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    Tochter eines Betroffenen

    Einen schönen guten Abend zusammen. Es freut mich hier zu sei und bin gespannt auf den Austausch und das Durchwühlen eurer Themen.
    Leider hat mein Papa (60) am Freitag ganz unerwartet die Diagnose Prostatakrebs erhalten :-( dies hat uns allen erstmal den Boden unter den Füßenen weggezogen. Wir haben ein sehr gutes Verhältniss und einen starken Familienzusammenhalt. Aus diesem Grund hab ich mich im Internet etwas informiert und bin glücklicherweise auf dieses Forum gestoßen.

    Mein Papa hat im August bei einem gewöhnlichen Checkup den PSA Wert mitbestimmen lassen. Abtasten der Prostata war unauffällig, der PSA aber bei 4,6.
    Dieser wurde Ende September ein weiteres mal getestet und lag dann bei 4,8. Ansonsten gab es keine Beschwerden.
    Der Urologe riet ihm zur Biopsie,mein Papa entschied sich aber für das Prostata MRT.

    Bei diesem gab es dann den ersten Befund:
    *max. Ausdehnung etwa 9 mm
    *kein Anhalt auf kapselüberschreitendes Wachstum
    *rektoprostatischer Winkel beidseits nicht verstrichen
    *neurovaskuläre Bündel regelrecht abgrenzbar
    *unauffällige Darstellung der Samenblasen
    *kein Nachweis vergrößerter oder pathologisch konfigurierter lokorigionärer oder pelviner Lymphknoten
    *Prostata ca. 18 mm
    Die Aussage des Arztes "es ist so klein, egal, was es ist, wir kriegen das weg" hat uns dann noch leicht positiv gestimmt.

    Anhand diesen MRTs wurde dann letzten Dienstag eine gezielte Biopsie vorgenommen. Für meinen Vater war es die erste Operation. Genau wie ich, ist er ein sehr Ãngstlicher, einfühlsamer Mensch, der sich viel zu viele Gedanken macht. Trotz allem lief die Op super, es gab keinerlei Komplikationen und kaum Nachwehen.
    (ich erinner mich total gern an den Moment, als er mich angrinste wie er raus kam :-D )
    Eine Stunde später etwa, kam der Arzt und teilte mit, das sich keine Veränderung ertasten ließ und der PSA sogar auf 3,9 gesunken ist. Was uns natürlich viel Hoffnung gegeben hat.

    Am Freitag dann der Termin beim Urologen zur Besprechung.
    "Es handelt sich um Krebs. Wenn ich sie wäre würde ich die Prostata ganz entfernen"
    Mit dieser plötzlichen Diagnose und diesem Behandlungsvorschlag (das sehr kühl unterbreitet wurde), war mein Vater total überfordert und legte sich erstmal hin.
    *Gleason Score 7=3+4 (30%)
    *ISUP Gruppe 3
    *pFX (mind. PT2a)

    Wir verbrachten am Samstag viel Zeit als Familie. Papa hat sehr viel darüber geredet, was ich gar nicht erwartet habe, mich aber wahnsinnig freut.
    Er hat hald jetzt total Angst vor der Operation. "ich möcht euch ja noch nicht alleine lassen", das war eine seiner Aussagen. Mir tut das total leid und auch ich habe Angst um meinen Papa. Nach vielen Tränen und Grübeleien, wollte ich mich jetzt an euch wenden. Eure Erfahrungen, Einschätzungen, Tipps wie ich für ihn da sein kann oder einfach aufbauende Worte.
    Ich kenn mich mit den Werten nicht sehr aus, hoffe ich konnte in etwa das wichtigste rausfiltern.
    Am 8. Januar ist das Gespräch in einem Fachzentrum, welches mit Da Vinci operiert. Und sollte es nötig sein, wäre die Op am 15. Januar.
    Ich entschuldige mich für den langen Text, tut gut es rauszuschreiben :-)
    Liebe Grüße

    #2
    Hallo Dany,

    die Diagnose aus heiterem Himmel ist natürlich erst einmal unschön, allerdings stehen viele Optionen offen - die RPE (OP) ist nur eine davon.

    Ich würde Dir/Euch zunächst raten, einmal oben auf den gelben Link zu drücken und sich dann das "Basiswissen" herunterzuladen und sich dort einzulesen.
    Dort sind auch die verschiedenen Therapieoptionen aufgelistet.

    Dann seid ihr für das nächste Arztgespräch und die hier noch folgenden Vorschläge schon besser vorbereitet.

    Schöne Grüße

    Uwe
    http://de.myprostate.eu/?req=user&id=550&page=data

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      #3
      Dany,

      wenn man eine Krebsdiagnose erhält, so denkt man meist darüber nach wie lange man wohl noch leben wird. Prostatakrebs wächst aber sehr langsam so dass man damit im Vergleich zu anderen Krebsarten lange lebt.

      Um die Sache positiv darzustellen habe ich eine Statistik ausgewählt, die zu langen Überlebensraten beim Prostatakrebs kommt - die Statistik der amerikanischen Krebsgesellschaft. Danach leben 98% der Prostatakrebskranken noch nach 10 Jahren nach der Diagnose und 96% nach 15 Jahren. Man kann davon ausgehen, dass von diesen 96% noch der weitaus größte Teil nach 20 Jahren lebt, so lange wird die Statistik aber noch nicht geführt. Dies gilt aber nur, wenn der Tumor noch nicht gestreut hat und ärztlich behandelt wird. Nach dem was Du beschrieben hast würde ich erwarten, dass der Tumor noch nicht gestreut hat.

      Georg

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        #4
        Das "Basiswissen" ist so umfangreich, dass man nicht viel hinzufügen kann. Vielleicht das hier:
        1. Prostatakrebs mit 60, speziell ein Gleason 6 oder 7a (7a bei deinem Vater), ist nicht Ungewöhnliches. Aus Autopsien weiß man, dass mindestens 20% der Männer in diesem Alter so etwas in sich tragen. Dieser Anteil steigt bis 80 stark an.
        2. Es gibt bisher keine Prophylaxe außer der frühzeitigen Kastration - PCa entwickelt sich einfach von selbst, es gehört zum Mann dazu. Man hat vorher nichts falsch gemacht.
        3. In Deutschland wird nach meiner Erfahrung bei einem Alter von 60 ohne schlimme andere Erkrankungen fast immer zur chirurgischen Entfernung (RPE) geraten. Dort ist die Wahrscheinlichkeit für eine "endgültige" Heilung gut dokumentiert, denn das Verfahren gibt es schon lange, so daß 10- und 15-Jahresverläufe studiert wurden. "Endgültige Heilung" heißt, dass der Krebs in diesen Zeiträumen nicht wieder aufgetaucht ist bzw. keine Beschwerden verursacht hat. Es ist nicht ungewöhnlich, daß nach einer RPE auch noch nach 5 oder 10 Jahren Rezidive auftreten. Der Grund ist vermutlich, dass Tumorzellen schon vor der Operation gestreut hatten und irgendwann "aufwachen" bzw. es schaffen, sich einzunisten. Neuere Untersuchungen konnten zirkulierende Tumorzellen (CTCs) bereits nach Biopsie nachweisen, bei vorher negativem Befund (was auch immer diese Zellen bewirken).
        4. Bei Niedrig bis Mittelrisiko-PCa ist der Überlebensvorteil der RPE gegenüber Strahlentherapie und sogar gegenüber "abwarten und beobachten" gering, der Verlust an Lebensqualität dennoch häufig spürbar, so daß es inzwischen eine große Gruppe von Ärzten gibt, die jene und andere Vorgehensweisen vorschlagen und auch teilweise praktizieren. Neuere Verfahren können zwar nicht 10 oder 15-Jahresstatistiken vorweisen, müssen aber deswegen nicht schlechter sein.
        5. Mit dem Schlucken einer Pille wird es nicht getan sein. Wer Angst vor einer Operation hat ist mit einer Strahlentherapie vermutlich gut bedient. Ich hatte ähnliche Ausgangswerte wie dein Vater und habe eine andere, mir sehr erfolgversprechend erscheinende Therapie gewählt, bei der eine "Operation" erforderlich war; allerdings war ich am nächsten Tag zu Hause und wieder einsatzbereit (siehe Profil).

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          #5
          Moins Dany,

          so schnell stirbt man(n) nicht am Prostatakrebs !
          ich hatte vor über 20 Monate PSA 77 GS 9 und der Krebs hatte schon gestreut, keine OP weil ich schon Metastasen in den Knochen hatte, also IMRT Bestrahlung und Hormontherapie (nur Hitzewallungen, sonst keinerlei Nebenwirkungen !) mein PSA ist seit über einem Jahr 0,01 und laut der Knochenszintigraphie sind auch die Metastasen weg . . . (Bilder in meinem Thread https://forum.prostatakrebs-bps.de/s...wischt-haben-( Beitrag 194)

          also, an ein Ende denke ich noch lange nicht . . . und das sollte Dein Vater auch nicht.
          Liebe Grüße
          Stefan


          http://de.myprostate.eu/?req=user&id=802&page=graphic

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            #6
            Hallo Dany,

            wie die Vorredner schon schrieben, die Diagnose ist sicherlich erstmal ein großer Schock für alle Beteiligten.
            Mit der Diagnose hat Dein Vater aber gute Chancen, ein hohes Alter zu erreichen und nicht am Prostatakrebs zu versterben. Trotzdem ist der Gleason-Score m.E. hoch genug, um eine definitive Therapie anzugehen, ein "Abwarten" ist hier nicht angezeigt.

            Dein Vater hat einen Gleason-Score 7a, was einem "mittleren Risiko" entspricht. Der Gleason-Score setzt sich immer aus 2 Gleason-Graden (primär + sekundär) zusammen, diese reichen von 3 (hoch differenziert, ähnlich dem Prostatagewebe) bis 5 (gering differenziert, aggressiv, kurze Verdoppelungszeit --> schnelles Wachstum). Der Gleason-Score kann also von 3+3=6 (geringstes Risiko) über 3+4=7a bis 5+5=10 (sehr bösartig) reichen, mehr dazu könnt Ihr aber im "Ersten Rat" lesen, mit dem Wissen seid Ihr für alle Arztgespräche gerüstet. Dein Vater hat also nach der Biopsie 70% 3er-Anteile und 30% 4er-Anteile.

            Für welche Therapie (OP, Bestrahlung etc.) Ihr Euch gemeinsam entscheidet ist dabei erstmal nachrangig. Wichtig ist, dass Ihr Euch über die Vor- und Nachteile der Therapiemöglichkeiten informiert (geht sehr gut hier im Forum, aber natürlich primär bei spezialisierten Zentren mit Fachärzten) und einen guten Arzt habt, dem Ihr vertrauen könnt. Einen Ratschlag, welche Therapie Ihr einschlagen sollt, darf und will ich hier als Laie nicht geben, nur den Hinweis, sich möglichst gute Ärzte zu suchen, um mögliche Nebenwirkungen gering zu halten. Das gilt insbesondere und im hohen Maße für die OP. Wenn Ihr Euch für die Operation entscheidet, rate ich zu einem Prostatkrebszentrum mit sehr hoher Fallzahl pro Jahr, nichts geht hier über die Erfahrung des Operateurs! Persönlich habe ich mit der Martini-Klinik in Hamburg sehr gute Erfahrungen gemacht, gibt aber natürlich noch andere Top-Kliniken in Deutschland. Seriöse Kliniken geben hier auch Erfolgsstatistiken bzgl. Rezidivfreiheit, Nebenwirkungen etc. an, ruhig hier auch nachfragen.

            Alles Gute für Euch, Dein Vater hat die besten Chancen, aus der Sache gut rauszukommen!

            Viele Grüße
            Arne
            Meine Beiträge stellen KEINE FACHÄRZTLICHE AUSKUNFT, sondern die Meinung eines Betroffenen dar.

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              #7
              Hallo Dany,
              war vor 7 Jahren , mit 49Jahren in ähnlicher Situation wie dein Vater. in meinem Profil und Link / Prostate siehst du meine damalige Entscheidung mit der ich bislang sehr zufrieden bin , was nicht heißt das es keine vergleichbaren anderen Lösungsansätze gibt.
              Nehmt euch Zeit , wägt ab und entscheidet wenn Hirn und Bauch ein Go geben.
              Viel Glück
              Skipper
              http://www.myprostate.eu/?req=user&id=244

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                #8
                Hallo Dany,

                der Vollständigkeit möchte ich hermit die Lanze für die Protonentherapie im RPTC München brechen. In einigen Jahren wird man wissen, ob diese sehr schonende Behandlung ( ohne OP ) genauso erfolgreich im Kampf gegen den PK ist.

                Beste Grüße und alles wird gut.
                Timbolimbo
                http://de.myprostate.eu/?req=user&id=762

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                  #9
                  Vielen herzlichen Dank für eure Erfahrungen und eure positiven Worte. Es freut mich wirklich sehr, diesen Anschluss bei euch gefunden zu haben.
                  Das Basiswissen habe ich mir bereits vor diesem Post heruntergeladen. Ganz vorbildlich :-D
                  Muss allerdings gestehen das ich mich noch etwas schwer tu, alles zu verstehen. Vllt weil grad allgemein viel im Kopf gearbeitet wird (und das seit Juli, ist leider nicht die erste negative Diagnose mit der ich mich beschäftigen muss). Ich werd mir aber ganz sicher noch einige Momente damit intensiv beschäftigen!
                  Eine Frage schwirrt mir noch im Kopf... Eine Bekannte hat erwähnt, man soll die Prostata nicht entfernen weil der Krebs dort sein Nest gefunden hat. Heißt das dann, daß es nach einer RPEK (ich hoff die Abkürzung ist richtig) zu einem anderen Krebsbefall kommt? So hat sich das angehört.

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                    #10
                    "Nest gefunden hat" - ich kann nur sagen das ist völliger Humbug - vorsichtig formuliert.

                    Georg

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                      #11
                      Auf "Frau" bezogen würde das bedeuten dass Brustkrebs vor Darmkrebs, Hautkrebs oder Eierstockkrebs schützt

                      Gruß Ludwig
                      Wer nichts weiß ist gezwungen zu glauben.

                      https://drive.google.com/file/d/1IVQ...w?usp=drivesdk

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                        #12
                        Stimme Georg zu: Ich wollte zuerst begründen, warum das nicht sein kann, aber die Behauptung selbst ist völlig unklar. Ein gutes Beispiel für Pseudomedizin: der jedermann verständliche Begriff "Nest" löst genug Assoziationen beim Hörer aus, dann muss nichts weiter erklärt werden...

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                          #13
                          Volksmund ist keine valable Informationsquelle

                          Zitat von Dany85 Beitrag anzeigen
                          Eine Bekannte hat erwähnt, man soll die Prostata nicht entfernen weil der Krebs
                          dort sein Nest gefunden hat. Heißt das dann, daß es nach einer RPEK (ich hoff
                          die Abkürzung ist richtig) zu einem anderen Krebsbefall kommt?
                          Liebe Dany,
                          der Volksmund sorgt für ein skurriles Gruselkabinett zum Thema Krebs.

                          Es gibt nicht den Krebs, der im Körper herumgeistert und sich dort ein Nest sucht,
                          sondern Krebs entsteht stets direkt im betroffenen Organ aus einer bösartig
                          veränderten Zelle, die sich dort unkontrolliert zu teilen beginnt.

                          Ich z.B. habe kurz hintereinander zwei voneinander unabhängige Krebsdiagnosen
                          bekommen: Prostatakrebs und ein Melanom. Weder der eine, noch der andere
                          Krebs hat mich irgendwie davor geschützt.

                          Wenn etwas im Körper herumgeistert und sich ein Nest sucht, oder so ähnlich,
                          sind das vom Stammtumor in der Prostata losgelöste Zellen in Lymphbahnen
                          oder im Blut. Einige davon nisten sich dann in Lymphknoten oder Knochen,
                          Leber, Lunge etc. ein und bilden dort Ableger des Stammtumors, also Metastasen.
                          Das ist aber immer noch Prostatakrebs.

                          Nach der Entfernung der Prostata oder Ablation mittels Bestrahlung gibt es
                          diese Streuung aus der Prostata nicht mehr, was eine Schutzfunktion der RPE
                          gegen die Ausbreitung darstellt, sofern sie nicht bereits geschehen ist.

                          Das extrem hohe Risiko etwa eines alternden starken Rauchers,
                          an Lungen- oder Nierenkrebs zu erkranken, ändert sich durch eine RPE nicht.

                          Es ist also eher das Gegenteil des Geschwafels deiner Bekannten der Fall!


                          Carpe diem!
                          Konrad


                          Noch etwas zu einem häufigen Missverständnis:
                          Die Krebsdiagnose deines Mannes war nicht "negativ", denn das würde
                          heissen, dass bei der Biopsie kein Krebs gefunden worden wäre.
                          Leider war sie "positiv", das heisst, der Pathologe hat die Frage des
                          Urologen, ob sich in den Gewebeproben Krebs befinde, bejaht und somit
                          "positiv" beantwortet.
                          Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

                          [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
                          [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
                          [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
                          [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
                          [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

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                            #14
                            Guten Abend, Dany85,

                            2015 wurde ich mit ähnlicher Diagnose konfrontiert. Vielleicht hilft ein Blick auf mein Profil. PSA auch aktuell weiterhin bei kleiner als 0,07.

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                              #15
                              ich hatte das selbe problem, auch mit 60. zwischenzeitlich rpe und es geht mit eigentlich gut. wichtig erscheint mir das die lymphknoten, in meinem fall waren es 21, alle frei, auch entfernt werden. durch diese entfernung wird die chance auf ein rezidiv massiv verkleinert, zumindestens sagt man mir das so.
                              mario
                              http://de.myprostate.eu/?req=user&id=598&page=report

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