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Ein Erfahrungsbericht- DHB mit adjuvanter Strahlentherapie.

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    #76
    Hallo,

    Am 18.7.14 war ich zur Untersuchung bei meinem Urologen, Dr. Fleischmann, mit Blutbilderstellung. Der PSA-Wert war 0,42- zur Erinnerung: 0,41 am 18.12.12 und 0,47 am 7.1.14 -, so dass wohl eine Boden/Plateaubildung wahrscheinlich ist. Im Januar werde ich wieder den PSA-Wert bestimmen lassen, und wenn auch dieser Wert den Trend der Plateaubildung bestätigt, werde ich wieder zum jährlichen Untersuchungsrhythmus zurückkehren. Die ergänzte Grafik ist beigefügt.



    Für alle, die mit einer externen Bestrahlung als Therapie gegen ihren PCa liebäugeln, habe ich meine damaligen Überlegungen, die meiner Meinung nach auch noch heute gültig sind, nachstehend aufgelistet

    1. Die Bestrahlungsdosis soll hoch sein, so hoch wie es in Abwägung Heilung zu Nebenwirkungen persönlich vertretbar ist.
    2007, als ich meine Strahlentherapie absolvierte, war in Deutschland noch die 3D-Bestrahlung mit 68/69 Gy üblich. Die IMRT mit 72/73 Gy war im Kommen.
    Meine Recherchen zeigten mir, dass in USA mit IMRT Bestrahlungsdosen von über 80 Gy von verschiedenen Ärzten in Studien mit Erfolg getestet wurden, was in Deutschland zur damaligen Zeit undenkbar war.
    Ich stieß in meinen Recherchen auf die Universität in Loma Linda/Kalifornien, die als einzige Institution damals im großen Stil die Protonenstrahlung gegen PCa einsetzte und das noch mit einer Gesamtdosis von 82 Gy. Die Protonenstrahlung als Schwerpartikelstrahlung hat den physikalischen Effekt des Bragg-Peaks, d.h. die Energie wird punktgenau ins Zielgebiet, sprich Tumor, gebracht. Aufgrund dieser Überlegenheit- insbesondere die hohe Gesamtdosis- habe ich meine Bestrahlungstherapie in Loma Linda absolviert.

    2. Viele PCa Betroffene haben altersbedingt auch eine gutartig vergrößerte Prostata. Meine Prostata war mit 53 ml ebenfalls zu groß. Ich führte die DHB (Dreifachhormonblockade) als vermeintliche kurative Ersatztherapie durch und während der Therapie gewann ich dann die Überzeugung, dass DHB und kurativ nicht zusammenpassen und entschied mich für eine externe Strahlentherapie, um in doppelter Hinsicht von der laufenden Hormontherapie zu profitieren.

    a) Durch Studien ist belegt, dass eine parallel zur Strahlentherapie durchgeführte und darüber hinaus weitergeführte Hormontherapie bessere Ergebnisse bezüglich Rezidivfreiheit bringt als die alleinige Strahlentherapie.

    b) Durch die laufende DHB war meine Prostata auf 23 ml geschrumpft. Das Prostatavolumen hatte sich somit etwas mehr als halbiert. Dies bedeutete eine deutliche Reduzierung des Strahlungskegelquerschnitts und damit auch eine deutliche Reduzierung der Bestrahlung von gesundem Gewebe, wie ich mit der nachfolgenden kleinen mathematischen Betrachtung zeigen möchte. Zur Vereinfachung habe ich der Prostata eine Kugelform gegeben, was aber die qualitative Aussage nicht wesentlich beeinträchtigt. Das Volumen V1 vor der DHB war


    Da die Forumssoftware nicht die Formeln und Sonderzeichen in Word formatieren konnte, habe ich den obigen Text per Screenshot eingefügt!

    3. Bei höheren PSA-Werten steigt die Gefahr, dass der Tumor schon Randgebiete außerhalb der eigentlichen Prostata infiltriert hat. Was sind höhere PSA-Werte? Per Definition werden PSA-Werte ≥ 10 kritischer gesehen, da erfahrungsgemäß negative Überraschungen wie positive Schnittränder bei der Ektomie eher auftreten. Deshalb halte ich die externe Strahlentherapie für diese Fälle unter Beachtung einer Gesamtdosis ≥ 82 Gy für geeigneter als die Ektomie. Ich kenne die Argumentation der Ektomie Befürworter bei Auftreten eines Rezidivs mit „Die Strahlentherapie ist ein weiterer Pfeil in unserem Köcher“. Um bei dieser Bildersprache zu bleiben „Es ist aber ein angebrochener Pfeil“, denn nach der Ektomie werden nur noch Strahlungsdosen von 66 – 69 Gy eingesetzt, so dass die Erfolgsquote schon sehr eingeschränkt ist. Eine Bestrahlung als Ersttherapie mit der hypofraktionellen Bestrahlungstechnik wird mittlerweile in Loma Linda mit einer Gesamtdosis von 86/87 Gy durchgeführt, und erledigt bei entsprechender Strahlungsplanung gleich gratis das nach der Ektomie nicht auszuschließende Rezidiv mit. Der große Vorteil ist also, dass man sich eine weitere belastende Therapie erspart.

    4. Bei meinem Arztgespräch in Loma Linda bezüglich der Strahlungsplanung führte dieser aus, anstatt des üblichen 10 % Überlappungszuschlags in meinem Fall wegen des PSA-Wertes von ~11 einen Zuschlag von 20 % zu nehmen, um auch bei ungünstiger Toleranzsummierung sicher zu stellen, dass die Prostatahülle immer mit bestrahlt wird. Dies fand sofort meine Zustimmung, da Professor Bonkhoff in seinem Gutachten ausgeführt hatte, dass der Tumor die Kapsel tangierte.
    Eine individuell abgestimmte Strahlungsplanung ist mit Voraussetzung für einen Erfolg der Strahlentherapie.

    Abschließend möchte ich noch ein paar Hinweise geben. In Deutschland bietet das PCRI in München die Protonenbestrahlung in moderner Scantechnik- Vorteil geringe Sekundäremission und sehr exakte Strahlungsplanung- an mit 82 Gy Gesamtdosis mit der hypofraktionellen Strahlungstechnik. Meine Empfehlung ist, in den Vorgesprächen eine Gesamtdosis von 86 – 88 Gy auszuhandeln mit dem Hinweis, dass dies in Loma Linda angeboten wird. Ich habe dies bei persönlichen Anfragen zur Protonentherapie immer wieder angeregt, aber nie einen Rücklauf zu diesem Punkt bekommen.
    Und nun noch eine letzte Anmerkung, und zwar hatte Harald vor mir im selben Jahr eine IMRT in Mannheim bei Prof. Wenzel absolviert mit 76 Gy mit der hypofraktionellen Strahlungstechnik. Ein Beweis, dass es auch in Deutschland innovative Ärzte gibt, insbesondere, wenn man bedenkt, dass noch Jahre danach die 3D-Bestrahlung mit 68/69 Gy in diesem Forum als der Nabel der Welt angesehen wurde.
    Winterliche Grüße aus Oberstdorf verbunden mit einem guten Rutsch ins Neue Jahr sendet/wünscht
    Knut.

    Zuletzt geändert von knut.krueger; 27.12.2014, 15:17. Grund: Screenshot ausgetauscht

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      #77
      Hallo Knut,

      vorab Glückwunsch zum aktuellen Status. Der Mann neben Karola und dem Hund wirkt auf mich stark verjüngt. Vielleicht ist es der kurze Haarschnitt? Für das neue Jahr wünsche ich Dir und Deiner Familie weiterhin beste Gesundheit auf allen Wegen.

      P.S.: Habe mal eben die Fotos von Karolas Geburtstagsfeier angeschaut. Es ist wohl Dein Sohn und Du warst der Fotograf?

      "Der Erfolg bietet sich meist denen, die kühn handeln, nicht denen, die alles wägen und nicht wagen wollen"

      (Herodot von Halikarnassos)

      Gruß Harald

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        #78
        Bei Gleason 4 Anteilen des Tumors sind Strahlendosen von 80Gy, wie sie heute fast üblich sind durchaus sinnvoll. Werden Gleason 5 Anteile diagnostiziert könnte eine weitere Erhöhung der Dosis erforderlich sein, was dann sowohl für die konventionelle, wie auch für die Protonentherapie eine nebenwirkungsreiche Behandlungen bedeutet. Bei identischer Dosis sind die Nebenwirkungen in etwa vergleichbar, egal ob IMRT oder PBRT, so zuletzt wieder mal in einer Studie von Fang und Kollegen beschrieben:

        CONCLUSIONS
        In this matched comparison of prospectively collected toxicity data on patients with PCa who received treatment with contemporary IMRT and PBT techniques and similar dose-fractionation schedules, the risks of acute and late GI/GU toxicities did not differ significantly after adjustment for confounders and predictive factors.
        Diese "case matched study" ist natürlich von geringer Evidenz, weshalb ich mit einigem Interesse auf den Ausgang z.B. der PARTIQOL Studie warte, die das anhand eines Phase-III Schemas aufzuklären versucht.

        Wer wegen der Gleason 5 Anteile zu höheren Dosen tendiert sollte sich, meiner Meinung nach, um Kombinationstherapien, also Brachy + EBRT kümmern, denn nur damit können annähernd 100Gy Äquivalenzdosen sicher und nebenwirkungsarm eingebracht werden. Leider bekommt man immer das im Hause vorhandene Verfahren als das Beste verkauft, egal ob mit Photonen oder Protonen. Muss man sich selbst ein bisschen kümmern…

        Die Schrumpfung der Prostata ist sicher ein schöner Nebeneffekt der begleitenden ADT, aber nicht die primäre Ursache für den belegten Synergieeffekt von Strahlen- + Hormontherapie.
        Who'll survive and who will die?
        Up to Kriegsglück to decide

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          #79
          Zitat von LowRoad Beitrag anzeigen
          Wer wegen der Gleason 5 Anteile zu höheren Dosen tendiert sollte sich,
          meiner Meinung nach, um Kombinationstherapien, also Brachy + EBRT kümmern,
          denn nur damit können annähernd 100Gy Äquivalenzdosen sicher und nebenwirkungsarm
          eingebracht werden.
          Man mag meine Frage als defaitistisch empfinden:

          Braucht es bei Gleason-5-Anteilen überhaupt noch so hohe Strahlendosen,
          angesichts der sehr hohen Wahrscheinlichkeit, dass ein nachgewiesener
          GG5 schon längst metastasiert sei?

          Die Bestrahlung diente in diesem Falle gerade noch der Tumormassenreduktion,
          und das kann heute eine simple, nebenwirkungsarme HIFU auch.

          Ob so ein GS5 systemisch geworden sei, liesse sich vor dem Therapieentscheid
          im besten Fall im Bild, ideal wohl im PSMA-PET, erkennen.

          Im Falle von Knut, dessen Gleason-Score ja nicht bekannt ist, wurde einst mittels
          PET ein Befund erhoben, der vereinbar mit lokal begrenztem Prostatakarzinom war.
          In diesem Falle war die Maximierung der Strahlendosis zumindest nicht falsch,
          wie das seither gehaltene tiefe PSA-Niveau belegt.


          @Knut:
          Für den Januarwert wünsche ich Dir ein Ergebnis,
          das Dich künftig wieder entspannt zum Jahresrhytmus zurückkehren lässt.

          Carpe diem!
          Hvielemi
          Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

          [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
          [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
          [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
          [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
          [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

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            #80
            Man mag die Sinnhaftigkeit jedweder Therapieform immer in Frage stellen, denn am Ende sind wir alle tot.

            Ich meine, dass Tumorlastsenkung auch in metastasierten Situationen Sinn macht, sowohl beim Gesamtüberleben, als auch bei Harnwegskomplikationen (LUTS), die sich unweigerlich bei nicht behandeltem aggressivem Prostatakrebs einstellen. Ruhe an dieser Front erscheint mir ratsam, und das erreiche ich dauerhaft nur durch RPE oder RT. Die RT hat daneben noch einen das Immunsystem stimulierenden Effekt, die Operation schwächt das Immunsystem eher…
            Who'll survive and who will die?
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              #81
              Zitat von Hvielemi
              Man mag meine Frage als defaitistisch empfinden
              de*fä*tis*tisch, schweizerisch auch de*fai*tis*tisch

              Hallo Konrad,

              Deine Einblendung ist durchaus angesichts der in Rede stehenden Gleason-Anteile angemessen.

              Zitat von LowRoad
              Man mag die Sinnhaftigkeit jedweder Therapieform immer in Frage stellen, denn am Ende sind wir alle tot.
              So knallhart, Andi, solltest Du uns das nun auch nicht wieder unterjubeln, obwohl wir mehr oder minder stark Betroffene es insgeheim alle schon ahnen.

              Wir können es drehen oder wenden, egal in welche Richtung. Irgendwann und irgendwie erwischt dieser vermaleidete Schweinehund Prostatakrebs uns doch noch. Ausgenommen die mit dem Schutzengel.

              "Die Ewigkeit dauert lange, besonders gegen Ende"
              (Woody Allen)

              Gruß Harald

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                #82
                Zitat von Hvielemi
                Im Falle von Knut, dessen Gleason-Score ja nicht bekannt ist
                Auszug aus:



                Zitat von Knut
                Die Brachytherapie schied wegen meines PK-Status mit Gleason 7 und beide Lappen befallen aus.
                "Tu erst das Notwendige, dann das Mögliche und plötzlich schaffst du das Unmögliche"
                (Franz von Assisi)

                Gruß Harald

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                  #83
                  Korrigenda

                  Danke, Harald, für den Hinweis.

                  Sorry, Knut, ich hatte bei der Lektüre deines Profiles
                  wohl Tomaten oder Gurkenscheiben auf den Augen:

                  Dx 16.8.2006 Pathologischer Zweitbefund Prof. Bonkhoff Gleason 4 + 3 = 7 (Bericht 16.8.06 Prof. Bonkhoff).
                  Mein Satz müsste also richtig lauten:

                  "Im Falle von Knut, dessen Gleason-Score-7 nicht zwingend eine Metastasierung
                  bedeutet,
                  wurde einst mittels PET ein Befund erhoben, der vereinbar mit lokal
                  begrenztem Prostatakarzinom war.
                  In diesem Falle war die Maximierung der Strahlendosis zumindest nicht falsch,
                  wie das seither gehaltene tiefe PSA-Niveau belegt."

                  Carpe diem!
                  Konrad
                  Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

                  [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
                  [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
                  [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
                  [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
                  [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

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                    #84
                    Hallo,
                    Ich möchte zu den Antworten auf meinen Beitrag über meine PSA-Entwicklung mit meinen Ausführungen zur Strahlentherapie kurz Stellung nehmen.

                    @ Harald
                    Ich bedanke mich für Deine guten Wünsche, und wie Du dann richtig erkannt hast, handelt es sich bei dem „jungen“ Mann nicht um den gelifteten Knut sondern um meinen ältesten Sohn.

                    @ Low Road
                    Interessant fand ich Deinen Hinweis, dass bei Gleason Anteilen 5 durchaus auch mit der Strahlentherapie Erfolge/Verbesserungen erzielt werden können.

                    Die Schrumpfung der Prostata ist sicher ein schöner Nebeneffekt der begleitenden ADT, aber nicht die primäre Ursache für den belegten Synergieeffekt von Strahlen- + Hormontherapie.
                    Mich interessiert, ob es Erkenntnisse über die primären Ursachen des Synergieeffektes gibt. Als ich meine Entscheidung für die Strahlentherapie traf, gab es nämlich die Aussage von Prof. Böcking, dass eine Hormontherapie parallel zur Strahlentherapie kontraproduktiv wäre. Die genaue Begründung habe ich vergessen. Aber vielleicht kann ja Harald als Meister der Recherche dies noch wieder herausfinden, da es auch im Forum angesprochen wurde. Ich war damals verunsichert, habe dann aber der Aussage von Dr. Strum und den paar Studienergebnissen, die ich gefunden hatte, mehr vertraut. Aus nostalgischen Gründen interessiert mich nun, ob es inzwischen Erklärungen für diese Synergie gibt.

                    @ Konrad/Hvielemi

                    Für den Januarwert wünsche ich Dir ein Ergebnis,
                    das Dich künftig wieder entspannt zum Jahresrhythmus zurückkehren lässt.
                    Ich bin eigentlich immer entspannt, wenn ich zum Urologen gehe. Der diesmalige kürzere Rhythmus ist eine rein logische Konsequenz aufgrund des vorletzten Messergebnisses. Selbstverständlich freue ich mich über niedrige PSA-Werte, die den Trend des bisherigen kurativen Erfolges bestätigen. Aber ich bin mir bewusst, dass dies ein vorübergehendes? Geschenk ist, für das ich dankbar bin.

                    Einen guten Rutsch in das Neue Jahr wünscht allen Forumsmitgliedern
                    Knut.

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                      #85
                      Knut,
                      wenn etwas funktioniert, oder auch nicht, finden sich hinterher immer Leute, die genau wissen weshalb es so sein muss. Ich will da nicht spekulieren, denn ich denke es besteht ein komplexer Zusammenhang von biologisch- genetischen Modulationen in Zusammenwirken mit einem hochreguliertem Immunsystem durch die begleitende ADT. Tom Pickels schreibt einfach:


                      Dir auch ein gutes Neues Jahr 2015!
                      Who'll survive and who will die?
                      Up to Kriegsglück to decide

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                        #86
                        Hallo Forum,

                        ich wünsche mir, dass alle aktiven Forumsbenutzer und die vielen stillen Mitleser friedlich in das neue Jahr hineinschlüpfen konnten. Das von Knut eingeflossene Wort Recherchen im Zusammenhang mit der Frage, ob eine Hormonblockade parallel mit einer Radiatio kontraproduktiv sei, hat mich vorhin inspiriert. Es ist zunächst einmal unser leider aus welchen Gründen auch immer nicht mehr aktiver Daniel Schmidt, der sich in folgenden Links äußert:





                        Inzwischen habe ich aber Professor Böcking, dem ich beim Magdeburger Symposium am 16. Januar 2015 begegnen werde, per E-Mail um eine Stellungnahme gebeten, die sich möglicherweise in irgend einer Form in den Weiten des Forumsarchives schon eingenistet haben könnte. Vielleicht in dem Thread, in dem Prof. Böcking unzählige Fragen, nach meiner Erinnerung im Jahre 2008, nach Rückkehr von der Aktion Lütjensee beantwortet hat.

                        "Zwei Dinge sind zu unserer Arbeit nötig: Unermüdliche Ausdauer und die Bereitschaft, etwas, in das man viel Zeit und Arbeit gesteckt hat, wieder wegzuwerfen"
                        (Albert Einstein)

                        Gruß Harald

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                          #87
                          Ergänzung:

                          Auszug aus diesem Thread:

                          Zitat von helmut(i)
                          So erklärt z.B. Prof. Böcking wörtlich:
                          "Man sollte keinesfalls parallel zur Strahlentherapie eine hormonelle durchführen. Dies ist dadurch zu erklären, dass die antihormonellen Therapie die Zellteilungsrate senkt, welche die Tumorzellen aber benötigen, um überhaupt auf die Bestrahlung reagieren zu können. Man schaltet also durch die parallele HB die Strahlenwirkung praktisch aus".
                          "Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt"
                          (Forrest Gump)

                          Gruß Harald

                          Kommentar


                            #88
                            Bestätigung

                            eben hat mir Professor Böcking aus dem wohl verdienten Winterurlaub in den verschneiten Schweizer Bergen diesen E-Mail-Text zukommen lassen:

                            "Ich freue mich, Sie bald in Magdeburg wiederzusehen.

                            Eine Hormontherapie ist vor einer Strahlentherapie eines Prostatakarzinoms sinnvoll, um das Volumen des Organs zu verkleinern. Damit kann die eingestrahlte Dosis pro Volumeneinheit größer ausfallen.

                            Eine Hormontherapie während der Bestrahlung halte ich für kontraproduktiv, weil sie die Teilungsfrequenz der Tumorzellen herabsetzt. Dies ist aber nicht sinnvoll, denn nur diejenigen Tumorzellen, die sich teilen, werden von der Strahlung tödlich getroffen. Die von einer Zelle erhaltene Strahlung wirkt sich erst dann auf sie tödlich aus, wenn die getroffene Zelle sich wieder teilt. Damit bewirkt eine Hormontherapie während der Bestrahlung, dass weniger Tumorzellen von ihr getroffen werden als ohne Hormontherapie.

                            Ist das verständlich?"

                            Ich würde meinen, dass das durchaus verständlich ist.

                            "Toleranz ist das unbehagliche Gefühl, der andere könnte am Ende doch recht haben"
                            (Robert Frost)

                            Gruß Harald

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                              #89
                              Kaum zu glauben...

                              Wie befremdlich! Sollten die weltweit formulierten Leitlinien und alle Strahlentherapeuten falsch liegen? Ich will es nicht glauben, dass dies so ist, und Prof. Böcking, der keine entsprechende Ausbildung hat und auch nie als Strahlentherapeut praktiziert hat, alleine richtig liegt.

                              Sollte alleine die Tumormassereduktion, verbunden mit einem reduzierten Zielvolumen, für die synergistische Wirkung einer begleitenden ADT verantwortlich sein, wäre eine neoadjuvante gegenüber einer begleitend/adjuvanten RT vorteilhafter. Dem ist aber nicht so! Die Dauer ist entscheidend. Vor- oder nachlaufend ist egal. Aktuell wird die ADT etwa 3 Monate vorlaufend und 3-24 Monate begleitend/adjuvant durchgeführt. Dies führt zu den besten Ergebnissen beim Gesamtüberleben, was ja das eigentliche Bewertungskriterium sein sollte.
                              Who'll survive and who will die?
                              Up to Kriegsglück to decide

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                                #90
                                Hallo,
                                Danke Harald für Deine Recherche und Aktivitäten, die meine Frage beantwortet haben. In meiner Schlussfolgerung schließe ich mich aber Ludwig an, der in dem von Dir recherchierten Thread

                                bereits am 8.7.2010 zu diesem Ergebnis kam

                                Bei einer PSA-Verdoppelungszeit von z.B. einem Jahr hat man bei einer 6-wöchigen Bestrahlungsdauer oder gar bei 3 mal HDR-Brachy Boost-Bestrahlungen garantiert nicht alle Zellen nur im Teilungsstadium vorgefunden.
                                Damit wäre eine Bestrahlung nie kurativ und den Boost könnte man sich sparen.
                                Ich möchte sogar einen Schritt weitergehen, und zwar ist es meine Meinung, dass der Ansatz von Prof. Böcking zwar theoretisch richtig sein mag (ist), aber durch andere effektivere Faktoren eliminiert wird. Daniel Schmitt (Strahlentherapeut) hat immer wieder Studien angeführt, die den Erfolg der Kombination Strahlen/Hormontherapie aufzeigten und bei ausgedehnten Tumoren war eine zweijährige Hormontherapie noch erfolgreicher als nur eine einjährige. Deshalb hat er für diese Fälle neben der Strahlentherapie eine dreijährige Hormontherapie empfohlen. Meine Hypothese ist, dass die Hormontherapie den durch die Strahlung geschädigten PK-Zellen den Rest gibt, d.h. in die Apoptose führt bzw. die Regenerierung von der Beschädigung verhindert und so die Zellteilung unterbindet. Letzteres wäre eine Erklärung, warum eine zweijährige Hormontherapie bessere, sprich Rezidiv freiere, Ergebnisse bringt, da die entarteten, vorgeschädigten PK-Zellen Ihren natürlichen Lebenszyklus ohne Teilung beendet haben.
                                Wie gesagt, ist dies ein Erklärungsversuch. Entscheidend ist, dass Studien die Überlegenheit der Kombination von externer Strahlen- und Hormontherapie bestätigen!
                                Die nachfolgende Aussage von Prof. Böcking über den Vorteil der Prostataschrumpfung für den externen Strahlungsprozess ist nicht korrekt,

                                Eine Hormontherapie ist vor einer Strahlentherapie eines Prostatakarzinoms sinnvoll, um das Volumen des Organs zu verkleinern. Damit kann die eingestrahlte Dosis pro Volumeneinheit größer ausfallen.
                                denn den heutigen Strahlungsquellen ist es egal, wie groß das Prostatavolumen ist. Die Dosis ist „fast“ beliebig erhöhbar und wird durch andere Überlegungen bewusst begrenzt. Der Vorteil der kleineren Prostata ist, dass weniger gesundes Gewebe bestrahlt wird und damit eventuelle Nebenwirkungen oder die Entstehung von Sekundärtumoren reduziert werden. Der weitere Vorteil ist, dass bei Scantechnik und IMRT die Bestrahlungszeit pro Sitzung kürzer ist.

                                An Neujahr machen meine Frau und ich traditionell eine größere Wanderung. Und in diesem Jahr hatten wir in Oberstdorf das Glück bei strahlend blauem Himmel in einer fantastischen Winterlandschaft wandern zu können, und wahrscheinlich war das schon der schönste Tag der diesjährigen Wintersaison.
                                Mit nachstehenden Fotos grüße ich alle Forumsteilnehmer.








                                Es sollte für jeden ein Wunsch dabei sein und meine Empfehlung ist, nach allen vieren zu greifen.
                                Knut.

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