erfahrungen zustande kamen und wie sie dokumentiert wurden. Sobald ich das von Dir mitgeteilt bekomme, werde ich versuchen von Dr. Strum die Basis für sein Annäherungsmodell zu erfahren.

                      Deine anderen Hinweise kann ich nicht aufnehmen, sie beziehen sich auf Ralf.

                      Gruß

                      Günter
                      Zuletzt geändert von Günter Feick; 04.11.2006, 13:31.

                      Kommentar


                        #12
                        Zitat von Günter Feick Beitrag anzeigen
                        Hallo Winfried,

                        ich möchte Dir dieses antworten. In meinem konkreten Fall gab es eine Übereinstimmung zwischen PCa Volumen, gemessen mit MRT mit endorektaler Spule und dem Ergebnis der Berrechnungsformel (Total PSA minus Produkt aus Postatagröße x 0,066 geteilt durch den Gleason bezogenen PSA Durchlassfaktor). Schwachpunkt meiner Analyse ist, daß niemand die Prostata bisher auf dem Tisch hatte und das die Anzahl der Metastasen nicht bekannt sind.

                        Es wäre hilfreich, wenn Du von Prof. Reske und Prof. Schultze-Seemann erfahren könntest, wie ihre, offensichtlich abweichenden Erfahrungen zustande kamen und wie sie dokumentiert wurden. Sobald ich das von Dir mitgeteilt bekomme, werde ich versuchen von Dr. Strum die Basis für sein Annäherungsmodell zu erfahren.

                        Deine anderen Hinweise kann ich nicht aufnehmen, sie beziehen sich auf Ralf.

                        Gruß

                        Günter
                        Na ja, ob und wann ich mit Prof. Reske wieder das Vergnügen habe, ist völlig offen. Ich war vergangenen Dienstag bei ihm. Prof. Reske beantwortete mir die Frage, ohne dass ich sie ihm so direkt gestellt hatte. In meinem C11-Cholin PET ist relativ wenig zu sehen. Nach meinem PSA-Wert würde man mehr erwarten. Darauf hin sagte er, der Zusammenhang zwischen Tumormasse und PSA sei eher ein lockerer. Es gäbe in seltenen Fällen Tumoren, die gar kein PSA bilden und es gibt das Gegenteil, nämlich hohe PSA-Werte bei relativ niedriger Tumormasse.

                        Das es Tumoren gibt, die kein PSA produzieren, wissen wir hier.

                        Als aufmerksamer Leser dieses Forums weißt du vielleicht, dass ich vor geraumer Zeit im Lifeline-Expertenrat genau diese Frage mit Quellenangabe an Herrn Prof. Schultze-Seemann gerichtet habe. Er antwortete damals sinngemäß, er rechne bis zu einem Gleason Score von 6-7 überschlägig 3 ng/ml PSA pro ccm Tumormasse. Bei höherem Gleason Score hält er eine Aussage nicht für möglich.

                        Ich habe übermorgen das Vergnügen mit Prof. Schultze-Seemann. Ich befürchte, dass wir andere Themen haben. Mal sehen, was sich ergibt.

                        WW

                        Kommentar


                          #13
                          Hallo Winfried,

                          die Aussage von Prof. Schultze-Seemann deckt sich in etwa mit Dr. Strums Bewertung, wenn ich Dich richtig verstehe. Prof. Reskes Auskunft, so wie Du sie wiedergibst, gibt nichts verwertbares her. Mit dem von Dir bisher Mitgeteiltem kann ich aber auch nicht viel anfangen. Möglicherweise ist damit unser Diskurs über die PCa Volumen Berechnung, wie von Dr. Strum publiziert, bereits beendet.

                          Ich erachte eine Meingung hier im Forum geäußert immer dann als hilfreich, wenn sich diese aus bekannten, seriösen Quellen speist oder aber andere, nicht bekannte Quellen seriös hinterfragt. Haben wir nicht auch eine Verpflichtung gegenüber den Ärzten und Wissenschaftlern, die sich mit dem Stinker PCa auseinandersetzen, die darin besteht, nicht vorgeben es besser zu wissen, bevor wir mehr wissen?

                          Gruß

                          Günter
                          Zuletzt geändert von Günter Feick; 05.11.2006, 09:32.

                          Kommentar


                            #14
                            Glauben + Wissen + wiss.Methode

                            Hallo Leute,

                            selten, dass ich mich in unproduktive Gegenüberstelungen einmische, aber da ich für mich selbst auch wieder mal einen Zahn zulegen muss (PSA gestern bekommen, er steigt weiter), erlaube ich mir folgendes:

                            Es ist unproduktiv, Glauben + Wissen gegenüberzustellen.
                            Alles Wissen ist vorläufig, wo Wissen aufhört, beginnt das Vermuten. Wir wissen nicht, wir vermuten. Trotzdem gibt es einen Schatz positiven Wissens, gibt es eine objektive Realität, auch beim PK.
                            Es ist demgegenüber aber produktiv, über wissenschaftliche Methoden zu diskutieren, gerade in der Medizin m.A. dringend.

                            Wenn Winfried sagt, kann man glauben oder auch nicht, so bezieht er sich auf seine Entscheidung bezgl. der Unterscheidung zwischen Glauben + Wissen, hier bei der Frage der Einschätzung von DocFolkmans Forschung, und sagt, dass das seiner Meinung nach kein definitives Wissen ist. Andere kommen beim gleichen Gegenstand zum anderen Ergebnis.

                            Wenn Ralf sagt, Winfried stellt aber auch alles in Frage, so gibt er seinem Unmut darüber Luft, nicht auf eine gemeinsame Diskussions-Ebene mit ihm zu kommen. Das ist nicht weniger ok wie Winfrieds statement.

                            Weder trägt Ralf seine Beiträge in einer Rolle als Zensor vor - wer die Verbindung seiner statements zu seiner Rolle als Forums-Mitbetreiber zieht, ist sofort konfrontiert mit der Frage, wie es anders organisert werden kann, was dann aber einen neue Fragestellung ist, abgesehen davon, dass wir Regeln haben hier im Forum, auf die aber Ralf sich überhaupt nicht bezogen hat -
                            noch widerspricht die Einbeziehung gefühlsmässiger Einrücke der Suche nach wirklich "echten", "wahren" und dann für uns PK-Betroffene anwendbaren "Fakten". Im Gegenteil. Es gibt kein von den Emotionen abgekoppeltes Denken. Es gibt kein vom Denken abgekoppeltes Fühlen. Es gibt nur Denkfühlen.

                            Das gilt auch bei der Suche nach Wissenschaftlichkeit.
                            Seit der 68er Bewegung und der Positivismuskritik (Kritik z.B. an Karl Popper usw.) wissen wir, dass es wertfreie Wissenschaft nicht gibt. Und wir wissen, wie sehr gesellschaftliche Interessen gerade auch in den Apparat zur Hervorbringung wissenschaftlich abgesicherten positiven Wissens hineinfliessen.

                            An dem medizinischen Veröffentlichungs-Betrieb, an dem vorherrschenden Evidenz-Begriff, an der wie eine heilige Kuh immer wieder hochgehaltenen Methode der randomisierten, doppelblinden, placbokontrollierten klinischen Studie mit hohen Fallzahlen ist Grundsatzkritik anzusetzen. Interessanterweise kann man sich dabei wieder auf Popper stützen (was nur zeigt, wie versifft der Wissenschaftsbetrieb ist).

                            So schreiben Hickey/Roberts in ihrem Buch "Ascorbate. The Sciens of Vitamin C" in der Darlegung der wissenschaftlichen Methode und deren Anwendung in der Medizin: "The true progess of science has been described as the acquisition of refutable knowledge and our understanding of this owes much to the work of Karl Popper." Den wirklichen Fortschritt der Wissenschaft kann man beschreiben als eine Aneignung von widerlegbarem Wissen, und unser Verständnis hiervor haben wir sehr dem Werk von Karl Popper zu verdanken.

                            Refutable knowledge - Widerlegbares Wissen:
                            Wissen muss widerlegbar bleiben. D.h., die Methode, wie man zu Wissens-"Fakten" kommt, sollte so sein, dass sie nachvollziehbar, wiederholbar, überprüfbar ist. Nur so kann man bestätigen oder verwerfen.
                            Erst die Hypothese (Aus PSA + Gleason kann man das Tumor-Volumen bestimmen), dann das Experiment -so angelegt, dass es wiederholbar ist-, dann das Ergebnis. Nun kann jeder beigehen + bestätigen oder verwerfen.

                            Als strenge Hypothese ist das Beispiel "Aus PSA + Gleason das Tumorvolumen bestimmen" zu verwerfen, denn Winfried weist zurecht darauf hin, dass es an jedem Ende des Spektrums die Gegenbeispiele gibt.
                            Über alle Fälle betrachtet, ist deshalb der Zusammenhang eher locker, das stimmt. Trotzdem kann innerhalb des sagen wir mal mittleren Spektrums der Zusammenhang enger sein.

                            Also muss man die Hypothese umformulieren:
                            "Im Rahmen der PK-Diagnostik von .... bis .... kann man mit ziemlicher Sicherheit das Tumorvolumen aus PSA + Gleason berechnen."

                            Jedenfalls glaube ich nicht, dass es sich lohnt, dass es produktiv ist, den PK von Winfried mit dem von Günter zu vergleichen.
                            Die Hypothese "Wenns bei mir stimmt, könnte es doch bei dir auch stimmen" ist schon keine gute mehr, sondern nur eine Vermutung. Natürlich sind nicht nur die Notwendigkeiten der PK-Bekämpfung bzw. -Therapien bei Winfried viel viel grösser als bei Günter, auch die Notwendigkeiten der Erkenntnis-Gewinnung sind viel grösser, weil einfach viel viel mehr verstanden werden muss bzw. sollte, weil die Zeit viel mehr drängt.

                            Und selbst wenn Winfried, wenn wir mehr Zeit hätten oder haben: Das "Krebsrätsel" ist noch nicht gelöst, auch wenn es hoffnungserweckende Ansätze gibt, und es ist eher nicht zu erwarten, dass ausgerechnet wir, die wir betroffen sind, es schaffen können, auf eine harmonische Verständigungs-Ebene zu kommen, wo jeder dem anderen zustimmen kann. Da draussen in der sogenannten wissenschaftlichen community herrscht Krieg, da wird sich befehdet und beschmissen, da gibt es keine Institution, die die quasi-göttliche Autorität hat, zu entscheiden, was richtig ist. Da wird entsprechend dem allgemein-gesellschaftlich vorherrschenden liberalen Paradigma völlig naiv und unbezweifelbar erfolglos darauf gesetzt, dass sich das wissenschaftlich Richtige schon von allein zeigen wird.

                            Wenn das so ist, wie sollen wir da mit unserem Betroffenen Forum hier irgendeine halbwegs wissenschaftlich zu nennende Ebene hinbekommen können? Ich bin schon froh, dass wir uns so wenig die Köppe einrennen und zu vielseitig gegenseitig informieren - bei allem immer wieder mal aufflackerndem, in meinen Augen unvermeidbarem Streit gehen wir mit sehr sehr viel Respekt vor der Situation des jeweils anderen um.

                            Soweit. Ich wollte u.a. auch immer nochmal die Passagen von Hickey/Roberts über die wissensch.Methode übersetzen - Kapitel "Science and scurvy" und "Scientific reliability" - vielleicht hat ja einer Lust, mitzumachen.

                            grüsse,
                            Rudolf

                            Kommentar


                              #15
                              Hallo, Winfrieds Krankheitsverlauf bringt uns wertvolles Wissen ueber die Frage, was Operation und neoadjuvante Chemotherapie bei fortgeschrittenem Krebs bewirken und wir sollten dankbar fuer seine Informationen sein. Ich verfolge seine Beitraege aufmerksam und hoffe, dass er uns weiter informiert. Bzgl. seiner Aengste hoffe ich das Beste fuer ihn.
                              Bei Verwandten konnte ich beobachten, dass nach der Operation bei fortgeschrittenem Tumor zunaechst eine Phase der Erholung und des Wohlbefindens eintrat, entsprechend der Feststellung von Strum, dass die aelteste und agressivste Hauptlast des Tumors erstmal weg ist. Dass nach Folkman der Haupttumor die Metastasenbildung kontrolliert, kann ich bestenfalls im Sinne einer Progress-Verzoegerung sehen, denn auch mit belassenem Haupttumor schreitet die Metastasenbildung ja munter voran.

                              Wie schon mehrfach hier festgestellt wurde, sind die therapeutischen Optionen bei fortgeschrittenem agressivem Prostatakrebs (wie bei anderen Krebsarten auch) begrenzt. In dieser dramatischen Situation ist Winfrieds Mut zu eigen-ueberlegter Therapie anerkennenswert.
                              Alles Gute.
                              Reinardo

                              Kommentar

                              Lädt...
                              X