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CABAZITAXEL nach DOCETAXEL sinnvoll??

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    CABAZITAXEL nach DOCETAXEL sinnvoll??

    Liebe Mitstreiter,
    nach 4 Docetaxel-Zyklen vom 29.1. bis 13.5. ist mein PSA von 1,9 auf 5,2 gestiegen. Dies wurde von meinem Udo so interpretiert, dasss die Chemo nicht anschlägt und deshalb nicht fortgeführt werden soll. Nun hat sich der PSA-Wert bis heute, also nach gut 4 Wochen, nicht verändert.
    Die URO-Onkologin schlägt nun vor mit CABAZITAXEL weiterzumachen, da das Docetaxel nicht das gewünschten Ergebnis gebracht hätte.

    Wer hat Erfahrung, ob es sinnvoll ist, nach Docetaxel mit Cabacitaxel weiterzumachen?? Die weitere Behandlung ist als Vorbereitung auf LU 177 zu sehen, dass sich - wenn der PSA-Wert weiter steigt - anschließen soll.

    Danke im Voraus und beste Grüße
    Helmut

    #2
    Hallo Helmut,
    schaau mal hier https://forum.prostatakrebs-bps.de/s...ch-Cabazitaxel

    dürfte Dein Thema sein.

    Reiner
    PK Historie auf : "https://myprostate.eu/?req=user&id=1050"

    Kümmere Dich selbst , informiere Dich und lerne !

    Kommentar


      #3
      Helmut,

      in diesem letzten Thread hatten wir das diskutiert: https://forum.prostatakrebs-bps.de/s...799#post126799 Wir haben dort Prof. Ezziddin unterstützt, der Apalutamid gefolgt von Lu177 vorgeschlagen hat. Das ist meiner Meinung nach der beste Weg, jetzt Cabazitaxel der zweitbeste. Du kannst doch nach Lu177 noch Cabazitaxel machen. Deine Uro-Onkologin kann Dir kein Lu177 anbieten, daher gibt sie Dir Chemo bis nichts mehr wirkt und sie Dich dann als austherapiert erklärt. Aber wenn nichts mehr wirkt, kann man von Lu177 auch keine Wunder mehr erwarten.

      Georg

      Kommentar


        #4
        In Australien hat man eine Studie gemacht, die Cabazitaxel mit Lu177 Therapie verglichen hat. Dabei hat Lu177 bei 66% der Patienten den PSA Wert um über 50% gesenkt, aber Cabazitaxel nur bei 37% der Patienten. Also wirkt Lu177 in dieser Hinsicht besser.

        Kommentar


          #5
          Besteht hier nicht die Möglichkeit, dass der PSA Anstieg durch die Chemotherapie bedingt ist und erst einmal ein weiterer PSA Wert bestimmt werden sollte?

          Kommentar


            #6
            Die hier gezeigten Ergebnisse wurden im Mittel 13 Monate nach dem Ende der Therapie ermittelt. Ich denke nach dieser Zeit sollte auch bei einer Chemotherapie der PSA Wert gesunken sein.

            Kommentar


              #7
              Zitat von Georg_ Beitrag anzeigen
              In Australien hat man eine Studie gemacht, die Cabazitaxel mit Lu177 Therapie verglichen hat. Dabei hat Lu177 bei 66% der Patienten den PSA Wert um über 50% gesenkt, aber Cabazitaxel nur bei 37% der Patienten. Also wirkt Lu177 in dieser Hinsicht besser.
              Georg,
              da sollte man genauer hinsehen.
              Bei der Cabazitaxel-Gruppe haben von 101 Männern 16 nicht teilgenommen (meist ihre Zustimmung zurückgezogen) bei der Lutetium Gruppe ist ein Patient vorher verstorben.

              Dies wurde in der Tabelle „Safety- selective Adverse Effects“ berücksichtigt. (N =85 Cabazitaxel vs. N = 98 Lutetium).
              Beim Diagramm des „Primary Endpoint“ dem PSA-Rückgangs wurden allerdings, für mich nicht nachvollziehbar, die 16 nicht teilnehmenden Männer der Cabazitaxel-Gruppe der „No-PSA-response“ zugeordnet.
              Dadurch zeigt das Diagramm beim "Primary Endpoint" ein geschöntes Bild.


              Zu den Nebenwirkungen „Adverse Effects“ ist anzumerken dass Grad 5 (Tod) in der Übersicht nur am Rande im Kleingedruckten erwähnt wird. Grad 5 wurde bei 5 Cabazitaxel –Patienten und bei 11 Männern aus der Lutetium-Behandlung vermerkt.


              ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

              PSA50 ist ein wichtiges Ergebnis, sagt aber nicht unbedingt etwas über das Gesamtüberleben aus.

              The primary endpoint of this study was PSA50 and secondary endpoints included PSA PFS and overall survival.”
              “Der primäre Endpunkt dieser Studie war PSA50, zu den sekundären Endpunkten gehörten PSA PFS und die Gesamtüberlebenszeit“

              und
              We eagerly await OS data, as this new class of therapeutics may provide additional benefit for men with heavily pre-treated mCRPC.”
              „ Wir warten gespannt auf die OS-Daten, da diese neue Klasse von Therapeutika einen zusätzlichen Nutzen für Männer mit stark vorbehandelter mCRPC bieten könnte.“


              Franz

              PS: Diagramm/Tabelle sind im link in #6 einzusehen.

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                #8
                Zitat von Optimist Beitrag anzeigen
                ...da sollte man genauer hinsehen.
                Franz,
                so ist es!

                Ich hatte Georg auch schon mehrfach darauf hingewiesen, dass diese Ergebnisse nur unter den Studienbedingungen gelten, und da wurde eine sehr starke PRO-PSMA Patientengruppe herausselektiert. Dazu wurde sowohl ein PSMA-PET, als auch ein FDG-PET durchgeführt. Nur wenn sich dabei keine Abweichung dahingehend ergaben, dass FDG-positive/PSMA-negative Metastasen vorhanden waren, wurden die Patienten zur Radioligandentherapie zugelassen.

                Die Chemo-Gruppe wurde dagegen nicht bezüglich erwarteter Wirksamkeit von Caba selektiert. Ganz im Gegenteil, hatten einige Patienten bereits im Verlauf ihrer Krankheit auch schon einmal eine Chemo (Docetaxel) erhalten. Bekanntlich mindert das die Wirksamkeit einer erneuten Chemotherapie, egal welcher Art.

                Trotzdem ist die PSMA gestützte Radioligandentherapie eine interessante Option für viele PCA Patienten in schwieriger Lage. Aber eine generelle Überlegenheit gegenüber anderen Therapien, einschließlich einer Chemotherapie, kann ich nicht erkennen. Allen Edel hat in seinem Blog dazu ein kleines Review verfasst und die offenen Fragen recht gut formuliert:
                • Should it be used soon after second-line hormonals?
                • Should it be used before or soon after docetaxel?
                • Would the problem of heterogeneity be minimized if Jevtana and Lu-177-PSMA were given simultaneously?
                • Should it be used in minimally metastatic patients?
                • Should it be used in newly diagnosed metastatic patients?
                • Should it be used with immunotherapies (e.g., Provenge, Checkpoint inhibitors)?
                • Will PARP inhibitors enhance the cell-kill rate?
                • Is PSA the best biomarker of effectiveness?
                • What are the best radionuclides to use (e.g., Ac-225, Th-227)?
                • What are the best/most specific ligands to use? (e.g., PSMA-617, PSMA-I&T)
                • Are there better surface proteins to target, perhaps simultaneously (e.g., FAPI)
                • How do they compare to PSMA BiTE therapies?
                • How does it compare to Xofigo for bone metastases?
                Who'll survive and who will die?
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                  #9
                  Franz,

                  die Studie hat, wie viele andere Studien auch, eine "intention to treat" Analyse gemacht. Andere Analyseverfahren führen zu anders gelagerten Ergebnisverzerrungen. Daher wurden die Patienten, die die Studie nicht bis zu Ende mitgemacht haben trotzdem berücksichtigt.

                  Als Patient und als behandelnder Arzt sieht man während einer Therapie auf den PSA Wert und beurteilt daran den Erfolg. Wenn hier bei Lu177 ein 29% besseres Ergebnis erreicht wird, so darf man erwarten, dass auch das progressionsfreie Überleben und evtl. das Gesamtüberleben zumindest etwas besser als bei Cabazitaxel ausfällt. Auf Grund der Studiendauer kann noch keine Aussage zum Gesamtüberleben gemacht werden.

                  Generell zum Endpunkt Gesamtüberleben: bei vielen Studien stellt man einen guten Einfluss der untersuchten Therapie auf den PSA Wert und das progressionsfreie Überleben fest, aber das Gesamtüberleben wird nicht verbessert. Von daher wäre, wie Prof. Graefen einmal anmerkte, das prostatakrebsspezifische Überleben der bessere Endpunkt. Es werden dann nur die Todesfälle verglichen, die auf Prostatakrebs zurückzuführen sind. Das geht aber praktisch nicht, da der Totenschein zu ungenau ist. Im Gesamtüberleben sind damit aber auch ein sehr großer Teil an Patienten enthalten, die aus anderen Ursachen als Prostatakrebs gestorben sind und auf deren Tod hatte der Prostatakrebs keinen Einfluss.

                  Georg

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                    #10
                    LowRoad,

                    die Patienten wurden erst untersucht, ob sie keinen PSMA-negativen Tumor hatten. Erst danach wurden sie zwischen Cabazitaxel und Lu177 randomisiert. Von daher wurden nicht Patienten mit unterschiedlichen Voraussetzungen verglichen. Auch ist Cabazitaxel nur nach einer vorherigen Docetaxel Therapie zugelassen. Von daher war bei den Patienten nicht die Wirksamkeit von Cabazitaxel reduziert, sondern die Patienten standen auch ohne diese Studie vor der Wahl: Cabazitaxel oder Lu177?


                    Die von Allen aufgeworfenen Fragen sind auch für Cabazitaxel zum größten Teil unbeantwortet. Das spricht nicht gegen Lu177. Es beginnen jetzt in Australien Studien, die einen Teil dieser Fragen beantworten sollen. Aber der Patient muss jetzt für sich entscheiden und kann nicht auf Studienergebnisse in einigen Jahren warten.

                    Georg

                    Kommentar


                      #11
                      Georg,
                      das sehe ich anders, da die Patienten sehr wohl derart selektiert wurden, dass man sich berechtigte Hoffnung auf ein Ansprechen der Lu-177-PSMA Therapie mache konnte. Dazu gehörten eben Pts. mit ausreichereder PSMA Anreicherung und keiner Diskordanz beim FDG-PET/PSMA-PET:



                      ...Key eligibility criteria include prior docetaxel chemotherapy, rising prostate-specific antigen (PSA) level, sufficient PSMA avidity, as defined by centrally reviewed 68Ga-PSMA-11 and fluorodeoxyglucose (FDG)-positron emission tomography (PET)/computed tomography (CT) with no discordant FDG-avid PSMA-negative sites of disease.
                      Die 16 Patienten, die ausgeschlossen wurden hatte übrigens ein medianes Überleben von nur 2.5 Monaten. Hätte man die mit einbezogen, dann wären die Ergebnisse nicht ganz so positiv. Bei der Caba Gruppe wurden keinerlei Untersuchungen vorgenommen, die eine Wirksamkeit der Chemo nahelegen könnte - im Gegenteil auch Chemo Vorbehandlung war erlaubt.
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                        #12
                        Ja, genau betrachtet war die Fragestellung der Studie nicht, soll man nach Docetaxel nun besser Cabazitaxel oder Lu177 einsetzen. Sondern sollen die Patienten, die eine gute PSMA Expression und keinen PSMA negativen Tumor aufweisen, Cabazitaxel oder Lu177 einsetzen.

                        Aber die Studie entspricht etwa der klinischen Praxis. Vor einer Lu177 Therapie macht man ein PSMA PET/CT und nur wenn dies eine gute PSMA Expression zeigt, wird man Lu177 einsetzen. „You treat what you see – Man behandelt was man sieht“. Prof. Hofman empfiehlt dabei immer ein FDG-PET/CT zu machen um zu sehen, wie hoch der Anteil der PSMA negativen Tumorlast ist und das entspricht diesem Studiendesign.
                        In der Studie ist auch geplant, abschließend einen Vergleich der Kontrollgruppe unter Cabazitaxel mit den ausgeschlossenen Patienten zu machen, die ja alle Cabazitaxel bekommen haben.

                        LowRoad, wir sprechen hier übrigens wohl von zwei verschiedenen Studien. Während Du Dich auf diese Studie http://jnm.snmjournals.org/content/e...36414.abstract (Kurz LuPSMA) beziehst, habe ich hier die neuere TheraP Studie vorgestellt. In dieser TheraP Studie wurden sogar 51 Patienten ausgeschlossen!

                        In Australien werden derzeit sehr viele Studien mit Lu177 durchgeführt oder gerade aufgelegt. Hier eine Übersicht:

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                          #13
                          Zitat von Georg_ Beitrag anzeigen
                          Es beginnen jetzt in Australien Studien, die einen Teil dieser Fragen beantworten sollen. Aber der Patient muss jetzt für sich entscheiden und kann nicht auf Studienergebnisse in einigen Jahren warten.
                          Georg,
                          da stimme ich Dir zu, auf neue Studienergebnisse warten ist für die meisten sehr fortgeschrittenen Männer keine Option. Hilfreiche Grundlage für eine Entscheidung können vorhandene Studien sein.

                          Wichtig für die Entscheidungsfindung sehr fortgeschrittener Patienten zur Lutetium-Therapie wären u. a. Überlegungen

                          - ob eine Lutetium-Therapie aufgrund der diversen Vorbehandlungen sinnvoll erscheint und
                          - ob der Patient aufgrund seiner Metastasierung von der Lutetium-Therapie profitieren kann.


                          -----------------------------------------------------------------------------------------------------------

                          Ein paar Gedanken zu Metastasierung und Lutetium:

                          Mein bisheriger Kenntnis-Stand war, dass Männern im sehr fortgeschrittenen Stadium eines PK ( mit verschiedenen Vorbehandlungen) mit viszeralen Metastasen im Rahmen einer Lutetium-Therapie eine schlechte Prognose haben.

                          Z. B:
                          Prostate-specific membrane antigen (PSMA)-targeted radioligand therapy (RLT) is increasingly being used in metastatic castration-resistant prostate cancer (mCRPC). The objective of this study is to report our clinical experience with RLT using 177-lutetium-labeled PSMA-I&T. A total of 100 patien …

                          Eligibility criteria included previous treatment with abiraterone or enzalutamide, previous taxane-based chemotherapy or chemoineligibility, ….”
                          “Subgroup analyses identified an association of visceral metastases with a poor prostate-specific antigen (PSA) response and shorter cPFS and OS….”



                          -------------------------------------------------------------------------------------------------------

                          Bei Knochenmetastasen erscheint die Prognose ebenfalls nicht so gut.

                          In einer aktuellen retrospektiven Analyse wurden die Daten von rund 300 Patienten mit Lutetium-Behandlung an verschiedenen Kliniken ausgewertet. Es ging dabei um die Auswirkungen früherer Therapien, vorrangig Chemotherapie auf eine Lu-PSMA-617-Therapie. Hier finden sich auch Hinweise zur schlechten Prognose beim sehr fortgeschrittenen PK mit Knochenmetastasen.

                          Prior therapies as prognostic factors of overall survival in metastatic castration-resistant prostate cancer patients treated with [177Lu] Lu-PSMA-617. A WARMTH multicenter study (the 617 trial)



                          “Conclusion
                          In the present multicenter analysis, the median OS was 11.1 months, whereas the patients without prior chemotherapy showed a significantly longer OS, 14.6months. This remained independent in the multivariate analysis besides presence of bone and liver metastases as negative prognosticators for survival, whereas an ECOG of 0–1 is associated with a longer OS. Results of the phase III VISION trial are eagerly awaited to bring this effective therapy to approval…”


                          Ob mit oder ohne frühere Chemotherapie(n) haben Patienten mit Knochen- oder mit Lebermetastasen bei der Lutetium-Therapie eine schlechte Prognose. Knochenmetastasen sind im fortgeschrittenen PK-Stadium häufig anzutreffen.

                          Deutlich erkennbar in Fig. 1 aus letzterem link die schlechte Prognose bei einer Lutetium-Therapie für Männer mit Knochen- oder Lebermetastasen.


                          ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

                          Eins sollte man nicht vergessen:
                          auch bei einer Eignung für die Lutetium-Therapie gibt es bisher bei sehr fortgeschrittenen Patienten leider keine Berichte zu einer (überraschenden) Heilung.


                          Franz

                          Kommentar


                            #14
                            Franz,

                            ich glaube allgemein haben Patienten mit viszeralen Metastasen die schlechteste Prognose – es sei denn diese Metastasen konnten zuvor durch eine Chemo beseitigt werden. Die Prognose bessert sich in Relation zu den Patienten mit Lymphknoten- oder Knochenmetastasen durch die Lu177 Therapie nicht, auch danach haben diese Patienten die schlechtere Prognose. Die von Dir zitierte Studie von Heck vergleicht ja nicht die Lu177 Therapie mit Cabazitaxel. Also kann man nur feststellen, dass auch nach einer Lu177 Therapie diese Patienten weiterhin die schlechtere Prognose hatten. Es hängt aber wohl etwas davon ab, wo diese viszeralen Metastasen sind. Prof. Eiber schrieb mir einmal, die Metastasen in der Leber seien relativ häufig PSMA negativ und würden daher schlecht auf eine Lu177 Therapie ansprechen. In diesem Fall würden sie manchmal von einer Lu177 Therapie abraten.

                            Hinsichtlich Knochenmetastasen vertrete ich die Auffassung, man sollte besser die Kombinationstherapie Ac225-Lu177 einsetzen, dies scheint in diesem Fall besser anzusprechen. Vor allem wenn es relativ viele Knochenmetastasen sind. Ein oder zwei Knochenmetastasen würde ich mit Cyberknife bestrahlen lassen und keine Lu177 Therapie einsetzen.

                            Die Studie von Ahmadzadehfar würde ich so interpretieren: wenn der Patient austherapiert, also nach mehreren Docetaxel und Cabazitaxel Therapien zu einer Lu177 Therapie geschickt wird, so wird das Ergebnis der Lu177 Therapie schlechter sein, als wenn er kurz nach Eintritt der Kastrationsresistenz eine Lu177 Therapie macht. Im letzteren Fall ist der Patient normalerweise einfach fitter und hat eine geringere Tumorlast. Das sehe ich als Hauptgrund, warum Patienten, die noch keine Chemo gemacht haben, nach der Lu177 Therapie länger leben. Dies wird in der Studie auch von den Autoren angesprochen: „Additional limiting factor is the timepoint of calculation of survival rates, especially according to performed chemotherapy, this might represent a lag-time bias“. Ahmadzadehfar nennt in seiner Studie auch keine mögliche Erklärung dafür, warum eine Chemotherapie die Wirkung einer Lu177 Therapie verschlechtern soll. Die Daten werden nur statistisch ausgewertet und mit den Ergebnissen anderen Studien verglichen.
                            Ich glaube die Studie verfolgt das Ziel, die Empfehlung der DGN dahingehend zu ändern, dass keine Chemo mehr vor einer Lu177 verlangt wird. Dann braucht der Patient keine Bescheinigung mehr in der steht: „unfit for chemo“. Wenn durch diese Studie gezeigt wird, dass Lu177 besser vor einer Chemo wirkt, sollte man in der DGN Empfehlung nicht eine Chemo vor einer Lu177 Therapie fordern.

                            Wenn aber ein Patient die Prostatakrebstherapie, z.B. auf Grund von Knochenmetastasen, mit einer Kombination aus Leuprorelin und Docetaxel begonnen hat, so ist diese Chemo schon Jahre her, bis Kastrationsresistenz eingetreten ist. Dann „zählt“ diese Chemotherapie meiner Meinung nach nicht mehr als Einflussfaktor für eine dann durchgeführte Lu177 Therapie. Dieser frühe Einsatz von Chemotherapie im hormonsensitiven Stadium wird in der Studie offenbar nicht betrachtet, man geht davon aus, dass zuvor Abirateron oder Enzalutamid eingesetzt wurden, die Patienten bei der Chemotherpie also kastrationsresistent sind.

                            Ahmadzadehfar differenziert übrigens auch zwischen Lymphknoten- und Lungenmetastasen versus Knochen- und Lebermetastasen:
                            In the current study, age, GS, prior therapies with abiraterone or enzalutamide as well as Ra-223, and the existence of lymph node as well as lung metastases were not significant prognosticators of OS, while prior chemotherapy, ECOG status and the existence of bone and liver metastases were prognosticators of OS in both univariate and multivariate analysis.“
                            Also sieht es für Patienten mit Lungenmetastasen nicht schlecht aus, sie werden den Patienten mit Lymphknotenmetastasen zugeordnet.

                            Es ist richtig, auch Lu177 ist nicht kurativ, es wachsen in der Regel neue Metastasen nach. Prof. Hofman erwähnte dies auch als Begründung warum diese neuen Kombinationstherapien durchgeführt werden, die in meinem Beitrag oben dargestellt sind. Man hofft, damit noch bessere Ergebnisse zu erzielen als mit Lu177 allein.

                            Wenn man sich bewusst ist, dass Lu177 nicht kurativ ist, so stellt sich die Frage, ob man wirklich die Lu177 Zyklen im starren Rhythmus von acht Wochen durchführen sollte oder besser flexibel ist. Konrad hatte das auch schon in Frage gestellt und ich selbst meine auch, man sollte nicht versuchen, die letzten Reste vom PSMA PET/CT zu entfernen sondern die Zyklen nur einsetzen, wenn es sich „lohnt“.

                            Georg

                            Kommentar


                              #15
                              Georg,
                              danke für Deine ausführliche Stellungnahme.

                              Dazu eine ergänzende Anmerkung:
                              Man muss bei der Metastasierung wohl unterscheiden zwischen der bei der Erstdiagnose vorgefundenen Metastasierung (a), möglicherweise der Metastasierung, die sich nach der Erstdiagnose bis zur Kastrationsresistenz entwickelt (b) und der Metastasierung, die nach Kastrationsresistenz (c) vorliegt. Auf den Pkt. (b) werde ich versuchen, wenn ich mehr Material dazu habe, an anderer Stelle zur gegebenen Zeit einzugehen.

                              Alles Folgende bezieht sich auf Pkt. (a)

                              --------------------------------------------------------------------------------------------

                              Nach dieser 2015 veröffentlichten retrospektiven Studie erreichen Patienten mit viszeralen Metastasen bei Erstdiagnose die Kastrationsresistenz erst nach längerer Zeit als Männer mit Knochenmetastasen.
                              Wobei hier in den Tabellen und Diagrammen bei den viszeralen Metastasen nicht zwischen Lungen-und Lebermetastasen unterschieden wurde.


                              Results: Metastases were most often found in bone (75.4%), followed by lung (16.3%) and liver (8.3%) tissues. Bone metastasis, pain, and high BMI were associated with increased risks of progression to CRPC, and bone metastasis, pain, PSA nadir, and ECOG PS≥1 were significant predictors of CSM. During the median follow-up of 32.0 (interquartile range 14.7–55.9) months, patients with bone metastasis with pain and patients with both bone and visceral metastases showed the worst median progression to CRPC-free and cancer-specific survivals, followed by men with bone metastasis without pain. Patients with visceral metastasis had the best median survivals.“

                              Ergebnisse: Metastasen wurden am häufigsten im Knochen (75,4%) gefunden, gefolgt von Lungengewebe (16,3%) und Lebergewebe (8,3%). Knochenmetastasen, Schmerzen und ein hoher BMI waren mit einem erhöhten Risiko des Fortschreitens zur CRPC verbunden, und Knochenmetastasen, Schmerzen, PSA-Nadir und ECOG PS≥1 waren signifikante Prädiktoren für CSM. Während der medianen Nachbeobachtung von 32,0 (interquartiler Bereich 14,7-55,9) Monaten zeigten Patienten mit Knochenmetastasen mit Schmerzen und Patienten mit sowohl Knochen- als auch viszeralen Metastasen die schlechteste mediane Progression zu CRPC-freien und krebsspezifischen Überlebensraten, gefolgt von Männern mit Knochenmetastasen ohne Schmerzen. Patienten mit viszeralen Metastasen wiesen die besten medianen Überlebensraten auf.“

                              -------------------------------------------------------------------------------------------------

                              Ergänzend zu Lungenmetastasen bei Erstdiagnose möchte ich auf E. Shenderov mit „lung-only“ und „lung-predominant“ Metastasen verweisen.



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                              Nach Erreichen der Kastrationsresistenz mit Schwächung durch jahrelange Therapien und häufig rasant fortschreitender Metastasierung, scheinen Patienten mit viszeralen Metastasen, insb. Lebermetastasen (laut zahlreicher Studien) meist die schlechteren Karten zu haben. Bei der Subgruppe "Lungenmetastasen" gibt es in diesem Stadium unterschiedliche Studien-Ergebnisse.


                              Franz

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