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Aspirin (Acetylsalicylsäure)

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    Aspirin (Acetylsalicylsäure)

    Aspirin nach Prostatektomie oder Bestrahlung äußerst hilfreich?

    Vom 31.10.-4.11.2010 findet in San Diego der 52. Jahreskongreß der American Society for Radiation Oncology ASTRO statt. Im Vorfeld bedeutender medizinischer Kongresse in den USA ist es üblich die Aufmnerksamtkeit der Öffentlichkeit durch die Publikmachung einiger spektakulärer Ergebnisse zu wecken. So auch jetzt vor dem 52. ASTRO Jahreskongreß.

    "Aspirin after Prostate Surgery or Radiation Therapy halves Risk of Death"

    Aspirin therapy in addition to radiation therapy or surgery for prostate cancer can reduce a patient's risk of death by over 50%, researchers from the University of Texas Southwestern Medical...


    Nach dieser Datenanalyse basierend auf der CaPSURE-Datenbank soll das Risiko nach RP oder RT an Prostatakrebs zu sterben durch die regelmäßige Einnahme von Aspirin im Zehnjahresbetrachtungszeitraum von 10% auf 4 % gesenkt werden.

    Voraussetzung sei allerdings, dass der Prostatakrebs noch nicht metastasiert hat!

    Nach dieser Unterwsuchung verhindert die Einnahme von Aspirin vor allem, dass der Prostatakrebs in die Knochen metastasiert. Das Risiko für Knochenmetastasen erwies sich unter Aspirin-Medikation als signifikant geringer.
    Am meisten sollen Patienten mit hohem Risiko aber lokal begrenztem Prostatakarzinom (ohne Metastasen) von der Aspirin-Einnahme profitieren.

    (Aspirin wird in dieser Untersuchung fälschlicherweise den Antikoagulanzien zugeschlagen und mit diesen verglichen. Die Acetylsalicylsäure zählt zu den Thrombozytenaggregationshemmern und nicht zu den Antikoagulantien im engeren Sinn, wie z.B. Warfarin oder Heparin. Bleibt die Hoffnung, dass die Untersuchung aber sonst korrekt ist).

    Die Analyse wurde bereits im April 2010 in der wissenschaftlichen Zeitschrift "Cancer" veröffentlicht und die Aussagen waren damals nicht ganz so spektakulär formuliert:

    : AC therapy was associated with an improvement in biochemical control in patients with prostate cancer who received RT with curative intent. The effect was most prominent in patients who had high-risk disease. Cancer 2010. (c) 2010 American Cancer Society.


    Es liegen weitere Veröffentlichungen vor, die eine präventive Wirkung von Aspirin bei Prostatakrebs stark vermuten, aber deutlich zurückhaltender sind und noch zusätzliche Studien fordern. So z.B.:

    Recent interest has focused on the role that inflammation may play in the development of prostate cancer and whether use of aspirin or other nonsteroidal antiinflammatory drugs (NSAIDs) affects risk. In a population-based case-control study designed to investigate the relation between these medicati …

    The association between use of aspirin and other nonsteroidal anti-inflammatory drugs (NSAIDs) and the risk of prostate cancer remains controversial despite many observational epidemiological studies. We conducted a systematic meta-analysis of these studies to examine both the strength and the consi …


    Wie immer gibt es natürlich auch zahlreiche Veröffentlichungen, die keinen Zusammenhang zwischen Asprineinnahme und Prostatakrebsrisiko feststellen konnten oder die nur einen PSA-Kosmetikeffekt (Absenkung des PSA-Wertes ohne positive Einwirkung auf die Tumorentwicklung) vermuten. Sie beziehen sich aber nicht direkt auf die Wirkung von Aspirin nach Prostatektomie oder Bestrahlung, wie die auf dem 52. ASTRO Kongreß am 3.Nov. 2010 zur Vorstellung vorgesehene Analyse "Aspirin Use and the Risk of Prostate Cancer Death in Men Treated with Prostatectomy or Radiotherapy: Results from the CaPSURE Database" von Choe Kevin et al.

    #2
    Somit haben Schlaganfallpatienten (100 mg ASS täglich) auch einen Prostatakrebsschutz, oder?

    Kommentar


      #3
      Zitat von Josef Beitrag anzeigen
      Somit haben Schlaganfallpatienten (100 mg ASS täglich) auch einen Prostatakrebsschutz, oder?
      Nach Ansicht des führenden Autors dieser Analyse, Kevin Choe, schon!
      "Dr. Choe points out that those patients who are taking aspirin for other reasons may see an added benefit."

      Der derzeitige Präsident von ASTRO, Anthony Zietman, ist allerdings etwas zurückhaltender. Nach seiner Ansicht müssen die Daten der Choe Analyse erst weitere Bestätigung finden. Vor allem sei die optimale
      Dosierung von Aspirin
      , im Hinblick auf eine Wirkung gegen Prostatakrebs, noch völlig unklar.
      Die Choe Studie bietet da keine guten Anhaltspunkte, da bei einer Befragung im Nachhinein Patienten oft keine klaren Angaben über die jahrelang eingenommene Dosis machen können. Sie grenzt sich gegenüber anderen Untersuchungen dadurch ab, dass nur Patienten nach primärer Ersttherapie, Prostatektomie oder Bestrahlung, enthalten sind. Auch wird die positive Wirkung nur für Patienten ohne Fernmetastasen vor und nach Ersttherapie postuliert.

      Andere Veröffentlichungen betrachten meistens den Einsatz von Aspirin als Vorbeugung gegen Prostatakrebs, also den Zeitraum vor der Ersttherapie (Zwischen metastasiertem und nicht metastasiertem PCa wird nicht unterschieden). Hierbei kommt es zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Teilweise auch insofern ungünstig, als die regelmäßige Einnahme von Aspirin den PSA-Wert absenkt und damit eine frühzeitige Entdeckung eines PCa evtl. verhindert werden kann.
      Einige Studien zum Einsatz von Aspirin bei der generellen Prostatakrebsprävention kamen zu dem Ergebnis, dass 100mg Aspirin pro Tag nicht ausreichend sind. Deshalb wurde bei einer umfangreichen Kohorten-Analyse auf eine tägliche Dosis von 325mg (US Standarddosis für Erwachsene) Aspirin pro Tag abgestellt.

      Long-term daily use of adult-strength aspirin may be associated with modestly reduced overall cancer incidence in populations among whom colorectal, prostate, and breast cancers are common.

      Jacobs EJ, et al; A large cohort study of long-term daily use of adult-strength aspirin and caner incidence.

      Dabei zeigte sich eine moderate Reduzierung des Risikos für Darmkrebs und Prostatakrebs.

      Bei so hohen täglichen Dosen muß das mit der Aspirineinnahme einhergehende Risiko von inneren Blutungen, insbesondere im Magen, gegen den damit verbundenen Nutzen abgewogen werden.

      Wie bereits ausgeführt, stellt die Choe Analyse nicht auf eine generelle Prostatakrebsprävention ab, sondern auf die Situation nach primärer Ersttherapie. Auch hat sich nicht das biochemisch rezidivfreie Überleben als Studienziel, wie die meisten einschlägigen Untersuchungen, sondern das prostatakrebsspezifische Überleben.

      Nach meinen Erfahrungen kann auch die geringe Dosis von 100mg Aspirin pro Tag Auswirkungen auf den PSA Wert in Form einer Absenkung haben (Studien vermuten ca. 10% Absenkung im Durchschnitt). Offen bleibt die Frage ob dies dann ein reiner PSA-Maskierungseffekt ist oder eben doch auch eine Verbesserung des prostatakrebsspezifischen Überlebens im Sinne der Choe Studie beinhalten könnte.

      Kommentar


        #4
        nochmals Aspirin und Dosierung

        Generelle Prostatakrebsprävention

        Eine aktuell veröffentlichte sehr große Kohorten Analyse (VITAL) kommt zu dem Ergebnis, dass nur die tägliche Dosis von 325mg (regular strength aspirin USA) eine geringe Reduzierung bei Hochrisiko-Prostatakrebs bringt. In allen anderen Fällen konnte keine Wirkung festgestellt werden.



        Dies deckt sich mit der bereits vorgestellten Studie
        Long-term daily use of adult-strength aspirin may be associated with modestly reduced overall cancer incidence in populations among whom colorectal, prostate, and breast cancers are common.

        bei der ebenfalls nur die Dosis von 325mg (US adult strength aspirin)wirksam war.

        Dem steht die ebenfalls bereits zitierte Studie
        Recent interest has focused on the role that inflammation may play in the development of prostate cancer and whether use of aspirin or other nonsteroidal antiinflammatory drugs (NSAIDs) affects risk. In a population-based case-control study designed to investigate the relation between these medicati …

        gegenüber, die auch bei niedrig dosiertem Aspirin (100mg oder geringer) bei täglich langfristiger Einnahme eine Risikoreduktion bei Prostatakrebs zu erkennen glaubt.

        Am häufigsten ist die Wirkung der Aspirineinnahme bei Krebs im Zusammenhang mit Darmkrebs untersucht worden. Hier liegen sogar mehrere randomisierte Studien vor. Einen Überblick über fünf randomisierte Studien zum Darmkrebs gibt die Publikation:



        Bei vier Studien zeigte sich kein Vorteil einer Dosiserhöhung über 75mg hinaus. Als entscheidend erwies sich die tägliche langfristige (mehr als 5 Jahr) Einnahme von Aspirin. Nur bei einer Studie (Holländische TIA Studie) erwiesen sich niedrige Dosen (30mg) gegenüber höheren (283mg) im Hinblick auf das Risiko an Darmkrebs zu sterben als unterlegen.
        Die Überblicks-Publikation fasst das Ergebnis der fünf randomisierten Studien wie folgt zusammen:
        Die Einnahme von Aspirin über mehrere Jahre, mit einer Dosis von mindestens 75mg pro Tag, reduziert die Darmkrebshäufigkeit und die Sterblichkeit an Darmkrebs signifikant;
        mit teilweise spektakulären Prozentsätzen der Risikoreduktion (z.B. 70%) für Krebs im Grimmdarm (proximal colon).
        Die Wirkung einer geringen Aspirin Dosis von 75mg bei Darmkrebs wird z.B. aktuell auch bestätigt durch
        This is the first study to demonstrate a protective effect against CRC associated with the lowest dose of aspirin (75 mg per day) after only 5 years use in the general population. NSAID use prior to CRC diagnosis does not influence survival from the disease.


        Aspirin als Begleittherapie nach Ersttherapie Operation oder Bestrahlung

        Ein ähnliches Ergebnis wie es bei der Choe Kohorten Analyse zu Tage trat wurde jüngst für Brustkrebs publiziert. Es handelt sich dabei aber um eine Patientenfallstudie, also ein ganz anderer Ansatz.
        Maspin, a 42 kDa protein produced in normal breast cells, has been shown to inhibit the invasion and metastasis of breast cancer in an animal model. Ingestion of acetylsalicylic acid (aspirin) by breast cancer patients has been reported to restore the systemic synthesis of maspin through the stimula …

        Patientinnen mit Ersttherapie Operation, Bestrahlung und/oder Chemo erhielten Aspirin in der Dosis 75mg/70kg Körpergewicht täglich für 3 Jahre. Die Bildung von Metastasen konnte dadurch signifikant verringert werden.

        Die Choe Kohortenanalyse trägt alle Merkmale von Data Mining, was in anderen Wissenschaften sehr kritisch gesehen wird. Die Ergebnisse müßten dringend auf einer anderen Datengrundgesamtheit out of sample getestet werden. Aber positive Ergebnisse mit Aspirin bei anderen Krebsformen lassen die Ergebnisse der Choe Kohortenanalyse zumindest nicht ganz unwahrscheinlich erscheinen.

        Kommentar


          #5
          Guntermann,
          danke für Deine extrem gründliche und fundierte Aufbereitung der Datenlage. Zusammenfassend könnte man sagen: uneindeutig. Interessanterweise scheint die präventive Wirkung von z.B. Aspirin in der Blutverdünnung zu liegen. Ich hätte bisher gedacht, dass die entzündungshemmende Wirkung ausschlaggebend ist. Pat Walsh z.B. beschreibt die PCA Entstehung als Folge einer Entzündung, die oxidativen Stress verursacht, der Krebsauslösend ist. Entzündungshemmer sollten dann präventive Wirkung besitzen...

          Auch der von mir geschätzte Dr. Myers hat sich des Themas ASPIRIN angenommen. Hier seine Worte (sorry - ruck-zuck Übersetzung):
          -----------------------------------------------------------------------------------------------------------
          "Sollte Prostatakrebs-Patienten Baby Aspirin nehmen?"

          Heute wollen wir uns mal über ASPIRIN unterhalten. ... Aspirin ist wieder mal in der Presse im Zusammenhang mit Prostatakrebs erschienen. Aspirin taucht immer mal wieder in Zusammenhang mit unterschiedlichen Krankheiten auf. Die Frage die sich Ihnen stellt ist 'sollte ich Aspirin verwenden, und wie viel? Was sind die Vorteile, und wo liegen die Risiken' Nun, das ist ein Geflecht ohne klare schwarz/weiss Aussage. Erst mal möchte ich Ihnen aber sagen, dass nicht Jedermann eine Baby-Aspirin täglich nehmen sollte!

          Sprechen wir über die Risiken und Vorteile. Die Wirkung von Aspirin ist, es verringert die Bildung von Blutgerinnsel. Speziell die Blutplättchen, sie sind wichtig, wenn z.B. eine Arterie bricht, klumpen sie sich zusammen und stoppen so die Blutung. Man kann z.B. in den GI [gastro intestinal] Bereich bluten. Leute die erhebliche Dosen Aspirin jeden Tag nehmen, verlieren dadurch eine Menge Blut - vielleicht so einen Teelöffel pro Tag, oder mehr bis hin zu ernsthaften Mengen!

          Bei Baby-Aspirin, einer niedrig Dosis, liegt das eigentliche Risiko beim Schlaganfall, eine Blutung in Gehirn. Man kann die Blutung dann nicht stoppen, ernsthafte Schäden bis zum Tode könnten die Folge sein! Die Herausforderung besteht jetzt darin, ob die präventiven Vorteile oder die Risiken wie Verlust von Patienten durch Schlaganfall, überwiegen. Abgesehen davon kann Aspirin hochdosiert Nierenschäden verursachen. [Wechselwirkung mit Antidiabetika!] Was gibt es noch, Aspirin Allergie kann wichtig sein. .... Abschliessend kann man sagen, dass die Vorteile von Aspirin Einnahme bei Herz-Kreislauferkrankungen liegen. Die Datenlage ist hier ziemlich eindeutig: wenn bei Ihnen ein Herzinfarktrisiko vorliegt, bringt die Einnahme einer Baby-Aspirin jeden zweiten Tag, Vorteile. Wenn Sie aber kein Herzinfarkt-Risiko haben, ist das Risiko durch Aspirin höher zu werten wie dessen Vorteile.

          Nun zum Krebs. Unter den Krebsarten die den grössten Nutzen haben ist Darmkrebs. Die Evidenz ist hier ziemlich klar, dass Leute mit Darmkrebsrisiko davon profitieren können. Aber nicht Jeder ist in dieser Risikogruppe. Wenn sie ein Alter von 55 erreicht haben, und bei Koloskopie keine Darmpolypen gefunden wurden, ist das Risiko für Darmkrebs gering. Aspirin wäre dann keine gute Idee! Wenn Sie alle paar Jahre Darmpolypen entfernt bekommen, Ihr Gastro Doktor blass wird, wenn er Ihren Namen hört, dann ist tägliche Aspirineinname verantwortbar.

          Kommen wir zum Prostatakrebs. Die Literatur ist sehr verwirrend. Es gibt Studien mit Vorteilen oder Nachteilen. Eine Sache ist immer wiederkehrend. Wenn sich jemand einer Strahlentherapie aussetzt, und parallel Blutverdünner wie z.B. Coumadin oder auch Aspirin einnimmt, läuft die Strahlentherapie erfolgreicher wie bei Leuten, die diese Medikamente nicht einnehmen. Das ist das beste Ergebnis in einer Studie [über Aspirin]. Es gibt aber auch ein paar Gründe besorgt zu sein. Tony D'Amico hat in einer Studie festgestellt, dass Aspirin die Wirksamkeit der Hormonblockde negativ beeinflussen kann. Das ist natürlich eine komplexe Materie, da Patienten unter ADT immer auch ein Infarktrisiko haben. Evt. könnte man das dann doch andenken. Ich selbst bin mir noch nicht schlüssig ob Aspirin während einer ADT sinnvoll ist. Tonys Daten sind zu berücksichtigen, aber bei Patienten mit Infarktrisiko unter ADT überlege ich schon die Verwendung von Aspirin.

          So, das ist es, die Vorteile und Risiken von Aspirin - einen schönen Tag noch.
          -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

          Andi

          Kommentar


            #6
            Andi,
            danke für deine gute Übersetzung der informativen Meinung von Dr. Myers zur Einnahme von Aspirin.

            Das zentrale Element Risiko-Nutzenabwägung, das bei jeder Beurteilung einer Medikamenten- oder NEM-Einnahme gelten sollte, tritt in seiner Stellungnahme klar zu Tage. Trotzdem denke ich, ohne die Autorität des hier im Forum von vielen geschätzten Dr. Myers anzweifeln zu wollen, kann beim Problemfeld Aspirineinnahme noch weiter differenziert werden.

            Im Rahmen der vorzunehmenden Nutzwertanalyse sind auf der einen Seite in die Waagschale zulegen das Medikament Aspirin und die mit der Einnahme verbunden Risiken und auf der anderen Seite der Waagschale der vermutete Nutzen.
            Der Nutzen kann allerdings nicht unabhängig gesehen werden von
            -der individuellen Situation des Aspirinverwenders (Schwere seiner Prostatakrebserkrankung, vorhandene andere Erkrankungen oder potenzielle Gefährdung dafür, bereits erfolgte Therapiemaßnahmen, Genotyp, und und und),
            -den zur Aspirineinnahme vorhandenen Alternativen und deren Risiken (z.B. Hormontherapie,Chemotherapie ...).

            Beim Thema Aspirin und Prostatakrebs ist, wie in meinen vorausgegangenen Ausführungen aufgezeigt, deutlich nach dem Anwendungszweck, generelle Prostatakrebsprävention oder Begleittherapie nach potenziell kurativen Erst- oder Zweit-Therapieversuchen (RP,RT), zu unterscheiden.

            Beim Anwendungsgebiet generelle Prostatakrebsprävention wird nach derzeitigem Publikationsstand die Waageschale Aspirin/Risiken nach unten sinken, da der bisher aufgezeigte Nutzen nicht schwergewichtig genug ist. Die tägliche Einnahme von bis zu 325mg scheint das Risiko für den vagen und nach Studienlage doch recht unsicheren Nutzen im Hinblick auf die Verhinderung von Prostatakrebs nicht zu lohnen. Nach einem Posting auf der im vorstehenden Beitrag verlinkten Seite, soll allerdings Dr. Myers noch vor ca. 2-3 Jahren die Einnahme von 2 bis 3 Babyaspirintabletten (75mg) pro Tag zur generellen Prostatakrebsprävention empfohlen haben. Er scheint damals das mit höheren Aspirindosen verbundene Risiko noch nicht so massiv wie heute eingeschätzt zu haben.
            Bei Dr. Myers Analyse zu Aspirin und Darmkrebs bleibt außen vor, dass die randomisierten Studien eine besonders starke Risikoreduktion bei Grimmdarmkrebs (proximal colon) gefunden haben, der mit der Koloskopie nicht entdeckt werden kann. Da nach den Studien 75mg für Risikoreduktion bei Darmkrebs ausreichend zu sein scheinen, könnte sich im Hinblick auf diese Krebsart schon eher ein Gleichgewicht der beiden Waagschalen einstellen.

            Aspririneinnahme als Begleittherapie nach potenziell kurativer Erst- oder Zweittherapie (Ektomie oder/und Bestrahlung)

            Die neue Studie von Choe et al stellt auf diese Fallgruppe ab. 28 % der Patienten in der Kohortenanalyse hatten übrigens zu RP oder RT zusätzlich Hormontherapie und die die (gleichzeitig ?) Aspirin nahmen schnitten besser ab als die ohne. Allerdings ist die Einbeziehung von Patienten mit Hormontherapie in die Studie auch als ein gewisser Srörfaktor zu sehen.
            Bei Hochrisikopatienten (jedoch ohne Fernmetastasen) ergab sich durch die regelmäßige langfristige Aspirineinnahme eine Reduktion des Risikos an Prostatakrebs zu sterben von 22% auf 4% im Zehnjahresbetrachtungszeitraum. Zusätzlich die signifikante Reduktion bei der Metastasierung.
            Geht man von der individuellen Situation eines Hochrisikopatienten aus, der Prostatektomie und adjuvante Bestrahlung oder Salvagebestrahlung ausgeschöpft hat, so kann das Ergebnis der Risiko-Nutzenanalyse schon eher zugunsten einer Aspirineinnahme ausfallen. Seine Alternative ist ein frühzeitiger Einsatz der Hormontherapie. Wenn man die Diskussionen hier im Forum zur Hormontherapie verfolgt, so gibt es doch gewichtige Stimmen, die für ein Hinausschieben dieser Therapieform plädieren. Vielleicht ist ja die Aspirinbegleittherapie eine Art Mini-Chemo mit der dies gelingt.
            Vermehrt wird in lezter Zeit in Publikationen auch eine Kombination von NSAIDs (vorwiegend eben Aspirin aber auch Celebrex) mit Statinen als Begleittherapie nach RP oder RT vorgeschlagen um ein Rezidv zu vermeiden, hinauszuschieben oder das prostataspezifische und das Gesamt-Überleben zu verbessern. Interessanterweise hat auch in der Choe (multivariaten) Analyse die Einnahme von Statinen positiven Einfluss auf das prostatakrebsspezifische Überleben. Natürlich kommen mit den Statinen wieder neue Risiken, die beachtet werden müssen, hinzu (siehe auch thread Statine).

            Diese Ausführungen können nur ganz verkürzt wiedergeben, welch großen Einfluß die individuelle Situation und die vorhandenen Therapiealternativen auf die Fragestellung haben. Wird Asprin wegen anderen Erkrankungen sowieso genommen, so stellt sich die Risikofrage nicht aufs Neue und es kommen die beschriebenen Vorteile als added value hinzu.

            Die Individualisierung scheint mit der zunehmenden Genotypisierung in der Krebsforschung einem neuen Höhepunkt zuzusteuern. Wertvolle bisherige wissenschaftliche Erkenntnisse unterliegen dadurch einer zunehmend starken Erodierung. Dies gilt leider auch für den Goldstandard der randomisierten Studien. Wenn der Genotyp tatsächlich wesentlichen Einfluss hat, dann ist eine Studie, bei der die genotypische Verteilung innerhalb der Therapieäste nicht offengelegt werden kann problematisch.
            Vielleicht hat ja auch Bayer bei seiner Werbung für die Vitaminpillen mit Selen, die sie jetzt 3,3 Mio $ kostete, mit der Genotypisierungsforschung nicht Schritt gehalten. Wenn die im Seleniium Thread angeführte Arbeit

            zur Genotyp bestimmten Wirkung von Selen korrekt ist, dann kann es eben sein, dass das gleiche Mittel Selen 25 % der an Prostatakrebs Erkrankten nützt, aber 75 % der Verwender schadet.

            Die Risiken / Nutzenabwägung muß, wie bei allen Therapieformen, jeder selbst, differenziert in Ansehung seiner individuellen Situtation, vornehmen.

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              #7
              Gunterman,
              uff, Du erschlägst einen ein bisschen mit Deinen Beiträgen. Was nicht heissen soll, sie wären nicht interessant und kurzweilig verfasst, ganz im Gegenteil! Dank dafür.

              Bei Aspirin kommen wir, wie mir scheint, so langsam auf den Punkt. Wer profitiert und wer sollte die Finger davon lassen. Zielgerichtete, individualisierte Therapie. Dieser, nicht gerade leitlinienkonforme Ansatz, verspricht Verbesserung unserer Situation auch ohne das es dazu neuer Medikamente und/oder Therapien bedürfte. Es entspricht auch dem gesunden Menschenverstand, dass eine individualisierte Therapie eher geeignet ist positive Ergebnisse zu erbringen. Ich schreibe hier schon seit Langem, dass z.B. Blut und Gewebemarker (Bonkhoff u.a.) zur Therapiefindung mit einbezogen werden sollten, leider mit wenig Resonanz.

              Wem nutzt ASPIRIN also? Ich fasse das mal zusammen, und hoffe es entspricht Deiner Intention.
              1. Parallel zur Strahlentherapie. Wobei ich hier noch Bonkhoffs Worte im Ohr habe, der eine Überexpression von COX-2 als
              prognostisch relevant für RT Versagen ansieht. Dieser Widerspruch müsste noch geklärt werden.

              2. Patienten in palliativer Situation angekommen, bei denen sich ein biochemisches Rezidiv zu erkennen gibt. Je nach PSA-VZ kann versucht werden den Progress zu verlangsamen, ja ihn, zumindest zeitweise, zum Stoppen zu bringen. Dazu kursieren diverse Vorschläge, wie z.B. Granatapfel, Omega-3, Vit-D3, Prostasol, Mariendistel,... Hinzu kommen dann noch rel. harmlose Medikamente wie z.B. Avodart, Statine, Thalidomid, Leukine, Sandostatin, Metformin, Actos,...oder auch ASPIRIN! Für alles und jedes gibt es gute Gründe in Form von Studien es ggf. einzusetzen. Summiert man die Prozentzahlen der Verbesserung des krankheitsspezifischen Überlebens zusammen, kommt man wohl auf 200%. Leibowitz hätte Recht, die Krankheit wäre in ein chronisches Leiden überführt. Leider ist die Realität etwas grausamer, und somit denke ich eine gesunde Skepsis gegenüber allzu bestechenden Heilsversprechen ist immer angebracht. Andererseits - Versuch macht kluch, oder auch

              "Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen" (Kurt Marti)

              Kommentar


                #8
                Zitat von Anonymous3 Beitrag anzeigen
                ...
                Bei Aspirin kommen wir, wie mir scheint, so langsam auf den Punkt. Wer profitiert und wer sollte die Finger davon lassen.

                Ja, so langsam.
                Im Lancet ist jetzt einiges erschienen, dass wir mit 4x 31,50 € = 126 Euronen erstmal kaufen sollten, damit wir zum erlauchten Kreis derer gehören, die wissen dürfen, was da veröffentlicht wurde:

                Short-term effects of daily aspirin on cancer incidence, mortality, and non-vascular death: analysis of the time course of risks and benefits in 51 randomised controlled trials


                Effect of daily aspirin on risk of cancer metastasis: a study of incident cancers during randomised controlled trials


                im Lancet Oncology:
                Effects of regular aspirin on long-term cancer incidence and metastasis: a systematic comparison of evidence from observational studies versus randomised trials

                Selbst der Kommentar kostet:
                Are we ready to recommend aspirin for cancer prevention?

                Ja, sind "wir" soweit, dass wir Aspirin zur Krebs-Prävention empfehlen können ??

                Keine Ahnung, erstmal würden mich die Einzelheiten interessieren, was da NEUES herausgefunden wurde - also melde ich mir hier wieder, wenn irgendjemand die fulltexte aufgetrieben hat (oder aus der Portokasse gekauft hat, es soll ja mitlesende Männer (auch mitpostende?) geben, die durchaus nicht auf den 100er schauen müssen und es ausserdem für nicht hässlich halten, die Wissenschaftsverlage weiterhin zu füttern).

                Immerhin haben wir einen Ärztezeitungs-Artikel:


                Die Beweise verdichten sich: Acetylsalicylsäure (ASS) schützt wohl vor Krebs und auch vor Metastasen. Und es eignet sich womöglich sogar zur Therapie bei Tumoren. Einige Argumente sprechen noch gegen eine generelle Krebsprophylaxe mit ASS. Doch viele sind es nicht mehr.

                Kommentar


                  #9
                  Hallo Rudolf,

                  gut, dass Du den Faden weiter spinnst, nachdem das Thema ja heute auch im AK FPK aufkam. Mich interessiert die Wirkungsweise von ASS ohnehin zusätzlich in Richtung möglicherweise auftretender Probleme mit der Durchblutung besonders des Herzens. Die tägliche prophylaktische Dosierung 100 mg wird wohl keine nachhaltige Schädigung der Magenschleimhäute auslösen, trotzdem sollte man auch das im Auge behalten.

                  "Wenn man denkt, was könnte passieren, dann hat man den Finger schon an der Bremse"
                  (Erik Zabel)

                  Kommentar


                    #10
                    Zitat von Harald_1933 Beitrag anzeigen
                    Hallo Rudolf,

                    gut, dass Du den Faden weiter spinnst, nachdem das Thema ja heute auch im AK FPK aufkam. Mich interessiert die Wirkungsweise von ASS ohnehin zusätzlich in Richtung möglicherweise auftretender Probleme mit der Durchblutung besonders des Herzens.
                    Na ja, in Richtung Herzgesundheit bzw. Kreislauf allgemein und Zustand der Gefässe empfiehlt sich ja nach wie vor die Einnahme von Fishöl-Supplementen, also Omega-3-Fettsäuren. Ein gut Teil der positiven Wirkung vom ASS läuft ja über die Hemmung der COX-Enzyme, was man aber mit Fischöl eleganter hinbekommt.
                    Aber das haben wir alles schon vor 7 oder 8 Jahren diskutiert, hier ein link aus der damaligen Übersetzung von Sears-Texten, such mal nach "Aspirin".

                    Bonsoir!
                    Rudolf

                    Kommentar


                      #11
                      Hallo,
                      es gab eine weiter Untersuchung an Rheumapatienten, die ein ebenfalls 30% geringeres Krebsrisiko bei der Einnahme von nichtsteroiden Schmerzmitteln vorweisen konnten. Hierbei wurde deren antiinflammatorische Wirkung als wachstumshemmend angegeben. Die gleiche Wirkung weist auch ASS auf. Da fragt man sich, war es nun die Thrombozytenaggregationshemmung oder war es doch die entzündungshemmende Wirkung von ASS? Außerdem ist es sehr bedenklich Arzneimittel mit ihren Nebenwirkungen prophylaktisch einzusetzen. Mann stelle sich vor, ich nehme ein Leben lang ein Schmerzmittel gegen Krebs, den ich vielleicht nie bekommen werde, handle mir dafür aber nach 20 Jahren der Einnahme ein Nieren- oder Leberversagen ein.

                      Guten Abend
                      Heribert

                      Vollständige PK-Historie seit 2005 bei
                      myProstate.eu
                      Menschen sind Engel mit nur einem Flügel.
                      Sie müssen sich umarmen um fliegen zu können.



                      (Luciano de Crescenzo)

                      Kommentar


                        #12
                        Lieber Heribert,

                        am Telefon hatte ich mal erwähnt, dass bei einer Herzuntersuchung im November 2009 Kalkplaques befundet wurden. Nachfolgend Auszüge der schriftlichen Berichte:
                        Unspezifische subpleurale Rundherde (< 5mm) im Lungensegment 4 und 8 rechts, DD Granulom. Kein Pleuralerguss. Zeichen einer chronischen Bronchitis. Struma nodosa. In der Koronar-CTA Nachweis von geringen exzentrischen Kalkplaques in der RCA und in der RCX ohne Hinweis auf eine relevante Stenosierung. Im RIVA Nachweis mehrerer, teilweise lumenreduzierenden kalkdichten Plaques, mit einer CT-morphologisch moderaten Stenosierung. Im proximalen Anteil der RIVA kann eine höhergradige Lumenreduktion nicht sicher ausgeschlossen werden. Regelrechte Kontrastierung der Herzhöhlen ohne Hinweis auf intrakardiale Thromben. Das Myokard erscheint CT-morphologisch unauffällig.

                        Beurteilung:
                        Im proximalen RIVA kann CT-morphologisch eine relevante Stenosierung nicht sicher ausgeschlossen werden. Keine über die Altersnorm hinausgehende Koronarsklerose.

                        Auf Grund der Befunde durch die CT-Angiographie wurde dem Patienten die Durchführung einer Linksherzkatheteruntersuchung empfohlen. Der Patient erbat sich Bedenkzeit, obwohl alle Vorbereitungen getroffen waren, um diese Untersuchung sofort durchzuführen. Zusätzlich wäre auch die Durchführung eines Stress-MRS sinnvoll, um die hämodynamische Wirksamkeit der RIVA-Stenose einzuschätzen. Zur Behandlung der koronaren Herzerkrankung sollte Acetylsalicylsäure in einer Dosis von 100 mg pro Tag eingenommen werden.

                        Vorbehaltlich einer Verschlechterung des Befundes wird eine Wiedervorstellung entweder zur Linksherzkatheteruntersuchung jederzeit oder in einem halben Jahr empfohlen.

                        Trotz des letzten Hinweises habe ich allerdings auf eine erneute Überprüfung der Herztätigkeit bislang verzichtet, nehme aber die empfohlenen 100 mg ASS täglich in Anspruch. Rudolfs Hinweis auf die Einnahme von Fischöl-Supplementen, also Omega-3-Fettsäuren, werde ich aber auch aufgreifen, obwohl meine Frau seit dem Status der Unruheständlerin häufiger, insbesondere Kabeljau, auf den Speiseplan bringt.

                        "Wirf nie einen alten Eimer weg, bevor du nicht weißt, ob der neue dicht ist"
                        (Aus Schweden)

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                          #13
                          Zitat von RuStra Beitrag anzeigen
                          Ja, sind "wir" soweit, dass wir Aspirin zur Krebs-Prävention empfehlen können ??

                          Keine Ahnung, erstmal würden mich die Einzelheiten interessieren, was da NEUES herausgefunden wurde -
                          Immerhin haben wir einen Ärztezeitungs-Artikel:
                          Much to do about not too much!

                          Die von Rustra zitierten drei Studien zu Aspirin haben in der internationalen Tagespresse ein erstaunlich breites Echo gefunden. Man könnte also davon ausgehen, dass wirklich neue Entdeckungen zu Aspirin gemacht wurden.
                          Als Beispiele:

                          New York Times: Studies Link Daily Doses of Aspirin to Reduced Risk of Cancer
                          New research shows that taking daily low-dose pills for just three years can reduce your risk of cancer by about a quarter

                          The Guardian: Daily dose of aspirin can cut cancer risk, say studies.New research shows that taking daily low-dose pills for just three years can reduce your risk of cancer by about a quarter

                          Bei dieser Beachtung durch die Presse müßte man annehmen, dass es sich bei den Studien um primären Field Research mit überraschenden Ergebnissen handelt, was aber nicht der Fall ist. Vielmehr wurden nur bereits vorhandene Studien in Metanalysen ausgewertet. Den Originalanalysen wurde seinerzeit von der Presse nicht die gleiche Aufmerksamkeit zuteil.

                          Hier die drei von Rudolf angesprochenen Studien mit ihren Pubmed Links:

                          Effect of daily aspirin on risk of cancer metastasis: a study of incident cancers during randomised controlled trials.
                          Rothwell PM, Wilson M, Price JF, Belch JF, Meade TW, Mehta Z.


                          Effects of regular aspirin on long-term cancer incidence and metastasis: a systematic comparison of evidence from observational studies versus randomised trials.
                          Algra AM, Rothwell PM.


                          Short-term effects of daily aspirin on cancer incidence, mortality, and non-vascular death: analysis of the time course of risks and benefits in 51 randomised controlled trials.
                          Rothwell PM, Price JF, Fowkes FG, Zanchetti A, Roncaglioni MC, Tognoni G, Lee R, Belch JF, Wilson M, Mehta Z, Meade TW.

                          In der Metaanalyse "Short-term effects of daily aspirin on cancer .." werden 51 randomisierte und kontrollierte Studien betrachtet, die im Hinblick auf Gefäßerkrankungen durchgeführt wurden. Für die Analyse der Wirkung von Aspirin auf Tumore werden dann davon 34 Studien herausgegriffen und festgestellt, dass im Aspirin-Arm weniger durch Krebs induzierte Todesfälle auftraten als im Nicht-Aspirin-Arm der Studien. Die positive Wirkung von Aspirin wurde ab einem Einnahmezeitraum von 3 Jahren beobachtet.
                          Das mit der täglichen Aspirineinnahme verbundene Risiko von (inneren) Blutungen nimmt nach Ansicht der Studienersteller im Laufe der Zeit immer mehr ab und wird als beherrschbar eingeordnet.
                          The reduced risk of major vascular events on aspirin was initially offset by an increased risk of major bleeding, but effects on both outcomes diminished with increasing follow-up, leaving only the reduced risk of cancer (absolute reduction 3·13 [95% CI 1·44-4·82] per 1000 patients per year) from 3 years onwards. Case-fatality from major extracranial bleeds was also lower on aspirin than on control (8/203 vs 15/132; OR 0·32, 95% CI 0·12-0·83, p=0·009).

                          Die Literaturauswertung der Rothwell-Gruppe ist nicht ohne Kritik geblieben. So insbesondere in dem von Rudolf bereits erwähnten Editorial:
                          Are we ready to recommend aspirin for cancer prevention?
                          Andrew T Chan a, Nancy R Cook

                          Die Essenz der Ausführungen dieses Editorials ist hier ohne Bezahlung nachzulesen:

                          Three new meta-analyses show that aspirin can reduce the long-term risk for cancer death and lower the risk for distant metastasis.

                          Aspirin Reduces Cancer Mortality and Risk for Distant Metastases
                          Roxanne Nelson
                          Die Rothwell Gruppe hat die beiden größten randomisierten Studien zum Thema Aspirin und Krebs aus ihrer Metaanalyse ausgeschlossen. Beide Studien kamen interessanter Weise zu keiner Krebsrisikoreduktion durch Aspirin. Die Aspirindosen wurden allerdings nicht täglich sondern alle zwei Tage oder in noch größerem Tages-Abstand gegeben, was als Ausschlußkriterium durch die Rothwell-Gruppe genommen wurde. Allerdings war bei einer der beiden Studien die Dosis mit 325mg deutlich höher, was den Tagesabstand eigentlich ausgleichen müßte.
                          Für die Analyse der primären Krebsprävention durch niedrige Aspirindosen (75mg-100mg) wurden sogar nur 6 randomisierte Studien herangezogen und daraus das positive Ergebnis generiert.
                          (Weitere Kritikpunkte sind in dem Medscape Artikel, allerdings auf Englisch, nachzulesen).
                          Die Rothwell-Gruppe weist finanzielle Beziehungen zu Aspirin herstellenden Pharmaunternehmen (so z.B. Bayer) auf.

                          Die Ergebnisse der anderen Literaturauswertungen der Rothwell-Gruppe sind in dem von Rudolf verlinkten Ärzteblattartikel zusammengefaßt auf Deutsch wiedergegeben. Um die Ausführungen hier nicht zu lang werden zu lassen verweise ich darauf.

                          Trotz der an den Arbeiten der Rothwell-Gruppe geübten Kritik scheint die Substanz Acetylsalicylsäure auch im Zusammenhang mit Krebsprävention und Krebstherapie weitere Aufmerksamkeit zu verdienen. Die Antitumorwirkung der klassichen Acetylsalicylsäure scheint nicht sehr stark ausgeprägt zu sein, weshalb Studien auch immer wieder zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen diesbezüglich gelangen. Deshalb wird derzeit daran gearbeitet Derivate der Acetylsalicylsäure zu generieren, die eine verstärkte Antitumoreigenschaft besitzen. Ein vielversprechende Entwicklung könnten die NOSH-Aspirine sein.

                          Die NOSH-Aspirine produzieren NO (nitric oxide) und H2S (Hydrogen sulfide) und sollen damit sicherer in der Anwendung sein und ein Vielfaches an Antitumorwirkung aufweisen als normales Aspirin.




                          Leider ist NOSH-Aspirin derzeit noch nicht im Handel und der Zulassungsprozess wird voraussichtlich dauern. Kann man nur auf frühzeitige klinische Studien in Deutschland hoffen.

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                            #14
                            Aspirin senkt bei täglicher Einnahme das tumorspezifische Mortalitätsrisiko nach Prostatektomie (RP) oder Radiotherapie (RT) bei Prostatakrebs
                            neue Studie von Choe K., et al.

                            Die Forschergruppe um Kevin Choe hat eine neue Studie zur regelmäßigen Einnahme von Aspirin bei Prostatakrebs nach RP oder RT veröffentlicht. Die Ergebnisse sind ziemlich ähnlich denen aus der Studie 2010 die im ersten Statement zu diesem Thread vorgestellt wurden (http://forum.prostatakrebs-bps.de/sh...icyls%E4ure%29 ).

                            Im Untersuchungsarm der Patienten die Antikoagulantien (Aspirin, Warfarin, Enoxaparin, Clopidogrel) einnahmen, betrug das Risiko an Prostatakrebs zu sterben im 10-Jahresbetrachtungszeitraum 3%, während es in der Kontrollgruppe (keine regelmäßige Einnahme von Antikoagulantien) 8% betrug. Ausgeprägter war der Unterschied in der Patientengruppe mit Hochrisiko-PCa: 4% zu 19%.
                            Am ausgeprägtesten war die Mortalitätsreduktion bei Einnahme von Aspirin.


                            AC therapy, particularly aspirin, was associated with a reduced risk of PCSM in men treated with RT or RP for prostate cancer. The association was most prominent in patients with high-risk disease.


                            Weitere aktuelle Literaturquellen die einen Vorteil in der regelmäßigen Aspirineinnahme bei Prostatakrebs sehen:
                            In patients who received RT for prostate cancer, aspirin or statin nonuse was associated with early biochemical failure, a harbinger of distant metastasis and death. Further study is needed to confirm these findings and to determine the optimal dosing and schedule, as well as the relative benefits a &#8230;


                            Observational studies indicate a beneficial role of aspirin on colorectal and other digestive tract cancers; modest risk reductions were also observed for breast and prostate cancer. Results are, however, heterogeneous across studies and dose-risk and duration-risk relationships are still unclear.

                            These findings highlight the role of aspirin and smoking in PCa progression. They have potential towards risk stratification as well as PCa prevention and hence need to be investigated further.


                            Allerdings fallen teilweise die Vorteile einer regelmäßigen Aspirineinnahme nicht besonders dramatisch aus und müssen gegenüber den Risiken (insbesondere der Gefahr von Blutungen) abgewogen werden.

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                              #15
                              Zitat von gunterman
                              Allerdings fallen teilweise die Vorteile einer regelmäßigen Aspirineinnahme nicht besonders dramatisch aus und müssen gegenüber den Risiken (insbesondere der Gefahr von Blutungen) abgewogen werden.
                              Hallo Günter,

                              vielen Dank für Deine erneuten Recherchen. Unlängst erwähnte ich, dass ich bei einer Wanderung unerwartet so etwas wie schwere Beine bekam, ich konnte dem Tempo der Wandergruppe nicht folgen. In meiner Antwort weiter oben an Heribert erläuterte ich auch den Befund einer Herzuntersuchung. Weil am Dienstag erneut massive Gehbeschwerden auf dem Weg von Eberbach nach Zwingenberg am Neckar in Kauf genommen werden mußten, ließ ich gestern eine Überprüfung in der angiologischen Ambulanz auf periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), von der in Deutschland 4.5. Millionen Menschen betroffen sind, vornehmen. Befund: Ausschluss pAVK. Etwas schnippisch meinte dann eine medizinische Assisstentin, na ja, wenn man, wie geschildert 12 Kilmeter laufen kann, hat man keinen arteriellen Verschluss. Auch nicht unlogisch. Weil die Gründe für meine Gehbeeinträchtigungen - der Auslöser für die bestehende Polyneuropathie wurde trotz stundenlanger Untersuchungen vor einigen Jahren nie herausgefunden - nun nicht geklärt sind, wird die im Jahre 2009 erfolgte EKG-getriggerte Thorax-CT-Angiographie nach i. v. KM am kommenden Donnerstag wiederholt. Prof. Schönberg hat vorgeschlagen, den Beckenbereich mit einzubeziehen, weil auch da Einengungen den Blutfluß beeinträchtigen und so die Beinschwere verursachen könnten. Nach wie vor nehme ich täglich 100 mg Aspirin.

                              Von Mitgliedern des AK FPK erhielt ich gestern auch Hinweise zu Beiträgen aus der Ärztezeitung, wie diese:




                              ASS bietet also gute und auch schlechte Perspektiven. Hoffe ich mal für mich, dass die Vorteile überwiegen.

                              "Wir sind in diese Welt gekommen nicht nur, dass wir sie kennen, sondern dass wir sie bejahen"
                              (Rabindranath Tagore)

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