Ich habe mich jetzt doch daran gemacht, über die Januar 2017 in Magdeburg gehaltenen Vorträge zu berichten. Sie haben kaum von ihrer Aktualität verloren, so schnell ändert sich die Therapie des Prostatakarzinoms nicht.
Die erste Vortragsgruppe war:
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Das Prostatakarzinom
Vorsitz: Markus Graefen, Hamburg | Daniel Baumunk, Magdeburg
9.00 – 9.30
Pro und Contra Diskussion
Die fokale Therapie – der heilige Gral in der Therapie des PCA?
Vortrag Pro
Martin Schostak, Magdeburg
Vortrag Contra
Markus Graefen, Hamburg
Schiedsrichter-Vortrag – Fazit
Jens Uwe Stolzenburg, Leipzig
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Der erste Vortrag – Pro fokale Therapie - wurde von Herrn Prof. Schostak gehalten. Zuerst wies dieser darauf hin, dass er in Magdeburg deutlich mehr Prostataoperationen durchführt als fokale Therapien mit HIFU. (Die HIFU Therapie zerstört die Tumorzellen mit einem energiereichen, hochgebündelten Ultraschall.)
Er stellte dar, dass die Prostataoperation in vielen Fällen zu radikal sei und man bei Patienten mit geringerem Risiko mit fokalen Therapien eine Behandlung mit weniger Nebenwirkungen durchführen könne.
Durch eine Fusionsbiopsie könne man jetzt den Tumor in der Prostata genauer lokalisieren. Dies schaffe bessere Voraussetzungen für eine fokale Therapie. Die HIFU-Technik habe sich mit dem „Focal One“ Gerät deutlich verbessert und es könne der behandelte Bereich genauer abgegrenzt werden. Auch die Harnröhre könne jetzt besser geschont werden. Die Bildgebung während der HIFU Behandlung sei durch ein Doppler-Kontrastmittel verbessert worden, so dass die Behandlung genauer und effektiver durchgeführt werden könne und jeweils der individuellen Situation beim Patienten angepasst werden könne.
Für fokale Therapien gibt es seit dem Jahr 2016 eine Konsensusempfehlung.
Danach muss zwölf Monate nach einer fokalen Therapie eine Kontrollbiopsie durchgeführt werden. Nur wenn diese keinen Tumor zeigt, kann von einem Effekt der Behandlung gesprochen werden. Vor einer fokalen Therapie soll ein mpMRT durchgeführt werden um agressive Tumoren auszuschließen. Man kann aber auch auf der Basis einer mapping Stanzbiopsie die zu behandelnden Bereiche festlegen. Es gibt jedoch keinen Konsens wie ein biochemisches Rezidiv nach einer fokalen Therapie definiert werden soll.
Eine fokale Therapie kann auch versagen. Die möglichen Gründe dafür fasste Prof. Schostak auf dieser Folie zusammen (FT=fokale Therapie):
Als Fallbeispiel für ein Versagen einer fokalen Therapie erwähnte er einen Patienten, der nach der ersten Biopsie einen Gleason 6 in zwei von zwölf Stanzen diagnostiziert bekam. Nach der daraufhin durchgeführten HIFU Behandlung wurde nach sechs Monaten eine neue Biopsie gemacht. Dabei ergab sich in sechs von zwölf Stanzen ein Gleason 8. Es musste daraufhin eine operative Entfernung der Prostata durchgeführt werden. Nach fokalen Therapien, speziell HIFU, bleibt also noch eine Standardtherapie, z.B. eine Prostataoperation, als Salvage-Option.
In seinem Fazit kam Herr Prof. Schostak zu dem Ergebnis, dass fokale Therapien nur in Studien angewendet werden sollten.
Abschließend stellte Prof.Schostak auf dieser Folie dar, in welchen Fällen eine fokale Therapie angezeigt sei:
Wie man sieht, ist die Anwendung der fokalen Therapie zwischen aktiver Überwachung (AS) und Operation angesiedelt, praktisch nur bei einem Gleason 7 mit niedrigem Risiko, der sich aus 3+4 ergibt. Aber auch die Operation könnte bei diesem Fall angewendet werden.
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