Hallo Fortgeschrittene,
in dem Diskussionsfaden, den Ralf am 3.3. aufgemacht hat, ging es um die Zulassung in Europa.
Das ist ja nun erledigt.
Jetzt möchte ich hier die Pro und Cons des Cabazitaxels zusammentragen.
Das scheint mir nötig, weil so ohne weiteres kann dieses neue Taxan nicht als die nächste Therapie-Bereicherung angesehen werden. Es gibt aktuell zu viele Fragezeichen, als dass wir uns nicht näher mit der Frage nach dem Nutzen bzw. der Handhabung beschäftigen sollten.
"Scheininnovation" - das ist eine Wertung, zu der 2 Redakteure der "Pharmazeutischen Zeitung" kommen, weil sie das Cabazitaxel als "Analogpräparat einordnen.
Prof. Hartmut Morck, ein renommierter Pharmazeut, der mal Chefredakteur der PZ war, liefert in einem Kommentar zum Cabazitaxel diese Einschätzung:
Cabazitaxel ist in einer Zulassungsstudie, die TROPIC-Studie, Abstract hier (fulltext leider nicht verfügbar), gegen Mitoxantrone getestet worden, nicht gegen Taxotere.
Einen Nachweis für die Wirksamkeit von Mitoxantrone existiert aber nicht. Also ist Cabazitaxel gegen nichtstun getestet worden - was nicht ganz stimmt, denn Mitoxantrone ist ganz schön belastend, wäre Cabazitaxel gg. Placebo getestet worden, hätte vielleicht der Placebo-Zweig besser ausgesehen!
Prof. Morck bzw. die PZ liefern nicht die einzigen skeptischen Stimmen.
Eine Frau Dr. Anna Nachtnebel hat in dem Forschungsverbund der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft vom Institute for Health Technology Assessment (HTA) im Februar ein Papier veröffentlicht unter dem Titel
Second-line chemotherapy with cabazitaxel (Jevtana®) for the treatment of castration-resistant metastatic prostate cancer
Sie kommt in ihrem längeren abschliessenden Kommentar zu diesem Schluss:
In summary, cabazitaxel is one of the first therapies which showed improvements of OS in patients with castration-resistant metastatic prostate cancer after failure of docetaxel therapy. But this result is put into perspective as this modest gain in OS was established in comparison to mitoxantrone, a therapy with an unknown impact on survival itself. Moreover, very frequent serious and sometimes life-threatening AEs in combination with missing data on QoL prevent to date reliable estimates of the drug's true significance.
Darüberhinaus verhindern sehr zahlreiche ernste und manchmal lebensbedrohende Nebenwirkungen [ AE = Adverse Events ] in Kombination mit fehlenden Daten über die Lebensqualität bis heute ein verlässliches Abschätzen, was das Medikament wirklich wert ist.
Nichts genaues weiss man (noch) nicht. Und es gibt Fragezeichen, es gibt heftige Nebenwirkungen.
Na gut, könnte man sagen, NWs gibts gerade bei Chemo doch immer, das ist ja auch wirklich nur noch das allerletzte Mittel, wenn alles andere versagt hat.
Ja, wirklich?
Derzeit lechzen sich unsere Männer, die eigentlich austherapiert sind, die Finger nicht nach Cabazitaxel (schon länger verfügbar bis zur Zulassung durch den compassionate use), sondern nach Abiraterone.
Im Vergleich zu Abiraterone aber sieht Cabazitaxel alt aus.
Grüsse aus HH,
Rudolf
in dem Diskussionsfaden, den Ralf am 3.3. aufgemacht hat, ging es um die Zulassung in Europa.
Das ist ja nun erledigt.
Jetzt möchte ich hier die Pro und Cons des Cabazitaxels zusammentragen.
Das scheint mir nötig, weil so ohne weiteres kann dieses neue Taxan nicht als die nächste Therapie-Bereicherung angesehen werden. Es gibt aktuell zu viele Fragezeichen, als dass wir uns nicht näher mit der Frage nach dem Nutzen bzw. der Handhabung beschäftigen sollten.
"Scheininnovation" - das ist eine Wertung, zu der 2 Redakteure der "Pharmazeutischen Zeitung" kommen, weil sie das Cabazitaxel als "Analogpräparat einordnen.
Prof. Hartmut Morck, ein renommierter Pharmazeut, der mal Chefredakteur der PZ war, liefert in einem Kommentar zum Cabazitaxel diese Einschätzung:
Inwieweit das Zytostatikum Cabazitaxel gegenüber den beiden bisher eingesetzten Taxanen Docetaxel und Paclitaxel ein wirklicher Fortschritt ist, kann anhand der vorliegenden Daten nicht beurteilt werden.
Chemisch ist Cabazitaxel ein Dimethylderivat des Docetaxels. Es gibt aber keine direkten klinischen Vergleiche bezüglich der Wirksamkeit.
Auch die geringere Ausschleusung aus den Krebszellen kann nicht unbedingt als echter Fortschritt gewertet werden.
Cabazitaxel muss vielmehr als Ersatzmittel eingestuft werden, wenn Resistenz gegen Paclitaxel und Docetaxel auftritt.
Vorläufig ist Cabazitaxel als Analogprodukt einzustufen.
Chemisch ist Cabazitaxel ein Dimethylderivat des Docetaxels. Es gibt aber keine direkten klinischen Vergleiche bezüglich der Wirksamkeit.
Auch die geringere Ausschleusung aus den Krebszellen kann nicht unbedingt als echter Fortschritt gewertet werden.
Cabazitaxel muss vielmehr als Ersatzmittel eingestuft werden, wenn Resistenz gegen Paclitaxel und Docetaxel auftritt.
Vorläufig ist Cabazitaxel als Analogprodukt einzustufen.
Einen Nachweis für die Wirksamkeit von Mitoxantrone existiert aber nicht. Also ist Cabazitaxel gegen nichtstun getestet worden - was nicht ganz stimmt, denn Mitoxantrone ist ganz schön belastend, wäre Cabazitaxel gg. Placebo getestet worden, hätte vielleicht der Placebo-Zweig besser ausgesehen!
Prof. Morck bzw. die PZ liefern nicht die einzigen skeptischen Stimmen.
Eine Frau Dr. Anna Nachtnebel hat in dem Forschungsverbund der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft vom Institute for Health Technology Assessment (HTA) im Februar ein Papier veröffentlicht unter dem Titel
Second-line chemotherapy with cabazitaxel (Jevtana®) for the treatment of castration-resistant metastatic prostate cancer
Sie kommt in ihrem längeren abschliessenden Kommentar zu diesem Schluss:
In summary, cabazitaxel is one of the first therapies which showed improvements of OS in patients with castration-resistant metastatic prostate cancer after failure of docetaxel therapy. But this result is put into perspective as this modest gain in OS was established in comparison to mitoxantrone, a therapy with an unknown impact on survival itself. Moreover, very frequent serious and sometimes life-threatening AEs in combination with missing data on QoL prevent to date reliable estimates of the drug's true significance.
Nichts genaues weiss man (noch) nicht. Und es gibt Fragezeichen, es gibt heftige Nebenwirkungen.
Na gut, könnte man sagen, NWs gibts gerade bei Chemo doch immer, das ist ja auch wirklich nur noch das allerletzte Mittel, wenn alles andere versagt hat.
Ja, wirklich?
Derzeit lechzen sich unsere Männer, die eigentlich austherapiert sind, die Finger nicht nach Cabazitaxel (schon länger verfügbar bis zur Zulassung durch den compassionate use), sondern nach Abiraterone.
Im Vergleich zu Abiraterone aber sieht Cabazitaxel alt aus.
Grüsse aus HH,
Rudolf
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