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Bestrahlung und Hormontherapie

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    Bestrahlung und Hormontherapie

    Bei mir wurde Ende vergangenen Jahres PK festgestellt (Gleason 3+4(5%). Auch aufgrund der Empfehlungen hier, habe ich mich für eine Protonentherapie entschieden. Das vor einigen Tagen aktuell durchgeführte mp-MRT ergab nun den Verdacht auf Kapselüberschreitung. Im MRT von 10/2016 ergab sich dafür noch kein Anhaltspunkt. Mein Urologe hat deshalb empfohlen, vor der Bestrahlung eine Hormontherapie durch zu führen (10 Tage Bitalucamid, danach 3 Monatsspritzen Eligard). Kann mir jemand sagen, ob eine Hormontherapie in meinem Fall tatsächlich ratsam ist, wie lange vor der Bestrahlung diese beginnen sollte und für wie lange die Therapie ggf. fortgesetzt werden muss?
    Hubert

    #2
    Guten Morgen Hubert,

    es spricht nichts dagegen, mit Bicalutamid 50 mg sofort zu beginnen. Diese 10-Tage-Medikation wird durchgeführt, um das sog. flare-up Phänomen, also einrn zu raschen Anstieg von Testosteron zu verhindern. Das Eligard-Implantat (Spritze) würde ich zunächst aus Verträglichkeitsgründen als 1-Monats-Implantat einsetzen lassen. Bei Unverträglichkeit könnte man auf ein anderes Medikament wechseln. Ich wünsche Dir Erfolg mit der Protonen-Radiatio.

    Gruß Harald

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      #3
      Hallo Hubert,

      man sollte drei Monate vor der Bestrahlung mit der Hormontherapie beginnen. Frühestens sechs Monate nach der Bestrahlung kann man damit wieder aufhören, noch besser nach 18 Monaten. Mit diesem Konzept erreicht man mit einer Bestrahlung bessere Ergebnisse als ohne Hormontherapie.

      Georg

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        #4
        Moin,
        all das beruht auf Auswertungen IMRT /IGRT und ADT. Für Protonen gibt es m.K. nach keine evidenten Auswertungen, es wird vermutet, dass eine gleichartige Wirkung wie bei der Photonenbestrahlung eintritt.
        Gruss aus Tornesch
        Guenther
        SHG Prostatakrebs Pinneberg
        Dies ist die Ansicht eines Betroffenen und keine fachärztliche Auskunft
        Serve To Lead

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          #5
          Hallo Günther,

          die Hormontherapie vor der Bestrahlung soll den Tumor verkleinern um ein kleineres Gebiet bestrahlen zu müssen. Dies dürfte unabhängig von der Art der Bestrahlung sein.

          Weshalb die Hormontherapie während und nach der Bestrahlung wirkt ist m.K. nach nicht endgültig geklärt, es gibt bis jetzt nur die statistischen Ergebnisse von Studien. In einem anderen Beitrag habe ich diese mögliche Erklärung vorgestellt.

          Ich vermute, dass es hinsichtlich der Wirkung keinen signifikanten Unterschied zwischen Protonen und Photonen gibt.

          Georg

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            #6
            Hallo Georg, die Wirkung jeder Strahlentherapie erfolgt über die Ionisierung, siehe z.B. http://www.rptc.de/de/protonentherap...nstrahlen.html
            Der Link der Krebsgesellschaft, auf den du verweist im anderen Thread, ist insoweit falsch formuliert: "...mithilfe ionisierender Strahlung oder Teilchenstrahlung zerstört..." Protonen sind direkt ionisierende Strahlung, Photonen indirekt ionisierend, d.h. bem Reagieren mit Gewebe wird die ionisierende Strahlung erst noch erzeugt (Protone sind von Natur aus positiv geladenen Teilchen, Photonen dagegen ladungslos).
            Zur Strahlentherapie siehe auch



            Die damals dir nicht zugängliche Studie liegt unter http://clincancerres.aacrjournals.or...-0381.full.pdf
            Leider klärt sie nicht, welche Patienten davon profitieren. Ich kenne die Statistiken nicht, die den Vorteil der gemeinsamen Therapie auflisten: gibt es da Unterschiede nach Gleason, usw.?
            Man beachte auch die erste Referenz im PDF: "Androgen deprivation followed by acute androgen stimulation selectively
            sensitizes AR-positive prostate cancer cells to ionizing radiation." Hier wird also erst AD gemacht und dann das Gegenteil. Das ist ein interessantes Konzept, den genauen Therapieverlauf müßte man sich ansehen.

            Die biologische Wirkung der Protonenstrahlung dürfte am Ende gleich sein. Der (auch so beworbene) Unterschied ist: sie soll zielgenauer sein und sie soll tief eindringen, ohne auf dem Weg etwas zu bewirken. Gerade dann sollte die Größe des PCa keine so große Rolle spielen, da ja wenig oder kein umliegendes Gewebe geschädigt wird. Der Vorschlag kommt vom Urologen und nicht vom Strahlentherapeuten, daher geht es offenbar nicht um die Größe. Vielelicht hat der von dem statistischen Vorteil der kombinierten Vorgehensweise gehört. Aber: es steht ja im Zusammenhang mit der (vermuteten) Kapselüberschreitung? Eine (definitive) Kapselüberschreitung könnte Anlaß für eine systemische Therapie sein (nach Leitlinie nur nach RPE), dann wäre jedoch eine fokale Behandlung fragwürdig.

            Allerdings fehlen wichtige Informationen: ein Gleason 7a mit PSA<10 liegt "dazwischen", es kann sogar noch ein low risk sein, kann aber auch (nach RPE oder weiteren Biopsien) zum high risk hochgestuft werden. Die Größe der Prostata und des suspekten Areals und die Biopsiedetails (hoch oder mäßig differenziert? G1, G1-2, G2?) wären hilfreich, um die Vorschläge besser zu verstehen.

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              #7
              Hallo Martin,

              vielen Dank für den Link. Der Artikel ist wohl mehr eine Besprechung dieses Artikels von Hedayati : Androgen Deprivation Followed by Acute Androgen Stimulation …. (die von Dir angesprochene erste Referenz)

              Ich finde die beiden Artikel schon reichlich komplex aber es wird fundiert versucht die allgemein beobachtete Synergie von Bestrahlung und Hormontherapie zu erklären. So heißt es im letzten Absatz: „In conclusion, the synergism between androgen suppression and radiotherapy that has been observed for the past 15 years can now be partially explained by modulation of repair of radiotherapy induced DSB.“ (DNA double strand breaks / Doppelkettenbrüche).

              Es gibt sehr viele Studien zur Wirkung der Kombination von Hormontherapie und Bestrahlung. Eine Studie hatte ich vor kurzem vorgestellt.
              Oder vielleicht kannst Du dieses neuere Review lesen: Radiotherapy for high-risk prostate cancer

              Grundsätzlich ist eine begleitende Hormontherapie vor allem für Patienten mit höherem Risiko relevant. Aber um nichts zu riskieren (wer kann einem garantieren, dass man auf die Hormontherapie verzichten kann?) würde ich auch bei niedrigem Risiko neben den drei Monaten vor der Bestrahlung anschließend sechs Monate Hormontherapie machen.

              Drei Monate Hormontherapie vor der Bestrahlung können eine befallene Prostata um bis zu 35% schrumpfen lassen, siehe diese Studien:
              Lilleby: Computed tomography/magnetic resonance based volume changes...
              Jethwa: Predictors of prostate volume reduction following neoadjuvant cytoreductive androgen suppression

              Ich denke eine Verkleinerung des zu bestrahlenden Tumorherdes um 35% ist auch für eine Protonenbestrahlung relevant.

              Georg

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                #8
                Zitat von vectra Beitrag anzeigen
                Kann mir jemand sagen, ob eine Hormontherapie in meinem Fall tatsächlich ratsam ist, wie lange vor der Bestrahlung diese beginnen sollte und für wie lange die Therapie ggf. fortgesetzt werden muss?
                Moins,

                wenn es Dir hilft, kannst Du ja mal mein Profil lesen, ich mache heute immer noch die Hormontherapie und habe bis heute ! außer Hitzewallungen (die für mich keine gravierenden Nebenwirkungen sind) keine Nebenwirkungen.
                Liebe Grüße
                Stefan


                http://de.myprostate.eu/?req=user&id=802&page=graphic

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                  #9
                  Zitat von silver dollar Beitrag anzeigen
                  Moin,
                  all das beruht auf Auswertungen IMRT /IGRT und ADT. Für Protonen gibt es m.K. nach keine evidenten Auswertungen, es wird vermutet, dass eine gleichartige Wirkung wie bei der Photonenbestrahlung eintritt.
                  Protonentherapie bringt genauso Zellen um wie Photonenstrahlentherapie. Insofern kann man in der Tat 1:1 die Daten der ADT auch für die Protonentherapie anwenden.
                  Der Strahlentherapeut.

                  Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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                    #10
                    Zitat von Georg_ Beitrag anzeigen
                    Hallo Hubert,

                    man sollte drei Monate vor der Bestrahlung mit der Hormontherapie beginnen. Frühestens sechs Monate nach der Bestrahlung kann man damit wieder aufhören, noch besser nach 18 Monaten. Mit diesem Konzept erreicht man mit einer Bestrahlung bessere Ergebnisse als ohne Hormontherapie.

                    Georg

                    Das kann man pauschal so nicht sagen. Die Dauer der Hormontherapie hängt von der Risikokategorie ab.
                    Bei einem Verdacht auf eine Kapselüberschreitung liegt hier ein cT3a Tumor vor, damit sind wir in der Kategorie "high risk".
                    Was bemerkenswert ist, ist dass beim Tumor von Vectra "nur" 5% GS-Pattern 4 angegeben sind. Ein "braver" GS 3+4=7-Tumor macht selten eine Kapselüberschreitung. Eventuell liegt hier eine aggressivere Histologie vor.

                    Ich würde hier auch eine ADT über 2 Jahre ggf. sogar 3 Jahre empfehlen.
                    Dass man keine Protonentherapie braucht, sondern diesen Tumor auch mit einer konformalen Strahlentherapie behandeln kann, ist klar. Es gibt keinen belegten Vorteil für die Protonentherapie in dieser Situation.
                    Der Strahlentherapeut.

                    Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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                      #11
                      Ja, ich vergaß zu erwähnen, dass die sechs Monate für ein niedrigeres und die 18 Monate für ein höheres Risiko angezeigt sind.

                      Allerdings sind drei Jahre nach der ASCO 2017 zu lang. Ich habe hier über eine Studie berichtet, die speziell diese Frage untersucht hat:


                      Danach sind max. 18 Monate sinnvoll.

                      Georg

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                        #12
                        Vielen Dank für die vielen -aus meiner Sicht- sehr wichtigen Hinweise. Ich lese daraus die Tendenz, dass eine zusätzliche Hormontherapie durchaus Sinn macht und Vorteile bringen kann. Deshalb werde ich das jetzt zügig angehen.
                        Sorgen machen mir die möglichen Nebenwirkungen, aber das werde ich hoffentlich schaffen. Eine Frage noch: Wie sieht es denn mit der Potenz aus, kommt die nach der Hormontherapie wieder (mögliche Nebenwirkungen der Strahlentherapie mal außen vor gelassen)?

                        Da an eine Stelle nach weitern Angaben gefragt wurde hier noch einige Anmerkungen:
                        MRT 05/2012: gering suspekter Herdbefund rechts peripher bei 7-8 Uhr, sonst keine Auffälligkeiten
                        mp-MRT 10/2016: gering suspekter Herdbefund re. nicht mehr nachweisbar (!), dafür deutlicher Herdbefund links, Einstufung PIRADS 5. Dieser Herdbefund soll nun gegenüber 2012 deutlich größenprogredient sein (Hinweis von mir: im Bericht von 2012 wurde das gar nicht erwähnt). Kein Anhalt für Kapselüberschreitung.
                        MRT- gesteuerte Biopsie: Karzinominfiltrate in 5 Stanzen aus dem verdächtigen Bereich, alle übrigen Stanzen karzinomfrei (befallene Stanzen: überwiegend kleine bis mittelgroße Drüsen die weit voneinander entfernt sind und nur vereinzelt Konfluenzzeichen zeigen. Die zytologischen Atypen sind variabel. Ein Gefäßbefall lässt sich nicht belegen. Kommentar: ausgedehnte solitäre linksseitige Gleason 3 dominierte Prostataneoplasie, Summe:Gleason 3+4 (5%) . Die pathologische Begutachtung erfolgte in der Uniklinik Hamburg Eppendorf.
                        mp-MRT 05/2017: Herdbefund links peripher, PIRADS 5, Verdacht auf Kapselüberschreitung. Unauffällige Samenbläschen und Lymphknoten. PIRADS 4 Herd mittig, etwas größenprogredient zu MRT 10/2016 (Hinweis von mir: in 10/2016 nicht im Bericht erwähnt!). MRTs erfolgten alle im DKFZ Heidelberg.
                        PSA: erster Wert vor zehn Jahren 4,2, aktuell 6,8. Deutliche Schwankungen (Anstiege und Rückgänge)
                        Hubert

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                          #13
                          Zu dem Thema hatte ich schon mal geschrieben:


                          Vereinfacht gesagt, man darf den Penis trotz fehlender Libido nicht ungenutzt lassen. Sonst funktioniert er nach einiger Zeit nicht mehr.

                          Georg

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                            #14
                            Das ist ein Abstract... Warten wir lieber auf die Full-Publikation.
                            Wenn wir alles machen würden, was in Abstracts steht, dann müssten wir jetzt schon allen Patienten mit hoch-Risiko ProstataCa parallel zur Bestrahlung noch eine Chemotherapie geben (ja, bei den NICHT metastasierten Patienten), googeln Sie mal RTOG 0512.
                            Der Strahlentherapeut.

                            Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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                              #15
                              Ja, wenn man nicht will, dann finden sich immer Gründe. Entweder fehlt die Evidenz (Studien), oder der Fulltext, oder man will das nicht generalisieren, da es immer Subgruppen gibt, die auch so gut zurechtkommen, oder die Kosten, die Nebenwirkungen, oder man verbaut sich Optionen für die zukünftige Behandlung, usw. usw.

                              Wozu macht man denn dann eigentlich Studien, wenn in der Praxis doch alles nach Evidenzlevel-4 läuft?
                              Who'll survive and who will die?
                              Up to Kriegsglück to decide

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