Abstract No:8500
Bayesian randomized trial comparing intensity modulated radiation therapy versus passively scattered proton therapy for locally advanced non-small cell lung cancer.
Hier geht es zwar nicht um Prostatakrebs, sondern um das nicht kleinzellige Bronchialkarzinom (NSCLC), welches in einer randomisierten Studie entweder mit IMRT oder einer 3D-konformalen Protonentherapie behandelt wurde. In den einschlägigen medizinischen Foren wird diese Studie als erste wirklich randomisierte Studie zur Erkundung der Wirksamkeit einer Protonentherapie gegenüber einer konventionellen IMRT beschrieben. Das macht das Ergebnis vielleicht auch für uns interessant, tobt doch ein regelrechter Krieg der Protonenverfechter gegenüber den Strahlenmedizinern, die darin kaum einen oder gar keinen Nutzen (beim Prostatakrebs) sehen.
Alle bisher veröffentlichten Daten waren immer retrospektiv, oder man versuchte den Verlauf der eigenen Patienten gegenüber dem bei einer Standardtherapie zu erwartenden Ergebnis zu präsentieren. Die Daten waren sicher nicht verzerrungsfrei, wie beispielsweise eine auch auf dem ASCO präsentierte Studie (Abstract 8501), die eine retrospektive Datenbankanalyse beschrieb. In der National Cancer Data Base (NCDB) konnten im Zeitraum zwischen 2004 und 2012 konnten etwa 140.000 Patienten mit NSCLC identifiziert werden, die irgendeine Art von konventioneller Bestrahlung erhielten. Nur 346 erhielten dabei eine Protonenbestrahlung bei dieser Indikation. Versuchte man zusammenpassende Patienten zu ermitteln (multivariate analysis for matched patients), so hatten die mit Protonenbestrahlung behandelten Patienten ein etwa 25% geringeres Mortalitätsrisiko.
Solche Ergebnisse werden dann natürlich schnell und gerne von den Protonenanbietern aufgegriffen, die versuchen müssen ihre Anlagen auszulasten. Betrachtet man sich allerdings die Patienten genauer, dann waren die mit Protonenbestrahlung behandelten Männer jünger, in besserem Allgemeinzustand und wohlhabender – was generell ein eher proaktiveres Therapiekonzept vermuten lässt.
Es fehlt also schon an randomisierten Daten. Beglückwünschen kann man dazu den zwei teilnehmenden Kliniken in den Staaten, nämlich das Massachusetts General Hospital Cancer Center in Boston und das M.D. Anderson Cancer Center in Houston. Es wurden 255 Patienten in diese Studie eingebracht, und für diese Patienten eine Bestrahlungsplanung sowohl für die IMRT als auch für die 3D-PBRT gemacht. Wenn beide Pläne identische Dosis im Zielvolumen ergaben, wurden die Patienten randomisiert. 92 erhielten eine IMRT und 57 eine 3D-PBRT. Bei dem Rest waren die Planungen nicht identisch, und sie wurden wieder aus der Studie entlassen.
Die Ergebnisse:
Therapieversagen nach 12 Monaten:
* 15.6% in the IMRT group
* 24.6% in the 3D-PBRT group
Local recurrences rates:
* 22.8% of the IMRT group
* 24.6% of the 3D-PBRT group
Rate der Nebenwirkungen, hier Pneumonitis:
* 7.2 percent in the IMRT group
* 11.0 percent in the 3D-PBRT group
Die Autoren fassen das Ergebnis mit den Worten zusammen:
Natürlich endet die Debatte um den Sinn oder Unsinn einer Protonentherapie beim PCA damit nicht, das wäre verfrüht. Lungenkrebs ist kein Prostatakrebs, und eine 3D-PBRT wie sie beispielsweise in Loma-Linda angeboten wird, ist in Deutschland gar nicht erhältlich. Hier gibt es, meines Wissens nur Kliniken mit “Pencil-Beam“ Anlagen, die natürlich “viel besser“ sein sollen. Ob man das alles jemals wird aufklären können? Ich weiß es nicht, denn die Fronten sind ziemlich verhärtet. Dies gilt aber nicht nur für die Protonentherapie, sondern auch für andere Formen der Behandlung, wie beispielsweise IMRT vs. SBRT, oder ganz generell Operation vs. Bestrahlung.No differences were found between IMRT vs. 3DPT in TF in this randomized trial
Zusammenfassend möchte ich meinen, dass dies wieder einmal bestätigt, dass retrospektive Daten nicht immer in randomisierten Studien reproduzierbare Ergebnisse liefern, also immer mit etwas Vorsicht zu behandeln sind. Ansonsten müssen wir weiter auf entsprechende Studiendaten warten, und jeder ist in der Entscheidung auf sich allein gestellt.