Zitat von tritus59
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Tritus,
zum Thema Rezidivtherapien möchte ich Dir meinen KISP-Text „Rezidivtherapien“ empfehlen: http://www.prostatakrebse.de/informa...vtherapien.pdf
Die ADT2 besteht aus der Kombination von einem GnRH-Analogon plus einem Antiandrogen, nämlich Flutamid oder Bicalutamid. Die ADT3 ergänzt diese Kombination noch mit Finasterid oder Dutasterid.
Es gibt eine Reihe von älteren Studien zur ADT2, allerdings wurden diese mit Flutamid und nicht mit Bicalutamid durchgeführt. In Japan wird die ADT2 mit Bicalutamid wohl häufiger eingesetzt. Von dort gibt es auch die Studien von Usami: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17199134 und Tamada: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6319345/ die beide über einen deutlichen Vorteil für diese Kombinationstherapie berichteten. Usami untersuchte in einer Phase III Studie Patienten, die zu 42,2 % Knochenmetastasen hatten. Die Patienten in der Kombinationstherapie wurden erst nach 117,7 Wochen resistent, während die Patienten ohne die Ergänzung mit Bicalutamid schon nach 60,3 Wochen resistent wurden.
Wie Ralf erwähnte, stammen die Studien zur ADT3 aus Kalifornien von Leibowitz (Praxis Compassionate Oncology) und Strum/Scholz (Praxis Prostate Oncology Specialists). Sie wurden vor etwa 20 Jahren durchgeführt. Die von Ralf in seinem Beitrag erwähnte Studie (Strum-Buch, S. 146 oben) findet sich hier: http://theoncologist.alphamedpress.o...nt/5/1/45.long eine etwas neuere Version hier: https://www.auajournals.org/doi/10.1...347(05)00975-4
In dieser Studie wurde untersucht, ob sich unter ADT3 die Pause einer intermittierenden Hormontherapie verlängert. Dies war deutlich der Fall, bei einer ADT3 war die Länge der Pause 44 Monate während sie bei ADT2 nur 17 Monate war. Also konnte der PSA Wert bei einer ADT3 länger niedrig gehalten werden. Welchen Einfluss dies auf den weiteren Verlauf der Erkrankung hatte, wurde von Strum/Scholz nicht untersucht. Strum erwähnt auch unter Bezug auf diese Studie, dass Finasterid allein schon den PSA Wert um 50% senkt. Ob dies zu einem verlängerten Überleben führt, ist nicht bekannt.
In dem von Ralf erwähnten Buch von Dr. Strum, „Die Anleitung für den selbstbestimmten Patienten“, wird auch eine Studie mit 110 Patienten von Leibowitz erwähnt. Diese ist hier zu finden: http://theoncologist.alphamedpress.o...t/6/2/177.long
Die Patienten von Leibowitz machten im Mittel 13 Monate ADT3. Dann wurde der Krankheitsverlauf beobachtet während nur noch Finasterid gegeben wurde. Es entwickelte sich im Mittel ein PSA Wert von 1,3 ng/ml. Leibowitz berichtet, dass drei Jahre nach Beginn der Hormontherapie zwar 10 Patienten gestorben waren, aber noch kein Patient an Prostatakrebs verstorben sei. Diese Studie basiert auf einer retrospektiven Auswertung von Patientendaten ohne Kontrollgruppe.
Im Jahr 2014 veröffentlichte Klotz eine Studie, die das Vorgehen von Leibowitz in etwa übernahm. In dieser Studie konnte kein Vorteil für Dutasterid als Ergänzung zu einer Hormontherapie nachgewiesen werden: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4250242/
Dagegen konnte in dieser Studie die Tumorprogression nach Operation oder Bestrahlung mit Dutasterid deutlich verlangsamt werden: https://www.europeanurology.com/arti...337-1/fulltext
Man bräuchte also eine größere Phase III Studie, um ADT1, ADT2 und ADT3 als Primärtherapie oder Rezidivtherapie und als kontinuierliche oder intermittierende Hormontherapie miteinander zu vergleichen. Aber wer sollte diese finanzieren? Bisher liegen nur kleinere Studien mit unterschiedlichen Patientengruppen vor.
Georg
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