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Prognose eher schlecht?

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    Prognose eher schlecht?

    Hallo,
    ich erkundige mich hier für meinen Vater - ihm würde im Traum nicht einfallensich in einem Forum auszutauschen^^. Ich bin die Tochter, 43 Jahre alt und wiealle Angehörige, die hier schreiben, mach ich mir einfach Sorgen.
    Vor Weihnachten schon wurde eine Biopsie vorgenommen - schon deren Ergebnis hatmich wirklich beunruhigt. Ich hatte gegoogelt, bevor ich das Ergebnis vomUrologen lesen durfte bei meinen Eltern. Gleason Score war da angegeben 7 oder8.

    Meinem Vater wurde wohl dieProstatektomie oder auch Bestrahlung zur Wahl gestellt. Meine Mutter war beidem Gespräch dabei, sie meinte der Arzt habe sich eher in Richtung Bestrahlungausgesprochen. Mein Vater aber wollte auf jeden Fall die OP. Ich hielt es fürein gutes Zeichen, dass die OP vorgenommen werden sollte - schien mir einHinweis zu sein, dass Aussicht auf vollständige Entfernung des Tumors bestünde.Mein Vater behauptet sogar, der Arzt habe gesagt nach der OP sei er"geheilt". Kurz - mein Vater ging und geht derzeit immer nochdavon aus OP-Krebs weg!
    Mein Vater hat eine Radikale offen-chirurgische retropubische Prostatektomievornehmen lassen. Die OP verlief wohl wegen Kreislaufproblemen während der OPschon nicht so einfach, mein Vater war nach der OP auch erst mal 3 Tage auf derIntensivstation, wo er kreislaufstabilisierende Medis erhielt.
    Er kam dann auf die normale Station und ab da verlief alles gut. Er wurde amFreitag letzte Woche entlassen und kommt diesen Mittwoch in die Reha.
    Am Wochenende haben mir meine Eltern nun den Bericht des Krankenhauses mit OPBefund gegeben (Kopie) und mir ist beim Lesen das Herz gesunken.
    Wen es interessiert, ich hab die Angaben vollständig ins Profileingetippt.
    Was mir so Sorgen macht:
    Ausgeprägte Perineuralscheidenpropagation. Tumorverbände sind über etwa 2mmrandbildend (links mittig lateral
    Tumorstadium: pT3a, pN0(0/10), L0, V0, Pn1, R1, Gleason Score 4+4=8,Tertiärscore 3
    III.24., Gleason-Grad 4),
    Erstens heißt das ja, dass der Krebs nachweisbar nicht vollständig entferntwerden konnte (was heißt denn 2mm randbildend?). Das ist ja schon ziemlichschlecht, oder? Zweitens macht mir die Formulierung "AusgeprägtePerineuralscheidenpropagation" Angst. Die Perineuralscheiden befindensich doch außerhalb der Prostata, oder?. Bedeutet das, dass der nochverbleibende Krebs schon weit entlang dieser Nerven weitergewachsen ist? Nervenführen ja bekanntlich zur Wirbelsäule. Ist die nun quasi "alsNächstes" dran?

    Ich hoffe keiner findet das daneben, dass ich mich so eingehend erkundige,obwohl ja mein Vater der Betroffene ist. Mein Vater scheint aber zumindestderzeit noch kein großes Interesse an solchen Einzelheiten zu haben. Er hatdiesen OP Befund noch nicht mal gelesen gehabt. Den vorherigen Biopsiebefund,in welchem von „Prostatakarzinom“ die Rede war, verstand er so, dass es sichgar nicht um Krebs handele.

    Mein Vater ist 76 Jahre alt und durchausgebildet, in keinster Weise dement. Ich schätze es also eher so ein, dass meinVater das gar nicht so genau wissen WILL.
    Vielen Dank erst mal, dass ich mir hierdiese Fragen vom Herzen schreiben durfte :-)
    In meinem Umfeld kann ich darüber kaum reden (außer natürlich mit meinem Mann -der beruhigt mich aber immer nur), schon beim Wort "Prostatakrebs"machen manche ja ein Gesicht, als sei mein Vater bereits gestorben :-((

    Ganz liebe Grüße Lieselotte

    #2
    Zitat von Lieselotte;80747[COLOR=#222222
    Ausgeprägte Perineuralscheidenpropagation. Tumorverbände sind über etwa 2mmrandbildend (links mittig lateral
    Tumorstadium: pT3a, pN0(0/10), L0, V0, Pn1, R1, Gleason Score 4+4=8,Tertiärscore 3
    III.24., Gleason-Grad 4),
    "AusgeprägtePerineuralscheidenpropagation" Angst.
    [/COLOR]
    Hallo Liselotte,

    Du schätzt die Situation Deines Vaters schon richtig ein, den Krebs ist Dein Vater nicht los.

    Zunächst bedeutet ein klinisches Stadium (pT3a) dass der Tumor die Drüsenkapsel durchbrochen hat und in das umliegende Gegewebe infiltriert hat (R1 ; R = Resektionsrand) Pn1 = Perineuralscheidenpropagation. D. h. die Prostata ist mit feinen Nerven durchzogen. Die Ein-und Ausgänge in, an, der Drüse wird als Perineuralscheidenwand bezeichnet. An diesen Stellen, der Weg des geringsten Widerstandes, besteht ein hohes Risiko, dass die Tumorzellen das Organ vor OP schon verlassen haben, um so hämatogen (Blutbahn) oder lyphogen in das Lymphsystem zu gelangen. Dies ist aber bei Deinem Vater nicht sicher gestellt. N0 = die entnommenen unmittelbaren Lymphknoten waren negativ. Eine T3a-Situation ist bei einem GS von 8 (High Risk Tumor) nichts ungewöhnliches, obwohl die Prognose sich schlimmer anhört als sie ist. Eine anschliessende Strahlentherapie der Prostataloge wird zunächst auf Deinen Vater zukommen, ein Todesurteil ist dies noch lange nicht. Dein Vater ist 76 Jahre alt und was sein PCa betrifft wird er mit den heutigen Therapieoptionen die nächsten 10 Jahre überleben können, vorausgesetzt seine allg. Vitalität lässt dies zu, und er nicht doch an einer anderen Krankheit stirbt, was ich ihm natürlich nicht wünsche.

    Gruss Helmut

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      #3
      Vielen Dank, Helmut, für die schnelle Antwort!
      Ist denn diese Propagation an der Perineuralscheide besonders gefährlich? Ich stell mir das eben wie eine Autobahn vor, an welcher entlang sich der Krebs schneller in den Körper verbreiten kann als er dies täte, wenn er sich eher in"die Breite" vergrößern würde. Und eben, dass die Nervenbahnletzendlich zur Wirbelsäule führt (meine Denke!) - das hört sich für mich besonders ungut an.
      Aber wenn du sagst 10 Jahre - das wäre ein Traum für mich, wenn ich meinen Vater überhaupt noch so lange bei mir hätte. Ich befürchtete aufgrund des Befundes schon max. 3 Jahre oder so.
      Ich hoffe bloß, dass mein Vater sich auf Bestrahlung und weitere Behandlung einlässt. Ist jetzt nicht so, dass ich ihm meine Vermutungen unter die Nase gerieben hätte, aber mein Vater hat bisher schon alleine wenn die Rede auf "Nachbehandlung" kam, vehement gesagt, der Krebs sei jetzt weg, Nachbehandlung gibt's also nicht - Schluß aus, fertig!
      Ist das denn häufiger so, dass sich der Betroffene so wenig mit seiner Erkrankung auseinander setzen will? Ich wills nicht bewerten, nur verstehen.

      Einerseits hoffe ich da auf die Reha. Andererseits tuts mir jetzt schon weh, wenn ich mir vorstelle was da noch an Erkenntnissen auf meinen Vater zukommen wird. Ist das für Betroffene so drastisch wie ich mir das vorstelle?
      Leider habe ich den Eindruck, dass meine Mutter auch nicht wesentlich besser an ihn rankommt wie ich. Darüber ist sie auch sichtbar traurig. Soll heißen – die haben jetzt auch keine einfacheZeit L
      LG Lieselotte

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        #4
        Moin Liselotte,
        kapselüberschreiten, Gleason Score 4+4 R1 und Perineuralscheiden als OP Ergebnis ist sicher nicht das Ende der Therapie oder anders gesagt der Krebs ist höchstwahrscheinlich nicht komplett entfernt.
        Vielleicht wird Dein Vater im Laufe der REHA das besser einschätzen können. In jedem Falle sollte er sich der an sich leitliniengerechten Nachkontrolle des PSA jeweils nach 3 Monaten widmen. Die vorgenannten Faktoren führen üblicherweise zu einer langsamen PSA Anstiegskurve, der gewünschte 0,0 Punkt wird nur kurzfristig oder gar nicht erreicht. Dann ist an sich für ihn der nächste Überlegungszeitpunkt nämlich zu erkennen der Krebs ist noch da. Es stehen dann zur Verfügung Strahlentherapie als salvage Verfahren, Antiandrogene, LHRH oder GnRH Hormonblockade, nach Kastrationsresistenz Zytiga oder Xtandi, bei möglichen Metastasen Zometa Denosumab für die Knochen, und falls es wegen Schmerzen etc. spät notwendig wird XOFIGO. Wenn er also keine weiteren schwerwiegenden anderen Erkrankungen hat und sich wirklich der notwendigen Therapiekaskade unterwirft, dann kann er durchaus weitere 10 bis 12 Jahre weiteres Überleben angehen. Drücken wir mal die Daumen dass er da im Laufe der Entwicklung etwas einsichtiger wird.
        Gruss aus Tornesch
        Guenther
        SHG Prostatakrebs Pinneberg
        Dies ist die Ansicht eines Betroffenen und keine fachärztliche Auskunft
        Serve To Lead

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          #5
          Oh ja, das ist wirklich naheliegend, dass er anhand des PSA zwangsläufig darauf hingewiesen wird, dass da noch was ist. Danke, hab ich mir so noch nicht überlegt. Dass er sich 3 Monatigen Besuchen beim Urologen verweigert, glaub ich auch eher nicht.
          LG Lieselotte

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            #6
            Zitat von Lieselotte Beitrag anzeigen
            Ist denn diese Propagation an der Perineuralscheide besonders gefährlich? Ich stell mir das eben wie eine Autobahn vor, an welcher entlang sich der Krebs schneller in den Körper verbreiten kann als er dies täte, wenn er sich eher in"die Breite" vergrößern würde. Und eben, dass die Nervenbahnletzendlich zur Wirbelsäule führt (meine Denke!) - das hört sich für mich besonders ungut an.
            Aber wenn du sagst 10 Jahre - ...
            Nun, die Perineuralscheiden sind eine Art kleinste Rohre, in denen die Nerven verlaufen.
            Weil die Nerven mitsamt ihrer Schutzhülle die Kapsel durchstossen, ergibt sich dort
            eiine grössere Wahrscheinlichkeit des Durchwachsens von Krebszellen.

            Lies dazu auch die Bemerkungen unseres (irgendwie abhanden gekommenen)
            Foren-Strahlentherapeuten:
            Im Apexbereich gibt es keine "echte" Kapsel, sondern nur eine Pseudokapsel. Da fällt es vielen Pathologen extrem schwer zwischen pT2 und pT3 zu unterscheiden. Wenn die Perineuralscheideninvasion in diesem Bereich sitzt (wo sich die meisten Operateure auch schwierig mit der OP tun) und nervenschonend operiert wird, kann es sein, dass Tumorzellen am Gefäss-Nerven-Bündel erhalten bleiben.
            Zitiert nach 'PSA Selbsthilfegruppe Prostatakrebs Bielefeld'


            Eine 'Autobahn ins Rückenmark' ist das aber nicht, auch keine typische
            Quelle von Metastasierung, sondern eben eine lokale Pforte für den Krebs,
            die Kapsel zu verlassen => R1

            Der N0-Befund ist schon mal ein starker Hinweis, dass eine lymphogene
            Metastasierung eher nicht stattgefunden habe, und dann ist es umso
            weniger wahrscheinlich, dass absiedlungsfähige Tumorzellen ins Blut
            abgeschwemmt worden wären. Letzteres wäre Bedingung für einen
            Befall des Rückgrates, der, falls überhaupt, nicht das Rückenmark,
            sondern die Wirbelknochen beträfe.

            Nun also in Ruhe den PSA-Verlauf beobachten, dann erst entscheiden, ob
            und was zu tun sei. Wie schon bemerkt wurde, steht die Strahlentherapie
            als "Salvage"-Verfahren zur Verfügung, also "Rettung"; Versuch, die Heilung
            im zweiten Anlauf zu erreichen.
            Heilung heisst hier:
            Die vollkommene Entfernung oder Zerstörung aller Krebszellen.

            Weitere Therapien und Medikamente wurden aufgezählt. Diese wirken
            palliativ, also lindernd, will sagen, den Krebs um Jahre oder gar, als
            Therapieenkaskade angewendet, Jahrzehnte aufschiebend.
            Wie fast alle Therapien haben auch diese Nebenwirkungen, mit denen
            man aber durchaus leben kann. Ich mach das nun schon mehr als vier
            Jahre - oft müde, aber glücklich.

            Carpe diem!
            Konrad
            Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

            [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
            [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
            [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
            [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
            [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

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              #7
              Zitat von Lieselotte Beitrag anzeigen
              Ist das denn häufiger so, dass sich der Betroffene so wenig mit seiner Erkrankung auseinander setzen will? Ich wills nicht bewerten, nur verstehen. Einerseits hoffe ich da auf die Reha.
              Tja Lieselotte das ist häufiger so, dass sich Betroffene wenig bis überhaupt nicht mit ihrer Krankheit auseinander setzen. Dies liegt zu einem an der Angst (zunächst "Todesangst"), die Angst vor der "Ungeweissheit, dem Unbekannten", wenn es einen selbst trifft, und zum anderen an der unvorbereiteten veränderten Lebenssituation.
              "Krebs bekommen bekanntlich ja immer die Anderen."
              Hinzu kommt die oft mangelnde Aufklärung (Zeitmangel) durch die Ärzteschaft. Ein Vogelstrauß-Verhalten ist zumeißt die logische Konsequenz des Ganzen, die Verantwortung und Kontrolle bleibt dem Arzt überlassen. Ob er nun dafür auch kompetent ist wird zunächst nicht hinterfragt.

              In der REHA wird Dein Vater PCa-mässig schon sensibilisiert, mit den einhergehenden widersprüchlichen Erfahrungen der Patienten.

              Es wird ein Prozess bei Deinem Vater stattfinden, welcher mit der Akzeptanz einer chronischen Krankheit (Krebs) beginnt, und dann langsam mit der Auseinandersetzung von relevanten Therapieoptionen im Kontext seines Status weiter verläuft. Er wird die Kontrolle, Einsicht, über seine Krankheit bekommen, und damit schwindet auch die Angst.
              Ich hoffe es zumindest für ihn.

              Gruß Helmut

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                #8
                Ich bin einfach total geplättet was ihr alles wisst! Beeindruckend! Danke für die Erklärung bezüglich der Perineuralscheiden. Peinlich, ich dachte diese Scheiden seien die Stellen, wo mehrere Nerven zusammenlaufen (hab ich mir auf einem der wenigen anatomischen Googlebilder so zusammengereimt...).

                Salvage bedeutet also heilen? Sprich - man darf zumindest noch hoffen, durch eine Bestrahlung den Krebs auszumerzen? Ok, das würde meinen Vater bestimmt motivieren DOCH bestrahlen zu lassen.

                Helmut, so wie du das schreibst mit der Vogel Strauss Methode - so leuchtet mir das auch ein! Du schreibst aber auch "Kontrolle über seine Krankheit" - das geht? Ist es nicht so, dass es einfach eine Frage der Zeit ist, wann die Krankheit doch die Oberhand gewinnt?

                Hvielemi, ich hab in deinem Profil gelesen und ich dachte mir wie es wohl jemanden ergeht, der sich nicht dermaßen gut auskennt? Wie es ja auch Helmut andeutet - was würde ein desinteressierter Arzt mit einem Vogel Strauss Patienten wie meinem Vater machen? Ich hab schon manchmal was gelesen inzwischen von sog. Leitlinien. Legen die fest, dass und wie ein Patient ordentlich behandelt wird?

                Vielen lieben Dank, dass ihr euch mit meinen Fragen beschäftigt.:-)


                LG Lieselotte

                Kommentar


                  #9
                  Zitat von Lieselotte Beitrag anzeigen
                  Helmut, so wie du das schreibst mit der Vogel Strauss Methode - so leuchtet mir das auch ein! Du schreibst aber auch "Kontrolle über seine Krankheit" - das geht? Ist es nicht so, dass es einfach eine Frage der Zeit ist, wann die Krankheit doch die Oberhand gewinnt?
                  "Salvage" bedeutet Zweit-, Folgetherapie mit kurativer (heilender) Absicht, nach erfolgloser Erstherapie.

                  Das viele PCa-Betroffene die Kontrolle und Gelassenheit über ihre Krankheit mittlerweile besitzen siehst Du an den vielen Forumsaktivisten hier, und an denen welche Dir bis jetzt geantwortet haben, und weitere noch antworten werden.
                  Bei ca. 5-10% der Betroffenen gewinnt die Krankheit letztendlich über die Jahre doch die Oberhand. Bei ca. 90-95 % der Besagten eben nicht, und Dein Vater wird zu dieser Gruppe gehören.

                  Gruß Helmut

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                    #10
                    Zitat von Lieselotte Beitrag anzeigen
                    ...Leitlinien. Legen die fest, dass und wie ein Patient ordentlich behandelt wird?
                    Wie es der Name sagt: es sind Leitlinien, also Empfehlungen für Ärzte und Patienten gleichermaßen. Die endgültige Festlegung des Therapieverlaufs sollte jedoch immer individuell erfolgen, weil kein Patient dem anderen 100%tig gleicht und die persönlichen Vorstellungen von Lebensqualität und -erwartung sehr unterschiedlich sind.


                    Jack

                    Kommentar


                      #11
                      Liebe Lieselotte,
                      nun auch von mir noch ein paar Antworten zwischen Deine Zeilen geschrieben:

                      Zitat von Lieselotte Beitrag anzeigen
                      Salvage bedeutet also heilen? Sprich - man darf zumindest noch hoffen, durch eine Bestrahlung den Krebs auszumerzen?
                      "Salvage" bedeutet wörtlich "Rettung". Ja, Du hast das richtig verstanden.
                      Eine Salvage-Therapie wird dann angeboten, wenn eine vernünftige Chance zur Heilung besteht, in Abwägung zu den Nebenwirkungen.

                      "Kontrolle über seine Krankheit" - das geht? Ist es nicht so, dass es einfach eine Frage der Zeit ist, wann die Krankheit doch die Oberhand gewinnt?
                      Ja, wenn nach der Ersttherapie die Salvage-Therapie ebenfalls nicht den Krebs vollständig eliminieren kann, ist das so.
                      Dabei behält man zwar nicht unbedingt die "Kontrolle über seine Krankheit", sonst würde sie ja nie die Oberhand gewinnen. Aber man sollte die Kontrolle über seine nunmehr 'palliativen', also verzögernden, lindernden Therapien nicht einfach blindlinds an den Arzt abgeben. Ich halte es für wichtig, zu verstehen, warum diese oder jene Therapie angeboten werde. Die Entscheidung liegt letztlich immer beim Patienten.

                      Was würde ein desinteressierter Arzt mit einem Vogel Strauss Patienten wie meinem Vater machen?
                      Ich denke, der würde die Leitlinien (siehe unten) nehmen und danach handeln. So falsch wäre das sicher nicht.

                      Ich hab schon manchmal was gelesen inzwischen von sog. Leitlinien. Legen die fest, dass und wie ein Patient ordentlich behandelt wird?
                      Ja, wobei das die grossen Linien sind, von denen im Einzelfall begründet abgewichen wird.
                      Unsere Krankheit stellt sich zu vielfältig dar, als dass man jeden einzelnen Fall mit einer
                      Leitlinie abdecken könnte.
                      Die m.E. sehr lesenswerten Patientenleitlinien gibt es hier:

                      Die sind eine leicht lesbare Zusammenfassung der offiziellen Leitlinien, die reichlich
                      schwer verdaulich geschrieben und dargestellt und in der Hand des Patienten und
                      von Laien wenig hilfreich sind.
                      Ich bin zuversichtlich, dass Dein Vater im Verlaufe der Anschlussheilbehandlung AHB
                      auf das Thema Prostatakrebs sensibilisiert wird. Es ist das erste mal, dass ich meine,
                      so eine REHA oder AHB wäre wirklich hilfreich. Wo er dazu hingehen sollte, wissen
                      andere sicher besser, ich hab sowas nicht angeboten bekommen.

                      Carpe diem!
                      Konrad


                      Übrigens:
                      Ich hatte zum Zeitpunkt meiner Dignose absolut keine Ahnung von der Krankheit,
                      und auch heute noch kenne ich nur schmale Bereiche aus dem 'vollen Programm'.
                      Daher der orange Hinweis in der Signatur.
                      Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

                      [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
                      [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
                      [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
                      [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
                      [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

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                        #12
                        Als meine Mutter mir mitteilte, dass mein Vater Prostatakrebs hat und die RPE machen lassen will, war ich auch noch nicht sooo beunruhigt. Irgendwann kam die Rede mal auf den Vater eines Bekannten und es hieß, bei ihm habe die RPE "immerhin 3 Jahre gehoben", dann war der Krebs in der Blase und in den Knochen, dann ging es nur noch 1/2 Jahr bis zu seinem Tod. Ich fragte nach wie denn die Befunde waren und wurde nur kariert angeguckt. Mein Bekannter wusste eigentlich gar nix über Befunde und Behandlung des Vaters, war sogar der Meinung, eine Behandlung habe es gar keine gegeben nach der OP.
                        Na ja, da hab ich schon bissel Angst bekommen.
                        Ist Prostatakrebs und dessen Metastasen denn grundsätzlich "harmloser" als andere Krebserkrankungen? Hab ich in eurem Forum gelesen bezüglich einer Metastase in der Wirbelsäule....
                        LG Lieselotte

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                          #13
                          Danke Konrad, deinen Link werd ich mir noch zu Gemüte führen.
                          Die Reha fand ich bisher eine recht gute Idee. Eben gerade bei meinem Vater dachte ich sei das die geeignete Möglichkeit, dass er überhaupt mal dazu kommt, nach sich zu gucken. Weg vorallem auch von der besorgten Frau/ Familie.
                          Obwohl der Kasten in Durbach echt grauslig aussieht auf den Bildern.....
                          Wird mein Vater dort nur neu erkrankte, bzw. frisch operierte Mitpatienten treffen, oder alle Stadien der Erkrankung, weiß das jemand?
                          LG Lieselotte

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                            #14
                            Hallo Liselotte,

                            ich war nach meiner RPE 2010 in Durbach zur AHB.

                            Die Architaktur ist sicherlich nicht der letzte Schrei, die übrigen Randbedingungen
                            für eine Rehabilitation nach Prostata-OP stimmen aber. Zunächst gibt es eine ärzliche Betreuung,
                            angepasstes körperliches Training, ein sehr gutes Kontinenztraining (wenn es denn nötig ist),
                            Vorträge zu vielen Aspekten der Krankheit, weitere Veranstaltungen z.B. Autogees Training.

                            Auch die Umgebungs stimmt: schöne Weinberge, ein netter Ort mit Möglichkeiten zum Einkehren.

                            Außerdem bietet die Klinik die Möglichkeit - gegen private Zuzahlung - dass der Partner im
                            Doppelzimmer mit dabei sein kann.

                            Deine Frage nach den "verschiedenen Stadien der Krankheit" verstehe ich nicht ganz.
                            Ich habe dort persönlich nur Menschen unmittelbar nach RPE getroffen, aber auch solche
                            mit anderen urologischen Operationen (Blase).

                            Ich habe von der AHB sehr profitiert.
                            Falls du noch weitere Fragen hast, gerne.

                            Gruß
                            Roland
                            Meine Werte grafisch bei myprostate: hier
                            PSA Verlauf unter Metabloc und Metformin: hier #253

                            Kommentar


                              #15
                              Zitat von Lieselotte Beitrag anzeigen
                              ...
                              Ist Prostatakrebs und dessen Metastasen denn grundsätzlich "harmloser" als andere Krebserkrankungen? Hab ich in eurem Forum gelesen bezüglich einer Metastase in der Wirbelsäule....
                              LG Lieselotte
                              Mir ist es nicht möglich, deine Frage zu beantworten, es wäre vermessen. Denn es gab und gibt zu viele, die diese Krankheit alles andere als harmlos bezeichnen würden bzw. hätten.
                              Prostatakrebs ist, soweit er einigermaßen rechtzeitig erkannt wurde wie bei deinem Vater, gut behandelbar oder sogar heilbar (lange Rezidivfreiheit...wie auch immer). Das unterscheidet ihn tatsächlich von vielen anderen Krebsarten.

                              Unter www.myprostate.eu findest du viele verschieden Krankheitsverläufe und Therapieansätze, das sollte dir Mut machen.

                              Jack

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