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Fokale Therapie des Prostatakarzinoms in Deutschland – Status 2014

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    Fokale Therapie des Prostatakarzinoms in Deutschland – Status 2014

    Im Herbst 2012 hat sich der neugegründete Arbeitskreis für Fokale und Mikrotherapie (AKFM) in der Deutschen Gesellschaft für Urologie mit
    dem Übersichtsartikel „Fokale Therapie des Prostatakarzinoms – Möglichkeiten, Limitierungen und Ausblick“ in dieser Fachzeitschrift vorgestellt
    [1]. Im Rahmen des Artikels möchten wir die aktuelle Entwicklung der fokalen Therapie (FT) und die Studienaktivitäten
    in Deutschland zusammenfassen.

    Bitte - hier - weiterlesen.

    Man erfährt aber auch nachfolgend das, worauf nicht nur ich bislang gewartet habe, nämlich die Bestätigung, dass es sich bei einer Prostatabiopsie um eine subjektive Beurteilung handelt.

    Zweitbeurteilung des stanzbioptischen Präparats:

    Eine korrekte Gleason-Graduierung der Stanzbiopsie ist ein wesentlicher Faktor für eine akkurate Patientenselektion, der insbesondere bei der Evaluation neuer Therapieformen, wie aktuell der FT, eine fundamentale Bedeutung zukommt. Ein immanentes Problem stellt hierbei die Gefahr des Undergradings der Biopsie dar. Seitens der Pathologie ist durch eine Modifikation des Gleason-Gradings versucht worden, diesem Problem zu begegnen (Detail s. Biopsieartikel in diesem Heft) [2]. Das Risiko eines Undergradings von Gleason-6-Karzinomen in der Biopsie ist nach Einführung dieser Modifikationen aktuell zwischen 25 und 40% anzusiedeln [3, 4, 5]. Als ursächlich ist zum einen die mangelnde Repräsentativität des bioptierten Tumorgewebes anzusehen. Von nicht unerheblicher Bedeutung ist jedoch auch die Rolle des Pathologen.

    So berichteten Burchardt et al. [6] über die Interobservervariabilität des Biopsiegradings von 23 deutschen Pathologen. Eine komplette Übereinstimmung mit dem Referenzpathologen (Epstein) fand sich nur in 54,7% der Fälle. Bezogen auf die klinisch relevanten Gradingabstufungen [Gleason-Score (GS) <7, 7, >7] lag die Übereinstimmung bei 68,3%. Unverändert stellt auch in dieser Untersuchung das Undergrading das Hauptproblem dar, und hierbei vor allem die Gruppe der kleinherdigen Low-grade-Karzinome( GS 6; 43,5%). Unter Berücksichtigung weiterer Untersuchungen beträgt die Rate der Graduierungsdiskrepanzen zwischen Allgemein- und Uropathologen rund 20% [7, 8].

    Doch selbst unter Uropathologen erfolgt die Graduierung auch rund 10 Jahre nach Veröffentlichung der Konsensusempfehlung noch nicht einheitlich. Eine jüngst veröffentlichte Umfrage zum Graduierungsverhalten von 230 europäischen Uropathologen, die angaben, entsprechend den aktuellen Konsensusempfehlungen zu graduieren, ergab überraschende Erkenntnisse. So wurden kleine kribriforme Karzinomherde, die entsprechend der Konsensusempfehlungen als Gleason-Muster 3 zu werten sind, nur von 51% der Untersucher auch dementsprechend graduiert. Die anderen 49% werteten die Herde als Gleason-Muster 4.

    Ähnliche Diskrepanzen ergaben sich für das Vorliegen eines High-grade-Karzinomanteil von <5% bzw. eines High-grade- Tertiärmusters in der Biopsie. Während diese Anteile nach dem herkömmlichen Gleason-Grading nicht in den GS einflossen, sollen sie entsprechend der aktuellen Konsensusempfehlungen als Sekundärmuster berücksichtigt werden. Nur jeweils 58% der Pathologen berücksichtigten diese Empfehlungen [9].

    Aus diesen Ausführungen wird deutlich, dass die Gleason-Graduierung zumindest in der Phase der Therapieevaluation nach vorab fest definierten Kriterien durch ausgewiesene Prostatapathologen erfolgen sollte.

    Ich meine, nun wurde endlich mal Klartext geschrieben. Warum wurden solche Abweichungen von der Konsensusempfehlung so lange unter den Tisch gekehrt? Irgendwie doch eher blamabel, was nun offensichtlich wurde, dass möglicherweise Zweitbefundungen auch nicht zuverlässig sein könnten, wenn nicht ein erfahrener Pathologe das in Angriff nimmt. Wie gut, dass man mit der DNA-Zytometrie per Ploidiebefundung eine sehr zuverlässige Malignitätsbestimmung bekommen kann, die sogar von den GKV bezahlt wird.

    "In Kants Jahren konnte der Aufklärer nicht aufklären, weil man ihn nicht ließ, zu unserer Zeit nicht, weil man ihn nicht liest"
    (Ludwig Marcuse)

    Gruß Harald

    #2
    Lieber Harald,

    vielen Dank für das Zitieren.

    Im Autorenverzeichnis ist ein Fehler erkennbar bei M.Schostak, sollte wohl in Marburg angesiedelt sein.

    Spannend bleibt die Tatsache der "subjektiven" Beurteilung. Meine alte Weisheit: Medizin ist keine Naturwissenschaft.

    Winfried

    Kommentar


      #3
      Zitat von W.Rellok
      Im Autorenverzeichnis ist ein Fehler erkennbar bei M.Schostak, sollte wohl in Marburg angesiedelt sein.
      Lieber Winfried,

      warum das denn? Es ist ausgedruckt: Klinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsklinikum Magdeburg. Und genau da fahre ich morgen in der Frühe hin, um Professor Schostak und Kollegen begrüßen zu können.

      "Die beliebtesten Sprüche sind Ansprüche"
      (Erhard Horst Bellermann)

      Gruß Harald


      Klinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsklinikum Magdeburg

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        #4
        Moin, moin Winfried,

        eben sehe ich allerdings, dass unter Nr. 9 M. Schostak aufgeführt wird und als Nr. 9 dann unten Sinsheim benannt ist. Das ist in der Tat nicht zutreffend. Aber unter Nr. 12. als Magdeburg sind ja die Mitarbeiter von Professor Schostak benannt. Sicher wird das kaum eine Rolle für einen erfolgreichen Ablauf des Symposiums spielen.

        "Ein alter Mann: ein Kind mit Vergangenheit"

        (Zarko Petan)

        Herzliche Grüße

        Harald

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          #5
          Mangelndes Interesse oder Zweifel?

          Das Echo auf diesen von mir eröffneten Thread ist bislang aus meiner Sicht ernüchternd. Nachfolgend zur Abrundung zwei Links für die Insider:





          Zweitmeinung mit DNA-Zytometrie als Ergänzung zum Gleason-Score aus dem gleichen Material ohne zusätzliche Belastung für den Patienten, ohne dass der Erstbefundende Pathologe kompromitiert wird, mit einer objektiven, wissenschaftlich anerkannten Methode für Diagnose und Prognose. Oxford-level 1b) mit über 90%iger Reproduzierbarkeit und das alles noch zu einem unglaublich niedrigem Preis, den sich jeder leisten kann. bzw. wird es von den GKV bezahlt.

          Der nachfolgende Satz ging mir per E-Mail von einem Nicht-Forums-Benutzer zu, der aber ungenannt bleiben möchte:

          "Eigentlich müsste jetzt ein Ruck durch die Selbsthilfe gehen. Was lassen sich die Männer noch alles gefallen und verharren weiter in der Winterstarre vor dem weißen Kittel."

          Das deutet eher an, dass die Selbsthilfe zumindest in diesem Forum noch nicht angekommen ist, um es mal ganz lapidar zu formulieren. Nur einige wenige Selbsthilfegruppenleiter verirren sich in dieses Forum und nur wenige melden sich gelegentlich zu Wort. Ist das so gewollt?

          "Der Aberglaube Schlimmster ist, den seinen für den Erträglichen zu halten"
          (Gotthold Ephraim Lessing)

          Gruß Harald
          Zuletzt geändert von Gast; 19.01.2015, 10:06. Grund: Ergänzung

          Kommentar


            #6
            Zitat von Harald_1933 Beitrag anzeigen
            Nur einige wenige Selbsthilfegruppenleiter verirren sich in dieses Forum und nur wenige melden sich gelegentlich zu Wort. Ist das so gewollt?
            Hallo Harald,

            Gegenfrage: Von wem sollte das gewollt sein?

            Ralf

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              #7
              Zitat von RalfDm
              Gegenfrage: Von wem sollte das gewollt sein?
              Um Deine Frage zu beantworten, muß ich weit zurückblättern bzw. mich zurückerinnern.

              Es war Werner Rösler kurz vor seinem Ableben, der plötzlich feststellte, dass sein Forumsaccount gelöscht war. Auf Rückfrage erfuhr er, dass die Geschäftsleitung des BPS nicht möchte, dass man als Prostatakrebsselbsthilfegruppe in das Forum Beiträge einstellt. Das wäre nur möglich, wenn man sich mit seinem Namen registrieren lässt. Das passiert auch mit D aus H und SHG-Husum. SHG-Husum wurde auf Gast umgestellt und konnte nicht mehr selbst im Forum aktiv sein. Guenther aus Tornesch genießt wohl einen Sonderstatus als Schatzmeister, obwohl er immerhin unter silver dollar erfasst ist. Hansjörg und Günter55 schreiben auch nicht unter dem Namen ihrer SHG.

              Also, warum tummeln sich im Forum nur wenige SHG-Leiter aus Deutschland, in dem es weit über 200 Gruppen gibt? Warum sind nicht etliche aktive Forumsbenutzer empört über die gravierenden Fehler der Pathologen bei Festlegung des Gleason-Scors? Es ist gelinde gesagt eine Katastrophe!!

              "Wer uns vor nutzlosen Wegen warnt, leistet uns einen ebenso guten Dienst wie derjenige, der uns den rechten Weg anzeigt"
              (Heinrich Heine)

              Beste Grüße Harald

              Kommentar


                #8
                Zitat von Harald_1933 Beitrag anzeigen
                Das deutet eher an, dass die Selbsthilfe zumindest in diesem Forum noch nicht angekommen ist, um es mal ganz lapidar zu formulieren. Nur einige wenige Selbsthilfegruppenleiter verirren sich in dieses Forum und nur wenige melden sich gelegentlich zu Wort. Ist das so gewollt?

                Liebster Harald,

                genau aus diesem Grund habe ich noch nie eine SHG aufgesucht, vor KISP nicht und nach KISP erst recht nicht, obwohl ich immer mal mit dem Gedanken spielte, mich der Lörracher SHG anzuschliessen. „Ich mache mein eigenes Ding.“

                Zitat von Harald_1933 Beitrag anzeigen
                Es war Werner Rösler kurz vor seinem Ableben, der plötzlich feststellte, dass sein Forumsaccount gelöscht war. Auf Rückfrage erfuhr er, dass die Geschäftsleitung des BPS nicht möchte, dass man als Prostatakrebsselbsthilfegruppe in das Forum Beiträge einstellt. Schatzmeister, obwohl er immerhin unter silver dollar erfasst ist. Hansjörg und Günter55 schreiben auch nicht unter dem Namen ihrer SHG.

                Warum sollte ein SHG-Dienstleister nicht in einem kompetenten Forum Beiträge einstellen ? Sieht ganz nach dogmatischer Selbstherrlichkeit aus, welche sich durch Zensur und Direktiven auszeichnet. Freie Meinungsäusserung in welcher Form auch immer unerwünscht.
                Dies erinnert mich auch an Haralds Ausladung für das Magdeburger PCa-Syposium, als Stellvertretter für den BPS.

                Gruss Helmut

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                  #9
                  Zitat von Harald_1933 Beitrag anzeigen
                  Warum sind nicht etliche aktive Forumsbenutzer empört über die gravierenden Fehler der Pathologen bei Festlegung des Gleason-Scors?
                  Doch ja, ich bin auch etwas empört.
                  Nicht über die Fehler, sondern über die Ursache dazu:
                  Offensichtlich fehlende Fortbildung der Pathologen, die
                  anscheinend die Änderungen im Gleason-Grading nicht
                  mitbekommen haben.

                  Wer eine genauere Auskunft über die Aggressivität seines
                  Prostatakrebses wünscht, schaue auf die Verdoppelungszeit
                  seiner PSA-Werte. Von wenigen Exoten mal abgesehen
                  spiegeln die das Tumorgeschehen gut, vor allem wenn man
                  Prostataentzündungen ausschliesst und BPH rausrechnet.

                  Zur Vervollkomnung der Triade kann man auch noch eine
                  DNA-Zytometrie machen lassen ...

                  Worum geht es:
                  Jüngere Betroffene von sagen wir mal 45 Jahren hatten halb so viel
                  Zeit, einen PSA-Wert von z.B. 7 ng/ml zu erreichen, als Ältere, 75 Jährige.
                  Somit ist ihr Krebs wohl aggressiver, AS mit hoher Wahrscheinlichkeit
                  ausgeschlossen, ein GS 3+3 höchst unwahrscheinlich.
                  Bei einem älteren Betroffenen ist das aber durchaus wahrscheinlich,
                  was durch eine weitere Beobachtung der Verdoppelungszeit verifiziert
                  werden kann (AS). Auch als Prognoseinstrument leistet eine erhärtete
                  PSA-VZ sehr viel. Man bedenke, dass sich ein Tumor innert dreier
                  VZ im Durchmesser verdoppelt. Da besteht dann wohl nicht mehr
                  genügend Platz in der Prostata.
                  Sehr kurze VZ von einem Jahr oder weniger lassen auch Metastasierung
                  naheliegend erscheinen. Nachweisen tut das aber weder das Gleason-
                  Grading am Mikroskop, noch die DNA-Zytometrie noch die PSA-VZ.
                  Aber gerade dies entschiede über Heilbarkeit oder Palliation, jahrelang,
                  bevor der Nachweis im Bild gegeben werden kann.

                  Carpe diem!
                  Konrad
                  Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

                  [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
                  [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
                  [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
                  [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
                  [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

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                    #10
                    Das ist in der Tat ein Druckfehler - ich arbeite natürlich ebenso wie meine Mitarbeiter in Magdeburg.

                    In den nächsten Tagen erscheint ein Artikel von in der "Aktuellen Urologie": "Krebskontrolle im Fokus - Einblicke und Ausblicke rund um die fokale Therapie des Prostatakrebses" (Schostak et al. Akt. Urol 2015). Darin habe ich die aktuelle Lage zum Thema und das gesamte Für und Wider dargestellt. Es wird den Artikel aus dem letzten Jahr, den ich als Seniorautor verantworte, sehr gut ergänzen, geht aber noch deutlich darüber hinaus.

                    herzliche Grüße

                    M. Schostak

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                      #11
                      Zitat von Hvielemi Beitrag anzeigen
                      Worum geht es:
                      Jüngere Betroffene von sagen wir mal 45 Jahren hatten halb so viel
                      Zeit, einen PSA-Wert von z.B. 7 ng/ml zu erreichen, als Ältere, 75 Jährige.
                      Somit ist ihr Krebs wohl aggressiver, AS mit hoher Wahrscheinlichkeit
                      ausgeschlossen, ein GS 3+3 höchst unwahrscheinlich.
                      Ja Konrad, das ist eine ganz entscheidende Erkenntnis, die ich uneingeschränkt teile. Das sollte auch bei Ratschlägen an die "Jüngeren" hier im Forum immer bedacht werden.

                      Jack

                      Kommentar

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