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Immunsystem: Ausgetrickst und übertölpelt?

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    Immunsystem: Ausgetrickst und übertölpelt?

    Immunsystem: Ausgetrickst und übertölpelt?

    Der Tumor – unser interner Feind – nutzt viele raffinierte Wege, um von unserem Immunsystem nicht entdeckt und bekämpft zu werden.

    Hier ein aktuelles Beispiel aus der Forschung:


    Der Tumor – das unbekannte Wesen:
    Wie kann sich ein Tumor tarnen und verstecken, um vom Immunsystem nicht entdeckt und eliminiert zu werden?

    Kriegsschauplatz Immunsystem

    Forscher berichten über einen neuen Weg, wie Tumorzellen das Immunsystem "überlisten". Dabei fanden sie, dass Zellen von Hirntumoren aus einer Aminosäure mit Hilfe eines Enzyms eine Verbindung herstellen, die quasi als Schutzschild gegen das Immunsystem wirkt.

    Diese Verbindung der AminosäureL-Tryptophan mit Hilfe des Enzyms Tryptophan-2,3-Dioxygenase (TDO) nennt sich Kynurenin und entzieht den Tumor wie eine Tarnkappe der ansonsten engmaschigen Kontrolle des Immunsystems. Kynurenin hemmt das Wachstum und die Wirkung körpereigener T-Zellen, während das Ausschalten des Enzyms TDO die Tumorzellen wieder empfindlich gegen den Angriff von Immunzellen machte. Hirntumoren (Gliome), die hohe Aktivitäten an TDO aufwiesen, wurden weniger von aktiven Immunzellen attackiert, als andere.

    (…)

    http://news.doccheck.com/de/article/206640-kriegsschauplatz-immunsystem/?cide=dce104221

    Was hat z.B. Dioxin mit unserem Immunsystem und der Tarnfunktion von Tumoren zu tun?

    Dioxin ist ein sogenanntes Ultragift, das zu Störungen im Hormonsystem, Entwicklungsstörungen und Tumoren führt. Eine besondere Eigenschaft von Dioxin ist die Unterdrückung bestimmter Funktionen des Immunsystems. Geradezu verblüffend ist dabei die Tatsache, dass Dioxin an Mäusen, die keinen AhR haben, praktisch nicht toxisch wirkt. Die neuen Erkenntnisse machen nunmehr den Weg zum Verständnis der Dioxinwirkung auf das Immunsystem frei. Offenbar ahmt Dioxin eine körpereigene, immunsuppressive Substanz nach, die ebenfalls am AhR angreift. Bei dieser Substanz könnte es sich um Kynurenin handeln, wie die Arbeiten von Opitz und ihren Kollegen plausibel machen. Wurden z.B. TDO-aktive Tumorzellen in Mäuse verpflanzt, wuchsen diese wesentlich rascher als vergleichbare TDO-negative Tumorzellen. In Mäusen, die keinen AhR aufweisen, war dieser Unterschied erheblich schwächer ausgeprägt. Im nächsten Schritt wurde Kynurenin auf verschiedenste Arten von Tumorzellen gegeben und die AhR-abhängige Zellantwort gemessen. Sie war nicht nur in Gliomzellen, sondern auch in Zellen aus B-Lymphomen, Blasen-, Cervix-, Dickdarm-, Lungen- und Ovaralkarzinomen induzierbar. In Patienten mit Gliom wurde eine Überlebensrate gefunden, die mit der Höhe der TDO-Gehalte umgekehrt zusammenhing. Die Bedeutungen dieser Entdeckung für Biologie und Medizin sind weitgehend und derzeit noch nicht absehbar.

    (…)

    Wir stehen offenbar immer noch am Anfang der Erforschung von Tumorentstehung und –vermeidung, während die Therapie von bereits vorhandenen Tumoren und deren fortgeschrittenen Stadien (Metastasenbildung) einerseits durch immer „neuere und teurere Therapien“ die Bedürfnisse der Aktionäre befriedigt und finanzielle Ressourcen bindet, und andererseits für die wichtige Grundlagenforschung in diesem Bereich kaum Gelder zur Verfügung stehen.

    Somit ordnet sich die Forschung im Bereich der Onkologie der Shareholder value unter. Ändern wird sich an dem Dilemma im Interesse der Patienten erst etwas, wenn die Forschung wieder an den Bedürfnissen der Allgemeinheit ausgerichtet wird. Das bedeutet u.a. Eingriffe und Lenkung der Forschungsschwerpunkte unabhängig von pekuniären Einzelinteressen.

    So könnten unabhängige Forschungsgruppen wieder an tatsächlichen Problemlösungen arbeiten, anstatt vielleicht „1,5 oder 2,8 statistische Monate Überleben“ durch entsprechendes Studiendesign herauszukitzeln, um eine gewinnträchtige Zulassung zu erreichen, die sich im Nachhinein sehr oft als Nullnummer erweist.

    (…)
    Eine Unterdrückung der TDO-Aktivität/Kynureninbildung könnte Tumorzellen wieder empfindlich für die körpereigene Immunabwehr machen. Schließlich könnte es sich, wie schon vielfach vermutet, bei der Krebskrankheit gar nicht um eine ‚Zellkrankheit’, sondern eher um eine Erkrankung der Zell-Immun-Balance handeln, die den gesamten Organismus schon frühzeitig betrifft. Die nennenswerte Sekretion von tumoreigenen ‚Wirkstoffen’ durch größere Tumore könnte nicht nur das Immunsystem, sondern auch andere Körperfunktionen negativ beeinflussen. Schließlich könnten aber AhR-wirksame Stoffe auch helfen, überschießende Immunreaktionen unter Kontrolle zu halten. Somit ist aus der ‚Nische’ der toxikologischen Dioxinforschung ein Forschungsgebiet erwachsen, das mehr und mehr ins Zentrum der modernen Immun- und Tumorforschung rückt. Die Arbeitsgruppe von Professor Schrenk wird sich in Zukunft verstärkt diesen Perspektiven widmen.


    Das Problem „Krebserkrankung“ kann mE nur gelöst werden, wenn privatwirtschaftliche Interessen nicht mehr primär die Forschungsschwerpunkte bestimmen, sondern lenkend eingegriffen wird, indem man die unabhängige Forschung wieder organisatorisch und finanziell in die Lage versetzt, brauchbare Ergebnisse zu liefern..

    #2
    Hallo Hans.z

    Zitat von hans.z Beitrag anzeigen
    Immunsystem: Ausgetrickst und übertölpelt?

    Somit ordnet sich die Forschung im Bereich der Onkologie der Shareholder value unter. Ändern wird sich an dem Dilemma im Interesse der Patienten erst etwas, wenn die Forschung wieder an den Bedürfnissen der Allgemeinheit ausgerichtet wird. Das bedeutet u.a. Eingriffe und Lenkung der Forschungsschwerpunkte unabhängig von pekuniären Einzelinteressen.

    Das Problem „Krebserkrankung“ kann mE nur gelöst werden, wenn privatwirtschaftliche Interessen nicht mehr primär die Forschungsschwerpunkte bestimmen, sondern lenkend eingegriffen wird, indem man die unabhängige Forschung wieder organisatorisch und finanziell in die Lage versetzt, brauchbare Ergebnisse zu liefern..
    Da kann ich nur sagen: Gut gebrüllt Löwe! Aber wie packen wir's an? Ich habe auch keine Patentlösung parat. Aber erste Anzeichen mehren sich insofern, als dass vermehrt geklagt wird, um eine von der Kasse bezahlte Immuntherapie (Dendritische Zelltherapie) zu erhalten.

    Wenn man sich anschaut wie lange der von Dir zitierte Artikel gebraucht hat, um veröffentlicht zu werden (received 17.11.2010, accepted 17.08.2011, published 05.10.2011) kriegt ich schon das Grausen. Und dann hat er dank Deiner Aktivität auch noch den Weg ins Forum gefunden.

    Wenn diese Erkenntnisse nun auch noch zügig Einzug in die Praxis der Immunologie mit Dendritic Cells hält, wäre immerhin wieder ein Schlupfloch zu!

    Alles Gute!
    MalteR

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