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Interdisziplinäres Symposium Prostatakarzinom Magdeburg 2015

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    Interdisziplinäres Symposium Prostatakarzinom Magdeburg 2015

    Professor Martin Schostak vom Universitätsklinikum Magdeburg hatte wieder einmal eingeladen. Und erwartungsfrohe Interessenten von nah und auch aus der Ferne waren angereist, um einmal mehr durch die vielen angebotenen Vorträge von namhaften Referenten aktuelle Informationen zum Thema Prostatakrebs und dessen Behandlung zu erhalten. Diese gab es auch in Hülle und Fülle.

    Martin Schostak und seine Mitarbeiter ließen es an Nichts fehlen. Alles war mehr als großzügig konzipiert. Schon der imponierende Vortragsraum überraschte, wie man auf meinem nachfolgenden Foto ersehen kann.





    Den an der Industrieausstellung teilnehmenden Firmen war ebenfalls ein ausreichendes Platzangebot in einem benachbarten Saal zur Verfügung gestellt worden. Hier wurde wahrlich das absolut Neueste präsentiert, was für Urologen und deren Patienten einmal erforderlich sein könnte. In diesem Saal wurden nicht nur Essen und Getränke angeboten, sondern auch die digitale Poster-Session gezeigt. Eine sehenswerte technische Meisterleistung.

    Ich werde mich bemühen, trotz meines Handicaps an der rechten Schulter/Arm-Seite, wie schon im Jahre 2013, in kleinen Etappen Auszüge aus einigen Vorträgen in das Forum einzustellen.

    "Früher starben die Menschen mit 35 Jahren, heute schimpfen sie mit 95 auf die Chemie"
    (Carl H. Krauch - 1931-2004 - deutscher Chemiker und Industrieller)

    Herzliche Grüße

    Harald

    #2
    Leider habe ich mir wohl auf dem Umsteige-Bahnhof Braunschweig eine heftige Erkältung eingehandelt. Daher die Verzögerung bei der Abfassung weiterer Berichte zum Magdeburger Symposium 2015.

    Professor Martin Schostak ließ es sich nicht nehmen, selbst den zahlreich erschienenen Besuchern des Symposiums nach einer einleitenden Begrüßungsansprache, auch den organisatorischen Ablauf zu erläutern. Das waren seine Worte:

    Auch in diesem Jahr gibt es ein Thema, das wird wieder der Prostatakrebs sein, und ich habe wieder zu dem bewährten Prinzip gegriffen, den aus meiner Sicht möglichen besten Referenten für jedes Thema zu akquirieren. Und ich freue mich, dass viele dem Folge geleistet haben, und dass Sie hier so zahlreich erschienen sind. Das Programm liegt auf dem Tisch; der letzte Stand des Programms.

    Ich möchte mich - bevor es richtig los geht - sehr herzlich bedanken, vor allem beim Veranstalter THINK WIRED, vertreten durch Herrn Liebold, meinem gesamten Team, sowie den wissenschaftlichen Mitorganisatoren und auch Professor Gademann, der leider kurzfristig erkrankt ist, und Herrn Prof. Rebmann und weitere, sowie dem Arbeitskreis der Uro-Onkologie, der uns auch großzügig unterstützt für diese Veranstaltung, dem hauptamtlichen Sponsor, den übrigen Sponsoren, und den Ausstellern, ohne die eine solche Veranstaltung überhaupt nicht denkbar wäre.

    Es besteht ausdrücklich die Möglichkeit zur Diskussion mit den Firmen in der Industrieausstellung, die z.B. in den Kaffeepausen genutzt werden kann.
    Ich möchte Sie noch auf die Kongress-App hinweisen. Diese gibt es in diesem ersten Jahr erst mal nur für Apple-Geräte, Sie können diese App downloaden. Wenn Sie das Stichwort UOJSA Urologisch-Onkologischer Arbeitskreis Sachsen Anhalt eingeben, finden Sie dort als wichtigsten Punkt die Möglichkeit, Ihre Fragen bereits vom iPad aus zu stellen. Diese Fragen erscheinen dann hier bei der Moderation oder bei den Referenten, können also gesammelt werden und werden deshalb nicht vergessen. Sie haben außerdem einen Einblick in das Programm, wissen wann die Ted-Umfragen kommen und können sich Informationen über die Referenten einholen, die App für Beiträge und die Poster-Einträge. Sie bekommen Informationen über den Veranstaltungsort und können einen Routenplaner erstellen, Sie können auch ein Taxi rufen oder die Deutsche Bahn bemühen. Ich möchte diejenigen bitten, die auch sicherlich zahlreich anwesend sind, die mündlich Fragen stellen wollen, dass das immer über die Mikros passiert, damit alle im Raum das auch hören können.

    Nun habe ich etwas zu sagen, was nicht ganz zum eigentlichen Kongress gehört, das aber hier in Magdeburg sehr wichtig ist: Morgen haben wir den Jahrestag der Bombardierung Magdeburgs, und das ist traditionell leider ein Tag, an dem es Demonstrationen und Gegendemonstrationen hier in der Stadt gibt. Deshalb ist Ihnen wahrscheinlich auch schon die Polizeipräsenz rund um das Hotel aufgefallen. Ich würde Sie ausdrücklich bitten, dass Sie für die Veranstaltung morgen früh 30 Minuten früher einplanen, weil es möglicherweise Personenkontrollen gibt, und das einfach dauern kann. Also rechnen sie bitte damit, es kann morgen früh ein bißchen dauern. Wir wollen das nicht zu sehr nach hinten rausziehen, sondern trotzdem einigermaßen pünktlich anfangen, deshalb bitte etwas früher da sein. Außerdem kann es sein, dass Sie aus dem gleichen Grund morgen etwas verzögert hier wegkommen.

    Es gibt dieses Jahr erstmals i-Poster, wissenschaftliche Poster in elektronischer Form. Wir haben Abstracts eingereicht bekommen, die wir begutachtet haben, und die besten 11 davon werden digital präsentiert und von uns bewertet. Es wird zwei Preise für über € 500 geben, die uns Hauptsponsor Janssen-Cilag gestiftet hat für die beiden besten Poster.Die Poster-Sitzungen sind heute, am Freitag, um 15:40 Uhr und um 16:00 Uhr, nebenan im Industrieraum, und am Sonnabend um 10:55 Uhr.

    Am Ende jedes Tages wird - im Anschluss an die Satelliten-Symposien - je ein iPad im Raum verlost werden. Auf der Rückseite des Namensschildes aller Teilnehmer steht eine Nummer, und diese Nummer ist Ihr Los für das iPad, nur bei meinem nicht! Die Verleihung des Posterpreises und die Ziehung für die beiden iPads ist nochmals ganz konkret heute, am Freitag, um 18:30 Uhr, und morgen, am Sonnabend, um 13:30 Uhr. Ich hatte schon erwähnt, dass es Satelliten-Symposien gibt; es gibt zwei Satelliten-Symposien. Hier im Raum das erste der Firma Astellas um 17:15 bis 18:00 Uhr, morgen das der Firma Bayer Vital von 12:30 bis 13:15 Uhr.

    Es werden insgesamt 12 CNE-Punkte vergeben. Die Teilnehmer-Zertifikate erhalten Sie morgen früh und in der ersten Kaffeepause. Apropos: Es gibt mehrere Kaffeepausen an beiden Tagen, die Sie im Programm gekennzeichnet finden. Nutzen Sie diese zum Dialog mit der Industrie. Ihre Meinung ist gefragt, Sie finden an Ihrem Platz Ted-Geräte, und wir möchten bei verschiedenen Sitzungen gerne die Stimmungslage im Raum zu der jeweiligen Fragestellung erspüren. Das werden mal allgemeine Fragen sein, aber auch mal eine konkretere Fachbeurteilung "Wie würden Sie denjenigen behandeln?"

    Ich möchte Ihnen jetzt das Ted-Gerät und seine Funktion mit einer Testfrage vorführen. Sie sehen hier die Ted-Geräte. Unten rechts befindet sich der Einschaltknopf. Falls sich im Display nichts zeigen sollte, müssen Sie hier unten draufdrücken, dann ist das Gerät aktiviert. Das wollen Sie bitte vor jeder Frage überprüfen. Wir haben dann, wenn die Fragen kommen, die Möglichkeit, die entsprechende Zahl zu drücken. Sie brauchen nur die Zahl zu drücken, nicht auf "Absenden", "enter" oder ähnliches, Sie brauchen nur die Zahl zu drücken. Wenn Sie sich umentscheiden, innerhalb der Zeit, in der Sie das abgeben sollten, dann einfach die nächste Zahl drücken; es wird nur die 2. Zahl bewertet. Sie sehen oben links einen Button, der im Moment grau ist. Der Moderator startet die Ted-Abfrage, dann springt der Button auf grün. Es läuft 15 Sekunden und wird dann blau sein, dann können Sie nichts mehr eingeben. Wenn ich also "jetzt" sage, wenn es auf grün springt. jetzt,...noch 8 Sekunden und aus.

    Wir springen zum nächsten Punkt. Ich darf die Moderation übergeben an die beiden Kollegen Prof. Seseke und Privatdozent Liehr. Das erste Thema ist "Die fokale Therapie des Prostatakarzinoms". Gibt es zu diesen einführenden Worten und zum Organisatorischen von Ihrer Seite irgendwelche Fragen? Dann übergebe ich jetzt an die Kollegen.

    Den Auftakt zum eingangs dominierenden Thema "Die fokale Therapie des Prostatakarzinoms" eröffnete Dr. med. Steffen Machtens vom Marienkrankenhaus in Bergisch Gladbach, Klinik für Urologie. Es ging um Chancen und Risiken fokaler Therapien bzw. Technologien.

    Qualitäts- und Evidenzsicherungsicherung beginnt schon vor der Therapie.
    Wie kann ich den geeigneten Patienten für eine fokale Therapie identifizieren?
    Welche Diagnostik ist vor der Therapie notwendig?
    • Metastasen stammen aus einer einzigen Läsion.
    • Metastasen sind monoclonal.
    • Die meisten Metastasen entwickeln sich aus einer Vorläufermetastase.
    Wir können eine erhebliche Anzahl präklinischer Läsionen mit der Bildgebung detektieren. (PET Bone scan / Choline CT PET)
    Hypothese: Die Strategie messbare Tumorläsionen in dem Moment zu behandeln, wenn sie neu auftreten, reduziert Metastasierungsrate und die tumorabhängigen Todesraten.
    Standard: randomisierte TRUS-Biopsie:

    Signifikante Karzinome werden nicht erkannt: Folge: 35-65 % Upgrading im RPX-Präparat Insignifikante Karzinome werden zufällig detektiert
    Folge: 50 % Übertherapie

    Genauigkeit der MRT-gestützten Biopsie:

    Prospective study of diagnostic accuracy comparing prostate cancer detection by transrectal ultrasound-guided biopsy versus
    magnetic resonance (MR) imaging with subsequent MR-guided biopsy in men without previous prostate biopsies.
    MRGB detected 99 cases of PCa in 142 men (69.7%) with equivocal or suspicious mpMRI The estimated NPVs of TRUSGB and MRGB for intermediate/high-risk disease were 71.9% and 96.9%, respectively.
    (Pokorny et al.: Eur Urol 2014)

    Das Prostatakarzinom ist überwiegend multifokal

    Zur Abrundung nachfolgend 2 informative Links:

    The results indicate that in primary prostate tumors metastatic potential can be confined to a minority of cancer cells. Subrenal capsule xenograft methodology can be used to dissect heterogeneous cancer cells in a patient's primary tumor and sublines derived from such cells provide valuable tools f …




    Fragestellungen zur Qualitäts- und Evidenzsicherung:

    Ist die fokale Therapie genauso sicher wie die Therapie des gesamten Organs im Hinblick auf die Tumorkontrolle? Wie kann ich die Tumorkontrolle
    dokumentieren? Ist die fokale Therapie funktionell weniger belastend als die definitive Therapie des gesamten Organs?
    Fokale Therapie des Prostatakarzinoms, Möglichkeiten, Limitierungen und Ausblick:
    Intensiver fokussierter Ultraschall (HIFU)
    Kryotherapie
    Fokale Laserablation
    Photodynamische Therapie
    Interstitielle Brachytherapie

    Fazit Chancen:
    Effektive Therapie mit geringerer behandlungsbedingter Morbidität. Angebot für Patienten, die Active Surveillance zu unsicher und eine definitive Therapie als zu invasiv empfinden. Therapieansatz mit möglicher additiver Behandlungsoption.

    Fazit Risiken:
    Untertherapie mit geringerer onkologischer Sicherheit. Patientenselektion mit heutigen diagnostischen Möglichkeiten zu unsicher. Follow-up nicht standardisiert. Experimenteller Ansatz, für den Langzeitergebnisse nicht vorliegen. Einsatz zur Zeit nur in kontrollierten Studiendesignen.

    "Es heißt, dass wir Könige auf Erden die Ebenbilder Gottes seien. Ich habe mich daraufhin im Spiegel betrachtet. Sehr schmeichelhaft für den lieben Gott ist das nicht"
    (Friedrich II. der Große)

    Gruß Harald

    Kommentar


      #3
      Hallo Harald,

      ich hatte Dich gewarnt. Wenn die Attraktion eine iPad-Verlosung ist, dann man gute Nacht. Ich hoffe sehr, dass doch noch etwas rauskommt, für die Fortgeschrittenen.

      Warum eröffnest Du einen neuen Thread? Du hast das Thema schon am 28.09.2014 eröffnet.

      MalteR

      Kommentar


        #4
        Lieber Malte,

        mein Blick ist immer nach vorn gerichtet. Wie hat Adenauer formuliert: "Was kümmert mich mein Geschwätz von vorgestern" oder so ähnlich. Das Symposium verlief an zwei Tagen erfreulich und in Harmonie. Auch das Gespräch mit Jens Peter Zacharias vor Ort hatte Niveau. Ich hätte es nicht besser für den BPS machen können.

        Ob nun für die Fortgeschrittenen ausreichend neue Informationen in den Vorträgen der Referenten enthalten sein werden, überlasse ich Deiner gnädigen Bewertung am Ende meines noch langen Berichtes. Ansonsten hält mich meine Erkältung aktuell vom Schlafen ab, das sonst immer so entspannend und erholsam abläuft.

        "Ein ungeübtes Gehirn ist schädlicher für die Gesundheit als ein ungeübter Körper"
        (George Bernard Shaw)

        Gruß Harald

        Kommentar


          #5
          Aus Sicht des Urologen, PD Dr. med Daniel Baumunk, Universitätsklinikum Magdeburg, Klinik für Urologie und Kinderurologie zum Thema "MRT und fokale Therapie - ein Paar fürs Leben?"

          konkrete Fragen - Beispielpatient:

          1. Was passiert mit Patienten mit unauffälligem mpMRT bei stanzbioptisch gesichertem low-risk PCa? derzeit keine Standards definiert! ´How do we do it´: Beratung gemäß S3-LL, im Falle AS: mpMRT ergänzend nach 12 Mo.

          Fokale Therapie:
          2. Wie kann mir die mpMRT konkret helfen, eine Therapieentscheidung zur fokalen Therapie zu treffen? derzeit keine Standards definiert!
          How do we do it´: nur in Studien; derzeit nur sichtbares (Ausnahme: Halbseitentherapie bei Ausschluss Gegenseite), Sicherheitsabstand 7 mm; Mehrfachlokalisationen nur bei gleicher Seite; keine FT bei: Kapselüberschreitung, erheblicher Tumorgröße

          Fokale Therapie - Technologien:
          LDR-Brachytherapie - FLA/ PDT (TOOKAD©) - Kryotherapie - IRE – Nanoknife ©

          mp-MRT:
          (1) T2-gewichtetes MRT + (2) MR-Spektroskopie + (3) Kontrastmittel-MRT + (4) Diffusions-MRT
          Durchführung:
          1,5-Tesla mit Endorektalspule und/oder 3-Tesla mit/ohne Endorektalspule

          Was kann das mpMRT aktuell leisten?
          - Positiver prädiktiver Wert zum Nachweis suspekter Läsionen:
          PPV = 80% 1,4
          - Detektionsrate abhängig von Tumorgröße:
          <0,5 cm: 3-38%, >2 cm: 70-100% 2,3
          - Detektionsrate abhängig vom Gleason Score:
          GS 6: 28-37%, 7: 81-85%; =8: 96% 3
          mp-MRT vs. TRUS-Mappingbiopsie5:
          - Sensitivity 93-96%, NPV 92-96%
          - Specificity 47-53%, PPV 43-57

          Konkrete Bedeutung für die Klinik:
          92-96%iger Ausschluss = Gl. 8; vielfach besser als 12-fach Standardbiopsie!
          • Exzellente Darstellung der anatomischen Strukturen:
          - kapselüberschreitendes Wachstum, HR, Sphinkter/Apex, SB, Trigonum
          • Optimierung der Stanzbiopsie:
          - kognitive Fusion
          - tatsächliche Fusionsbiopsie
          • in 5-10% keine definitive Aussage möglich!
          • in bis zu 20% der PI-RADS 1-3 Tumornachweis in Kontrollbiopsie
          -> scheinbar gut für Ausschluss = Gl. 8, schlechter für Nachweis Gl. 6 und 7
          -> Möglicherweise sehen wir im mpMRT immer nur die „Spitze des Eisbergs

          Welche Fragen drängen sich auf?:
          …an die Radiologen:
          1. Mit welcher Sicherheit kann die mpMRT ein PCa Gleason 6 und insbesondere Gleason 7
          zukünftig detektieren?
          -> technische ´Reserven´ mpMRT, z. B. mehr Tesla, neue Kontrastmittel u. a. m.?
          2. Wie ist die Verfügbarkeit der mpMRT in der Breite?
          -> können/sollen wir jedem PCa-Patienten mit low-/ Intermediate risk
          mittelfristig ein mpMRT anbieten?
          3. Flächendeckende Standardisierung in Durchführung und Befundung des mpMRT
          möglich?
          4. KRITIK: Wie sind Interventionen von Radiologen/ Nicht-Urologen qualitativ zu
          bewerten?
          -> z. B. transurethrale MRT-HIFU, MRT-gestützte Nadelablationen
          -> fehlendes Komplikationsmanagement

          …an uns Urologen:
          1. Wie könnte ein Algorithmus im Sinne eines Diagnostikschemas sinnvollerweise
          aussehen?
          -> z. B. erst 12fach-Standardbiopsie und bei Problematik (z. B. Mehrfachbiopsien ohne
          Malignität trotz PSA-Anstieg) MR- oder Fusionsbiopsie?
          2. Unter welchen Voraussetzungen und auf welcher Basis kann die mpMRT sinnvoll in die
          S3-Leitlinie aufgenommen werden?
          -> Interdisziplinarität ohne Verlust bestimmter Kernkompetenzen unwahrscheinlich.

          Nachfolgend noch 2 Links zum Thema:






          "MRT und fokale Therapie – ein Paar fürs Leben?" aus Sicht des Radiologen - von PD Dr. med Tobias Franiel, Universitätsklinikum Jena, Sektion Allgemeine und Interventionelle Radiologie

          Bei diesem Vortrag wurde ich erstmals mit dem Begriff PI-RADS-Klassifikation: Strukturiertes Befundungsschema für die MRT der Prostata konfrontiert.

          Patientenauswahl:
          PSA = 10 ng/ml
          cT1c oder cT2a
          Gleason Score = 7a
          Verlaufskontrolle

          Voraussetzung für das richtige Staging ist die genaue Lokalisation
          MRT gestützte Biopsie charakterisiert PCA besser als systematische TRUS gestütze Bx 88% Übereinstimmung MR-Bx & RP 55% Übereinstimmung TRUS-Bx & RP
          Prospektive Studie mit 582 Patienten: Systematische TRUS-Biopsie - Fusions-Bx

          Kein PCA hatten 267 Patienten, nicht signifikant 60, Signif.PCA 2 = 329
          Nicht signif.PCA von kein PCA 43
          Nicht signif.PCA von nicht signif.PCA 117
          Nicht signif.PCA von signif.PCA 5 = 165
          Signif.PCA von kein PCA 17
          Signif.PCA von nicht signif.PCA 21
          Signif.PCA von signif.PCA 50 = 88
          _____
          582

          Fusion-Bx detektiert mehr signifikante PCA mit weniger Bx
          PCA 67% (38/57) zusätzl. klin. signif. PCA durch gezielte Fusion-Bx
          8% ( 7/88) zusätzl. klin. signif. PCA durch 12-TRUS-Bx

          Dr. Franiel präsentierte wie alle Referenten etliche Schautafeln (Folien) - hier - erfährt man weitere Details.

          "Wer Recht erkennen will, muss zuvor in richtiger Weise gezweifelt haben"
          (Aristoteles)

          Gruß Harald

          Kommentar


            #6
            Mein lieber Harald,
            ganz vielen Dank für die Einstellung der Vorträge aus Magdeburg. Ich will versuchen eine Stellungnahme, aus meiner Sicht, abzugeben.

            Dein Bericht beginnt mit der Überschrift: "Die fokale Therapie des Prostatakarzinoms“
            Dann geht es aber irgendwie mehr über präklinische Stadienerfassung unter dem Stichwort: "Qualitäts- und Evidenzsicherung beginnt schon vor der Therapie."
            Ausgehend von der etwas übertriebenen Behauptung "Signifikante Karzinome werden nicht erkannt: Folge: 35-65 % Upgrading im RPX-Präparat Insignifikante Karzinome werden zufällig detektiert. Folge: 50 % Übertherapie" werden uns wohl bekannte Verbesserungen vorgeschlagen:

            • Bildgebung (mpMRI, PET,…)
            • MR-guided Biopsy


            Das ist soweit bekannt, aber nicht leitlinienkonform, und wird es auch so schnell nicht werden. Also, was ist die Intention dieser Präsentation? Etwas Zusammenhanglos stellt man dann fest “ Das Prostatakarzinom ist überwiegend multifokal“ – na, das ist aber nun auch keine völlig neue Erkenntnis! Wieso dies alles als Vorbereitung zum Thema fokale Therapie taugt, ist mir nicht klar! Aber egal, kommen wir endlich zum Kern:

            Fazit Chancen:
            Effektive Therapie mit geringerer behandlungsbedingter Morbidität. Angebot für Patienten, die Active Surveillance zu unsicher und eine definitive Therapie als zu invasiv empfinden. Therapieansatz mit möglicher additiver Behandlungsoption.
            Hier wird ernsthaft eine Therapie für Männer angeboten, denen AS zu unsicher erscheint! Also wäre die fokale Therapie hier medizinisch gar nicht notwendig, und mit AS gäbe es eine anerkannte und mit Evidenz belegte Therapieform. Die eigentliche Frage ist dann ja wohl: kompromittiert diese, nur mental gerechtfertigte frontline Therapie das krankheistspezifische Outcome?

            Dieser "Fokale Therapie statt AS" Hype ist für mich bisher nicht schlüssig. Wenn die Patienten für AS geeignet sind, dann sollten sie das machen. Ob sie sich dabei gut oder schlecht fühlen ist erstmal unerheblich und kann eventuell psychologisch aufgearbeitet werden, was noch weniger Komplikationen als eine fokale Therapie mit sich bringt.

            Eine echte Vergleichsstudie müsste also fokale Therapieformen statt AS mit einer Schein- oder Beruhigungsbehandlung vergleichen.

            Ist bei den Patienten eher eine definitive Therapie angebracht, sollte diese zielführend durchgeführt werden, und nicht damit begründet werden, dass man nach Versagen noch andere Behandlungsoptionen hätte!

            Salvage treatment is bad - PERIOD. That's as true of salvage after radiation as it is of salvage after surgery. A man should never go into any treatment thinking he can just have salvage later. One should choose the treatment that has the best odds of getting it done right the first time with whatever side effects one is willing to tolerate.
            (Allen Edel aka. Tall Allen)

            Ob eine fokale Therapieform statt RPE oder RT manchmal ausreichend wäre, und bei wem das so wäre, das könnte ich mir als Forschungsansatz vorstellen, um damit therapeutische Optionen zu evaluieren.

            Harald, dann warte ich mal gespannt, wie es in Magdeburg weiter ging…



            Malte,
            solche Veranstaltungen werden niemals cutting-edge Technologien präsentieren, die dir oder mir noch unbekannt wären. Da hast du zu hohe Erwartungen, denke ich.
            Who'll survive and who will die?
            Up to Kriegsglück to decide

            Kommentar


              #7
              Dr. med. Hannes Cash von der Charitè, Berlin, Klinik für Urologie referierte zum Thema: MRT-Fusionsbildgebung - ein Erfahrungsbericht aus der Praxis.

              Nachfolgend ein paar Stichworte:

              Kognitive Fusion - Software-basierte 3-D Fusion - Welches System wählen? - • Kognitive Fusion: Fusions-Systemen unterlegen+ - Dazu gibt es eine Studie -
              Wesentlich für hohe Qualität für Radiologie + Urologie
              dreamtime.com

              Welches System wählen?
              • Kognitive Fusion: Fusions-Systemen unterlegen+
              • Software-basiert vs. Sensor-basiert
              Ergebnisse vergleichbar Gesamt Detektionsraten um 51-65%* Systeme mit Vor- und Nachteilen

              Fall aus unserer Sprechstunde:
              • Herr Z.
              • 67 Jahre
              • AS seit 01/12; GS 6, 0.2mm in 1/12 Stanzen
              • Initiales PSA: 7ng/ml
              • Aktuelles PSA: 8.5ng/ml
              • MRT: PI-RADS 5 basal rechts = PI-RADS - Welche Vorhersagekraft ?
              Detektionsrate in Abhängigkeit des PI-RADS

              Bitte zu diesem Thema auch - hier - lesen und auch noch - hier -

              Fokale Brachytherapie: Erst in den Startlöchern?

              Von Dr. med Thomas Oliver Henkel, - Praxis Henkel/Kahmann und Kollegen, Berlin

              Fokale LDR Brachytherapie
              Etablierte Therapieoption beim Low-risk + intermediate-risk
              Prostatakarzinom (S3-Leitlinie PCa und USA/ PREFERE)
              Toxizität der Ganzdrüsentherapie: 50% irrit./obstruktive
              Symptomatik (<3% sek. TUR-P), bis 30% rektale
              Symptomatik, 20-50% ED
              Neue Bildgebung/ Biopsietechnik (Template, MRT/USFusion)
              sämtliche Targets problemlos erreichbar
              Kleinstes Target-Volumen ca. 0,5 cm³ = für Therapie eines Fokus
              geeignet (z.B. IMRT > 2 cm³)
              Nahezu jedes Targetvolumen planbar (loose Seeds, Strands)
              Präzise Applikation einer variablen Dosis
              Individuelle Läsionen können maßgeschneidert implantiert werden
              The Role of Focal Therapy in the Management of Localised Prostate Cancer. A Systemic Review

              Zu diesem Hinweis - hier - ein sehr aussagefähiger Link

              Fokale LDR Brachytherapie
              EtablierteTherapieoption beim Low-risk + intermediate-risk
              Prostatakarzinom (S3-Leitlinie PCa und USA/ PREFERE)
              Toxizität der Ganzdrüsentherapie: 50% irrit./obstruktive
              Symptomatik (<3% sek. TUR-P), bis 30% rektale
              Symptomatik, 20-50% ED
              Neue Bildgebung/ Biopsietechnik (Template, MRT/USFusion)
              sämtliche Targets problemlos erreichbar
              Fokale LDR Brachytherapie
              Kleinstes Target-Volumen ca. 0,5 cm³ = für Therapie eines Fokus
              geeignet (z.B. IMRT > 2 cm³)
              Nahezu jedes Targetvolumen planbar (loose Seeds, Strands)
              Präzise Applikation einer variablen Dosis
              Individuelle Läsionen können maßgeschneidert implantiert werden

              25 Studien mit FT als primäre Therapie (2013)
              Insgesamt 2232 Patienten mit FT behandelt
              Davon:
              6 x Kryotherapie
              12x HIFU
              1x Photodynamische Therapie (Tookad)
              3x FLA (Laserablation)
              1x Radiofrequenzablation (Rita)
              1x LDR-Brachytherapie (PZ, MRT-gesteuert)
              1x mehrere Methoden

              Aktuelle LDR Brachytherapie Studien:
              Focal brachytherapy for selected low-risk prostate cancers: a pilot study.
              Cosset JM, Cathelineau X, Wakil G, Pierrat N, Quenzer O, Prapotnich D,
              Barret E, Rozet F, Galiano M, Vallancien G
              Brachytherapy 2013 Jul-Aug;12(4):331-7
              Assessing the Potential for Reduced Toxicity Using Focal Brachytherapy Early Stage, Low
              Volume in Prostate Cancer (Phase II Study)
              Hemigland Brachytherapy Protocol
              Michael Zelefsky, MD, Memorial Sloan-Kettering Cancer Center
              Mai 2011

              Focal Therapy for Prostate Cancer - A Pilot Study of Focal Low Dose Rate Brachytherapy
              Principal Investigator: William James Morris, British Columbia Cancer Agency
              Vancouver Cancer Centre
              September 2014

              FTPC (Focal therapy for Prostate Cancer): A Pilot Study Using
              Focal Low Dose Rate Brachytherapy as an Alternative to Active
              Surveillance and Radical Treatment for Favourable Risk
              Prostate Cancer
              BC Cancer Agency / Vancouver Centre
              Principal Investigator: William J. Morris, MD, BC Cancer Agency
              Beginn: Mai 2013
              Sample Size: 10 (Active Surveillance Patienten)
              Dauer: ca. 4 Jahre
              Monitoring: MRT Elastographie, TRUS Elastographie, Abdominal/Ganzkörper
              Cholin PET/CT, Template Guided 3D Mapping Biopsie
              Studienziel: Uberprüfung der Effizienz, der akuten NW und der Langzeit
              Sicherheit im Vergleich zur konventionellen Ganzdrüsentherapie

              Ausführliche Erläuterungen - hier -

              ESUR PI-RADS Klassifikation
              Multiparametrisches MRT erhöht Genauigkeit durch Addition von
              funktionellen Parametern
              T2-gewichtet
              Diffusionsgewichtet
              Dynamischen Kontrastmittelgestütze
              MR-Spektroskopie
              Likert Skala 1-5

              Grundlagen der technischen Durchführung sowie repräsentative
              Bildbeispiele der 3 Institute (DKFZ Heidelberg, Uni Düsseldorf,
              Charité) wurden im Konsensverfahren ausgewählt
              ESUR PI-RADS Klassifikation
              Röthke M et al. PI-RADS-Klassifikation: Strukturiertes Befundungsschema…,
              Fortsch Röntgenstr.2013; 185: 253-261

              Focal Therapy for Prostate Cancer - A Pilot Study of Focal Low Dose Rate Brachytherapy (FTPC)
              Inclusion Criteria:
              Must be 18 years of age or older
              Must be able to give informed consent Histologic diagnosis of prostate adenocarcinoma made on transrectal guided prostate biopsy with no fewer than 6 cores taken
              The prostate cancer is considered suitable for a strategy of active surveillance as well as conventional radical treatment.
              No more than 2 cores from one lobe containing cancer
              Gleason sum no greater than 3+4 =7 in any one core
              Clinical T stage no higher than T2a
              Serum prostate-specific antigen (PSA) no higher than 10 ng/mL
              No previous radiation therapy to the pelvis
              No prior history of malignancy except non-melanoma skin cancer
              Must be suitable for general or spinal anesthesia
              Must not be on coumadin or other anticoagulants
              Must be suitable for multi-parametric MRI scan (excluded are those with significant renal impairment that would preclude
              the use of contrast agents and may exclude some patients with cardiac pacemaker, wires, or defibrillator; artificial heart
              valve; brain aneurysm clip; electrical stimulator for nerves or bones; ear or eye implant; implanted drug infusion pump;
              coil, catheter, or filter in any blood vessel. Some men with metallic prostheses; shrapnel, bullets, or other metal fragments
              retained in the body may be excluded as well.

              Fazit für die Praxis:

              Fokale Therapie zur Vermeidung von Übertherapie
              • Weniger Nebenwirkungen
              • Vergleichbar gut Wirkung?
              Voraussetzungen sind:
              • Verbesserte Biopsietechniken
              • Verbesserte Diagnostik
              Multiparametrisches MRT der Prostata
              bei 1,5T mit oder bei 3,0T ohne Endorektalspule
              T2w: Morphologie
              DWI (Diffusionswichtung): Zelldichte
              DCE (KM-Dynamik): Vaskularisation
              MRSI (Spektroskopie): Metabolismus
              • Multiparametrisches MRT erhöht Genauigkeit durch
              Addition von funktionellen Parametern
              • T2 gewichtet Anatomie
              • Díffusion-weighted image Zelldichte
              • Dynamic contrast enhancement Perfusion
              • Spectroscopy Metabolismus
              • Multiparametrischer TRUS:
              • B-Bild, Doppler, Elastographie

              Es würde den Rahmen meines Berichtes sprengen, nun noch weitere Studien aufzurufen bzw. darauf einzugehen.

              "Es gibt Wichtigeres im Leben, als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen"
              (Mahatma Gandhi)

              Gruß Harald

              Kommentar


                #8
                PD Dr. med. Alexander Roosen, Klinikum der Universität München, Urologische Klinik und Poliklinik zu Thema:

                STUDIENLAGE ZUR FOKALEN THERAPIE

                Suchbegriff „focal therapy prostate cancer“
                125 Treffer - 62 Studien

                CLINICALTRIALS.GOV
                Geplant 6
                Rekrutierung 21
                Follow-up 8
                Abgeschlossen 13
                Zurückgezogen 1
                Unbekannt 6

                CLINICALTRIALS.GOV
                HiFU 21
                Rx / Cyberknife 8
                Laser- / Thermoablation 8
                Fokale Brachytherapie 7
                IRE / Nanoknife 3
                Kryoablation 3
                RFA 3
                PDT 2
                Chemoablation 1
                Andere 1

                TOOKAD-STUDIE
                ? Hemiablation PDT (Padeliporfin: TOOKAD ®)
                ? Prospektiv, kontrolliert (AS), Phase III
                ? europaweit, München, Hamburg, Heilbronn, Bergisch-Gladbach
                ? 1-3 positive Stanzen in TRUS-Biopsie (Gleason 3 + 3)
                ? Rekrutierung beendet (400 Patienten), Follow-up

                KRYOABLATION
                ? Fokale Ablation mittels Kryotherapie mit Hilfe von Goldmarkern
                ? Prospektiv, einarmig, 62 Patienten, abgeschlossen
                ? Denver
                ? PSA = 10 ng/ml, lokalisiertes PCA Gleason = 4 + 3 (perineales
                Mapping)
                ? 81 % vollst. Tumorfreiheit in 12er-Biopsie nach 12 Monaten
                ? Verbesserung des IPSS um 1,5 Punkte, keine Änderung des IIEF
                STUDIENDESIGN - EINSCHLUSSKRITERIEN
                ? PSA = 15 ng/ml
                ? Gleason 3 + 3 (wenigstens 1 Stanze mit „substantieller“ CA-Last)
                ? Gleason 3 + 4 (ggf. Nomogramme zum Ausschluss von N+)
                ? Lebenserwartung > 10 a
                ? Keine Größenbeschränkung
                ? Sytematische TRUS-gesteuerte Biopsie alleine unzureichend
                ? daher: zusätzlich mp-MRT (T2, Diffusion, KM) zur kognitiven oder
                digitalen Fusion und/oder zum sicheren Ausschluss signifikanter
                Tumore außerhalb des Zielvolumens (NPV > 95%)
                ? Ggf. perineale Template-Biopsie
                STUDIENDESIGN - ENDPUNKTE
                ? Primär: fokale Tumorfreiheit, gesichert durch systematische TRUSgesteuerte
                Biopsie nach 12 Monaten
                ? „in-field failure“: Tumorpersistenz auch nach 2. fokaler Tx
                ? „out-field failure“: bei insignifikanten Herden (< 3 mm, Gleason
                3 + 3) unerheblich; ansonsten Selektionsfehler
                ? Sekundär: Validierung durch MRT
                ? Monitoring von PSA (Jahr 1: alle 3 Monate; Jahr 2: halbjährlich) und
                funktionelle Parametern (IPSS, IIEF, EPCIC, pads) – keine
                Endpunkte!

                HEMI-STUDIE
                Primärer Endpunkt
                Keine Initiierung einer definitiven Therapie (RPE, Radiatio, HIFU,
                Kryo, Hormontherapie) nach Ablauf eines Jahres
                19.01.2015
                Sekundäre Endpunkte
                Bioptische Tumorfreiheit nach 1 Jahr
                Gesamtüberleben + PC-spezifisches Überleben
                Kontinenz (ICS male)
                Potenz (IIEF 5)
                Lebensqualität (EORTC QLQ 30)
                Psychische Belastung (HADS)
                Sicherheit und Nebenwirkungen

                „FocalOne“ (MD) in Vorbereitung

                Hierzu passt denn auch der von mir schon verlinkte Link, nämlich - hier -

                "Wir leben in einer Zeit vollkommener Mittel und verworrener Ziele"
                (Albert Einstein)

                Gruß Harald

                Kommentar


                  #9
                  Nach der Kaffeepause mit Posterbegehung in der Industrieausstellung nun Dr. med Guido Müller - Urologisches Kompetenzzentrum für Rehabilitation, Bad Wildungen zum Thema "Urologische Rehabilitation - Inzidenz und Umgang mit therapieassoziierten Nebenwirkungen in der Urologie"

                  Daten aus der AHB - 3/2013 – 8/2014

                  Radikale Prostatektomie - Perkutane Radiatio
                  n = 3574 n = 225
                  ? 66,2 Jahre ? 72 Jahre
                  Therapie - Nebenwirkungen
                  post-operativ post-radiogen
                  • Harninkontinenz
                  • erektile Dysfunktion
                  • irritative / obstruktive
                  Miktionssymptome
                  • Proktitis
                  • Erschöpfung/Fatigue

                  Auch die psychische Belastung ist eine Kriterium

                  Multiprofessionelles Team
                  Fachärzte – Team (15+4)
                  Schwestern und Pfleger (28)
                  Krankengymnasten und Sportlehrer (25+3)
                  Psychologen (9)

                  Onkolog. Outcome
                  pT2 62,1 %
                  pT3 36,8 %
                  pT4 1,1 %
                  pNX 13,9 %
                  pN0 76,4 %
                  pN1 9,7 %
                  GS = 6 20,9 %
                  GS 7 59,7 %
                  GS = 8 19,4 %
                  R 0 76,1 %
                  R 1 21,9 %
                  R X 2,0 %
                  R 0 76,1 %
                  R 1 21,9 %
                  R X 2,0 %

                  Besseres Outcome durch
                  Schnellschnitt-adaptierte OP ?

                  postop. Harninkontinenz = n = 3574 ? Urinverlust 295 g / 24 Stunden
                  Multimodales Therapiekonzept

                  • Physiotherapie
                  (Gruppe 6 x / Woche, Einzel 3 x / Woche)
                  • Medikamentöse Therapie
                  (Anticholinergika 46 %, Duloxetin)
                  • Supportivmaßnahmen
                  (Massagen, Wärmepackungen, Entspannungstraining)
                  • Psychologische Betreuung
                  Kontinenz-Training im UKR
                  2-Komponenten-Strategie
                  selektives
                  Sphinkter-
                  Training
                  Krankengymnastik
                  (Osteopathie
                  Persistierende Harninkontinenz - Sphinkter ? Speicherphase ?

                  Video-assistiertes
                  Biofeedback-Sphinkter-Training (19%)
                  Exkurs – AHB bei Berufstätigen:
                  n = 817 stationär (UKR) ambulant p Urinverlust Beginn 144,7 g 48,4 g <0,001
                  postop. Erektile Dysfunktion
                  in % - präop.E4-5 - Beginn AHB E4-5 Reha-Wunsch
                  = 59 Jahre 89,0 1,9 55,2
                  60 - 69
                  Jahre 74,0 1,4 27,0
                  = 70 Jahre 56,6 0,7 9,6

                  Therapie der post-radiogenen Nebenwirkungen
                  Obstruktive Symptomatik:
                  • Alpha-Rezeptorenblocker 48 %
                  • Hormontherapie
                  • Antiphlogistika
                  • Phytopharmaka
                  • 5-Alpha-Reduktase-Hemmer
                  Proktitis :
                  • Rektalschaum (Cortison) 18 %
                  • Kamille-Sitzbäder
                  Fatigue / Erschöpfung :
                  • Medizinische Trainingstherapie

                  Fazit:

                  • Komplexe Sachzusammenhänge !
                  • Spezielle Kenntnisse und
                  Fähigkeiten erforderlich !
                  • sehr gute Ergebnisse durch ein
                  differenziertes multimodales
                  Behandlungskonzept !

                  Es werden für die psychische Belastung zahlreiche Einzelgespräche von geschultem Personal angeboten.

                  Eine beachtliche Demonstration der Leistungen einer renommierten Klinik.

                  "Wer vor seiner Vergangenheit flieht, verliert immer das Rennen"
                  (Thomas Stearns Eliot)

                  Gruß Harald

                  Kommentar


                    #10
                    Zum Thema "Radikale Prostatektomie – Realität und Möglichkeiten 2015" informierte uns Prof. Dr. med Markus Graefen vom UKE - Martini-Klinik in Hamburg

                    Radikale Prostatektomie 2015:

                    Die Rolle hat sich geändert - insgesamt rückläufige Zahlen (BRD / USA) - Anteil roboterunterstützter RP (RARP) steigt und verstärkt tendenzielle „Zentralisierung“ - Seltenere Anwendung im Niedrig-Risiko-Bereich, aber häufigere Anwendung bei fortgeschrittenen und metastasierten Tumoren.
                    Häufigere Anwendung auch jenseits des 70. Lebensjahres.

                    STRUKTURELLE VERSCHIEBUNGEN bei RP:
                    • Nur Anteil der Roboter-assistierten RP steigt sowohl absolut und prozentual
                    • Trend der absoluten und relativen dVP Steigerung setzt sich auch in 2014 weiter fort

                    Zu Trends in Radical Prostatectomy: Centralization, Robotics, and Acces to Urologic Cancer Care - hier - und auch - hier -

                    „Einfach kann schwerer als komplex sein: Man muss hart arbeiten, um das eigene Denken so sauber zu bekommen, damit man es einfach machen kann. Aber zuletzt lohnt es sich, weil man Berge versetzen kann, wenn man erst mal dahin gelangt.“
                    (Steve Jobs)

                    Gruß Harald

                    Kommentar


                      #11
                      Qualitätssicherung und -Management – Hilft uns das?

                      Hierzu Prof. Dr. Steffen Weikert, Urologie am Humboldt-Klinikum - Vivantes:

                      Wieviele Ordner braucht man für Qualität?

                      „..wichtige Bausteine für eine prestigeträchtige oder
                      schlichtweg von Kunden geforderte QM-Zertifizierung.“

                      Was kann man gegen Qualitätsmanagement einwenden?:

                      • Keine nachgewiesenen Vorteile durch QM
                      • Wettbewerb schadet der harmonischen Kooperation von Ärzten
                      • Standardisierte Prozesse widersprechen den Regeln ärztlicher Kunst
                      • QM generiert einen riesigen personellen und finanziellen Aufwand für
                      Dokumentation und Auditierung zu Lasten der Patientenversorgung
                      • Qualität ist nur indirekt messbar: Metrische Indikatoren implizieren eine
                      Scheingenauigkeit und es besteht die Gefahr der „Optimierung von
                      trivialisierten Einzelgrößen auf Kosten der komplexen Gesamtheit “ (R.
                      Austin, Measuring and Managing Performance in Organisations, 1996)
                      • Extrinsische Motivatoren wie Belohnung oder Strafe können
                      intrinsische Motivationen hemmen oder gar beschädigen (R. Benabou,
                      J. Tirole, Intrinsic and Extrinsic Motivation, 2003)

                      Gute und schlechte Qualitäten des QM:

                      • Sanktionierungsfreies Vergleichen mit anderen ermöglichen
                      • Identifikation eigener Stärken und Schwächen unterstützen
                      • Komplexe Abläufe strukturieren und vereinfachen (SOP)
                      • Die Versorgungsrealität verzerrungsfrei abbilden
                      • Fairen Wettbewerb zwischen den Kliniken ermöglichen
                      • Strukturierte Dokumentation von kompletten klinischen Prozessen
                      • Wettbewerbsvorteile sichern über „zertifizierte Qualität“
                      • Pay-for-Performance-Strukturen im Gesundheitswesen etablieren
                      • Strukturbereinigung unter dem Vorwand von „Qualität im
                      Gesundheitswesen“

                      Qualität: Benchmarking mit klinischen Registern
                      • Anonymisierter Vergleich mit anderen Teilnehmern
                      • Beobachtung über Zeit ermöglicht (Bsp. Über Email-Benachrichtigung
                      der Patienten bei prostata-ca.net)
                      • Probleme: Aufwand, Parallelstrukturen (Krebsregister), Datenschutz
                      Welches Qualitätsmanagement ist nützlich für die Medizin?

                      „Qualitätsmanagement ist für die Medizin ähnlich nützlich wie die
                      Ornithologie für die Vögel.“ (S-D Costa, Dt Ärzteblatt, 9/2014 )

                      Qualitätsindikatoren in der Versorgung des Prostatakarzinomes:

                      • Beispiele für Strukturindikatoren:
                      • Fallzahlen
                      • Angebotene Operationstechniken
                      • Vorhandensein Strahlentherapie
                      • Besipiele für Prozessindikatoren
                      • % in Interdisziplinären Konferenzen
                      • % in Psychoonkologie
                      • Beispiele für Ergebnisindikatoren
                      • Mortalität
                      • R1-Resektionen
                      • Vorlagen-Verbrauch postoperativ

                      Erst in den vergangenen Tagen konnte ich mich für dieses Thema begeistern. Deshalb hierzu noch die folgenden aussagefähigen Links:







                      Bemerkenswert ist dieser Beitrag zum Thema aus dem Ärzteblatt.

                      „Meistens wissen die Leute nicht, was sie wollen, bis man es ihnen zeigt.“
                      (Steve Jobs)

                      Gruß Harald

                      Kommentar


                        #12
                        Ausblick 2015 - neue Wirkstoffe in Sicht ? - Enzalutamid (Xtandi) eine neue Option in der Threapie des CRPC?

                        Dr. Jonas Busch, Charité Universitätsmedizin Berlin Klinik für Urologie übernahm das Referat für den verhinderten Kollegen PD Dr.med Ahmed Magheli

                        Disclosures:
                        » Beratertätigkeit für Pfizer, Bayer, Mologen
                        » Kongressreisen mit Bayer, Pfizer, GSK, Novartis, Roche
                        » Vorträge für Pfizer, Bayer, Novartis, GSK, Astellas, Janssen

                        Wirkmechanismus von Enzalutamid - Inhibition des Androgenrezeptorsignalwegs an drei Stellen

                        Zusammenfassung AFFIRM:
                        ? Enzalutamid als neuer Therapieansatz für mCRPC nach Chemotherapie
                        ? Enzalutamid hat einen neuartigen Wirkmechanismus, der den ARSignalweg
                        direkt und potent hemmt1,2
                        ? Signifikante Wirksamkeit von Enzalutamid bei mCRPC nach
                        Chemotherapie:3
                        • Medianes OS: 18,4 versus 13,6 Monate für Placebo, p < 0,001
                        • Medianes rPFS: 8,3 versus 2,9 Monate für Placebo, p < 0,001
                        » Weniger Schmerzen und bessere QoL3
                        » Bei den meisten Patienten gut verträglich3,4
                        ? Einfache Verabreichung von Enzalutamid, keine produktspezifische
                        Überwachung erforderlich, Begleittherapie mit Steroiden nicht notwendig3,4

                        Klinischer Fall – Herr S *1939:

                        ? Primär ossär metastasiertes, kastrationsresistentes PCA (ED: 08/2007)
                        ? Ausgangs-PSA: 68 ng/mL
                        ? Z. n. palliativer TUR-Prostata 10/2009 mit postoperativer Harninkontinenz II.°
                        ? Nebendiagnosen: Art. Hypertonus
                        ? Z. n. Radiatio der Mammae 05/2008 zur Gynäkomastieprophylaxe
                        ? Z.n. antiandrogener LHRH-Therapie und
                        ? Z. n. max Androgenblockade mit zusätzlicher Gabe von Bicalutamid bis
                        09/2010
                        ? Regelmäßige Bisphosphonat-Infusionen seit 2008
                        ? PSA: 13 ng/mL
                        ? Z. n. 9 Zyklen Docetaxel-Chemotherapie 02/2010 - 08/2010 dreiwöchentlich
                        ? PSA Progress auf 23 ng/mL
                        ? GKSZ 11/2010: multifokale ossäre Mets von Körperstamm und proximalen
                        Extremitäten.
                        ? CT 11/2010: multifokale, ossäre Mets lumbal, pelvin und femoral ohne Instabilität.
                        Keine lymphogenen, pulmonalen oder hepatischen Mets.

                        Klinischer Fall – Herr S *1939:

                        ? Z. n. Therapie mit Enzalutamid (AFFIRM)11/2010 – 03/2012
                        Radiologischer Verlauf unter Enzalutamid
                        ? Initial SD. Zuletzt biochemisch und radiologisch sicherer Progress der ossären Filiae mit
                        neuen Herden
                        ? Weiterhin kein Nachweis lymphogener oder viszeraler Mets
                        Biochemischer Verlauf unter Enzalutamid
                        ? PSA-Werte vor Beginn 31 ng/ml
                        ? PSA Nadir: 26 ng/mL
                        ? PSA bei Progress 122 ng/mL
                        ? Z. n. Abirateron-Therapie extern 04/2012 – 05/2013
                        ? Max PSA bei 283 ng/ml
                        ? Z. n. perkutaner Radiatio BWK 4 - LWK 3 sowie LWK 4 - SWK3 + rechte
                        Beckenschaufel einschließlich Weichteilanteile (Psoas) + rechtes Hüftgelenk 05-
                        06/2013
                        ? Z. n. Therapie mit Cabozantinib (Comet-Protokoll) 08/2013 – 02/2014
                        ? Abbruch bei PSA 400ng/mL, klinischen und radiographischem Progress

                        FAZIT zu Enzalutamid:

                        ? Enzalutamid als neuer Therapieansatz für mCRPC vor und nach
                        Chemotherapie (Daten aus PREVAIL und AFFIRM)
                        ? Enzalutamid hat einen neuartigen Wirkmechanismus, der den ARSignalweg
                        direkt und potent hemmt
                        ? Signifikante Wirksamkeit von Enzalutamid bei mCRPC vor und nach
                        Chemotherapie
                        » Weniger Schmerzen und bessere QoL
                        » Bei den meisten Patienten gut verträglich
                        ? Einfache Verabreichung von Enzalutamid, keine produktspezifische
                        Überwachung erforderlich, Begleittherapie mit Steroiden nicht notwendig

                        Aber - hier - noch eine Zusammenfassung. Auch - hier - noch

                        Zur Ergänzung noch weitere Links:







                        „Gäbe es die letzte Minute nicht, so würde niemals etwas fertig.“
                        (Mark Twain)

                        Gruß Harald

                        Kommentar


                          #13
                          Den Vortragsreigen am Samstag 17.1.2015 um 9.00 Uhr startete unter der Moderation von Thomas Sieler und Martin Schostak und unter der Überschrift "PSA - Himmel und Hölle für die Urologie" Univ.-Prof. Dr. med Glen Kristiansen vom Universitätsklinikum Bonn, Institut für Pathologie

                          Mit etlichen auf den Vortragsfolien gespickten Stichworten versuchte Prof. Kristiansen mit seinem Vortrag etwas Licht in das Dunkel um die aktuelle Misere der pathologischen Fehlleistungen durch weniger gut ausgebildete Kollegen zu bringen.

                          Gleason 6 – Theorie und Wirklichkeit

                          Is prostatectomy for Gleason score 6 a treatment failure ? oder Gleason Score 6 Adenocarcinoma: Should It be Labeled As a Cancer ?

                          - hier - eine ausführliche Stellungnahme.

                          Neudefinition der Gleasonmuster durch die ISUP - Neudefinition der Gleasonmuster 2010

                          Einfluss des modifizierten Gleason Grades nach ISUP 2005 auf die Prognose von Prostatakarzinompatienten Dong et al., Am J Surg Pathol 2012;36:838–843

                          Anhand von 3 eingestellten farbigen Vortragsfolien wird demonstriert, dass 3 absolut unterschiedliche Tumormalignitäten nach der Gleason-Scala identisch befundet wurden:

                          Fall 1: Lehrbuch-Gleason 3+3=6
                          Fall 2: Lehrbuch-Gleason 3+3=6
                          Fall 3: Lehrbuch-Gleason 3+3=6

                          When ist Prostate Cancer Really Cancer?

                          - hier - ein Hinweis

                          Zeit für neue Nomenklatur ??

                          PRONLMP/IDLE – Nein Danke!
                          Pro Beibehalt der Karzinomterminologie bei 3+3=6:
                          - invasiver Tumor
                          - molekulare Überlappung mit high grade Tumoren
                          - fliessende Übergänge zum GS 7
                          - Samplingfehler = Unterschätzung
                          von Ausdehnung und Grad
                          - Gefahr, die Chance auf Heilung zu verpassen
                          (auch medico-legal relevant), da Patienten in
                          der Nachbetreuung verlorengehen können
                          Analogien zu anderen Organen:
                          • Karzinome der Haut metastasieren auch sehr
                          selten, sind aber lokal infiltrativ
                          • Führung der Patienten durch Aufklärung, dass
                          diese Tumoren meist nicht-lethal sind und gut
                          behandelbar
                          Bessere öffentliche Aufklärung ist wichtig!
                          Bei vielen GS6-Karzinomen ist AS zunächst
                          eine geeignete Strategie (wenn die Diagnose
                          korrekt ist)
                          Z.B.
                          „Sie haben einen günstigen Krebs, der in der Regel
                          nicht sehr gefährlich ist. Aber – es gibt das Risiko,
                          dass Sie mehr und aggressiveren Krebs haben, den
                          wir bislang verpasst haben oder der sich noch
                          entwickeln kann, wir müssen Sie also gut im Auge
                          behalten“

                          Gleason-6-Karzinom = G1
                          - niedrigstmöglicher GS, der an der Stanzbiopsie möglich ist
                          - Patienten, die sich über das Gleason System informieren,
                          bekommen evtl. Angst (Range 2- 10, 6 schon über Mitte...)

                          Das neue Prostatakarzinom-Gradierungssystem: ISUP2015:

                          Gleason score 2-6 Prognostic Grade Group 1/5
                          Gleason score 3+4=7 Prognostic Grade Group 2/5
                          Gleason score 4+3=7 Prognostic Grade Group 3/5
                          Gleason score 8 Prognostic Grade Group 4/5
                          Gleason score 9-10 Prognostic Grade Group 5/5

                          5 Year Biochemical Risk Free Survival
                          Group Gleason BRFS 95% Confidence
                          Intervals
                          1 3+3=6 97.5% 97.0%-98.0%
                          2 3+4=7 93.1% 92.4%-93.8%
                          3 4+3=7 78.1% 76.0%-80.1%
                          4 4+4=8 63.6% 59.1%-67.7%
                          5 9-10 48.9% 44.1%-53.5%

                          Themen:
                          1. Evolution des Gleason Gradings
                          2. Ist ein Gleason Score 6 Tumor Krebs?
                          3. ISUP 2015
                          4. Einflussfaktoren auf die Diagnostik
                          5. Was lernen wir aus PREFERE?

                          Interobservervariabilität des Gleason Scores
                          Gibt es unterschiedliche Typen von
                          Gleason 6-Karzinomen?

                          Vorläufiges Ergebnis:

                          ? 18 % Studienausschlüsse nach Referenzpathologie
                          ? Primäre Prostatadiagnostik hat ihre Tücken
                          ? Optimierung der Kommunikation von Urologie und
                          Pathologie sehr wünschenswert
                          ? Referenzpathologie kann maßgeblich zur Studienund
                          Behandlungsqualität beitragen

                          Fazit zum Gleason Score 6:

                          - Es gibt ihn in Theorie und Wirklichkeit
                          - Wir sollten beim „Karzinom“ bleiben, aber die
                          öffentliche Wahrnehmung des Begriffes ändern
                          (GG1/5)
                          - Wir müssen Patienten besser aufklären
                          - AS sehr bewusst einsetzen, grundsätzliche
                          histologische Zweitmeinung wäre wünschenswert
                          - Molekulare Tests könnten die Diagnosesicherheit
                          erhöhen

                          „Informationen werden nicht wertvoller, wenn man sie einsperrt. Sie werden wertvoller, wenn man sie teilt.“
                          (Michael Seemann)

                          Gruß Harald

                          Kommentar


                            #14
                            Dipl.-Med. Stefan Andrusch, Facharzt Allgemeinmedizin, Halberstadt, Landesvorsitzender Deutscher Hausärzteverband in Sachsen-Anhalt, brachte sich
                            zu "PSA - eine hausärztliche Leistung?!" ein.

                            PSA-Bestimmung in der Hausarztpraxis?

                            ? 1. Prophylaxe
                            ? 1.1. jährliche Krebsvorsorge
                            ? 1.2.auf Wunsch des Patienten
                            ? 2. Diagnosesicherung und Therapieüberwachung
                            ? 2.1. klinischer Verdacht auf Prostatakrebs
                            ? 2.2. Verlaufskontrolle zur Therapieentscheidung

                            1. Prophylaxe
                            ? 1.1. jährliche Krebsvorsorge
                            - Eine aktive PSA-Empfehlung ist abzulehnen
                            1. Nur minimale Verringerung der
                            Prostatakrebssterblichkeit
                            2. Keine Verringerung der Gesamtmortalität
                            3. Erhebliche psychische und körperliche Belastung des
                            Patienten über Jahre hinweg bei erhöhten PSA Werten

                            1.1.Studienergebnisse!
                            ERSPC 2009 182000 Männer zwischen 50 und 74
                            - Verringerung der Krebsmortalität nach 9 Jahren um
                            absolut 0,7%
                            - 75,9% der Biopsien ohne positiven Befund
                            - Absolut 1,7% mehr Prostatektomien (2,4% zu 0,9%)
                            - Kein Unterschied in der Gesamtmortalität
                            PLCO 2009 76693 Männer zwischen 55 und 74
                            - Erhöhung der Krebsmortalität nach 7 Jahren um
                            absolut 0,003% (keine Signifikanz)
                            - Kein Unterschied in der Gesamtmortalität

                            1.2. Wunsch des Patienten
                            - Unbedingt Vorstellung in der Sprechstunde nötig
                            - Aufklärung über Nutzen und Risiken der Bestimmung
                            - In meiner Praxis erfolgt die Empfehlung zur
                            Einholung einer Zweitmeinung beim Urologen

                            2.1. Prostatakrebsverdacht
                            - Hämaturie, Harnabflußstörung, Pollakisurie,
                            regionale Lymphknotenschwellungen, Anämie,
                            Schmerzen in der Dammregion, pathologischer
                            Rektalbefund, pathologische Befunde aus
                            bildgebenden Verfahren
                            - PSA-Bestimmung zur Erhöhung der
                            Diagnosewahrscheinlichkeit nützlich
                            - Urologische Vorstellung zur weiteren Abklärung aber
                            auch bei negativem PSA-Wert nötig.

                            2.2. Verlaufskontrolle zur
                            Therapieentscheidung
                            Absprache zwischen Hausarzt und Urologen über
                            Rollenverteilung, insbesondere bei multimorbiden
                            Patienten mit Mobilitätseinschränkung.
                            In der Palliativbehandlung spielt die PSA-Bestimmung
                            keine Rolle mehr.

                            Ich würde meinen, perfekter kann das Zusammenspiel zwischen Hausarzt und Facharzt nicht abgespult werden. Die eingeblendeten Studienergebnisse mit den Hinweisen auf Krebsmortalität durchaus zielgerichtet.

                            Seinen Humor hat DM Andrusch überdies mit diesem Satz:

                            "Je besser Hausarzt und Urologe
                            zusammenarbeiten, je besser
                            lassen sich unsere Patienten
                            führen."

                            bewiesen, den er auf seiner Folie mit einem Uli Stein Bild versah, auf dem ein Mann auf dem Krankenhausbett liegt und seine Frau fragt: "Und, was hat der Oberarzt gesagt"? "Ich soll schon mal überlegen, was ich für Deinen Porsche haben will. Er hätte Interesse"

                            Ja, manchmal sollte man es wirklich auch mal mit Humor angehen lassen.

                            „Die Kindheit ist jene herrliche Zeit, in der man dem Bruder zum Geburtstag die Masern geschenkt hat.“
                            (Peter Alexander Ustinov)

                            Gruß Harald

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                              #15
                              PSA - ein Marker nur für Experten?!

                              Univ.-Prof. Dr. med Kurt Miller, Charitè, Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Urologie stellte zu dieser Frage Tafeln mit Rechenscheiben ein, die das PSA-Risiko > 3.0 ng/ml herausfiltern sollen.

                              Bitte - hier - lesen und - hier -

                              Es wurden die S3 Leitlinien auszugsweise passend zur Fragestellung vorgestellt, nämlich: Empfehlungsgrad A :

                              "Männer, die mindestens 45 Jahre als sind und eine mutmaßliche Lebenserwartung von mehr als 10 Jahren haben, sollen prizipiell über die Möglichkeit einer Früherkennung informiert werden. Bei Männern mit erhöhtem Risiko für ein Prostatakarzinom kann diese Altersgrenze um 5 Jahre vorverlegt werden.

                              Die Männer sollen über die Vor-und Nachteile der Früherkennungsmaßnahmen aufgeklärt werden, insbesondere über die Aussagekraft von positiven und negativen Testergebnissen sowie gegebenenfalls erforderliche weitere Maßnahmen"

                              Früherkennung:

                              auch dazu die Leitlinien, nämlich Empfehlungsgrad B

                              Für Männer, die weiterhin eine PSA-Früherkennungsuntersuchung wünschen, sollte sich das Intervall der Nachfolgeuntersuchungen am aktuellen PSA-Wert und am Alter der Patienten orientieren, sofern keine Indikation zur Biopsie gegeben

                              Altersgruppe ab 45 Jahren und einer Lebenserwartung > 10 Jahren

                              PSA < 1 ng/ml Interval alle 4 Jahre
                              PSA 1-2 ng/ml Interval alle 2 Jahre
                              PSA > 2 ng/ml Interval jedes Jahr

                              Für Männer über 70 Jahre und einem PSA-Wert < 1 ng/ml wird
                              eine weitere PSA-gestützte Früherkennung nicht empfohlen

                              Noch ein Hinweis:

                              - Malmö Preventive Projekt, ungescreente Population
                              - n =21277 Männer
                              - Blutentnahme zwischen 1974-1985
                              - Mediane Nachbeobachtung 27 Jahre
                              - bis 31.12.2006, n= 1408 P-Karzinome klinisch entdeckt

                              „Nur am Widerspruch zwischen dem, was etwas zu sein beansprucht, und dem, was es wirklich ist, läßt sich das Wesen einer Sache erkennen.“
                              (Theodor W. Adorno)

                              Gruß Harald

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