Nach RPE und Androgenblokade steigt PSA

[Hvielemi]

Krasse Verwirrung!

Morgen, Montag, 22. April also, werde ich den Onkologen wiedersehen.

Zwischenzeitlich habe ich PSA und Testosteron messen lassen,
was mir eine turbulente Zeit bereitet hat:

Da ich am 11. April ohnehin beim Kardiologen in Zürich war,
hab ich den gebeten, gleich auch noch die beiden Werte messen zu lassen,
da er, genau wie Urologe, Onkologe und Hausarzt beim gleichen Labor ist.

Das Übliche:
Testo messen bringe nix, weil die Werte ohnehin stark schwanken.
Die können aber für meinen Zweck fast beliebig schwanken, denn ich will ja
nur herausfinden, ob ich noch irgendwo nahe des Kastrationsniveaus (KN)
bin, oder ob mein PSA-Anstieg durch ein Versagen der AHT verursacht werde.

Nun eines nach dem Anderen:
Nur 6 Tage nach dem letzten PSA von 0.15 ng/ml hab ich schon 0.24!
Das ist extrem, also häng ich mich ans Telefon, um schliesslich herauszufinden,
dass Unilabs in Zürich ein anderes Verfahren zur PSA-Bestimmung haben, als
Unilabs in St. Gallen, wo der vorherige Wert herstammte.
Uff, Erleichterung!

Der Testosteron-Wert ist noch nicht eingetroffen.

Nun begebe ich mich zum Hausarzt, mittlerweile am 16. April für eine
erneute PSA-Bestimmung, diesmal in St. Gallen, also im gleichen
Unilabs-Labor wie der Wert vom 05. April. Am Freitag dann die
Teil-Entwarnung: Trotz doppelter vergangener Zeit ist der Wert 2.0ng/ml
Damit ist die VZ nicht 10 Tage, sondern immerhin ein Mond-Monat.

Dann hab ich mich noch nach dem Testo erkundigt, der nach mittlerweilen
mehr als einer Woche eingetroffen ist:

74 nmol/l

OK, denke ich, mit der Zahl 200 im Hinterkopf für das Kastrationsniveau (KN)
und wundere mich noch, denn meine letzte Messung, ebenfalls bei
Unilabs Zürich war doch 0.8, knapp über dem KN von 0.69 ...?
Das wird wieder mal dieser Messwertsalat sein, also mach ich mich über Wert
und Einheiten her:

Oh weh!
Der Referenzbereich für gesunde Männer meines Alters ist in nmol/l grad mal
halb so hoch, wie mein angeblicher Messwert.
Also muss der Wert doch in einer anderen Einheit vorliegen, z.B. ng/l:
Passt; KN sei 200 ng/l entnehme ich dem Merkblatt der SHG-Bayr. Oberland .
Mein Dank nach Bayern für das übersichtliche Merkblatt.

Also ruf ich nochmals an, um die Einheiten zu klären,
aber die Laborantin des Kardiologen besteht auf 74 nmol/l.
Das kann aber nicht sein, denn ich habe Hitzewallungen wie immer unter AHT,
doch mein Anruf bei Unilabs läuft am Freitag-Nachmittag bereits ins Leere ...

Huh, Morgen Vormittag muss das geklärt sein, denn um 11:00 seh ich den
Onkologen ...

Derweil geht das Leben fröhlich weiter, mal mit Frühlingsspaziergängen, mal wieder
mit Schneeschuhen auf mehr als anderthalb Meter Tiefschnee. Doch auch in den
Bergen hält der Frühling Einzug: Keinen Sonnenbrand zwar, aber doch eine deutliche
Rötung trage ich davon von einem Mittagsschlaf an einer ausgeaperten Stelle,
an der auch schon einige Krokusse sich dem Licht entgegenrecken:



Irgendwann mal letztes Jahr hab ich mich für unscharfe Blumenbilder entschuldigt.
Mit der neuen Kamera ist das nun deutlich besser.


Carpe diem!
Hvielemi

[willho]

Hallo,
bei Testosteronwerten sollte man sich wirklich genau erkundigen, denn auch hier gibt es das sog. freie Testo und das an Albumin gebundene Testo. Das Labor Limbach hat hierzu eine Erklärung auf der Website. Die Frage beschäftigt mich allerdings, welches Testo ist für das Krebszellen Wachstum nun wichtig? Bei mir wird immer auch das DHT (DHEA) mit gemessen.

.....In der Zirkulation liegt Testosteron nur zu ca. 2 % in freier (ungebundener) Form vor, ca. 44 % werden an das Sexualhormon-bindende Globulin (SHBG) und ca. 50 % an das Albumin gebunden transportiert, wobei Albumin eine etwa 1000-fach geringere Affinität zum Testosteron aufweist als SHBG. Eine geringe Bindung erfolgt zudem an das Cortisol-bindende Globulin (CBG). Die Summe aus freiem und nicht-SHBG-gebundenem Testosteron gilt als sogenannte bioverfügbare Fraktion.....

Gruss Rolf

[Hvielemi]

Bei mir wird immer auch das DHT (DHEA) mit gemessen.

Wozu das?
DHT brauchst Du nun wirklich nicht zu messen.
Das dient zur Bestimmung der Fertilität in der Fortpflanzungsmedizin.
Freies Testosteron wird in pmol/L gemessen,
also um 3 Grössenordnungen kleiner als das Gesamt-Testosteron in nmol/l
und stellt damit nur einen Bruchteil des bioverfügbaren Testosterons dar.
Somit ist es für unsere Fragestellung irrelevant.
Der relevante Wert für die AHT ist das Testosteron, das bei Limbach
auch zum "Therapiemonitoring" indiziert ist.

Dennoch danke für den Hinweis, denn eine Verwechslung der Werte
würde erheblich zur weiteren Verwirrung beitragen.
Ich werde morgen vormittag mit Unilabs auch diese Frage klären.

Wie schreibt Horaz so schön?:
"... nec Babylonios temptaris numeros."

Carpe diem!
Hvielemi

[Hvielemi]

Wozu das?
DHT brauchst Du nun wirklich nicht zu messen.
Das dient zur Bestimmung der Fertilität in der Fortpflanzungsmedizin.

@Rolf:
Bitte verzeih diese herablassende Bemerkung von Gestern.
Mir scheinen die Nerven zu flattern, und dass DHT der richtige Wert sein könnte um auf
Kastrationsniveau zu messen, ist auch aus dem Limbach-Text nicht ersichtlich.

Also, nun hat sich der Wirrwar mit einem Anruf beim Labor aufgeklärt:

Gemessen wurde DHT 74 ng/l

Ob das richtig sei, oder ob doch (Gesamt-) Testosteron gemessen hätte werden sollen,
hab ich auch nach längerem Studium des diesbezüglichen KISP-Textes/Diagnostik/Testosteron
nicht rausfinden können. Dort wird allerdings erwähnt, dass im tiefen Bereich des Kastrationsniveau
eher der für Frauen und Kinder gedachte DHT-Wert angezeigt sei wegen der Messgenauigkeit,
allerdings ohne Referenzwerte anzugeben.

Hier hab ich eine Tabelle mit Referenzwerten für Hormone für über 18-jährige Männer gefunden,
der ich folgende Referenzwerte für DHT und TESTO entnehme,
jedoch keinen für das DHT-Kastrationsniveau:

Abk.___ Laborwert_________ Referenzwert
DHT ___Dihydrotestosteron _ 250–750 ng/l
TESTO_ Testosteron _______ 3-10 ng/ml (entspricht 3'000-10'000 ng/l oder 10.4-24.7nmol/l)

Ob und Wie sich DHT und TESTO sinnvoll ins Verhältnis setzen lassen, hab ich nicht rausgefunden.
Die Laborleiterin von Unilabs Zürich verneint dies und auch mein Onkologe kann das
DHT nicht mit den bisher gemessenen TESTO-Werten in Verbindung bringen.

Die simple Lösung:
Aus der Blutprobe vom 16.04.2013 wird nachträglich noch das TESTO bestimmt.


Derweil beginne ich umgehend mit der Einnahme von Bicalutamid, zunächst 50mg/d.
Beim Strahlentherapeuten in St. Gallen bin ich angemeldet.
Dieses Vorgehen wird nach Vorliegen des TESTO reevaluiert.


Carpe diem!
Hvielemi

[Hvielemi]

So, die Verwirrung ist der Klarheit gewichen.

Testosteron ist nochmals gesunken, mit 0.6 nmol/l nun klar im Kastrationsbereich.
Daran lag also der PSA-Anstieg nicht ...


Heute war ein turbulenter und erfreulicher Tag:

Morgens:
Blutabnahme für eine erneute PSA-Bestimmung.

Mittags:
Erste Elektronen-Bestrahlung der Brustdrüsen mit 4 Gray.
Geplant sind gesamthaft 16 Gray in 4 Fraktionen.
Eindrücklich, diese LINAC-Maschine im KSSG:
Gut, sie mal in harmloser Mission kennenzulernen.
Vielleicht lieg ich ja später mal wieder drunter, wenn sie Photonen schiessen muss ...

Abends:
Beim Onkologen bekomm ich das Fax mit dem PSA-Wert von heute früh:
0.09 ng/ml - Das 'Casodex' (Bicalutamid) hat innert 10 Tagen den PSA mehr als halbiert.

Fantastisch!
Das hab ich so nicht mal träumen wollen.
Das ist so was wie ein zweiter Frühling!

Den regnerischen Frühling draussen hab ich auf der Fahrt vom Spital
durch die Hügel Ausserrhodens zum Onkologen bummelnd genossen:



Noch wusste ich inmitten der duftenden Apfelblüte ja nicht, welcher PSA-Wert mich erwarte.
Dennoch hatte ich mir gesagt: ...

... Carpe diem!
Konrad / Hvielemi

[Frank1958]

Konrad mein Bester, ich wünsche Dir nur noch positive Nachrichten und das es Dir gut ergehe. Deine Bilder sind wunderschön. Schönes Wochenende. Lg Frank

[priceless68]

Hallo Hvielemi,

danke für den Link zu dem hilfreichen Merblatt aus Bayern. Bei mir herrschte in den letzten Tagen auch eine gewisse Verwirrung bei meinen Testo-Werten. Ich hatte mir zwar die benötigten Informationen im www beschafft, aber das war etwas nervig weil alles mit "Testosteron Kaufen!!!" zugemüllt ist.



Harti

[Hartmut S]

Manchmal kommt es anders, als man denkt.
Lieber Konrad, ich wünsche dir alles Gute !

Gruss
Hartmut

[WernerE]

Hallo Konrad,

schön, dass Du wieder etwas Ruhe hast und positiv denken kannst. Wie verträgst Du das Bicalutamit?

Gruß Werner

[Hvielemi]

schön, dass Du wieder etwas Ruhe hast und positiv denken kannst

Die Unruhe entstand ja nur durch diesen unübersichtlichen Knatsch mit den Laborwerten,
die ich genau in diesem Moment des PSA-Anstiegs gar nicht gebrauchen konnte.
Der Anstieg selbst ist der Lauf der Dinge, wie er auch in den Leitlinien vorgeschrieben ist:

Nach einigen Jahren entstehen Tumorzellen, die auch hormonunabhängig
wachsen können. Das ist nach durchschnittlich zwei Jahren der Fall,
ist aber von Mann zu Mann sehr unterschiedlich.
...
Wenn der Tumor trotz Hormonentzug oder Gabe von Antiandrogenen
weiter fortschreitet, können in mehreren Schritten einzelne Medikamente
kombiniert werden. So wird das Tumorwachstum noch eine Weile gehemmt.

Naja, dann hemmen wir noch ein Weile ...

Wie verträgst Du das Bicalutamid?

Das Bicalutamid raubt mir den Schlaf, aber mit einem Mittagsschlaf
komm ich gut über die Runden. Den hab ich ja schon öfter gebraucht,
aber dennoch muss ich noch einen geeigneten Tagesrhytmus finden.
Das anhaltend kühlgraue Wetter macht mir mehr zu schaffen.

carpe diem, quam minimum credula postero.
Hvielemi

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Amüsier dich, und laß Wein und Konfekt schmecken dir wie bisher!
Seufzen macht mich nervös. Nun aber Schluß! All das ist Zeitverlust!
Küssen Sie mich, mon amie! Heute ist heut! Après nous le déluge!"
Christian Morgenstern

[Hvielemi]

Zwei freudige Ereignisse

1.
Gestern, an dem ersten etwas sonnigen Tag seit einiger Zeit haben wir den Margelchopf, 2163m* erkraxelt und dieses Panorama über den Rhein ins Fürstentum, und über die Werdenberger Alpen gewonnen:



Oben angelangt, befindet man sich auf einer kleinen, von Bergblumen überwachsenen Wiese, im Bild ganz rechts.



Fast wär es passiert, dass ich auf das erste, typisch graufilzige Edelweiss getreten wäre, das ich seit etwa 30 Jahren gesehen habe. Ursina konnte das gerade noch verhindern, und nun hoffen wir, dass die seltene Blume nicht von Steinböcken gefressen oder von anderen Bergwanderern zertrampel werde.

2.

Naja, dann hemmen wir noch ein Weile ...

... hatte ich im Mai mürrisch zur AHT2 geschrieben. Nun sind es schon wieder zwei Monate, und der PSA ist immer noch im Fallen, ja nähert sich mit 0.02 ng/ml gar der Nachweisgrenze.
Das sind ja gute Aussichten!

Ganz seelig schlafe ich zwar immer noch nicht, aber diese langen Wachperioden habe ich nicht mehr. Im Grunde verspüre ich nicht mehr und nicht weniger NW als unter der Androgendeprivation mit Leuprorelin alleine.

Nun stellt sich mir die Frage, ob ich mich auf das Bicalutamid alleine verlassen könne, oder ob auch die Androgendeprivation mit der Depot-Spritze weitergeführt werden solle, obwohl diese alleine im April versagt hatte.


Carpe diem!
Hvielemi

*Kartenlink

[Harald_1933]

Lieber Konrad (Hvielemi),

vorab Glückwunsch zum aktuellen PSA-Wert. Mit diesem Beitrag hast Du einmal mehr bewiesen, mit welcher Geduld Du die PCa-Entwicklung von Betroffenen zu veranschaulichen in der Lage bist. Bei Dir als Arzt wäre wohl jeder in guten Händen.

"Den guten Steuermann lernt man erst im Sturm kennen"
(Seneca)

Gruß Harald

[Hvielemi]

Bei Dir als Arzt wäre wohl jeder in guten Händen.

Danke Harald,
Du weisst, dass Du masslos übertreibst.
Aber es ist schon was dran: Nicht als Arzt, sondern als Bauschadenexperte hab ich
gelernt, die Dinge behutsam darzulegen. Kommt dazu, dass mein Urologe Dr. Egli
mir meine Diagnosen meisterhaft dargelegt hatte. Stufenweise aufgebaut, klar und
in keiner Weise sentimental. Er ist mir Vorbild im Umgang mit unserer Krankheit,
Allerdings läuft mir auch öfter mal was aus dem Ruder. Diejenigen, die davon
betroffen sind, bitte ich um Entschuldigung.

Konrad / Hvielemi

Ich schiebe hier noch eine Bergblumenwiese nach, auf der wir gestern nicht umhin kamen,
viele Blumen zu zertrampeln. Wir fanden ganz einfach keinen Platz für unsere Füsse.

[Hartmut S]

Lieber Konrad,

mit steinigen Wegen kennst du dich als Bergwanderer ja gut aus.
Nun freue ich mich, dass du die meisten Steine langsam, aber sicher aus dem Weg räumen konntest.
Alles wird gut!

Gruß Hartmut

[Hvielemi]

Ferien

mit steinigen Wegen kennst du dich als Bergwanderer ja gut aus.

Danke, Hartmut, für die Aufmunterung.

Einen besonders steinigen Weg habe ich mir für die nächsten zwei Wochen vorgenommen,
zusammen mit einem MS-betroffenen Freund:
Der Djebel Toubkal wartet auf uns, also der höchste Berg des Atlasgebirges.


Ich erschrecke schon ein wenig über unseren Plan, wenn ich dieses Bild
von Walter Mittelholzer (1930) hier einstelle. Aber mit viel Schnee rechnen
wir nicht mehr um diese Jahreszeit, obwohl wir in den Bergen hier dieses Jahr
gelegentlich an zu steilen Schneefeldern umkehren mussten.

Es wird jetzt also von mir für einige Zeit keine Beiträge geben oder nur wenige.
Zum Abschied verschenke ich noch rasch einige Anemonen, gepflückt am Weg
von der Sittlisalp zum Plattigrat:



Carpe diem!
Hvielemi