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Hormontherapie plus Abirateron nach Bestrahlung bei Patienten ohne Knochenmetastasen

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    Hormontherapie plus Abirateron nach Bestrahlung bei Patienten ohne Knochenmetastasen

    Von der STAMPEDE Gruppe wurde auf der ESMO21 eine neue Studie vorgestellt. Darin wurde nach einer Bestrahlung eine mit Abirateron plus Prednison ergänzte Hormontherapie bei Patienten durchgeführt, die bei einer Untersuchung mit CT/Knochenszintigramm keine Knochenmetastasen hatten. Diese Studie wird derzeit viel diskutiert und soll nach der Empfehlung der STAMPEDE Gruppe zu einer entsprechenden Änderung der Standardtherapie führen.

    Derzeit wird bei Patienten mit hohem Risiko eine Bestrahlung der Prostata und teilweise der Lymphabflusswege gemacht und dann dem Patienten eine dreijährige Hormontherapie empfohlen. Dies basiert auf einer Studie von Bolla. Die deutsche Leitlinie empfiehlt diese Therapie auch unter Punkt 6.73. Inzwischen wurde von Nabid gezeigt, dass statt drei Jahren auch 18 Monate Hormontherapie zum gleichen Ergebnis kommen. Es wird in der täglichen Praxis aber wohl überwiegend noch eine längere Hormontherapie durchgeführt.

    Im Rahmen der STAMPEDE Studie hatte man die Möglichkeit zu untersuchen, welchen Einfluss eine Ergänzung der Hormontherapie mit Abirateron nach einer Bestrahlung hat, wenn die Patienten auf der Basis einers CT/Knochenszintigramms keine Knochenmetastasen hatten. Diese Patienten hatten im Mittel einen PSA Wert von 34 ng/ml, 79% hatten einen Gleason Score von 8, 9 oder 10 und 39% zeigten beim CT positive Lymphknoten. Man kann wohl davon ausgehen, dass bei fast allen diesen Patienten mit einem PSMA PET/CT Metastasen festgestellt worden wären.

    Die hier betrachtete Patientengruppe wurde mit Hormontherapie und zu 85% mit Bestrahlung behandelt. Diese Hormontherapie wurde zwei Jahre nach der Bestrahlung fortgesetzt. Ein Teil des Patientenkollektivs in dieser Studie erhielt zusätzlich zur zweijährigen Hormontherapie noch Abirateron und Enzalutamid. Allerdings konnte festgestellt werden, dass das Enzalutamid keinen Vorteil in Kombination mit Abirateron brachte sondern nur zusätzliche Nebenwirkungen. Daher reduzierte man das Ergebnis der Studie auf die Kombination Hormontherapie und Abirateron.

    Es konnte ein deutlicher Vorteil gezeigt werden durch die Ergänzung mit Abirateron. Als Endpunkt wurde hier das metastasenfreie Überleben auf der Basis CT/Knochenszintigramm gewählt. Dies wäre direkt mit dem Gesamtüberleben korreliert wie in der ICECaP Gruppe in einer Metaanalyse festgestellt werden konnte. Nach sechs Jahren waren nur 69% der Patienten ohne Abirateron metastasenfrei während dies 82% der Patienten waren, die Abirateron plus Prednison erhielten.



    Es wurden auch Ergebnisse für das Gesamtüberleben genannt. Nach sechs Jahren lebten noch 86% der Patienten, die Abirateron erhalten hatten im Gegensatz zu 77% der Patienten die nur Hormontherapie bekamen.

    Da 15% in dieser Patientengruppe nicht bestrahlt wurden, konnte man im Rahmen einer Subgruppenanalyse feststellen, dass die Bestrahlung keinen Einfluss auf das metastasenfreie Überleben hatte. Ich vermute, dies ist damit zu erklären, dass man während der Hormontherapie die Wirkung der Bestrahlung nicht feststellen kann, da der Tumorfortschritt von der Hormontherapie gestoppt wird. Erst danach wird die Wirkung der Bestrahlung feststellbar sein. Dass eine Bestrahlung wirksam ist, zeigen die SPCG-7 und PRO7 Studien, die von Prof. Clarke erwähnt wurden:




    Die Studie hat nicht untersucht, ob ein vergleichbares Resulat auch mit Enzalutamid, Apalutamid oder Darolutamid erreicht werden kann. Dies erscheint mir jedoch wahrscheinlich.

    Im Rahmen einer anschließenden Diskussion wurde die Frage gestellt, ob man bei einer Operation eines Patienten mit hohem Risiko auch eine Kombinationstherapie aus ADT und Abirateron plus Prednison auf Grund dieser Studie durchführen sollte. Der Vertreter der STAMPEDE Studie, Prof. Noel Clarke, erklärte dazu, in England würden diese Patienten überwiegend bestrahlt und die Studienlage für eine Operation in dieser Situation wäre schlecht. Es würden generell zu wenig Studien durchgeführt, die die Wirkung einer Operation bei verschiedenen Patientengruppen untersuchten. Er würde eine Operation dieser Patienten nicht empfehlen. Patienten mit hohem Risiko sollten grundsätzlich mit Hormontherapie plus Abirateron behandelt werden und dies würde nach einer Operation, im Gegensatz zu einer Bestrahlung, nicht gemacht. Prof. Clarke ist Onkologe, was diese Aussage wohl erklärt.

    In Deutschland erhalten viele Patienten, die bei bestehendem, hohem Risiko operiert werden, eine Hormontherapie. Dies sah die G-RAMPP Studie, die eine Prostataoperation bei bestehender Metastasierung untersuchte, auch so vor. Diese Studie wurde allerdings vorzeitig geschlossen, da die Patienten nicht bereit waren, auf eine Operation zu verzichten und in die Kontrollgruppe zu kommen.
    Auch in der englischen TroMbone Studie wurde bei Patienten, die ein hohes Risiko aufwiesen, eine Operation in Kombination mit Hormontherapie durchgeführt. Weitere, vergleichbare Studien werden derzeit durchgeführt. Bisher wurde aber offenbar noch keine Studie beendet und Ergebnisse veröffentlicht.

    Worauf ich hinweisen möchte ist der Kontrollarm der folgenden Studie S9921. Hier erhielten nach einer Prostataoperation Patienten mit hohem Risiko zwei Jahre Hormontherapie. Nach zehn Jahren lebten noch 87% dieser Patienten. Im Vergleich dazu lebten in der oben dargestellten STAMPEDE Studie nach sechs Jahren noch 86% der Patienten, die Hormontherapie plus Abirateron für zwei Jahre nach einer Bestrahlung erhalten hatten. Die Teilnehmer in diesen Studien waren allerdings etwas unterschiedlich. Die Kombination Hormontherapie plus Bestrahlung oder Operation zeigt also bei Patienten mit hohem Risiko eine gute Wirkung, vor allem wenn Abirateron ergänzt wird.

    Quellen:

    Gerhardt Attard joins Alicia Morgans to discuss a combined analysis from two comparisons in the STAMPEDE platform. Dr. Gerhardt Attard presented a combined analysis from the STAMPEDE platform assessing the role of abiraterone acetate plus prednisolone (AAP) with or without enzalutamide (ENZ) added to androgen deprivation therapy (ADT) compared to ADT alone for men with high-risk non-metastatic...


    #2
    Georg,
    erstmal Dank für die solide Aufarbeitung des Themas! Immer wieder schafft es die STAMPEDE Studie die klinische Praxis neu zu definieren, und was immer deutlicher wird ist, dass wir bei nicht zu großer Metastasenlast eine mehrgleisige Strategie fahren müssen. Hier sind die Strahlentherapeuten klar im Vorteil, da sie es gewohnt sind, eine Strahlentherapie beim PCA mit einer Hormontherapie zu ergänzen. Schon seit einigen Jahren zeichnet sich ab, dass die Hormontherapie, wenn ohne Ergänzung zur RT angewandt unbedingt in Kombination erfolgen sollte, wenn man das Gesamtüberleben im mCSPCA Setting im Blick hat.

    Es gab auch einen kleinen Moment der Selbstkritik in der Diskussion, dass nämlich die Fachkliniken oft auf das reine Überleben fokussieren, den Patientenwunsch manchmal zu wenig berücksichtigen. Allerdings muss man auch sagen, dass die Ergänzung von Abi/Pred zur ADT das Nebenwirkungsprofil nicht unbedingt in die Hölle treibt. Deutlich mehr Eigenverantwortlichkeit gegenüber seinem Körper in solch einer wirklich schwierigen gesundheitlichen Situation, das wünschte sich explizit Prof Gillessen. Fatalistisches Nicken aller Beteiligten war ihr sicher, wissen doch alle, dass dies in der Praxis nur sehr schwer zu vermitteln ist.

    Einen weiteren interessanten Punkt brachte Prof Gillessen dann auch noch zum Thema PSMA-PET in der Primärdiagnostik. Hier sieht sie G68-PSMA im Vorteil gegenüber F18-PSMA Liganden, da F18 Liganden manchmal winzige kleine Artefakte in den Knochen zeigen, womit der Patient dann definitiv in die palliative Schiene eingeordnet würde, was aber vielleicht objektiv unzutreffend wäre.

    Und noch einen letzten Kommentar von mir betreffend die Strahlentherapie selbst. Prof Noel Clarke sprach davon, dass die Patienten in der Studie eine lokale RT bekommen hätte, was aber natürlich bei zumindest 39% N1 positiven Männern nicht ausreichend sein darf! Hier wird mit Sicherheit auch das Beckenlympfknotengebiet mit bestrahlt – was, meiner Meinung nach, bei allen diesen Patienten grundsätzlich vorteilhaft wäre.

    Zu den Ausblicken kann man fragen, wie würde man jetzt die PEACE-1 Studie hier einordnen, die ADT+Abi/Pred+Docetaxel als besser gegenüber ADT+Abi/Pred in der Primärtherapie sieht?

    Wie ich vor jetzt fast 13 Jahren vor der Therapiefrage stand, da hatte ich glücklicherweise auch mit Dr. Eichhorn und Snuffy Myers gute Ratgeber, die zwar nicht Abi/Pred empfohlen hatten, da noch nicht verfügbar, aber die ADT als Ergänzung zur RT des Primärtumors + der Lympfbahnen, derart eskalieren wollten, so dass ein PSA Wert unter 0,01ng/ml erreicht würde. Dazu gab‘s Zometa® + Celebrex® für 3 Jahre. Wenn ich mit meinem Behandlungsprotokoll irgendwo hingekommen bin, wurde bestenfalls freundlich gelächelt. Time marches on.
    Who'll survive and who will die?
    Up to Kriegsglück to decide

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      #3
      Georg,
      danke für deine Recherche und die Ausführungen hierzu.

      Einmal mehr zeigt sich: Möglichst früh hart zuschlagen ist besser als zaghaftes, halbherziges Herangehen mit erst traditioneller ADT1 und einer erst späteren effektiveren ADT-Kombitherapie unter Hinzuziehung von Abiraterone. Das war auch in der Vor-Abi-Zeit schon so. ADT2 mit Bicalutamid oder ADT3 mit zusätzlich Dutasterid war effektiver als eine Monotherapie mit einem LHRH-Agonisten oder einem GnRH-Analogon. Damals wie heute werden diese Erkenntnisse gestützt durch molekularbiologische Erklärungen. Und so wie damals, so schlagen sich diese Erkenntnisse beim Ist-Stand leider nicht in den S3-Leitlinien nieder – zum Nachteil der Patienten. Ein Ärgernis.

      Wie schon die CHAARTED-Studie vor 7 Jahren erhärtet auch die PEACE-1-Studie den Vorteil von Kombitherapien – hier ADT mit zusätzlich Chemotherapeutika -, also das Prinzip, möglichst früh hart zuschlagen. Diese Erkenntnis liegt auch quer zu den gängigen Meinungen hier im Forum, wo man der Formel „Besser noch Pfeile im Köcher“ mehr Glauben schenkt als der Evidenz.

      „Time marches on.“ – Ja, Andi. So darf man doch hoffen, dass die Leitlinien bald nachziehen, wenigstens teilweise. In den Genuss neuester Erkenntnisse kommen leider nur einige wenige, proaktive Patienten.
      Grüße
      Hartmut

      Meine PK-Geschichte im Überblick: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=74

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        #4
        Zitat von hartmuth Beitrag anzeigen
        ...Diese Erkenntnis liegt auch quer zu den gängigen Meinungen hier im Forum, wo man der Formel „Besser noch Pfeile im Köcher“ mehr Glauben schenkt als der Evidenz.....
        Hartmut,
        auch eine vermeintlich hohe Evidenz sollte hinterfragt werden dürfen.

        Evidenzbasierte Medizin orientiert sich an randomisierten kontrollierten Studien (RCT). Das Patientenkollektiv dieser Studien ist meist handverlesen, guter Allgemeinzustand, wenig Begleitkrankheiten. RCTs spiegeln die Alltagsrealität nur eingeschränkt wieder.

        Die Anwendbarkeit der RCT-Ergebnisse ist deshalb nicht immer für den individuellen Erkrankungszustand eines Patienten gegeben.
        Aus diesem Grund weichen die Ergebnisse der RCTs (Ansprechen auf Therapie, Überleben, Nebenwirkungen) mehr oder weniger von „Real-Life“-Studien ab.

        Franz

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          #5
          Franz,
          selbstverständlich darf alles hinterfragt werden. Das hinterfragen sollte aber nicht zum Selbstzweck werden, denn so ganz ohne Wert sind multizentrische randomisierte Studien nicht. Im Gegenteil sind sie das Beste was man evidenzbasiert tun kann, und das hat uns, auch beim Prostatakrebs, viel Fortschritt gebracht.

          Auch sehe ich nicht, dass in diese RTCs speziell eine besonders robust wirkende Patientengruppe bevorzugt würde, das geben die Daten nicht her. Was aber schon zu beobachten ist, und da stimme ich Dir zu, ist eine etwas schwächere Wirkung der in den RTCs untersuchten Therapien in der klinischen Praxis. Was ich beobachten kann, liegt das aber eher an der allgemeinen Schludrigkeit, Neudeutsch als mangelnde Compliance beschrieben. Die Patienten- und Protokollüberwachung während einer RTC ist einfach konsistenter.

          Was ich für hochgefährlich halte, ist in eine Art Verschwörungsmythos zu verfallen, und sich seine selbstgebastelte Realität durch Eigeninterpretationen von Daten und Fakten unter Zuhilfenahme von ablehnenden Einzelmeinungen nach Öffentlichkeit strebender 'Fachleute' schönreden zu wollen. Dieser Trend, und da muss ich Hartmut zustimmen, blitzt hier im Forum manchmal auf. So empfinde ich das zumindest.
          Who'll survive and who will die?
          Up to Kriegsglück to decide

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            #6
            Zitat von LowRoad Beitrag anzeigen
            Franz,
            selbstverständlich darf alles hinterfragt werden. Das hinterfragen sollte aber nicht zum Selbstzweck werden, denn so ganz ohne Wert sind multizentrische randomisierte Studien nicht. .....

            .....Was ich für hochgefährlich halte, ist in eine Art Verschwörungsmythos zu verfallen, und sich seine selbstgebastelte Realität durch Eigeninterpretationen von Daten und Fakten unter Zuhilfenahme von ablehnenden Einzelmeinungen nach Öffentlichkeit strebender 'Fachleute' schönreden zu wollen. Dieser Trend, und da muss ich Hartmut zustimmen, blitzt hier im Forum manchmal auf. So empfinde ich das zumindest.
            Dass Studien mit hoher Evidenz ohne Wert sind, habe ich in meinen Beiträgen, soweit ich mich erinnern kann, nie behauptet.
            Als ein mit extremer Tumorlast gestarteter Patient interessierte ich mich bald für die CHAARTED-Studie, war begeistert und bin mit früher Docetaxel-Chemo, begleitet von ADT bisher erstaunlich gut gefahren.

            Nach einiger Zeit ist mir aufgefallen, dass nicht alle Männer mit hoher Tumorlast von Docetaxel/ADT profitieren konnten. Kenne einige, die im etwa selben Zeitraum wie ich oder etwas später diagnostiziert wurden, die kaum oder nur kurz auf Docetaxel ansprachen und deren Erkrankung bereits weiter fortgeschritten ist. „Real-Life – Studien“ aus Kliniken untermauern meine Beobachtungen.


            Falls Du bei mir Ansätze eines Verschwörungsmythos erkannt haben solltest, eine seltsame, für mich nicht nachvollziehbare Denkweise.

            Eine kritische Sichtweise war mir schon immer zu eigen und hat mir in vielen Situationen geholfen.
            Z. B. in meiner Arbeit als Freiberufler konnte ich mit dieser Sichtweise die Risiken einer falschen Einschätzung eines Projekts (Eignung für mein Büro, Arbeitsaufwand etc.) minimieren.

            Und so werde ich weiterhin Studien, auch mit hoher Evidenz erstmal kritisch betrachten. Das Forum wird es verkraften.

            Franz

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              #7
              An RCTs und evidenzbasierter Medizin gibt es von Anfang an qualifizierte Kritik (ich erspare mir die Quellen, schon Wikipedia hat dazu einen ausführlichen Beitrag). In Bereichen einfacher Ja/Nein-Entscheidungen sind sie am Besten: Pille gut oder schlecht - bei Medikamenten sind sie verpflichtender Standard. RCTs sind teuer und ihr Einsatz hängt direkt mit dem zu erwartenden Profit zusammen. Ansonsten werden sie kaum gemacht und wenn es einen gibt, liefert er jahrzehntelang ein Dogma (Beispiel RPE).

              Die Frage ist daher immer auch: was für RTCs wurden nicht gemacht bzw. welche Hypothesen wurden nicht getestet?

              Die riesige Menge der retrospektiven Studien enthält manchmal auch wichtige Erkenntnisse - leider werden zu viele dieser Studien gemacht, um Doktoranden und allgemein Wissenschaftler mit dem Eintrag in einer Publikation zu versorgen: entweder wird dann wiedergekaut oder die Hypothese ist irrelevant oder das Ergebnis schlicht irreführend. Zum Beispiel Salvage-RT: es gibt viele Studien zu der Frage des optimalen Zeitpunktes mit ganz verschiedenen Kollektiven (die manchmal "stratifiziert" werden, also die Daten so manipuliert, dass sie eine angeblich repäsentative Menge abbilden). Es gibt wenige Studien (und noch weniger RCTs), die Salvage-RT mit anderen Salvage-Therapien vergleichen und/oder die dafür geeigneten Patientengruppen nennen. Ohne die einigermaßen gesicherte Voraussetzung, dass Salvage-RT für eine bestimmte Gruppe überhaupt nützlich ist, sind alle anderen Studien aber schwer anzuwenden.

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                #8
                Hallo Martin,

                zu Deinen Ausführungen passt das: https://www.thieme-connect.com/produ.../s-2005-870877

                Gruß Harald

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                  #9
                  Und paßt auch zu LowRoads Anmerkung.

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                    #10
                    Zitat von MartinWK Beitrag anzeigen
                    RCTs sind teuer und ihr Einsatz hängt direkt mit dem zu erwartenden Profit zusammen.
                    Martin,
                    wo siehst Du den denn bei der hier zur Diskussion stehenden STAMPEDE Studie?
                    Who'll survive and who will die?
                    Up to Kriegsglück to decide

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                      #11
                      Zitat von Optimist Beitrag anzeigen
                      „Real-Life – Studien“ aus Kliniken untermauern meine Beobachtungen...
                      Franz, lass uns nicht unwissend sterben und zeige sie uns bitte passend für diesen Sachverhalt!
                      Who'll survive and who will die?
                      Up to Kriegsglück to decide

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                        #12
                        "Funding
                        Cancer Research UK, UK Medical Research Council, Swiss Group for Clinical Cancer Research, Astellas, Clovis Oncology, Janssen, Novartis, Pfizer, and Sanofi-Aventis."

                        UK Medical Research Council ist eine staatliche Einrichtung und wird von der Regierung finanziert - so wie ich das sehen zur Gänze. Bei einem Budget von etwas über 700 Mill. GBP (2019) werden die nicht viele große RCTs alleine finanzieren können, daher wohl die lange Partnerliste.
                        Cancer Research UK ist spendenfinanziert, ob nur von Einzelpersonen oder auch von Institutionen habe ich nicht geprüft.
                        Der Rest hat mehr oder weniger direkt ein Interesse an den Ergebnissen der Studie.

                        Ich will keineswegs sagen, dass solche Studien unnütz oder manipuliert sind, nur weil interessierte Firmen sie bezahlen. Ich wünschte mir nur, es würden auch aufwendige Studien gemacht für andere Hypothesen gemacht, nicht nur dann, wenn Medikamente oder aufwendige Apparate involviert sind.

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                          #13
                          Zitat von LowRoad Beitrag anzeigen
                          Franz, lass uns nicht unwissend sterben und zeige sie uns bitte passend für diesen Sachverhalt!
                          Z.B.:

                          "Real-world experience with docetaxel for castration-sensitive prostate cancer from a population-based analysis."


                          "Conclusions: Effectiveness of DOC with ADT in a general population of pts with mCSPC was associated with poorer outcomes and high rates of toxicity compared to the phase III studies. Response rates to first-line treatment for mCRPC with abiraterone or enzalutamide appear similar to those previously reported."

                          --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

                          Oder:

                          “Real-world utilization of docetaxel among men with de novo metastatic castration-sensitive prostate cancer: A population-based study in men aged 66 or older.


                          “Conclusions: Among men age 66 years and over who received docetaxel and ADT for mCSPC, less than half were able to complete all six prescribed cycles. In addition, over two fifth required dose reductions and 16% experienced febrile neutropenia requiring hospitalization or ED visit. These data highlight the differences in expected outcomes between clinical trial populations (as reported in CHAARTED) and routine use.

                          Franz

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                            #14
                            Es ist schon eine Crux mit der Evidenz. Man sollte sie schon nachweisen können. Am besten mit Level 1. Aber hat man mal eine solche RCT-Studie, dann ist noch lange nicht gesagt, dass die Ergebnisse auch für mich, für meinen Einzelfall zutreffen. Schon Analysen von Subgruppen können da abweichende Ergebnisse bringen und nicht selten werden solche Abweichungen gerne unterschlagen. Ist einmal die Signifikanz erreicht, wird die Therapie halt als besser erachtet. Was soll die Medizin auch anderes tun?
                            Die Physik hat es da einfacher. Zu 100% rollt die Kugel auf einer schiefen Ebene abwärts, ob nun 0,5 Grad oder 45 Grad Neigungswinkel. Bei einem Medikament 100% Wirkung zu erreichen hätte schon was Großartiges. Je geringer die Signifikanz, umso mehr Patienten, bei denen das Medikament eben nicht oder nicht ausreichend wirkt, und die Kunst wäre herauszufinden, warum die Wirkung ausblieb. Tja, der Mensch ist halt keine Maschine.

                            Die real-world-Erfahrung ist auch, dass Medikamente unverträglich sein können, möglicherweise zu inakzeptablen oder lebensbedrohlichen Nebenwirkungen führen. Dies nicht zu berücksichtigen unterstelle ich keiner Studie, die hier vielleicht mehr Sorgfalt bei der Patientenrekrutierung aufbringen muss als es in der real-world-Praxis geschieht. Und so ist es eben: Was Evidenz besitzt, muss noch lange nicht bei jedem Anwendung finden oder die gewünschte Wirksamkeit erzeugen. Franz, da sind wir uns sicher einig und es ist sicher richtig, auch bei RCT-Studien genauer hinzuschauen und zu erkennen, ob nicht das positive Ergebnis durch eine gezielte Patientenauswahl verzerrt bzw. geschönt wurde, mit welchen Motiven auch immer. Wir hatten das schon bei anderen Studien.

                            Wenn Pharmafirmen eine teure RCT-Studie finanzieren oder sich daran beteiligen ist das gut und nicht schlecht. Dass dabei in der Regel Eigeninteressen verfolgt werden, weil eine Zulassung erreicht werden will oder Marketingmotive dahinterstehen, finde ich auch nicht verwerflich. Ärgerlich wird es allerdings, wenn Studien bei vielversprechenden Medikamenten nicht zustande kommen, weil die Finanzierung ausbleibt und sich kein Sponsor findet, weil die Kalkulation keine Chance auf Gewinnerzielung verspricht. So ergeht es vor allem auch dem einen oder anderen zugelassenen Medikament, das translational angewendet in der medizinischen Praxis Wirkung zeigte, denen aber der Evidenznachweis für die Anwendung fehlt und es bleibt nur der off-label-use. Und da erhält der Ruf nach Evidenz einen faden Beigeschmack und der gewünschte Zweck der Evidenz kann sich in sein Gegenteil verkehren. Die Abwesenheit von erwiesener Evidenz ist kein Nachweis von Unwirksamkeit. Aber in der Praxis wird dies genau so gehandhabt und so bleiben selbst wirksame Medikamente auf der Strecke, die eine Therapie komplementär unterstützen könnten. Insofern, Martin, kann ich deinen Ausführungen zustimmen.

                            Ganz gut, wenn mein Beitrag #3 mal wieder etwas übergreifende Diskussion auslösen konnte. Nach Georgs sachlich-nüchternen Studienbeschreibung war dies gar nicht zu erwarten.
                            Grüße
                            Hartmut

                            Meine PK-Geschichte im Überblick: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=74

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                              #15
                              Ich finde es ist nicht gut, dass Phase III Studien nur gemacht werden, wenn ein Pharmaunternehmen ein Interesse hat, d.h. es um ein Medikament geht. Ausnahme sind natürlich einzelne Arme der Stampede Studie und wenige andere Studien. Aber Phase III Studien zu Operationstechniken oder eine Phase III Studie, die verschiedene Bestrahlungsarten vergleicht, gibt es nicht. Auch Studien zu Medikamenten fallen weg, wenn sie ein Generika geworden sind. Obwohl hier sicher auch wichtige Informationen zu gewinnen wären.

                              Das ist auf Grund der erforderlichen Finanzierung verständlich, führt aber dazu, dass der Fortschritt vor allem durch neue Medikamente bestimmt ist. Und diese haben noch keinen Prostatapatienten endgültig kuriert, lassen aber die Kosten des Gesundheitswesens explodieren. Aber sie werden auf allen Konferenzen immer wieder aufs neue vorgestellt, als wenn nur neu zugelassene Medikamente wichtig wären. Dabei sind sie teilweise austauschbar.

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