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Mein Mann ist gestorben

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    Lieber Harald_33

    Danke für Deine Zeilen und den Link. Wenn ich darüber nachdenke was mich am glücklichsten macht, je gemacht hat, dann war und ist es immer die Begegnung mit einem Menschen, das Gespräch, das Zusammensein.
    Wie ja überhaupt die wirklich tollen Dinge im Leben monetär nichts kosten.

    Aber was machen wir nur mit Deinem Drehschwindel? Am liebsten würde ich sagen Deine Frau soll Deinen Kopf ein bißchen hin und her reissen, aber das darf man nicht, das weiß ich wohl. Und so bleibt mir nur zu wünschen, dass man den Grund dafür findet, Dir helfen kann.
    Alles Liebe und Gute
    Briele
    __________________________________________________ ___
    @Orixa!
    Lieber Thomas,
    Entschuldige bitte, dass ich mich so spät für Deinen Beitrag bedanke.
    Ich freue mich, dass es Dir gut geht, und weißt Du was? So gerne ich von Dir etwas lese, so gut finde ich es wenn Du keinen Anlass verspürst die Seiten hier aufzurufen.

    Alles Gute weiterhin
    Briele

    Kommentar


      Wenn ich als Kind einen Wickel mit meinen Eltern hatte, dachte ich wie die meisten Kinder, nun aber nie mehr wieder ein Wort mit ihnen zu sprechen und sie demnächst auch zu verlassen. Dann ging ich zu Bett, stellte mir vor sie würden sterben und rannte zu ihnen mit der Bitte wieder gut zu sein. Ich wollte ihnen verzeihen, so sie es auch täten. Sie küssten und herzten mich und alles war wieder gut. Möglichst nie auseinandergehen, und sei es auch nur für den Schlaf, den kleinen Bruder des Todes, ohne ein Wort der Versöhnung!

      Unlängst meinte jemand zu mir, wenn er doch nur noch einen Tag mit seiner verstorbenen Frau haben könnte. Was würdest du dann tun, fragte ich und er antwortete, ich möchte ihr noch so vieles sagen.

      Diesbezüglich bin ich mit mir im Reinen, es sind keine wichtigen Dinge ungesagt. Ist gut gelaufen - nicht weil ich eine so schrecklich Gute bin, sondern weil ich schnell befürchte es könne mir etwas leid tun. Und so klopfe ich mich und die jeweiligen Situationen regelmäßig ab um mich zu vergewissern dass sich da nicht groß was staut. Dafür habe ich Fragen die nicht mehr beantwortet werden können. Von niemandem.

      Ein anderer Gedanke: Wie schon hier geschrieben, fühle ich mich das erste Mal in meinem Leben als alleinstehender Mensch. Manchmal empfinde ich dies recht herbe, fühle mich alleine, allein gelassen, wernerlos, mutterlos, vaterlos. Wenn ich auf dieser “armen Briele-Schiene” bin, dann ruf ich mir zu, na, wenigstens nicht hilflos und obdachlos!

      Ich habe versucht mir dieses Gefühl ein wenig näher anzusehen, ob es auch los gelöst von meinem Verlust, meiner Trauer, meiner Sehnsucht, da ist. Ist es. Also der alleinsein-Kummer.

      Das Gefühl der Verbundenheit ist da, es fehlt mir ein Verbündeter. Ein Mensch, den ich in mein Boot holen könnte, der im Wechsel mit mir einmal rudert, einmal steuert, zu dem ich rennen kann wenn’s blöde läuft, der mir Sicherheit gibt, auf den ich mich verlassen kann, eine Klagemauer, eine Anlaufstelle, was weiß ich. Nun will ich beobachten ob das geht, dass ich mich meinen Toten nicht nur verbunden fühle, sondern ich sie auch zu meinen Verbündeten mache gegen Widrigkeiten die es so gibt. Vielleicht ist der Gedanke auch Schwachsinn, ich werde ja sehen.

      Macht es gut..
      Liebe Grüße Briele

      Kommentar


        Zitat von Briele
        fühle ich mich das erste Mal in meinem Leben als alleinstehender Mensch. Manchmal empfinde ich dies recht herbe, fühle mich alleine, allein gelassen, wernerlos, mutterlos, vaterlos.
        Liebe Briele,

        in einer der letzten Nächte, die mich nicht so richtig einschlafen ließen, ertappte ich mich bei der Vorstellung, dass meine Frau plötzlich durch irgendein Ereignis nicht mehr da wäre, also ich von jetzt auf nachher mutterseelenallein auf der Welt wäre, weil zu den Kindern aus früheren Ehen seit fast 40 Jahren kein Kontakt mehr besteht. Bei diesem schlimmen Gedankengang versuchte ich, mich hineinzuversetzen in die Lage der Menschen, die schon vom liebsten Menschen verlassen wurden. Als meine Mutter 33-jährig, die manchmal für mich eher eine große Schwester war, in meinen Armen starb, war ich unfähig, richtige Trauer zu empfinden. Aber als mein eher verhasster Stiefvater, der mich adoptiert hatte, bald danach starb, hallten die Wände der Kapelle auf dem Ohlsdorfer Friedhof von meinen überlauten Klageschreien wider. Für mich heute noch ein Phänomen.

        Eigentlich wollte ich Dir, liebe Briele, diesen Beitrag in einer dieser Nächte zukommenlassen, weil Deine oben als Zitat zu lesenden Worte mich zu dem inspiriert hatten, was Du nun erst am Tage zu lesen bekommst, obwohl ich die betreffenden Links nächtens herausgeklaubt habe.

        Lies bitte hier.

        und lausche bitte in einer ruhigen Stunde, wie das einige Interpreten zum Ausdruck bringen.

        Paul Robeson:

        There's so much to be said about Mr. Robeson. He was an athlete, attorney, incredible singer, moviestar and much more. His father was born in slavery but esc...


        Marian Andersen:



        Louis Armstrong:



        Auch hier und hier kann man lesen und lauschen und total entspannen und schließlich irgendwann einschlafen.

        "Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling"
        (Laozi)

        Herzliche Grüße

        Harald

        Kommentar


          @Harald_1933

          Lieber Harald,

          Es ist ein Jammer, dass Du nicht gut schlafen kannst und ich bedaure Dich schon alleine deshalb heftig, weil ich meistens gut schlafe und wenn es einmal nicht so ist, dann fühl ich mich am nächsten Tag nicht so toll.

          Aber ich profitiere nicht zum ersten Mal von Deinen Nachtstunden am Computer und bedanke mich für alles was Du zum Hören und Lesen verlinkt hast. Und wenn Du hier auch keine andere Reaktion erfährst, so will ich Dir sagen, dass mir in mehreren p.N.’s geschrieben wurde wie schön und tröstend das aufgenommen wird, was Du findest und weitergibst.

          Ja, Harald, einer bleibt immer zurück. Man kann nicht dauernd daran denken, auch nicht immer danach handeln, aber ich denke es schadet nichts, wenn man es hie und da tut.

          In Werners letztem Jahr ist mir manchmal ganz anders geworden, wenn ich daran dachte, dass ich ja vor ihm sterben kann und was dann aus ihm wird. Als er schließlich auf der Palliativstation lag, wurde diese Angst richtig spitz. Ich habe sogar mit der Sozialarbeiterin der Station gesprochen, ihr meine Ängste geschildert, weil er ja außer mir niemanden hatte. Ich habe dann fast panisch Dinge geordnet, auf dem Tisch Mappen hingelegt mit wichtigen Unterlagen, Wohnungsschlüssel an Nachbarn verteilt, meinem Bruder alles gesagt.

          Lieber Harald, Du weißt ja, dass Du bei der Verabschiedung Deines Stiefvaters um Deine Mutter und um Dich geweint und geschrien hast.

          Alles Liebe Briele

          Kommentar


            Zitat von Briele
            Lieber Harald, Du weißt ja, dass Du bei der Verabschiedung Deines Stiefvaters um Deine Mutter und um Dich geweint und geschrien hast.
            Liebe Briele,

            nur eine Frau mit dem Vermögen, sich in die beschriebene Situation hineinversetzen zu können, ist zu einer solchen Auslegung fähig. Nur so ist das heute nach 65 Jahren wohl auch zu deuten. Erneut lieben Dank für Deine einfühlsamen Worte.

            "Pflege Deinen Geist, damit dein Körper Freude an ihm hat"
            (Marion Spanoudakis)

            Herzliche Grüße Harald

            Kommentar


              Liebe Leser,

              Mich beschäftigt eine Frage und ich habe leider nicht allzu viel Zeit eine richtige Antwort zu finden. Ich habe mich mit Freunden, Bekannten beraten, doch scheint es denen nicht möglich das Problem los gelöst von meiner Person zu bedenken, obwohl ich sie sonst sozial empfindend und kritisch kenne. Ihr hier kennt mich nicht und so möchte ich gerne die Sache vor Euch ausbreiten, wohl wissend dass sie jenseits unserer Themen hier liegt, und wäre dankbar für die eine und andere Meinung. Ich hoffe es ist in Ordnung wenn ich das ausnahmsweise mache, ansonsten bitte löschen.

              Ich möchte mir in Hamburg eine kleine Wohnung kaufen und habe in den letzten zwei Jahren geschätzte 1000 im Internet (und nur dort) angesehen, viele noch mit Werner. Nun habe ich die erste in Wirklichkeit besichtigt und sie gefällt mir. Es ist eine Mieterin in der Wohnung, die wohl einen Vertrag hat, der sie nicht dafür schützt gekündigt zu werden. Wenn ich die Wohnung kaufe muß sie raus. Damit habe ich ein Problem.

              Nun sagen mir alle mit denen ich das bespreche, meine Gedanken ehren mich, sind aber kompletter Unfug. Denn verliert die Frau nicht wegen mir die Wohnung, dann halt wegen einem anderen Käufer. Die Argumente die angeführt, wie meine Zweifel kommentiert werden, brauche ich nicht näher ausführen, Ihr könnt sie Euch denken.

              Ein einziger hat es mit ein paar Worten auf den Punkt gebracht.
              “aber du mußt ja nicht das Schwein sein!”
              Vielleicht kann und mag mir jemand von Euch etwas dazu sagen.

              Liebe Grüße Briele

              Kommentar


                Varianten

                Zitat von Briele Beitrag anzeigen
                Ein einziger hat es mit ein paar Worten auf den Punkt gebracht.
                “aber du mußt ja nicht das Schwein sein!”
                Vielleicht kann und mag mir jemand von Euch etwas dazu sagen.
                Zuallererst, liebe Briele, bist Du kein "Schwein",
                wenn Du deine Rechte ausübst.

                Dann:
                Ich verstehe deine Bedenken, eine Mieterin auf die Strasse zu setzen,
                um damit dein eigenes Wohnproblem zu lösen.

                Es gibt Varianten:

                A) Du verzichtest auf den Kauf einer bewohnten Wohnung und
                konzentrierst Dich bei der Suche auf Neubauwohnungen oder
                solche, die vom Eigentümer bewohnt sind.

                B) Du entschliesst Dich doch, die gefundene Wohnung zu kaufen.
                Der Mieterin bist Du bei der Wohnungssuche und beim Unzug
                behilflich, z.B. mit einem beschränkten Geldbetrag, und Du
                gewährst eine längere Frist als üblich.

                Ob allerdings der Erwerb einer bewohnten Wohnung eine gute
                Lösung sei, angesichts der rechtlichen Möglichkeiten der Mieterin,
                die Räumung zu verzögern, wage ich zu bezweifeln.
                Mit Variante B) riskierst Du eine Prozesslawine, der Du dann
                nicht ausweichen könntest, da ja Dein Geld in dem umstrittenen
                Objekt gebunden wäre.

                Mit Variante A), die vordergründig mehr kosten wird, bist Du auf
                der sicheren Seite und wirst auch nicht jedesmal beim Betreten
                deiner Wohnung eine schlechte Erinnerung haben an vielleicht
                recht hässliche Szenen beim Versuch sie in deinen Besitz zu bringen.

                Kommt dazu, dass die Nebenkostenabrechung einer Neubauwohnung
                gnädiger ausfallen wird als bei einer Altbauwohnung, bei der zudem
                auch noch Renovations- und vielleicht bald auch noch Unterhaltskosten
                anfallen werden.

                Das, liebe Briele sind Bemerkungen in Unkenntnis der Verhältnisse
                vor Ort. Ich hoffe, sie lägen nicht allzusehr daneben.

                Carpe diem!
                Hvielemi / Konrad
                Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

                [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
                [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
                [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
                [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
                [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

                Kommentar


                  Liebe Briele,

                  zwei Gedanken kommen mir bei dieser Geschichte:

                  • Hast Du schon versucht, mit dieser Mieterin ins Gespräch zu kommen und ihr Deine Situation zu schildern, so dass sie vielleicht einsieht, dass sie, da die Wohnung nun einmal verkauft werden soll, sie über kurz oder lang sich eine andere suchen muss und Ihr im Guten auseinandergeht,
                  • sollte sie dies nicht einsehen, und Du musst sie – falls Du die Wohnung kaufst – mit juristischen Mitteln aus der Wohnung "vertreiben" — würdest Du, solange Du in der Wohnung lebst, den Gedanken aus dem Kopf halten können, dass Du mit dem Kauf und dem Einzug jemandem sein vertrautes Heim genommen hast?


                  Ich finde Konrads Gedanken und auch den Kommentar Deines Bekannten sehr bedenkenswert.

                  Ralf

                  Kommentar


                    Liebe Briele,

                    Deinen Gewissenskonflikt kann ich gut nachvollziehen. Auch ich wollte vor 2 Jahren eine Wohnung verkaufen, weil die Mieterin wieder einmal dies und das bemängelte. Weil die Mängelrügen teilweise berechtigt waren, stand schon aus diesem Grund die Überlegung an, sich von dem Objekt zu trennen. Meine Frau und ich, wir hatten die Miete mehr als 10 Jahre nicht erhöht, kamen zu dem Entschluß, dieser mittlerweile fast 90 Jahre alten Frau nicht zu kündigen und sie darauf aufmerksam zu machen, dass wir vor hätten, die Wohnung zu verkaufen mit der meist fadenscheinigen Begründung des Eigenbedarfs wegen jüngerer Familienangehöriger.

                    Wir haben die Mängel inzwischen beseitigen lassen, obwohl eine üppige Handwerkerrechnung zu begleichen war. Wir werden diese Wohnung nun erst dann verkaufen, wenn die immer pünktlich ihre Miete zahlende Bewohnerin verstorben ist. Wir meinen, dass das eine gute Entscheidung ist.

                    Für Dich selbst, liebe Briele, fände ich es wirklich sinnvoller, weiter Ausschau nach passenden Objekten zu halten. Wie wäre es mit Eppendorfer Landstraße, wo das legendäre Cafe Lindtner http://konditorei-lindtner.de/ seit Urzeiten beheimatet ist. Eine schöne Wohngegend, und die Alster und alles Drum herum ist leicht zu erreichen. Ich wünsche Dir Erfolg bei der weiteren Suche.

                    "Es ist wie es ist, und es kommt wie es kommt"
                    (Aus: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand - von Jonas Jonasson)

                    Herzliche Grüße Harald

                    Kommentar


                      Ihr Lieben!

                      Herzlichen Dank für Eure Gedanken zu meinem Problem hier und anderswo! Ich bin wirklich froh die Frage gestellt zu haben, denn nachdem ich sie formuliert, abgesendet hatte, war mir eigentlich gleich klar, dass ich aus dieser Sache aussteige. Doch haben mich Eure Antworten darin bestärkt, so dass ich es ohne ill feelings abhaken kann.

                      Auch weiß ich erst seit dieser Geschichte was die Formulierung “Wohnung kann auf Wunsch auch frei geliefert werden” bedeutet. Ich hatte das schon oft gelesen und dabei immer an Einbaumöbel, Küchenzeilen gedacht und mich gefragt warum da nicht “leer geliefert” geschrieben wird. Aber nein, nicht Möbel gehen auf Wunsch raus, sondern der Mensch. Für die Mieterin besteht ja auch die Chance, dass die Wohnung als Kapitalanlage gekauft wird und sie weiter dort wohnen kann.

                      Konrad, Harald, Euch besonderen Dank. Es geht Euch derzeit nicht so richtig gut und Ihr habt mir trotzdem Eure Gedanken zu diesem Randproblemchen geschrieben. Ich denke an Euch und wünsche alles Gute!

                      Harald - die Wohnung ist in Eppendorf! Zwar nicht auf der Schokoladenseite, aber immerhin.

                      Macht es gut!
                      Briele

                      Kommentar


                        Mir kommt vor ich habe schon einmal geschrieben, dass wir für unsere Toten nicht mehr viel, aber doch einiges tun können. Sie werden es vermutlich nicht brauchen aber für uns ist alles hilfreich, was ein gutes Gefühl gibt. Und dazu gehört für mich, dass ich noch irgend etwas tun kann. Ich kann ihrer gedenken, ich kann sie weiter lieben, Dankbarkeit empfinden und ich kann ihren guten Eigenschaften Leben geben. Ich habe über Werners gute Eigenschaften nachgedacht und dass ich es mir “mit den Eigenschaften Leben geben” nicht so leicht machen will, indem ich mir jene herauspicke, die ich auch habe und über die ich jetzt nicht schreibe, weil Eigenlob bekanntlich stinkt.

                        Er war geduldig. Er konnte warten. Konnte technische Dinge, so Sachen bei Apparaten wieder und immer wieder probieren bis es hinhaute, Beschreibungen gründlich lesen. Zu mir sagte er, Maschinen mögen dich nicht, weil du sie nicht gut behandelst. In diesem Zusammenhang wird mir ein traurig-witziges Erlebnis unvergesslich bleiben. Ich hatte das Gefühl nun schon länger einiges hinunter geschluckt zu haben, als ich mich erneut ungerecht behandelt fühlte und ihn anzischte - was bin ich eigentlich für dich, eine Versorgungsmaschine -? Er sah mich richtig betroffen an und ich dachte, mein Gott, wie kann ich nur so ein Trampel sein. Nach einiger Zeit kam er, umarmte mich von hinten und sagte, ich hab in deinem Zimmer das Fenster zugemacht, damit der Gestank vom Grillen nicht rein kommt, ich behandle nämlich meine Maschinen gut. Und dann haben wir einander umarmt, geküsst und konnten lachen.

                        In jüngeren Jahren achtete ich die “Geduld” gering. So wie auch die Dankbarkeit. Inzwischen weiß ich, dass Geduld ohne Stärke und Ausdauer unmöglich ist und dass Menschen die sie haben, sich meistens nicht unnötig wichtig nehmen.

                        Für meinen Mann war fast alles belebt. Er behandelte nicht nur Menschen vorsichtig, achtsam, er hatte auch einen sanften Umgang mit Tieren, Pflanzen. sogar mit Dingen. Außer ihm habe ich keinen Mann gekannt, der nie ein Problem hatte für andere Geschenke zu kaufen. Er wusste einfach was der andere sich wünscht, braucht, wofür er sich interessiert, was ihm Freude machen könnte und dies alles nicht nur bei Menschen die ihm sehr nahe standen.

                        Er sah das Elend von Menschen und Tieren. Am Ende seines Lebens plagte ihn manchmal die Vorstellung nach seinem Tod als ein Tier in einer Massentierhaltung leben zu müssen. Das habe ich erst nicht ernst genommen, Gedanken zum Thema Wiedergeburt hatte er nie erwähnt gehabt. Ich habe dann gesagt, dies sei unmöglich, wenn, dann würde er ein Steinadler werden . Und er meinte, du willst mich also auf diese Art doch noch in die Berge kriegen.

                        Und dann hatte er so ein freundlich, liebenswürdiges Wesen, er war in jeder Beziehung großzügig, nicht nachtragend und wenn ich alles zusammen nehme dann wäre vermutlich soviel Gutheit nicht auszuhalten gewesen, wenn er eben nicht auch diesen rabenschwarzen Humor gehabt hätte, der manchmal schon gallig war, er nicht absolut hysterisch gewesen wäre was Lärm und Geräusche betrifft und er bei manchen Dingen nicht eine unbegreifliche Kaufsucht entwickelte. Nun, da ich alles zusammennehme, sehe ich, dass es schon recht war, er ausbalanciert war.

                        Jetzt habe ich das Hohe Lied auf meinen Mann gesungen. Und denke, wie wäre es umgekehrt, was könnte er über mich sagen und es freut mich nun richtig, daß ich weiß was er sagen würde und daß umgekehrt ich ihm zu Lebzeiten gesagt habe, was ich jetzt geschrieben habe - inklusive der Kaufsucht.

                        Briele

                        Kommentar


                          Liebe Briele,

                          Zitat von morgenweb
                          die Vereinten Nationen sorgen sich um das Glück aller Menschen. Die Weltorganisation erklärte den 20. März zum Internationalen Tag des Glücks. Damit will sie die Bedeutung von Glück als Ziel aller Menschen verdeutlichen.
                          Bitte hier weiterlesen.

                          Deine vor einigen Stunden in diesem Forum niedergeschriebenen Gedankengänge könnte man auch in eine ganz besondere Schublade eines besonderen Schrankes unter dem Aspekt gehabtes Glück oder immer wiederkehrendes Glück hineinlegen.

                          Alles Gute für Dich.

                          "Es ist besser, zu genießen und zu bereuen, als zu bereuen, dass man nicht genossen hat"
                          (Giovanni Boccaccio)

                          Herzliche Grüße Harald

                          Kommentar


                            Heute hatte ich ein Erlebnis über das ich mich richtig gefreut habe und das Gefühl hält an. Ich habe in einem Kaufhaus zufällig einen Arzt getroffen, bei dem mein Mann öfter war. Bis auf zwei Ausnahmen habe ich seine Ärzte kaum gekannt, er wollte nur zu Beginn seiner Krankheit und am Ende seines Lebens, dass ich ihn begleite. Er verspürte dafür keine Notwendigkeit, von meiner Bereitschaft wusste er ja.

                            Dieser Arzt hat dermaßen freundlich und warmherzig über Werner gesprochen, ich hätte ihn dafür am liebsten umarmt. Dies allein war schön, aber er erzählte mir auch, dass Werner öfter über mich gesprochen hat, wie froh er sei …. und so weiter und so fort….
                            Mir ist, wie man so sagt, richtig das Herz aufgegangen.

                            Ich sollte bei Hinterbliebenen öfter über ihre Toten sprechen. Ich will das im Auge behalten und wenn es sich ergibt, der Zeitpunkt richtig erscheint, dann will ich das tun. Man bekommt ohnehin schnell den Eindruck, dass kaum einer mehr an den Verstorbenen denkt. Im Dorf ist das anders, da kennt nicht nur jeder den anderen, es weiß meistens auch jeder über die Beziehung der Betroffenen untereinander. Und so freue ich mich immer schrecklich, wenn dort Menschen noch immer über meine Eltern sprechen, mir Anekdoten erzählen oder wie sie mich als Tochter erlebten.

                            Ansonsten, Ihr Lieben hier, bin ich dabei mich auf den ersten Todestag meines Mannes langsam hinzuzittern. Ich rede mir selbst gut zu, denke an die Worte, die ich anderen in diesen Situationen klugscheißerisch sage und merke wie wenig hilfreich sie sind. Vielleicht muß man sie von anderen gesagt bekommen. Daß man dermaßen auf Daten fixiert ist! Ich meine, es macht doch keinen Unterschied ob Werner 10 Monate tot ist oder 13 Monate!

                            Zum Schluß wieder einmal ein Buchtitel. Ich habe eben ein Exemplar bestellt und schon ganz oft eines verschenkt, von:
                            “84 Charing Cross Road von Helene Hanff”. Es ist die Geschichte von Freundschaft, Literatur, Bücher, alles spielt sich in Briefen ab und ist eine “wahre Geschichte”.

                            Briele
                            __________________________________________________ ___

                            Lieber Harald,
                            Vielen Dank, dass Du mir wieder hier geschrieben hast, sowie für den Link. Ich habe auch den anderen über “die Liebe zum Leben”, die Resilienz, gelesen, der unter “Sonstiges” im Forum ist. Das Thema finde ich schon länger interessant, es würde wohl den Rahmen sprengen sich darüber zu unterhalten.

                            Ja, ich denke schon dass man gehabtes Glück speichern und mitnehmen kann.
                            Dir alles Gute und liebe Grüße
                            Briele

                            Kommentar


                              Wenn ich aus meinen Fenstern blicke sehe ich fast an jedem Morgen einen anderen Baum der über Nacht blassgrüne Spitzchen bekommen hat, Blumen, Blüten überall, helles Licht, Frühling.

                              Oft habe ich gehört, gelesen, wie weh es tut, dass der Verstorbene dies oder jenes nun nicht mehr sehen und erleben kann. Ich mag so gerne die Zierkirschen wenn sie ganz in Blüte sind, bin heute an vielen vorbei gegangen, ich hör so gern die Amseln und habe fest gestellt, es macht mich nicht traurig, dass Werner dies nicht mehr erlebt.

                              Vor einem Jahr ist er kaum mehr aus dem Haus gekommen, stand an den Fenstern und sagte, ich blick aus meinem Gefängnis hinaus in die Welt. Nein, es macht mich nicht wehmütig, dass es nun ein Frühling ohne ihn ist. Es macht mich traurig, dass ich ohne ihn bin. Ich vermisse ihn sehr.

                              Mit einer Freundin spreche ich seit zwei Wochen immer wieder über ein Thema. Sie hat irgendwo den Satz gelesen…. “in Wirklichkeit haben wir alle keine Zukunft”….und ist der Meinung, dies sei auch so. Ich habe gemeint, man könne nicht leben ohne eine Zukunft vor Augen zu haben. Wir haben das hin und her gewendet, es würde zu weit führen in Einzelheiten zu gehen, Ihr könnt Euch die Argumente vorstellen. Mittlerweile denke ich es stimmt, es gibt für uns alle insofern keine Zukunft, als sie völlig ungewiss und von einer Minute auf die andere zu Ende sein kann. Aber ich denke wir sollten auch so leben, als läge eine lange vor uns. Eben beides. Und am Ende sind für mich diese Gedanken wieder einmal eine Aufforderung, viel mehr im Hier und Jetzt zu leben.

                              Im Schreibtisch meines Mannes habe ich ein schönes, geprägtes Stück Papier, eher Karton, gefunden. Darauf hat er - für seine Schreibkünste fast schon kalligraphisch zu bezeichnend - die Textzeilen:
                              …”Plaisir d’amour ne dure qu’un moment, chagrin d’amour dure toute la vie….” geschrieben. Er hat sich offensichtlich damit Mühe gegeben.
                              Warum bloß? Hat die Aussage etwas mit seinem Leben zu tun, hat ihm das Chanson gefallen, geschah es aus einer Laune heraus. Und wie seltsam, dass nach dem Tod eines Menschen einem alles bedeutsam erscheint, man alles wissen, ergründen möchte.

                              Und dann habe ich noch etwas gefunden, es passt zu ihm, dass ihm der Text gefiel, er ihn zu anderen legte:
                              __________________________________________________ ____
                              Wenn eena dot is
                              (Kurt Tucholsky 1932 für Paul Graetz)

                              Wenn eena dot is, kriste n Schreck.
                              Denn denkste: ick bin da, un der is weg.
                              Un hastn jern jehabt, dein Freund, den Schmidt,
                              Dann stirbst n kleenet Sticksken mit.

                              Der Rest ist Quatsch.

                              Der Pfaffe, schwarz wien Rabe,
                              Un det Jemache an den offnen Jrabe….
                              Die Kränze….! Schade um det Jeld.
                              Und denn die Reden - hach du liebe Welt!

                              Da helfen keine himmlische Jewalten:
                              Die Rede muß der Dümmste halten.
                              Un der bepredicht sich die schwarze Weste
                              Un hält sich an Zylinder feste.

                              Wat macht der kleine Mann, wenn eena sanft vablich?
                              Er is nich hülflos - er is feialich.

                              Leer is de Wohnung. Trauer, die macht dumm.
                              Denn kram se so in seine Sachen rum.
                              Der Tod bestärkt die edelsten Jefühle,
                              Un denn jibs Krach, von wejn die Lederstühle.

                              Der Zeitvesus speit seine Lava.
                              Denn sacht mal eena: “Ja, wie der noch da wah!”
                              Denn ween se noch n bisken hinterher,
                              Und denn, denn wissen se jahnischt mehr.

                              Wenn eena dot is, brummts in dir:
                              Nu is a wech. Wat soll ickn denn noch hier?
                              Man keene Bange,
                              Det denkste nämlich jahnich lange.
                              Ne kleine Sseit,
                              Denn is soweit:
                              Denn lebst du wieda wie nach Noten!

                              Keener wandert schneller wie die Toten.

                              __________________________________________________ __

                              Briele

                              Kommentar


                                Liebe Briele,

                                vielen Dank für das stimmige Gedicht von Tucholsky. Es ist sicher nicht nur die jedes Jahr nach dem Winter wieder neu erblühende Natur, die man so gern noch zusammen mit einem inzwischen nicht mehr lebenden Menschen fröhlich begrüßen möchte. Es sind auch spätere Erfolgserlebnisse, die man einem verstorbenen Menschen so gern noch hätte präsentieren wollen. Sehr oft hörte ich meine Frau sagen, wenn mein Papa das heute würde sehen oder erleben können, was wir gemeinsam erreicht haben; er würde sicher nicht nur staunen, sondern auch stolz auf uns sein.

                                Heute las ich im Text einer Traueranzeige der hiesigen Tageszeitung die folgenden am Anfang stehenden Worte:

                                "Von dem Menschen, den wir geliebt haben, wird immer etwas zurückbleiben.
                                Etwas von seinen Träumen, etwas von seinen Hoffnungen,
                                etwas von seinem Leben und alles von seiner Liebe"

                                Von manchem lieb gewordenen Hobby hat man sich irgendwann aus sehr unterschiedlichen Gründen verabschiedet. Sei es der Spaß an der Briefmarkensammelei oder die tägliche Fahrradtour. Am 14.7.2014, also an meinem Geburtstag, finden in Jena die 14. Deutschen Seniorenmeisterschaften der Stenografenvereine und Verbände des Deutschen Stenografenbundes statt. Am morgigen Samstag treffe ich in Hamburg mit ehemaligen Mitbewerbern früherer Kurzschriftweltmeisterschaften zusammen, um einen 80. Geburtstag nachzufeiern. Gut möglich, dass ich in Jena zumindest als Besucher oder sogar Betreuer teilnehme. Ob es noch für mehr reicht, bleibt abzuwarten. Aber dran denken an frühere Teilnahmen vermittelt auch eine gewisse Genugtuung.

                                Das Hobby, mich besonders ansprechende Gedichte spontan aufzuschreiben, ist fast in Vergessenheit geraten. In einer alten Kladde fand ich eben das:

                                "Die Welt ist so leer, wenn man nur Berge, Flüsse und Städte darin denkt;
                                aber hier und da jemand zu wissen, der mit uns übereinstimmt,
                                mit dem wir auch stillschweigend fortleben,
                                das macht uns dieses Erdenrund erst zu einem bewohnten Garten"

                                oder:
                                "Wer die tiefste aller Wunden hat in Geist und Sinn empfunden,
                                bittrer Trennung Schmerz, wer geliebt, was er verloren,
                                lassen muß, was er erkoren, das geliebte Herz,
                                der versteht die Tränen und der Liebe ewig Sinnen,
                                eins in zwei zu sein, einer im Anderen sich zu finden,
                                dass der Zweiheit Grenzen schwindet und des Daseins Pein.
                                Wer so ganz in Herz und Sinnen, konnt ein Wesen lieb gewinnen,
                                oh den tröstet's nicht, dass für Freuden, die verloren, neue werden neu geboren,
                                jene sind's doch nicht"

                                Liebe Briele,

                                ich wünsche Dir ein geruhsames Wochenende, was bei dem auch für Hamburg angekündigten sonnigen Wetter sicher möglich sein wird. Dem Cafe Lindtner in der Eppendorfer Landstraße statte ich am Sonntag auch einen Besuch ab. Einige Jahre habe ich nämlich als Jüngling in Eppendorf im Robert Koch Stieg verbracht, der nicht weit von diesem Cafe entfernt liegt.

                                "Man darf nicht anfangen aufzuhören"
                                (Frank-Walter Steinmeier)

                                Herzliche Grüße Harald.

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