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Hormontherapie bei PSA 0,67?

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    #16
    Hormonblockade oder 3 Monate maximale....?

    Guten Abend,

    nach meinem raschen PSA-Anstieg von 0,67 auf 0,92 innerhalb 5 Wochen plant mein Urologe eine maximale Hormontherapie (Tabletten und Spritzen), wohingegen mein Operateur meint eine Hormonblockade reiche zunächst aus und man solle den PSA-Wert nach 3 Monaten nochmal prüfen und dann könnte man immer noch auf Hormontherapie umsteigen. Kann ich da was falsch machen mit lediglich der Blockade? Scheint ja doch weniger Nebenwirkungen zu haben....

    Gruß
    Max

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      #17
      Zitat von Stempel Beitrag anzeigen
      Na ja, diese Seite ist voll von Argumenten für die (neo)adjuvante Hormontherapie (ADT). Der OP hat einen N1 Krebs. Spielst Du auf mich an, so läuft die adjuvante Hormontherapie. Ob ich im Sinne der zitierten Seite (RTOC-8610) in 10 Jahren Glück habe und disease free survived habe (11% vs 3% mit vs ohne ADT) oder eben disease specific gestorben bin (23% vs 36%) kann ich dann (nicht) berichten.
      Die RTOG 8610 randomisierte Patienten, die nicht operiert waren, in Strahlentherapie oder Strahlentherapie + Hormontherapie. Hier geht's um einen Patienten, der operiert wurde. Das ist nicht die gleiche Situation.
      Der Strahlentherapeut.

      Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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        #18
        Zitat von Hans-J. Beitrag anzeigen
        @Herr Schmidt,
        Kann es sein, dass Sie von der bisherigen synergistischen Lehrmeinung RT+ADT abrücken?
        Absolut nicht. Ich glaube an der Synergie. Allerdings ist eine Überlegenheit einer kombinieren Strahlen-&Hormontherapie in der postoperativen Situation zur Behandlung einen ansteigenden PSA-Wertes gegenüber einer alleinigen Strahlentherapie ohne Hormontherapie nicht bewiesen. Daher empfehlen auch die Leitlinien Strahlen-&Hormontherapie nur bei der primären Bestrahlung der Prostata ab intermediate risk einzusetzen.
        Die RADICALS-Studie wird vielleicht eines Tages die Frage beantworten, ob man Strahlen-&Hormontherapie in der postoperativen Situation kombinieren muss. Bis dahin gilt: Erst bestrahlen und nur falls der PSA später wieder ansteigt bzw. weiter ansteigt, dann Hormontherapie geben.
        Der Strahlentherapeut.

        Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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          #19
          Hallo Hansjörg,
          Zitat von BurgerH Beitrag anzeigen
          in der S3-Leitlinie habe ich in der Kommission 75 Experten aller Fachrichtungen, die mit dem Prostatakrebs befasst sind, gezählt. Die Aussagen dieser Experten wurden außerdem noch auf Ihre Evidenz vom ÄZQ überprüft.

          Da habe ich persönlich doch mehr Vertrauen in die Leitlinie, als in die Erfahrung eines einzelnen Arztes.
          Du hast vor 12 Jahren selber als adjuvante Hormontherapie die maximale Androgenblockade bekommen, wie ich jetzt.

          Zum Patientanratgeber "Prostatakrebs II" der DKG:
          Unter "Maximale Androgenblockade steht: "Dadurch werden in einigen Studien geringe Überlebensvorteile bei einem kleinen Teil der Patienten erreicht". Fazit: Bringt keinen praktischen Vorteil für mich gegenüber der Behandlung mit Antiandrogenen alleine. Das entspricht meiner Quelle, letzter Absatz: "Antiandrogen monotherapy has also been evaluated in men with locally advanced prostate cancer as an alternative to castration..." Der Absatz bezieht sich aber wie der Patientenratgeber auf hormonelle Monotherapie ohne vorherige Bestrahlung.

          Der Abschnitt "Unterstützende Hormontherapie" (ADT) des Patientenratgebers enthält keiner Details zu Unterschieden bei der Hormonbehandlung (Antiandrogen alleine vs max Blockade). Meine Quelle ist da durchaus informativer:
          - Absatz: "Bicalutamide has not been shown" zeigt keinen statistischen Unterschied in Lebenserwartung bei Vergleich von Bicatulamide alleine vs Placebo als ADT.
          - Die Absätze meiner Quelle ab: "Hormonal therapy should be considered" zeigen klar die Vorteile der maximalen Androgenblockade als unterstützende Hormonentzugstherapie. Alternativ ist die (chemische) Kastration alleine immer noch besser als nur Antiandrogen.
          - Das gilt auch wenn auch nicht so deutlich für den schlechtesten beschribenen Fall, Absatz: "Additionally, the RTOG did a study (RTOG-8610) in patients with bulky local disease". Die allgemeine 10-jährige Überlebenswahrscheinlichkeit (overall survival, OS) ist zwar ähnlich, aber die "disease free survival (DFS)" sowie "disease specific mortality (DSM)" zeigen klare Vorteile für die komplette ADT.

          Für mich sind die Konsequenzen klar. Als Jungspunt habe ich gegenüber dem 80-jährigen nur wenige konkurrierende lebensbdrohende Risiken. Daher wiegt für meine persönliche Abschätzung die OS geringer als DFS oder DSM, weil ich bei OS eben mit den 80-jährigen statistisch mit zähle, die auch anders sterben.

          Und weil Du genau so wenig wie ich weißt, was nun für Maschu aus dem Wust oben optimal ist, bleibt meine Empfehlung etwas erweitert: Meine Quelle ist eine Zusammenstellung von wissenschaftlichen Originalarbeiten mit Quellenangaben der selben. Lege das Deinem Arzt vor und frage, wo Du passt und warum. Das ist besser als jede Ferndiagnose hier von Dilettanten wie uns.

          Gruß, Wolfgang

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            #20
            Auf persönliche Anfrage von Maschu schreibe ich die Antwort, die wie die Frage nicht sehr persönlich ist und vielleicht andere auch interessiert hier hin:

            - OS bedeutet overall survival zu deutsch allgemeine Lebenserwartung
            - DFS ist disease free survival oder vermutlich "beschwerdefreies Überleben", weil das wörtliche "krankfreies Überleben" keinen Sinn macht
            - DSM ist disease specific mortality oder krankheitspezifische Sterberate. Also Sterban an und nicht mit Krebs.

            Da in meinem Text nichts weiter angegeben ist, gehe ich davon aus, dass ich (56 Jahre) in der Disziplin OS mit 80 Jährigen statistisch mitzähle. Ich bin außerdem fit, habe somit keine konkurrierenden lebensbedrohenden Risiken zum Krebs. 80 Jährige sterben schon mal aus Altersgründen oder haben gerne auch mal andere chronische Krankheiten (zB Diabetes). Diese Leute sterben also auch oft mit und nicht an Krebs. Eine statistisch gewonnene Aussage, 10 Jahre mit oder ohne ADT zu überleben ist somit alleine für junge Patienten oder alte Patienten von unterschiedlicher Bedeutung.

            Bei DFS oder DSM scheiden aber die Männer aus, die andere Krankheiten bekommen oder anders als an diesem Krebs sterben. Damit sind die statistischen Bedingungen für Jung und Alt sehr viel ähnlicher als beim OS.

            Gruß, Wolfgang

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              #21
              Hallo,

              mein Urologe verordnete mir die Antiandrogen-Behandlung (Bicalutamid 150 mg täglich) für 12 Tage und dann zusätzlich Spritzen. Also eine maximale Hormonblockade. Bei mir wäre eine Hammerbehandlung angebracht aufgrund der Knochenmetastase und des um mtl. 0,2 ansteigenden PSA-Wertes. Eine Monotherapie wäre nicht ausreichend. Ich lese hier im Forum jedoch etwas anderes???

              mfg
              maschu

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                #22
                Zitat von Daniel Schmidt Beitrag anzeigen
                Die RTOG 8610 randomisierte Patienten, die nicht operiert waren, in Strahlentherapie oder Strahlentherapie + Hormontherapie. Hier geht's um einen Patienten, der operiert wurde. Das ist nicht die gleiche Situation.
                Stimmt. Nur bislang dachte ich, der Unterschied ist klein. Weil:
                - Mit der Operation wird hoffentlich der größte Teil des Krebsgewebes entfernt
                - Das Zielgebiet für die Bestrahlung ändert sich durch die OP nicht. Es ist ohnehin relativ unscharf. Da jedoch bereits Krebsgewebe wegoperiert wurde, kann die gesamte Strahlungsenergie (in J bei gleichen Gy=J/kg) geringer ausfallen als ohne OP.

                Das Ergebnis ist gleich aber mit OP schonender: Kleinere gesamte Strahlungsenergie bedeutet auch weniger friendly fire neben dem Zielgebiet. Deswegen dachte ich auch an praktisch keinen Unterschied bezüglich adjuvanten Hormonbehandlung ob "nur" mit Strahlen- oder mit OP+Strahlenbehandlung.

                Von daher, Maschu: bewerte selber aber bitte nicht die Aussagen von Dilettanten wie mich gleichgewichtig neben Aussagen Deiner Ärzte, die auch Deine sonstige Konstitution kennen.

                Gruß, Wolfgang

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                  #23
                  Zitat von Stempel Beitrag anzeigen
                  Stimmt. Nur bislang dachte ich, der Unterschied ist klein. Weil:
                  - Mit der Operation wird hoffentlich der größte Teil des Krebsgewebes entfernt
                  - Das Zielgebiet für die Bestrahlung ändert sich durch die OP nicht. Es ist ohnehin relativ unscharf. Da jedoch bereits Krebsgewebe wegoperiert wurde, kann die gesamte Strahlungsenergie (in J bei gleichen Gy=J/kg) geringer ausfallen als ohne OP.
                  Aussage 1 stimmt. Aussage 2 nicht. Das Gebiet einer postoperativen Bestrahlung ist grösser als bei einer primären Bestrahlung, da Sie in der zweiten Situation nicht massgeschneidert die Prostata bestrahlen, sondern eben das Gebiet, wo sie vorher war. Und wenn Sie Pech haben, gab's keine präoperative Bildgebung, so dass sie bezüglich Form und Grösse der Prostata keine bildgestützte Info haben.

                  Das Ergebnis ist gleich aber mit OP schonender: Kleinere gesamte Strahlungsenergie bedeutet auch weniger friendly fire neben dem Zielgebiet. Deswegen dachte ich auch an praktisch keinen Unterschied bezüglich adjuvanten Hormonbehandlung ob "nur" mit Strahlen- oder mit OP+Strahlenbehandlung.
                  Das Ergebnis mit der Operation ist keinesfalls schonender. Die "extra" 10-14 Gy, die Sie bei einer primären Bestrahlung brauchen, verursachen keinesfalls so viel Nebenwirkungen wie eine Operation.


                  Eine begleitende Hormontherapie bei einer postoperativen Bestrahlung ist kein Standard.
                  Der Strahlentherapeut.

                  Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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                    #24
                    Es gibt dazu eben keinen klaren Standard: Die Leitlininien haben dazu auch keine eindeutige Meinung: "Bei symptomatischen Knochenmetastasen soll eine Hormonentzugstherapie erfolgen, bei asymptomatischen Knochenmetastasen kann sie erfolgen. Bicalutamid 150 Mono ist bei geringer Turmorlast (Nur LK oder wenig Knochenmetastasen) wahrscheinlich gleichwertig wie eine Kastration."
                    Mein Fazit: ich würde NICHT bei Werten unter 1 ng/ml behandeln, egal womit.
                    Ab 1 ng/ml sollte man die Anstiegsgeschwindigkeit näher beleuchten. Liegt Sie bei über 3 Jahren (à la Active Surveillance beim Low-Risk Pca), kann man sicher gut und gerne noch lange weiter warten. Liegt sie kürzer, insbesonderen, bei unter einem Jahr, sollte man eher behandeln. Ich würde dann aber erstmal nur mit Bicalutamid 150 beginnen (Brustdrüsen bestrahlen). Eine Eskalation auf ein LHRH-Analogon bleibt ja immer noch.

                    Herzliche Grüße

                    M. Schostak

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                      #25
                      Lieber Herr Schmidt,

                      selbst wenn meine Vermutungen aus Posting #22 nicht stimmen, sind ebenso vermutlich dennoch...
                      Zitat von Daniel Schmidt Beitrag anzeigen
                      Das Ergebnis mit der Operation ist keinesfalls schonender. Die "extra" 10-14 Gy, die Sie bei einer primären Bestrahlung brauchen, verursachen keinesfalls so viel Nebenwirkungen wie eine Operation.


                      Eine begleitende Hormontherapie bei einer postoperativen Bestrahlung ist kein Standard.
                      ... die Nebenwirkung von Bestrahlung sowie Operation keineswegs so pauschal einzureihen, wie Sie das hier machen. Ansonsten wäre die OP zur kurativen Behandlung des lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinoms sicher längst abgeschafft. Die Nebenwirkungen der OP sind außerdem ganz sicher abhängig von der Konstitution des Patienten und im Einzelfall wegen der zeitlichen Nähe (zB bei mir Lungenembolie) leicht feststellbar.

                      Anders 'rum frage ich mal so: ist ein 3 Jahre nach Bestrahlung der Prostataloge auftretender Blasen- oder Darmkrebs Nebenwirkung der Bestrahlung? Der Herzinfarkt des Risikopatienten während der Bestrahlung - wird er der psychischen Belastung während der Bestrahlung zugeordnet?

                      Weiterhin ist die nicht nachprüfbare Tatsachenbehauptung, nach der die begleitende Hormontherapie bei postoperativer Bestrahlung kein Standard sei, kein Beleg für die Richtigkeit Ihrer Behauptung aus Posting #17:
                      Zitat von Daniel Schmidt Beitrag anzeigen
                      Die RTOG 8610 randomisierte Patienten, die nicht operiert waren, in Strahlentherapie oder Strahlentherapie + Hormontherapie. Hier geht's um einen Patienten, der operiert wurde. Das ist nicht die gleiche Situation.
                      Ich mach mir jedenfalls bis auf bessere Argumente Mut, dass beide Situationen ähnlicher sind als Sie sagen.

                      Gruß, Wolfgang

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                        #26
                        Zitat von Stempel Beitrag anzeigen
                        selbst wenn meine Vermutungen aus Posting #22 nicht stimmen, sind ebenso vermutlich dennoch...
                        ... die Nebenwirkung von Bestrahlung sowie Operation keineswegs so pauschal einzureihen, wie Sie das hier machen. Ansonsten wäre die OP zur kurativen Behandlung des lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinoms sicher längst abgeschafft. Die Nebenwirkungen der OP sind außerdem ganz sicher abhängig von der Konstitution des Patienten und im Einzelfall wegen der zeitlichen Nähe (zB bei mir Lungenembolie) leicht feststellbar.
                        Die Lebensqualität von Patienten die operiert UND bestrahlt worden sind ist in sämtlichen Studien SCHLECHTER als die Lebensqualität von Patienten, die operiert ODER bestrahlt wurden. Das ist ein Fakt und kommt dadurch zustande, dass Patienten, die beide Behandlung benötigen, die geballte Ladung der möglichen Nebenwirkungen verspüren. Ein ganz klares Beispiel dafür ist Potent. Sie werden ganz wenig Patienten finden, die nach radikaler Prostatektomie und adjuvanter/Salvage-Radiotherapie noch potent sind. Das Thema ist dann meistens einfach erledigt. Auf der anderen Seite gibt's zahlreiche Patienten die nach OP oder Bestrahlung eine weiterhin relativ gute Potenz geniessen.

                        Anders 'rum frage ich mal so: ist ein 3 Jahre nach Bestrahlung der Prostataloge auftretender Blasen- oder Darmkrebs Nebenwirkung der Bestrahlung? Der Herzinfarkt des Risikopatienten während der Bestrahlung - wird er der psychischen Belastung während der Bestrahlung zugeordnet?
                        Ein Blasen- oder Darmkrebs 3 Jahre nach Bestrahlung ist zu früh, damit er von der Strahlentherapie kommt. Die meisten strahlentherapieinduzierten Tumoren entstehen erst 10-20 Jahre nach der Behandlung. Das Risiko für einen strahlentherapieinduzierten Tumor wegen einer Bestrahlung liegt bei etwa 1,5% nach 20 Jahren übrigens.
                        Einen Herzinfarkt wegen der "psychischen Belastung" während der Bestrahlung habe ich nie gesehen. Ich glaube Sie sollten sich mal beruhigen und auf polemische Aussagen verzichten.

                        Weiterhin ist die nicht nachprüfbare Tatsachenbehauptung, nach der die begleitende Hormontherapie bei postoperativer Bestrahlung kein Standard sei, kein Beleg für die Richtigkeit Ihrer Behauptung aus Posting #17:
                        Ich mach mir jedenfalls bis auf bessere Argumente Mut, dass beide Situationen ähnlicher sind als Sie sagen.
                        Eine begleitende Hormontherapie zur postoperativen Bestrahlung ist kein Standard und steht in keiner Richtlinie der Welt so. Es gibt keine Studien, die eine Überlegenheit beweisen.
                        Wenn Sie die Nebenwirkungen der Hormontherapie verspüren möchten, ohne einen Vorteil von der Behandlung zu haben, ist es Ihre Entscheidung.
                        Der Strahlentherapeut.

                        Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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                          #27
                          Lieber Herr Schmidt, Polemik hin oder her,...
                          Zitat von Daniel Schmidt Beitrag anzeigen
                          Eine begleitende Hormontherapie zur postoperativen Bestrahlung ist kein Standard und steht in keiner Richtlinie der Welt so. Es gibt keine Studien, die eine Überlegenheit beweisen.
                          Wenn Sie die Nebenwirkungen der Hormontherapie verspüren möchten, ohne einen Vorteil von der Behandlung zu haben, ist es Ihre Entscheidung.
                          ... Ihre Folgerung aus Satz 1: "Es gibt keine Studien..." zu Satz 2:"... ohne einen Vorteil zu haben", ist logisch schlicht falsch. Weiterhin verweise ich auf folgenden Absatz meiner mehrfach zitierte Seite:
                          Likewise, a meta-analysis of seven randomized controlled trials comparing early (adjuvant or neoadjuvant) to deferred hormonal treatment (LHRH agonists and/or antiandrogens) in patients with locally advanced prostate cancer, whether treated by prostatectomy, radiation therapy, or watchful waiting, showed improved overall mortality (RR, 0.86; 95% CI, 0.82–0.91).[17][Level of evidence: 1iiA]
                          Zur Erläuterung: Im Englischen bezeichnet ein "or" wie in der mathematischen Logik ein sog. "einschließendes oder". Ich gebe aber gerne zu, dass im Abstract der zitierten Originalarbeit nur von Strahlentherapie geschrieben ist. Den Gesamttext bekomme ich nicht so einfach.

                          Weiterhin bin ich sicherlich mehrfach unabhängig impotent. Meine Frau und ich bekommen das geregelt. Von der Hormonbehandlung spüre ich keine Nebenwirkungen von Belang. Meine Behandlung ist von mehreren Fachärzten nach Untersuchung mit Ansicht des Patienten genau so wie beschrieben empfohlen worden. Sie wird als - Standard hin oder her - für mich mindestens die zweitbeste Lösung sein. Vielleicht weiß ich in 10 Jahren, ob es die Beste war.

                          Von Ihnen fehlt weiterhin die Erklärung, warum es für die Hormontherapie einen wichtigen Unterschied macht, ob der Bauch nur bestrahlt oder vorher noch beschnitten wurde. Eine fehlende Studie ist keine Erläuterung. Trivial ist für mich was Anderes.

                          Gruß, Wolfgang

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                            #28
                            In der Zusammenschau glaube ich definitiv nicht an die Knochenmetastase (offenbar so wie der Operateur).
                            In der Historie fehlen zwar die Gleason-Klassifikation und der Status der Absetzungsränder, der Rest sieht aber so aus, als handele es sich um ein Pca MIT PSA-Expression:
                            PSA init 9,4; Nadir 0,6; Nadir nach Strahlen 0,16; Aktuelles PSA 0,92

                            was hat den zu dem CT geführt? Gibt es überhaupt ein Knochenszintigramm?
                            Gibt es eine Verlaufsuntersuchung, die die angebliche Metastase NICHT zeigt?

                            Ich würde jetzt mindestens ein Knochenszintigramm veranlassen und selbst wenn das ebenfalls positiv ausfallen sollte, in jedem Fall erst mal (bis mindestens 1 ng/ml) abwarten. Eine Hormonentzugstherapie im Rezidiv ist als palliativ anzusehen (Pinnover, Cancer 2003), d.h. soll Symptome behandeln oder verhindern. PSA ist definitiv kein Symptom.

                            Falls das Szintigramm negativ ausfällt, ist der Befall von weiteren Lymphknoten die wahrscheinlichste Ursache.

                            Zitat von Stempel Beitrag anzeigen
                            Von Ihnen fehlt weiterhin die Erklärung, warum es für die Hormontherapie einen wichtigen Unterschied macht, ob der Bauch nur bestrahlt oder vorher noch beschnitten wurde. Eine fehlende Studie ist keine Erläuterung. Trivial ist für mich was Anderes.
                            Hier stimme ich Herrn Schmidt zu: In der Tat gibt es offenbar einen Unterschied zwischen operierten und nicht operierten Patienten. Die beiden wichtigsten Studien, die das untermauern sind die Messing-Studie (Lancet oncol 2006) und die EORTC 30846 von F Schröder (Eur urol 2009).

                            Messing hat bei Patienten mit Radikal-Op und Lymphknotenentfernung (mit positiven Lymphknoten) festgestellt, dass nach 12 Jahren ohne Hormontherapie noch 50% krebsspezifisch überlebt haben.
                            Dazu passt auch die Studie von P Bader (J Urol 2003), welche zeigt, dass eine Entfernung TM-befallener LK allein (ohne Hormone) durchaus heilenden Charakter haben kann (allerdings nur, wenn nicht mehr als 2 LK befallen sind).
                            Ab einem PSA von 2 ng/ml kann sich deshalb eine PET/CT-Untersuchung lohnen. Weitere befallene Lymphknoten kann man ja auch nachoperieren oder bestrahlen und dadurch zumindest Zeit bis zur Hormontherapie gewinnen. Eine OP lohnt sich sicher nur, wenn das laparoskopisch geht.

                            Im Gegensatz dazu steht die Schröder-Studie (EORTC 30846), welche auf positive Lymphknoten OHNE Radikal-OP eingeht. Hier waren die Ergebnisse nach 13 Jahren mit und ohne Hormone gleich schlecht.

                            Diese Erkenntnis hat dazu geführt, dass die Operateure keine Lymphknotenschnellschnitte mehr machen und die Radikal-OP nicht mehr abbrechen (falls der SS positive LK zeigt). Die Behandlung des Primärtumors ist heute ein wesentlicher Punkt, selbst wenn Lk-Metastasen bestehen.


                            Grüße

                            M. Schostak

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                              #29
                              Es braucht eine gewisse "Tumormasse" damit die Hormontherapie zusätzlich zur Bestrahlung einen Vorteil erbringen kann.
                              Das ist auch ein Grund, warum wir die Hormontherapie parallel zur primären Bestrahlung (bei nicht operierten Patienten) einsetzen. Die Strahlendosen, die wir aktuell auf die Prostata geben, reichen einfach nicht aus, um alle Tumorzellen bei fortgeschrittenen Stadien abzutöten. Da ist eine zusätzliche Hormontherapie hilfreich. Ausserdem hat sich eine systemische Wirkung gegen Mikrometastasen, die bei lokal fortgeschrittenen Prostatatumoren nicht auszuschliessen sind.
                              Ob das weiterhin in Zukunft so sein soll, wissen wir nicht. Aktuell laufen viele Studien mit Dosiseskalation der perkutanen Strahlentherapie jenseits der 80 Gy. Einige Kliniken in den USA geben jetzt schon 86 Gy als Standarddosis vor. Da kann es sein, dass die zusätzliche Hormontherapie weniger ins Gewicht fällt.
                              In der adjuvanten oder Salvage-Situation ist der Tumorload zu klein, dass eine zusätzliche Hormontherapie notwendig ist. Die üblich gegebenen 64-66 Gy reichen aus, um alleine mikroskopischen Tumorrest zu vernichten.
                              Der Strahlentherapeut.

                              Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

                              Kommentar


                                #30
                                Liebe Herren Schostak und Schmidt,

                                danke für Ihre Antworten. Der Text von Herrn Schostak suggeriert Behandlungen ohne Bestrahlung (Operation+evtl ADT). Dies steht nicht ganz oben auf der Themenliste hier.

                                Neu für mich ist die Aussage von Herrn Schmidt, eine übliche Strahlendosis (bei mir 66Gy, harte Gamma Strahlung 6MeV) reiche ohne OP nicht, um einen fortgeschrittenen Tumor ganz zu töten. Daher die ADT oder die vorhergehende OP. Der scheinbare Widerspruch zwischen einer Mindesttumormasse, damit die Hormontherapie Vorteile bringt und der systematischen Wirkung gegen Mikrometastasen muss für mich nicht mehr aufgeklärt werden.

                                Bei meinem Literaturgeklicke zu Herrn Schostaks Sätzen stieß ich auch auf einen Artikel von Lawrentschuk et al. im Curr Oncol, 2010, der besonders die fehlenden Studien des Herrn Schmidt bemängelt, gleichwohl aber spekuliert:
                                As Montie wrote, if we are truly to progress further in lowering the mortality rate for men with high-risk localized pca, we must develop innovative strategies leading to the complete elimination of local disease and unapparent metastatic disease. In light of that sentiment, surgery should not be overlooked, and a multimodality approach in such patients should be deemed feasible. Surgery is part of the multimodality approach; it should not be regarded as monotherapy in men with high-risk pca. A multidisciplinary approach combining radical prostatectomy (rp), extensive lymphadenectomy, and when required, adjuvant external-beam rt (ebrt) and androgen deprivation therapy (adt), is likely to offer local control and improved overall survival (os).
                                Das Zitat ist hoffnungslos polemisch weil im Zusammenhang des ganzen Artikels ganz anders zu interpretieren als so isoliert hier hingeschrieben. Als Betroffener brauche ich aber was zum Festhalten ("...likely to control..." soso).

                                Viele Grüße, Wolfgang

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