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Was sagt man zu einem Krebspatienten (besser nicht)

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    #16
    Zitat von Wolfjanz Beitrag anzeigen
    @Muggelino
    Wenn hier einer kämpft, so ist es Dein Immunsystem, daß diese heroische Aufgabe innehat gemäß dem Naturprinzip: "Fressen und Gefressenwerden"
    Und dieses Immunsystem sollte man bestmöglich unterstützen so gut es im Einzelfall wie auch immer geht.
    Ja, und das ist auch manchmal ein Kampf. Gegen den inneren Schweinehund, wenn ich viel lieber auf der Couch bleiben als joggen gehen will. Gegen die Versuchung, all die leckeren Sachen zu essen, die meinem Körper aber nicht gut tun würden.
    Gegen die Angst vorm nächsten PSA-Test, vor der Zukunft, vor dem Ende. Gegen alle Leute und Dinge, die mir Stress bereiten. Gegen Depression und Hoffnungslosigkeit. Gegen die Macht statistischer Wahrscheinlichkeiten. Gegen die eigene Uninformiertheit aufgrund mangelnden Wissens.
    Und der Glaube, der Berge versetzt, will auch erst mal erarbeitet werden. Der wurde mir auch nicht in die Wiege gelegt.

    Detlef
    Ich schreibe als betroffener Laie. Irrtum vorbehalten.
    Meine Krankheitsdaten:
    http://de.myprostate.eu/?req=user&id=712&page=graphic

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      #17
      Hallo zusammen,

      Andi hat hier ein sehr interessantes und - wie ich finde - differenziert zu diskutierendes Thema erstellt.
      Mir persönlich sind die Sichtweisen zum Teil mit zuviel Selbstmitleid belegt. Unheilbarer und tödlich endender Prostatakrebs ist keine schöne Perspektive, insbesondere wenn man noch jünger ist, teilweise noch voll im Berufsleben steht und die persönlichen Lebensvorstellungen völlig über den Haufen geworfen werden. Bevor man von der Erkrankung getroffen wird, kann man sich nur schwer in eine solch belastende Situation hineinversetzen. Nachdem es mich selbst getroffen hatte, bekam ich einen neuen Zugang zum Verständnis von lebensbedrohenden - besser existenzbedrohenden - Situationen.

      Ich glaube, es gibt viele existentielle Notlagen, sei es eine Erkrankung, ein Unfall oder auch ein sozialer Niedergang, bei denen man als "Außenstehender" verunsichert ist und nicht so richtig weiß, wie am besten mit einem Betroffenen zu kommunizieren sei. Dafür gibt es auch kein Patentrezept, denn jeder Leidtragende tickt anders. Das Spektrum der Verarbeitung eines "Supergau" hat viele Ausprägungen (von - bis): absolute Verdrängung - ständiges Befassen, überzogener Optimismus/Euphorie - völliger Pessimismus/Apathie, Hyperaktivität/Aktionismus - Inaktivität/Lethargie, erhöhtes Mitteilungsbedürfnis - Ablehnung von Kommunikation, übersteigerter Drang nach sozialen Kontakten - soziale Isolation, ...,.
      Resultierend hieraus, dürfte es schwierig sein, die Frage nach "Was sagt man einem Krebspatienten (besser nicht)?" zu beantworten, denn je nachdem wie ein Betroffener seine existenzielle Bedrohung gerade individuell verarbeitet, können die an ihn gerichteten Worte eines "Außenstehenden" hilfreich oder aber auch total daneben sein.

      Aus einem Bauchgefühl dieser Erkenntnis heraus entspringt dann wohl auch die unverfängliche oberflächlich erscheinende Frage an einen Schwerkranken bzw. vom Schicksal Gebeutelten - "Wie geht es dir?".
      Je nach darauf folgender Antwort, versucht der "Außensehende" die Lage einzuschätzen und mit ihm ins Gespräch zu kommen oder eben auch nicht.

      Natürlich sind Äußerungen/Fragen wie "Kopf hoch!", "Wie geht's dir?", "Du schaffst das schon!", "Ach bist du arm dran!", "Du darfst dich nicht aufgeben!", "Da mußt du durch!" zum Teil auch reine und situativ unangebrachte Floskeln.

      Ich finde es allerdings für einen "Außenstehenden" nicht immer ganz so einfach, die richtigen Worte im Umgang mit Menschen in einer lebensbedrohlichen/existenzbedrohenden Ausgangslage zu finden. Ich sage dies aus der Perspektive eines selbst Betroffenen heraus, der in der Zwischenzeit das Management seiner Lebenssituation gelernt hat und eben auch erkannt hat, in Abhängigkeit von Schmerzen, Nebenwirkungen und sonstigen Beinträchtigungen, nicht jeden Tag/jede Woche/jeden Monat gleich zu empfinden/zu denken/zu handeln. Insofern nehme ich es meinen Freunden/Bekannten und auch anderen Leuten nicht krumm, wenn sie - aus meiner jeweiligen situativen Wahrnehmung - mit ungeeigneten Ratschlägen, floskelhaften Äußerungen und oder einfach unpassenden Worten an mich herantreten. Auch wenn jemand die Straßenseite wechselt oder so tut, als würde er mich nicht bemerken/erkennen, nur um nicht mit mir reden zu müssen, habe ich dafür in der Zwischenzeit Verständnis - die Leute handeln wohl so aus einer eigenen Unsicherheit heraus.

      "Kämpfen" im Sinne von 'das Beste aus der verbleibenden Lebenszeit zu machen', würde ich jedem empfehlen.
      Ansonsten, ein bisschen weniger männliche Larmonyanz täte uns schwerbetroffenen PCa'lern gut, es gibt durchaus noch viele andere Lebenssituation, die ähnlich - oder sogar noch mehr - bedrohlich und beklagenswert erscheinen.

      Klar ist es nicht schön aus dem Munde eines Anderen empathielose unpassende Sätze zu hören, der Weltuntergang sollte dies jedoch nicht sein und gelegentlich trifft man ja auch auf Menschen die den richtigen Ton treffen.

      Roland
      Lerne mit Deinen Beschwerden zu leben, versuche gelassen zu bleiben und gehe friedvoll mit Deinen Mitmenschen um - dann hast Du schöne Tage.

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        #18
        Ich möchte nur einmal wissen ob einer diese Floskeln schon mal selbst gehört hat. Das kann doch höchstens sein wenn man selber vor anderen jammert, oder. Bei mir ist die Op 2,5 Jahre her auch eine Bestrahlung hatte ich schon meine Bekannten wissen das alle, aber irgend eine solche Bemerkung habe ich noch nie gehört. Aus welchen Büchern habt ihr das ?
        Immer positiv denken!!!

        http://de.myprostate.eu/?req=user&id=814

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          #19
          Wir alle wissen, dass es zum höflichen Ton gehört, "wie gehts" zu fragen, wenn man einen Bekannten schon eine Weile nicht mehr gesehen hat. Nur wenige fangen dann das Jammern an, wenn es ihnen mal nicht so gut geht. Üblich ist dann aber zu sagen:"Mir gehts gut und bei Dir so hoffe ich, ist auch alles im grünen Bereich."
          Nur wenige nehmen solche "Höflichkeitsfloskeln" zum Anlass ihre Krankengeschichte breit zu treten. - Das gibts aber auch. - Allerdings würde ich mich dann nicht wundern mit den oben genannten Ratschlägen bombardiert zu werden. Solche Nachteile sollte man eben inkauf nehmen, wenn man seine Erkrankung öffentlich macht.

          Vollständige PK-Historie seit 2005 bei
          myProstate.eu
          Menschen sind Engel mit nur einem Flügel.
          Sie müssen sich umarmen um fliegen zu können.



          (Luciano de Crescenzo)

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            #20
            Zitat von Michi1 Beitrag anzeigen
            Ich möchte nur einmal wissen ob einer diese Floskeln schon mal selbst gehört hat. Das kann doch höchstens sein wenn man selber vor anderen jammert, oder. Bei mir ist die Op 2,5 Jahre her auch eine Bestrahlung hatte ich schon meine Bekannten wissen das alle, aber irgend eine solche Bemerkung habe ich noch nie gehört. Aus welchen Büchern habt ihr das ?
            Lieber Michi,

            in deiner Welt scheint es viele Themen und Probleme die hier diskutiert werden nicht zu geben, d.h. aber noch lange nicht, dass sie nicht existieren.

            Gruß Roland
            Lerne mit Deinen Beschwerden zu leben, versuche gelassen zu bleiben und gehe friedvoll mit Deinen Mitmenschen um - dann hast Du schöne Tage.

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              #21
              Vielleich mach ich mir nicht soviel Gedanken wie andere. Machen kann man sowieo nicht viel. Man muß damit Leben und das mache ich so wie immer. Zur Zeit gibt es keinen Unterschied.
              Immer positiv denken!!!

              http://de.myprostate.eu/?req=user&id=814

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                #22
                Zitat von Michi1 Beitrag anzeigen
                Vielleich mach ich mir nicht soviel Gedanken wie andere.
                Den Eindruck hab ich schon lange :-).

                Die Reaktionen, die ich erwähnt habe, kamen im Jahr nach der Diagnose, und sie kamen teils von engen Verwandten, teils von Freunden. In meiner Familie gab es bis dahin noch keine Krebserkrankungen, niemand wusste damit umzugehen. Und ich war nach Diagnose, OP, Bestrahlung etc. sicherlich etwas überempfindlich, hatte ich doch einiges durchgemacht.
                Natürlich gab es auch positive Reaktionen, die mir weiterhalfen. Überraschend war, wer wie reagierte. Mein "bester Freund" war völlig hilflos, er vermied das Thema und brachte den Spruch mit dem "Rumkrebsen", sollte mich wohl erheitern.
                Meine Exfrau, die in Belgien lebt und selbst mal Verdacht auf Hirntumor hatte, war mir per Email eine große Hilfe, gab Mut, Rat und seelische Unterstützung. Ihr bin ich heut noch dankbar dafür.

                Heute sehe ich das alles gelassener und kann auch blöde Reaktionen gut wegstecken.

                Detlef
                Ich schreibe als betroffener Laie. Irrtum vorbehalten.
                Meine Krankheitsdaten:
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                  #23
                  Detlef, da erinnerst mich wieder an etwas. Ich habe ja 1999 auch schon einen Hirntumor der operiert werden musste überstanden. Zwar habe ich Schreiben, Gehen und Autofahren wieder neu erlernen müssen da ich ein halbes Jahr halbseitig gelähmt war aber auch da hab ich mich unterkriegen lassen. Als alles so weit überstanden war und mir nur noch eine halbseitige Gesichtlähmung zurückgeblieben ist habe ich auch alle Möglichkeuten ausgeschöpft die mir wieder einen einigermaßen normalen Gesichtsausdruck zurückgegeben hat. Ging auch nur mit eine "Schönheits OP". Habe dann meine Reissetätigkeit wieder aufgenommen. Vielleich nehme ich deswegen alles lockerer.
                  Immer positiv denken!!!

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                    #24
                    Zitat von Michi1 Beitrag anzeigen
                    Vielleich mach ich mir nicht soviel Gedanken wie andere.
                    Und genau das finde ich sympathisch. Wenn ich lese, was du schon alles durchgemacht hast und dir dein sonniges Gemüt nicht hast nehmen lassen. Auch das ist ein Weg... und vielleicht nicht der schlechteste! Ich muss jedenfalls immer schmunzeln, wie elegant du die süffisanten Bemerkungen ignorierst.

                    Ein lieber Gruße
                    Christine

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                      #25
                      Zitat von Weibsbild Beitrag anzeigen
                      Ich muss jedenfalls immer schmunzeln, wie elegant du die süffisanten Bemerkungen ignorierst.
                      Du meinst also das dies absichtlich geschieht?
                      Who'll survive and who will die?
                      Up to Kriegsglück to decide

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                        #26
                        Ich lass mich halt nicht provozieren. Ganz einfach.
                        Immer positiv denken!!!

                        http://de.myprostate.eu/?req=user&id=814

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                          #27
                          Zitat von LowRoad Beitrag anzeigen
                          Du meinst also das dies absichtlich geschieht?
                          Ist das wichtig?

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                            #28
                            Zitat von Michi1 Beitrag anzeigen
                            Ich lass mich halt nicht provozieren. Ganz einfach.
                            Und das ist auch gut so. :-)

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                              #29
                              Zitat von Michi1 Beitrag anzeigen
                              Ich lass mich halt nicht provozieren. Ganz einfach.
                              - aber provozierst selbst mit dem Satz: "Aus welchen Büchern habt ihr das?"

                              Christine hat recht, dein Weg mit Krankheiten umzugehen ist sicherlich nicht die schlechteste Variante. Es gibt aber unzählige andere Methoden einer Krankheitbewältigung. Fortlaufende Kommentare nach dem Motto "Ich weiß überhaupt nicht was ihr habt, ich trink ein oder zwei Weizen, brauch keine Bewegung, die hab ich in meinem Garten,....,". sind für andere Betroffene, die so nicht handeln können oder wollen, wenig hilfreich.

                              Nochmals Capeau, wie du mit deinen durchlittenen Krankheiten umzugehen verstehst.

                              Gruß
                              Roland
                              Lerne mit Deinen Beschwerden zu leben, versuche gelassen zu bleiben und gehe friedvoll mit Deinen Mitmenschen um - dann hast Du schöne Tage.

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                                #30
                                Zitat von rolando Beitrag anzeigen
                                - Es gibt aber unzählige andere Methoden einer Krankheitbewältigung. Fortlaufende Kommentare nach dem Motto "Ich weiß überhaupt nicht was ihr habt, ich trink ein oder zwei Weizen, brauch keine Bewegung, die hab ich in meinem Garten,....,". sind für andere Betroffene, die so nicht handeln können oder wollen, wenig hilfreich.

                                Nochmals Capeau, wie du mit deinen durchlittenen Krankheiten umzugehen verstehst.

                                Gruß
                                Roland
                                Sehe ich auch so. Jeder muss seinen eigenen Weg finden.

                                So wie auch jeder die Frage nach dem momentanen Empfinden mit "Wie geht es dir?" anders empfindet.

                                BG
                                Christine

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