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Halbwertszeiten versus Zerfallzeiten

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    Halbwertszeiten versus Zerfallzeiten

    Nachdem wohl nicht nur ich wegen der so unterschiedlichen Aussagen zum Thema Halbwertszeiten, und zwar besonders im Verhältnis zu den Eigenschaften des menschlichen Blutes teilweise etwas verunsichert war, habe ich gestern den Inhaber des renommierten Labors, dem ich seit Kenntnis von meinem Prostatakrebs mein Blut durch Entnahme vor Ort zur Überprüfung überließ, um klärende Erläuterungen wie folgt gebeten:

    Lieber Dr. Klein, bitte, haben Sie Verständnis, wenn ich Sie wegen dieses Themas, das menschliche Blut betreffend, noch einmal um Ihre freundliche Hilfe anspreche. Im Forum für an Prostatakrebs erkrankte Männer tauchte nämlich die Bezeichnung Halbwertszeit gerade für Blut auf. Man war und ist nämlich der Meinung, dass das Blut grundsätzlich nach Entnahme unverzüglich vom Labor untersucht weren müsse, weil nach längerer Verwahrung eine Auswertung zu falschen Ergebnissen führe, und zwar eben einfach - nach Laienmeinung - wegen der kurzen Halbwertszeit des Blutes.

    Nun erwähnten Sie anläßlich meines Besuches in der vergangenen Woche, dass man unter Halbwertszeit die Halbwertszeit zu verstehen habe, die Medikamente in Ihrer Wirkung oder eben dem Nachlassen dieser Wirkung im Blut betreffen, während es ansonsten, was das Blut selbst betrifft, sich um den Zerfall handel würde.

    Aber warum könnte ich das hier: http://www.medicoconsult.de/wiki/Lab...berkrankheiten doch anders verstehen? Ich würde mich freuen, wenn Sie mich entsprechend aufklären könnten, damit ich bei gelegentlichem Auftauchen dieses Themas für Richtigstellung sorgen kann. Es meinte nämlich gerade unlängst wieder jemand, dass besonders für den DHT-Wert rasche Befundung des Blutes notwendig sei, um einen korrekten Wert zu erhalten. Vielen Dank im voraus für Ihre Unterstützung.

    Hier die heute früh eingegangene Antwort:

    im WWW gehen die Begrifflichkeiten etwas durcheinander und werden synonym angewandt. Wenn wir Labormediziner von einer Halbwertszeit reden, meinen wir immer die biologische Halbwertszeit oder auch in-vivo-Halbwertszeit, also die Zeit, in der die Konzentration des Stoffes (Medikament oder auch ein im Menschen synthetisiertes Enzym (gamma-GT)) auf die Hälfte reduziert hat.

    Habe ich z.B. nach Einnahme von 2 Tabletten Carbamazepin einen Blutspiegel von 10 mg/l, so besagt die Halbwertszeit von 12 Stunden,dass im lebenden Organismus nach 12 Stunden nur noch die Hälfte, also 5 mg/l vorhanden sind. Eine Halbwertszeit der Creatinkinase (CK), ein Herzenzym, von 17 Stunden besagt, dass die im Serum vorhandene Konzentration von CK sich nach 17 Stunden auf die Hälfte reduziert hätte, wenn nicht ständig neue CK aus dem Herzmuskel ins Blut abgegeben wird. Tritt ein Herzinfarkt ein, steigt die Konzentration von CK dramatisch an. Ist die Gewebsschädigung gestoppt, reduziert sich die Konzentration jeweils um die Hälfte innerhalb von 17 Stunden. Beispiel: t=0: CK=500; t=17: CK=250; t=34: CK=125; t=51:CK=125 …., solange bis wieder ein Gleichgewicht zwischen gebildetem und abgebautem CK hergestellt ist.

    Das Problem der Analytik in-vitro, also im Reagenzglas, ist die Stabilität der Stoffe, die nachgewiesen werden sollen. Je nach Stoffgruppe zerfallen oder zersetzen sich die Produkte. Hier spricht man nicht von Halbwertszeit, sondern von Stabilität der Probe. Die Stabilität der Probe ist abhängig von der Temperatur, von der Probenart (Serum, Plasma, Urin, Liquor etc.), von Lichteinflüssen etc.. Wenn Sie einen Überblick der Stabilität verschiedenster Stoffe haben möchten, können Sie auf unsere Webseite gehen und dort unter Analysenverzeichnis nach den Stoffen suchen, die Sie interessieren. Hier finden Sie in den meisten Fällen die Stabilität bei RT=Raumtemperatur, 2-8°C=Kühlschranktemperatur, -20°C=Tiefkühlschrank.
    Hier der Link zu unserer Webseite: http://www.lab-kl.de und der Link direkt zum Analysenverzeichnis: http://elv.lab-kl.de

    Ich hoffe, dass ich Ihnen mit diesen Angaben weitergeholfen habe, wünsche Ihnen noch ein schönes Wochenende und verbleibe
    mit freundlichen Grüßen
    Dr. Michael Klein

    Nun ist zumindest für mich der Zusammenhang doch deutlich geworden.

    "Mit dem Alter nimmt die Urteilskraft zu und das Genie ab."
    (Immanuel Kant)
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