Mein allerherzlichster Dank geht an LowRoad! Seine enorme Fachkenntnis hat mich in den letzten Jahren glauben lassen, er sei Hämatoonkologe....
Die zwei Journalisten, die das Symposium verfolgt haben, verfassen gerade unterschiedliche (Teil-)Zusammenfassungen des Kongresses, auf die ich hinweisen werde, wenn es soweit ist.
Zum MRT:
Zuletzt bearbeitet wurde der Text zum MRT in den Leitlinien 2009, das ist jetzt also 7 Jahre her. In der Zwischenzeit hat sich die MRT revolutionsartig entwickelt. Ich bin in dieser Zeit auch vom Saulus zum Paulus geworden. Neulich habe ich einen alten Brief von mir von 2011 gefunden, in welchem ich das MRT noch massiv ablehnte; im Moment schicke ich jeden hin (in Anbetracht der Bildqualität und klarer PIRADS-Aussage, die mir Prof. Fischbach liefert, ist das auch kein Wunder...)
Das Thema MRT wird einer der Punkte, die im nächsten Update der Leitlinien geändert werden.
Wir haben außerdem dafür gesorgt, dass nunmehr extrem ausgewiesene MRT-Hochkaräter in die Leitlinienkommission kommen (z.B. Prof. Schlemmer von der Radiologie des DKFZ).
Ich gehe davon aus, dass mindestens so ein Text dabei herauskommt, wie er derzeit in den europäischen Leitlinien steht:
"Es gibt (noch) nicht genügend Evidenz für ein primäres MRT vor der ersten Biopsie" (aber sehr starke Hinweise...).
"Nach einer negativen Biopsie und persistierendem Verdacht sollte eine MRT-gesteuerte (Fusions-)Biopsie durchgeführt werden."
Ich habe kürzlich auf einem anderen Kongress in einem Vortrag über MRT mal extrapoliert, was in Deutschland passieren würde, wenn ein hochqualitatives MRT ubiquitär als Kassenleistung primär verfügbar wäre und nur Fusionsbiopsien statt Standard-TRUS-Biopsien erfolgten. Im Moment werden 200.000 Biopsien pro Jahr gemacht.
Es ergeben sich 1/4, also 50.000 weniger Biopsien insgesamt (wenn das MRT negativ ist) und dafür trotzdem ca. 2.000 zusätzlich aufgedeckte relevante Fälle, die von einer Therapie profitieren (also Intermediate und High-Risk-Karzinome).
Diese Erkenntnis hat meine Saulus-zu-Paulus-Mutation wesentlich beeinflusst ;-)
Das Problem: Mindestens diese 50.000 Biopsien gehen den Niedergelassenen Kollegen verloren.
Das nächste Problem: Die Maschinen zur Fusionsbiopsie sind sehr teuer und stehen deshalb wahrscheinlich nie flächendeckend in den Praxen, d.h. die Biospien insgesamt werden sich in die Kliniken verlagern, die so eine Maschine haben (wie z.B. wir ;-). Dadurch wird der Anteil der "verlorenen" Biopsien bei den Niedergelassenen noch wesentlich größer.
Aus diesen Gründen wird von dort wenig Unterstützung kommen.....aber in der Leitlinienkommission sitzen nur sehr wenige Niedergelassene und hoffe hoffe sehr, dass wir uns durchsetzen.
herzliche Grüße
M. Schostak