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Hormontherapie nicht mehr sinnvoll?

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    Hormontherapie nicht mehr sinnvoll?

    Hallo Urologe,

    Sie sagen, dass eine Hormontherapie vor eine Prostatektomie seit 20 Jahren nicht sinnvoll ist. Nach meiner Stanzbiopsie (GS 10) im März 2016 hat mir der zuständige Arzt gesagt "Bicalutamid 150 bis zur OP", damit der Krebs nicht weiterwachsen kann. Was ist daran falsch?

    Grüße

    Dirk

    NB: Ich halte eine Diskussion über "Höchst- oder Niedrichst - Kosten nicht für sinnvoll!"

    #2
    Man gab die Hormone unter der Vorstellung des "Downsizing" und einer verbesserten Operabilität,
    so wie es bei Enddarmkrebs mit der Radio-Chemotherapie in der Tat der Fall ist.
    Beim Prostatakrebs (kann ich aus reichlich eigener Erfahrung bestätigen), wird das Gewebe
    aber weich und undefinierbar - damit werden Schnellschnittuntersuchungen, ob R1-Situation
    und Abgrenzung zum Gefäß-/Nervenbündel (welches nur 0.3 mm von der Prostata entfernt ist)
    und damit dessen Schonung sehr viel schwieriger.
    Das Bicalutamid braucht ausserdem mindestens 2 Wochen, um überhaupt eine vernünftige Wirkung aufzubauen.
    Und dann wird ein Gleason 10 auch noch mit einem Antiandrogen bekannt gemacht, so dass später vlt. schlechtere Wirkung wegen Resistenzbildung.
    Da Sie den Krebs ca. 4-5 Jahre schon in sich hatten, machen dann die letzten 3 Wochen "den Kohl auch nicht mehr fett"; eine Studie der
    Martiniklinik zeigte keinerlei Unterschied im Outcome bei sofortiger oder 2-3 Monate verzögerter OP.

    Nachtrag:
    In Ihrem Profil steht: Prostatektomie mit regionaler Lymphadenektomie, non nerve sparing - durch da Vinci Roboter an der Uni Klinik Erlangen.

    Aber gerade DAS besonders gute nervesparing bei daVinci ist ja immer das Argument. Möglicherweise war eben die Hormontherapie der
    Grund, das dieses nicht gut möglich war???
    ----------------------------------------------------------
    Meine Kommentare stellen keine verbindliche Auskunft dar,
    sondern spiegeln meine PERSÖNLICHE Meinung und Erfahrung
    wider und können keine direkte Beratung und Behandlung
    vor Ort ersetzen

    Gruss
    fs
    ----------------------------------------------------------

    Kommentar


      #3
      Hallo Urologe,

      vielen Dank für die Informationen.

      Allgemein: Ich bin doch völlig sprachlos, dass das PCa schon einen längeren Zeitraum in mir geschlummert haben muß. Ich frage mich - wozu eine Vorsorgeuntersuchung, wenn es dann doch (fast?) zu spät ist. Vorsorgeuntersuchungen der Prostata lasse ich seit dem Jahr 2000 machen. Ich bin nicht nur sprachlos, sondern auch ratlos.

      Grüße

      Dirk

      Kommentar


        #4
        Soeben lese ich hier dass Dirk den Krebs vor der Diagnose 4-5 Jahre in sich tragen konnte. Ist es denn möglich aufgrund der PSA Werte ungefähr abschätzen wann es losgegangen ist? Oder ist die Aussage 4-5 Jahre für alle Patienten ähnlich?
        LG!
        Daniela

        http://de.myprostate.eu/?req=user&id=637&page=report

        Kommentar


          #5
          4 bis 5 Jahre ist viel zu kurz

          Liebe Daniela, lieber Dirk,

          Dass aus einer einzigen mutierten Zelle ein diagnostizierbarer Tumor von etwa
          einer Milliarde Zellen entsteht, muss sich der Krebs etwa dreissig mal verdoppeln,
          denn Zehn Verdoppelungen sind erst etwa eine Vertausensfachung.
          Je aggressiver, desto rascher folgen diese Verdoppelungszyklen (VZ).
          In jedem Fall sehen wir erst ein weit fortgeschrittenes Stadium der Krankheit,
          denn mehr als 10 weitere VZ nach der Diagnose überlebt niemand (Seltene
          Ausnahmen gibt es bei Knochenmetastasen)

          Schaut mal meinen PSA-Verlauf an aus Anhang [3] meiner Signatur:

          Schwarz ist die gemessene Früherkennungskurve, mathematisch
          zerlegt in Blau, das PSA der 'gesunden' Prostata und
          Rot, die Kurve des Krebses. Je kürzer die PSA-Verdoppelungzeit,
          desto steiler die rote Kurve, desto weniger lange benötigte der
          Krebs, um sich zu entwickeln.
          Um in dieser Grafik den Moment der Mutation der ersten Zelle
          abzubilden, müsste die Grafik etwa zweifach nach unten und um
          viele Jahre nach links erweitert werden! Für Prognosen nach oben
          und rechts.

          Erst wenn der Krebs mehr PSA produziert als die gesunde Prostata,
          kann er klar erkannt werden, im Beispiel also bei ca. 2.5ng/ml, ein Jahr
          bevor der Kardiologe von einer "unguten Entwicklung" sprach und mich
          zum Urologen schickte. Früher wäre der Tumor ohnehin so klein gewesen,
          dass er in einer Biopsie gar nicht gefunden werden könnte.

          Mit meiner PSA-Verdoppelungszeit von 7 Monaten trug ich den Krebs
          also etwa 30 x 7 Monate in mir, bzw. rund 17 Jahre vor der Diagnose.
          4 bis 5 Jahre Vorlauf ist auch für Gleason-Score 9 viel zu kurz angesetzt.

          Weil Gleason-Score 3+3=6 sich typischerweise nur alle zwei oder
          drei Jahre verdoppelt, geht es meist viele Jahrzehnte, bis der gefunden
          wird. Daher ist GS6 meist ein Alterskrebs, der sich weiterhin
          langsam teilt. Deswegen kann man oft in Ruhe zuschauen bzw.
          die Krankheit aktiv überwachen, statt aggressiv zu therapieren.
          (Auch hier gibt es Ausnahmen)

          Das wichtigste Prognoseinstrument ist nicht Gleason,
          sondern die PSA-Verdoppelungszeit!
          Konrad
          Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

          [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
          [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
          [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
          [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
          [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

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            #6
            Das ist ja wirklich interessant, lieber Konrad! So könnte ich es doch ausrechnen? Wann genau waren deine 7 Monate VZ? Wie kann ich es bei meinem Mann anwenden?

            wir haben ja die Tabelle von Hr.Glättli auch-nur erst jetzt, mit deiner Erklärung, habe ich sie verstanden! Besser gesagt, ich habe deine Tabelle verstanden, nicht die, die wir von Hr.Glättli erhalten haben:

            LG!
            Daniela

            http://de.myprostate.eu/?req=user&id=637&page=report

            Kommentar


              #7
              Die PSA-VZ ist in deinem myprostate-Profil aufgelistet für jede einzelne Messperiode
              und über zwei, vier und acht Messperioden, aber in der Vor-RPE-Phase nicht aufgeteilt
              nach BPH und PCa. Das macht das Glättli-Diagramm:

              Vor der RPE müsste man noch etwa 1ng/ml von den Werten abziehen für die 'gesunde'
              Prostata, entsprechend der blauen Linie. Dies hatte den PSA-Anstieg bis 2011 verdeckt.
              Der Anstieg 2012 hätte eine kurzfristige Nachmessung auslösen sollen.
              Aber Urologen verstehen eben überhaupt nix von PSA-Dynamik ...

              Die PSA-VZ des Krebses in der Früherkennungs-Phase wird im Glättli-Diagramm oben links
              angegeben und war bei deinem Mann 22 Monate (ich bezweifle dies, denn die sinkende
              blaue Kurve ist so sehr unwahrscheinlich. Ich nehme eine deutlich kürzere VZ-PCa an.
              Ist aber heute egal. Jetzt gibt es nur noch die VZ des Krebses, und die steht in myprostate,
              Und liegt zwischen 4 und 6 Monaten! Siehe auch die schwarzen Messpunkte rechts unten.

              Leider kann ich selbst nicht genug Mathematik und Informatik, um selbst solche
              Diagramme zu rechnen.

              Konrad
              Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

              [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
              [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
              [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
              [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
              [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

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                #8
                Danke lieber Konrad! So wird man doch immer ein wenig schlauer. Du kannst es doch anders erklären als wir, Laien...
                LG!
                Daniela

                http://de.myprostate.eu/?req=user&id=637&page=report

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