Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Wirksamkeit von Zytiga

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    Wirksamkeit von Zytiga

    Hallo,

    mein Vater bekommt gerade, zum zweiten Mal nach 2017, Zytiga. Die Behandlung begann am 04.02.19 und am 05.03.19 wurde erstmals seit Beginn der Behandlung der PSA-Wert bestimmt. Dieser ist leider erneut gestiegen und liegt nun bei 3,8. Müssen wir jetzt davon ausgehen, dass Zytiga bei der zweiten 'Runde' nicht mehr wirkt oder gibt es hier im Forum Patienten, die zu Beginn der Behandlung ähnliche Erfahrungen machen mussten (handelt es sich eventuell um ein Flare Up)?

    Danke und allen ein schönes Wochenende.

    Anja

    #2
    Hallo Anja,

    Ja, ein PSA Flare ist möglich, allerdings nicht sehr häufig. Ich selber hab zwar keine Erfahrung mit Zytiga, habe aber eine Studie gefunden mit 103 Patienten.

    PSA flare occurs not infrequently in patients with CRPC who respond to abiraterone. Patients should be informed of this possible PSA flare phenomenon.


    Kurz übersetzt:
    Von 103 Patienten hatten 43 eine unmittelbare PSA Antwort, wovon bei 9 ein anfänglicher PSA Flare beobachtet wurde. Von diesen 9 Patienten hatten 5 danach eine PSA Antwort. Der PSA Flare hat im Mittel (Median) den PSA Wert um 19.7% erhöht (5%-62.9%). Die mediane progressionsfreie Zeit für die 9 Patienten mit dem PSA Flare war länger im Vergleich mit den Patienten ohne Flare ….

    Noch eine andere Publikation:
    The PSA flare phenomenon is not rare event during AA treatment. A PSA decline during AA treatment, with or without a PSA flare, was associated with favorable clinical outcomes. Thus, AA should not be withdrawn early in patients with mCRPC in whom an initial, isolated PSA increase has been observed.


    Ein PSA Flare wird je nach Definition beobachtet zwischen 6 - 10.8% aller Patienten. Der Maximum PSA Wert wurde im Median bei 0.95 Monaten beobachtet …..

    Also, so ein Anstieg kann vorkommen. Es bleibt wohl erst nicht anderes übrig als mal weiter zu messen.

    Auch an Nichtansprechen auf Zytiga muss wohl auch in Betracht gezogen werden, hatte Dein Mann (ok, nach Lesen Deines Beitrags unten korrigiere ich mich: Dein Vater) doch gemäss Profil eine jahrelange komplette Hormonblockade mit Bicalutamid, oder? Dies kann zu einer Verkürzung der Wirkungsdauer von Zytiga beitragen.

    Tritus
    Meine PCa-Geschichte:
    https://myprostate.eu/?req=user&id=864

    Kommentar


      #3
      Hallo Tritus,

      vielen Dank für deine Antwort. Diese Studie hatte ich auch schon gelesen, so wie auch einige andere. In einer der englischsprachigen Studien war von einer ersten Messung nach 12 Wochen die Rede.

      Mein Vater 😉 hat ein paar Jahre lang die maximale Androgenblockade, ja. Dann kam 2016 die Chemo mit Docetaxel und Anfang 2017 Zytiga, bis der Wert auf 0,02 gesunken war. Der Arzt setzte Zytiga dann ab, weil er sein Pulver nicht verschießen wollte.

      Mein Vater hat bislang keinerlei Symptome, dass PSMA-PET/CT war ohne Befund. Ich bin grad ratlos.

      Vielen Dank,

      Anja

      Kommentar


        #4
        Hallo Anja,

        Ja, ein negatives PSMA PET/CT bei PSA 2.66 ist schon eher ungewöhnlich und kann auf einen PSMA negativen Tumor hindeuten, was auch etwa zwischen 6-10% vorkommen kann. Die Aussage des Oberarztes für Deinen Vater nach der PSMA PET/CT "Ihr Körper ist metastasen- und tumorfrei" ist wohl so nicht ganz richtig.

        Also ich würde mal weitere monatliche PSA Messungen abwarten.
        Im optimistischen Fall war das ein PSA Flare nach Zytiga und man hat weitere Zeit gewonnen.

        Im ungünstigeren Fall steigt der PSA Wert weiter und spätestens bei PSA 5 bis max 10 wollte ich gerne wissen, wo denn die Metastasen sind. Wenn der Verdacht
        auf PSMA negative Tumore weiter besteht, und das tut es zurzeit, dann wäre entweder ein Cholin PET/CT oder eine Knochenszintigraphie wieder angesagt.
        Aber wie gesagt, ich bin kein Arzt, das sind einfach Diskussionspunkte, welche mit eurem Arzt besprochen werden können. Bis jetzt macht er mir ja mal keinen schlechten Eindruck.

        Tritus

        Meine PCa-Geschichte:
        https://myprostate.eu/?req=user&id=864

        Kommentar


          #5
          Zitat Tritus
          "jahrelange komplette Hormonblockade mit Bicalutamid? Dies kann zu einer Verkürzung der Wirkungsdauer von Zytiga beitragen".

          Muss mich gleich wieder korrigieren, und einen früheren Beitrag von Georg zitieren


          nach der die Art der vor Zytiga verwendeten Hormontherapie (zumindest GnRH Analoge oder Antagonisten und auch Bicalutamid) keinen Einfluss auf die Dauer der Wirksamkeit hatte.
          Meine PCa-Geschichte:
          https://myprostate.eu/?req=user&id=864

          Kommentar


            #6
            Zitat von tritus59 Beitrag anzeigen
            Muss mich gleich wieder korrigieren, und einen früheren Beitrag von Georg zitieren
            https://forum.prostatakrebs-bps.de/showthread.php?9640-Wirksamkeit-von-Zytiga-Abiraterone-abh%E4ngig-von-der-zuvor-verwendeten-Therapie
            nach der die Art der vor Zytiga verwendeten Hormontherapie (zumindest GnRH Analoge oder Antagonisten und auch Bicalutamid) keinen Einfluss auf die Dauer der Wirksamkeit hatte.
            Ich habe mir diese von Georg verlinkte Studie noch einmal angesehen. Wichtig sind die RESULTS; nachstehend der Originaltext und meine Übersetzung:
            RESULTS:

            We identified 161 patients who had received abiraterone. All had received primary androgen-deprivation therapy (ADT), 86% prior secondary hormone therapy (SHT) and 33% prior chemotherapy. The median duration of primary ADT was 23 months, duration of SHT (excluding abiraterone) was 17 months and duration of chemotherapy was 8 months. We demonstrated that lower PSA at abiraterone initiation, longer primary ADT duration, no prior ketoconazole, no prior chemotherapy and longer chemotherapy duration were associated with a longer duration on abiraterone in univariate analysis. In multivariable analysis, duration of primary ADT (duration of abiraterone 9 versus 13 months for ⩽12 versus >12 months, P=0.03) and no use of prior chemotherapy (duration of abiraterone 16 versus 7 months for no versus yes prior chemotherapy, P<0.01) were associated with duration of abiraterone.


            Ergebnisse:
            Wir fanden 161 Patienten, die Abirateron erhalten hatten. Alle hatten eine primäre Androgendeprivationstherapie (ADT) gehabt, davon 86 % eine vorangegangene zweite Hormontherapie (SHT) und 33 % eine vorangegangene Chemotherapie. Die mediane Dauer der ersten Hormontherapie war 23 Monate, die Dauer der zweiten Hormontherapie (ohne Abirateron) war 17 Monate und die Dauer der Chemotherapie war acht Monate. Wir zeigten, dass ein niedrigerer PSA-Wert beim Einleiten der Abiraterongabe, eine längere ADT-Dauer, kein vorher verabreichtes Ketokonazol, keine vorherige Chemotherapie und eine längere Dauer der Chemotherapie in einer univariaten Analyse mit einer längeren Dauer unter Abirateron assoziiert waren. In der multivariablen Analyse waren die Dauer der primären ADT (Dauer von Abirateron 9 vs. 13 Monate gegenüber ⩽12 vs. >12 Monate (P = 0,03) und keiner vorherigen Chemotherapie (Dauer von Abirateron 16 vs. 7 Monate gegenüber keiner vs. stattgefundener vorherigen Chemotherapie, P<0,01) mit der Dauer von Abirateron assoziiert.
            Versteht jemand die von mir kursiv gesetzte Aussage? Ich nicht. Von Bicalutamid ist im gesamten Text übrigens nicht die Rede.

            Ralf

            Kommentar


              #7
              Die Ergebnisse sind in dieser Kurzfassung sehr komprimiert und ohne Einsicht in die Studie nicht so einfach nachzuvollziehen, da auch etwas unübersichtlich aufbereitet.

              In Tabelle 3 der Studie eine übersichtliche Zusammenstellung der Ergebnisse (Tab. aufklappen).
              Bicalutamid wird in den Tabellen aufgelistet. Schlechter als Bicalutamid schneidet Flutamid ab, das aber wegen seiner Nebenwirkungen heute kaum mehr eingesetzt wird.




              Franz

              Kommentar


                #8
                Danke Franz für den Link.

                Diese Studie kann den Einfluss des Bicalutamid gar nicht messen, da ja fast alle (152 von 161 Patienten) dieses schon hatten. Aber sie findet retrospektiv heraus, was dann auch andere Studien bestätigen und auch vom biologischen Gesichtspunkt plausibel scheint:

                - Abirateron in früheren Stadium (vor Docetaxel) wirkt länger
                - Abirateron wirkt auch länger, je länger schon die primäre ADT (meist mit anti-Androgen) gewirkt hat
                - Ketoconazol verkürzt möglicherweise die Wirksamkeitsdauer

                Also für mich zusammengefasst tendiere ich auch wieder zur Auffassung, dass Bicalutamid die Wirkdauer von Abirateron verkürzen kann (für Enzalutamid ist dies schon bewiesen).
                Die vorläufigen Ergebnisse der LATITUDE Studie gehen auch in die Richtung, dass Abirateron als Primärtherapie eingesetzt werden sollte bei mHSPCa und nicht erst nach einer "normalen" Hormonblockade.

                Tritus
                Meine PCa-Geschichte:
                https://myprostate.eu/?req=user&id=864

                Kommentar


                  #9
                  Zitat von tritus59 Beitrag anzeigen
                  - Abirateron wirkt auch länger, je länger schon die primäre ADT (meist mit anti-Androgen) gewirkt hat
                  Hallo Tritus,

                  zur primären ADT habe ich in der Studie gefunden:

                  Übersetz. Zitat:

                  "Die Dauer der primären ADT wurde definiert als die Zeit zwischen dem Datum des ersten luteinisierenden hormonfreisetzenden Hormons (LHRH) Agonisten/Antagonisten oder der Orchiektomie und dem Beginn der PC-Therapie der nächsten Generation. Ein Anti-Androgen, das innerhalb von sechs Monaten nach einem LHRH-Agonisten/Antagonisten beginnt, wurde als primäres ADT eingestuft."

                  Angaben zur Häufigkeit und Art des Anti-Androgens, das innerhalb von 6 Monaten eingesetzt wurde, sind in der Studie nicht zu finden.
                  Deshalb kann man hier nicht auf Verdacht von "meist mit Anti-Androgen" in Zusammenhang mit primärer ADT sprechen.
                  Anti-Androgene zum Verhindern des Flare-ups bei der ADT gibt man am Anfang und nicht innerhalb von 6 Monaten ab Anfang ADT. Die dürften damit nicht gemeint sein.

                  Franz

                  Kommentar


                    #10
                    Hallo Franz,

                    Danke für die Korrektur. Da hast Du genauer gelesen wie ich, bzw. ich hab da wohl einen Durcheinander gekriegt mit anderen Studien, welche
                    heute auch noch an der Reihe waren.

                    Tritus
                    Meine PCa-Geschichte:
                    https://myprostate.eu/?req=user&id=864

                    Kommentar


                      #11
                      Zitat von tritus59 Beitrag anzeigen
                      - Ketoconazol verkürzt möglicherweise die Wirksamkeitsdauer
                      Hallo Tritus,
                      Hallo Forumsteilnehmer,

                      kurze Frage zu meinen Verständnis:
                      wird Ketoconazol heute normalerweise noch eingesetzt?
                      (Mache mir gerade eine Liste über aktuelle Therapieoptionen)

                      Rudi

                      Kommentar


                        #12
                        Zitat von Rudi61 Beitrag anzeigen
                        wird Ketoconazol heute normalerweise noch eingesetzt?
                        Hallo Rudi,

                        In D und CH wahrscheinlich nicht. In der S3 Leitlinie steht (Hintergrundinfo zu Empfehlung 6.29) , dass es früher für zur Behandlung von Pilzinfektionen in der EU zugelassen war, diese aber im Jahr 2013 wegen Lebertoxizität widerrufen wurde.

                        Tritus
                        Meine PCa-Geschichte:
                        https://myprostate.eu/?req=user&id=864

                        Kommentar


                          #13
                          Hallo Rudi,


                          die Zulassung für Ketoconazol in D ruht seit 2013. Aber in besonderen Fällen, wie der Behandlung des endogenen Cushing-Syndroms ist es wohl seit 2015 mit entsprechenden Warnhinweisen wieder auf dem deutschen Markt.

                          Aktuell (2018) wird in anderen Ländern bei Versagen anderer Therapien über Ketoconazol nachgedacht:
                          Ketoconazole is a nonselective steroid 17&#945;-hydroxylase/17,20 lyase (CYP17A1) inhibitor that has been used, off-label, as a second-line therapy for castration-resistant prostate cancer (CRPC). The drug has shown clinical efficacy without survival benefit. Despite not improving survival, ketoconazole &#8230;


                          Franz

                          Kommentar


                            #14
                            Danke Tritus und Franz

                            Rudi

                            Kommentar


                              #15
                              Hallo Rudi,
                              Zitat von Rudi61 Beitrag anzeigen
                              wird Ketoconazol heute normalerweise noch eingesetzt?
                              der Einsatz von Ketoconazol (Nizoral®) war immer ein Off-label-use. Es wurde zur Behandlung von kastrationsresistentem PCa eingesetzt, weil es die Testosteronproduktion der Nebennierenrinde hemmte, eigentlich eine unerwünschte Nebenwirkung für ein Anti-Pilz-Mittel. Damit erreichte man aber praktisch einen Totalausfall der T-Produktion im Körper. Seit der Entwicklung und Zulassung von Abirateron und Enzalutamid (und künftig Apalutamid und Darolutamid) ist es aber obsolet, zumal es ziemliche Nebenwirkungen hatte.
                              Du kannst hier, hier und hier noch dazu nachlesen, falls Du historisches Interesse hast.

                              Ralf

                              Kommentar

                              Lädt...
                              X