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Intermittierende vs. kontinuierliche Hormonentzugstherapie

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    #31
    Zitat von Harald_1933 Beitrag anzeigen
    Lieber Hartmut,
    wie hoch würdest Du es denn ansteigen lassen? In Deinem PK-Bericht erwähnst Du auch die Reduzierung von Cholesterinwerten, obwohl die durchschnittlich angegebenen Richtwerte mittlerweile mehr als umstritten sind. Nachdem ich mich seit etlichen Tagen mit der täglichen Einnahme von Flohsamenschalen angefreundet habe, stieß ich gestern auf diese Hinweise. Nun gibt es für mich mehrere Gründe, die tägliche Flohsamenschaleneinnahme fortzusetzen. Wäre das nicht auch ein Thema für Dich?
    Hallo Hutschi,
    danke für Deine Hinweise. Die Frage, wie hoch nach einer ADT-off-phase der PSA ansteigen darf, ist schwer zu beantworten. Über 5 ng/ml sollte er m.E. nicht steigen und ähnliche Richtwerte meine ich bei Dr. Strum gelesen zu haben. Vor allem bei hohen Verdopplungszeiten würde ich sehr vorsichtig sein. Ohnehin stellt sich die Sinnfrage, wenn die off-phase (wie bei mir bei der ersten) gerade mal 11 Monate dauert. Bis zu einem halben Jahr dauert es, bis das zurückkommende Testosteron im Befinden Wirkung zeigt. Wenn man dann nur ein weiteres halbes Jahr profitieren darf von der besseren Lebensqualität, scheint mir ein risikovoller Therapie-break fragwürdig.
    Derzeit bin ich dabei, meine ärztliche Betreuung neu zu ordnen. Mein Hausarzt will mir keine Cholesterinsenker verschreiben und mein Urologe hat, nachdem wir eine Thalidomid/Celebrex-Medikation zur off-Phasen-Verlängerung ausgemacht hatten, plötzlich kalte Füße bekommen und einen Rückzieher gemacht. Werde nun einen Onkologen hinzuziehen. Deinem Vorschlag mit den Flohsamenschalen zur CHOL-Reduzierung werde ich mal nachgehen.

    Hallo Klaus,
    nach meinem heutigen Kenntnisstand würde ich eine kontinuierliche ADT mindestens über 2 bis 3 Jahre einer intermittierenden vorziehen, soweit dies die körperliche Verfassung erlaubt. Es ist dies immer eine Abwägung. Ich folge hier den Ratschlägen japanischer Onkologen, die vor einer zu frühen Intermittierung explizit warnen mit dem Hinweis einer erhöhten Malignisierungsgefahr. Dir weiterhin einen guten Weg.
    Grüße
    Hartmut

    Meine PK-Geschichte im Überblick: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=74

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      #32
      Hallo Freunde,

      Demnächst muss ich mich wieder entscheiden, ob ich wieder intermittiere (nachdem unter Eligard/Avodart mein PSA seit etwa 4 Monaten <0.04 ist) oder ob ich weitermache mit Eligard.
      Nachdem die von mir weiter oben angesprochene neue Studie ergeben hat, dass gerade bei nicht sehr agressivem Krebs und kleiner Krebsmasse eine Intermittierung die Lebenszeit gravierend verkürzen kann, bin ich doch etwas verunsichert.

      Nun habe ich über folgendes nachgedacht (und würde gern Eure Meinung dazu hören):

      Ich höre auf mit Eligard aber ich intermittiere nicht sondern mache weiter mit Casodex 150mg (hatte schon mal Casodex plus Avodart recht erfolgreich probiert = SHB). Dann kommt Testo wieder zurück; Lebensqualität steigt/Osteoporose-Risiko fällt.
      Sollte das gut funktionieren, könnte man nach einem Jahr Testo-Genuss wieder an Casodex Schluss/ Eligard Start nachdenken.

      Schnapsidee.......oder doch eine Option ???

      Klaus
      -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
      Bericht in Myprostate.eu: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=69&page=report

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        #33
        Hallo Klaus,

        das ist keine Schnapsidee, das ist eine Option, die mir, allerdings mit 50 mg Casodex täglich, vorschwebt, wenn es denn noch mal bei mir erforderlich sein sollte.

        "Lass dir von keinem Fachmann imponieren, der dir erzählt: "Lieber Freund, das mache ich seit 20 Jahren so!" Man kann eine Sache auch 20 Jahre lang falsch machen"
        (Kurt Tucholsky)

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          #34
          Wenn das keine "Schapsidee" ist, dann frage ich mich, warum ich noch nie von diesem Vorgehen gehört habe; irgendwie erscheint mir diese Idee, die eventuelle Nachteile eines Intermittierens vermeidet und die Vorteile der Testo-Rückkehr erlaubt, sehr logisch und sinnvoll.

          Werde das mal mit meinem Arzt besprechen und ggf. versuchen.

          Klaus
          -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
          Bericht in Myprostate.eu: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=69&page=report

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            #35
            Hallo Hartmut:-

            Zitat aus Deinem Beitrag:

            "Was mich bewegt ist die Frage, warum eine gewollte Progression, also ein erneutes Anwachsen des Tumors durch die ADT-Pause für das Gesamtüberleben so gut sein soll. Wir wissen, daß ein Anwachsen des Tumors mit einem Wachstum von Millionen von Krebszellen verbunden ist und damit auch der Gelegenheit, durch genomische Mutationen einst noch harmlosen Krebszellen zu bösartigen Eigenschaften zu verhelfen. Dieses Risiko läßt sich nicht leugnen und es erhöht sich, wenn der PSA allzu hoch ansteigen darf".

            Dazu meine Einschätzung. Du übersiehst, dass es sich bei dem nicht vorbehandelten Krebs um einen in seiner Malignität gemischten Zellenverbund handelt. Zerstört man durch Hormontherapie - gleich welcher Ausgestaltung - diesen Verbund, erhalten höher maligne Zellen nicht nur einen Wachstumsvorteil sondern man begünstigt bei diesen aus dem Verbund herausgelösten Zellen auch das "Floaten", d. h. in den Blutkreislauf abzuwandern und Metastasen zu bilden. Der Effekt der Verschlimmerung des Tumors als Folge einer Hormontherapie erklärt sich auch aus den schweren Nebenwirkungen dieser Therapie, welche das körpereigene Abwehrsystem nachhaltig schwächt und die Lebensqualität beeinträchtigt. Die von Dir gefürchteten genomischen Mutationen gibt es gar nicht. Was sich im Verlaufe der Jahre vollzieht, ist das Entstehen neuer Zellen mit gravierenderen Aberrationen, die dann sich weiter vermehren. Dass diese höher malignen Zellen aus früheren weniger malignen Zellen in einer Art "Mutation" hervorgegangen sein sollen, ist ein Mythos, der durch nichts belegt ist. Aufgrund dieser Überlegungen ist es ganz klar, dass keine der beiden Arten der Hormontherapie, kontinuierliche oder intermittierende, einen Überlebensvorteil bietet. In einer Untersuchung an der Charité in Berlin (Prof. Miller) hat man das auch nachgewiesen. Die kontinuierliche bzw. intermittierende Hormontherapie führt nur zu einer Reduzierung des Volumens und damit palliativ zur Vermeidung von Beschwerden aus Raumforderung. Nur ganz am Anfang der Erkrankung bei einem noch durchgängig homogenen Niedrig-Risiko-Krebs besteht die Chance, mit Hormontherapie zu einer Vollremission zu gelangen. Alle anderen Anwendungsweisen sehe ich als eine Form von Selbstgeißelung, die zudem zu einer nachhaltigen Körperschädigung führt.

            Gruß, Reinardo

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              #36
              Hallo Klaus (A), hallo Hartmuth,

              vielleicht kann ich etwas zu Eurer Entscheidungsfindung beitragen:
              Ich praktiziere die SAB jetzt seit Januar 2011, nachdem ich zwei Runden ADT3 hinter mir hatte. RPE 2003, Gleason 4+4, VZ ca. 50 Tage (siehe Profil). Zur Zeit nehme ich Casodex 50 alle 3 Tage und täglich 1 Avodart 0,5, nach einer Aufbauphase mit Casodex 50/Tag und nach ca. 4 Wochen alle 2 Tage. Mein PSA hält sich seitdem zwischen 0,15 und 0,2. Die einzige gravierende Nebenwirkung ist eine Gynäkomastie (halte nichts von der Bestrahlung der Brustdrüsen, vielleicht irgendwann eine OP) und Anfangs ein recht gut zu kontrollierender Bluthochdruck. Ich zitiere zur Erläuterung nochmal meinen leicht redigierten Beitrag vom 24.10.2010:

              Zitat von Andreas S. Beitrag anzeigen
              Liebe Mitstreiter,

              ich würde gerne wieder auf den Ursprung des Threads von Hansjörg Burger zurückkommen, nämlich den sogenannten Paradigmenwechsel, da mein PSA in der OFF-Phase nach meiner zweiten Runde IADT3 mit einer VZ von ca. 50 Tagen inzwischen bei 0,38 liegt. Auf der Suche nach Alternativen zu einer weiteren ADT3-Runde habe ich mir die Audiomitschnitte der wöchentlichen PCA-Call-In-Radioshow des amerikanischen Prostatakrebsspezialisten Dr. Israel Barken unter http://www.pcref.org/call_past.php noch einmal angehört, abrufbar auch hier im Archiv, etwa unter "AskDrBarken110309.mp3"), der diesen "Paradigmenwechsel" schon seit Jahren praktiziert. Er bezieht sich in seinen Beiträgen immer wieder auf anekdotische Erfolge aus seiner eigenen Praxis zur Therapie mit Casodex und Avodart. Sein Protokoll sieht vor, bei einem PSA-Rezidiv Casodex – niemals ohne Avodart - sehr niedrigdosiert zu verschreiben, um Nebenwirkungen wie die Gynäkomastie und Osteoporose zu vermeiden und zu verhindern, daß sich der Krebs auf Dauer davon ernährt. Er fängt mit 50mg/Tag Casodex und 0,5 Avodart/Tag über 4 Wochen an und wartet ab, ob das PSA daraufhin befriedigend abfällt, genaue Zahlen nennt er nicht. Er vermindert daraufhin die Casodex-Dosis auf 50mg alle zwei Tage und versucht, je nach PSA-Response, sich auf einmal Casodex 50mg/Woche und zweimal Avodart 0,5/Woche heranzutasten. Er behauptet, er habe Patienten in seiner Praxis, mit denen er das Modell schon seit 10 Jahren erfolgreich mit geringen Nebenwirkungen praktiziere, was ich ihm ohne weiteres glaube, schon unser verstorbener Mitkämpfer Wil de Jongh hat sich 2001 auf ihn bezogen. Ob es beim einzelnen Patienten funktioniert, sei einen Versuch wert, vorhersagen könne man es nicht, sagt Barken. ("The Thruth is in the Pudding" – wörtl.: "Die Wahrheit liegt im Pudding".)
              Ich habe hier den Bericht eines Betroffenen gefunden, der dieses Protokoll mit einigem Erfolg, aber auch mit Nebenwirkungen angewandt hat, leider ist der Bericht auf Englisch, mir fehlt die Zeit zur Übersetzung.
              Auch ein deutscher Urologe hat mir vor einiger Zeit eine intermittierende Therapie mit Casodex vorgeschlagen, die sich am PSA-Verlauf ausrichtet.
              (Ich kenne Die Einwände von Uro FS, der sagt, unter 150mg/Tag werden nicht alle Rezeptoren besetzt, aber die Wahrheit liegt wahrscheinlich auch hier im Pudding. ))
              Hier gibt's übrigens eine ganz aufschlußreiche Studie zu diesem Thema, bei der das durchschnittliche Ansprechen auf eine SAB immerhin 6 Jahre betrug.

              Vielleicht hilft Euch das ja ein wenig.
              Gruß,
              Andreas
              Zuletzt geändert von Andreas S.; 18.07.2012, 16:02. Grund: Ergänzung

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                #37
                Hallo Andreas,

                danke für das Erinnern an Deine interessante Vorgehensweise, die meinem Fall sehr ähnlich ist.

                Ich hatte nach ADT3 nach fast 2 Jahren Pause auch Ende Nov 2010 eine SAB mit 150mg Bicalutamid/Avodart begonnen; PSA fiel von 4.2 auf 0.4 und blieb da stehen. Dann wollte ich (dummerweise) im Sept. 2011 eine intermittierende SAB versuchen und stoppte Bicalutamid; damals war mein Testo ungewöhnlich hoch; PSA schoss in 4 Wochen von 0.4 auf 2.5 hoch.
                Begann sofort mit Eligard/Avodart; zum Glück sauste innerhalb von 5 Wochen Testo auf <0.2 und PSA auf 0,25; nochmal 4 Wochen später war PSA unter Nachweisgrenze und bleibt dort.

                Habe mir letzte Woche doch noch einmal eine 3-Monats Eligard setzen lassen.

                Ich habe vor, in 3 Monaten mit Eligard Schluss zu machen; würde dann aber nicht intermittieren (d.h. warten, bis PSA wieder über 3-4 ist) sondern gleich weiter machen mit SAB.

                Was das richtige Vorgehen ist, wissen (leider) nur die Götter......

                Bitte halte uns/mich auf dem laufenden!

                Grüsse - Klaus
                -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
                Bericht in Myprostate.eu: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=69&page=report

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                  #38
                  Die Studie hat meines Erachtens eine wichtige Sache gezeigt und untermauert:

                  Die Theorie, dass eine kontinuierliche Hormontherapie eine Hormonresistenz beschleunigt und dass man deswegen lieber eine intermittierende Hormontherapie einsetzen sollte ist einfach falsch.

                  Ich weiss, dass die Studie ihre Mängel hat (aber bitte, was erwarten wir von einer Studie, die vor 20 Jahren konzipiert wurde?) und nicht alle sind mit den Einschlusskriterien und Interventionen zufrieden (aber das ist doch bei jeder Studie so und Kompromisse sind beim Design einer multizentrischer Studie vorprogrammiert!).

                  Eine kontinuierliche Hormontherapie über einen längeren Zeitraum hat das Potential mehr Tumorzellen als lediglich eine intermittierende oder kurzfristige Hormontherapie abzutöten. Die Extrapolation dieser These ist auch untermauert durch die Studien, die eine kurzzeitige (meistens 6 Monate) mit einer langfristigen (meistens 3 Jahre) Hormontherapie in Kombination mit einer Strahlentherapie verglichen haben. Wir haben mittlerweile 2 randomisierte Studien, die zeigen, dass mehr Patienten geheilt werden, wenn die Hormontherapie über längere Zeit kontinuierlich gegeben wird.

                  The combination of radiotherapy plus 6 months of androgen suppression provides inferior survival as compared with radiotherapy plus 3 years of androgen suppression in the treatment of locally advanced prostate cancer. (ClinicalTrials.gov number, NCT00003026.)

                  LTAD as delivered in this study for the treatment of locally advanced prostate cancer is superior to STAD for all end points except survival. A survival advantage for LTAD + RT in the treatment of locally advanced tumors with a Gleason score of 8 to 10 suggests that this should be the standard of tr &#8230;


                  Nun frage ich ganz doof:
                  Wieso haben die Patienten mit der länger andauernden Hormontherapie nach der Bestrahlung länger überlebt? Weil der Tumor in der Prostata besser weg ging? Oder vielleicht, weil ihre Mikrometastasen durch die längerfristige Homrontherapie abgetötet wurden? Vermutlich eine Kombination aus beiden, allerdings geht die Schere relativ früh auseinander (in der Bolla Studie nach 4,5 Jahren), so dass man eher an die Mikrometastasen-Theorie glaubt, denn wer stirbt schon nur an einem bestrahlten Lokaltumor nach 4,5 Jahren schon?

                  Dass die lämngerfristige Hormontherapie Verlust an Lebensqualität bedeutet und dass die Patienten darunter heftig leiden können, bleibt ohne Zweifel. Daher darf man auch in der palliativen Situation die Ergebnisse der im ASCO gezeigten Studie nicht überbewerten. Manche Patienten würden gerne ein paar Monate kürzeres Überleben für weniger Nebenwirkungen gerne eintauschen, es bleibt eine persönliche Entscheidug. Anders ist es meines Erachtens in der kurativen Situation. Dort geht es schliesslich um Heilung.
                  Herr Bolla hat das schön provokativ in einem Satz zusammengefasst: "It doesn't matter if you can still have an erection, if you are already dead."
                  Der Strahlentherapeut.

                  Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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                    #39
                    Zitat von Daniel Schmidt Beitrag anzeigen
                    Die Theorie, dass eine kontinuierliche Hormontherapie eine Hormonresistenz beschleunigt und dass man deswegen lieber eine intermittierende Hormontherapie einsetzen sollte ist einfach falsch.........

                    .......Dass die längerfristige Hormontherapie Verlust an Lebensqualität bedeutet und dass die Patienten darunter heftig leiden können, bleibt ohne Zweifel........
                    "
                    Diese Aussagen beziehen sich alle auf die Unterdrückung der Testo-Produktion durch LHRH-A. Jetzt würde mich aber doch einmal interessieren, warum die Testo-erhaltende (sogar steigernde) alleinige Therapie mit Bicalutamid so selten in Erwägung gezogen wird. Auch hier handelt es sich um eine HORMONTHERAPIE indem das weiter vorhandene Testo gehindert wird in die PK-Zellen einzudringen. Hier ist ein Verlust von Lebensqualität kaum gegeben.

                    Klaus
                    -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
                    Bericht in Myprostate.eu: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=69&page=report

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                      #40
                      Das Problem ist einfach, dass Bicalutamid eventuell nicht so effektiv wie LHRH ist.
                      In den USA sind Bicalutamid und Flutamid als Monotherapie des metastasierten Prostatakarzinoms nicht zugelassen.

                      Sie S3-Leitlinie sagt dazu:

                      Zu Empfehlung 6.20
                      In der ASCO-Guideline werden die Antiandrogene ebenfalls mit einer schwachen
                      Empfehlung bedacht. Hier werden medikamentöse oder operative Androgentherapie
                      zur initialen Behandlung empfohlen; die Therapie mit einem nichtsteroidalen
                      Antiandrogen kann als Alternative mit dem Patienten diskutiert werden [37].
                      Eine kombinierte Analyse von zwei randomisierten Studien zum Vergleich von
                      Bicalutamid 150 mg mit einer Androgendeprivation bei Patienten mit Metastasen
                      zeigte ein kürzeres progressionsfreies Überleben sowie Gesamtüberleben
                      (Unterschied im medianen Überleben 6 Wochen, Hazard Ratio für Zeit bis zum Tod
                      1,3) für das nichtsteroidale Antiandrogen [519]. Eine „post hoc“ -Analyse sowie
                      Untersuchungen zur Dosis-Wirkungsbeziehung von Bicalutamid legen nahe, dass
                      ein Unterschied im Gesamtüberleben vor allem bei Patienten mit ausgedehnter
                      Metastasierung (gemessen an einem PSA-Wert von >400 ng/ml) zu erwarten ist
                      [517; 520] (Empfehlung 6.5 b).
                      Im Hinblick auf die palliative Situation und die damit herausragende Bedeutung der
                      Lebensqualität kann laut Meinung der Autoren eine Bicalutamid-Therapie nach
                      Aufklärung über die Vor- und Nachteile der Therapie (möglicherweise geringere
                      Überlebenszeit vs. bessere Lebensqualität) alternativ zur Androgendeprivation
                      angeboten werden.
                      Der Strahlentherapeut.

                      Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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                        #41
                        Die Überlegungen, so scharfsinnig sie auch zu sein scheinen, anerkennen nicht die Heterogenität des Krebses. Außer vielleicht ganz im Anfangsstadium ist der Prostatakrebs ein gemischt entdifferenzierter Krebs, dessen lebensgefährdende Komponente der Wirkung von Hormontherapie sich entzieht, und zwar Hormontherapie gleich welcher Art und Ausgestaltung. So tötet mit Hormontherapie man immer nur Quantität, nicht die zum Tode führende Qualität. Mit einem Leichtschussgewehr tötet man keinen Elefanten, gleich an welche Backen man den Gewehrkolben anlegt und wohin man zielt. Um wirklich etwas lebensverlängernd zu bewirken, muss schon mehr hinzukommen: eine Bestrahlung, eine (frühzeitige) Chemotherapie oder anderes.

                        Für mich ist wichtig, dass die wenigen Experten, denen ich vertraue und die wenigen (älteren) Studien, die mir glaubwürdig erscheinen, zu ähnlichen Schlussfolgerungen führen, obgleich die Autoren nichts voneinander wissen bzw.wussten. So favorisiert Leibowitz die frühzeitige Chemotherapie, wann immer ihm klar ist, dass die Hormontherapie zu kurz greift. Leibowitz sieht sein Ziel vorrangig im möglichst langen Erhalt der bisherigen Lebensqualität. Patrick Walsh hingegen ist ein radikaler Verfechter der Prostatektomie, der ganz auf Heilung setzt, weil er weiss, dass Hormontherapie allein lebensverlängernd nicht wirken kann. Dieses Wissen um die Selektivität in der Wirkungsweise findet aus pathologischer Sicht Bestätigung in den Forschungsergebnissen und Fallanalysen von Tribukait und Al-Abadi, wie man sie im Wissenschaftlichen Bericht über das Experten-Symposium an der Universität Bremen vom 12. Mai 2005 nachlesen kann. Dass es keinen Unterschied macht, ob man mit Hormontherapie früh beginnt oder erst bei Einsetzen von Beschwerden, war erstmals und überzeugend in der amerikanische Veterans Administration Cooperation Urology Research Study nachgewiesen worden. Dass auch kontinuierliche im Vergleich zu intermittierender Hormontherapie zu keinem Unterschied im Überleben führt, hatte auch Prof. Miller von der Charité Berlin in einer Studie nachgewiesen.

                        Zu all den späteren Studien und Expertenmeinungen, die hier von Lowroad, dem Strahlentherapeuten u. a. zum Beweise von Überlebensvorteilen der einen oder anderen Ausrichtung von Hormontherapie zitiert werden, würde ich sagen, dass diese kommerziell initiiert und für die praktische Anwendung von höchst zweifelhaftem Nutzen sind. Es geht den Initiatoren dieser "Studien" bei der Empfehlung einer frühzeitigen, kontinuierlichen und maximalen Hormontherapie nur ums Geld. Um nichts anderes als nur um Umsatz und ums Geld.

                        Reinardo

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                          #42
                          Zitat von Daniel Schmidt Beitrag anzeigen
                          Die Studie hat meines Erachtens eine wichtige Sache gezeigt und untermauert:
                          Die Theorie, dass eine kontinuierliche Hormontherapie eine Hormonresistenz beschleunigt und dass man deswegen lieber eine intermittierende Hormontherapie einsetzen sollte ist einfach falsch....
                          Ja, falsch, das ist das Stichwort. Allgemein wird schon von Verlängerung der Zeit bis zum Eintritt in ein kastrationsresistentes Stadium ausgegangen, wie z.B. bei Leitenberger: "...This could lead to a better quality of life during off-treatment periods and could delay progression to castration resistance..."[1]

                          Klotz und Kollegen beobachteten 1369 Patienten nach RT Versagen über 6,9Jahre. 690 erhielten IADT2, 696 ADT2, also dauerhafte zweifache (LHRH Analog + Antiandrogen). Gesamtüberlaben war etwa gleich: 8.8 Jahre (IADT2) vs. 9.1 Jahre (ADT2). Krankheitsspezifische Todesfälle waren 122 (IADT2) vs. 97 (ADT2). Andere Todesursachen: 134 (IADT2) vs. 146 (ADT2). Die Entwicklung eines kastrationsresistenten Stadiums dauerte im IADT2 Arm durchschnittlich 20% länger![2]

                          Vielleicht haben Sie das auch nur ungeschickt formuliert, denn trotz verzögertem Kastrationsunabhängigem Stadien sind die Überlebenszeiten IADT vs. CADT in etwa gleich, vorausgesetzt, man lässt den PSA Wert in den Off-Phasen nicht auf >=20ng/ml ansteigen. Die Hussein Studie untersuchte D2 oder M1b (Knochenmetastasierte) Patienten! Diese Form der Metastasierung zeigt einen besonders schlechten Verlauf. Entsprechende Behandlungskonzepte dürfen nicht einfach auf alle Ausprägungen der Erkrankung, wie z.B. "nur" Lymphknoten metastasierte Patienten übertragen werden! Dafür fehlt eindeutig die Grundlage!

                          Warum eine ADT parallel zur RT angewandt die Heilungsrate erhöht ist unklar. Ihre Erklärung "...weil ihre Mikrometastasen durch die längerfristige Hormontherapie abgetötet wurden..." greift, mal wieder, zu kurz. Testosteronentzug tötet Prostata- und auch Prostatakrebszellen ab, aber nicht vollständig, sonst wäre die ADT3 nach Leibowitz wesentlich erfolgreicher. Man drückt nur die Tumorlast etwas herab. Entsprechend der "Clonal Selection Hypothesis" sollten aber die übelsten Zellanteile z.B. in (Mikro)Metastasen besonders gut mit diesem Testosteronentzug zurechtkommen, ADT wäre kontraproduktiv! Da die parallele ADT zur RT aber bessere Überlebensraten zeigt, muss es wohl einen anderen Sachverhalt geben, der dafür verantwortlich ist. Kandidaten für nähere Betrachtungen sind z.B. das durch Testosteronentzug hochregulierte Immunsystem.

                          Natürlich gäbe es noch allerlei Ergänzende Maßnahmen, die eine Strahlensensibilisierung unterstützen könnten. Da diese aber in den Leitlinien nicht explizit dargelegt wurden, sind sie bei den strammen Leitlinien-Docs inexistent. Eigeninitiative ist mal wieder gefragt.

                          Only the brave can walk alone
                          -----------------------------------------------------------------------------------------
                          [1]: Leitenberger "Intermittent hormonal therapy in the treatment of metastatic prostate cancer: a randomized trial"
                          [2]: Alan So "Quality of life and survival with intermittent hormone therapy"
                          Who'll survive and who will die?
                          Up to Kriegsglück to decide

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                            #43
                            Neue finnische Studie zeigt keine Nachteile durch Anwendung von IADT anstelle von CADT

                            Eine aktuelle finnische Studie erkennt keine Nachteile durch IADT gegenüber CADT im Hinblick auf Gesamtüberleben und tumorspezifisches Überleben. Sogar leichte, aber nicht signifikante Vorteile.
                            Bei der Lebensqualität ergaben sich Vorteile für die IADT Patienten, während Adverse Effekte in beiden Gruppen nahezu gleich auftraten.
                            In der Studie wurden 554 Patienten auf die Arme IADT und CADT randomisiert. Der Median-Betrachtungszeitraum betrug 65 Monate, also deutlich kürzer als in der Hussain Studie.

                            Intermittent androgen deprivation is a feasible, efficient and safe method to treat advanced prostate cancer compared with continuous androgen deprivation.

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                              #44
                              Kanadische Studie: IADT ist CADT nicht unterlegen im Hinblick auf die Gesamtüberlebenszeit

                              Eine große randomisierte Studie mit 1386 Patienten (690 IADT / 696 CADT) und einer Nachverfolgungsdauer von im Median 6,9 Jahren, zeigt keine Unterlegenheit von IADT gegenüber CADT im Hinblick auf die Gesamtüberlebenszeit der Patienten.

                              Intermittent androgen deprivation was noninferior to continuous therapy with respect to overall survival. Some quality-of-life factors improved with intermittent therapy. (Funded by the Canadian Cancer Society Research Institute and others; ClinicalTrials.gov number, NCT00003653.).

                              Intermittent Androgen Suppression for Rising PSA Level after Radiotherapy
                              Crook JM, et al.

                              Betrachtet wird der Einsatz von IADT bzw. CADT bei steigendem PSA-Wert nach Bestrahlung. Gestartet wurde mit der Hormontherapie bei einem PSA-Wert größer 3 mg/ml und frühestens ein Jahr nach Primärbestrahlung oder Slavagebestrahlung. IADT wurde in Zyklen von 8 Monaten verabreicht und der Wiedereinstieg am steigenden PSA-Wert festgemacht. Die mediane Gesamtüberlebensdauer bei IADT betrug 8,8 Jahre, bei CADT 9,1 Jahre. Die kummulative prostatakrebsspezifische Sterblichkeit im Zeitraum von 7 Jahren betrug bei IADT 18% und bei CADT 15%. Bei der Lebensqualität zeigten sich Vorteile für die IADT.

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                                #45
                                Ich habe schon einmal recht erfolgreich intermittiert; die Pause nach ADT3 betrug etwa 22 Monate. Mache seit 10 Monaten wieder LHRH-A (Eligard) Therapie, die sehr gut verläuft (PSA<0.04 seit 7 Monaten). In 4 Wochen endet Wirksamkeit der letzten Eligard Spritze.

                                Da ich viel schwitze und Bedenken habe wegen Osteoporose aufgrund Testo Mangels werde ich sehr wahrscheinlich Ende September wieder Pause einlegen.

                                Nun überlege ich folgendes:
                                -- Ende Sept STOP Eligard;
                                -- Sobald Testo wieder kommt und PSA noch ganz unten ist (zwischen Ende Dez und März), starte ich mit Bicalutamid - 50 mg;

                                Damit würde ich erwarten, dass ich erheblich längere LHRH-Pause erziele und damit mein Testo entsprechend länger behalten kann.

                                Was haltet ihr von der Idee ??

                                Klaus
                                -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
                                Bericht in Myprostate.eu: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=69&page=report

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