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Frische PCa-Diagnose und Bitte um Rat

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    #16
    Zitat von helmut.k Beitrag anzeigen
    frage ich, ob bei meiner schon vergrößerten Prostata und der Beeinträchtigung des Harnflusses nicht sowieso eine operative Maßnahme nötig sein wird.
    Gruß, Helmut
    Hallo Helmut,

    wenn Du Probleme beim Wasserlassen hast, spricht viel für die OP. Denn einer der Vorteile der OP ist, dass der Druck der Prostata auf die Harnröhre nach der OP nicht mehr vorhanden ist und es beim Wasserlassen keine Probleme mehr gibt. Eher das Gegenteil, wenn Du Pech hast, dass als Nebenwirkung eine Inkontinenz eintritt. Aber diese Risiko ist heute Angesichts verbesserter OP-Techniken nicht mehr so groß.

    Gruß

    Hansjörg Burger

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      #17
      Zitat von Rustra
      Jeder Operateur oder Strahlentherapeut wird im übrigen dankbar sein, wenn du deine Prostata vor der Behandlung erstmal verkleinerst, mit HB.
      Öfters mal was Neues.

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        #18
        Zitat von RuStra Beitrag anzeigen
        Jeder Operateur oder Strahlentherapeut wird im übrigen dankbar sein, wenn du deine Prostata vor der Behandlung erstmal verkleinerst, mit HB.

        Rudolf
        Hallo Rudol,

        genau das stimmt nicht.

        Vor einer OP sollte man keine adjuvante Hormontherapie machen, weil sich die Zellen verändern und beim Schnellschnitt keine Beurteilung mehr möglich ist. Eine Nervschonende OP ist damit erschwert.

        Außerdem verändert die Hormonblockade den Gleason Score. Er wird fälschlicherweise erhöht. Und der Gleason Score ist nun mal nach einer OP eine wichtige Aussage für die weitere Prognose und den Verlauf.

        Bei einer Strahlentherapie sieht es anders aus. Da kann unter bestimmten Bedingungen eine vorherige oder begleitende HB sinnvoll sein.

        Auch nach einer Strahlentherapie sollte der Gleason Score nicht mehr bestimmt. werden.

        Diese Weisheit habe ich von Prof. Dr. Helpap, dem Nestor der deutschen Prostatapathologie. Er hat sie auf dem südwestdeutschen Urologenkongress 2009 in Freiburg in einem Diskussionsbeitrag geäußert.

        Gruß

        Hansjörg Burger

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          #19
          Therapieempfehlung: RRP ohne Nervenerhalt

          Heute komme ich aus einem Gespräch mit dem Urologen über den Biopsiebefund:
          Prof. Z. sieht nur zwei Alternativen, wobei er die eine klar bevorzugt: die "klassische, den Goldstandard nach aller medizinischen Erfahrung und entsprechend den Leitlinien": die RRP (Bauchschnitt), wobei er sofort feststellt, dass in meinem Fall (bei einem Tumor, wie bei mir diagnostiziert) ein Nervenerhalt nicht mehr möglich sei. Nur so sei eine völlig Entfernung des Tumorgewebes möglich und nur so könne er unbefallene Schnittränder garantieren. Daher rät er auch von einer OP mit DaVinci ab, da jene nicht alle befallenen Randbereiche erfolgreich entfernen könne.
          Potenzerhaltung also nein; seine Patienten hätten aber gute Erfahrung hinsichtlich Kontinenz gehabt. Hohe RPE-Zahlen in der Klinik: über 140/Jahr seit Jahrzehnten:

          Er würde auch eine externe Strahlentherapie vermitteln; das empfehle er aber nicht; denn zwar sei die Lebenserwartung bis zu 10 Jahre nach der Therapie gleich wie nach einer RPE; nach diesen ersten 10 Jahren aber sei bei einer Strahlentherapie die Kurve der Lebenserwartung abfallend, während der Kurvenverlauf nach RPE (in seiner Klinik) gleich stabil bliebe.

          Brachytherapie sei bei mir nicht mehr sinnvoll; kein Therapieerfolg mehr zu erwarten;

          Gegen eine pathologische Zweitmeinung (etwa durch Prof Bonkoff) habe er nichts einzuwenden; das bringe mir aber nichts.

          Das Gespräch war offenbar zwischen zwei Op-Termine eingeklemmt; mehrfach klingelte das Handy ("ja ich komme sofort", "bin schon unterwegs"); es wurde ein weiterer Gesprächstermin an einem Abend - zeitlich offen - vereinbart.
          meine PCa-Historie: de.myprostate.eu

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            #20
            Hallo Helmut,

            dann mach das doch so, wie der Professor Dir empfiehlt.

            Übrigens ist der pathologische Befund nach der OP viel genauer und Aussagefähiger als der Biopsiebefund.

            Deshalb würde ich auf die Zweitbefundung nach der Biopsie verzichten, zu mal sie den Hauptfehler der Biopsie, nämlich dass sie nur eine "Stichprobe" ist, nicht beheben kann.

            Gruß

            Hansjörg Burger

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              #21
              Hallo Helmut !

              Ich hatte nach der Entdeckung unserer gemeinsamen Krankheit auch eine vergleichbare "Beratung" von meinem damaligen Urolgen. Nachdem ich zuhause zur Besinnung gekommen bin habe Seine Prixis nicht mehr betreten. Die Behandlung meiner Krankheit habe ich dann selber gesteuert.

              Die Aussagen Deines Urologen halte ich in vielen Punkten für pauschal und falsch.

              Bernhard A.

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                #22
                Hallo Helmut, hallo Bernahrd,

                ich halte Bernhards Therapieentscheidung für äußerst erwägenswert und er ist auch bislang gut gefahren damit. Dennoch -wie bereits erwähnt- fehlen noch Langzeitergebnisse. Woher sollen wir denn wissen, was auf Dauer erfolgsversprechender ist? Gibt es noch einen vergleichbaren Fall hier?
                Vielleicht ist die einzige echte Chance, erst im hohen Alter diagnostiziert zu werden und "mit" dem Freund zu sterben.
                Fatalismus beiseite, mir scheint es immer noch spekulativ, der Bestrahlung oder der OP mehr Erfolgschancen bei der Vermeidung von R1 bzw. der Zurücklassung von Tumorresten einzuräumen. Wir wissen es einfach nicht.

                Also...

                Die OP-Zahlen in der Klinik 140/Jahr halte ich nicht unbedingt für beruhigend. Da gibt es erfahrenere.

                Viel Erfolg und Glück!
                Wassermann
                Die Prostata, des Mannes Drüse,
                Dient den Spermien als Düse.
                Doch will der Tumor sie zerfressen,
                Liegt's im eigenen Ermessen,
                Ob du lässt sie dir entfernen
                Oder bestrahlen; gar mit Kernen?
                Gehörst du zu den richtig Schlauen,
                Die den Doktoren sehr misstrauen,
                Bewahrst du dir deinen Hùmor.
                Und stirbst glücklich mit dem Tùmor
                Doch:
                Egal ob Raubtier oder Haus-
                tier,
                so leicht kriegst du das nicht raus
                hier.
                Somit komm ich zu dem Schluss:
                Der Krebs macht einigen Verdruss.

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                  #23
                  Hallo Wassermann !

                  Von Dir ein
                  ich halte Bernhards Therapieentscheidung für äußerst erwägenswert und er ist auch bislang gut gefahren damit. Dennoch -wie bereits erwähnt- fehlen noch Langzeitergebnisse. Woher sollen wir denn wissen, was auf Dauer erfolgsversprechender ist? Gibt es noch einen vergleichbaren Fall hier?

                  Es gibt hier noch weitere Mitstreiter die eine Therapie aus Afterloading und Äußerer Bestrahlung hatten (häufig mit Kurzzeit HB).
                  Wenn man auf die hohen Gleason- und PSA-Werte der Teilnehmer schaut, sieht das gar nicht so schlecht aus:

                  -BarryS - keine Information
                  -Dieterdo - Rezidiv (gestorben) GL 4+5
                  -Bernhard A. - bisher in allen Belangen voller Th.-Erfolg, GL 4+3
                  -dire(altes Forum) - bisher in allen Belangen voller Th.-Erfolg, GL 4+3
                  -Erik.O. - bisher erfolgreich. GL 4+3
                  -ernst.k - keine Information
                  -Frithjof - keine neue Info-vor 2 Jahre noch Erfolg
                  -HerriS - z.Z.=Rezidiv, GL 4+3, aPSA 56
                  -GerhardL - eventuell Rezidiv, PSA 20
                  -Konrad10 - keine Information
                  -Kristian - vermutlich Rezidiv, GL 4+3
                  -peter sp - bislang Therapieerfolg, GL 4+3
                  -Patrick - bislang Therapieerfolg, GL 4+3
                  -monalisa - bislang Therapieerfolg, GL 4+5
                  -Senza - keine Angaben, GL 4+4
                  -schfer1 - keine Angaben(Therapie bereits vor zwölf Jahren)

                  Gruß
                  Bernhard A.

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                    #24
                    Meine nächsten Schritte

                    Zuerst hatte mich nach dem Gespräch mit dem Urologen Z. ein gewisser Fatalismus befallen. Meine Frau und ich führten dann aber lange Gespräche, die in einem Telefonat mit dem Leiter der regionalen SH, Norbert Kehl, mündeten. Seine Worte haben mir den Kopf wieder klar gemacht und er hat mich dankenswerterweise auf Alternativen hingewiesen.
                    So ist mein Terminkalender für die nächsten Tage gefüllt.
                    Heute hatte ich erste Gespräche mit Dr. Neubauer vom WPZ in Köln, Klinik am Ring. Morgen habe ich in Homburg einen Termin mit Prof. Siemer über eine DaVinci gestützte OP, am Montag werde ich am monatlichen Treffen der Selbsthilfegruppe Saarbrücken teilnehmen; für Dienstag steht ein zweites Gespräch mit Prof Z. an (das ich vielleicht auch verschiebe) und am Mittwoch treffe ich mich mit Dr. Neubauer in Köln. Da er von einer (geringen) Wahrscheinlichkeit ausgeht, dass Tumorzellen bereits die Prostata verlassen haben, werde ich mit ihm über eine kombinierte Therapie von Afterloading und externer Bestrahlung oder Varianten sprechen.
                    Bei diesen kleinen Planungsschritte bemerke ich eine Veränderung in meinem Denken. Der Tumor verliert für mich den Charakter eines störenden Fremdkörpers, der von außen bzw. von fremden Händen, den Ärzten, beseitigt oder ausgeschaltet werden soll, und verändert sich zu einem Teil meines eigenen aus dem Gleichgewicht geratenen gesamten Körpers.
                    Jedenfall habe ich den Kopf wieder oben und neuen Mut gefasst - und dafür danke ich auch allen Gesprächspartnern in Gesprächen, Nachrichtenausstausch und Forumsbeiträgen.

                    Gruß,

                    Helmut
                    meine PCa-Historie: de.myprostate.eu

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                      #25
                      Zweitmeinung: OP ohne Nerverhalt

                      Hallo,
                      gestern habe ich eine Zweitmeinung zur empfohlenen OP eingeholt bei Prof. Siemer, Uni-Klinik, Homburg.
                      Er sieht bei meinem Befund zwei Therapiemöglichkeiten: Radiologie oder OP; beide gleich sicher; er sieht Vorteil für OP, da ich bei späterem Auftreten eines (neuen) Tumors dann noch die Waffe einer Bestrahlung in der Hand habe.
                      S. erklärt, er könne den ganzen Tumor (oder alle Tumore) sicher entfernen (keine Garantie), wenn er auf Erhaltung der Nerven verzichtet (!), weil bei mir der Apex beidseitig befallen ist. Er könne die Nerven auch erhalten, aber dann sei das Risiko größer.
                      S. wird die OP mit DaVinci durchführen. Diese Methode sei sicherer und risikoärmer. "Ein guter Operateur wird mit DaVinci besser operieren. Auch Prof. Huland steigt auf DaVinci um." Die Vorurteile gegen laproskopische OP's treffen die alten laprosk. Hilfsmittel (nur zweidimensionale Sicht, Schneidinstrumente zur senkrecht bzw. waagerecht bewegbar); mit DaVinci dreidimensionale Sicht (Kameras können auch unter/hinter die Prostata blicken) und die Instrumente sind voll beweglich wie Chirurgenhände.

                      Es war ein gutes Gespräch mit dem Arzt. Aber es belastet mich, mich jetzt für eine Therapie auszusprechen, die von vorne herein endgültig auf den Erhalt der Potenz verzichtet. Mit anderen Worten: Ich nehme eine Sperre wahr,zum Arzt zu sagen: O.K., mach die Op, ich verzeichte auf den Nervenerhalt.
                      Gruß,
                      Helmut
                      meine PCa-Historie: de.myprostate.eu

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                        #26
                        Hallo,

                        wenn Dir der Erhalt der Erektion das Wichtigste ist, dann solltest Du eine andere Therapie, beispielsweise die Strahlentherapie wählen. Da tritt die erektile Dysfunktion meist als Spätfolge erst nach Jahren auf.

                        Allerdings kann ich Dir aus eigenem Erleben versicheren, es gibt etwas Wichtigeres als Sex, nämlich das Leben selbst.

                        Außerdem bleibt bei auch bei nicht Nerverhaltender OP die
                        Orgasmusfähigkeit des Mannes erhalten.

                        Ich würde an Deiner Stelle dem Operateur sagen:

                        1.) Priorität: Entfernung des Tumors im Ganzen
                        2.) Priorität: Nerverhalt, wenn es das Tumorstadium und insbesondere die Ergebnisse des Schnellschnittes während der OP zu lassen.

                        Neulich meldete sich ein Betroffener im Forum, der aus seinen ausdrücklichen Wunsch hin beidseitig Nerv erhaltend operiert wurde und nach der OP einen Befund mit T3b, positivem Schnittrand und Lymphknotenbefall hatte. Ein lokal fortgeschrittenes Stadium bei dem eine Nerverhaltende OP aus meiner Sicht ein totaler Blödsinn ist.

                        Daniel Schmidt meinte dazu trocken:

                        "Das war wohl mehr eine Tumor schonende, als eine Nerv schonende OP!"

                        Da für den Betroffenen auf Grund des Lymphknotenbefalls eine Hormonblockade als Folgetherapie im Raume stand, spielte aus meiner Sicht der Nerverhalt sowieso keine Rolle mehr, da durch die chemische Kastration die Libido und die Orgasmusfähigkeit weggenommen wird.


                        Gruß

                        Hansjörg Burger
                        Selbsthilfegruppe Prostatakrebs Rhein-Neckar e.V.

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                          #27
                          Hallo Hansjörg !

                          Von Dir ein
                          Hallo, wenn Dir der Erhalt der Erektion das Wichtigste ist, dann solltest Du eine andere Therapie, beispielsweise die Strahlentherapie wählen. Da tritt die erektile Dysfunktion meist als Spätfolge erst nach Jahren auf.

                          Bei mir ist die Behandlung jetzt 4 Jahre her. Bei eingen hier im Forum, die mit Brachy beandelt worden sind, ist die Therapie noch 1 bis Jahr länger her. Wir haben fast alle keine ED-Probleme oder aber beherschbare Probleme (Cialis etc ..)
                          Wenn Du so genau weißt, daß wir diese Probleme bekommen, dann sage uns doch mal wann wir sie bekommen werden ?
                          Bei mir jedenfalls ist es von Jahr zu Jahr besser geworden.
                          Hansjörg, ich glaube nicht, daß Du Dich mit den Brachy-Therapien so gut auskennst, daß Du für uns Bestrahlten, über unserer ED-Probleme, hier im Forum, in dieser pauschalen Form berichten kannst.

                          Gruß
                          Bernhard A.

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                            #28
                            Zitat von Bernhard A. Beitrag anzeigen
                            Wir haben fast alle keine ED-Probleme oder aber beherschbare Probleme (Cialis etc ..)
                            Beherrschbare Probleme (Cialis etc...) sind trotzdem Probleme. Man weiss, dass ca. 80% der Patienten auf Cialis ansprechen, wenn Sie nur bestrahlt wurden und keine OP stattfand.
                            Die Probleme sind zwar nicht so heftig wie nach OP, aber es sind eben doch Probleme. Also würde ich das nicht abtun.
                            In der Regel treten solche Nebenwirkungen 3-5 Jahre nach Strahlentherapie auf.
                            Man darf allerdings auch nicht vergessen, dass in den letzten Jahren mehr Patienten eine Hormontherapie parallel zur Strahlentherapie erhalten und dass die Dauer dieser ebenfalls zugenommen hat, so dass einige Patientne jetzt 3 Jahre Hormonbehandlung erhalten. Insofern kann eine Strahlentherapie auch aufgrund der damit verbundenen Hormontherapie auch kurzfristig zu Erektionsstärungen führen.
                            Der Strahlentherapeut.

                            Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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                              #29
                              Zitat von helmut.k Beitrag anzeigen
                              Hallo,
                              gestern habe ich eine Zweitmeinung zur empfohlenen OP eingeholt bei Prof. Siemer, Uni-Klinik, Homburg.
                              Er sieht bei meinem Befund zwei Therapiemöglichkeiten: Radiologie oder OP; beide gleich sicher; er sieht Vorteil für OP, da ich bei späterem Auftreten eines (neuen) Tumors dann noch die Waffe einer Bestrahlung in der Hand habe.
                              Hallo Helmut,

                              erneut bist du vor die Standard-Therapie-Alternative gestellt: Radiologie oder OP.
                              Das Argument allerdings, dass man bei späterem Auftreten eines Rezidivs dann noch eine weitere Waffe hätte, lässt sich ausbauen: Wir haben immer mit "Pfeilen im Köcher" argumentiert.

                              Bloss dass früher in diesem Forum die Argumentation für eine primäre Hormonblockade damit anfing: Mit einer DHB oder ADT3 oder ADT4 gewinnst du Zeit und kannst später immer noch eine OP oder Strahlentherapie machen.

                              Seltsam, dass die HB heutzutage keine Rolle mehr spielt.
                              Ich fühle mich in der Argumentationsweise, wie ich sie von Hansjörg oder Herrn Schmidt hier erlebe, zurückversetzt in die Zeit vor der Propagierung der DHB durch Christian (auch wenn ich das erst später nachvollzogen habe).

                              S. erklärt, er könne den ganzen Tumor (oder alle Tumore) sicher entfernen (keine Garantie), wenn er auf Erhaltung der Nerven verzichtet (!), weil bei mir der Apex beidseitig befallen ist. Er könne die Nerven auch erhalten, aber dann sei das Risiko größer.
                              ...

                              Es war ein gutes Gespräch mit dem Arzt. Aber es belastet mich, mich jetzt für eine Therapie auszusprechen, die von vorne herein endgültig auf den Erhalt der Potenz verzichtet. Mit anderen Worten: Ich nehme eine Sperre wahr,zum Arzt zu sagen: O.K., mach die Op, ich verzeichte auf den Nervenerhalt.
                              Gruß,
                              Helmut
                              Ich bin der Meinung, dass die grundsätzlichen Argumente, die vor Jahren für den Einsatz einer systemischen Antwort auf die Krebs-Diagnose gesprochen haben, immer noch gelten.
                              Darüberhinaus meine ich, dass die Logik der systemischen Antwort sich im Laufe der letzten Jahre immer mehr bestätigt und die Möglichkeiten dieser systemischen Antwort nicht eingeschränkt, sondern erweitert worden sind.

                              Was waren die grundsätzlichen Argumente?

                              1. Krebs ist meist eine systemische Erkrankung, benötigt deshalb auch eine systemische Antwort. Beim Prostatakrebs ist allerdings der Anteil von eigentlich nicht bedrohlichen Anfangskrebsen im Vergleich zu anderen Krebs-Erkrankungen höher.
                              Wenn in den OP-Statistiken langjähriges PSA-freies Überleben dokumentiert wird, dann zeigt das nur, dass es einen Teil der PCa-Erkrankungen gibt, die in der Tat wenig systemischen Charakter hatten.
                              Aber es gibt auch viele Fälle von HB-Eingriffen bzw. Orchiektomien, die ebenfalls jahrzehntelanges PSA-freies Überleben zeitigten.

                              2. Hormonblockade oder -allgemeiner- ein systemischer biochemischer Eingriff (auch Chemo gehört hier rein) ist eine reversible Angelegenheit, solange die Grundsysteme des Körpers nicht gekippt werden. OP und Radiation sind aber irreversible Eingriffe.
                              Mit einer systemischen Erst-Reaktion auf eine Krebs-Diagnose, die reversibel ist, kann ich hinterher den Zustand vor dem Eingriff wiederherstellen und habe aber die Tumormasse verrringert oder sogar beseitigt.

                              3. Die Theorie hinter einem biochemischen Eingriff muss ein mehr oder minder plausibles Modell von den Geschehnissen im Körper und insbesondere in den Tumoren zur Voraussetzung haben. Die Theorie hinter OP und Radiatio ist lediglich auf einen einzigen Punkt hin nötig, wie beseitige/zerstöre ich am meisten?
                              Wenn im Jahre 2000 Weinberg und Hanahan "Hallmarks of Cancer" (die "7 teuflischen Eigenschaften", wie Dr.Kremer sie nannte) benannten, so werden mittlerweile 2 weitere reklamiert: Das Umschalten auf einen anderen Stoffwechsel über den Pentose-Phospat-Weg mittels TKTL1 (Coy) und das inflammatorische Mikroumfeld, das Voraussetzung für Metastasierung ist (Mantovani).
                              Die früher alleinige Erklärung der Krebsentstehung, nämlich über genetische Mutationen, ist einer Ausweitung der Erklärungsmodelle auf viele Ursachen gewichen. Erst recht nach den ernüchternden Ergebnissen des Human-Genom-Projektes.

                              Zusammengefasst sprechen heute mehr als früher grundsätzliche Überlegungen dafür, in der Therapie der eigenen Krebs-Erkrankung möglichst reversibel wirkende Massnahmen zu ergreifen, die Zeitgewinn versprechen.
                              Nur über das wirkliche Verstehen der Krebs- und Metastasierungsprozesse wird sich eine tatsächliche Heilungsaussicht eröffnen. Dieses Verstehen ist aber tatsächlich in den letzten Jahren erheblich vorangekommen.

                              Wenn z.B. die Inflammation "die andere Hälfte des Tumors" ist, wie ich vor ein paar Tagen gegenüber Herrn Schmidt anführte, dann ist das nicht ein Argument dafür, dass die bisherigen Therapie-Optionen in Frage gestellt werden sollen, sondern es ist die Eröffnung einer weiteren Therapie-Option, und zwar einer systemischen, indem ich eine anti-inflammatorische Therapie mache. In der klassischen DHB-/Leibowitz-Debatte ist es hier der Frage des Einsatzes eines COX-2-Hemmers gewesen (Celebrex).

                              Wenn z.B. bei einer Hormonblockade immer mit dem angeblich unausweichlichen Umkippen in die Androgenresistenz argumentiert wird, dann nutzt es für die Lösung des PK-Problems nix, vor lauter Schreck auf die Therapie-Option HB zu verzichten und in angeblich sichere Therapien zu flüchten, sondern man muss sich fragen, was ist Androgenresistenz und wie kann ich sie vermeiden. Und da liefert Prof. Bonkhoff erhebliche Beiträge. Wenn der Androgenrezeptor "das wichtigste Target des PCa" (Bonkhoff) ist, dann ist die Nicht-Beachtung dieses Parameters im klinischen Alltag der allergrösste Behandlungs-Skandal, auf den wir als Selbsthilfe-Organisation als erstes hinweisen müssten.
                              Schon immer hat z.B. Dr.Strum im Rahmen der HB-Debatte auch aufs Prolaktin hingewiesen und gelegentlich einen Prolaktin-Hemmer empfohlen. Solch ein Hemmer ist aber eine Substanz, die den AR herunterreguliert. Wie Silymarin auch, wie Granatapfel, Genistein, Resveratrol und Sulforaphane (Brokkoli) auch. Hier wissen wir einfach viel mehr als früher.

                              Ich würde also als Ergänzung zu der Antwort von Hansjörg, die er heute morgen gegeben hat
                              wenn Dir der Erhalt der Erektion das Wichtigste ist, dann solltest Du eine andere Therapie, beispielsweise die Strahlentherapie wählen.
                              sagen:
                              Wenn dir der langfristige Erhalt der Erektion wichtig ist, dann solltest Du jetzt als Erst-Antwort auf die Diagnose eine systemische Therapie wählen, deren Bestandteil eine zeitlich begrenzte 3- oder 4-fache HB ist und diese Therapie nach Ende der HB nicht einstellen, sondern noch ausweiten.

                              Grüsse,
                              Rudolf

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                                #30
                                Zitat von RuStra Beitrag anzeigen
                                Hallo Helmut,
                                Seltsam, dass die HB heutzutage keine Rolle mehr spielt.
                                Ich fühle mich in der Argumentationsweise, wie ich sie von Hansjörg oder Herrn Schmidt hier erlebe, zurückversetzt in die Zeit vor der Propagierung der DHB durch Christian (auch wenn ich das erst später nachvollzogen habe).
                                Es gibt mittlerweile eine randomisierte Studie, die:
                                a) Hormontherapie + evtl. später Op/Bestrahlung
                                mit
                                b) primäre Radiotherapie und Hormontherapie
                                verglichen hat.
                                "Endocrine treatment, with or without radiotherapy, in
                                locally advanced prostate cancer (SPCG-7/SFUO-3): an open
                                randomised phase III trial"

                                Diese Studie zeigt einen signifikanten Überlebensvorteil nach 10 Jahren von 10% für die Gruppe der primär bestrahlten Patienten.
                                Somit kann man evidenzbasiert heute sagen, dass wenn eine Langzeitprognose besteht (Patient nicht zu alt, keine begrenzenden Nebenerkrankungen) die Radiotherapie+Hormontherapie der alleinigen Hormontherapie vorzuziehen ist.

                                1. Krebs ist meist eine systemische Erkrankung, benötigt deshalb auch eine systemische Antwort.
                                Dies ist eine grundsätzlich falsche Feststellung. Für eine Reieh von Tumoren bringt die systemische Behandlung nichts, wenn primär gut genug bestrahlt oder operiert wird.
                                Fortgeschrittene Tumoren profitieren von einer systemischen Behandlung. Allerdings gibt es keinen einzigen soliden Krebs, der mit einer systemischen Behandlung alleine geheilt werden kann. Keinen einzigen.
                                Ich sage "solide", weil Lymphome und Leukämien die Ausnahme sind. Dort kann man mit Chemotherapie alleine eine Heilung manchmal erreichen.


                                Aber es gibt auch viele Fälle von HB-Eingriffen bzw. Orchiektomien, die ebenfalls jahrzehntelanges PSA-freies Überleben zeitigten.
                                Ich hätte gerne diese Daten gesehen.
                                In der skandinavischen randomisierten Studie, die ich oben erwähnt habe lag die PSA-Rezidivrate nach 10 Jahren mit alleinger Hormontherapie bei 80%. 80% der Patienten hatten aktiven Tumor spätestens nach 10 Jahren.

                                Hormonblockade oder -allgemeiner- ein systemischer biochemischer Eingriff (auch Chemo gehört hier rein) ist eine reversible Angelegenheit, solange die Grundsysteme des Körpers nicht gekippt werden.
                                "Solange die Grundsysteme des Körpers nicht gekippt werden".
                                Man kann auch an einer Chemotherapie sterben, falls Sie es nicht wussten.

                                Mit einer systemischen Erst-Reaktion auf eine Krebs-Diagnose, die reversibel ist, kann ich hinterher den Zustand vor dem Eingriff wiederherstellen und habe aber die Tumormasse verrringert oder sogar beseitigt.
                                Theoretisch ja. Das Problem ist bloss, dass Sie dabei mit der Hormontherapie die Masse an hormonsensiblen Zellen getötet haben, so dass Sie bei Fortführung dieser Behandlung ohne lokale Therapie quasi einen aggressiveren Tumor ranwachsen lassen. Sie züchten ihn praktisch an.
                                Das ist der Grund, warum der Krankheitsfortschritt bei hormonrefraktären Patienten manchmal so rasant ist. Das sind eben keine "einfachen" Tumorzellen mehr. Das sind die richtig bösen Jungs.


                                Nur über das wirkliche Verstehen der Krebs- und Metastasierungsprozesse wird sich eine tatsächliche Heilungsaussicht eröffnen.
                                Entweder so oder wenn Sie früh genug das Ding rausschneiden oder kaputtbestrahlen lassen.


                                Wenn dir der langfristige Erhalt der Erektion wichtig ist, dann solltest Du jetzt als Erst-Antwort auf die Diagnose eine systemische Therapie wählen, deren Bestandteil eine zeitlich begrenzte 3- oder 4-fache HB ist und diese Therapie nach Ende der HB nicht einstellen, sondern noch ausweiten.
                                Genau... Damit hat er nämlich spätestens nach 1 Monat keine Lust auf Sex und denkt er lebt in der Sahara... :-)
                                Der Strahlentherapeut.

                                Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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