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Bitte um Rat, Gleason 9 nach Bicalutamid/Orchiektomie, was nun?

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    Bitte um Rat, Gleason 9 nach Bicalutamid/Orchiektomie, was nun?

    Gleason 9 / VZ 20 Tage / zwei erste Knochenmetastasen nach Ektomie, Bestrahlung, Chemo und dreifacher HB.

    Hallo, mein PSA-Wert steigt nach 18 Monaten dreifacher Hormonblockade deutlich an. Ich stehe vor der Frage wie es jetzt weiter geht und freue mich über jeden guten Rat. Meine Lebenserwartung ist überschaubar, für mich ist ein Monat sehr viel Zeit, ich frage nicht aus Jux.

    #1. Ich frage mich in welcher Reihenfolge, also wer vor wem eingenommen werden sollte. Beginnt man mit Enzalutamid oder doch besser mit Abiraterone? Beide mit Prednisolon? Reichen auch 5 mg P. anstelle 10 mg P.? Ich werde E. und A. mit Metformin 2x1000 und einem Statin flankieren, es gibt da ein paar Ministudien die auf eine positive Wirkung (etwas mehr Lebenszeit) ohne nennenswerte Nebenwirkungen schließen lassen.

    #2. Was haltet ihr von einer bipolaren Therapie? Hat damit schon jemand Erfahrungen gemacht? Noch ist mein PSA unter "1", da könnte ich drei Monate lang eine "BAT" (bipolare Androgen-Therapie) ausprobieren. Nur, wer verschreibt mir in Deutschland als PCA-Patient bitte Enanthate 400 mg Spritzen? Das gibt die Leitlinie natürlich nicht her, kontraindiziert, wäre ein klassischer Kunstfehler, in die Nesseln setzt sich wohl kein niedergelassener Arzt. Kennt denn jemand einen Arzt der solche Verschreibungen (auf Privatrezept) macht? Oder muss ich mir allen Ernstes übers Internet was aus Thailand oder Indien bestellen? Das wären ja großartige Aussichten. Eigentlich wollte ich es beim Krebs belassen, ich hätte Terminschwierigkeiten mit einer weiteren ganz neuen Krankheit. Kotz.

    #3. Cabazitaxel? Zuvor, dazu, danach, wann? Sonstige Gedankenanstöße?

    BAT: http://www.pctrf.org/pca-commentary-...n-therapy-bat/

    #2
    Lieber Mathias

    Zunächst solltest Du dich entscheiden zwischen Abiraterone und Enzalutamd.
    Ersteres wird mit Prednison oder Dexamethason gegeben, beim Zweiten
    ist das nicht erforderlich.
    Da Du gemäss Profil von einer Antikrebswirkung dieser Kortisone überzeugt
    bist, ist es naheliegend, mit Abiraterone zu beginnen.

    Wenn dann auch Resistenz gegen die Zweitlinien-Hormontherapien eintreten
    sollte, gibt es als weitere Option die peptidgebundene Nukleartherapie PRLT,
    vor allem PSMA-Lu177. Details dazu im 'Grundwissen', das Du ganz oben
    im Gelben Link findest.
    Trotz höchstaggressivem GS9 mit einer PSA-Verdoppelungszeit von 15 Tagen
    gewinne ich mit vierteljährlichen Injektionen schon bald ein Jahr, und es
    wird wohl mehr werden. Wie Du richtig schreibst, sind Monate die Währung
    unseres Lebens. Mit der PRLT gewinne ich also sehr viel.

    Cabacitaxel, Carboplatin etc.? Du hast die Therapie mit Docetaxel als verlorenes
    halbes Jahr bezeichnet. Mit diesen Medikamenten wird das nicht besser.

    BAT und andere exotische Selbstversuche?
    Vielleicht, aber doch bitte erst, wenn die Medizin nichts mehr zu bieten hat.
    das ist bei dir nicht der Fall.


    Carpe diem!
    Konrad
    Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

    [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
    [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
    [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
    [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
    [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

    Kommentar


      #3
      Hallo Mathias,
      ich blicke bei Dir nicht so recht durch. Bist Du momentan in einer ADT oder nicht, also außer der Orchiektomie? Und sind die zwei Knochenmetastasen die in den Rippen, die bestrahlt wurden, oder schon wieder neue?

      Wenn die ADT bei Dir nur derart kurz gewirkt hat, dann liegt ein sehr aggressiver Krebs vor, das ist wohl allen klar. Ich würde dann gerne eine Mutation im BRCA1- oder BRCA2-Gen prüfen lassen, was andere Optionen möglich machen könnte.

      Ansonsten gibt es auch noch vor der BAT ein paar Optionen, Konrad erwähnte es ja teilweise schon. Du könntest auch noch eine ADT mit Hochdosis Östrogen (Patches) ausprobieren, eventuell mit Dexamethason (0.5mg bis max. 1mg/Tag) und/oder Dasatinib. Dexamethason low dose ist möglicherweise auch eine Option, wirkt bei mir sensationell und ich habe auch ein GS:9 mit Knochenmetastasen im Alter von 50 Jahren diagnostiziert bekommen (vor 8 ½ Jahren). Das dürfte den Testosteronwert sicher unter 0.1ng/ml bringen. Eine Abiraterone Ergänzung könnte auch hilfreich sein, das würde ich gegenüber Enzalutamide präferieren.

      Aktuell gibt es ein schönes Review von Myers zur Problematik aggressiver Prostatatumore, schicke ich Dir gerne per mail, ist aber alles Englisch!
      Who'll survive and who will die?
      Up to Kriegsglück to decide

      Kommentar


        #4
        LowRoad, ein sehr seltener Taufname (war Witz!), ja, bitte schicke mir den Review, ich lese Myers Infos alle mit großem Interesse.




        Hallo Konrad, hallo LowRoad,
        erstmal vielen Dank für Eure schnelle Antwort und das ihr Euch die Mühe macht. Konrad, Deine Krankengeschichte habe ich aus einfachen Gründen mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Dass Du Erfolg mit der PSMA-Lu177 Therapie hast, freut mich sehr für Dich! Vielleicht kommt es bei mir zum selben Erfolg. Zu Euren Fragen:


        Aktuelle Therapie:
        Meine ADT führe ich weiter, diese besteht aus 150mg Bicalutamid und 0,5mg Avodart. Ich habe jetzt nochmal eine Trenantone und zusätzlich XGEVA dazu gespritzt bekommen. Was die T. bewirken soll (nach Orchiektomie) ist mir nicht ganz klar, aber schaden kann sie zumindest auch nicht.


        Meine Chemo:
        Die Hochdosis-Chemo Docetaxel war bei mir nix. Das Dexamethason hatte den Testosteronwert erfolgreich gesenkt gehabt mit der unschönen Folge, dass ich ein Cuching-Sydrom ausgebildet hatte und kaum war es wieder ausgeschlichen zog der PSA-Wert auch sofort wieder an und ich hatte keine 4 Monate später zwei Knochenmetastasen auf zwei Rippen am Rücken unter PSMA-PET/CT bildgebend. Naja, die 4mg Dexa. waren wohl sehr hilfreich, aber die Chemo eben nicht. Was wohl allgemein von der Wirkung von Doce. übrig bliebe, wenn man kein Dexa. dazu gäbe? Die Doce.-Hochdosis-Chemo ist auch ein ganzes Stück Augenwischerei, ich denke sonst hätte ich nicht sofort mit ansteigendem PSA bis "2" die beiden ersten Knochenmetastasen ernten dürfen. Das war für mich verlorene Zeit. Dexamethason ist ein zweischneidiges Schwert. Zu hoch/ zu lange dosiert wird die Nebenniere geschädigt. Das nur am Rande.


        Variante Chemo:
        Ich möchte eine weitere Chemo nicht ganz ausschließen und bleibe da drann. Ich habe mich mit Herrn Prof. Dr. Reichle, Biomodulatory über seine Arbeit über eine Zweitlinien-Chemo ausgetauscht, die in Kombination anderer Komponenten und durchweg niedrigen Dosierungen eine gute Wirkung zeigt. Die Arbeit lautet "Treatment of Patients with Castration-Resistant Prostate Cancer: A Phase II Study of Imatinib with Pioglitazone, Etoricoxib, Dexamethasone and Low-Dose Treosulfan" http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=7196. Ich kann mir auch vorstellen Dexamethason niedrig dorsiert schubweise einzunehmen und die Chemo-Zellgifte einfach weg zu lassen.


        Genetik:
        Schließlich habe ich weniger das Problem einen "Prostatakrebs" zu besitzen, sondern nach Entfernung derselben eine objektive genetisch-onkologische Problemstellung. Ich kann mit der Begrifflichkeit Prostatakarzinom nicht viel anfangen, er beschreibt nach entfernen der Prostata nur auf ungenügende Weise einen heterogenen Tumortyp. Mein(e) Tumor(e) besitzen die Fähigkeit zu streuen und sich an die Blutversorgung ankoppeln zu können und damit zu wachsen. Es geht jetzt um Wachstumsfaktoren und Antiangiogenese, um stereotaktische Bestrahlungen usw. Mein Gewebe aus der Tumordatenbank ließe sich auswerten, aber ich habe das erstmal nach hinten angestellt und warte auf eine schöne große Metastase die man biospsieren könnte um ein aktuelleres Profil zu bekommen. Noch bietet der Markt nicht viele Therapieoptionen an, aber immerhin, dann weiß man womit man es zu tun hat. Ich werde bei einer humangenetischen Beratungsstelle die Tage einen Termin machen um etwaige generelle Genschäden zu diagnostizieren, deren Diagnose meinen Kindern einmal von Nutzen sein könnte.


        Frage zur BAT:
        Ich kläre jetzt mal ab, ob man die BAT vor oder nach Abiraterone/Enzalutamid, mit einem der beiden oder erst als allerletzte ADT-Option versuchen sollte, wenn nichts mehr greift. Keine Ahnung! Aber weiß denn niemand einen Arzt, der einem Enanthate 400 mg Spritzen verschreiben würde? Habt ihr einen Tip?


        Frage zur stereotaktischen Bestrahlung:
        Ich habe einen Prof. der sich erbarmt hatte und suche noch eine Uniklinik die stereotaktische Bestrahlungen von Metastasen anbietet. Habt ihr einen Tip?


        Heidelberg/Konstanz:
        Ich werde mich noch vorstellen i.S. Immuntherapie und PSMA-Therapien.


        Sonst leide ich nur unter Kraftlosigkeit und Kurzatmigkeit, die Chemo und die Kortisone haben meinen Visus verschlechtert, ich sehe nicht mehr so gut. Mein Ruhepuls ist bei 80 hängen geblieben. Von 105 während der Chemo runter, aber nicht bei 65 gelandet, so wie es zuvor war. Blutdruck 120/80, na immerhin brauche ich keine Bluthochdruck senkende Medikamente. Aber mir tut nichts weh und ich habe einen normalen Schlaf und Appetit.


        Euch beiden anhaltendes Behandlungsglück und gute Laune!

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          #5
          Hallo Matthias,

          unser Forumsmitglied Benton macht eine BAT mit Testosterongel im Selbstversuch. Du kannst Dir seinen Bericht durchlesen. Außerdem war offenbar unser Urologe fs in Hamburg bereit, eine Testosteronspritze für BAT zu geben: https://forum.prostatakrebs-bps.de/s...5744#post95744

          Kürzlich habe ich einen Bericht von einem Patienten gelesen, bei dem Docetaxel nicht angeschlagen hatte, anschließend aber Cabazitaxel sehr gut. Es macht also schon Sinn dies zu versuchen.

          Georg

          Kommentar


            #6
            Zitat von Georg_ Beitrag anzeigen
            Hallo Matthias,

            unser Forumsmitglied Benton macht eine BAT mit Testosterongel im Selbstversuch. Du kannst Dir seinen Bericht durchlesen. Außerdem war offenbar unser Urologe fs in Hamburg bereit, eine Testosteronspritze für BAT zu geben: https://forum.prostatakrebs-bps.de/s...5744#post95744
            Georg
            Georg,
            muss Dich korrigieren:
            Benton hat keine BAT gemacht sonder eine Hochtestosteron Therapie nach Leibowitz. Eine BAT beinhaltet immer eine ADT, die Benton noch nie gemacht hat.
            Die 2. BAT Komponente ist eine Testosteron Spritze, die einen sehr viel steileren und höheren Testo Anstieg bewirkt (im Vergleich zu dem Testo Gel, das Bento benutzt hat). Durch die kontinuierlich weiterlaufende ADT fällt dann das Testo viel steiler und tiefer ab sobald (nach etwa 14 Tagen) die Testo Spritze nicht mehr wirkt.

            Ich hatte mit dem BAT Studienleiter in den USA Kontakt. Nachdem er meine Situation als sehr BAT-geeignet ansieht, nachdem das Risiko recht gering ist und nachdem mein Arzt hier in Bonn einen BAT Versuch unterstützen würde, werde ich wohl zum geeigneten Zeitpunkt einen BAT Versuch starten

            Klaus
            -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
            Bericht in Myprostate.eu: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=69&page=report

            Kommentar


              #7
              Stimmt, Benton schreibt auch von Leibowitz. Da habe ich nicht aufgepasst.

              Vielleicht kann Matthias ja Deinen Arzt kontaktieren, Bonn ist nicht so weit wie Hamburg.

              Matthias: Bernd hat sich seine Metastasen in Neckarsulm mit SBRT bestrahlen lassen, Göppingen ist auch eine Möglichkeit:


              Georg

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