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Früherkennung bei jungen Männern

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    #16
    Zitat von Tinka Beitrag anzeigen
    Es ist also immer noch so, dass PCA die Erkrankung der "alten Männer (...)ist?
    Will sagen, wenn ein junger Mann damit zu tun hat, ist das immer noch nicht die Regel?
    Oder hat sich da (statistisch) in den letzten zehn Jahren etwas geändert?
    Ja, liebe Tinka, das ist immer noch so.
    Prostatakrebs wächst im allgemeinen langsam, sodass es Jahrzehnte braucht ab der
    Entstehung, bis der Krebs zu Beschwerden führt. Durch die PSA-Messung wird der Krebs
    aber häufiger vor dem Eintritt von Beschwerden erkannt, wodurch das Alter bei der
    Diagnose gesunken ist.
    Die hochaggressiven Prostatakrebse allerdings wachsen schnell und werden daher früher
    gefunden, sei dies als Folge von Beschwerden oder mit frühen PSA-Messungen.
    Diese Fälle sind aber nach wie vor Ausnahmen. Leider hatte es deinen Mann besonders früh
    getroffen. Einen Trend dazu gibt es nicht.

    Aber es gibt einen anderen Trend, von dem die Generation der Söhne zunehmend profitieren
    wird:
    Neue Therapien lassen Betroffene länger leben bei zugleich besserer Lebensqualität:
    Wenn Du meine PSA-Verlaufskurve in Anhang [1] anschaust, sind alle PSA-Reduktionen und
    -Stagnationen Therapien zu verdanken, die einst deinem Mann noch nicht zur Verfügung
    standen, und die teilweise auch heute noch nur studienhalber oder in kleinem Umfang als
    'Heilversuche' zu haben sind. In einigen Jahren werden die besser und zugleich Standard
    sein, und weitere Therapien, z.B. Immuntherapien werden verfügbar.

    Carpe diem!
    Konrad



    Zu PCa bei jüngeren Männern:
    Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

    [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
    [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
    [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
    [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
    [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

    Kommentar


      #17
      PCa ist eine Erkrankung fast jedes Mannes, nicht nur des alten Mannes. Zitat aus Stamey, J UROL, 2004.pdf:
      "Sakr et al found that 8% of 525 men in their 20s, equally divided between white and black men killed accidentally on the streets of Detroit, had invasive prostate cancer when their prostates were examined by 2 to 3 mm whole mount step sections. Each increasing decade of life was accompanied by a linear increase in prostate cancer until 80% of both races in their 70s had invasive prostate cancer."
      Vermutlich werden unter diesen 8% mehr Söhne aus vorbelasteten Familien sein, doch da diese Zahlen auch zeigen, dass fast alle Familien vorbelastet sind (einige Väter sterben vorher an anderen Krankheiten), heißt "Vorbelastung" im Wesentlichen frühere Entwicklung und/oder bösartigere Entwicklung.

      Diese Arbeit von 2004 mit dem provokanten Titel "THE PROSTATE SPECIFIC ANTIGEN ERA IN THE UNITED STATES IS
      OVER FOR PROSTATE CANCER" gibt die wesentlichen Einwände gegen PSA-Screening wieder. Mitautor Stamey hatte 1987 die Bedeutung des PSA erkannt und publiziert und damit erst das de facto-SCreening ausgelöst.

      Heutzutage sollte man sie im Zusammenhang mit dieser Arbeit aus 2017 betrachten:
      Beyond_the_PSA_test__How_to_better_stratify_a.13.p df

      Dazu ein Beispiel:
      PSA soll pro 1g PCa um 3,5 zunehmen, bei BPH pro 1g um 0,3 Observations on the doubling time of prostate cancer. The use of serial prostate-specific antigen in patients with untreated disease as a measure of increasing cancer volume - Schmid - 2006 - Cancer - Wiley Online Library
      (auch diese Zahlen gegen auf Stamey et al 1987 zurück). Wer mit 40 oder 50 eine Prostata von 20g hat und ein PSA von 2,0 kann in 10 Jahren eine BPH mit 20g Zuwachs haben und dann ein PSA von 20x0,3 + 2,0 = 8,0
      Oder er bekommt ein PCa von 1g und das PSA wird zu 2,0 + 3,5 = 5,5
      Oder das PCa gibt nicht viel PSA ab (z. B. fehlende Perineuralscheideninvasion) und das PSA steigt kaum.
      Dabei sind 3,5 und 0,3 Durchschnittszahlen und andere Studien haben leicht abweichende Werte ergeben, so daß die Unsicherheit noch größer ist.
      Das ist der Grund, warum PSA-Screening als Empfehlung out ist. Es führt dazu, daß bei PSA>4 und PSA<10 jeder mindestens einmal biopsiert wird und da fast jeder irgendwann ein PCa entwickelt wird irgendwann ein Treffer erzielt. Um diesen Treffer zu erreichen, sind zuviele Biopsien mit negativem Ergebnis erforderlich (Nebenwirkungen, besonders Infektionen), und das eventuell erkannte PCa ist bei PSA<10 eher low oder low-to-intermediate risk (Gefahr der Übertherapie, wenn keine weitere Diagnostik bezüglich der Aggressivität des PCa erfolgt).

      Die in der aktuellen Arbeit von 2017 vorgeschlagende Strategie ist einigermaßen leitlinienkonform. Außer freiem PSA gehört auch PHI dazu. Die Skepsis gegenüber dem mpMRT ist meiner Ansicht nach überholt. Die Ausführung durch darauf spezialisierte Radiologen (siehe dazu auch https://forum.prostatakrebs-bps.de/s...8035#post88035) kann bei der Bewertung von den gemessenen Werten helfen. Ein low risk PCa mit systematischer Biopsie von 8-12 Stanzen zu treffen kann daneben gehen (was bezüglich Übertherapie vielleicht ganz gut ist, aber zur nächsten Biopsie in 6-12 Monaten führt). Das MRT kann zur 3D-Fusionsbiopsie benutzt werden mit 20-30 Stanzen (einige gezielt und einige systematisch). Bei negativem Befund würde man dann in 12 Monaten vergleichende Bildgebung machen und erst dann entscheiden, ob aufgrund einer Änderung eine erneute Biopsie erforderlich ist.

      Jeder Fall ist anders. Erblich belastete Männer im jungen Alter werden früher mit den Messungen von PSA, freiem PSA, proPSA (für PHI-Berechnung) beginnen wollen. Ein PSA bei konstant unter 1,0 korreliert gut mit negativer Biopsie bzw. PCa, ein hohes PSA umgekehrt mit positivem Befund. Alles andere bedarf der Einordnung. Im jungen Alter sollte man sich im Zweifelsfall eher für ein (teures) mpMRT entscheiden (denn sonst hat man unter Umständen sehr sehr viele Biopsien vor sich). Damit können auch suspekte Areale gesehen werden, die durch PCa, der kein oder wenig PSA exprimiert, verursacht werden.

      Kommentar


        #18
        @Tinka:

        Es ist also immer noch so, dass PCA die Erkrankung der "alten Männer" (niemand möge sich angegriffen fühlen) ist? Will sagen, wenn ein junger Mann damit zu tun hat, ist das immer noch nicht die Regel? Oder hat sich da (statistisch) in den letzten zehn Jahren etwas geändert?
        Ich glaube, das kommt ganz darauf an, wen man fragt...laut Aussage der Martini-Klinik kommen mittlerweile die ersten Patienten ab 40 Jahren zur Behandlung. Während meines Aufenthalts dort habe ich aber gesehen, dass die allermeisten Patienten schon 55+ waren (ob das jetzt "alt" ist, sei dahingestellt).
        Da viele aber zeitlebens erst bei Beschwerden (PSA-Messungen kannten dort viele erst vom Hausarzt) zum Arzt gehen, ist unklar, seit wann die Erkrankung wirklich besteht. Und das ist meiner Meinung nach ein Problem, denn das höhere Alter der PCa-Erkrankten ist ja immer "Alter bei Diagnose" und nicht "Alter bei Auftreten der ersten Tumorzellen". Ich zitiere meinen Urologen nach Erhalt der Histologie:"...das hätte ich nicht gedacht, dass man das schon so früh haben kann. Habe ich auch wieder dazugelernt..."

        Wie Martin schon schrieb, ein nicht unerheblicher Teil junger Männer trägt das PCa bereits früh in sich, die Rede ist sogar von bis zu 30% aller 30-40 jährigen Männer, s. Link:


        Wie viele davon klinisch signifikant werden, ist wieder eine andere Geschichte. Frühe PSA-Tests haben sicherlich dazu beigetragen (und werden es vermehrt tun), dass viele Karzinome sehr früh entdeckt werden. Meiner Meinung nach eine großartige Sache, sehe ich das Problem der "Übertherapie" nicht bzw. in der Verantwortung dann jedes Einzelnen. Meine Meinung: besser wissen und dann entscheiden als nicht wissen und folglich fremdbestimmt sein.

        Frühes Wissen wird Deine Söhne im hoffentlich gar nicht erst auftretenden Fall der Fälle sicher retten können, daher würde ich frühzeitige PSA-Messungen (Ende 20 Basiswert, Mitte 30, dann 2-jährig, ab 40 einjährig) und im Zweifel (dauerhafte Werte > 1 - 1,5 ng/ml) erweiterte Diagnostik wie mpMRT anstreben wie geschrieben.

        Viele Grüße
        Arne
        Meine Beiträge stellen KEINE FACHÄRZTLICHE AUSKUNFT, sondern die Meinung eines Betroffenen dar.

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