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Evidenzbasierte Medizin (EBM/EbM) - Sammelthread

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    Evidenzbasierte Medizin (EBM/EbM) - Sammelthread

    In anderen Diskussionen im Forum wurden unterschiedliche Standpunkte zur evidenzbasierten Medizin (EBM/EbM) in Kurzform dargestellt und angerissen. Die Fortführung der Diskussionen in den jeweiligen Threads wäre off-Topic und nicht zielführend.

    Deshalb dieser Thread, in dem das Für und Wider, Stärken und Schwächen der EBM ausführlich dargestellt und diskutiert werden können, ohne andere Threads über Gebühr zu belasten und/oder ins Abseits zu führen.

    Um ein Heranrobben an die EBM besser zu ermöglichen, ist möglicherweise folgender Link hilfreich:

    http://www.ebm-netzwerk.de/was-ist-ebm

    Auch hier kann man einiges zum Thema erfahren:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Evidenzbasierte_Medizin


    #2
    Studiendaten in der EBM

    Die EBM stützt sich ja sinnigerweise u.a. auf entsprechende kontrollierte Studien. Studienergebnisse bilden i.d.R. die Grundlagen, auf denen entsprechende Leitlinien erstellt werden. Das wäre wünschenswert, ist jedoch nur graue Theorie.

    Leider werden nicht alle Studien und deren Ergebnisse veröffentlicht.


    Bei Blockbuster-Medikamenten sind viele Studiendaten noch unter Verschluss und können so eine objektive Beurteilung ihrer Wirkung verhindern. Mehrere Initiativen wollen nun die Hersteller dazu bringen, auch unvorteilhafte Informationen herauszugeben.

    http://news.doccheck.com/de/newsletter/259/1808/?utm_source=DC-Newsletter&utm_medium=E-Mail&utm_campaign=Newsletter-DE-DocCheck+News-2013-08-23&user=150678bdeeeeb98d56d0cbaed789d10e&n=259&d=28&chk=0cbc0726a5b0d4f7857d6d64f46dede0

    Wenn also auf diesem Gebiet – Pharmakotherapie – überwiegend positive Studienergebnisse, aus welchen Gründen auch immer, berücksichtigt werden, erhält man natürlich in den Leitlinien verfälschte Empfehlungen, die letztendlich dem Grundgedanken der EBM widersprechen.


    Medizin im WWW: Volle Dosis Halbwissen
    13. Januar2012
    Wer im Netz nach Gesundheitsinformationen sucht, der findet sie schnell. Unter den unzähligen Ergebnissen beim Googeln sind aber nur wenige, die wirklich verlässliche Information bieten. Und selbst die ist oft so formuliert, dass sie nicht für den ärztlichen Alltag taugt.

    http://news.doccheck.com/de/819/medizin-im-www-volle-dosis-halbwissen/

    Das System krankt also aufgrund der unvollständigen Datenlage an Validität.


    Cochrane-Library: Gut, aber nicht perfekt

    Schließlich gehen viele Studien an der täglichen Praxis für den Arzt vorbei. Denn wer etwa multimorbide ältere Patienten behandelt, dem helfen Studien mit jungen Teilnehmern wenig, die nur ausgewählte Krankheitssymptome zeigen. Das gilt auch für den „Gold-Standard“ bei unabhängiger Wissensvermittlung über Studien, der Cochrane Library. Ein Artikel in JAMA, der Anfang des Jahres erschien, berichtet detailliert darüber, dass in den systematischen Reviews kaum Angaben zu finden sind, wie die untersuchten Studien finanziert wurden. Gerade, weil diese Übersichtsartikel einen Referenz-Status genießen, sollte der Leser erfahren, ob die Studienautoren Gelder von Interessengruppen bekommen.

    Das sollte erst einmal als Einstieg genügen.

    Kommentar


      #3
      Zitat von hans.z Beitrag anzeigen

      Das sollte erst einmal als Einstieg genügen.
      Na ja, man kann durchaus noch weiter einsteigen:
      - Es gibt zu wenig EBM
      - Es gibt zu viel EBM
      - Das Konzept ist falsch
      usw.

      Wenn mehr wissenschaftliche Methoden in der Medizin durchgesetzt werden sollen (wofür ich bin),
      dann geht das nicht, wenn nicht erstmal der Kommerz rausreguliert wird - das erkenntnisleitende Interesse ist dann Pillen-Umsatz für die Eigenkapital-Rendite und nicht Volksgesundheit.
      Reinardo hat ganz richtig erkannt, dass der Vorbehalt des G-BA gegenüber den medizinischen Fachgesellschaften was mit deren Abhängigkeit von Interessen zu tun hat, die sich schlicht nicht 100%ig mit denjenigen der Patienten decken - und dass sich eine Patienten-Vertreterin, wie in diesem Falle Frau Dr. Faber vom UA Arzneimittel, gegen die Fachgesellschaft stellt, sagt auch einiges.

      Hickey/Roberts haben viel zur Diskussion beigetragen:
      Evidence-Based Medicine: Neither Good Evidence nor Good Medicine

      Tarnished Gold: The Sickness of Evidence-based Medicine

      Kommentar


        #4
        Nun gut, dann zuerst den Bundesausschuß.

        Hallo Rudolf,

        danke für Dein Statement und das Stichwort „G-BA“.

        Viele Menschen sind der Ansicht, dass es sich bei der Veranstaltung „Gesundheitswesen“ hauptsächlich um ihre Gesundheit dreht. Ich behaupte mal, dass dies ein Irrtum ist. Meines Erachtens geht es in erster Linie um die Verteilung der Finanzen, die in das Gesundheitswesen fließen. Und die Patienten sind eher Mittel zum Zweck, denn Haupt- und Zielpersonen, praktisch ohne Einfluß und Mitbestimmung. Das klingt zynisch und ist auch so gemeint, um die Zusammenhänge etwas deutlicher herauszuarbeiten.

        Pressemitteilung Nr. 128 vom 04.04.2013:

        Gesund­heits­aus­gaben im Jahr 2011 bei rund 294 Milli­arden Euro

        (…)
        Größter Ausgabenträger im Gesundheitswesen war die gesetzliche Krankenversicherung. Ihre Ausgaben erreichten im Jahr 2011 den Wert von 168,5 Milliarden Euro.
        (…)

        https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2013/04/PD13_128_23611.html

        Es ist ein großer Verteilungskampf um die >294 Mrd. € insgesamt, bzw. um die >168,5 Mrd. € in der GKV. Und hier stehen sich sehr mächtige(!) und weniger mächtige Interessengruppen gegenüber. Ohne Patienten wäre es eine Luftnummer, in realiter zahlen sie praktisch alles und haben doch wenig bis keinen Einfluß darauf, was mit ihnen veranstaltet wird.

        Und nun zurück zu Deinem Hinweis „G-BA“, lieber Rudolf:
        http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinsamer_Bundesausschuss
        http://www.g-ba.de/

        Der „Bundesausschuß Ärzte und Krankenkassen“ (BA) alsVorgänger-Institution des „GemeinsamenBundesausschuß“(G-BA) hatte u.a. die Aufgabe, den Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung zu regulieren bzw. eher einzuschränken. Unter Karl Jung, vorher Staatssekretär unter Blüm, verkam diese Institution immer mehr zum Erfüllungsgehilfen der Kassen bei der Leistungseinschränkung und wurde letztlich zum Feigenblatt der Kassen, wenn Patienten eine Kostenübernahme beantragten. Daneben gab es so viele Unregelmäßigkeiten und Mogeleien, auf deren Nennung ich aufgrund der Seitenverschwendung hier verzichten möchte.

        http://www.aerzteblatt.de/archiv/21212/Bundesausschuss-der-Aerzte-und-Krankenkassen-Ansprueche-der-Versicherten-praezisieren

        Kurz und gut:
        Der Bundesausschuß wurde aufgrund allgemeiner Betrachtung und diverser Einzelentscheidungen in Urteilen von Landessozialgerichten (z.B.LSG Celle) als nicht verfassungskonform eingeschätzt.

        Diese fundierten juristischen Hinweise hat man in der GKV offensichtlich für so schwerwiegend befunden, dass man eine Neuorganisation des BA durchführen mußte. Nun sind auch Patientenvertreter in diesem Gremium „G-BA“vertreten, allerdings ohne Stimmrecht.

        Hier möchte ich erst einmal innehalten. Wenn ich die EBM allumfassend erklären würde, hätten wir möglicherweise eine seitenlange Aufzählung von Schwachpunkten. Ich würde aber auch gern in einer Diskussion die besonderen und praxisbezogenen Stärken der EBM kennenlernen. Schließlich kann kein Mensch den Moloch Gesundheitswesen allumfassend verstehen, oder?

        Keine Angst, die GKV mit der Ausstülpung BA/G-BA war auszugsweise nur zuerst dran, weil Rudolf hier zufällig Stichwortgeber war. Die anderen bekommen auch noch ihr Fett ab.

        Kommentar

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