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Alleinige Hormontherapie nach pT3N0M0 R1 (Gleason 7b) reicht aus?

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    Alleinige Hormontherapie nach pT3N0M0 R1 (Gleason 7b) reicht aus?

    Hallo,

    bei meinem Vater (51 Jahre alt) wurde vor einigen Monaten Prostatakrebs festgestellt. Nun wurde die Prostata entfernt, und im Krankenhaus hat man ihm die Hormontherapie für 9 Monate empfohlen (Enantone 1x monatlich + Bicalutamid 50 mg täglich). Danach soll PSA regelmäßig kontrolliert werden, beim Anstieg soll die Bestrahlung der Prostataloge erfolgen.

    Ein anderer Urologe hat ihm empfohlen, spätestens sechs Wochen nach der OP mit der Bestrahlung zu beginnen (parallel zu Hormontherapie).

    Nun fragen wir uns, welche Therapie sinnvoller ist und eine längere progressionsfreie Zeit bieten könnte (auch wenn es keine Garantie gibt).

    Mich würde eure Meinung zu dieser Frage sehr interessieren.



    Hier folgt die „Biographie“ der Erkrankung:


    Datum Untersuchung Befund
    Dez 2014 PSA-Test 6,44 ng/ml (PSA-Quotient 13%)
    Mai 2015 TRUS Prostata ist vergrößert (ca. 51 cm3), suspekt rechts
    Mai 2015 Biopsie cT2bN0M0 G3 (Gleason Score 8 + 8), 50% bds. positiv
    Juli 2015 MRT V.a. organüberschreitendes Wachstum re. lat., keine Lymphknoten
    Juli 2015 Skelettszintigrafie keine Metastasen
    Juli 2015 PSA-Test 6,3 ng/ml (PSA-Quotient 17%)
    Ende Juli 2015 radikale Prostatektomie (Da-Vinci) pT3b, pN0 (0/25), L1, V0, Pn1, Gleason 4 + 3 (7b), R1
    Histologie nach RP
    1. Lymphknoten pelvin rechts: Fettgewebe mit neun tumorfreien Lymphknoten
    2. Lymphknoten pelvin links: Fettgewebe mit 16 tumorfreien Lymphknoten
    3. Vesikuloprostatektomiepräparat mit beidseitigem Prostatakarzinom und folgenden Einzelbefunden:
      1. Ductus deferens Segment bds sind tumorfrei
      2. Samenblasen bds sind karzinominfiltriert
      3. Prostatamit myoglandulärer Hyperplasie mit Drüsenektasien und Sekretretention. Geringe chronische Prostatitis. Stellenweise eine prostatische Intraepilethale Neoplasie high-grade.
      4. Adenokarzinom, überwiegend mikroglandulär-fusioniertes und cribriformes Tumorwachstum, teils mikroglanduläre Einzeldrüsen, kleinherdig solide Karzinomverbände. Stellenweise finden sich Karzinomformationen in Perineuralspalten und in Lymphgefäßen. Blutgefäßeinbrüche wurden nicht gefunden.
      5. Organüberschreitung: ja, beide Samenblasen sind karzinominfiltriert. Ferner infiltriert das Karzinom perivesiculäres Fettgewebe beidseits sowie periprostatisches Fettgewebe rechts dorsal. Nicht im Gesunden reseziert. Positiver Resektionsrad: rechts dorsal reicht das Karzinom punktuell mehrfach bis an den Resektionsrand (Areale bis 0,3 cm).


    Nachbericht
    Zwischenzeitlich wurden von einzelnen Paraffinblöcken noch Schnittstufen angefertigt. Hierbei finden zusätzlich zu den randbildenden Karzinomformationen auf der rechten Seite auch randbildende Karzinominfiltrate im Präparat vom linken dorsalem Apex in einem 0,1 – 0,2 cm messendem Areal.



    Viele Grüße
    Evgeny

    #2
    Hallo Evgeny,

    zunächst: Niemand von uns, der kein Arzt ist, darf Dir bzw. Deinem Vater irgendwelche Therapie-Empfehlungen geben. Den Vorschlägen beider Urologen könnte man folgen. Der eine will nur bestrahlen, wenn es wirklich notwendig erscheint (weil nach Radikaler Prostatektomie und Androgenblockade der PSA-Wert wieder steigt), der andere will prophylaktisch gleich bestrahlen, sobald die Operationswunde verheilt ist. Wichtig ist, zu bestrahlen, bevor – bei einem PSA-Wiederanstieg – ein PSA-Wert von 0,5 ng/ml erreicht ist (siehe hier). Welches Vorgehen das bessere ist und eine längere Progressionsfreiheit verspricht, kann Dir niemand vorhersagen.

    Ralf

    Kommentar


      #3
      5. Organüberschreitung: ja, beide Samenblasen sind karzinominfiltriert. Ferner infiltriert das Karzinom perivesiculäres Fettgewebe beidseits sowie periprostatisches Fettgewebe rechts dorsal. Nicht im Gesunden reseziert. Positiver Resektionsrad: rechts dorsal reicht das Karzinom punktuell mehrfach bis an den Resektionsrand (Areale bis 0,3 cm).

      Hier reicht in KEINEM FALLE eine alleinige Hormontherapie aus, da die Histologie ja schon "Rest-"Prostatakrebs diagnostiziert hat.

      ich würde bei diesem Befund, und im jungen Alter, eine Bestrahlung der Prostataloge UND des Lymphabflussgebietes empfehlen (bei dieser Histologie ist zumindest eine Mikrometastasierung nicht selten!)
      und nach Erreichen des PSA-Nadir 12-18 Monate Hormontherapie zusätzlich geben.

      So ist statistisch das beste Langzeitergebnis zu erwarten
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      Meine Kommentare stellen keine verbindliche Auskunft dar,
      sondern spiegeln meine PERSÖNLICHE Meinung und Erfahrung
      wider und können keine direkte Beratung und Behandlung
      vor Ort ersetzen

      Gruss
      fs
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      Kommentar


        #4
        Vielen Dank für die Antwort, F.S.!

        Wann sollte man mit der Bestrahlung beginnen?
        Und ab wann sollte man den PSA-Wert wieder messen? (die RPE-OP fand am 27.07. statt, erste Spritze von Enantone am 6.08., Bicalutamid seit dem 5.08.)

        Kommentar


          #5
          Danke für deine Antwort, Ralf!

          Es ist nicht leicht, sich für eine Therapie zu entscheiden, wenn die Ärzte unterschiedliche Meinungen vertreten.

          Einerseits möchte ich meinem Vater die Bestrahlung der frisch verheilten OP-Wunde ersparen. Wenn die Hormontherapie die mögliche Vermehrung von Tumorzellen unterdrückt, dann könnte man die Bestrahlung in der Tat auf spätere Zeit verschieben.

          Andererseits befürchte ich, dass ein späterer Rezidiv womöglich einen systemischen Charakter haben könnte. Sollten sich bei einem möglichen späteren PSA-Anstieg Metastasen bilden, dann ist die Bestrahlung der Prostata-Loge womöglich sinnlos.

          Diese Überlegungen beschäftigen mich. Aktuell tendiere ich zwar eher zu einer Bestrahlung, jedoch konnte ich mich selbst noch nicht zu 100% vor der Richtigkeit dieser Wahl überzeugen.

          Kommentar


            #6
            Eigentlich sollte Bicalutamid eine Woche VOR der Spritze begonnen werden …..
            Bestrahlung ca. drei Monate nach OP, damit die "innere Heilung" weitgehend
            abgeschlossen ist.
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            sondern spiegeln meine PERSÖNLICHE Meinung und Erfahrung
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            Gruss
            fs
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