Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Stanzbiopsie mit unzureichender Lagebestimmung im Bezug zum Ultraschallbild - normal?

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    Stanzbiopsie mit unzureichender Lagebestimmung im Bezug zum Ultraschallbild - normal?

    Mit großer Überraschung habe ich festgestellt, dass bei der Biopsie zwar mit Hilfe von Ultraschall „gezielt“ wurde, dass aber die Position der Stanzen nur sehr grob notiert wurde (z.B. „lateral links“) und keinesfalls ein Ultraschallbild gemacht wurde, das die Lage der Stanze zeigt. Auch wurde bei dem gewonnenen Stanzmaterial nicht zwischen „vorne“ und „hinten“ unterschieden und auch die Lage der beiden gefundenen Bereiche mit Karzinomzellen entlang der Stanze wurde nicht näher angegeben.
    Ich fürchte, das entspricht dem allgemeinen Standard, oder bin ich da an ein besonders schlampiges Institut geraten?

    Bessere Erkennung befallener Bereiche

    Das Vorgehen bei der Baugrunderkundung in meiner Branche, der Offshore-Windtechnik, weist gewisse Parallelen mit der Erkennung des Prostatakrebses auf. Deshalb beschreibe ich dies hier näher:
    Auch dort erfolgt eine Vermessung mit reflektionsakustischen Methoden (Analogie zu Ultraschall). Mit Hilfe dieses bildgebenden Verfahrens (Längsschnitte, die im Idealfall abgrenzbare Schichten darstellen) werden Probenahmepunkte festgelegt. Dort werden u.a. Bodenproben genommen (Analogie zu Stanzbiopsien), und diese im Labor untersucht.
    Ganz selbstverständlich wird dabei die Lage der Bohrlöcher und die Anordnung der Bodenproben eines Bohrlochs genau festgehalten, so dass man anschließend u.a. genau weiß, in welcher Tiefe welche Bodenart vorkommt.
    Als nächster Schritt erfolgt eine Zuordnung der so gewonnenen Erkenntnisse zu den reflektionsakustischen Messergebnissen: Die Seismik lässt meist Schichten erkennen und erlaubt gewisse Vermutungen über die Bodenart. Aber erst mit Hilfe der Klassifizierung aus den Bohrungen können dann bestimmten Schichten die entsprechenden Eigenschaften zugewiesen werden. Damit kann über die eigentlichen Bohrpunkte hinaus eine begründete Vermutung getroffen werden, welche Bodenart wo in welcher Tiefe vorliegt.
    Bei der Baugrunderkundung in meiner Branche werden die Schichten noch von einem Bearbeiter selbst am Bildschirm in den nur mäßig umgewandelten Graustufen der Reflektionsakustik identifiziert. Noch wesentlich fortgeschrittener ist die Öl- und Gasindustrie, die ihre reflektionsakustischen Messergebnisse mit aufwändigen Programmen analysiert, um bessere Erkenntnisse über potentielle Lagerstätten zu gewinnen.



    Die Urologie bleibt demgegenüber bei der Identifizierung von Tumoren meilenweit zurück, wenn bei der mit transrektalem Ultraschall gesteuerten Biopsie

    • nicht die Lage der Stanze in Relation zum Organ protokolliert wird,
    • nicht die Position des Stanzmaterials (und der Tumorbereiche) entlang der Stanzstrecke protokolliert wird, sondern dieses (in meinem Fall, Krankenhaus in Berlin Lichtenberg) in beliebiger Ausrichtung zur Histologie gegeben wird
    • kein Ultraschallbild gewonnen und abgespeichert wird, das die Lage der Stanze im Organ darstellt. Das wäre hier eigentlich wohl recht leicht möglich, weil ja zwischen den einzelnen Stanzungen Ultraschall-Aufnahmen erfolgen, mit denen gezielt wird, um die Stanze im richtigen Teil der Prostata vorzunehmen. (Demgegenüber erfolgen in meiner Branche die akustischen Aufnahmen - hier des Meeresgrundes - Monate vorher und müssen nachträglich den „Stanzen“ bzw. Bodenproben zugeordnet werden.)
    Ich hatte einmal einen Artikel gelesen, in dem vorgeschlagen wurde, ein Raster aus der Brachytherapie zu verwenden, um räumlich gezielte Stanzungen vorzunehmen, und dies wohl auch in größerer Anzahl. Dies halte ich jedoch für allzu aufwändig.



    Meiner Meinung sollte es zunächst zum Standard werden,
    • dass bei der Stanzbiopsie regelmäßig ein dreidimensionales, d.h. schichtenweises Ultraschall-Bild der gesamten Prostata aufgenommen und abgespeichert wird,
    • dass die Lage der Stanzungen (Biopsien) protokolliert wird und jeweils ein Ultraschallbild gewonnen wird, das genau die Lage der Stanze darstellt,;
    • dass nach der Histologie eine Zuordnung der festgestellten Gewebearten zunächst zu der entsprechenden Schicht des Ultraschallbildes, anschließend auch in räumlicher Hinsicht, erfolgt.
    Dazu benötigt man wenigstens Sensoren, die die Lage des Ultraschallkopfes (und möglichst auch die des Patienten) erfassen, und deren Ausgang zusammen mit dem Bild aufgezeichnet wird. Eine mechanische Führung des Ultraschallkopfes würde allerdings wohl die Genauigkeit bei der Erstellung eines praktisch dreidimensionalen (Schicht-) Bildes der Prostata verbessern.
    Während bislang regelmäßig nur der Karzinomanteil in den Stanzen angegeben wird, würde mit vorstehender Vorgehensweise eine bessere Abschätzung möglich sein, welcher Anteil des gesamten Organs befallen ist.



    Unter anderem können zwei Ergebnisse eintreten:
    • Es lässt sich ein räumlicher Zusammenhang zwischen der Lage von Tumorzellen in der Stanze und einem im Ultraschallbild erkennbaren Bereich herstellen: Dann besteht die begründete Vermutung, dass der im Ultraschallbild erkennbare Bereich insgesamt durch das Karzinom verursacht wird. Insbesondere wird man dann bei Karzinombefunden in mehreren Stanzen erkennen bzw. abschätzen können, ob diese aus verschiedenen Stellen desselben Tumorbereichs stammen, oder von verschiedenen Bereichen.
    • In anderen Fällen wird man keinen derartigen Zusammenhang herstellen können, oder jedenfalls nicht für einen Teil des Tumormaterial in den Stanzen. Dies könnte im Fall recht kleiner Tumorbereiche in den Stanzen darauf hindeuten, dass es sich insgesamt um kleine Bereiche handelt, die jedenfalls im Ultraschall noch nicht erkennbar sind.
    Die genauere Dokumentation der Lage der Stanzen in Bezug zu einer Ultraschallaufnahme der Prostata ermöglicht also eine bessere Abschätzung des vom Tumor befallenen, prozentualen Anteils der Prostata, als wenn nur der Prozentsatz der Stanzen selbst bekannt ist. Bereits dies kann für die weitere Therapieentscheidung (z.B. zwischen den gängigen Vorgehensweisen Operation oder Active Surveillance) bedeutsam sein. Bei der Bestrahlung wäre es möglich - was wohl bislang nicht so praktiziert wird - in die befallenen Bereiche eine höhere Strahlendosis zu geben.
    Eine „Vermessung“ der Lage der Stanzen ermöglich auch einen späteren Vergleich mit anderen bildgebenden Verfahren (z.B. MRI).
    Unerlässlich wird die Lagebestimmung des Tumors und damit der Position der Stanzen, wenn eine kurative Behandlung der Prostata in Betracht kommt, bei der im Rahmen einer fokalen Therapie lediglich die befallenen Bereiche behandelt (d.h. abgetötet) werden sollen, während andere Teile der Prostata unverletzt bleiben und so eine Heilung angestrebt wird.
    Wahrscheinlich wird man für die Biopsien mit Lagebestimmung und Ultraschallauszeichnung eine besondere Ziffer der Gebührenordnung für Arzte einführen müssen, um dem besseren Verfahren zur Durchsetzung zu verhelfen. Es wäre vorteilhaft, wenn bei der Gelegenheit die bisherige Vorgehensweise eine deutlich abwertende Bezeichnung (z.B. „ohne Aufzeichnung der Stanzposition“) erhält, damit zum einen nicht aus Gewohnheit Verschreibungen im alten Stil fortgeführt werden, zum anderen der Patient auch hellhörig wird, wenn etwas „fehlt“. Das würde wohl die Überweisung an Spezialisten fördern, die eine bessere Stanztechnik dereinst durchführen können.

    Zusammenfassung
    Mit nur mäßig gesteigertem apparativem Aufwand könnte die Aussagekraft von Ultraschall-gesteuerten Stanzbiopsien wesentlich verbessert werden. Erforderlich ist eine räumliche Zuordnung von Stanzen bzw. histologischen Ergebnissen mit den Ultraschallaufnahmen. Dies gilt insbesondere bei relativ frühen Stadien des Prostatakarzinoms, also wenn dieses nur in relativ kleinen Prozentsätzen der Stanzen (und erwartungsgemäß auch der Prostata) vorkommt.
    Die bessere Lagebestimmung kann zu einer besseren Abschätzung der Abmessung von Karzinomen beitragen, vor allem, wenn diese sich bereits in der Ultraschallaufnahme abzeichnen, aber ohne die Stanze noch nicht eindeutig zuzuordnen sind. Für eine kurative Behandlung der Prostata mit fokaler, auf das Karzinom beschränkter Einwirkung, ist eine Lagebestimmung unabdingbar, und wenn „von Anfang an“ die Position von Stanzen dokumentiert ist, reduziert das den Umfang von Folgeuntersuchungen bzw. erhöht die Zielsicherheit.
    Eine Amputation ist keine Heilung,
    kann aber das kleinere Übel sein.

    #2
    Stanzbiopsie mit unzureichender Lagebestimmung im Bezug zum Ultraschallbild - normal

    Hallo, grüß Dich Joachim und Interessierte für neue Technik!

    Was hältst Du davon?

    Histoscanning - Dr. Oliver Markovsky ist einer der Referenten, den Dr. Eichhorn demnächst in Patiententag in der "Urologischen Klinik Dr. Carstringius" München Planegg vorstellt!

    Zitat aus der Einladungsliste von Dr. Eichhorn:

    Histoscanning (Dr. Oliver Markovsky)

    Was ist Histoscanning?

    Es handelt sich um ein neues, hochinteressantes, computergestütztes Verfahren zum Sichtbarmachen und zur Quantifizierung von Gewebeveränderungen. Die neue Technik wird in Verbindung mit 3D Ultraschallgeräten eingesetzt und filtert zusätzliche Informationen aus den Ultraschall Radiofrequenzdaten heraus.

    Hier ein Beispiel von www.histoscanning.com .Das verdächtige Gewebe ist rot markiert.

    Die Methode ist sehr vielversprechend. Erste Ergebnisse zeigen eine hohe Übereinstimmung mit den pathologischen Befunden aus der radikalen Prostatektomie.

    Besonders attraktiv könnte diese Technik zur Verlaufskontrolle bei Patienten unter einer "watchful waiting" -Strategie werden...

    Highlights von Kongress des Prostate Cancer Research Institut ( PCRI) 11.-13.9.2009 in Los Angeles


    (Dr. Eichhorn)


    Die Themen dieser Veranstaltung finden Sie unter www.PCRI.org

    Dr. Eichhorn möge mir verzeihen, daß ich ihm vorgegriffen habe. Selbstverständlich gibt es noch weitere Interessante Themen. Diese Veranstaltung wird bestimmt noch frühzeitig bekannt gegeben werden und verbleibe
    mit freundlichen Grüßen
    Helmut F.

    Kommentar


      #3
      Histoscanning

      Zitat von Helmut2
      Besonders attraktiv könnte diese Technik zur Verlaufskontrolle bei Patienten unter einer "watchful waiting" -Strategie werden...
      Besonders attraktiv ist diese Technik bereits, nämlich bei CTRUS/ANNA, wie von Prof. Loch Flensburg bei seiner Methode der gezielten Biopsie angewendet.

      Youtube-Film dazu

      Der bisherige Kritikpunkt an ANNA, dass man dazu nach Flensburg musste, wird in Kürze erledigt sein. Dann kann auch andernorts in Deutschland die TRUS-Aufnahme und nach Analyse in einem Rechner mit Falldatenbank die gezielte Biopsie durchgeführt werden.

      Lektüre: ANNA hilft Präventionsmuffeln auf die Sprünge

      Kommentar


        #4
        und die Lagebestimmung bei der Biopsie ?

        Diese verbesserten Auswertemethoden der Ultraschallsignale können sicherlich ein großer Fortschritt werden ! Auch hier würde aber eine Verifikation durch eine Biopsie die Aussagekraft erhöhen, wobei die Biopsie ja nur punkuelle Aussagen gibt, der Ultraschall dreidimensionale.

        Aber was ist denn nun Stand der Technik bei den Biopsien? Wird anderswo die genaue Position der Biopsie und die Anordnung/Ausrichtung des Stanzenmaterials notiert, und vielleicht auch im Ultraschallbild dargestellt und abgespeichert oder ausgedruckt? Oder immer nur Prozentwerte angegeben ?
        Eine Amputation ist keine Heilung,
        kann aber das kleinere Übel sein.

        Kommentar


          #5
          Stanzbiopsie mit unzureichender Lagebestimmung im Bezug zum Ultraschallbild - norma

          Lieber Joachim,
          Zitat von Joachim_Bln Beitrag anzeigen
          Aber was ist denn nun Stand der Technik bei den Biopsien? Wird anderswo die genaue Position der Biopsie und die Anordnung/Ausrichtung des Stanzenmaterials notiert, und vielleicht auch im Ultraschallbild dargestellt und abgespeichert oder ausgedruckt? Oder immer nur Prozentwerte angegeben ?
          ob der Urologe der die Biopsien von der Prostata entnimmt, immer genau weiß an welchem Standort er gerade ist, bezweifle ich, denn die Prostata ist ja nicht wie ein Knochen fest verankert und läßt sich daher auch verschieben!

          Die Reverenzpathologen hätten es schon gerne genau -z.B Skizze und Nummerierung sowie Reihenfolge- um die Stanzen und die Ausdehnung des Krebsherdes besser zu beurteilen!
          Gruß, Helmut

          Kommentar

          Lädt...
          X