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Paradigmenwechsel bei der Hormontherapie II

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    Ich versuche mal, Dich zu beruhigen. Wenn Du nach der Bestrahlung einen Wert von unter 0,2 ng/ml gehabt hättest, wärst Du auch zufrieden gewesen. Und der nächste Wert wird mit Sicherheit unter diesem Wert bleiben.

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      Frühere Verwendung von Cabazitaxel zusammen mit Abiraterone bei mCRPC Möglicherweise vorteilhaft

      Bahn sich hier ein neuer Paradigmenwechsel an?
      Bisher ist die Sequenz relativ eindeutig geklärt: nach Versagen des Testosteronentzugs, wird dem Patienten ein Zweitlinienmedikament wie beispielswiese Abiraterone (Zytige®) oder Enzalutamide (Xtandi®) angeboten. Wenn auch diese Wirkung nachlässt, wird man eine Chemotherapie Diskutieren.

      Gibt es nun solch einen Strategiewechsel auch bei beginnender Kastrationsresistenz, also sollten wir nicht nur von einem einfachen Testosteronentzug zu Testosteronentzug + Abi/Enza wechseln, oder zusätzlich hier eine Chemotherapie einsetzen? Dies legt zumindest das Ergebnis einer kleinen Multizenter Phase-II Studie nahe, die ich hier kurz vorstellen möchte:

      SAN FRANCISCO - Chemotherapie-naive Patienten mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakrebs (mCRPC) können laut Studienergebnissen, die auf dem Genitourinary Cancers Symposium 2020 vorgestellt wurden, von einer früheren Anwendung von Cabazitaxel profitieren.

      In einer multizentrischen Phase-2-Studie, teilte ein Team unter der Leitung von Dr. Susan F. Slovin vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York zufällig 81 Männer mit mCRPC (Durchschnittsalter 68 Jahre) in zwei Gruppen. Eine Gruppe erhielt eine Kombination aus Abirateronacetat/Prednison (AAP) und Cabazitaxel (39 Patienten), die zweite Gruppe nur AAP (42 Patienten) mit einem Switchover zu Cabazitaxel bei AAP-Versagen. Keiner der Patienten hatte zuvor eine Chemotherapie erhalten. Der primäre Endpunkt war das radiologische progressionsfreie Überleben (rPFS), definiert als die Zeit von der Randomisierung bis zum radiologischen Fortschreiten oder Tod, je nachdem, was zuerst auftrat.

      Im Vergleich zum Monotherapie-Arm1 (AAP) hatte der Kombinationsarm (Arm 2) eine längere mittlere Zeit bis zum rPFS (14,4 gegenüber 7,9 Monaten) und zur PSA-Progression (13,8 gegenüber 9 Monaten), berichteten Dr. Slovin und ihre Kollegen in einer Posterpräsentation. Die mediane Gesamtüberlebenszeit betrug 20,7 Monate im Kombinationsarm und 16,4 Monate im Monotherapie-Arm. Der Anteil der Patienten, bei denen der PSA gegenüber dem Ausgangswert um 50% stärker abnahm, betrug im Kombinationsarm 87,2% und im Monotherapie-Arm 52,4%. Die Behandlungen wurden nach Angaben der Forscher gut vertragen.

      Die Versuchsergebnisse stützen weitere Untersuchungen der Kombination von AAP und Cabazitaxel bei Männern mit mCRPC, so die Autoren.

      Schlussfolgerungen:
      Die Ergebnisse von AAP + CBZ (Arm 2) bei chemotherapie-naiven Patienten legen nahe, dass Männer von der früheren Anwendung von CBZ mit akzeptabler Toxizität profitieren können, was die weitere Untersuchung dieser Kombination bei mCRPC-Patienten unterstützt. Zirkulierende Tumorzellen könnten auf Veränderungen der RB / AR-Expression analysiert werden.
      NCT02218606




      Beachtlich dabei ist auch, dass man hier Docetaxel als Erstlinienchemotherapeutikum umgeht, und sofort auf das weniger Nebenwirkungen verursachende Zweitlinienmedikament Cabazitaxel (Jevtana) setzt.
      Welchen Stellenwert hier eine PSMA-Lu177 Therapie hätte, das wäre auch noch eine spannende Frage, die dringend auf einer Evidenzeinordnung wartet. Ein generelles Problem, welches momentan die ganze Studienpipeline 'verstopft', da weniger der Nutzen von neuen Ansätzen, sondern mehr die Sequenz bzw. die Kombination von vorhandenen Therapien aufgeklärt werden muss. Diese kleine Studie war dabei wieder ein wichtiger Hinweis, der erneut belegte: besser früh und in Kombination, als spät und gestaffelt handeln.
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        Zitat von LowRoad Beitrag anzeigen
        Beachtlich dabei ist auch, dass man hier Docetaxel als Erstlinienchemotherapeutikum umgeht, und sofort auf das weniger Nebenwirkungen verursachende Zweitlinienmedikament Cabazitaxel (Jevtana) setzt.
        Warum verursacht Cabazitaxel weniger Nebenwirkungen als Docetaxel?

        Es wäre zu ergänzen, das in der erwähnten Studie Cabazitaxel 25 mg/m² Verwendung fand.


        Zu den unterschiedlichen Nebenwirkungen von Docetaxel versus Cabazitaxel beim chemo-naiven mCRPC-Patienten:
        In der FIRSTANA-Studie wurde untersucht, ob Cabazitaxel 20 mg/m2 (C20) oder 25 mg/m2 (C25) Docetaxel 75 mg/m2 (D75) in Bezug auf die OS bei Patienten mit chemotherapie-naivem mCRPC überlegen ist.
        - OS war bei C20, C25 und D75 ähnlich.
        - Kein signifikanter Unterschied im PFS
        - Die unerwünschten Ereignisse des Grades 3 oder 4 betrugen 41,2%, 60,1% und 46,0% für C20, C25 und D75.

        Damit schnitt C25 bei den Nebenwirkungen schlechter ab als D75.

        Eine Kombination vorhandener Therapien beim mCRPC ist ein interessanter Ansatz, die erwähnte Studie zeigt deutlich erkennbare Vorteile für den Patienten. Es wäre aber auch Docetaxel in Kombination mit Abiraterone denkbar, vielleicht mit weniger Nebenwirkungen.

        Franz



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          Franz,
          ich habe mir auch die FIRSTANA Studie im Volltext nochmal angeschaut, aber auch ein paar Kontakte genutzt, um mein Eindruck aus der Praxis zu aktualisieren.

          Kurz und knapp kann man, glaube ich sagen, dass die Nebenwirkungen im C25-Arm der FIRSTANA Studie, mit denen des D75 Arms vergleichbar sind, wobei hier aber nur die akuten Toxizitäten eingehen, die länger anhaltenden Nebenwirkungen nicht die Rolle spielen. Das ist natürlich auch verständlich, wenn man davon ausgehen muss, dass die statistische Lebenserwartung der entsprechenden Patienten lediglich 25 Monate beträgt. Trotzdem sollte man hier aber auch nochmal einen Blick auf die Late-Toxicities werfen. Die Abbruchrate wg. “Advers Events“ war 125 im C25 Arm, und 133 im D75 Arm – also kein großer Unterschied, aber auch kein Nachteil für D75 erkennbar. Ansonsten war das Ansprechen und die Verträglichkeit vergleichbar mit leicht unterschiedlichen Nebenwirkungen. Daher mag es durchaus so sein, dass auch eine Kombination von Abi+Docetaxel als Therapie bei beginnender Kastrationsresistenz vergleichbare Ergebnisse zu Abi+Cabacitaxel hätte. Um das aber in die Leitlinien zu bekommen wären Phase-III Studien notwendig, was momentan wahrscheinlich nur von dem unter Patentschutz stehendem Cabazitaxel (Jevtana®) Anbieter (Sanofo-Aventis) vorstellbar wäre. Da aber auch Cabazitaxel mittelfristig aus dem Patentschutz fällt, wäre das eine für mich erträgliche Vorstellung.

          Ergänzend will ich hier zwei Stimmen aus der Praxis bringen, was aber auch nur Level-4 Evidenz entspricht, so wie meine vielleicht etwas voreingenommene Meinung zu Cabazitaxel weiter oben. Also zuerst mal ein Ausschnitt aus einem Interview mit Prof.Dr. Tanya Dorff:


          Die vielleicht interessantere Frage, wenn wir rüber Kombinationen sprechen ist, was ist die bestmögliche Verwendung der Chemotherapie und welche Vorgehensweise verursacht den geringsten Schaden für die Patienten?

          An der University of Southern California, haben wir eine Studie begonnen untersucht, ob Fasten bewirkt, dass Taxotere (Docetaxel) besser wirkt. Es gibt bereits Hinweise, die das Fasten vor der Chemotherapie mit reduzierte Toxizität verbinden, und ich könnte mir vorstellen, das Fasten zwei spezifische Vorteile bei Männern mit Prostatakrebs haben könnte, die eine Chemotherapie bekommen.

          Der eine könnte darin bestehen, die Toxizität abzumildern, dann würden wahrscheinlich mehr Männer tatsächlich bereit sein sich einer Chemotherapie zu unterziehen. In den Kliniken existierte vielfach die Vorstellung der Sinnlosigkeit einer Chemotherapie, speziell beim Prostatakrebs, oder dass man diese älteren Patienten damit überfordern würde. Wenn wir also die Toxizität absenken könnten, dann würden vielleicht mehr Prostatakrebspatienten auch tatsächlich einer Chemotherapie einwilligen.

          Der zweite Vorteil könnte sein, dass wenn wir die Toxizität deutlich reduzieren wären die Abbruchraten geringer, und man pünktlich in vollen Dosen einsetzen. Im Gegensatz dazu müssen wir wegen der Toxizität häufig eine Dosisreduzierung und Dosisverzögerung verordnen.

          Frage: Welche Arten von Nebenwirkungen einer Chemotherapie können Patienten erwarten?

          Dr. Dorff: Einer der beängstigenden Nebenwirkungen ist die periphere Neuropathie, die kann auch dauerhaft werden, aber ich will hier keine Leser erschrecken. Das ist ein Schaden an den kleinen Nerven in den Fingern und Zehen, was sich als Taubheit darstellt, oder wie brennende stichartige Beschwerden. Das kann leider auch dauerhaft sein.

          Frage: Gibt es keine Möglichkeit vorherzusagen, wer unter diesen Nebenwirkungen leiden könnte und wer nicht?

          Dr.Dorff: Es ist kein vollständiges Nein. Wir kennen Patienten, die bereits eine bestehende Neuropathie haben, deren Nerven bereits geschädigt sind, die sind zum Beispiel anfälliger. Wie auch Patienten mit diabetischen Nervenschäden. Dies ist ein Grund, warum wir versuchen diese Patienten mit Jevtana (Cabazitaxel) anstelle von Taxotere (Docetaxel) zu behandeln, weil Jevtana (Cabazitaxel) wirkt nicht in der gleichen Weise auf die Nerven. Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob es das ist, worüber sich Patienten Sorgen machen, aber das ist eines meiner wichtigsten Anliegen weil ich doch einige Patienten gesehen habe, die noch Jahre nach der Chemo unter Neuropathie leiden.

          Frage: Wenn Jevtana (Cabazitaxel) nicht so viel Neuropathie verursacht, warum verwenden wir das nicht generell?

          Dr. Droff: Weil die Versicherung normalerweise das nicht erstattet.
          Ein direkter Vergleich Docetaxel/Cabazitaxel wurde in der FIRSTANA-Studie durchgeführt. Das Ergebnis war eine vergleichbare Wirksamkeit. Also sagen die Versicherungen, man könnten statt Jevtana (Cabazitaxel) auch das genauso effektive Taxotere (Docetaxel) zu einem Bruchteil der Kosten einsetzen. Es sei denn, wir haben einen Patienten mit schon bestehender Neuropathie.

          Ansonsten beginnt man die Neuropathie um die fünfte Dosis herum zu erkennen. Wenn Sie dann mit der Chemotherapie aufhören, ist es oft reversibler, aber wenn sie die Therapie weiter durchführen, dann kann es dauerhaft werden. Und damit kommen wir wieder zu dem Punkt, dass wenn wir die Nebenwirkungen senken, dann kann die Wirksamkeit verbessert werden, denn wir könnten beispielsweise mehr Dosen verabreichen, ohne durch die Nebenwirkung der Neuropathie begrenzt zu sein. Vielleicht würden wir die Therapie verbessern, oder vielleicht vermeiden wir einfach die Neuropathie bei gleicher Wirksamkeit, und die Patienten leiden weniger. Es gäbe zwei Möglichkeiten, wie wir gewinnen können.
          ...



          Das Interview streift dann noch diverse Kombinationsmöglichkeiten wie beispielsweise Carboplatin, aber auch Abiraterone und/oder Enzalutamide, was uns aber endgültig aus dem Thema dieses Threads brächte.

          Dr. Gerendash: "Taxotere (Docetaxel) kann etwas Haarausfall, Streifen auf den Nägeln, gewisse Schwellung der Extremitäten, und Tränen der Augen verursachen. Jevtana (Cabazitaxel) hat oft dieselben Nebenwirkungen, außer weniger Haarausfall und die Streifen auf den Fingernägeln sind auch weniger verbreitet. Die Nebenwirkungen im Allgemeinen scheinen bei Jevtana (Cabazitaxel) ein bisschen besser zu sein, aber das wäre nur meine persönliche Erfahrung."

          Franz, das als kurze Anmerkung von mir. Mach was draus!
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            Zitat von LowRoad Beitrag anzeigen
            ..., wobei hier aber nur die akuten Toxizitäten eingehen, die länger anhaltenden Nebenwirkungen nicht die Rolle spielen. Das ist natürlich auch verständlich, wenn man davon ausgehen muss, dass die statistische Lebenserwartung der entsprechenden Patienten lediglich 25 Monate beträgt.
            ............................
            Dr. Gerendash: "Taxotere (Docetaxel) kann etwas Haarausfall, Streifen auf den Nägeln, gewisse Schwellung der Extremitäten, und Tränen der Augen verursachen. Jevtana (Cabazitaxel) hat oft dieselben Nebenwirkungen, außer weniger Haarausfall und die Streifen auf den Fingernägeln sind auch weniger verbreitet. Die Nebenwirkungen im Allgemeinen scheinen bei Jevtana (Cabazitaxel) ein bisschen besser zu sein, aber das wäre nur meine persönliche Erfahrung."
            LowRoad,
            im wesentlichen kann ich deine Ausführungen, ergänzt durch den Hinweis auf den Text von Frau Prof. Tanya Dorff nachvollziehen.
            Jedoch, es gibt zwei Punkte die ich ansprechen möchte.

            - zu den länger anhaltenden Nebenwirkungen:
            Eine periphere Neuropathie in den letzten 25 Monaten, das kann für den Betroffenen eine Qual mit einem enormen Qualitätsverlust der verbliebenen Lebenszeit werden. Meine durch Chemo verursachte Neuropathie war in kurzer Zeit verschwunden, diese zwei oder drei Wochen waren nicht angenehm, zwei Jahre, ich wage nicht daran zu denken.
            Länger anhaltene Nebenwirkungen spielen eine bedeutende Rolle, auch oder besonders beim sehr fortgeschrittenen, durch die Therapien angeschlagenen Patienten.

            ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

            - dein kurzes Zitat aus dem Text von Dr. Gerendash könnte bei unerfahrenen Patienten, die eine Chemo mit Docetaxel oder Cabazitaxel erwägen, den Eindruck entstehen lassen, dass es bei einer Chemo vor allem um Haarausfall und Veränderungen der Fingernägel geht.

            Dr. Gerendash äußert sich in seinem Beitrag auf S. 12 auch zu ernsteren Nebenwirkungen wie Neutropenie. Und die Nebenwirkungen bei der Linderung der Nebenwirkungen (Knochenschmerzen). Das sollte man nicht weglassen.

            http://docplayer.net/162091657-Chemotherapy-prostatepedia_august-2019-volume-4-no-12-august-2019-volume-4-no-12-p1.html

            "Around three to five days after infusions, people have some profound fatigue. We have to watch out for white blood cell counts dropping, which is called neutropenia. That’s usually about a week to nine days after the infusion.
            Depending on the drug, we might give colony stimulating factors, which help boost the white count. That’s very typical with Jevtana (cabazitaxel). It’s almost always given with Jevtana (cabazitaxel) and sometimes given with Taxotere (docetaxel) depending on provider preference. But colony stimulating factors can cause bone pain because that’s where those cells are produced. "

            "Etwa drei bis fünf Tage nach der Infusionen haben die Menschen eine tiefe Müdigkeit. Wir müssen darauf achten, dass die Zahl der weißen Blutkörperchen abnimmt, was man als Neutropenie bezeichnet. Das ist normalerweise etwa eine Woche bis neun Tage nach der Infusion.
            Je nach Medikament können wir koloniestimulierende Faktoren verabreichen, die die weißen Blutkörperchen erhöhen. Das ist sehr typisch bei Jevtana (Cabazitaxel). Es wird fast immer mit Jevtana (Cabazitaxel) und manchmal mit Taxotere (Docetaxel) verabreicht, je nach Präferenz des Anbieters. Aber koloniestimulierende Faktoren können Knochenschmerzen verursachen, weil dort diese Zellen produziert werden. "

            Auch Appetit- und Geschmacksveränderungen sowie Erbrechen im Rahmen einer Chemo werden kurz erwähnt.


            Franz
            PS: Übrigens, den Haarausfall infolge meiner Chemo habe ich sehr positiv gesehen, es war ein beruhigendes Zeichen für die Wirksamkeit (2017, Chemoskandal).

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              ADT +/- Metformin - MANSMED Study

              In einer mini-mündlichen Präsentation auf der diesjährigen virtuellen Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Medizinische Onkologie (ESMO) 2020 präsentierte Dr. Reham Alghandour die Ergebnisse der prospektiven randomisierten kontrollierten MANSMED-Studie. Diese Studie rekrutierte Männer mit lokalem oder metastasierendem hormonsensitivem Prostatakrebs mit hohem Risiko. Die Patienten wurden 1:1 randomisiert, in eine Standard der Behandlung mit kombinierter Androgenblockade unter Verwendung eines LHRH-Agonisten zusammen mit täglich Bicalutamid 50mg mit oder ohne Metformin, 2*850mg pro Tag.


              Der primäre Studienendpunkt war die Zeit bis zum Kastrationsresistenz, und die sekundären Endpunkte waren das Gesamtüberleben und die PSA-Ansprechrate.

              Die Autoren rekrutierten 124 Männer, von denen 62 jeweils auf den Interventions- bzw Kontrollarm randomisiert wurden. Innerhalb der medianen Nachbeobachtungszeit von 18 Monaten starben 12 Patienten unter Metformin, und 17 in der Kontrollgruppe.

              Bei der Beurteilung des primären Ergebnisses hatten Patienten, die Metformin erhielten, eine längere Zeit bis zur kastrationsresistenten Erkrankung als Patienten, die in den Placeboarm randomisiert wurden (statistisch 29 vs. 20 Monate). Dieser Effekt war bei Männern mit lokalisierter Erkrankung mit hohem Risiko und befallenen Lymphknoten stärker ausgeprägt, als bei Männern mit metastasierter Erkrankung mit geringem Volumen. Bei Männern mit metastasierter Erkrankung mit hoher Metastasenlast gab es keinen Nutzen. Es gab keine statistisch signifikanten Unterschiede im Gesamtüberleben oder in der PSA-Ansprechrate. Das einzige bemerkenswerte unerwünschte Ereignis im Zusammenhang mit der Verabreichung von Metformin war gelegentlicher Durchfall.

              Und was lernen wir daraus?

              Erstens, dass es sich mal wieder gezeigt hat, dass der Zeitraum bis zur Kastrationsresistenz selten ein verlässlicher Hinweis auf die Wirksamkeit eines therapeutischen Ansatzes ist.

              Und zweitens, dass sich Metformin bei palliativ versorgten Patienten lohnen könnte, wenn nur geringe Metastasenlast, vornehmlich in den Lymphknoten, vorhanden ist.
              Einige Mediziner vertrauen der Kombination aus Metformin und Statinen bei mit ADT behandelten Patienten. Ob das mehr Wirkung hat, das ist wissenschaftlich gesehen bisher unbekannt.
              Who'll survive and who will die?
              Up to Kriegsglück to decide

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                Einiges ist mir bei der MANSMED-Studie, zumindest bei der obigen Präsentation, unklar.

                SOC wird (ohne Zahlenangaben) erweitert mit Docetaxel für geeignete Männer (alle Metastasierte oder eine Teilmenge davon ?)

                und
                es wurden Männer mit und ohne Diabetes in die Studie aufgenommen.
                Hier wäre es interessant zu erfahren ob sich im Studienverlauf Unterschiede bei den Ergebnissen zwischen Diabetikern mit Metformin und Nicht-Diabetikern mit Metformin zeigten.


                Franz

                Kommentar


                  Ich bekomme Zweifel, ob Gesamtüberleben ein verlässlicher Endpunkt ist. Bei manchen Studien ergibt die Therapie einen geringeren PSA Anstieg, eine spätere, bildgebende Progression und trotzdem keinen Vorteil im Gesamtüberleben.
                  Die Studien haben doch eine immer geringer werdende Teilnehmerzahl. Wenn das Gesamtüberleben verglichen wird, ist es nur noch ein kleiner Bruchteil der Patienten, mit denen die Studie begonnen hat. Dazu ist manchmal mehr als die Hälfte aus anderen Gründen als Prostatakrebs gestorben. Die Anzahl der Teilnehmer ist dann am Ende statistisch viel zu klein für eine gesicherte Aussage.

                  Kommentar


                    Hallo Georg,

                    das hast Du perfekt herausgefiltert bzw. aus den letztlich tatsächlich oder besser vermeintlich verbliebenen Studienteilnehmern herausgelesen bzw. vermutet.

                    Gruß Harald

                    Kommentar


                      Ich hatte mir vor kurzem einen Vortrag von Mack Roach angesehen. Der vertrat eine ähnliche Meinung. Sonst hätte ich das nicht geschrieben.

                      Kommentar


                        Zitat von Georg_ Beitrag anzeigen
                        Ich bekomme Zweifel, ob Gesamtüberleben ein verlässlicher Endpunkt ist. Bei manchen Studien ergibt die Therapie einen geringeren PSA Anstieg, eine spätere, bildgebende Progression und trotzdem keinen Vorteil im Gesamtüberleben.
                        Die Studien haben doch eine immer geringer werdende Teilnehmerzahl. Wenn das Gesamtüberleben verglichen wird, ist es nur noch ein kleiner Bruchteil der Patienten, mit denen die Studie begonnen hat. Dazu ist manchmal mehr als die Hälfte aus anderen Gründen als Prostatakrebs gestorben. Die Anzahl der Teilnehmer ist dann am Ende statistisch viel zu klein für eine gesicherte Aussage.
                        Bravo, Georg, ein ganz wichtiger Aspekt, den du da ansprichst. Auch ich sehe in PSA-Response und bildgebender Progression durchaus gewichtige Endpunkte. Bei der Hervorhebung des Gesamtüberlebens als entscheidender Endpunkt wäre letzten Endes auch immer zu prüfen, ob nicht der frühere Tod einer relevanten Gruppe aus nicht krebsbedingten Gründen das Ergebnis verzerrt. Nicht einfach, denn man kann auch an der Therapie sterben, ohne am Krebs gestorben zu sein, der vielleicht ganz gut durch die Therapie gezügelt wurde.
                        Grüße
                        Hartmut

                        Meine PK-Geschichte im Überblick: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=74

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                          Zitat von Optimist Beitrag anzeigen
                          Einiges ist mir bei der MANSMED-Studie, zumindest bei der obigen Präsentation, unklar.

                          SOC wird (ohne Zahlenangaben) erweitert mit Docetaxel für geeignete Männer (alle Metastasierte oder eine Teilmenge davon ?)

                          und
                          es wurden Männer mit und ohne Diabetes in die Studie aufgenommen.
                          Hier wäre es interessant zu erfahren ob sich im Studienverlauf Unterschiede bei den Ergebnissen zwischen Diabetikern mit Metformin und Nicht-Diabetikern mit Metformin zeigten.


                          Franz
                          Franz,
                          vielen Dank für Deinen Beitrag. Ich kann die offenen Punkte auch nicht zur vollständigen Zufriedenheit aufklären, da mir auch nicht mehr Information zur Verfügung steht, als das was auf dem ESMO vorgestellt wurde. Diabetiker wurden nicht explizit ausgeschlossen, aber keine Patienten akzeptiert, die schon Metformin eingenommen haben. Das wird die Gruppe der Diabetiker einschränkt. Trotzdem wäre interessant, wie viel der 124 Studienteilnehmer Diabetiker waren.

                          Die Einschlusskriterien sind sehr weit gefasst, auch um in überschaubarer Zeit genügend Patienten in die Studie zu bekommen. So werden sowohl neu diagnostizierte Männer eingeschlossen, die mit RT und ADT noch eine Chance auf einen kurativen Verlauf hatten, wie auch Männer in palliativen Situationen nach Versagen der Primärtherapie, oder M1 Situationen bei Primärdiagnose.

                          Bei allen Männern wird aber die ADT als Therapie eingesetzt, und hier, so die Hypothese, soll Metformin helfen. Die Ergebnisse hatte ich ja schon vorgestellt. Leider sind die einzelnen Subgruppen derart klein, dass keine verlässliche Aussage zum Endpunkt 'Gesamtüberleben' ausgesprochen werden kann, was in der Wissenschaftsmedizin das entscheidende Kriterium wäre. Der hilfsweise gültige surrogate-Parameter 'Bildung von Metastasen' ist hier nicht anwendbar, da auch Männer mit M1 Stadien aufgenommen wurden, also Männer, die bereits bei Studienbeginn Fernmetastasen aufwiesen.



                          Mehr Licht in die Bedeutung von Metformin-Ergänzung wird eines Tages die STAMPEDE Studie bringen. Bis dahin müssen wir uns mit dem begnügen, was wir haben: 'Metformin kann in frühen Stadien der Krankheit als Ergänzung der ADT hilfreich sein'. Ob es auch bei Chemo, oder auch bei Abi/Pred nützlich wäre, war hier nicht Bestandteil der Untersuchung.

                          Grundsätzlich möchte ich aber doch meinen Respekt an das Team aussprechen, die es geschafft haben eine nicht Pharma finanzierte randomisierte Studie zu einem Ergänzungsmittel aufzustellen, denn bisher war Metformin betreffend praktisch alles retrospektiv bzw. auf Diabetiker bezogen. Wer sich die Beiträge auf den großen Symposien zum PCA anschaut, dann werden da 90% Allgemeinplätze von geringer Qualität dargeboten. Meinst irgendwelche statistischen Fingerübungen basierend auf irgendwelchen medizinischen Datenbanken. Das bringt sicher ein paar Punkte für die Karriere, aber hilft den Patienten eher wenig. Aber es gibt da immer wieder ein paar Perlen, und diese Studie hier, das ist ganz sicher eine dieser Perlen!


                          Ich selbst nehme Metformin schon viele Jahre als Ergänzung zur ADT, wobei ich in Zeiten, in denen ich viel körperlich aktiv war, die Metformin Dosis etwas reduzieren musste, da mich das sonst zu viel Power gekostet hat. Das ist aber nur eine individuelle Einschätzung.
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                            PEACE1: ADT + ABI + DOCETAXEL verbessert das rPFS um 2,5 Jahre

                            Eine Phase-3-Studie mit einem 2x2-Design mit Abirateron/Prednison und/oder lokaler Strahlentherapie bei Männern mit de novo metastasiertem kastrationssensitivem Prostatakrebs (mCSPC): Erste Ergebnisse von PEACE-1.

                            Hintergrund:
                            In der Vergangenheit war die Androgenentzugstherapie (ADT) der Standard (SOC) für die Behandlung von Männern mit mCSPC. Seit 2015 hat sich gezeigt, dass die Kombination von ADT mit Docetaxel, einer neuartigen Hormontherapien oder einer Strahlentherapie des Primärtumors (RXT) (für Patienten mit geringer Metastasenlast) das Gesamtüberleben (OS) verbessert und somit zum neuen Therapiestandard (SOC) geworden ist. Es ist nicht bekannt, ob die Kombination dieser neuen Behandlungen zusätzlich zu ADT die Ergebnisse weiter verbessern könnte.

                            Methoden:
                            Männer mit De-novo-mCSPC wurden in folgende Arme randomisiert

                            A: ADT + Docetaxel)
                            B: ADT + Docetaxel +Abiraterone
                            C: ADT + Docetaxel +Radiotherapy
                            D: ADT + Docetaxel +Abiraterone +Radiotherapy

                            Schlussfolgerung:
                            Die Zugabe von Abirateron zu ADT + Docetaxel verbessert das rPFS (radiografische Progression - Metastasenwachstum oder neue Läsionen) bei Männern mit de novo metastasiertem Prostatakrebs signifikant, mit einem absoluten Nutzen von etwa 2,5 Jahren im Mittel und ohne bedeutende zusätzliche kurzfristige Toxizität.

                            Die Ergebnisse für die Ergänzung zur Strahlentherapie und zum Gesamtüberleben, liegen noch nicht vor.

                            NCT01957436
                            ASCO Abstract
                            Who'll survive and who will die?
                            Up to Kriegsglück to decide

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                              Zitat von LowRoad Beitrag anzeigen
                              ..Schlussfolgerung:
                              Die Zugabe von Abirateron zu ADT + Docetaxel verbessert das rPFS (radiografische Progression - Metastasenwachstum oder neue Läsionen) bei Männern mit de novo metastasiertem Prostatakrebs signifikant, mit einem absoluten Nutzen von etwa 2,5 Jahren im Mittel und ohne bedeutende zusätzliche kurzfristige Toxizität..."
                              Bei den Studienteilnehmer lag bei 57% eine "high volume"-Erkrankung und bei 43% eine "low volume" - Erkrankung vor.
                              Wäre interessant, ob sich bei diesen beiden Gruppen das rPFS unterscheidet.

                              Franz

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                                Und was ist mit der TITAN-Studie:

                                https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-1076-3036

                                Gruß Harald

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