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Hemmschwelle vor der Prostatektomie

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    Hemmschwelle vor der Prostatektomie

    Hallo liebe Forumsmitglieder

    mein Name ist Werner
    ich bin 60 Jahre alt.

    Mein Vater ist mit 83 Jahren an Protatakrebs gestorben.
    Deshalb bin ich ab 50 jährlich zum Urologen gegangen.
    Mein PSA-Wert ist stetig, zuletzt immer schneller ange-
    stiegen.
    Als Ende 2017 der Wert auf über 5 kletterte ging ich
    zum ersten Mal zum multiparametrischen MRT da war
    die höchste Stufe PIRADS 2 gewesen.
    Als ich Ende 2018 einen PSA-Wert von über 6 hatte
    ging ich nochmals zum MRT dann war der höchste Wert
    PIRADS 3 gewesen. Wegen der Vorgeschichte von meinem
    Vater wurde mir vom Urologen eine Biopsie anraten
    die ich im letzten Monat gemacht habe.
    Eine Fusions-Biopsie.
    Der Befund war 2 Mal Gleason 7a am markierten Ort
    und unabhängig eine durch Routine Stanzbiopsie.
    6 Mal Gleason 6.
    Mein Urologe hat mir zu Prostataektomie geraten.
    Ich hole mir jetzt in der Klinik eine Zweitmeinung
    ein. Vor der Entfernung gibt es eine Schwelle zu
    überwinden.

    #2
    Hallo Werner,

    Bisher ist aus meiner Sicht die bisherige Vorgehensweise vorbildlich verlaufen, Gratuliere !
    Jetzt bist Du bei unserem Forum gelandet und kannst sicherlich vom riesigen Erfahrungsschatz hier weiter profitieren.

    Ich bin längst noch kein wirklich erfahrener Hase in diesem Gebiet, da bekommst Du wohl noch weitere Tipps.
    Deine Biopsie Ergebnisse mit 7a und ein paar weitere mit Gleason 6 deuten wohl auf eine baldige radikale Beseitigung des Tumors. Ich würde mich nicht wundern, wenn auch bei der Zweitmeinung herauskommt, dass eine Operation empfohlen wird. Bei mir war es genauso, allerdings war der PSA Verlauf deutlich schneller.

    Je nach Lage des Tumors, kann im Gegensatz zu mir auch eine nervenerhaltende OP in Frage kommen. Ich würde dazu raten, eine Zweitmeinung von einem zertifizierten Prostatakrebszentrum zu erhalten, damit auch die Möglichkeit einer Bestrahlung nicht zu kurz kommt. Des weiteren gilt immer der Hinweis auf unser von unserem Moderator Ralf geschrieben Basiswissen, das für die meisten Fragen die passenden Antworten bereit hält ("Basiswissen" ist eine riesige Untertreibung, mancher Urologe könnte daraus noch viel lernen).



    Tritus

    PS: Noch ein letzter Rat: Bitte mache doch für Dein Thema einen eigenen "Thread" auf. Damit soll verhindert werden, dass verschiedene Themen und Fälle durcheinander gemixt werden. Du findest die Anleitung dafür an anderer Stelle hier im Forum. Melde Dich einfach nochmals, wenn Du dies nicht finden kannst.
    Gute Nacht.
    Meine PCa-Geschichte:
    https://myprostate.eu/?req=user&id=864

    Kommentar


      #3
      Werners Anfrage wurde in einen neuen, eigenen thread verschoben.

      Ralf

      Kommentar


        #4
        Werner, du beziehst dich auf eine "Hemmschwelle". Wie sieht die aus?
        Bitte präzisiere auch die Formulierung: "Der Befund war 2 Mal Gleason 7a am markierten Ort und unabhängig eine durch Routine Stanzbiopsie. 6 Mal Gleason 6."
        Wenn du fallbezogen diskutieren willst, solltest du auch weitere Daten (im Profil) einstellen.
        Grundsätzlich: fast alle Urologen und Kliniken werden die Leitlinie empfehlen, eine Zweitmeinung mit Alternativen dazu erhält man bei so einem PCa im Anfangsstadium nur ganz selten.

        Kommentar


          #5
          Hallo Werner,


          ich denke mal, die Hemmschwelle ist die, dass du weißt - oder zumindest ahnst - dass nach einer radikalen Prostataektomie dein Leben nicht mehr dasselbe sein wird. Das ist einfach eine Tatsache. Nachdem ich mich zur RPE durchgerungen hatte, blieb zwischen dem Entschluss und der OP der schale Nachgeschmack, ob ich nicht einfach noch ein paar unbeschwerte Jahre haben und danach meinem Leben ein Ende setzen können hätte. So etwas ist aber glücklicherweise leichter gesagt als getan! Da du klugerweise sehr frühzeitig PSA bestimmen lassen hast, bleibt dir erstens genügend Bedenkzeit über die Therapie und zweitens eine größere Chance auf eine beschwerdearme Zeit nach der Genesung. Ich benutze absichtlich nicht das Wort beschwerdefrei. Ich bin aber nachträglich froh über meine Entscheidung und meinen jetzigen Zustand.

          In der S3-Richtlinie von 2018 Seite 94 steht:

          "Empfehlungsgrad A
          a. Voraussetzung für die Wahl einer Strategie der Aktiven Überwachung sollen folgende Parameter sein:
          PSA-Wert ≤ 10 ng/ml;
          Gleason-Score ≤ 6;
          cT1 und cT2a;
          Tumor in ≤ 2 Stanzen bei leitliniengerechter Entnahme von 10-12 Stanzen ≤ 50 % Tumor pro Stanze"

          Diese Bedingungen sollen für die aktive Überwachung alle gleichzeitig erfüllt sein, wegen Gleason 7a empfiehlt dein Urologe die Prostataektomie. (Meinst du mit "am markierten Ort" den Bereich mit PIRADS3 im MRT?)

          Andrerseits "Empfehlungsgrad B
          b. Bei Gleason 3+4 (7a) sollte die Aktive Überwachung im Rahmen von Studien geprüft werden."


          Aktive Überwachung erfordert aber eine gute psychische Stabilität, das weiß ich, weil bei meinen R1-Schnitträndern immer noch eine Bestrahlung nachfolgen muss, falls das PSA über die Nachweisgrenze steigt. Aber wie gesagt, du hast Zeit zum Rat einholen und Überlegen.

          In der Patientenleitlinie von 2018 steht dazu.

          Seite 12
          "Wichtig: Entscheiden Sie über die weitere Behandlung, wenn Sie
          alle Ergebnisse der Untersuchungen erfahren und verstanden haben.
          Das ist eine schwerwiegende Entscheidung. Was Sie dabei
          beachten sollten, lesen Sie ab Seite 34."


          Seite 37
          "Wichtig!
          Entscheiden Sie nicht hastig und unter Druck. Ein Prostatakrebs wächst in
          der Regel langsam. Der Zeitrahmen für eine Entscheidung beträgt mehrere
          Monate - außer bei sehr aggressivem Krebs, der einen Gleason-Score von
          8 oder mehr hat."

          Danach solltest du dich richten, und ein guter Arzt wird es dir nicht übel nehmen, wenn du eine zweite Meinung einholst. In diesem Sinne, Ohren steif halten!


          Liebe Grüße, Hermann

          Herr, gib mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
          die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann
          und die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.

          https://de.myprostate.eu/?req=user&id=896

          Kommentar


            #6
            Ich persönlich bin der Meinung lieber ein paar Nebenwirkungen in Kauf nehmen als immer bangen ob das PSA nicht weiter steigt und sich bereits Metastasen bilden. Ich könnte damit nicht so befreit leben wie zur Zeit. Ich lebe noch immer so wie früher ausser das ich halt älter werde.
            Immer positiv denken!!!

            http://de.myprostate.eu/?req=user&id=814

            Kommentar


              #7
              Hallo Werner,
              meine Situation mit 57 Jahren war Deiner ziemlich ähnlich (vgl. mein Profil).

              Ich hatte mich für eine OP entschieden.
              Gründe: Zweite kurative Behandlungschance im Falle eines Rezidivs durch eine Prostatalogenbestrahlung (dies ist auch passiert), Möglichkeit einer nerverhaltenden OP, abhängig von Tumorlage und Inkontinenzwahrscheinlichkeit ist bei „jüngeren“ Patienten viel geringer und Pathelogieergebnisse sind im Falle eines Rezidivs hilfreich.

              Wie schon von Martin angesprochen, wären weitere Daten wichtig, insbesondere PSA-Verlauf und aktueller PSA-Wert, gebundenes und freies PSA.

              Viele Grüße

              Lothar

              Kommentar


                #8
                Zitat von Michi1 Beitrag anzeigen
                Ich persönlich bin der Meinung lieber ein paar Nebenwirkungen in Kauf nehmen als immer bangen ob das PSA nicht weiter steigt und sich bereits Metastasen bilden. Ich könnte damit nicht so befreit leben wie zur Zeit. Ich lebe noch immer so wie früher ausser das ich halt älter werde.
                Sehe ich genau so, habe auch eine RPE der Bestrahlung vorgezogen und lebe da mit seit einem Jahr mit PSA 0.02 und für mich akzeptable Nebenwirkungen.

                Kommentar


                  #9
                  Zitat von ernst06 Beitrag anzeigen
                  Sehe ich genau so, habe auch eine RPE der Bestrahlung vorgezogen und lebe da mit seit einem Jahr mit PSA 0.02 und für mich akzeptable Nebenwirkungen.
                  Sehe ich nicht so, habe die Bestrahlung der RPE vorgezogen und habe jetzt einen PSA von 0,8 und keine Nebenwirkungen. Aber deshalb würde ich niemanden nur zur Bestrahlung raten. Jeder muss sich selbst Gedanken dazu machen und SEINE Entscheidung nach seinen Prioritäten fällen. Und wenn jemand Hemmungen vor einer RPE mit seinen evtl. Nebenwirkungen hat, dann soll er sich mal mit anderen Methoden (also auch Bestrahlung) beschäftigen. Dafür ist das Forum doch auch da nicht nur zur Bestätigung der von fast allen Urologen vorgeschlagenen Standardmethode RPE.

                  VG Tom
                  http://de.myprostate.eu/?req=user&id=842

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                    #10
                    Vielen Dank für die überwältigenden Kommentare!

                    Ich habe festgestellt hier stimmt die Quote nicht - kleiner Scherz am Rande zur Auflockerung :-)

                    Trotz des Scherzes ist bin ein sehr rational denkender Mensch und das hilft mir auch bei der Diagnose
                    und euren vielfältig positiven Berichten.

                    Zu den beiden Gleason 7a Proben war nach Auskunft meines Urologen die gleiche Stelle wie bei PIRADS 3 markiert.
                    Wäre eigentlich dann doch auch eine Fokale Theraphie möglich.
                    Gleason 6 mit 6 Treffern fand mein Urologe nicht theraphiebedürftig.

                    Nächste Woche habe ich einen Termin an einem zertifizierten Prostatakrebszentrum mal sein was dabei heraus
                    kommt. Was ich wohl auch aus diesem Forum heraushören konnte - ich kann mir noch etwas Zeit mit der
                    Entscheidung lassen.

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                      #11
                      Eine fokale Therapie macht nur Sinn, wenn man sich davon weniger Nebenwirkungen erhofft. Ansonsten bringt einem eine halbe Prostata wenig. Man kann die Nebenwirkungen auch gut reduzieren, in dem man sich einen exzellenten Operateur aussucht.

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                        #12
                        Georg, eine halbe Prostata bringt zwar nichts, läßt einem aber eine Hälfte. Das bedeutet mindestens "einseitig nervschonend". Andererseits kann die Restprostata weitere Herde enthalten oder irgendwann wieder ein PCa entwickeln. Eine weitere Behandlung kann erforderlich sein. Aber: eine "radikale" Behandlung kann leider auch de facto fokal sein, nicht nur bei detektiertem R1, wie die durchaus häufigen Rezidive zeigen.
                        Es kommt auf den Einzelfall an, der sich nicht nur an Gleason und Anzahl Stanzen festmachen läßt. Eine gute Fusionsbiopsie sollte eine einigermaßen genaue Lokalisation ergeben, bei der die befallenen Stücke mit dem MRT-Befund im Bereich mit Gleason 4 übereinstimmen sollten. Aus heutiger Sicht würde ich vor der Entscheidung zu einer fokalen Therapie das Präparat auf PSMA-positiv untersuchen lassen und im positiven Fall ein PSMA PET/CT durchführen. Die Lage des PCa ist sehr wichtig, leider sind die Biopsien nicht darauf eingestellt ("das Ding kommt ja eh ganz 'raus"); weder eine Markierung zur Orientierung der einzelnen Stanze noch eine Angabe des Abstandes des befallenen Abschnitts zum dann linken oder rechten Rand sind vorgeschrieben. Bei Nähe zur Pseudokapsel der Prostata, zur Harnröhre und ganz besonders zum Apex werden thermische Verfahren eher wenig Sinn machen, auch eine R1- oder RX-Situation nach leitliniengerechter RPE ist möglich (die bedeutet dann adjuvante RT oder ein Rezidiv). SBRT oder IRE könnten dann in Frage kommen, hier können die Behandlungsareale ausgedehnt werden. Bei Strahlentherapie sind allerdings später Nebenwirkungen zu erwarten.

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                          #13
                          Martin,

                          wenn ich von einem exzellenten Operateur spreche, meine ich damit einen, der nervenschonend operieren kann. Bei dem von Werner geschilderten Befund müsste das möglich sein, schwierig wird es, wenn der Tumor in die Kapsel hineingewachsen ist.

                          Bei Dir hat die fokale Behandlung funktioniert, sie hat aber statistisch ein größeres Rezidivrisiko als die Operation. Siehe meinen Bericht aus Magdeburg dazu. Und wenn man dann ein zweites Mal behandeln muss, dann treten wieder Nebenwirkungen auf. Die Kombination aus fokaler Erst- und Nachbehandlung ist dann von den Nebenwirkungen nicht besser als eine Totaloperation, manchmal sogar schlechter.

                          Georg

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                            #14
                            Noch ein Hinweis. Nach einer OP hatte ich auch <0,07 und dann ging der PSA wieder hoch. Ich konnte dann die Bestrahlung machen lassen und diese brachte auch wieder 2 Jahre lang niedrigen PSA Umgekehrt ist fast nicht möglich.
                            Immer positiv denken!!!

                            http://de.myprostate.eu/?req=user&id=814

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                              #15
                              Zitat von Georg_ Beitrag anzeigen
                              Bei Dir hat die fokale Behandlung funktioniert, sie hat aber statistisch ein größeres Rezidivrisiko als die Operation.
                              Letzteres versteht sich von selbst, dazu bedarf es keiner Professoren. Die Frage ist nur, ob es Lokalrezidive sind oder ob das Risiko für Metastasen steigt. Schließlich sind alleine die gefährlich.
                              Und Ersteres ist insoweit richtig, als die fokale Behandlung fokal funktioniert hat. Allerdings mußte ich mich einer weiteren Behandlung unterziehen: https://de.myprostate.eu/?req=user&id=779
                              Bei einer RPE hätte ich sicher mehr Nebenwirkungen und mehr Ausfallzeit gehabt, und wegen Apexnähe wäre Nervschonung gegen R1/RX abzuwägen gewesen.

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