Hallo,
in diesen Tagen haben wir leider wieder viele Anfragen von neu diagnostizierten Prostatakrebs-Erkrankten zu verzeichnen. Es ist für uns, die wir uns ja schon einige Jahre mit der Problematik dieser Krankheit auseinandersetzen, immer wieder eine Herausforderung, in der Fülle von Informationen, über die man verfügt und die man geben könnte, zu beachten, dass man einen Neuling mit alledem auch nicht überfordert.
Die Empfehlung, Ruhe zu bewahren, nichts zu überstürzen und sich erst nach gutem eigenen Überblick für eine der möglichen Therapieformen zu entscheiden, ist immer richtig.
Sicherlich sollte man auch gute Ratgeber-Lektüre empfehlen. Mein Favorit ist aus der blauen Reihe der Deutschen Krebshilfe die Nr. 17
Weniger gelungen finde ich persönlich den auf KISP abgelegten Text "Erster Rat". Abgesehen davon, dass diese Seiten in vielem nicht mehr dem derzeitigen "State of Art" entsprechen, halte ich, außer bei der DHB, die Risiken und Nebenwirkungen der Behandlungen viel zu übertrieben negativ dargestellt. Hilft man denn einem "Neuling", wenn man die negativen Fakten z.B. der OP folgendermaßen beschreibt?:
Ein guter Chirurg entfernt bei der RPE zunächst die der Prostata nächstgelegenen Beckenlymphknoten und lässt sie sofort von einem Pathologen auf Krebsbefall untersuchen. Sind sie positiv, d. h. krebsbefallen, dann bricht dieser Chirurg die Operation ab und rät zu einer systemischen Behandlung, weil die Wahrscheinlichkeit zu hoch ist, dass sich der Krebs über die Lymphbahnen bereits im Körper weiter ausgebreitet hat. Es gibt aber leider auch Chirurgen, die munter darauf los operieren, auch wenn die Heilungschance nahe Null ist.
Im Allgemeinen wird niemand mehr operiert, der über 70 Jahre alt ist, wegen der körperlichen Belastung durch eine Operation (eine Prostatektomie ist kein leichter, sondern ein schwerer Eingriff!), weil ein Mann in diesem Alter kaum eine Chance hat, seine Inkontinenz noch einmal in den Griff zu bekommen, und weil er demgegenüber auch ohne Operation, sondern mit einer der anderen, weniger belastenden Behandlungsoptionen eine gute Chance hat, in hoffentlich gesegnetem Alter an etwas anderem zu sterben als an seinem Prostatakrebs.
Nahezu sicher sind Ihnen bei einer Prostatektomie nur die Nebenwirkungen, zu denen viele Urologen schon weitaus schweigsamer werden: Zumindest vorübergehende – im schlimmsten Fall aber auch lebenslange – Harninkontinenz und in den allermeisten Fällen bleibende Impotenz. Die oft versprochene "nervenschonende Operation“, bei der die Erektionsnerven erhalten bleiben sollen, ist in den meisten Fällen eine schöne Illusion. Einer der bekanntesten deutschen Prostata- Chirurgen, Prof. Huland vom Universitätsklinikum in Hamburg-Eppendorf, nannte einmal die folgenden Zahlen: Vollständige Erektionen gaben 17,2 Prozent der einseitig nervenschonend und 56,1 Prozent der beidseitig nervenschonend behandelten Patienten an. Ich verweise hier noch einmal auf die Seite "Th.-Erfahrungen“ "RPE“ im "Forumextrakt“ mit durchaus unterschiedlichen Erfahrungsberichten. Wurden die Erektionsnerven bei der Operation beschädigt, dann helfen auch Viagra, Cialis und Co. nicht mehr, entgegen den kühnen Behauptungen mancher Urologen!
Eine kosmetische Nebenwirkung der RPE, die von den Urologen auch gerne mit Schweigen übergangen wird, ist die Verkürzung des Penis. Mit der Prostata wird ein Stück der Harnröhre entfernt, entsprechend der Länge der Prostata. Das können bei sehr großen Prostatae bis zu ca. 4 cm sein. Die beiden Stümpfe der Harnröhre (am Blasenhals und zum Penis hin) werden wieder zusammengefügt (diese Nahtstelle wird als Anastomose bezeichnet). Dazu muss der Penis in den Körper hineingezogen werden (die Blase wird kaum nachgeben); der außerhalb des Körpers liegende Teil wird entsprechend kürzer. Als Folge ist die Vorhaut zu lang, was u. a. Probleme bei der Hygiene verursachen kann. Manche Männer leiden dann unter ständigen Entzündungen der Eichel. In einer amerikanischen Studie gaben 71 % der befragten Männer an, dass ihr Penis nach der Operation kürzer war als vorher. Wenn Sie zu starker Narbenbildung neigen (vielleicht wissen Sie es von einer früheren Operation her), dann haben Sie ein hohes Risiko, dass auch die Anastomose nach einiger Zeit wuchert und Ihre Harnröhre verschließt oder sie zumindest stark verengt (sog. "anastomotische Striktur“). Es gibt Männer, die sich regelmäßig einem Eingriff unterziehen müssen, um wieder "durchlässig“ zu werden.
Viele Männer merken erst einige Zeit nach der Operation, wie sehr ihnen alle diese mit der RPE verbundenen potenziellen Nebenwirkungen physisch und psychisch zu schaffen machen.
Ich glaube, damit hilft man nicht wirklich. Es sind zwar Wahrheiten, diese werden dem Leser aber ziemlich nass um die Ohren gehauen. Die Nebenwirkung der DHB dagegen werden mit "kein Zuckerschlecken" beschrieben. Das ist einer von mehreren Gründen, weshalb ich den "Ersten Rat auf KISP" nicht empfehle.
Gruß Dieter
in diesen Tagen haben wir leider wieder viele Anfragen von neu diagnostizierten Prostatakrebs-Erkrankten zu verzeichnen. Es ist für uns, die wir uns ja schon einige Jahre mit der Problematik dieser Krankheit auseinandersetzen, immer wieder eine Herausforderung, in der Fülle von Informationen, über die man verfügt und die man geben könnte, zu beachten, dass man einen Neuling mit alledem auch nicht überfordert.
Die Empfehlung, Ruhe zu bewahren, nichts zu überstürzen und sich erst nach gutem eigenen Überblick für eine der möglichen Therapieformen zu entscheiden, ist immer richtig.
Sicherlich sollte man auch gute Ratgeber-Lektüre empfehlen. Mein Favorit ist aus der blauen Reihe der Deutschen Krebshilfe die Nr. 17
Weniger gelungen finde ich persönlich den auf KISP abgelegten Text "Erster Rat". Abgesehen davon, dass diese Seiten in vielem nicht mehr dem derzeitigen "State of Art" entsprechen, halte ich, außer bei der DHB, die Risiken und Nebenwirkungen der Behandlungen viel zu übertrieben negativ dargestellt. Hilft man denn einem "Neuling", wenn man die negativen Fakten z.B. der OP folgendermaßen beschreibt?:
Ein guter Chirurg entfernt bei der RPE zunächst die der Prostata nächstgelegenen Beckenlymphknoten und lässt sie sofort von einem Pathologen auf Krebsbefall untersuchen. Sind sie positiv, d. h. krebsbefallen, dann bricht dieser Chirurg die Operation ab und rät zu einer systemischen Behandlung, weil die Wahrscheinlichkeit zu hoch ist, dass sich der Krebs über die Lymphbahnen bereits im Körper weiter ausgebreitet hat. Es gibt aber leider auch Chirurgen, die munter darauf los operieren, auch wenn die Heilungschance nahe Null ist.
Im Allgemeinen wird niemand mehr operiert, der über 70 Jahre alt ist, wegen der körperlichen Belastung durch eine Operation (eine Prostatektomie ist kein leichter, sondern ein schwerer Eingriff!), weil ein Mann in diesem Alter kaum eine Chance hat, seine Inkontinenz noch einmal in den Griff zu bekommen, und weil er demgegenüber auch ohne Operation, sondern mit einer der anderen, weniger belastenden Behandlungsoptionen eine gute Chance hat, in hoffentlich gesegnetem Alter an etwas anderem zu sterben als an seinem Prostatakrebs.
Nahezu sicher sind Ihnen bei einer Prostatektomie nur die Nebenwirkungen, zu denen viele Urologen schon weitaus schweigsamer werden: Zumindest vorübergehende – im schlimmsten Fall aber auch lebenslange – Harninkontinenz und in den allermeisten Fällen bleibende Impotenz. Die oft versprochene "nervenschonende Operation“, bei der die Erektionsnerven erhalten bleiben sollen, ist in den meisten Fällen eine schöne Illusion. Einer der bekanntesten deutschen Prostata- Chirurgen, Prof. Huland vom Universitätsklinikum in Hamburg-Eppendorf, nannte einmal die folgenden Zahlen: Vollständige Erektionen gaben 17,2 Prozent der einseitig nervenschonend und 56,1 Prozent der beidseitig nervenschonend behandelten Patienten an. Ich verweise hier noch einmal auf die Seite "Th.-Erfahrungen“ "RPE“ im "Forumextrakt“ mit durchaus unterschiedlichen Erfahrungsberichten. Wurden die Erektionsnerven bei der Operation beschädigt, dann helfen auch Viagra, Cialis und Co. nicht mehr, entgegen den kühnen Behauptungen mancher Urologen!
Eine kosmetische Nebenwirkung der RPE, die von den Urologen auch gerne mit Schweigen übergangen wird, ist die Verkürzung des Penis. Mit der Prostata wird ein Stück der Harnröhre entfernt, entsprechend der Länge der Prostata. Das können bei sehr großen Prostatae bis zu ca. 4 cm sein. Die beiden Stümpfe der Harnröhre (am Blasenhals und zum Penis hin) werden wieder zusammengefügt (diese Nahtstelle wird als Anastomose bezeichnet). Dazu muss der Penis in den Körper hineingezogen werden (die Blase wird kaum nachgeben); der außerhalb des Körpers liegende Teil wird entsprechend kürzer. Als Folge ist die Vorhaut zu lang, was u. a. Probleme bei der Hygiene verursachen kann. Manche Männer leiden dann unter ständigen Entzündungen der Eichel. In einer amerikanischen Studie gaben 71 % der befragten Männer an, dass ihr Penis nach der Operation kürzer war als vorher. Wenn Sie zu starker Narbenbildung neigen (vielleicht wissen Sie es von einer früheren Operation her), dann haben Sie ein hohes Risiko, dass auch die Anastomose nach einiger Zeit wuchert und Ihre Harnröhre verschließt oder sie zumindest stark verengt (sog. "anastomotische Striktur“). Es gibt Männer, die sich regelmäßig einem Eingriff unterziehen müssen, um wieder "durchlässig“ zu werden.
Viele Männer merken erst einige Zeit nach der Operation, wie sehr ihnen alle diese mit der RPE verbundenen potenziellen Nebenwirkungen physisch und psychisch zu schaffen machen.
Ich glaube, damit hilft man nicht wirklich. Es sind zwar Wahrheiten, diese werden dem Leser aber ziemlich nass um die Ohren gehauen. Die Nebenwirkung der DHB dagegen werden mit "kein Zuckerschlecken" beschrieben. Das ist einer von mehreren Gründen, weshalb ich den "Ersten Rat auf KISP" nicht empfehle.
Gruß Dieter
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