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Krebsvorsorge: USA schaffen umstrittenen Prostata-Test ab

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    Krebsvorsorge: USA schaffen umstrittenen Prostata-Test ab

    In dem Spiegel-Artikel wie auch anderen Zeitungsartikeln darf natürlich der Hinweis nicht fehlen, dass der Entdecker des Prostataspezifischen Antigens – er ist sicher nicht der Erfinder des PSA-Tests, wie der Spiegel behauptet – Richard Albin, den PSA-Test ablehnt.

    Richard Albin, gewissermaßen der Erfinder des PSA-Tests, spricht angesichts dieser Zahlen in der "New York Times" von einem "Desaster für das Gesundheitswesen". Auch dem SPIEGEL sagte der US-Immunologe, dass der Bluttest kaum genauer als ein Münzwurf sei.
    Da denkt der Normalsterbliche: "Donnerschlag – wenn der den PSA-Test ablehnt, dann kann er tatsächlich nichts taugen."

    Aber was sagt uns das tatsächlich?

    Richard Albin ist Professor für Immunologie und Pathologie. Hat er deshalb Erkenntnisse, die uns vorenthalten werden? Ist er im Besitz einer höheren Weisheit, derer wir nie teilhaftig werden?

    Er sagt, dass der Bluttest kaum genauer als ein Münzwurf sei, d. h., dass er nicht dazu tauge, Prostatakrebs zu diagnostizieren. Wow! Umwerfend! Welche Weisheit! Nur wissen wir das schon lange, und wir wissen auch, dass der PSA-Wert nur einen Hinweis darauf geben kann, dass mit der Prostata etwas nicht stimmt, und dass es ratsam ist, der Sache nachzugehen. Es gibt einen schönen Artikel von Dr. Jonathan McDermed, "Das intelligente Verwenden des PSA für das Management von Prostatakrebs" (Hervorhebung von mir), und auch in dem umfangreichen Artikel von Dr. Strum, "Was wir in den letzten zehn Jahren über den Prostatakrebs gelernt haben sollten" wird ausführlich auf das intelligente Verwenden des PSA-Tests eingegangen. Ich vermute, dass Prof. Albin keinen der beiden Artikel kennt. Leider gilt das auch (noch) für viele Ärzte, die sich nicht die Mühe machen, einmal die PSA-Verdoppelungszeit ihres Patienten zu berechnen. Meiner Beobachtung nach haben Ärzte es nicht so mit der Mathematik, und in der PSAVZ-Formel kommt ein Logarithmus vor. Teufelszeug!

    Der Leser wird merken, dass Prof. Albins Aussage für mich so wichtig ist wie eine Meldung, dass in China ein Sack Reis umgefallen ist.

    Ralf
    Zuletzt geändert von RalfDm; 08.10.2011, 13:20.

    #2
    Hallo,

    ich habe auch gerade den Spiegel-Artikel gelesen. Er wird als staatliche bezahlte Leistung abgeschafft, weil er nach Meinung der US-Gesundheitsbehörde viel Unheil stiftet und einen geringen Nutzen hat. Im Artikel sind ein paar, nicht neue, aber interessante Zahlen erwähnt.

    Viele kennen meine Meinung zum Thema.

    Ich würde den Test nicht abschaffen, sondern ihn im Sinne der Männer nutzen und zurückhaltend damit umgehen. Von unhaltbaren Heilungsversprechen der Operateure und Bestrahler muss man wegkommen und Profitgier bekämpfen.

    Das Drama ist, dass es immer noch keine ausreichende Diagnostik, geschweige denn vernünftige Behandlungsmethoden gibt. Die vorhandenen Möglichkeiten der Diagnostik werden nicht genutzt. Viele Urologen treiben mit eigener Angst und Angstmachen Männer in den Abgrund. Der medizinische industrielle Komplex wird gefüttert. Der BPS ist zum großen Teil dabei.

    Mein eigener Weg geht somit im Sinne Julius Hackethals weiter, der wusste was man tun muss, wenn man einen Urologen sieht.

    Ich wünsche allen, egal welchen Weg sie gehen, viel Glück.

    Wolfgang
    http://www.myprostate.eu/?req=user&id=102

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      #3

      Das PSA-Drama geht in den nächsten Akt: Nachdem in den USA durch massive Anwendung des PSA-Tests sowohl ein massiver Anstieg der Inzidenz als auch ein massive Verschiebung zur Erkennung früherer Stadien des PCa zu verzeichnen gewesen ist, jetzt der Pendelausschlag? Ich glaubs nicht.

      Seit 2002, oder war es 2003, hier im Forum diskutiert, gibts aus meiner Sicht nichts Neues: Damals war Wil noch dabei, es geht nicht einfach um die Bewertung dieses unbestrittenermassen sehr indirekten PCa-Markers, sondern es geht insbesondere im Zusammenhang mit der Debatte um die Sinnhaftigkeit von Sreening-Massnahmen darum, die verdammte ANGST der Männer vor Krebs und die ebenso verdammte GESCHÄFTSTÜCHTIGKEIT der operierenden Ärzte-Zunft als zwei sich gegenseitig verstärkende Kräfte zu kritisieren, aufzuklären, zu geisseln, jedenfalls insgesamt darauf hinzuarbeiten, dass beides herunterreguliert wird, auch wenn wir, die wir zur Selbst-Aufklärung angetreteten sind, auf ziemlich verlorenem Posten stehen.

      Die auf der AUA2011 vorgestellten 12-jahres-ergebnisse der PIVOT-Studie , die die unsägliche OP-Übertherapie beim lokal begrenzten PCa dokumentiert, welche nur zustande kommt, weil es diesen Automatismus PSA-Test-positiv=>Stanzen-positiv=>OP gibt, sollte uns als organsisierte PCa-Selbsthilfe veranlassen, einzufordern, dass der Bereich, in dem die OP tatsächlich einen sinnvollen therapeutischen Beitrag leisten kann (vermutlich der schon aggressivere Phänotyp), dringend geklärt und parallel die OP-Kapazitäten heruntergefahren werden und ganzheitlichen Konzepten des Krebs-InSchachHaltens Platz machen.

      Kommentar


        #4
        Zitat von Wolfgang aus Berlin Beitrag anzeigen
        Der medizinische industrielle Komplex wird gefüttert. Der BPS ist zum großen Teil dabei.
        Hallo Wolfgang,

        darf ich Dich bitten, den zweiten Satz näher zu erklären?

        Ralf

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          #5
          Hallo Ralf,

          der zweite Satz ist wie wie folgt zu erklären. Man kann das nur verkürzt darstellen, sonst müsste man ein Buch darüber schreiben.

          Ich bleibe beim Thema PSA. Der BPS promotet seit einigen Jahren immer stärker die Durchführung des PSA-Testes. Letztendlich wird ein Massen-Screening angestrebt. Im Gegenzug wird nicht in gleichem Maße auf die Gefahren der Übertherapie und aufschiebende Methoden hingewiesen, bzw., dass der Krebs in den meisten Fällen nicht zu Lebzeiten greift. Das führt dazu, dass der PSA-Test letztendlich nicht zum Nutzen der Männer, sondern zum Nutzen der medizinischen Industrie genutzt wird. Zitat aus Beitrag von RuSTra "Automatismus PSA-Test-positiv=>Stanzen-positiv=>OP " - Die Meinung, dass RPE (Rezidive ca. 40 %) und Bestrahlung kurativ seien, wird unkritisch übernommen. Man erkennt nicht, dass Urologen zwar Partner der Männer sein können, aber eher keine Freunde.

          Der BPS wurde mal als kritischer Begleiter der Urologie gegründet. Das hat sich geändert, soweit ich das überblicken kann. Die einzelnen SHG`s sind etwas anderes und haben meist eine andere Aufgabe. Sie sind vorrangig Auffangbecken für geschundene, alleine gelassene, "geheilte" Männer.

          Gruß

          Wolfgang


          P.S.:

          Ich muss nicht Recht haben und richtig liegen, die Urologie aber auch nicht. Die Mehrheit muss nicht Recht haben, es kann ein Einzelner sein, oder auch nicht.

          Ich setzte mich seit Jahren praktisch täglich ein bis drei Stunden mit gesundheitlichen Themen auseinander. Ich habe den BPS und das Forum schon gekannt, bevor mein PSA-Wert immer weiter stieg.
          Man muss akzeptieren, dass es Probleme gibt, für die nur schlechte Lösungen existieren. Man muss akzeptieren, dass es Menschen gibt, die nichts von ihrem "Elend" wissen wollen und glauben wollen, sie wären gesund. Diese möchten lieber erst mit 65 bis 75 ihr ersten Metastasen spüren und bis dahin unbeschwert leben. Wenn ich alle diesen den "PSA-Spiegel" vorhalte, aber keine echten Lösungen präsentieren kann, erzeuge ich ein großes Elend.

          Die Ermittlung des PSA, für die ich bin, macht dann Sinn, wenn man für sein Leben daraus Konsequenzen zieht, wie beispielsweise gesündere Lebensweise, "weiche" aufschiebende Behandlungsmethoden und anderes. Die meisten Menschen ziehen aber keine Konsequenzen, sonst gäbe es nicht massenhaft Herz-Kreislauf-Tote. Sie wollen wie gewohnt weiter leben.
          Zuletzt geändert von Wolfgang aus Berlin; 08.10.2011, 08:36. Grund: Ergänzung
          http://www.myprostate.eu/?req=user&id=102

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            #6
            Zitat von Wolfgang aus Berlin Beitrag anzeigen
            Der BPS promotet seit einigen Jahren immer stärker die Durchführung des PSA-Testes. Letztendlich wird ein Massen-Screening angestrebt. Im Gegenzug wird nicht in gleichem Maße auf die Gefahren der Übertherapie und aufschiebende Methoden hingewiesen, bzw., dass der Krebs in den meisten Fällen nicht zu Lebzeiten greift.
            Hallo Wolfgang,

            hier der diesbezügliche Passus aus der Früherkennungsbroschüre des BPS:
            "Warum und mit welchen Argumenten der PSA-Test umstritten ist
            Zur Verunsicherung vieler Männer wird seit geraumer Zeit darüber gestritten, ob und inwieweit eine PSA-basierte Früherkennung nutzbringend ist bzw. ob und inwieweit sie sogar Schaden anrichten kann. Die zum Teil von Kostenaspekten, Profitinteressen und gesundheitsökonomischen Überlegungen geleitete Diskussion ist aus der Sicht früherkennungswilliger Männer vor allem unter zwei Gesichtspunkten relevant:
            • Bemängelt wird zum einen, dass eine PSA-basierte Früherkennung in vielen Fällen zu einer Überdiagnose führte, weil bei einem erhöhten PSA-Wert häufig Biopsien veranlasst würden, die sich im Nachhinein als unnötig erwiesen (weil in der Gewebeprobe keine Prostatakrebszellen zu finden waren und der erhöhte PSA-Wert daher – wahrscheinlich – eine andere Ursache hat).

            • Ein weiterer Kritikpunkt lautet, dass eine PSA-basierte Früherkennung zu einer Übertherapie führe, da durch den PSA-Test zwar viele Prostatatumoren im Frühstadium entdeckt würden, viele dieser Tumoren erfahrungsgemäß aber zeitlebens keine Beschwerden verursachen würden und daher nicht behandlungsbedürftig seien.

            Mit Blick auf die Einführung eines flächendeckenden Früherkennungsprogrammes (sogenanntes "PSA-Screening") erwachse hieraus zugleich die Frage, ob und inwieweit ein solches Programm überhaupt zur Senkung der prostatakrebsbedingten Sterblichkeit führen könne. Dieser Frage wird seit einiger Zeit im Rahmen von zwei großen internationalen Studien, dem „Prostate, Lung, Colorectal and Ovarian Cancer Screening Trial“ (PLCO) und der „European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer“ (ERSPC), nachgegangen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen stehen allerdings noch aus.

            Der Kritik am PSA-Test ist folgendes entgegenzuhalten:
            • Der PSA-Test ist zurzeit die beste verfügbare Methode zur frühzeitigen Erkennung von Prostatakrebs, und als solche unverzichtbar, weil nur bei einer frühzeitigen Erkennung von Prostatakrebs eine Heilung möglich ist.

            • Das aus der mangelnden Spezifität des PSA-Tests resultierende Problem der Überdiagnose kann durch eine differenzierte und wissenschaftlichere Handhabung der PSA-Werte (PSA-Anstiegsgeschwindigkeit, PSA-Verdoppelungszeit) und das Einbeziehen weiterer PSA-bezogener Parameter (PSA-Dichte, PSA-Quotient) deutlich relativiert werden. Und selbst, wenn hiernach immer noch mehr Männer biopsiert als Karzinome entdeckt werden, ist die Biopsie eine minimal-invasive Maßnahme mit sehr geringer Komplikationsrate, die eine Überdiagnostik bei einem Teil der Patienten akzeptabel erscheinen lässt, wenn hierdurch prostatakrebsbedingte Todesfälle vermieden werden können.

            Eine Biopsie sollte aber erst dann erfolgen, wenn es hinreichende und belastbare Indizien für das Vorliegen einer Prostatakrebserkrankung gibt.
            • Das Argument der Übertherapie, wonach ein PSA-Screening in weitem Umfang zur Entdeckung und Behandlung von im Grunde harmlosen Prostatatumoren führt, ist irreführend. Denn zum einen suggeriert die Unterscheidung zwischen einem harmlosen und einem aggressiven Prostatatumor die Gleichsetzung ‚einmal harmlos, immer harmlos’. Dies trifft jedoch nicht zu: Aufgrund der genetischen Instabilität von Prostatakrebs kann man sich nicht darauf verlassen, dass ein zunächst wenig aggressiver Tumor diese Eigenschaft für immer beibehält. Daher ist es besser, das „Problem“ zu kennen und auf Veränderungen reagieren zu können, als die Augen vor einer möglichen Krebsgefahr zu verschließen und zu hoffen, dass, falls man Prostatakrebs hat, dies schon eine zeitlebens harmlose Variante sein werde.

            Zum anderen ist der darin stillschweigend unterstellte Automatismus Prostatakrebsdiagnose Radikale Prostatektomie (RPE; komplettes Entfernen der Pro*stata) mit allen ihren teilweise lebenslangen belastenden Nebenwirkungen zwar noch vielfach gängige Praxis, aber er ist kein Evangelium. Neben der RPE gibt es heute eine Reihe weiterer und teilweise schonenderer Behandlungsmöglichkeiten des Prostatakrebses mit vergleichbaren Resultaten. Selbst eine zunächst gänzlich abwartende Haltung kann bei einem Krebs mit niedriger Aggressivität eingenommen werden1.
            • Die Frage, ob ein flächendeckendes PSA-Screening die prostatakrebsbedingte Sterblichkeit zu senken vermag, ist in statistischer und gesundheitsökonomischer Hinsicht von Bedeutung, in individueller Hinsicht jedoch ohne Belang. Ein Mann, der wissen will, ob bei ihm ein Prostatatumor vorliegt oder nicht, wird sich bei der Entscheidung über das Ergreifen einer Früherkennungsmaßnahme kaum von der statistischen Wahrscheinlichkeit beeinflussen lassen, im Falle eines Krebses an diesem zu sterben. Dies geht an der psychischen Realität vorbei.

            1 Ein vertiefendes Eingehen auf die Behandlungsmöglichkeiten bei Prostatakrebs würde den Rahmen dieser Broschüre sprengen. Wir verweisen hierzu auf die weiterführende Literatur, auch in Broschüren des BPS."

            (Zu beachten ist, dass diese Broschüre entstand, bevor die Ergebnisse der zitierten Studien vorlagen).

            Der BPS möchte in der Tat erreichen, dass die Männer im gefährdeten Alter einmal im Jahr auf ein paar Packungen Zigaretten verzichten, stattdessen ihren PSA-Wert messen lassen und nicht erst bei unerklärlichen Beschwerden, einem PSA-Wert von einigen hundert und Knochenmetastasen bis unter die Schädeldecke aufwachen, wie es im Forum immer wieder einmal berichtet wird. Wer meint, sein Risiko hierfür sei so gering, dass es ihn schon nicht treffen wird, der braucht es ja nicht zu tun, aber es soll sich niemand beschweren können, es habe ihn niemand informiert. Voraussetzung ist natürlich, dass man überhaupt informiert werden will.
            Ein wichtiger Indikator für einen Krebsverdacht ist eine PSA-Verdoppelungszeit von weniger als zwölf Jahren. Um eine PSAVZ ermitteln zu können, muss man aber einige PSA-Werte aus der Vergangenheit kennen. Ein singulärer, verdächtiger PSA-Wert kann alles mögliche bedeuten - Prostatitis, BPH oder aber Krebs. Ein verdächtiger PSA-Wert als letzter in einer Messreihe mit ständig kürzer werdender PSAVZ ist viel aussagekräftiger. Der BPS wirbt ganz bestimmt nicht für den PSA-Test, um den Urologen und den einschlägigen Herstellerfirmen eine Freude zu machen.
            Die Verankerung der Active Surveillance in der Leitlinie zum Prostatakrebs ist jetzt gerade einmal zwei Jahre alt. Zur Active Surveillance kannst Du auf der BPS-Seite nachlesen. Die Berater der vom BPS betriebenen Beratungs-Hotline weisen anrufende Männer auf diese Strategiemöglichkeit hin, wenn die Ausgangssituation die AS als Option erscheinen lässt.
            Einerseits wirfst Du dem BPS vor, dass er "seit Jahren ein PSA-Screening promoted", auf der anderen Seite schreibst Du, dass Du für das Ermitteln des PSA-Wertes bist. Ja, was denn nun?
            Zitat von Wolfgang aus Berlin Beitrag anzeigen
            Die Meinung, dass RPE (Rezidive ca. 40 %) und Bestrahlung kurativ seien, wird unkritisch übernommen.
            Wo?

            Ralf

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              #7
              Hallo Ralf,

              Du hast Recht, dass der BPS sich wesentlich differenzierter ausdrückt, als es meinem aktuellen Sachstand entsprach. Insofern Asche auf mein Haupt.

              Jedoch dem Satz "Der PSA-Test ist zurzeit die beste verfügbare Methode zur frühzeitigen Erkennung von Prostatakrebs, und als solche unverzichtbar, weil nur bei einer frühzeitigen Erkennung von Prostatakrebs eine Heilung möglich ist." kann ich nur bedingt zustimmen. Die heutigen Statistiken enthalten auch die Männer, an denen Übertherapie vorgenommen wurde. Bei einer Rezidivrate von bis zu 40 % verblieben 60 % "Geheilte". Zieht man die Übertherapierten ab, bleiben nicht viele Geheilte übrig. Meine Überlegungen: Je nach Studie: Aktuelle norwegische Studie zur RPE bei jüngeren Männern: Von 15 RPE's helfen diese nur einem Mann. Alter Spruch: Von acht Männern mit PCa stirbt einer daran. Europäische Studie: von 48 behandelten Männern wird einem geholfen. Somit überwiegt bei den angeblich Geheilten der Anteil der Übertherapierten. Es gibt kaum Heilung.

              Man kann aber - zum Glück - den Progress aufhalten. Das muss das Ziel sein. Urologen sind dafür nach meiner Erfahrung meist die falschen Ansprechpartner. Es sei denn, sie entwickeln sich weiter. Solche Beispiele kennen wir. Onkologen, häufig weiter gebildete Ärzte für Inneres, sind schon besser geeignet, weil sie sich dem Thema nicht von vornherein mit Stahl und Strahl nähern.

              Ein Heilungsversprechen kann man nicht abgeben. Wer Heilung liest, bekommt Hoffnung, das Thema abschließen zu können. Es ist ein großes Dilemma, dass keine Diagnosemethoden für den genauen Status eines Krebses vorliegen. Somit ist für den Vorsichtigen nie Heilung sondern nur bis zum Ende währende Lebensumstellung und "weiche" Behandlung angesagt. Wer sein Leben nicht umstellt, kann Glück haben oder Pech. Wer "kurativ" behandelt wurde, kann, wenn er vorsichtig ist, nie von Heilung ausgehen. Er muss bis an das Lebensende das machen, was auch ein nicht behandelter machen muss. Das ergibt sich aus der hohen Rezidivrate.

              Wenn Urologen überlicherweise die Biopsien und RPE`s nicht mit Metastasenschutz durchführen, entsteht durch die Entfernung des Haupttumors zusätzlich das Risiko von Streuung und Metastasen"ausbruch. Der Haupttumor hält über Jahre die Metastasen klein. Usw. usf.

              Trotzdem, die Hoffnung bleibt. An PK sterben viel weniger Männer als an Herz-Kreislaufkrankheiten. Wer lange leben will, muss zuerst dort ansetzen.

              Gruß

              Wolfgang
              http://www.myprostate.eu/?req=user&id=102

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                #8
                Hallo Angel-Bewohner!

                Zitat von RalfDm Beitrag anzeigen
                Zum anderen ist der darin stillschweigend unterstellte Automatismus Prostatakrebsdiagnose Radikale Prostatektomie (RPE; komplettes Entfernen der Pro*stata) mit allen ihren teilweise lebenslangen belastenden Nebenwirkungen zwar noch vielfach gängige Praxis, aber er ist kein Evangelium.
                Eben hier gilt es anzusetzen:

                Wie kommen wir vom irrationalen Glauben, der im üblichen Arzt-Patienten-Gespräch entsteht und der nicht selten aus der Rekapitulation eines inneren Evangeliums der Ärzte heraus nahegelegt wird,
                zum rationalen Glauben des Patienten, der vom Arzt in seiner Suche nach Plausibiltität unterstützt wird, vor allem, indem der Arzt den eigenen inneren Entscheidungsbaum transparent macht.


                Die Verankerung der Active Surveillance in der Leitlinie zum Prostatakrebs ist jetzt gerade einmal zwei Jahre alt. Zur Active Surveillance kannst Du auf der BPS-Seite nachlesen. Die Berater der vom BPS betriebenen Beratungs-Hotline weisen anrufende Männer auf diese Strategiemöglichkeit hin, wenn die Ausgangssituation die AS als Option erscheinen lässt.
                Das finde ich in der Tat auch den entscheidenen Fortschritt - auf dieser Grundlage müsste man, was das Video der Krebshilfe mit Prof. Rübben angeht, s. den anderen Diskussionsfaden, die Krebshilfe auffordern, die statements von Prof. Rübben zu aktualisieren. Denn das Evangelium hat sich geändert.

                Eben hier, in der Produktion von politischen statements im Sinne einer besseren Behandlung der Männer, hat "der BPS" auf jeden Fall Nachholbedarf. Das kann man feststellen, auch ohne auf die personelle Kapazität verweisen zu können, die diese zusätzliche Arbeit bewerkstelligen könnte.

                Grüsse in den Norden!
                Rudolf

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                  #9
                  Zitat von RuStra Beitrag anzeigen
                  Eben hier, in der Produktion von politischen statements im Sinne einer besseren Behandlung der Männer, hat "der BPS" auf jeden Fall Nachholbedarf.
                  Hallo Rudolf,

                  woher weißt Du, welche Statements Vertreter des BPS wo abgeben, und wo also noch diesbezüglicher Handlungs- bzw. Nachholbedarf besteht? Gibt es eine Stelle mit noch mehr Durchgriff als die Kommission, in der die Leitlinie zur Diagnostik und Therapie erstellt und derzeit aktualisiert wird, und in der drei auch Dir bekannte Männer den BPS vertreten? Bis zum 12. hast Du noch Zeit, Deinerseits die 1. Aktualiserung der Leitlinie zu kommentieren. Bist Du schon tätig geworden? – Ich ja.

                  Gruß in den mittleren Süden,

                  Ralf

                  Kommentar


                    #10
                    Zitat von RalfDm Beitrag anzeigen
                    ... Bis zum 12. hast Du noch Zeit, Deinerseits die 1. Aktualiserung der Leitlinie zu kommentieren. Bist Du schon tätig geworden? – Ich ja.
                    Danke für die Erinnerung, nochn Arbeitsprozess. Ist zwar auf meinem Zettel, aber ob ichs noch schaffe, wird sich zeigen.
                    Schickst du mir deinen Kommentar?


                    Hallo Rudolf,

                    woher weißt Du, welche Statements Vertreter des BPS wo abgeben, und wo also noch diesbezüglicher Handlungs- bzw. Nachholbedarf besteht? Gibt es eine Stelle mit noch mehr Durchgriff als die Kommission, in der die Leitlinie zur Diagnostik und Therapie erstellt und derzeit aktualisiert wird, und in der drei auch Dir bekannte Männer den BPS vertreten?
                    Ja, es gibt eine Stelle mit mehr "Durchgriff": der öffentliche Raum!
                    Wenn ich "politisch" sage und du Gremien-Arbeit verstehst, verstehn wir uns nicht.
                    Das, was BPS-Männer in Gremien mitdiskutieren und mit beeinflussen, sollte getragen sein von einer laufenden, öffentlichen, von jedem nachzuvollziehenden Debatte, in der mit der Möglichkeit der breitesten Willensbildung die Positionierung entstehen kann. Wenn ich von Nachholbedarf in Sachen politischer statements rede, dann geht es um die öffentlichen statements, nicht um das, was der einzelne in irgendwelchen Gremien vertritt, noch dazu der jeweiligen Vertraulichkeit verpflichtet.

                    Ich werde dann weiter machen mit der öffentlich geäusserten Positionierung von Prof. Tombal ...

                    Bis später,
                    Rudolf

                    Kommentar


                      #11
                      Hallo hans.z,

                      hier ist mir ein Missgeschick passiert. Ich wollte Deinen Beitrag nicht ändern, sondern eine Antwort auf ihn schreiben. Unglücklicherweise habe ich wohl auf den falschen Button geklickt - sorry!

                      Für alle anderen Leser: hans.z wies auf diesen Artikel auf Spiegel online hin.

                      Ralf

                      Kommentar


                        #12
                        Hallo Ralf,

                        vor ein paar Tagen wurde in einem separaten Thread beiläufig auf die Oktober-Ausgabe von der Apotheken Umschau aufmerksam gemacht. Dort wäre Lesenswertes zum Thema Prostata vorzufinden. Nun denn, das Hauptthema lautet in der Tat "Prostata - Diagnose Krebs: Was nun?" Das Problem Übertherapien kommt dabei nicht zu kurz. Erhebungen zufolge würde heute jeder zweite Mann seinen PSA-Wert kennen. Alle weiteren dort publizierten Zahlen und Meßwerte sind diesem Forum hinlänglich bekannt. Was mir aber besonders auffiel, war die mehrfache Betonung der Aussagen von Prof. Lothar Weißbach, dem wissenschaftlichen Vorstand der Stiftung Männergesundheit und mitverantwortlich für die Prostatakrebs-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie, zu AS. Würden Männer besser aufgeklärt, könnten viele Männer mit einer Therapie warten. Eine Beratung sollte unabhängig von wirtschaftlichen Interessen sein. Wie wahr wohl! Das sei aber nicht der Fall, wenn darauf gedrängt würde, dass sich teure OP-Säle oder Einrichtungen für Radiatio durch hohe Patientenzahlen rechnen müßten. Eine aktive Überwachung wäre öfter möglich. Leider würde aber die verstärkte Patientenbegleitung nicht ausreichend vergütet. Das ist leider die Crux.!! Die aktive Überwachung verfolgt das Ziel, besonders jene Patienten von den Nebenwirkungen der Behandlung zu verschonen, die von dem Tumor nie bedroht werden würden. Natürlich sei es wichtig, einen aggressiven Verlauf rechtzeitig zu erkennen. Für etwa die Hälfte der Patienten käme nach Beachtung der Prostatakrebs-Leitlinie die abwartende Strategie in Betracht. Hört Hört Ein Strahlentherapeut führt andererseits aus, dass noch nicht bewiesen sei, ob eine aufgeschobene Therapie auch auf lange Sicht genauso effektiv ist wie eine sofortige. Etwa jeder zweite Betroffene aus dem Kreis der ASler würde früher oder später doch eine Therapie in Anspruch nehmen, und zwar nicht aus Notwendigkeit, sondern weil man das Warten nicht ertrüge. Nach den Worten von Professor Weißbach müsse wohl noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, um solche Männer zu gewinnen. Die Zukunft der meisten Betroffenen, sofern sie nicht selbst in der Lage sind, das Steuer in die Hand zu nehmen, wird wohl auch weiterhin in der Mehrheit von der Ärzteschaft bestimmt werden.

                        P.S.: Der Ordnung halber weise ich darauf hin, dass der letzte Satz natürlich meine eigene Meinung beinhaltet. Das gilt auch für die fett gedruckten Einblendungen.

                        "Wer kein schönes Leben hatte, kann immer noch auf einen schönen Tod hoffen"
                        (Jan Fleming)
                        Zuletzt geändert von Gast; 08.10.2011, 17:42. Grund: Ergänzung

                        Kommentar


                          #13
                          Es ist für mich sehr beglückend zu sehen, dass AS jetzt zunehmend nicht nur akzeptiert, sondern sogar als gleichwertige Option empfohlen wird. Ich predige das ja seit Jahren. Toll, wenn sehr renommierte Professoren wie Weißbach sich jetzt öffentlich dafür stark machen.

                          Jetzt hoffe ich nur noch, dass AS auch in diesem Forum zukünftig ebenso gleichwertig behandelt und ebenso häufig den Neudiagnostizierten als veritable Alternative angeboten wird wie die "kurativ intendierten Therapien" - vulgo: RPE/ST.

                          ZUM PSA-Screening:

                          Das Problem des PSA-Screenings war nicht das Screening selbst, sondern das, was die (meisten) Urologen daraus gemacht haben, nämlich Angst verbreiten und Übertherapie verordnen. Letzteres muss aufhören, und nicht das wertvolle Screening!

                          Schorschel

                          Kommentar


                            #14
                            Prof. Tombal zum Screening

                            Zitat von hans.z Beitrag anzeigen

                            Es gibt einen schönen Artikel von Dr. Jonathan McDermed, "Das intelligente Verwenden des PSA für das Management von Prostatakrebs" (Hervorhebung von mir), und auch in dem umfangreichen Artikel von Dr. Strum, "Was wir in den letzten zehn Jahren über den Prostatakrebs gelernt haben sollten" wird ausführlich auf das intelligente Verwenden des PSA-Tests eingegangen.

                            In dem Artikel von Prof. Tombal, Urologe aus Brüssel, "A Vision for Action on Prostate Cancer", auf den ich insgesamt noch in dem Thread "Prostatakrebs in Europa" eingehe, gibt es einen schönen Absatz zum Screening:

                            Screening: Presently, “intelligent informed early detection” is mandated even more than “accurate screening”. Improving the accuracy of diagnostic tests will take many more years of research while immediate action could be taken now based on the available evidence. Opportunistic unconsented PSA testing should be censured. This must be replace by coordinated education of doctors and men about the risk factors of PCa, including race and heredity, and benefits and harms of PSA testing. In one study at least PSA testing reduced mortality. Overtreatment is not a fatality and can be tackled partially by information and education.
                            ... koordinierte Erziehung von Ärzten und Patienten ...

                            Übertherapie ist kein Schicksal und kann wenigstens teilweise vermieden werden durch Informierung und Erziehung


                            Bravo !

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                              #15
                              Hallo,

                              ich staune wieder einmal. Es kommt eine Nachricht aus USA „PSA-Test wird nicht mehr bezahlt“ und schon haben wir High Life im Forum. Wir brauchen keinen Prof. Tombal, wir brauchen keinen politischeren BPS, und wir brauchen keine Verbalkritik an dem BPS.

                              Ralf hat schon auf die solide Arbeit des BPS hingewiesen, und der BPS ist noch besser, denn er fördert und engagiert sich für die Studie „Vorhersage eines klinisch gutartigen Verlaufs durch die DNA-Bildzytometrie bei Niedrigrisikopatienten mit Mikrokarzinomen der Prostata“.

                              Wir müssen nicht auf Amerika warten. Die DNA-Ploidie gibt es in Europa, sogar in Deutschland.

                              Und deshalb meine ich, wenn es so eine Herzensangelegenheit ist, Übertherapie zu vermeiden, dann spendet für die Studie:

                              Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e. V.
                              Konto-Nr. 70 20 621 Sparkasse Hannover (BLZ 250 501 80)
                              Für eine Überweisung aus dem Ausland verwenden Sie bitte
                              die IBAN DE62250501800007020621 und die BIC SPKHDE2H
                              Bitte geben Sie als Verwendungszweck "DNA-Zytometrie" an.
                              Zuletzt geändert von RalfDm; 11.10.2011, 20:33. Grund: Streichen eines Satzes auf Wunsch des Verfassers.

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