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Reißerisches Marketing - wo bleibt die Seriosität?

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    #16
    Hallo Roland,

    ich bin nicht "wohlwollend", aber ich denke, dass es nicht einer rot gelb grün Ampel bedarf, um die Menschen vom Zuckerkonsum abzuhalten, wenn vorne auf der Packung "Super Fitness Müsli" steht und hinten 45% Zuckeranteil gelistet sind. Sprich: wer jeder Werbung unbesehen glaubt oder den Text nicht bis zum Ende liest, wird durch Werbeverbote oder noch mehr Kennzeichnungen auch nicht schlauer.

    Bezüglich Sport: ich habe am übernächsten Tag meine Gymnastik gemacht (auch mit Hantel) und hatte keinerlei Schmerzen oder Beeinträchtigung bis auf diesen vermaledeiten Katheter. Die starke Schwellung von Hoden und Penis nach einigen Tagen war schmerzfrei und bildete sich schnell zurück. Es gab keinerlei ärztliche Vorschriften bezüglich Erektion und Sex ("keine Schonung nötig"). Das mag bei Totalablation anders sein, allerdings war ich schon relativ nahe dran und es stand zu erwarten, dass am Apex auch Nerven eingeschlossen werden.

    Es wird sehr wohl unterschieden zwischen klinisch relevantem und irrelevantem PCa. Die älteste Abgrenzung ist die gegen PIN, dann wurde Gleason 1-2 als irrelevant betrachtet, jetzt wird Gleason 3+3 unter 0,5ml als nicht relevant angesehen. Ein PCa hat ab 70 praktisch jeder, ein relevantes haben nur 50-60%. Eine Rolle bei der Unterscheidung spielt, wie lange die kleinen Herde brauchen, bis sie gefährlich werden.

    Warum sollten hochgradige PCa nicht auch mit anderen Verfahren als RPE oder Bestrahlung eliminiert werden können? Auch die weiter entartete Zelle wird zerkocht oder elektrisch zerlegt. Auch hier ist wieder nur das Problem, dass vielleicht nicht alles erwischt wurde ("fokal") oder dass das PCa vorher gestreut hat (gerade da hilft die RPE nicht mehr als etwas Anderes). Hoher Grad ist häufig ausgedehnt, also eher Totalablation auch mittels HIFU oder IRE.
    Das Problem des Undergradings ist natürlich vorhanden; da werden nur die Langzeitstudien zeigen, ob das relevant ist. Dieses Risiko habe ich in Kauf genommen, weil ich dagegen die vermutete, bisher nur am Tier, nicht am Menschen, bewiesene Immunisierung durch intakte Zellreste gesetzt habe. Dieser Effekt tritt nur bei Kryotherapie und IRE auf.

    Die Anmerkung mit dem "drohenden Tod" bezieht sich auf das BVG-Urteil von 2005, siehe auch

    Die Latte ist hoch gelegt. Ich glaube auch nicht, dass IRE und Immuntherapie bezahlt würden (die Immuntherapie ist da der Kostentreiber). Ich wollte nur illustrieren, dass ich es verstehe, dass jemand in der Situation zu jedem halbwegs sinnvollen Strohhalm greifen wird und auch kann, ob Ölscheich oder Kleinrentner.

    Ich bleibe dabei - momentan ist (privat gerechnet) die IRE kaum teurer als die RPE (egal wer die AHB bezahlt, sie gehört dazu).
    Ohne Zweifel wird eine vieltausendfach durchgeführte IRE weniger kosten als jetzt und auch als die RPE. Ich erinnere daran, dass eine hier im Forum so geschätzte Einrichtung wie die Martiniklinik seinerzeit Zuschläge für da Vinci verlangt hat, die selbst zu zahlen waren, bis die Kassen das übernommen haben. Dabei fiel auch der Preis.
    Eine aufwendigere neue Behandlungsmethode (sprich größere und teuere Maschine als da Vinci, längere Verweildauer in der Klinik, mehr Bildgebung, usw.) hätte vielleicht bessere Chancen, bald etabliert zu sein, denn sie sichert Umsatz und Arbeitsplätze. Eine zukünftig ambulante Methode mit zukünftig weniger Bildgebung, die einen simplen Hochspannungsimpulsgeber, ein bißchen Ultraschall und ein paar Elektroden benötigt, ist womöglich weniger interessant. Nicht dass es da jemanden gibt der das so plant - aber so läuft das wahrscheinlich.

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      #17
      Zitat von MartinWK Beitrag anzeigen
      Eine aufwendigere neue Behandlungsmethode ... hätte vielleicht bessere Chancen, bald etabliert zu sein, denn sie sichert Umsatz und Arbeitsplätze...
      Glaube ich nicht! Das alles erinnert mich sehr an die Diskussionen um die Protonentherapie beim PCA. Auch mit angeblichen Vorteilen für den Patienten beschrieben und natürlich auch teurer.
      Who'll survive and who will die?
      Up to Kriegsglück to decide

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        #18
        Moin,
        Die Einschlußkriterien sind wissenschaftlich bisher nicht begründbar mangels Studien. Man ist da wohl einfach "vorsichtig". Ein eng begrenzter und lokalisierter Gleason 8-10 könnte genauso behandelt werden. Vermutlich hat er schon gestreut und daher ist die Rezidivhäufigkeit höher, doch das wird weder durch fokale Behandlung noch durch RPE verhindert.
        HIFU ist ein technisch erprobtes und den Ärzten vertrautes Verfahren (im Gegensatz zu TOOKAD oder IRE); die Behauptung, es zerstöre zuverlässig die Zellen, hängt jedoch sehr vom Wärmefluß im Gewebe ab (Durchblutung, Gefäßstrukturen, vorhandene PIN, usw.). Im Zweifel muss man das Behandlungsfeld stark vergrößern - dann ist es schnell vorbei mit der Nervschonung. Da wiederum haben die "Ostdeutschen" ihre Erfahrungen gemacht.
        an sich ganz einfach, Studien auflegen, ausreichenden Nachlauf dokumentieren, öffentlich auditieren lassen und schon kann man / jeder bewerten. Das machen zertifizierte Krebszenten schon lange und nur mit diesem Verfahrensweg kommt eine solche Therapie in die Leitlinien und in den EBM.
        Bis dahin haben Protonen / IRE / HiFu einfach ein "Geschmäckle"
        Gruss aus Tornesch
        Guenther
        SHG Prostatakrebs Pinneberg
        Dies ist die Ansicht eines Betroffenen und keine fachärztliche Auskunft
        Serve To Lead

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          #19
          Die Hifu Behandlung wird schon seit etwa 30 Jahren angewandt und hat es bis jetzt noch nicht in die Leitlinie geschafft. Da kann ich verstehen, dass viele Anbieter neuer Therapien keinen so langen Atem haben.

          Was nicht heißen soll, dass es keine nachvollziehbaren Gründe gibt, warum die Hifu Therapie nicht in die Leitlinie aufgenommen wurde.

          Georg

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            #20
            Zitat von MartinWK Beitrag anzeigen
            Ich hätte niemanden gewußt, der die AHB bezahlt (keine RV da selbstständig), aber mein PKV-Vertrag beinhaltete diese.
            Hallo Martin,
            ich war zum Zeitpunkt meiner RPE selbstständig, ohne Rentenversicherung und gesetzlich freiwillig krankenversichert. Meine Krankenkasse hat die Kosten für die AHB übernommen. Voraussetzung dafür war allerdings ein unmittelbarer Antritt der Reha-Maßnahme nach dem Krankenhausaufenthalt - ich glaube innerhalb einer Frist von 4-5 Tagen.

            Ansonsten habe ich meine Meinung zur "professionalisten" Website von vitusprostate.com geäußert. Du kommst bzgl. Präsentation und Verfahren der IRE zu einer anderen Beurteilung.
            Lassen wir es einfach so stehen. Interessierte Betroffene sind durch unsere kontovers geführte Diskussion hoffentlich dazu in der Lage sich ein Sück weit ihre eigene Meinung zu bilden.

            Roland
            Lerne mit Deinen Beschwerden zu leben, versuche gelassen zu bleiben und gehe friedvoll mit Deinen Mitmenschen um - dann hast Du schöne Tage.

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              #21
              Zitat von rolando Beitrag anzeigen
              Lassen wir es einfach so stehen. Interessierte Betroffene sind durch unsere kontovers geführte Diskussion hoffentlich dazu in der Lage sich ein Sück weit ihre eigene Meinung zu bilden.
              So sehe ich es auch.
              Zur AHB noch eine Anmerkung: eine solche ist bei IRE nicht erforderlich und ich habe auch keine durchgeführt noch versucht, einen Kostenträger zu finden. Erst bei den Verhandlungen mit meiner PKV über die Kostenerstattung für die IRE habe ich gesehen, dass diese sie übernimmt, wenn man sie maximal 30 Tage nach Behandlung antritt, und entsprechend (erfolgreich) mit der Einsparung argumentiert.

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                #22
                Zitat von silver dollar Beitrag anzeigen
                ...Studien auflegen, ausreichenden Nachlauf dokumentieren, öffentlich auditieren lassen...
                Von selbst läuft das so in "Idealistan". Bei uns bedarf es dazu mutiger Ärzte (mutig beim Kampf um Etats) oder Sponsoren (regelmäßig nicht ohne eigene Interessen an der Sache).
                Bei PCa ist noch die Zeit eine Riesenhürde. Die Unterschiede zwischen den etablierten Verfahren und Abwarten/Aktive Überwachung im 5-Jahresbereich sind gering. Jedes halbwegs vernünftige Verfahren wird besser abschneiden als Nichtstun und je nach Studiendesign dicht an die Etablierten aufschließen oder diese sogar überrunden. Überzeugende Resultate (sprich hoher Evidenzlevel) werden erst erreicht, wenn ein Verfahren bereits weiterentwickelt ist oder sogar überholt.

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                  #23
                  Martin,

                  da muss ich Dir widersprechen. Wie z.B. die ProtecT Studie musst Du die Patienten über einen 10-Jahreszeitraum beobachten. Da nicht alle gleichzeitig anfangen, dauert dies mindestens 12-15 Jahre. Dazu Zeit für Auswertung und vorher für Studienplanung, Etik-Kommission etc. Dann müssen die Ärzte in der Leitlinienkommission das Studienergebnis kritisch untersuchen und finden vielleicht Kritikpunkte am Studiendesign. Also unter 20 Jahren läuft da nichts.

                  Wie Du schon angesprochen hast muss man bedenken, dass die Geräte für die neuen Verfahren innerhalb von 20 Jahren weiterentwickelt werden. D.h. nach 20 Jahren kann man die untersuchten Geräte gar nicht mehr kaufen.

                  Die Kosten für die ProtecT Studie waren viele Millionen. Das können Pharmafirmen aufbringen oder die Krebsforschung, aber nicht der Hersteller eines neuen Geräts für die Prostatakrebsbehandlung. Ausnahme vielleicht die Protonenbestrahlung.

                  Georg

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                    #24
                    Lieber Georg, du widersprichst mir nicht: ich hatte mich wohl mißverständlich ausgedrückt. Ich meinte es genau so wie du es dann auf den Punkt gebracht hast.

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