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PCa: One Disease or Many?

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    #46
    Welcome to precision medicine

    Ich hatte weiter oben (ab Beitrag #18) von Trip Cassels, der zwischenzeitlich leider doch verstorben ist, berichtet, wie er bei Dr. Logithetis behandelt wurde. Dr. Logithetis ist ein Vorreiter einer DNA gestützten individuellen Therapie. In der Aufbereitung einer 2016er PCF Konferenz ist mir ein Bericht von ihm in die Hände gefallen, in dem er sehr schön den Stand der Dinge im Jahr 2016 schildert. Ich habe versucht ihn für euch zu übersetzen:



    Christopher Logothetis; Welcome to the world of precision medicine.


    Das klingt futuristisch, wie Science-Fiction oder eine coole Ausstellung, etwas, was große Dinge für die Zukunft verspricht, was aber noch nicht verfügbar ist.

    Aber ich meine etwas anderes. Wir haben neue Erkenntnisse, die uns neue Ziele für einen intelligenteren, wissenschaftlicheren Ansatz bieten, der allen Männern mit Prostatakrebs helfen könnte - aber vor allem diejenigen, die es am meisten brauchen: Männer mit metastasiertem Prostatakrebs. Noch vor einem Jahr mussten viele dieser Männer entmutigende Therapieexperimente durchführen, auf der Suche nach Medikamenten, die bei ihnen wirken. Wir mögen dieses “Versuch und Irrtum“ Verfahren nicht besonders; Es verschwendet wertvolle Zeit und schwächt den Patienten.

    Eines Tages wird es nicht mehr dieses Herumprobieren mit Medikamenten geben. Dank der Forschung, die von der Prostatakrebs-Stiftung mitfinanziert wird, haben wir neue Ziele - Gene, die wir jetzt kennen, die wir suchen, die zu neuen Tests geführt haben, die uns auf spezifische Medikamente verweisen. Einige dieser Medikamente sind nicht einmal für Prostatakrebs gedacht, sondern für Darm- oder Brustkrebs. Dennoch besitzen sie wahrscheinlich Wirkung bei dem untersuchten Krebs, wenn dieser auch die gleichen defekten Gene aufweist.

    Gut bei diesen Medikamenten ist, dass sie nicht den ganzen Körper vergiften, Übelkeit hervorrufen, die weißen Blutkörperchen reduzieren oder das Knochenmark schädigen, weil sie auf die defekten Gene zielgerichtet wirken.

    In der Vergangenheit wurde eine Chemotherapie, da sie so viel Nebenwirkungen hatte, von den Ärzten erst eingesetzt, wenn man keine andere Möglichkeit mehr sah – das erscheint heute eher seltsam. Dies bedeutete beispielsweise, dass, ein Mann mit metastasiertem Prostatakrebs eine Chemo erst erhielt, wenn er bereits sehr weit fortgeschritten war. Heutzutage können uns spezielle Testverfahren einen Blick auf mehrere Jahre in die Zukunft geben. Somit wissen wir, bei welchen Männern es wahrscheinlich ist, dass ihr Krebs zurückkommt, und wir besser nicht erst darauf warten, denn wenn es um die Behandlung von Krebszellen geht, ist früher besser als später.

    Wir sind noch nicht am Ziel, noch lange nicht, es liegt noch viel Arbeit vor uns. Heutzutage liegt die Sterberate etwa bei der Hälfte von dem, wie sie vor 20 Jahren war. Viele Männer, die metastasierten Prostatakrebs haben, werden nicht daran sterben; Mit diesen neuen Ansätzen können wir sie in lange Remissionen führen.

    Unser Ziel ist natürlich Heilung, und das haben wir noch nicht geschafft. Aber wir können es erahnen; Das ist nicht nur eine vage Hoffnung, kein Wunschdenken. Dank der Präzisionsmedizin könnten wir das erreichen. Aus diesem Grund haben wir in den letzten zwei Jahrzehnten 630 Millionen Dollar in die Forschung investiert, um zu verhindern, dass die Patienten an Prostatakrebs sterben.

    Zielgerichtete Medikamente: Wenn Sie fortgeschrittenen Prostatakrebs haben und die konventionelle hormonelle Therapie nicht mehr funktioniert, könnte ihnen Enzalutamid oder Abirateron helfen – vielleicht - vielleicht aber auch nicht. Nun, anstatt Tausende von Dollars und viele weitere Monate mit Versuch und Irrtum zu verbringen, könnten Sie schon zu Beginn versuchen herauszufinden, ob Sie eines dieser Medikamente nehmen sollten. Eine einfache Blutanalyse verbreitet sich momentan. Sie zielt auf AR-V7, eine besondere Androgen-Rezeptor-Variante. Wenn Sie AR-V7 negativ sind, können Sie mit Abirateron oder Enzalutamid in Remission gebracht werden. Wenn Sie AR-V7 positiv sind, dann wählen Sie besser eine andere Form der Behandlung.

    Ich glaube, dass jeder Mann seinen Onkologen fragen sollte: "Was ist mein AR-V7-Status?" Sie müssen helfen, Ihre Behandlung zu steuern. Dies ist so neu, das kann Ihr Onkologe nicht unbedingt wissen.

    Präzisionsdiagnose. Wir nennen dieses Clonotyping: Grundsätzlich entspricht Ihr Krebs einem Punkt auf der großen Datenkarte des Prostatakrebses, und wo genau er sich befindet, hängt von den spezifischen Genen ab, die in Ihrem Krebs mutiert sind.

    Heutzutage wissen wir, dass Sie nicht nur Prostatakrebs haben: Sie haben eine ganz bestimmte Art von ihm - einer von über 27 verschiedenen Arten (Wissenschaftler nennen sie Klone) von Prostatakrebs. Dies ist nicht so wichtig zu verstehen, wenn Sie eine lokal begrenzte Erkrankung mit niedrigem oder mittlerem Risiko haben. Aber es ist sehr wichtig zu verstehen, wenn Sie eine Hochrisiko- oder fortgeschrittene Erkrankung haben. So wie wir alle unterschiedliche Fingerabdrücke haben, hat auch Krebs – im übertragenen Sinne - unterschiedliche Fingerabdrücke, genetisch bedingte Unterschiede. Die Gene, die in jedem Puzzles Stück des Prostatakrebses mutiert sind, sind höchstwahrscheinlich unterschiedlich zu den Genen des Mannes der neben Ihnen im Wartezimmer des Arztes sitzt. Ihr Krebs ist buchstäblich anders programmiert; er verwendet eine etwas andere Software, weil der DNA-Code anders ist.

    Dies bedeutet, dass, wenn es um fortgeschrittenen oder Hochrisiko Prostatakrebs geht, wir wissen, dass die Behandlung, die bei dem einem Mann funktioniert bei Ihnen möglicherweise aber versagt, und wir wissen jetzt auch warum. Also sollten nicht beide gleich behandelt werden. Wir benötigen eine maßgeschneiderte Behandlung, und das beginnt mit einer maßgeschneiderten Diagnose.

    Um Ihnen zu zeigen wie wir uns das vorstellen eine Analogie: Es ist wie der Unterschied zwischen dem Kauf eines Anzugs von der Stange oder einem handgemachten Stück eines erfahrenen Schneiders: Präzisionsmedizin ist immer individualisiert. Sie benötigen eine maßgeschneiderte Behandlung, und das beginnt mit einer maßgeschneiderten Diagnose.

    Der alte Weg - und damit meine ich das, was wir noch vor einigen Monaten getan haben war, den Durchschnitt zu behandeln. Dies bedeutet, dass, wenn 100 Männer eine Behandlung erhielten, würden viele davon profitieren, und bei dem Rest würde der Krebs weiter voranschreiten. Wir taten unser Bestes, um den Patienten die Chancen zu geben, denn alles was wir tun konnten war es auszuprobieren, in der Hoffnung, dass sie in der Gruppe von Männern wären, die von einem bestimmten Medikament profitieren würden. Der neue Weg, Präzisionsmedizin, bedeutet jedoch, den richtigen Patienten mit der richtigen Krankheit zur richtigen Zeit mit der richtigen Kombination von Medikamenten zu behandeln. Es geht darum, die Gene zu verstehen. Dieser Ansatz funktioniert: Vor 25 Jahren starben alle HIV infizierten an Aids. Heutzutage müsste praktisch niemand mehr an AIDS sterben, weil wir Medikamente zur Behandlung haben. Sogar die kleinste genetische Variante in dieser Krankheit ist so klar definiert, das wir wissen, welche Medikamente am besten funktionieren.

    Wir sollten nicht Prostatakrebs behandeln - wir sollten Sie behandeln, den Patienten. Präzisionsmedizin bedeutet auch, dass Ihr Prostatakrebs eventuell mehr gemeinsam mit Darmkrebs oder Brustkrebs hat, als mit anderen Prostatakrebsen, weil Sie die gleichen genetischen Mutationen teilen können.


    Präzisionsanalyse. Es gibt eine neue Blutanalyse namens “Cascade Genetic Test“, die Ihr Leben verändern könnte [Der Kaskaden-Test ist die Identifizierung von nahen Verwandten eines Individuums mit einer Störung, um festzustellen, ob die Angehörigen auch betroffen sein könnten oder Träger der gleichen Erkrankung sind]. Da es relativ neu ist, wird Ihr Arzt darüber kaum etwas wissen. Aber, wenn Sie metastasierten Prostatakrebs haben, oder Ihr Vater es hatte, sollten Sie darüber Kenntnis haben, genau wie Ihre Söhne, Töchter und Enkelkinder. Der "Kaskaden" Tests beschreibt den Domino-Effekt von Generation zu Generation; Das ist der Teil, der Leben retten und den Teufelskreis der schlechten Gene bei tödlich verlaufendem Krebs stoppen kann.

    Dann gibt es einen Test, entwickelt durch PCF-finanzierte Forschung, der sagt Ihnen, ob Sie eine Mutation in einem von 16 Genen namens "DNA damage repair" (DDR) haben. Diese Gene sind kleine Arbeiter, deren Aufgabe es ist, Fehlstellen in der DNA zu beheben. Wenn sie selbst unzureichend arbeiten, werden DNA-Fehler nicht mehr repariert, und im Laufe der Zeit kann dies zu Krebs führen. Einige dieser Gene sind ziemlich berühmt: BRCA1 und BRCA2 sind bekannte Ursachen für Brust-und Eierstockkrebs – aber es gibt noch mehr.

    Ein anderes Gen namens WNT ist in 100% der Darmkrebse und in mehr als 25% der Chemotherapie-resistenten Eierstockkrebse mutiert. Wenn Sie ein defektes WNT-Gen haben, dann ist das, was am meisten Sinn macht, ein Medikament, das WNT als Ziel hat.

    Noch ein anderes Gen heißt PTEN, und es ist in mehr als 40% aller tödlichen Brustkrebse, mehr als 60% der tödlichen Eierstock-und Gebärmutterkrebse und 40% der Hirntumore mutiert. PTEN ist wie die Notbremse an einem Auto; Wenn es nicht funktioniert, sind Sie in Schwierigkeiten. Stellen Sie sich vor, dass ein Auto auf einem Hügel geparkt ist. So wie das Auto bergab rollt und Geschwindigkeit aufnimmt, so beginnt der Krebs unkontrolliert zu wachsen, wenn es Probleme mit PTEN gibt.

    Also, was wir brauchen - und wir arbeiten aktiv an - sind auf PTEN-zielende Medikamente, die wie ein Wurfeisen wirken. Dies ist eine alte, hochwirksame Waffe, die von den Römern benutzt wurde, um Wagen abzuhalten und heute noch in Form von Stachelstreifen in Anwendung sind um Reifen zu durchbohren, wenn man den falschen Weg nimmt. Selbst wenn die Bremse ausgeschaltet wäre und das Fahrzeug rollt, würde es verlangsamt und letztendlich gestoppt. Wenn diese Medikamente verfügbar sind, würden sie nicht nur Männern mit Prostatakrebs, sondern auch viele Männer und Frauen mit anderen Krebsarten helfen.

    Nun, ein auf PTEN zielendes Medikament wird einem Mann mit einem defekten BRCA1-Gen nicht helfen; Aber ein Medikament wie Olaparib oder Rucaparib - beide zielen auf BRCA1 - könnte helfen, dass der Patient seinen Krebs in Remission bekommt.

    Dann gibt es noch den Begriff der "Seltenen Erkrankung", damit haben wir hier zu tun. Seltene Erkrankungen beeinflussen nur ein paar Menschen im Vergleich zu Volkskrankheiten, also Krankheiten wie Lungenkrebs oder Diabetes, die Millionen betrifft. Leider erfahren diese seltenen Erkrankungen wenig Unterstützung bei der Finanzierung für Forschung und Therapie. Aber wenn diese Seltenen-Erkrankungen irgendwie kombiniert betrachtet werden könnten, würde die Zahl der betroffenen Menschen wirklich steigen, und die pharmazeutische Industrie würde viel mehr Anreiz haben, Medikamente zu entwickeln, um sie zu behandeln.

    Heutzutage wissen wir, dass fortgeschrittener Prostatakrebs ein Bündel von Seltenen-Erkrankungen sein kann.

    Hier ist ein weiteres Beispiel: 3% der Männer mit metastasiertem Prostatakrebs haben ein mutiertes MMR-Gen. Ein junger PCF-finanzierter Forscher namens Julie Graff hat erstaunliche Ergebnisse bei einigen Männern mit metastasiertem Prostatakarzinom mit einem Medikament namens Pembrolizumab, einer neuen Klasse von Medikamenten namens Checkpoint-Inhibitoren, erreichen können. Medikamente dieser Gruppe helfen dem Immunsystem Krebs als Feind zu erkennen, um die körpereigenen leistungsstarken T-Zellen aufzufordern den Krebs zu töten. Dabei ist Pembrolizumab ein "PD-1" -Inhibitor und ist von der FDA zur Behandlung von Melanomen zugelassen. Ein Melanom ist nicht Prostatakrebs, aber einige Leute in beiden Kategorien haben genau die gleiche MMR-Mutationen, und für sie ergeben sich Resultate mit Pembrolizumab, die wundersam genannt worden sind. Bei einigen Männern schrumpfte der Krebs, der bildgebend zu Beginn der Studie nachgewiesen worden war, entweder ganz oder innerhalb einiger Monate. Ihr PSA sank dramatisch - von mehr als 2.000 bis auf 0. Sie konnten auf Schmerzmittel komplett verzichten.

    Graffs Protokoll ist so aussagekräftig, dass wenn Sie die genetische Mutation entsprechend dieser Situation haben, sollten Sie dieses Medikament bekommen, auch außerhalb von Studien. Das ist ja nicht mit einer Chemotherapie vergleichbar. Niemand hat jemals gesehen, dass Metastasen in der Leber verschwinden - aber sie tun es wirklich. In den nächsten Monaten, sobald es verfügbar ist, werden wir Informationen über Krankenhäuser herausgeben, die diese Medikamente in klinischen Studien anbieten. Das ist Präzisions-Onkologie.

    Präzisions-Familiengenetik. Ein anderer PCF-finanzierter Forscher, Heather Cheng, hat ein Programm am Fred Hutchinson Cancer Institute in Washington gestartet, das erste dieser Art im Land. Sie bieten Behandlung auf der Grundlage der Genetik Ihres Krebses. Wenn es sich um ein Gen handelt (wie das, über das wir oben gesprochen haben), das von Ihren Söhnen und Töchtern getragen werden könnte, bietet sie ihnen genetische Beratung - so kann Ihre Tochter entsprechend ihrem erhöhtem Risiko für Brust- und Eierstockkrebs ihre Früherkennung steuern. Für jeden Mann mit Prostatakrebs behandelt gibt es maßgeschneiderte Behandlungen auf der Grundlage eines Verständnisses der Gene, die zielgerichtet behandelt werden, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Wir hoffen, ähnliche Programme zu initiieren, an den Zentren im Land.

    Präzisionsbiopsie. Pathologen können diese Art von genetischer Information nur durch visuelle Begutachtung des Prostata Biopsie Gewebes unter dem Mikroskop und Bestimmung der Gleason-Klasse nicht generieren. Pathologen betrachten heute die DNA der Prostatakrebszellen. Wir arbeiten auch an dem, was wir eine "flüssige Biopsie" nennen, wo Pathologen einige Prostatakrebszellen isolieren können, die im Blut zirkulieren und auch diese DNA bewerten.

    Präzisionspatienten als Partner. Alles, worüber ich gesprochen habe, wird nicht weiter verbreitet ohne die Männer und ihre Familien, die versuchen die Standard Versorgung voranzubringen. Es existiert eine virtuelle Grenze an der Spitze der Forschungserkenntnisse, und das ist, was Sie suchen müssen. Fragen Sie Ihren Arzt nach dem AR-V7 Test. Fragen Sie Ihren Arzt nach dem Kaskaden-Test. Fragen Sie Ihren Arzt, wenn Sie für eine klinische Prüfung eines Checkpoint-Inhibitors in Frage kommen. Das ist alles so neu. Aber wir haben eine Dynamik beim Prostatakrebs, und da gibt es kein Zurück mehr. So haben wir es mit HIV gemacht. Wir sehen erstaunliche Ergebnisse beim metastasierten Prostatakarzinom und bei anderen metastasierenden Krebsarten. Da gibt es wirklichen Fortschritt.

    Sie, der Patient, sind ein wesentlicher Teil davon. Es ist entscheidend, dass wir Männer mit Prostatakrebs haben, die bereit sind, anderen Männern mit Prostatakrebs zu helfen: Ihre Geschichten zu teilen, die neuesten Nachrichten über Behandlungen und Forschung zu teilen - also können sie ihre Ärzte fragen, ob es für sie passend wäre.

    Welche Art von Prostatakrebs haben Sie? Lassen Sie uns es herausfinden und von dort aus starten.

    Welcome to precision medicine.
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    Up to Kriegsglück to decide

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      #47
      Vielen Dank Andy,

      sehr verständlich und damit aufschlussreich.

      Viele Grüße

      WernerE

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        #48
        Lieber Andi,

        vielen Dank für die Übersetzung dieses mutmachenden Berichtes.
        Fragen wir also unsere Ärzte nach den Tests, um die neuesten Erkenntnisse zu verbreiten!

        Detlef
        Ich schreibe als betroffener Laie. Irrtum vorbehalten.
        Meine Krankheitsdaten:
        http://de.myprostate.eu/?req=user&id=712&page=graphic

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          #49
          Ebenfalls vielen Dank,

          war ganz schön viel Arbeit, die du für uns alle hier im Forum auf dich genommen hast.
          Das gibt doch für die Zukunft Hoffnung auf individuelle Hilfe.

          Allerdings kommt in mir mit der Kenntnis von neu existierender Möglichkeiten in Diagnostik und Therapie auch eine gewisses Unwohlsein oder auch etwas Angst auf, hier als High-Risk Kandidat eventuell etwas zu versäumen. Die personalisierte, auf Gendecodierung basierende Medizin ist ja erst im Aufbau. Wenn ich jetzt darüber lese, welche Möglichkeiten es bereits gibt entsprechende genetische Defekte zu erkennen und im Anschluss auch mit passenden Therapien anzugehen, stellt sich mir die Frage, wo finde ich dieses geballte Wissen in Deutschland? Wer ist bei uns dazu in der Lage, alle relevanten genetischen Defekte zu ermitteln und im Anschluss auch die richtigen therapeutischen Konsequenzen daraus abzuleiten?
          Immerhin im Ansatz tut sich ja schon was - z.B. wird, über die von manchen Ärzten veranlasste Androgenrezeptorbestimmung (AR-V7), wenigsten teilweise die Sinnhaftigkeit einer bestimmten Therapie hinterfragt.

          Ein weiteres Thema wäre die Kostenfrage und eventuelle Übernahme durch die Krankenkassen für die genannte neue Diagnostik.

          Zitat Detlef:
          Fragen wir also unsere Ärzte nach den Tests, um die neuesten Erkenntnisse zu verbreiten!
          Ich fürchte das wird sehr schwierig im Praxisalltag unserer Ärzte. Solange sich dieses Wissen nicht über Fortbildung, evidente Studien und Handlungsempfehlung etabliert hat, glaube ich nicht an eine Bereitschaft der Ärzte im Sinne eines individuellen Patientenwunsches zu handeln. Der Arzt kennt unter Umständen weder den genauen Stand der Forschung, noch die möglichen Testverfahren, geschweige denn die Modalitäten der angefragten Untersuchung (welches Labor/Blutabnahme/Gewebeprobe/Versendung/Umgang mit dem Ergebnis der Auswertung/Kosten/....).

          Don't worry be happy
          Roland
          Lerne mit Deinen Beschwerden zu leben, versuche gelassen zu bleiben und gehe friedvoll mit Deinen Mitmenschen um - dann hast Du schöne Tage.

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            #50
            Der Arzt kennt unter Umständen weder den genauen Stand der Forschung, noch die möglichen Testverfahren, geschweige denn die Modalitäten der angefragten Untersuchung (welches Labor/Blutabnahme/Gewebeprobe/Versendung/Umgang mit dem Ergebnis der Auswertung/Kosten/....).
            Gerade deshalb sollten wir danach fragen, damit der Arzt dazulernt, sich schlau macht, mit Kollegen drüber spricht usw.
            Wir könnten ihm den link zur Studie mailen. Ärzte sind für Patienten da, der ganze Gesundheitsapparat lebt von unseren Krankenkassenbeiträgen. Wir sind das Volk ;-).
            Natürlich können wir uns auch an Krankenkassen wenden, an Unikliniken, ans Ministerium, DKFZ...
            So schnell wie heute die Forschung fortschreitet, kann es nicht angehen, dass Risikopatienten 10 Jahre auf wirksame Behandlungen warten müssen, nur weil langjährige und aufwendige Studien fehlen, die Ärzte keine Zeit für Fortbildung haben oder die eminenzbasierte Medizin zu behäbig ist.
            Da gibts doch so eine Selbsthilfegruppe im Internet...

            Detlef
            Ich schreibe als betroffener Laie. Irrtum vorbehalten.
            Meine Krankheitsdaten:
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              #51
              Hallo Detlef,

              es tut mir leid, aber an dieser Stelle muss ich deine Einschätzung als etwas naiv bezeichnen.

              Vielleicht können sich einzelne Betroffene mit fundierten Kenntnissen bei zugewandten Ärzten, Krankenkassen, Behörden Gehör verschaffen. Die meisten Patienten sind durch die Umstände ihrer Erkrankung und auch durch das fehlende Fachwissen nicht dazu in der Lage deinen Vorschlägen nachzukommen. Wenn ich zudem sehe wie schwierig es zum Teil ist, bereits etablierte Verfahren wie z.B. ein PSMA-PET CT durchzusetzen, habe ich wenig Hoffnung, dass wir als Betroffene hier einen bedeutenden Einfluss ausüben können. Die meisten Ärzte können sich in ihrem Praxisalltag auch gar nicht mit unseren aus dem üblichen Rahmen fallenden Anliegen beschäftigen - es fehlt ihnen schlichtweg die Zeit dafür.

              Du hast sehr idealisierte Vorstellungen, die sich meines Erachtens so in unserem Gesundheitswesen nicht wiederfinden und auch nicht realisieren lassen.

              Gruß
              Roland
              Lerne mit Deinen Beschwerden zu leben, versuche gelassen zu bleiben und gehe friedvoll mit Deinen Mitmenschen um - dann hast Du schöne Tage.

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                #52
                Roland,

                vermutlich hast du Recht. Aber:
                1. Wieviel PCa-Diagnosen gibt es pro Jahr, 60.000? Dann dürften ca. 1/2 Million Männer mit PCa leben in Deutschland. Das ist doch eine Lobby! Ich verstehe auch nicht, wieso davon nur ca. 2-3 Dutzend hier aktiv sind. Sind die alle zu alt, zu krank, zu uninteressiert? Liegt es am Forum? (Welch ketzerischer Gedanke :-). Oder liegt es am Bewusstsein, am Delegieren der Gesundheit an die Halbgötter in Weiß?
                2. Steter Tropfen höhlt den Stein.
                3. Mein Urologe ist durchaus interessiert an neuen Erkenntnissen. Wozu gehen die sonst zu ihren Kongressen?
                4. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Schliesslich geht es um unsere Gesundheit und um unser Leben.
                5. So manche Revolution wurde von naiven Idealisten gestartet.

                Gruß,
                Detlef
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                  #53
                  Lieber Detlef,

                  ich glaube dein Idealismus und dein positives Denken sind nicht totkriegen - dies ist ein Stück weit bewundernswert.
                  Die Erfahrungen meiner jugendlichen 58 Lebensjahre haben mich vom Idealisten zum Realisten gewandelt.

                  Ein gewisser Barack parolierte einst "Yes we can" - nun dreht Donald die Schraube wieder zurück und justiert das System auf seine Weise. Angela sagte "Wir schaffen das" - und hat nun die AfD am Hals.
                  Ideal ist das alles nicht - aber ziemlich real.
                  Dennoch wie entwickelte sich unsere Welt ohne Idealisten?

                  Gruß Roland
                  Lerne mit Deinen Beschwerden zu leben, versuche gelassen zu bleiben und gehe friedvoll mit Deinen Mitmenschen um - dann hast Du schöne Tage.

                  Kommentar


                    #54
                    ich glaube dein Idealismus und dein positives Denken sind nicht totkriegen - dies ist ein Stück weit bewundernswert.
                    Die Erfahrungen meiner jugendlichen 58 Lebensjahre haben mich vom Idealisten zum Realisten gewandelt.
                    Lieber Roland,

                    das ist hart erarbeitet.
                    In meinem jugendlichen Alter von 55 Jahren war ich eher ein pessimistischer Realist mit wenig positiven Erwartungen an mein Leben. "Alter, Krankheit, Armut, Tod" schien meine Zukunft.
                    Dann kam der Krebs. Nun hatte ich die Wahl, mich meinem "Schicksal" zu ergeben oder meine Energien zu mobilisieren und den Kampf aufzunehmen.
                    Ich entschied mich für letzteres. Wer gewinnt ist noch nicht entschieden. Aber ich spüre in mir eine große Entschlossenheit, eine psychische Stärke, für Gesundheit und Leben. Man nennt das wohl Resilienz. Und ich glaube, dies ist die Kraft, die Wunder bewirken kann.
                    Insofern bin ich dem Krebs wirklich dankbar. Er hat mich wieder zu meiner Kraftquelle geführt und mir gezeigt, dass das Leben schön ist und dass es sich lohnt, dafür zu kämpfen. Dazu musste ich das Jammertal durchqueren, mich mit Krankheit und Tod auseinander setzen, meinen Zweifeln und Ängsten begegnen.
                    Nun bin ich stärker als zuvor. Auch wenn es immer mal wieder Rückfälle gibt, wenn der plöde PSA wieder steigt.

                    Liebe Grüße,
                    Detlef
                    Ich schreibe als betroffener Laie. Irrtum vorbehalten.
                    Meine Krankheitsdaten:
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                      #55
                      Hallo Detlef,

                      ich denke die Thematik Idealismus vs. Realismus ist unerschöpflich - vielleicht sollten wir sie hier beenden und unter der Rubrik Prostatakrebs und Psyche weiterführen.

                      Übrigens wollte ich im letzten Beitrag eigentlich totzukriegen schreiben, aber das Tablet geht mit den vorgefertigten Wortbausteinen immer mal wieder seine eigenen Wege.

                      In Hamburg sagt man spitze Steine - in Stuttgart spricht man 'schbize Schdeine'
                      In Hamburg heißt es 'plöde' - in Stuttgart sagt man 'bleed', geschrieben wird's wohl aber blöd.

                      LG
                      Roland
                      Lerne mit Deinen Beschwerden zu leben, versuche gelassen zu bleiben und gehe friedvoll mit Deinen Mitmenschen um - dann hast Du schöne Tage.

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                        #56
                        Ich hoffe, es sind jetzt die persönlichen Befindlichkeiten ausreichend gewürdigt worden. Ich möchte diesen Thread eigentlich dazu nutzen, um sehr weit in die Zukunft weisende Ansätze vorzustellen. Das diese momentan noch nicht von jedem Arzt auf Kosten der GKV angeboten werden kann, ist logisch. Entweder man wartet 10 Jahre auf Studien oder Zulassung, oder man bewegt sich selbst. Das vorgestellte Verfahren noch nicht praxistauglich sind ist erstmal kein Hinderungsgrund für mich darüber zu berichten. Ich hoffe, darauf kann man sich einigen?
                        Who'll survive and who will die?
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                          #57
                          @Andy:

                          Tut mir leid, wenn dein Thread etwas "missbraucht" wurde.

                          Das vorgestellte Verfahren noch nicht praxistauglich sind ist erstmal kein Hinderungsgrund für mich darüber zu berichten.
                          Das habe ich auch an keiner Stelle angezweifelt - aber eine Diskussion über das Vorgestellte muss trotzdem möglich sein. Hier ist diese dann leider zunehmend aus dem Ruder gelaufen.

                          Roland
                          Lerne mit Deinen Beschwerden zu leben, versuche gelassen zu bleiben und gehe friedvoll mit Deinen Mitmenschen um - dann hast Du schöne Tage.

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                            #58
                            Heute zwei Hinweise auf unterschiedliche Ausprägung von fortgeschrittenem Prostatakrebs.

                            Knochenmetastasen
                            Unterteilung von kastrationsresistenten PCA Knochenmetastasen in zwei Arten:
                            • Knochenmetastasen mit hoher Adrogenrezeptor Aktivität, und niedriger Immunantwort
                            • Knochenmetastasen mit niedriger Adrogenrezeptor Aktivität, und hoher Immunantwort


                            In einer "whole-genome expression profiling" Studie aus Schweden mit Gewebeproben aus Knochenmetastasen von 40 Männern mit kastrationsresistenten PCA konnten diese beiden Subgruppen erkannt werden. Das PCA eine auch in späten Stadien durch den Adrogen Rezeptor getriebene Erkrankung bleibt, ist uns ja längst bekannt. Neuere Testosteron unterdrückende Medikamente wie Abiraterone (Zytiga®) können bei intaktem Androgen Rezeptor eingesetzt werden, und halten die Krankheit oft noch eine Zeit lang auf. Aber auch wenn dieser Ansatz versagt, heißt es noch nicht, dass die Krankheit ohne Aktivität des Androgen Rezeptors fortschreitet. Es können verstärkt alternative Formen des Rezeptors bilden, die gänzlich ohne eine Stimulanz wie Testosteron auskommen. Trotzdem sind diese Tumore Androgen Rezeptor gesteuert.

                            Die Forscher haben zeigen können, dass diese Tumore einen hohen Stoffwechselumsatz besitzen, und sie ihre Energie hauptsächlich aus Fetten gewinnen. Dagegen bieten sie Immunzellen wenig Angriffspunkte.

                            Die zweite Gruppe von Tumoren betreibt weniger Cholesterol biosynthesis, gewinnt ihre Energie demnach hauptsächlich aus Glucose. Die Tumor Progression wird durch ein ganzes Bündel von heraufregulierten Signalwegen orchestriert, deren Ursprung momentan noch unbekannt ist. Diese Tumore präsentieren relativ viele Antigene, die eine Immunantwort generieren können.

                            Was bedeutet das nun für die Therapie von entsprechenden Patienten. Dazu sollten zielgerichtete Studien durchgeführt werden, schlagen die Forscher vorsichtshalber vor. Um noch etwas weiter zu spekulieren würde ich eine Kombination aus ADT + Cholesterinsenkern im ersten Fall, und einer Chemotherapie + PD-1 Blocker im zweiten Fall als mögliche Option betrachten. Was aber rein spekulativ wäre!!!


                            Mutationen in DNA-Reparaturgenen
                            Germline Mutationen in ATM und BRCA1/2 sind mit unterschiedlichem Risiko für tödlichen und indolenten Prostatakrebs, sowie mit dem frühen Alter bei krankheitsbedingtem Tode verbunden.

                            Die Rate der Mutationsträgerrate von kombinierte BRCA1/2- und ATM war bei Patienten mit tödlich verlaufendem PCA signifikant höher (6.1%) als bei Patienten ohne diese Mutation (1,4%). Die Rate unterscheidet sich auch signifikant bei tödlich verlaufendem PCA als Funktion des Alters:
                            • 10,00% bei Patienten ≤ 60 Jahre
                            • 9,08% bei Patienten zwischen 61 und 65 Jahren
                            • 8,33% bei Patienten zwischen 66 und 70 Jahren
                            • 4,94% bei Patienten zwischen 71 und 75 Jahren
                            • 2,97% bei Patienten über 75 Jahren


                            Ebenso unterscheidet sich die BRCA1/2- und ATM Mutationsrate bei der Überlebenszeit der Patienten nach Diagnose:
                            • 12,26% bei Patienten mit ≤5 Jahren Überlebenszeit
                            • 4,76% bei Patienten mit 5 bis 10 Jahren Überlebenszeit
                            • 0,98% bei Patienten mit >10 Jahren Überlebenszeit.


                            Eine Einschränkung dieser Studie ist, dass andere DNA-Reparatur-Gene nicht analysiert wurden. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass Mutationen in DNA Reparaturgenen verstärkt bei jungen Patienten oder solchen mit schlechtem Verlauf auftritt. Das wird zwar seit langem vermutet, aber hier wurde es mal statistisch schön aufgearbeitet. Als Therapiehinweis könnte man formulieren, dass solche Patienten frühzeitig sich um eine spezielle Diagnostik zwecks Einsatz von PARP Inhibitors kümmern sollten.

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                            [1]: Ylitalo; Subgroups of Castration-resistant Prostate Cancer Bone Metastases Defined Through an Inverse Relationship Between Androgen Receptor Activity and Immune Response
                            [2]: Rong Na; Germline Mutations in ATM and BRCA1/2 Distinguish Risk for Lethal and Indolent Prostate Cancer and are Associated with Early Age at Death
                            Who'll survive and who will die?
                            Up to Kriegsglück to decide

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                              #59
                              Hallo Andi,

                              auf der Suche nach einer verständlichen Erklärung, was man unter PARP Inhibitors zu verstehen hat, kam ich zunächst auf - dies -

                              Trotzdem bitte ich Dich hiermit höflich um noch mehr Info, wie man das tatsächlich bewerkstelligen könnte.

                              Gruß Harald

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                                #60
                                Moin,
                                ich stelle mal den rein, der experimentell bei BRCA 1/2 schon eigesetzt wird


                                Olaparib acts as an inhibitor of the enzyme poly ADP ribose polymerase (PARP), and is termed a PARP inhibitor. BRCA1/2 mutations may be genetically predisposed to development of some forms of cancer, and may be resistant to other forms of cancer treatment. However, these cancers sometimes have a unique vulnerability, as the cancer cells have increased reliance on PARP to repair their DNA and enable them to continue dividing. This means that drugs which selectively inhibit PARP may be of benefit if the cancers are susceptible to this treatment
                                Gruss aus Tornesch
                                Guenther
                                SHG Prostatakrebs Pinneberg
                                Dies ist die Ansicht eines Betroffenen und keine fachärztliche Auskunft
                                Serve To Lead

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