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Prostatakrebs im hohen Alter

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    Prostatakrebs im hohen Alter

    Guten Tag,
    ich bin neu hier, heiße Christiane und bin Tochter eines Betroffenen. Der Bericht über meinen Vater wird wohl etwas länger werden. Ich danke euch im Voraus schon einmal für eure Geduld.
    Mein Vater wird Ende Februar 87 Jahre alt, ist aber trotz des hohen Alters körperlich und geistig noch unglaublich fit.
    Im September 2017 wurde bei ihm eine Biopsie mit 12 Stanzen durchgeführt. Nur vier Stanzen waren tumorfrei.

    Der Befund lautete: Gleason Score 5 (70%) + 4 (30%) = 9
    ISUP-Graduierungsgruppe 5, mindestens pT1c, V1, L1, Pn1
    ICD-O: M 81 40/3, ICD-10: C61 9 (mit diesen Angaben kann ich nichts anfangen, vielleicht könnt Ihr mir weiterhelfen).

    Sein Urologe hat ihm daraufhin eine Depotspritze Trenantone verabreicht und gesagt, dass im Alter meines Vaters nicht mehr an der Prostata operiert würde und dass das Testosteron „heruntergefahren“ werden müsse, um den PSA-Wert zu senken.

    Nach der Spritze klagte mein Vater über Hitzewellen, die sich rasch einstellten. Als er dann von den Kosten der Depotspritzen erfuhr (die die Kasse übernommen hat – aber die in seinem Fall unberechtigte Sparsamkeit ist vermutlich generationsbedingt) entschloss er sich, Ende November 2017 seinen noch vorhandenen Hoden entfernen zu lassen (einen Hoden hat er sich in jungen Jahren bei einen Unfall verletzt und dieser wurde ihm in den 70er Jahren bei einer Leistenbruch-OP entfernt). Der Eingriff verlief ohne Probleme. Sein Urologe sagte ihm anschließend nur noch, dass er nun nicht mehr zu kommen brauche - wie er das meinte oder wie mein Vater diese Aussage interpretiert hat, lässt sich nicht mehr nachvollziehen.

    Es gingen dann fast anderthalb Jahre ins Land bis mein Vater vor ein paar Wochen bemerkte, dass er nachts Probleme beim Wasserlassen bekam und dabei immer etwas Blut verlor. Meine Mutter fuhr ihn in das Krankenhaus, in dem die Entfernung des Hodens vorgenommen wurde, und man empfahl ihm Xtandi. Meine Eltern waren sehr geschockt über die möglichen Nebenwirkungen und haben von einem Arzt den Vorschlag bekommen, sich nach einer Bestrahlung zu erkundigen.

    Letzte Woche hat sich mein Vater in einer anderen Klinik vorgestellt, die eine sehr gute Radiologie hat. Der Radiologe nahm sich sehr viel Zeit und hat meinem Vater erklärt, dass er einen sehr aggressiven Prostatakrebs hat, der erst einmal weiter untersucht werden müsse. Meine Eltern waren wie vor den Kopf gestoßen, denn sie sind der Meinung, dass niemand seit September 2017 mit ihnen den damaligen Befund besprochen hat! Ich kann leider nicht rekonstruieren, ob meine Eltern recht haben oder ob es damals an der Wahrnehmung meines Vaters bei der Befundbesprechung lag. Es ist alles nicht schlüssig und auch in Teilen widersprüchlich, denn mein Vater hat seitdem recht „locker“ von seinem Prostatakrebs und den Hormonentzug gesprochen. Tatsache ist, dass meine Eltern fast anderthalb Jahre lang in dem sicheren (aber falschen) Glauben lebten, dass mit der Entfernung des Hodens nun „alles erledigt“ sei.

    Ich habe mir den Befund inzwischen besorgt und so gut es ging „übersetzt“, mich in diesem Forum etwas umgeschaut und das für mich absolut wertvolle und unglaublich informative Nachschlagewerk von Herrn Damm entdeckt und durchgelesen. Ganz, ganz herzlichen Dank dafür!!!!!!!!

    Der Radiologe hat zunächst eine PSMA-PET/CT angeordnet, die heute Nachmittag in der Uniklinik Essen durchgeführt wird. Ich werde meinen Vater begleiten – meine Mutter steht verständlicherweise neben sich.

    Der Bericht des Radiologen sagt zum nun Stadium: mind. T2c Nx Mx L1 V1 Pn1

    Ich bin der Meinung, dass der Urologe diese Maßnahmen bereits im September 2017 hätte einleiten müssen. Jetzt ist kostbare Zeit vergangen, in der sich die Krankheit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit noch verschlechtert hat.

    Mir ist bewusst, dass der Befund sehr ernst ist und dass die Prostata vielleicht tatsächlich auf Grund des hohen Alters meines Vaters nicht mehr entfernt werden sollte (wenn das in dem Stadium der Krankheit überhaupt noch Sinn machen würde). Aber ich habe u.a. durch das Nachschlagewerk von Herrn Damm überhaupt erst einmal gesehen, wie viele andere Behandlungsoptionen bei Prostatakrebs zur Verfügung stehen, von denen niemand mit meinem Vater gesprochen hat.

    In meinen Recherchen im Internet habe ich gelesen, dass man bei Prostatakrebs im Alter nicht kategorisch nach dem kalendarischen, sondern mehr nach dem biologischen Alter gehen sollte. Mein Vater ist (abgesehen vom Prostatakrebs) gesund und körperlich fitter als manch einer in meinem Alter von Anfang 50. Er hat auch keinerlei andere gesundheitliche „Baustellen“ von denen zu erwarten ist, dass er daran verstirbt.

    Hier noch der mir bisher vorliegende PSA-Verlauf:
    28.07.17: 15,1 ng/ml
    29.11.17: 0,57 ng/ml <- unter antiandrogender Therapie
    19.06.18: 2,18 ng/ml
    16.10.18: 5,26 ng/ml
    21.01.19: 13,0 ng/ml

    Ich wäre euch für eure Meinungen, Ratschläge und Erfahrungen sehr, sehr dankbar!!!
    Und nochmals vielen Dank für die Geduld beim Lesen meines Berichtes!
    Liebe Grüße
    Liebe Grüße
    Christiane

    #2
    "Sein Urologe sagte ihm anschließend nur noch, dass er nun nicht mehr zu kommen brauche" - ich denke der Urologe hat dies gesagt, da Dein Vater ja nicht mehr alle drei Monate eine Spritze brauchte. Den PSA Wert regelmäßig messen wird der Urologe sicher weiter. Nach dem PSA Verlauf hätte man Ende letzten Jahres schon mit Xtandi beginnen können. Ob dies sehr viel an der jetzigen Situation geändert hätte kann man rückblickend nicht sagen.

    Das PSMA PET/CT ist so wichtig für die weitere Therapie, dass man den entsprechenden Bericht erstmal abwarten sollte. Der Radiologe wird dies dann ja wohl mit Euch eingehend besprechen und einen Therapievorschlag machen. Den kann man dann ja weiter diskutieren.

    Georg

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      #3
      Verweis auf Beratungshotline

      Hallo Christiane,

      Der von dir bereits zitierte Ralf hat einem weiteren Ratsuchenden heute diesen Tipp gegeben:

      ich würde Dir empfehlen, einmal bei der Beratungshotline des BPS anzurufen (0800/70 80 123, siehe auch hier). Der Berater wird sich alle erforderliche Zeit nehmen, um Deine Fragen ausführlich zu beantworten.
      Winfried

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        #4
        Zitat von Georg_ Beitrag anzeigen
        Den PSA Wert regelmäßig messen wird der Urologe sicher weiter. Nach dem PSA Verlauf hätte man Ende letzten Jahres schon mit Xtandi beginnen können. Ob dies sehr viel an der jetzigen Situation geändert hätte kann man rückblickend nicht sagen.
        Der PSA Wert wurde von seinem Hausarzt gemessen und ich vermute, dass sich Hausarzt und Urologe überhaut nicht ausgetauscht haben. Ich kann nicht begreifen, warum einfach "nur" gemessen und nichts unternommen wurde. Wahrscheinlich hast du recht, man kann rückblickend nicht sagen, ob Xtandi schon Ende letzten Jahres etwas geändert hätte.

        Ich fühle mich momentan nur schrecklich hilflos und habe Angst vor dem Ergebnis der PSMA PET/CT....
        Liebe Grüße
        Christiane

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          #5
          Zitat von W.Rellok Beitrag anzeigen
          Hallo Christiane,

          Der von dir bereits zitierte Ralf hat einem weiteren Ratsuchenden heute diesen Tipp gegeben:



          Winfried
          Vielen Dank für den Tipp. Ich werde auf jeden Fall die Beratungshotline anrufen.
          Liebe Grüße
          Christiane

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            #6
            Christiane,

            solange der PSA Wert nicht deutlich ansteigt ist auch nicht viel zu unternehmen. Ohne Testosteron wächst der Tumor nicht mehr sondern geht eher etwas zurück. Jetzt ist er resistent geworden und wächst auch ohne Testosteron. Ist in 2017 kein CT, MRT oder Knochenszinitgramm gemacht worden? Das wird normalerweise gemacht.

            Auf dem PSMA PET/CT wird man wohl vor allem das sehen, was in 2017 schon da war. Der Radiologe wird wahrscheinlich vorschlagen, wie er das behandeln will.

            Georg

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