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Prostatakrebs in Europa

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    Prostatakrebs in Europa

    Bis letzte Woche wusste ich nicht, wie der EU-Kommissar für Gesundheit heisst: John Dalli.
    Nun bin ich schlauer und habe mal auf der Seite der Government Gazette als Suchbegriff "prostate cancer" eingegeben - und siehe da,
    da gibts allerhand, was wir vielleicht mal lesen sollten!

    Als erstes erscheint in der Treffer-Liste ein Artikel von Sanofi, einem Pharma-Konzern, was nur denjenigen wundern dürfte, der die EU für eine Vereinigung für Erhaltung und Förderung der Volksgesundheit hält. Titel: "Prostate Cancer in Europe: Screening, Treatment and Control", Datum vom 7.10.2011

    Als zweites ein statement von Prof.Heidenreich: "Patients with Metastatic and Castration Resistant Prostate Cancer in Europe", Datum 6.10.2011

    Dann, drittens, von Prof.Tombal, auch einem bekannten Urologen, aus Belgien: "A Vision for Action on Prostate Cancer", Datum 6.10.2011

    Wieso jetzt in diesen Tagen da so geballt auf europäischer Ebene zum Prostatakrebs sich positioniert wird, erfahren wir im nächsten Artikel, vom Gesundheits-Kommissar persönlich:

    John Dalli schreibt unter dem Titel "Prostate Cancer Screening in Europe – A Four Month Follow-Up", auch mit Datum 6.10.2011, folgendes:

    "Four months on from the lively dinner debate on prostate cancer organised by the International Centre for Parliamentary Studies, I would like to put forward my reflections on the points raised. The comments and questions received from the participants related mainly to improved regulatory frameworks and accelerated approval processes and also Health Technology Assessment."
    Aha, vor 4 Monaten hat es also eine "dinner debate" zum Prostatakrebs gegeben, von dem "International Centre for Parliamentary Studies" organisert.
    Wer ist das? Auf deren Seite steht gleich am Anfang dieses:

    The International Centre for Parliamentary Studies exists to promote effective policy making and good governance through better interaction between Parliaments, Governments and other stakeholders in society.
    Aha, hier soll also vermittelt werden, soso. Mit anderen "stakeholdern" in der Gesellschaft. Parlamente, Regierungen und stakeholder. Was auch immer das heissen mag, im Zusammenhang mit dem angesprochenen dinner Gespräch vor 4 Monaten zum Thema Prostatakrebs in Europa waren jedenfalls Urologen und Pharma-Vertreter dabei, soviel scheint sicher zu sein. Worüber haben sie gesprochen oder verhandelt?

    "The comments and questions received from the participants related mainly to improved regulatory frameworks and accelerated approval processes"

    Also es ging um Verbesserung von Rahmenbedinungen und Beschleunigung von Zulassungsverfahren.
    Die Pharma will leichter und schneller mit ihren Medikamenten auf den EU-Markt und trifft sich deshalb zum dinner mit dem zuständigen EU-Kommissar, ist es das?

    On the first point, I would like to make a few clarifications about the Clinical Trials Directive. This piece of legislation provides for a broad regulatory framework that sets out how clinical trials should be performed to ensure the safety and rights of subjects and the quality of data.
    Es gab also offenbar Streit um die "Clinical Trials Directive", was ist das?
    Eine offenbar 2001 verabschiedete EU-Direktive, die Ausgestaltung von klinischen Studien betreffend. Es mag sie auf irgendwelchen EU-Seiten auch auf deutsch geben, aber hier interessiert der aktuelle Prozess, also was soll -vermutlich von Pharma-Seite vorgetragen- geändert werden?

    Mr. Dalli schreibt weiter:

    I am very concerned about a steady decline of clinical trials in the EU since 2007. The primary responsibility for such research lies with industry and academia. But obviously the regulatory environment plays an important role, too. The 2001 Clinical Trials Directive has been the subject of repeated criticism. Indeed, the Directive is not applied uniformly by the Member States. Furthermore, it is criticised for neglecting the increasingly global scale of clinical trials and for causing a high administrative burden of clinical trials by not taking account of practical needs and constraints.
    I am committed to addressing these issues.
    Er ist also sehr besorgt, dass in der EU die Anzahl klinischer Studien seit 2007 rückläufig ist. Was er nicht nur auf die Verantwortlichkeit von Industrie und akademischer Welt schiebt, sondern auch auf die staatlichen Regulationen. Die Direktive sei oft kritisiert worden, sie passe nicht zum zunehmend global organisierten Studienbetrieb und hätte zuviel administrative Hürden.
    Aber nun kommt der Kommissar und kümmert sich.

    Was die Direktive angeht, so gibts da auch schon ein Ergebnis, denn Dalli schreibt:

    I am committed to addressing these issues. My services have launched a public consultation on the revision of the Clinical Trials Directive earlier this year. The responses received from stakeholders, including those from the International Centre for Parliamentary Studies, were carefully analysed by the Commission’s services. The resulting consultation report, which includes individual comments, as well as a summary of all responses, is now available on the Commission’s website.
    Man kann unter dieser Adresse die überarbeitete Direktive runterladen, auch dieses vielleicht irgendwo auf deutsch - und vielleicht bekommen wir ja im Verlaufe dieses Diskussionsfadens durch irgendejemand erläutert, was denn nun die Unterschiede/ Verbesserungen/ Verschlimmbesserungen vor allem für uns Patienten sind.

    Gesundheits-Kommissar John Dalli fährt fort:

    Following the public consultation, I intend to put forward a proposal for a thorough revision of the Clinical Trials Directive next year. My ambition is to improve the regulatory framework by introducing a smart and quick approval process for clinical trials, which at the same time respects the primary responsibility of Member States for ethical issues.
    Er will also nächstes schon wieder an das nächste Update der Direktive ran (so wie wir ja immer die jährliche oder zweijährliche Überarbeitung der S3-Leitlinie fordern, oder?). Und er hat die Ambition, die Rahmenbedingungen offenbar für die Medikamentenentwicklung (das Arzneimittelrecht ist zum ersten Mal beim EU-Kommissar, vorher war es beim Industrie-Kommissar angesiedelt, Günter Verheugen ...) dadurch zu verbessern, dass er einen intelligenten und schnellen Zulassungs-Prozess strickt, was auch immer das heisst.

    Tja, tja, vielleicht hat der ein oder die andere Lust, hier ein bischen mit-/nachzulesen und sich Gedanken zu machen, was denn da auf der europäischen Ebene in Sachen Prostatakrebs abgeht?!?!?!?

    Grüsse aus HH,
    Rudolf

    #2
    Hallo Rudolf,

    vielen Dank für diese Infos.

    Vorab: Das erinnert mich doch sehr an die Geburtstagsfeier von Josef Ackermann bei Frau Merkel im Kanzleramt.

    Es ist mühselig und bei sensibilisierter Öffentlichkeit kontraproduktiv, unten zu schmieren, wenn es oben bei einem Candlelight-Dinner viel bequemer und eleganter zu funktionieren scheint.

    Viele Grüße aus NRW
    hans

    Kommentar


      #3
      Zitat von hans.z Beitrag anzeigen
      Hallo Rudolf,

      vielen Dank für diese Infos.

      Vorab: Das erinnert mich doch sehr an die Geburtstagsfeier von Josef Ackermann bei Frau Merkel im Kanzleramt.
      Oh yeahh! danke für diesen Vergleich !!! habe vorhin in der ard-mediathek monitor gesehen, wie Mr.Ackermann und die sonstigen Bankster die Politik eingespannt haben, um nur ja auch noch die kleinsten Risiken auf den Steuerzahler abzuwälzen. OccupyWallstreet ist auch hier angesagt!

      Es ist mühselig und bei sensibilisierter Öffentlichkeit kontraproduktiv, unten zu schmieren, wenn es oben bei einem Candlelight-Dinner viel bequemer und eleganter zu funktionieren scheint.

      Viele Grüße aus NRW
      hans
      Ja, im G-BA -ich bin ja "Patientenvertreter" im Unterausschuss Arzneimittel- ist die Pharma fein säuberlich in allen Prozessen herausgehalten und hier auf EU-Ebene das genaue Gegenteil - wie es scheint.

      Kommentar


        #4
        Hallo Rudolf,

        ich habe die Aera "Karl Jung" beim BA in allen Schattierungen negativ genießen dürfen. http://www.oberbrechen.de/geschichte/Karl%20Jung.htm

        Es ist nicht ohne Grund eine Umstrukturierung und Namensänderung des BA zum G-BA erfolgt. Allerdings sitzt mit Hess wieder ein Jurist auf dem Stuhl des Vorsitzenden und seine Stimme ist bei strittigen Fragen ausschlaggebend. Das System ist nur mangelhaft reformiert worden, auch wenn Patientenvertreter, ohne Stimmrecht(!), zugelassen sind.

        Ich bin nach wie vor der Meinung, daß in dieser Einrichtung die Interessen der Patienten/Versicherten unzureichend vertreten sind, obwohl sie das ganze Schmierentheater mit ihren Beiträgen finanzieren. Patienten/Versicherte sind immer die Dummen und werden zwischen den anderen Interessenverbänden zerrieben. Leider sehe ich z.Z. keine Möglichkeit, diese menschenunwürdige Situation in der GKV zu ändern. Der Patient/Versicherte ist in diesem System immer der Dumme.

        Viele Grüße aus NRW
        hans

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          #5
          Statement von Prof. Heidenreich

          Zitat von RuStra Beitrag anzeigen

          ... habe mal auf der Seite der Government Gazette als Suchbegriff "prostate cancer" eingegeben - und siehe da,
          da gibts allerhand, was wir vielleicht mal lesen sollten!
          Als zweites ein statement von Prof.Heidenreich: "Patients with Metastatic and Castration Resistant Prostate Cancer in Europe", Datum 6.10.2011

          Ich möchte auf das statement von Prof. Heidenreich eingehen, das ist wohl auch von allen derzeit verfügbaren statements das unproblematischste, man versteht was er will:

          Kurz gesagt will er eine Harmonisierung von Diagnostik und Therapie des fortgeschrittenen Prostatakarzinom auf europäischer Ebene entlang wissenschaftlicher Leitlinien. Und damit eine Beendigung von derzeit noch krassen Unterschieden im Vergleich der Länder.

          I am firmly convinced that is one of the most important duties for active uro-oncologists involved in the management of advanced prostate cancer to harmonize diagnosis and treatment among European countries.
          "Ich bin fest davon überzeugt, dass es eine der wichtigsten Pflichten für in der Behandlung des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms involvierte Uro-Onkologen ist, die Diagnostik und die Behandlung zwischen den europäischen Ländern zu harmonisieren."


          Man muss wissen, dass Prof. Heidenreich federführend ist bei den europäischen Leitlinien zum Prostatakrebs - hier die aktuelle Version.
          Als solcher hat er beispielsweise schon kurz nach der Zulassung des Cabazitaxel/Jevtana mit Hinweis auf die Zulassungsstudie dieses neue Taxan zur Behandlung nach Taxotere in die Leitlinie aufgenommen.


          Although there are many innovative therapeutic developments with regard to effective treatment such as MDV3100, abiraterone, Tak-700, cabazitaxel to name a few, a significant gap exists between medical improvement on the one hand and the real medical care of patients with advanced prostate cancer.
          "Obwohl es viele innovative therapeutische Entwicklungen für die effektive Behandlung gibt wie MDV3100, Abiraterone, Tak-700 und Cabazitaxel, um nur einige zu nennen, gibt es einen signifikantes Auseinanderklaffen zwischen dem medizinischen Fortschritt auf der einen Seite und der realen Versorgung der Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs."

          Er führt dann 2 Beispiele an, Hormonblockade und Chemotherapie:

          Whereas the majority of men receive some type of androgen deprivation therapy (ADT), only 50% of European urologists use ADT as recommended by the EAU guidelines.
          "Während die Mehrheit der Männer mit irgendeiner Variante des Androgenentzugs behandelt wird, wenden lediglich 50% der europäischen Urologen die HB so wie von der Leitlinie empfohlen an."

          Er schreibt weiter:

          Once patients progress during ADT systemic chemotherapy with docetaxel represents the first line treatment of choice. Again, there is a high discrepancy between European countries and up to 30% of prostate cancer patients never have received chemotherapy until they finally die due to prostate cancer.
          "Wenn die Patienten unter Hormonblockade einen Progress erleiden, ist die Chemotherapie mit Docetaxel die Erstliniein-Therapie der Wahl. Aber es gibt auch hier eine grosse Diskrepanz zwischen den europäischen Ländern, sodass bis zu 30% der Prostatakrebspatienten bis zu ihrem Prostatakrebs-Tod nie eine Chemotherapie bekommen haben."

          Nun könnte man sagen, zum Glück. Und das wäre auch nicht voll daneben, denn die Evidenz für den klinischen Nutzen der Taxan-basierten Chemo beim PCa steht nicht auf sehr sicheren Füssen. Wir haben -am Beispiel Cabazitaxel gesagt- halt immer den Unterschied zwischen nachgewiesener Wirksamkeit einer Substanz/ eines Verfahrens, die dann zur Zulassung führt, auch wenn der Überlebensvorteil noch so minimal ist, und dem klinischen Nutzen, der mit der Zulassungsstudie noch nicht aufgezeigt ist. Inwieweit ich mir wünschen würde, dass europaweit zu 100% die Uro-Onkologen das Cabazitaxel, kaum ist es zugelassen, anwenden, ohne die erheblichen Nebenwirkungen hinreichend abfedern oder gar abschätzen zu können, sei dahingestellt. Und was das Taxotere angeht, das ja Prof. Heidenreich anspricht, so existiert auch 7 Jahre nach Zulassung immer noch die Unsicherheit, ob es denn überhaupt anschlägt. Es gibt keinen Test vorab. Und da einfach die Taxo-Quote nach Versagen der HB erhöhen, birgt das Risiko, dass ich selbst mit wenigen Infusionen dem Mann den Rest gebe.

          Im weiteren positioniert sich Prof. Heidenreich gegen "sogenannte alternative Behandlungen":

          ... a significant rank growth of so-called alternative treatment options offered to the patients can be observed. Most of these options have never been validated in clinical trials.
          " ... können wir ein zunehmendes Angebot für die Patienten von sogenannten alternativen Behandlungen beobachten. Die meisten dieser Optionen sind aber nie in klinischen Studien validiert worden."

          OK, worum gehts? Eine alte Debatte, in der immer diegleichen Fragen auftauchen, die ich jetzt aber nicht aufgreifen will.

          Am Ende seines Beitrages wird Prof. Heidenreich konkret, wie er die Harmonisierung von Diagnostik und Therapie erreichen will,
          durch eine per validiertem Fragebogen herbeigeführte Standardisierung der Dokumentation und darauf aufbauend der Identifizierung der besten diagnostischen und therapeutischen Behandlungs-Optionen.

          ...

          intensive research into health care provision has to be initiated with the use of several options which have been currently activated by the EUA guideline panel on prostate cancer and which have to be supported by European politicians:
          • standardized documentation of diagnostic measures in men with progressing prostate cancer after androgen deprivation therapy according to a validated questionnaire among European urologists
          • standardized documentation of initiated treatments and treatment responses in men with progressing prostate cancer after androgen deprivation therapy according to a validated questionnaire among European urologists
          • inclusion of the national patient support groups to distribute the questionnaire among their members
          • identification of the most promising diagnostic and therapeutic measures
          Auch die Prostatkrebs-Selbsthilfe taucht hier auf, als Verteiler des standardisierten Fragebogens.

          Soweit Prof. Heidenreich.

          Grüsse aus HH,
          Rudolf Stratmann

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            #6
            Pharmamacht und -einfluß

            Hallo Rudolf,
            Hallo Hans,


            ich war kürzlich auf dem DGHO-Kongreßund erlebte hautnah, wie stark der Einfluß der Pharmaindustrieauf die Präsentierung von Studienergebnissen ist. Meist stehendie vortragenden Ärzte, die über eine Studieinformieren, im Sold des Pharmakonzerns, der die Studie durchgeführthat. Das fördert nicht gerade eine neutrale abgewogeneBerichterstattung. Beispiel: Cabazitaxel. Es wird entweder gar nichtoder nur am Rande erwähnt, daß für dieZulassungsstudie nur Männer aufgenommen wurden, die vorher einevollständige Docetaxel-Chemotherapie erhalten hatten. Männer,die eine Docetaxelchemo aufgrund der Nebenwirkungen oder aufgrundeines mangelnden Ansprechens des Taxans abgebrochen hatten, kamen indie Cabazitaxel-Zulassungsstudie erst gar nicht rein. Somit hat mankeine Patientenpopulation wie sie der Urologe bzw. der Onkologe inder täglichen Praxis sieht. Wären solche Männer in dieZulassungsstudie reingekommen, hätte womöglich Cabazitaxeldie Zulassung gar nicht geschafft bzw. die Lebensverlängerungwäre unter 2,4 Monaten geblieben. Man müßte zumindestden behandelnden Ärzten einen Warnhinweis mit auf den Weg geben,daß bei abgebrochener Docetaxelchemo auch die Wirksamkeit vonCabazitaxel begrenzt sein könnte – zumindest ist fürdieses Patientenklientel kein Nutzen nachgewiesen worden. Aber die meistenOnkologen fahren vom diesjährigen Kongreß nach Hause ohnediese Fakten im Kopf zu haben. Sowas macht einfach nur traurig.
            Trotz allem ein schönen WE!
            Josef

            Kommentar


              #7
              Zitat von RuStra Beitrag anzeigen
              ... habe mal auf der Seite der Government Gazette als Suchbegriff "prostate cancer" eingegeben - und siehe da,
              da gibts allerhand, was wir vielleicht mal lesen sollten!

              Dann, drittens, von Prof.Tombal, auch einem bekannten Urologen, aus Belgien: "A Vision for Action on Prostate Cancer", Datum 6.10.2011
              Ich möchte mich bei diesem Artikel vor allem mit den Überlegungen zum regulatorischen Rahmen beschäftigen, die scheinen mir am interessantesten zu sein, zumal sie in dieser Form in den anderen Beiträgen nicht auftauchen.

              Prof. Tombal, der ja auch bei der europäischen Prostatakrebs Selbsthilfe Vereinigung "Europa-Uomo" mitmacht, setzt in seinem statement an dem Uomo-"Call to Action" von 2009 an, mit folgenden Punkten:

              This call of actions includes:
              - Recognition by governments of the morbidity and mortality burdens of PCa, so that it can be made a higher priority in their health agenda.
              - Commitment from governments to ensure sustainable support for basic research for a new biomarker and clinical research on treatment comparison.
              - Health professionals to educate their patients about the risk factors for prostate cancer, such as family history, ensuring those at risk are given appropriate information
              - Physicians to tailor treatment according to the individual patient, avoiding over- and under-treatment, through appropriate use of PSA testing to ensure that men receive the right treatment
              - Society to come together to build partnerships in helping to reduce the burden of the disease as well as identify common action and reducing the existing inequalities on access to treatment.
              Diese als "Vision" bezeichnete Sammlung von Zielen will er in "folgende Strategie" übersetzen:

              Screening - dieser Absatz passt gut in die parallel laufende Debatte


              Regulatory frameworks - Dies sollten wir genauer anschauen, wie ich finde:

              noteworthy, drug developments have been successfully conducted in PCa only in the end-of-life setting.
              Indeed, 8 new agents (docetaxel, zoledronic acid, abiraterone, cabazitaxel, denosumab, alpharadin, sipuleucel-T) have been registered in the last 6 years for castration-resistant PCa, an end stage disease. This comes from industry seeking rapid validation and registration.
              Concomitantly, there has been quasi no research on strategy for high-risk localized disease, the initial pool of patients at risk of dying from the disease. Academic research on combinatory treatment, including surgery, radiotherapy, hormonal treatment and newer molecule, is poorly supported by national and international grants, including EC frameworks programs, which focus more on basic and translational research.
              Most academic groups already struggling for fund raising have been slowed-down by the complexity and cost imposed by the EU regulation on human experimentation.
              In addition, the pharmaceutical industry has been consistently reluctant to support large trial programs outside the registration window to the detriment of the patients.
              Therefore any “Improved Regulatory Frameworks and Accelerated Approval Processes” must be linked with a strong engagement both from government and industry.
              Regulatory processes must be adapted to facilitate translation of approved drugs in an earlier setting. Industry must commit to engagement linking quicker approval to support of academic trials.

              "Es ist bemerkenswert, dass beim PCa die Medikamenten-Entwicklung erfolgreich gewesen ist nur für die Endstadium-Situation.

              In der Tat sind 8 neue Medikamente in den letzten 6 Jahren zugelassen worden (Docetaxel, Zoledronsäure, Abiraterone, Cabazitaxel, Denosumab, Alpharadin, Sipuleucel-T) für das kastrationsresistente PCa, eine Endstadium-Erkrankung. Das ist zustande gekommen durch das Drängen der Industrie auf schnelle Validierung und Zulassung.

              Zur gleichen Zeit hat es quasi keinerlei Forschung gegeben, die sich mit der Strategie für die lokalisierte Hochrisiko-Erkrankung beschäftigt hätte, wo aber doch diese Erkrankung diejenigen Patienten umfasst, die Gefahr laufen, am Prostatakrebs zu sterben.

              Die akademische Forschung über Kombinations-Therapien, einschliesslich Operation, Strahlentherapie, Hormontherapie und neuere Moleküle, wird ganz schlecht nationale oder international unterstützt, auch nicht durch Rahmenprogramme der Europäischen Kommission, die sich mehr auf Grundlagenforschung und translationale Forschung beziehen.

              Die meisten akademischen Forschungsgruppen, die ohnehin um ihre Finanzierung kämpfen, werden in ihrer Arbeit behindert durch die Komplexität und die Kosten, die mit der EU Regulation von Versuchsdurchführungen mit Menschen verbunden sind.

              Hinzu kommt, dass die pharmazeutische Industrie konsistent abgeneigt ist, grosse Studien-Programme zu unterstützen, die sich nicht in einem Zulassungs-Fenster bewegen, zum Schaden der Patienten.

              Deshalb muss jegliche "Verbesserung des regulatorischen Rahmens und Beschleunigung des Zulassungs-Prozesses" verbunden sein mit einem ernsthaften Engagement sowohl von Regierungsseite wie auch von Seiten der Industrie.

              Regulatorische Prozesse müssen so angegpasst werden, dass sie die Übertragung von bereits zugelassenen Medikamenten auf frühere Krankheitsstadien erleichtern.
              Die Industrie muss dazu verpflichtet werden, ihr Engagement für schnellere Zulassung zu verbinden mit der Unterstützung akademischer Studien [richtig übersetzt ?? vielleicht habe ich das falsch verstanden ????]
              "

              Je mehr ich diese Sätze inhaliere, umso mehr gefallen sie mir.
              Besser als das, was Heidenreich geschrieben hat.

              Was meint ihr?

              Sie sind allerdings, wenn man wirklich das gesamte Feld, in dem die Musik spielt, abschreiten wollte, nur ein Anfang.

              Überraschend, dass man die Medikamenten-Entwicklung mal auf diese Weise interpretiert sieht: In der Tat sind die Studien so ausgelegt worden, dass für den Bereich, für den es lange therapeutisch nix gab, nämlich nach Versagen der HB, eine Lösung gesucht wurde und wird. Dabei ist völllig klar, dass Ansätze wie die Hemmung von CYP17 (Abiraterone/Zytiga) oder die Programmierung körpereigener Abwehrzellen auf die Erkennung von Prostatakrebszellen (Sipuleucel-T / Provenge) aller Voraussicht nach in früheren Krankheitsstadien erheblich besser wirken dürften.

              Grüsse,
              Rudolf

              Kommentar


                #8
                Hallo Rudolf,
                Hallo Hans,

                wenn Prof.Heidenreich beklagt, daß viele alternative Behandlungsmethodenklinisch nie validiert wurden (und man deshalb über derenWirksamkeit nichts weiß), kann man nur sagen: selberschuld!
                Welche Universitätsurologie macht eigene prospektivrandomisierte Behandlungsstudien mit über 500 Patienten? Diewenigen, die stattgefunden haben, drehten sich um Bestrahlungs- undOP-Studien, mit denen Urologen oder Radiologen ihrem eigenen Tun einewissenschaftliche Basis geben wollten.
                An Behandlungsstudien mitalternativen Medikamenten (Thalidomid, Celebrex, Leukine etc.)
                hattensie kein Interesse. Wenn es Gott sei Dank ein anderer machte wie z.B. Prof. Reichle, wurde er oft mißtrauisch von der Zunft beäugtund es wurde ihm keine Unterstützung gewährt bis auf wenigeAusnahmen. In meiner Gruppe kam es häufiger vor, daß voreiner Studienteilnahme bei Prof. Reichle gewarnt wurde, vielleichtweil man lieber die von der Pharmaindustrie bezahlten Studien vollhaben wollte.
                Es gibt immer noch keine langfristigenBehandlungsstrategien für den PCa. Brav wird eine medikamentöseBehandlung nach der anderen angeboten bis sie unwirksam wird (HB,dann Chemo etc.) - besser könnten wir dem Krebs gar nicht in dieHände arbeiten.
                Nur einige amerikanische Onkologen versucheneine langfristige (über viele Jahre angelegte) Strategie.
                Immerwieder haben wir vor 10 Jahren darauf gedrängt, dieintermittierende HB mit einer anschließenden medikamentösenErhaltungstherapie in einer großen Behandlungsstudie zuevaluieren. Es wurde bis heute nicht gemacht. Es wäre imInteresse der Patienten gewesen, war aber offensichtlich nicht imInteresse vieler Urologen.
                Pharmastudien mit Zulassungen sindnatürlich wichtig. Aber die Studien werden so geplant, daßeine Zulassung möglichst wahrscheinlich wird. Ob das mit derBehandlungsrealität überein stimmt, spielt eineuntergeordnete Rolle. Wenn eine Zulassungsstudie geplant wird, werdenUrologen gefragt, die oft im Sold der Firma stehen - wir, diePatienten werden bei der Planung einer Studie nicht hinzugezogen.Genauso wie wir kein Stimmrecht im G-BA haben oder nicht einmal dievollständigen Studienunterlagen zur Zulassung eines Medikamenteskriegen.
                In Zukunft wird es immer wichtigerwerden zu wissen, welche Medikamente in welcher Kombination die besteWirkung zeigen könnten bzw. in welcher Reihenfolge sieeingesetzt werden sollten. In der Onkologie bei anderen Entitätensind solche Behandlungsstudien universitätsübergreifendviel häufiger zu finden.
                Im Haifischbecken desGesundheitssystems verfolgen alle Beteiligten egoistisch ihreInteressen. Da sollten wir Betroffene uns deutlich zu Wort melden.

                Josef

                Kommentar


                  #9
                  Überraschend, dass man die Medikamenten-Entwicklung mal auf diese Weise interpretiert sieht: In der Tat sind die Studien so ausgelegt worden, dass für den Bereich, für den es lange therapeutisch nix gab, nämlich nach Versagen der HB, eine Lösung gesucht wurde und wird. Dabei ist völllig klar, dass Ansätze wie die Hemmung von CYP17 (Abiraterone/Zytiga) oder die Programmierung körpereigener Abwehrzellen auf die Erkennung von Prostatakrebszellen (Sipuleucel-T / Provenge) aller Voraussicht nach in früheren Krankheitsstadien erheblich besser wirken dürften.
                  So isses, Rudolf.
                  Es wird ein riesiger Aufwand betrieben, um Medikamente für das Endstadium zu entwickeln und zu testen, und nach bisherigem Stand leider immer nur mit dem Ergebnis, den Exitus ein paar Monate hinauszuschieben. Die relativ nebenwirkungsarmen CPY17-Hemmer oder die immuntherapeutischen Medikamente , die du angesprochen hast, werden nicht einmal einer Prüfung unterzogen, ob sie vielleicht bei Hochrisikopatienten bei frühzeitigem Einsatz besser helfen und den Status „austherapiert“ wesentlich hinauszuschieben in der Lage sind. Es spricht viel dafür, das Gesamtüberleben mit diesen Medikamenten entscheidend verlängern zu können, wenn die Progressiondrosselung in einem frühen Stadium zu erreichen versucht wird, und nicht erst im Endstadium, wenn sie kaum noch Wirkung zeigen. Jedenfalls erschließt sich mir die umgekehrte Logik nicht.

                  Hat sich schon mal jemand überlegt, mit welchen Ergebnissen eine PADT mit Abiraterone oder MDV3100 evtl. aufwarten könnte? Leibowitz könnte seine Triple-HB vergessen und die Wirksamkeit einer PADT würde in ganz anderem Licht erscheinen.
                  Übrigens: Leibowitz hatte zur ASCO im Mai die Ergebnisse des 10-Jahres-follow-ups mit seinen TAB-Patienten vorgestellt gehabt.
                  Gruß
                  Hartmut
                  Grüße
                  Hartmut

                  Meine PK-Geschichte im Überblick: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=74

                  Kommentar


                    #10
                    Günter Feick: "Prostate Cancer Care in the European Union The Patient`s View"

                    Zitat von RuStra Beitrag anzeigen
                    ...
                    habe mal auf der Seite der Government Gazette als Suchbegriff "prostate cancer" eingegeben - und siehe da,
                    da gibts allerhand, was wir vielleicht mal lesen sollten!
                    Nun ist heute auch ein statement von Günter veröffentlicht worden. Ich gehe davon aus, dass Günter hierselbst noch die deutsche Version einstellen wird, sodass wir nicht rückübersetzen brauchen.

                    Aber das ist doch schön, oder? Nun können wir im Vergleich zu den statments der anderen Diskussionsteilnehmer auf dieser homepage auch die Positionierung der Prostatakrebs-Selbsthilfe diskutieren!

                    Grüsse,
                    Rudolf

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                      #11
                      n
                      Zitat von hartmuth Beitrag anzeigen
                      Die relativ nebenwirkungsarmen CPY17-Hemmer oder die immuntherapeutischen Medikamente , die du angesprochen hast, werden nicht einmal einer Prüfung unterzogen, ob sie vielleicht bei Hochrisikopatienten bei frühzeitigem Einsatz besser helfen und den Status „austherapiert“ wesentlich hinauszuschieben in der Lage sind. Es spricht viel dafür, das Gesamtüberleben mit diesen Medikamenten entscheidend verlängern zu können, wenn die Progressiondrosselung in einem frühen Stadium zu erreichen versucht wird, und nicht erst im Endstadium, wenn sie kaum noch Wirkung zeigen. Jedenfalls erschließt sich mir die umgekehrte Logik nicht.
                      Es läuft bereits seit zwei Jahren eine Phase III Abiraterone Studie mit kastrationsrefraktären, Chemo naiven Männern, die z.T. einen sensationellen PSA-Abfall zu verzeichnen haben und nach zwei Jahren noch eine stabile Situation aufweisen. Das lässt hoffen.

                      Gruß
                      JürgenS

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                        #12
                        Hallo Jürgen

                        Der Begriff "naiv" ist mir eigentlich geläufig; in der Konstellation "Chemo naive Männer" erschließt sich mir die Bedeutung allerdings nicht.

                        Was bedeutet dies konkret ? Wirkt da die Chemo nicht mehr oder haben diese Männer noch gar keine erhalten ?

                        Für eine kurze Erklärung wäre ich dankbar.

                        Gruss

                        Rerinhard

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                          #13
                          Hallo Reinhard,

                          ganz kurz, diese Männer hatten noch keine Chemo erhalten,

                          Gruß
                          JürgenS

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                            #14
                            Hallo Jürgen,
                            ganz kurz, diese Männer hatten noch keine Chemo erhalten,
                            ja, aber sie hatten HB bis zur Unwirksamkeit erhalten. Ich würde die Medikamente noch früher eingesetzt wissen wollen, z.B. bei PSA 50 wie bei mir. Vor frühzeitiger Chemo habe ich Bammel wegen der erschlagenden Wirkung auf das Immunsystem, auch wenn es vielleicht bei mir angezeigt wäre.
                            Gruß Hartmut
                            Grüße
                            Hartmut

                            Meine PK-Geschichte im Überblick: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=74

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                              #15
                              Hallo Hartmut,

                              Das Problem ist, dass die Wirkung von Abiraterone nach Versagen der HB auch endlich endlich ist , ich nehme an bei der günstigsten Voraussetzung 2 oder 3 Jahre. Man weiß also, dass Abi nach Versagen der HB wirkt, bei einem Drittel sehr gut, bei einem anderen Drittel mittelprächtig, und das letzte Drittel sind leider Versager. Ob eine HB nach Versagen von Abi wirkt, ist mir leider nicht bekannt. Das herauszufinden bedürfte wohl einer neuen Studie, was ich aufgrund der dadurch entstehenden Kosten für Unwahrscheinlich halte.

                              Mein Uro ist der Meinung, dass Abi in nicht zu ferner Zukunft eine Zulassung für den Einsatz vor der Chemo erhält, erschließt sich dem Medikament doch so ein viel größerer Markt, was natürlich mit einer beträchtliche Senkung des Preises einhergehen muss. Ob Abi aber die herkömmliche HB ersetzen wird glaube ich eigentlich nicht. Das wird an der Kostenfrage scheitern, denn so "billig" wie LHRH Analoga wird Abi bestimmt nicht.

                              Gruß
                              Jürgen

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