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Wie lange wirkt die Hormontherapie? Wann tritt Resistenz ein?

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    #16
    Hallo Georg,

    vielleicht sind meine letzten beiden Beiträge in meinen Thread „Hormontherapie und Übergewicht“, die sich mit Studien im Hinblick auf den Fettstoffwechsel befassen, noch interessant; besonders die positiven Wirkungen von Statinen und Metformin.

    Lothar

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      #17
      Hallo LowRoad,

      danke für Deinen Beitrag! Ich hatte die Kastrationsresistenz etwas vereinfacht definiert. "Kastrationsresistenz zeigt sich durch einen deutlichen Anstieg des PSA Wertes oder durch bildgebend erkennbares Wachstum des Tumors trotz Hormontherapie." Das ist, wie Du sie nennst, die klassische Kastrationsresistenz. In der Leitlinie konnte ich die Empfehlung jetzt nicht finden, nach dieser Kastrationsresistenz Bicalutamid einzusetzen.

      An mehreren Stellen wies ich darauf hin, dass bei Knochenmetastasen keine alleinige Hormontherapie als Primärtherapie eingesetzt werden sollte sondern eine Kombination mit Docetaxel oder Abirateron. In der Übersichtstabelle habe ich auch die Wirkungsdauer dieser beiden Kombinationen angegeben. Außerdem habe ich in einem Kapitel darauf hingewiesen, dass eine ADT2, also die Ergänzung mit Bicalutamid, eine längere Wirkungsdauer der Hormontherapie ergibt. In der Arbeit wollte ich aber vor allem darstellen, welche Wirkungsdauer sich bei alleiniger Hormontherapie ergibt.

      Ich sehe die Dauer bis zur Kastrationsresistenz nicht als Prognosefaktor für das Krankheitsspezifische- bzw. das Gesamtüberleben an. In der Schlussbetrachtung erwähne ich, dass die vorliegenden Studien durch die vielen neuen Therapiemöglichkeiten keine gültige Aussage mehr über das Krankheitsspezifische- oder Gesamtüberleben machen können. Daher hatte ich die Studien, die nur eine Prognose für das Überleben angaben, nicht herangezogen. Es sollte nur die Frage beantwortet werden, mit welcher Zeitdauer vom Beginn der Hormontherapie bis zur (klassischen) Kastrationsresistenz zu rechnen ist.

      Die von Dir erwähnte Studie habe ich auch gelesen, mir waren nur Zweifel gekommen. Von den 294 Patienten in der Studie hatten 223 (=76%) einen Nadir kleiner 0,01 ng/ml. Den habe ich nie erreicht! Dieser niedrige Nadir wurde bei 152 (=68%) dieser Patienten nur mit einem GnRH Analogon, z.B. Eligard, erreicht. Du schreibst ja selbst, dass es sehr schwierig ist, einen solch niedrigen Nadir zu erreichen, von daher verstehe ich nicht, wie dies bei so vielen Patienten nur mit Eligard möglich war. Auf myprostate.eu sind offenbar nur sehr wenige eingetragen, die einen so niedrigen PSA Wert erreichen. Grundsätzlich glaube ich aber auch, je niedriger der erreichte Nadir ist, desto besser.

      Georg

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        #18
        Lothar,

        ich hoffe Du wirst jetzt nicht verärgert. Ich bin bisher in meiner Arbeit nicht darauf eingegangen, wieso die dargestellten Einflussfaktoren die Wirkungsdauer der Hormontherapie verlängern. Wenn ich dafür Erklärungsversuche darstelle, so werde ich nie fertig. Auch die von Dir erwähnte Studie zu Statinen und Metformin geht nicht auf die Dauer der Hormontherapie, sondern das Überleben ein. Ich muss das Thema eingrenzen, sonst wird das ein Buch.

        Wenn Du Dich für molekulare Zusammenhänge und den Fettstoffwechsel interessierst, ist für Dich vielleicht auch diese Quelle interessant: Zadra, The fat side of Prostate Cancer

        Georg

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          #19
          Lieber Georg,
          ich bin überhaupt nicht verärgert.
          Du mußt das Thema eingrenzen, ganz klar.
          Es waren nur Anregungen, da mich das Thema vielleicht zukünftig interessierten wird und von großer Bedeutung ist.
          Nochmals vielen Dank für Deine hervorragende Arbeit.
          Wir sind alle ein Team!
          Lothar

          PS: Und Danke für den guten Link!

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            #20
            Die Freedland-Studie #15, finde ich sehr interessant, dazu zwei Anmerkungen, bevor ich wieder abtauche und den Sommer genieße.

            "Beyond nadir, we found that pre-ADT PSA and Gleason score 8–10 significantly predicted CRPC, metastases, and PCSM."

            und
            "The pre-ADT PSA was the PSA level closest to, but prior to, ADT (≤1 yr prior to ADT)."


            - Zur Prognosetauglichkeit des pre-ADT PSA-Wertes:
            Der pre-ADT PSA-Wert ist in dieser Studie ein PSA-Wert nach RP und vor Beginn der ADT, aber ohne genauere zeitliche Zuordnung, lediglich der Hinweis: ein Jahr oder weniger vor ADT.
            Dieser etwas schwammig definierte Wert war bei der Gruppe mit Nadir-PSA > 0,2 ng/ml wesentlich höher als in den beiden anderen Gruppen (10,5ng/ml bei Nadir > 0,2 ng/ml/ 1,6 ng/ml bei < 0,2 ng/ml/ 1,7 ng/ml bei Nadir < 0,01 ng/ml) (Siehe Tab. 1). Es gab bei der Gruppe > 0,2 ng/ml wahrscheinlich vorher niedrigere PSA-Werte. PSA von 0 auf 10 dauert einige Zeit.
            Könnte man daraus ableiten, dass eine ADT nach RP möglichst bald, nach Auftreten eines ersten messbaren PSA-Wertes einsetzen sollte ?


            - Gleason Score
            Bleibt noch der prognostische Wert des Gleason Score. Der Tab. 1 von Freedland ist zu entnehmen, dass Gleason „8 oder höher“ bei der Gruppe PSA > 0,2 ng/ml mit 42%, aber auch mit 29% und 30 % bei den Gruppen „ Undetectable" und < 0,2 ng/ml auftritt.
            Daraus lässt sich folgern, dass auch mit Gleason 8 und höher, nach RP und früher ADT ein nicht nachweisbarer PSA-Nadir und damit eine längere günstige Prognose möglich sein sollte.

            Was meint ihr zu meinen Überlegungen ?

            Franz



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              #21
              Auch ich muss mich für die Arbeit lieber Georg die du dir gemacht hast bedanken. Wenn ich auch nicht alles verstehe so ist doch auch was für mich dabei.

              Eine Frage ich habe ja Bika 50 mg sowie die 3 Monatsspritze Leuprorelin bekommen. Stimmt es das die Spritze erst nach 4-6 Wochen wirkt, bzw wenn der Testo Spiegel
              auf 0,2 gesunken ist..........

              Grüße
              Manfred
              https://de.myprostate.eu/?req=user&id=107

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                #22
                Ja, durch das Medikament wird erstmal der Testosteronspiegel erhöht. Anschließend nimmt er stark ab und erreicht hoffentlich den Wert von 0,2 ng/ml. Damit es in dieser Phase des höheren Testosteronspiegels zu keinem Wachstum des Tumors kommt, nimmt man während dessen Bicalutamid.


                Meine Erklärung der Leuprorelin Spritze im Detail:
                Der Hypothalamus ist ein zentrales Steuerzentrum in unserem Gehirn und überwacht unter anderem den Testosteronspiegel im Körper. Stellt dieses Organ einen zu niedrigen Testosteronspiegel fest, so schüttet es GnRH Hormone (Gonadotropin Releasing Hormone) aus. Eine Gonade ist eine Keimdrüse, beim Mann sind dies die Hoden. Die GnRH Hormone (auch LHRH Hormone genannt) werden von Rezeptoren der Hypophyse, auf deutsch Hirnanhangsdrüse, aufgenommen. Werden vom Hypothalamus GnRH Hormone ausgeschüttet, so signalisiert dies der Hypophyse, wiederum den Hoden zu signalisieren, mehr Testosteron zu produzieren. Dazu schüttet die Hypophyse sowohl das follikelstimulierende Hormon (FSH) und das luteinisierendes Hormon (LH) aus. Diese Hormone werden auch als Gonadotropine bezeichnet. Sie stimulieren die Leydig-Zwischenzellen im Hoden. Das LH Hormon führt zur Produktion und Ausschüttung von Testosteron, das FSH Hormon stimuliert die Setorli-Zellen zur Produktion von Samenzellen.

                Die GnRH Analoga, auch Agonisten genannt, haben eine ähnliche chemische ("analoge") Struktur, wie das GnRH Hormon. Sie können daher an die GnRH-Rezeptoren der Hypophyse binden und bewirken damit die gleiche Wirkung wie die natürlichen GnRH Hormone, die vom Hypothalamus gebildet werden. Wird durch diese Medikamente die Menge an GnRH Hormonen im Körper erhöht, so wird anfangs die Menge an Testosteron erhöht, dies nennt sich Flare-Up Effekt. Auf Dauer nimmt jedoch durch die zu hohe Menge an GnRH Hormonen die Anzahl der GnRH Rezeptoren der Hypophyse ab. Dies führt dann zu einem Rückgang der Ausschüttung von LH und FSH Hormonen und damit zu einer entsprechend verminderten Produktion von Testosteron.

                Kommentar


                  #23
                  Die Freedland-Studie #15, finde ich sehr interessant, dazu zwei Anmerkungen, bevor ich wieder abtauche und den Sommer genieße.
                  Kennst du diesen Satz ?
                  "Reisende soll man nicht aufhalten, sonst haben sie keine Zeit mehr zurückzukommen"

                  Alles gut, dein Humor gefällt mir!

                  Gruss
                  Hartmut
                  http://de.myprostate.eu/?req=user&id=626&page=graphic

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                    #24
                    Zitat von Optimist Beitrag anzeigen
                    Was meint ihr zu meinen Überlegungen?
                    Franz,
                    ich will Dir mal meine Interpretation der bisher genannten Daten liefern.

                    Der PSA-NADIR in einer ADT hat die größte prognostische Bedeutung (HR) für das zu erwartenden krankheitsspezifische Überleben. Alle anderen Parameter, wie die Gleason Grad, das Tumorstadium vor Operation und vor ADT, der PSA Wert vor Operation bzw. vor Einleitung einer ADT, die Art der Metastasierung (falls vorhanden), usw usw besitzen nur indirekten Einfluss, weil sie den PSA-NADIR beeinflussen. In hormonabhängigen Stadien, was nach Operation praktisch immer so ist, korreliert der PSA Wert mit der Tumormasse. Wenig Masse mit wenig Progression bedeutet auch wenig Mutation.

                    Ich muss allerdings einschränken, dass ich hier voreingenommen bin, denn dies ist nun mal mein Weg, der mir schon vor über 10 Jahren sehr energisch von Dr. Eichhorn und Dr. Myers nahegelegt wurde – und mich bis jetzt getragen hat.
                    Mein Fazit: es bleibt schwierig, doch ein tiefer PSA-NADIR erscheint weiterhin überragend vorteilhaft. Dies sollte man anstreben, whatever it takes!
                    Der Nachteil dabei ist aber, dass sich der Patient schon sehr lange in der ungeliebten ADT befindet. Bei vielen, besonders älteren Patienten erscheint der Verlust von vielleicht max. ein paar Jahren Lebenszeit vertretbar, wenn man sie dadurch etliche Jahre von einer ADT fernhalten kann. Eine individuelle Entscheidung.
                    Who'll survive and who will die?
                    Up to Kriegsglück to decide

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                      #25
                      Zitat von LowRoad
                      Der Nachteil dabei ist aber, dass sich der Patient schon sehr lange in der ungeliebten ADT befindet. Bei vielen, besonders älteren Patienten erscheint der Verlust von vielleicht max. ein paar Jahren Lebenszeit vertretbar, wenn man sie dadurch etliche Jahre von einer ADT fernhalten kann. Eine individuelle Entscheidung.
                      Andi,

                      das würde ich für mich selbst so sehen, wenn es für mich noch mal notwendig werden würde.

                      Dass man Michi diese ADT wohl wegen hohem GS noch antut, obwohl er sie ja bislang gut verträgt, hat mich ehrlich auch überrascht.

                      Alles Gute weiterhin für Michi, der seit gestern erneut über 0.07 ng/ml frohlockt und natürlich Andi nach Deiner unlängst kurzen negativen Einblendung zum Überleben resp. OS auch für Dich.

                      Harald

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                        #26
                        Franz,

                        ich meine ganz einfach, dass man aus PSA Werten vor und während der Hormontherapie keine Prognose für das Gesamtüberleben machen kann. Das ging vielleicht früher, als man kaum therapeutische Möglichkeiten im kastrationsresistenten Zustand hatte. Aber heute stehen dem Patienten viele verschiedene Therapien zur Verfügung, die ja auch eine Auswirkung auf das Gesamtüberleben haben.

                        Sicherlich ist es von Vorteil, während einer Hormontherapie einen möglichst niedrigen PSA Wert zu erreichen. Dr. Myers meint, dass dadurch viele Tumorzellen zerstört werden, womit er wahrscheinlich Recht hat. Wieviel Einfluss auf das Gesamtüberleben dies aber konkret bei einem Patienten hat, wird man nicht ermitteln können.

                        Georg

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                          #27
                          Zitat von Georg_ Beitrag anzeigen
                          ich meine ganz einfach, dass man aus PSA Werten vor und während der Hormontherapie keine Prognose für das Gesamtüberleben machen kann.
                          Kann man das wirklich nicht ?. Ich glaube, mich erinnern zu können, dass Patienten die gut auf eine Erstlinien ADT gut und lange angesprochen haben, danach auch gut auf Abirateron angesprochen haben. Die Studien zum OS sind vielleicht heute noch nicht reif genug, doch ich bin mir fast sicher, schon mal was in dieser Richtung gelesen zu haben. Sorry, ich bin in Sachen systematischer Literatursammlung noch ein Chaot, habe aber meistens noch ein gutes Gedächtnis. Georg hat da sicher ein paar passende Links vielleicht grad griffbereit.

                          Tritus
                          Meine PCa-Geschichte:
                          https://myprostate.eu/?req=user&id=864

                          Kommentar


                            #28
                            Tritus,

                            die von mir im Text angegebenen Studien haben teilweise auch eine Aussage zum Gesamtüberleben gemacht. Wenn Du Dir aber den Zeitraum ansiehst, in dem die Patienten untersucht wurden, dann gab es da teilweise noch kein Abirateron, Xtandi, Xofigo und Lu177. Manchmal sogar noch kein Docetaxel. Man darf daher diese Ergebnisse zum Gesamtüberleben nicht einfach für die heutige Zeit anwenden. An der Hormontherapie allein hat sich dagegen nicht viel geändert.

                            Ich habe auch gelesen, dass Patienten, die gut auf die ADT ansprachen, auch gut auf Abirateron ansprachen. Ob dies sich aber auf das Gesamtüberleben auswirkt? Die Studie finde ich jetzt auch nicht wieder.

                            Georg

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                              #29
                              Zitat von Georg_ Beitrag anzeigen
                              ...die von mir im Text angegebenen Studien haben teilweise auch eine Aussage zum Gesamtüberleben gemacht. Wenn Du Dir aber den Zeitraum ansiehst, in dem die Patienten untersucht wurden, dann gab es da teilweise noch kein Abirateron, Xtandi, Xofigo und Lu177. Manchmal sogar noch kein Docetaxel. Man darf daher diese Ergebnisse zum Gesamtüberleben nicht einfach für die heutige Zeit anwenden. An der Hormontherapie allein hat sich dagegen nicht viel geändert.
                              Georg,
                              Ergebnisse zur Mortalität zu erhalten und ob eine Hormontherapie oder eine andere Therapie auf die Mortalität einen günstigen Einfluss haben kann, das dauert seine Zeit.

                              In dieser im Ärzteblatt vorgestellten Studie erhielten die Patienten nach RP eine alleinige Radiotherapie oder eine Radiotherapie plus eine anschließende zwölfmonatige Behandlung mit Bicalutamid. (1998 -2003). Ergebnisse zur Mortalität und Metastasen-Entwicklung liegen nun nach 12 Jahren vor.



                              Zitat:
                              "Nach 12 Jahren waren in der Gruppe, die nur die Radiotherapie erhalten hatte, noch 71,3 Prozent der Patienten am Leben, in der Gruppe mit zusätzlicher Antiandrogen-Behandlung waren es 76,3 Prozent.....
                              .... Deutlicher waren die Unterschiede in der prostatakrebs-spezifischen Mortalität. Am Krebsleiden gestorben waren unter einer alleinigen Radiotherapie 13,4 Prozent der Patienten, nach einer zusätzlichen Hormontherapie waren es nur 5,8 Prozent. Die kumulative Inzidenz einer metastasierten Erkrankung betrug ohne Hormontherapie 23,0 Prozent und mit Hormontherapie 14,5 Prozent."


                              Anmerkung:
                              Die Vorteile für den Patienten, ob Radiotherapie mit oder ohne Bicalutamid nach RP sind nicht überwältigend groß aber doch deutlich erkennbar.

                              Abiraterone ist ein wirksames Medikament, aber Langzeitbeobachtungen über 10 oder mehr Jahre, gibt es leider noch nicht.
                              Abirateron ist in Deutschland seit 2011 verfügbar, Lutetium – Therapie seit 2014.
                              Weil diese Medikamente neueren Datums sind, fehlen fundierte Daten zum Thema, wie sich damit die Mortalität in 10 oder mehr Jahren ändert.
                              Aussagen dazu sind nur Spekulationen und helfen nicht weiter.

                              Franz

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                                #30
                                Abiraterone und Enzalutamid wurden zugelassen, da sie eine Verlängerung des Gesamtüberlebens zeigen konnten. Daher gehe ich davon aus, dass das Gesamtüberleben heute länger ist, als in Statistiken aus einer Zeit, wo es diese Mittel noch nicht gab.

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