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Vergleich von OP, Bestrahlung u. Abwarten als Prostatakrebstherapie – ProtecT Studie

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    Vergleich von OP, Bestrahlung u. Abwarten als Prostatakrebstherapie – ProtecT Studie

    .
    Es sind kürzlich die Ergebnisse einer großen, englischen Studie mit dem Namen ProtecT veröffentlicht worden, in der die Ergebnisse von drei Therapien beim neu diagnostizierten, nicht kapselüberschreitenden Prostatakrebs verglichen wurden: Operation, Bestrahlung und Abwarten (d.h. aktive Überwachung – active surveillance).

    Die Teilnehmer an der Studie hatten zu 77% einen Gleason Grad von 6 und zu 21% einen Gleason Grad von 7 sowie eine TNM Einstufung von T1c oder T2.

    In verschiedenen Zeitschriften wurde über die Ergebnisse dieser Studie berichtet. Das Hauptergebnis der Studie war, dass die Patienten unabhängig von der gewählten Therapie im Beobachtungszeitraum von 10 Jahren praktisch gleich lange gelebt hatten und in dieser Hinsicht die Therapien gleichwertig waren. Etwa 99% der Teilnehmer sind nicht an Prostatakrebs gestorben (nur 17 von 1643) und insgesamt haben 91% der Teilnehmer nach 10 Jahren noch gelebt. Dies ist sogar höher als der Durchschnitt der Bevölkerung, was wohl auf die häufigen Arztbesuche der Teilnehmer in der Studie zurückgeführt werden kann. In der Gruppe Abwarten entwickelten die Teilnehmer etwa doppelt so häufig Metastasen wie in den zwei anderen Gruppen und ein Fortschreiten des Tumors, z.B. eine Kapselüberschreitung, trat etwas mehr als doppelt so häufig auf. Dies hatte aber keinen Einfluss auf ihr Überleben im Zeitraum von zehn Jahren.

    Die Teilnehmer konnten allerdings ihre Therapie ändern, nachdem sie einer der drei Alternativen zugelost worden waren. So hatten 35% der Teilnehmer in der Gruppe Abwarten nach sechs Jahren eine Operation oder Bestrahlung durchführen lassen. Der Autor erwähnt dazu, dass dies in etwa 80% dieser Fälle nach Meinung der Studienleitung nicht erforderlich gewesen wäre. Aber auch die für die Operation oder Bestrahlung vorgesehenen Teilnehmer haben z.T. diese Behandlung nicht durchführen lassen.

    Hier eine Übersicht, wie die Teilnehmer gewechselt haben:


    Kritisch ist außerdem bei einer so lange laufenden Studie zu sehen, dass alle drei Therapien, sowohl Operation, Bestrahlung und Beobachten inzwischen deutlich verbessert wurden. Im Fall von Beobachten wird jetzt eine erheblich engere ärztliche Kontrolle durch Biopsien und MRTs vorgesehen als in der Studie.

    Die Teilnehmer wurden auch nach den Nebenwirkungen der Therapie befragt. Hier das Ergebnis zur Inkontinenz, diese wurde durch eine Frage nach der Verwendung von Vorlagen (pads) ermittelt:



    Hier zeigt sich, dass auch die Inkontinenz der Teilnehmer in der Gruppe Abwarten anstieg. Wie bereits erwähnt ließen sich 35% der Teilnehmer im Verlauf der Studie operieren oder bestrahlen. Diese Teilnehmer waren direkt nach der Operation jeweils zu 45,6% inkontinent.

    Jedenfalls zeigt die Operation hinsichtlich Inkontinenz die deutlich schlechtesten Ergebnisse.

    Schließlich noch wurde noch dem Potenzerhalt erfragt:

    Auch hier zeigten sich für die Operation die schlechtesten Ergebnisse obwohl alle Teilnehmer nerverhaltend operiert worden waren. Nur maximal 21% konnten ihre Potenz weitgehend zurückgewinnen.
    Bei der Bestrahlung muss man berücksichtigen, dass diese in der Regel mit einer Hormontherapie kombiniert wird und diese meist die Potenz erheblich beeinträchtigt.

    Ein Patient, der vor allem die Vermeidung von Nebenwirkungen bei seiner Entscheidung im Blick hat, sollte nach dieser Studie sich für die Alternative „aktive Überwachung“ entscheiden soweit diese entsprechend den Leitlinien gewählt werden kann. Andernfalls sollte er die Bestrahlung wählen. Die amerikanischen NCCN Guidelines geben die aktive Überwachung auch bei Patienten mit Gleason 7a (3+4), ≤ 50 % Tumor pro Stanze und entweder geringer als T2b bis T2c oder PSA kleiner 10 ng/ml als zulässige Option an.

    Nicht betrachtet wurden in dieser Studie weitere Therapiemöglichkeiten wie Brachytherapie, CyberKnife, NanoKnife, HIFU u.a. die ebenfalls geringe Nebenwirkungen haben können.

    Georg


    Quellen:
    Ergebnisse der ProtecT Studie

    Anhang zur Studie

    Kommentar zur Studie von D'Amico

    Ergebnisse der Patientenbefragung

    Anhang zur Patientenbefragung - Tabellen

    Blog zur Patientenbefragung von Allen Edel

    Blog zur Studie von Allen Edel

    NY Times - Prostate Cancer Study Details Value of Treatments

    Thread in diesem Forum


    #2
    Zitat von Georg_ Beitrag anzeigen
    .


    Kritisch ist außerdem bei einer so lange laufenden Studie zu sehen, dass alle drei Therapien, sowohl Operation, Bestrahlung und Beobachten inzwischen deutlich verbessert wurden. Im Fall von Beobachten wird jetzt eine erheblich engere ärztliche Kontrolle durch Biopsien und MRTs vorgesehen als in der Studie.

    Die Teilnehmer wurden auch nach den Nebenwirkungen der Therapie befragt. Hier das Ergebnis zur Inkontinenz, diese wurde durch eine Frage nach der Verwendung von Vorlagen (pads) ermittelt:




    Eigenartig ist z.B., dass NICHT BEHANDELTE Patienten eine doppelt so hohe Inkontinenzrate hatten wie BESTRAHLTE????
    ----------------------------------------------------------
    Meine Kommentare stellen keine verbindliche Auskunft dar,
    sondern spiegeln meine PERSÖNLICHE Meinung und Erfahrung
    wider und können keine direkte Beratung und Behandlung
    vor Ort ersetzen

    Gruss
    fs
    ----------------------------------------------------------

    Kommentar


      #3
      Eigenartig ist z.B., dass NICHT BEHANDELTE Patienten eine doppelt so hohe Inkontinenzrate hatten wie BESTRAHLTE????
      Das erklärt sich daraus, dass ein großer Teil der Patienten in der Gruppe Abwarten, genau 291 Personen, eben nicht abgewartet hat sondern sich im Laufe der Zeit für anderen Therapien entschieden hat.


      Of the 545 men assigned to active monitoring, 291 had received a radical treatment by the end of November 2015 …..."(Seite 4 der Studie)

      Die unter Abwarten angegebenen 8,4 % von 545 Personen sind 46 Personen. Dies wäre bezogen auf die zu anderen Therapien gewechselten Personen 15,8 % Inkontinenz (46/291) nach Operation und anderen Therapien, was nachvollziehbar ist.

      Georg



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        #4
        Hallo Georg,
        vielen Dank für deine Bemühungen diesen wirklich wichtigen Text hier einzustellen. Es wird interessant sein zu sehen, wie die Fachgesellschaften darauf reagieren. Ich will nochmals kurz zurückblicken. Bisher waren sich die Urologen eigentlich sehr sicher, dass die radikale Prostatektomie als Primärtherapie bei lokalen Stadien (≤T3b, N0, M0) die besten Ergebnisse in Bezug auf das Überleben haben.

        Im EAU wurde eine Meta Analyse vorgestellt, die zeigen konnte, dass die Operation einen etwa 50%igen Überlebensvorteil gegenüber einer Strahlentherapie hat. In einer anderen Studie aus Schweden wurde das entsprechend bestätigt:




        Dies waren aber alles retrospektive, also zurückblickende Studien. Die Strahlentherapeuten haben hierbei schon immer ein großes Verzerrungspotential gewittert. Die Urologen widersprachen dem, und wiesen darauf hin, dass sie in den für die Operation positiven Studien alle relevanten Faktoren, die zu einer Verzerrung führen könnten, eliminiert hätten.

        Deshalb sind die Ergebnisse der PROTEC Studie so wichtig, da hier erstmals eine sichere Randomisierung erfolgt ist. Nach 10 Jahren sind sowohl in der RPE als auch in der RT Gruppe jeweils 55 Männer verstorben, 5 bzw. 4 an Prostatakrebs (RPE vs. RT).

        Table. Prostate Cancer–Specific Death and Metastases

        Outcome Patients (n) Event Rate per 1000 Person-Years P Value for Overall Comparison
        Prostate cancer–specific death
        Active monitoring 8 1.5 .48
        Surgery 5 0.9
        Radiation therapy 4 0.7
        Metastases
        Active monitoring 33 6.3 .004
        Surgery 13 2.4
        Radiation therapy 16 3.0
        Hier erkennt man wieder echt gut den Daumenfaktor 10%, der die Prostatakrebs spezifische Sterblichkeit in Bezug auf die Gesamtsterblichkeit darstellt. Das ist auch nicht sonderlich verwunderlich, denn nach 10 Jahren sollten Männer mit einer lokalen Erkrankung niedrigen bis mittleren Risikogrades eigentlich nicht an der Krankheit verstorben sein. Dazu müsste man längere Zeiträume berücksichtigen. Und hier habe ich dann doch etwas Bedenken, denn der surrogate Früherkennungsmarker "Biochemische Rezidivfreiheit", hier auch als Primärtherapieversagen dargestellt, lag in der Gruppe der bestrahlen Patienten 3 mal so hoch wie in der Gruppe der operierten (55 vs. 18). Nimmt man dann noch zur Kenntnis, dass Salvage Verfahren nach RT Versagen deutlich schwieriger und Nebenwirkungsreicher sind, dann sollten wir unbedingt noch ein paar Jahre warten, bis wir endgültige Schlüsse ziehen dürfen. Vielleicht ist das Rezidivkriterium nach RT (PSA 2ng/ml über NADIR) auch einfach nur zu scharf gefasst?

        Andererseits werden sich die Salvage Optionen nach RT Versagen weiter entwickeln, und auch die Strahlentherapie hat erhebliche Fortschritte gemacht um die Rate von lokalen Rezidiven herunter zu bekommen. Hier sind wir allerdings nun an einem Punkt angekommen, der kaum noch Verbesserungen bringen wird, denn die eingestrahlte Dosis kann auch mit noch so fortgeschrittener Technik nicht beliebig erhöht werden. Auch bei der SBRT oder der Protonentherapie geht es primär nicht um eine Erhöhung der Biologischen Effektivdosis (BED) im Zielvolumen, sondern um eine verkürzte Therapiezeit (Hypofraktionierung bei SBRT) oder noch weniger Nebenwirkungen (z.B. durch den Bragg-Peak bei Protonen).

        Andererseits ist das Nebenwirkunsprofil bei strahlentherapeutischer Erstbehandlung beim Prostatakrebs schon derart verlockend niedrig, dass man den Männern die aktuellen Erkenntnisse mit samt ihren limitierenden Faktoren zur Kenntnis bringen sollte. Leider nutzen noch viel zu wenig Patienten die Möglichkeit auch einen Strahlentherapeuten um seine Meinung zu bitten, sondern bevorzugen kurzentschlossen die operative Entfernung der Prostata, was definitiv nicht immer die beste Vorgehensweise ist.

        Ich habe die Daten der PROTECT Studie zum Active-Surveillance (AS) mal außen vor gelassen, da wir heutzutage etwas völlig anderes darunter verstehen, als das, was bei Grundsteinlegung der PROTECT Studie darunter gemeint war.
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          #5
          Hier einige Anmerkungen:

          Es wird interessant sein zu sehen, wie die Fachgesellschaften darauf reagieren.
          Ich erwarte, dass die Urologen die Studie in der Luft zerreissen und die Schnipsel langsam zu Boden sinken lassen.

          Jedenfalls beurteilt die Studie die Bestrahlung positiver als die Operation, da beide zu etwa dem gleichen Ergebnis im Hinblick auf Krebskontrolle kommen aber die Bestrahlung erheblich weniger Nebenwirkungen hat. Dabei wurden die Teilnehmer noch mit der 3D-Strahlentherapie behandelt. Die IMRT Bestrahlung, oder Protonen und CyberKnife, dürften noch bessere Ergebnisse aufweisen. Die Strahlentherapeuten freut es.

          Dr. Zietmann, den ich im anderen Thread erwähnte, ist Strahlentherapeut und hat die Studie über den grünen Klee gelobt. Die amerikanischen Strahlentherapeuten, "Astro", haben die Studie zurückhaltend positiv beurteilt und empfehlen den Patienten sich sowohl von einem Strahlentherapeuten als auch von einem Urologen beraten zu lassen. Also erst von einem Strahlentherapeuten. https://prostatecancerinfolink.net/2...protect-trial/

          Wenn die Studie jetzt für alle Prostatapatienten die Entscheidungsgrundlage wäre, so würde die Bestrahlung am häufigsten als Ersttherapie gewählt. Die Operation wäre dann nur noch die Salvage-Therapie (soweit möglich). Also umgekehrt wie es heute üblich ist.

          Active-Surveillance wird heute viel systematischer überwacht als in der Studie, auch hier dürften die Ergebnisse noch besser geworden sein. Danach sollte man häufiger als jetzt diese Alternative wählen. Der Patient wünscht aber meist nach der Krebsdiagnose vom Arzt eine radikale Intervention. Der Krebs soll "weg".

          Gruß

          Georg

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            #6
            Macroscopic Hematuria After Conventional or Hypofractionated Radiation Therapy...

            Zitat von Georg_ Beitrag anzeigen
            ...Die IMRT Bestrahlung, oder Protonen und CyberKnife, dürften noch bessere Ergebnisse aufweisen...
            Georg,
            das denke ich auch, zumindest was IMRT angeht. Bei Protonentherapie wird mit harten Bandagen gekämpft, mit bisher unbefriedigender Evidenz. Beim Cyberknife gehen wir wohl beide von extremer Hypofraktionierung aus, oder?

            Wird bei der 3D/IMRT in etwa 40 Sitzungen je 2Gy bestrahlt, um auf die heute üblichen 80Gy zu kommen, geht man beim Cyberknife auf nur noch 5 Fraktionen entsprechend höherer Dosis aus. Die Rate der kurzfristigen Nebenwirkungen und die Tumorkontrolle scheinen vergleichbar. Ich bin da aber noch nicht ganz sicher, ob dieser Komfortgewinn wirklich nicht mit anderweitigen negativen Folgen erkauft werden muss. Dazu eine vielleicht passende Studie aus dem aktuellen RadOnc:

            "Makroskopische Hämaturie nach konventioneller oder hypofraktionierter Strahlentherapie: Ergebnisse einer prospektiven Phase-3-Studie."

            Immerhin eine Studie mit hoher Evidenz, allerdings nur aus einer einzelnen Klinik, also nicht multizentrisch. Behandelt wurden 168 Patienten entweder mit:
            • 40 * 20Gy
            • 20 * 3.1Gy

            Was bei einem α/β Verhältnis von 1.5Gy für Prostatakrebs etwa vergleichbare biologische Effektivdosen bedeutet. 25 dieser 168 Patienten (15%), 6 in der Gruppe der Standardfraktionierung, und 19 in der Gruppe der leichten Hypofraktionierung, hatten langfristig eine Hämaturie (Blut im Urin), also eine dauerhafte Blasenschädigung. 8 von diesen 25 Patienten hatten ein durch Biopsie bestätigtest Blasenkarzinom, 3 in der Gruppe der Standardfraktionierung, und 5 in der Gruppe der leichten Hypofraktionierung! Das ist schon auffällig, und ich denke, diese Rate wird sich bei höherer Dosis je Fraktion um kürzere Behandlungszeit zu generieren, noch erhöhen.

            Haben wir langfristig vielleicht doch ein Nachteile durch die Hypofraktionierung mit externen Strahlenquellen?
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              #7
              Zitat von LowRoad Beitrag anzeigen

              Wird bei der 3D/IMRT in etwa 40 Sitzungen je 2Gy bestrahlt,
              um auf die heute üblichen 80Gy zu kommen, geht man beim Cyberknife
              auf nur noch 5 Fraktionen entsprechend höherer Dosis aus.
              Eine typische Dosis am CyberKnife (SBRT) ist 5 mal 4gy, also 20 gy
              die etwa dieselbe biologische Wirkung haben sollen, wie die vielfache
              Zahl halb so starker Dosen starr gebauter IMRT-Maschinen.

              Das ist aber nicht der Grund, warum SBRT schonender für das
              Gewebe in der Zielumgebung sei, sondern der viel steilere Dosis-Gradient,
              der bei der Räumlichen Bestrahlung mit hunderten Einzelstrählchen
              erreicht wird gegenüber lediglich vier oder sechs Strahlrichtungen
              mit entsprechend groben Schablonen der IMRT.

              Aufgrund des sehr geringen Anteils von Prostatabestrahlungen an
              den wenigen Cyberknifes gibt es dazu keine belastbaren Studien.
              Es ist wohl eineGlaubenssache bei Ärzten und Patienten und auch
              eine Frage der geringen Verfügbarkeit von SBRT, warum sich Patienten
              30 mal unter die Strahlenkanone legen oder versuchen, den Krebs
              in nur fünf Sitzungen 'wegzumachen'. Billiger ist SBRT allemal,
              aber besser in Hinblick auf Tumorkontrolle und Belastung der
              Umgebung?

              Nichts genaues weiss man nicht.
              Konrad
              Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

              [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
              [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
              [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
              [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
              [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

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                #8
                Zitat von Hvielemi Beitrag anzeigen
                Eine typische Dosis am CyberKnife (SBRT) ist 5 mal 4gy, also 20 gy...
                Konrad,
                verglichen mit einer Standardfraktionierung von 2Gy/fx liegt die leichte Hypofraktionierung mit 3,1Gy/fx und 20 statt 40 Sitzungen in vergleichbaren Regionen, 81Gy vs. 80Gy. Der von dir vorgeschlagene Behandlungsplan mit dem Cyberknife von 4*5Gy würde einer konventionellen Bestrahlung (mit 2Gy Fraktionen) von lediglich 31Gy bedeuten, was sicher nicht gleichwertig wäre. Mir ist das auch nicht bekannt, denn bisher bin ich immer davon ausgegangen, und so wird es in der Literatur auch beschrieben, dass beim Cyberknife mit 5*7,25Gy/fx gearbeitet wird, was einer Äquivalenzbehandlung in 2Gy/fx von etwa 91Gy entspricht:

                No of fx fx[Gy] α/β dose equ. to 2Gy/fx
                std. Fraktionierung 2Gy/fx 40 2 1,5 80
                moderate Hypofraktionierung 20 3,1 1,5 81
                Cyberknife (Konrad) 5 4 1,5 31
                Cyberknife std. Dosis PCA 5 7,25 1,5 91

                Grundlage dafür ist natürlich, dass das α/β Verhältnis beim PCA wirklich 1,5Gy beträgt. Da ist man sich auch noch nicht so sicher. Es gibt auch Stimmen, die es etwas höher angesiedelt sehen, und davon abgesehen gibt es natürlich auch wieder eine individuelle Variation.

                Ich hoffe sehr, dass wir irgendwann einmal belastbare Vergleichsstudien IMRT vs. Cybeknife haben werden. Dann wird man auch sehen, ob es wirklich günstig ist mehr gesundes Gewebe mit geringerer Belastung zu bestrahlen (Cyberknife), oder weniger gesundes Gewebe mit etwas höheren Dosen zu belasten.

                Ich in meiner palliativen Situation bin immer bemüht das Gesamtvolumen gering zu halten, um gegebenenfalls auch noch Nachbarbereiche mit voller Dosis angehen zu können.

                Und ganz abgesehen davon ist eine SBRT nicht auf das Cyberkife beschränkt! Der von mir und Georg sehr geschätzte Co-Autor des PCA-Infolinks, Allen Edel hat seine SBRT mit einer normalen Rotationsmaschine durchführen lassen.
                Who'll survive and who will die?
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                  #9
                  Die BED und EQD2 kann man z.B. mit diesem Rechner ermitteln: Dose converter

                  Danach komme ich auf die gleichen Werte wie LowRoad.

                  Für 40 mal 2 Gy eine EQD2 von 80 (klar) und von 20 mal 3.1 eine EQD2 von 81,5. (jeweils 1.5 als a/b Faktor)

                  Wenn man 5 mal 4 Gy bestrahlt (SBRT) so ergibt sich eine EQD2 von 34,1 bzw BED 73,3. In dieser Weise bin ich bestrahlt worden und mir erschien dies ziemlich niedrig, vielleicht zu niedrig.

                  Wenn man 5 mal 7,25 Gy bestrahlt (SBRT) so ergibt sich eine EQD2 von 90,6 bzw. BED 211,5. Dies ist wohl wiederum sehr hoch, es sei denn man setzt den a/b Faktor mit 3 an, was vereinzelt auch gemacht wird.

                  Mein Verständnis ist, dass man mit CyberKnife recht hohe Dosen scharf abgegrenzt auf das befallene Gewebe strahlt und das umgebende, gesunde Gewebe sehr schont.

                  Georg

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                    #10
                    Zitat von Georg_ Beitrag anzeigen
                    Wenn man 5 mal 4 Gy bestrahlt (SBRT) so ergibt sich eine EQD2 von 34,1 bzw BED 73,3. In dieser Weise bin ich bestrahlt worden und mir erschien dies ziemlich niedrig, vielleicht zu niedrig...
                    Georg,
                    das weiß ich natürlich nicht, aber komisch kommt es mir schon vor. Bisher ist mir das so nicht bekannt. Vielleicht war es bei dir so, da es sich nicht um die Prostata selbst handelte, sondern die Lymphbahnen bestrahlt wurden? Da wird auch in der konventionellen RT immer mit weniger Dosis gearbeitet. Für die Primärtherapie ist mir eine solch niedrige Dosis bisher nicht beschrieben worden. In einem Review aus dem Jahre 2014 wird von diversen Studien mit dem Cyberknife berichtet, die alle etwa um die 5 Fraktion je 7 bis 8Gy verwendet hatten:

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                      #11
                      Andi,

                      die Lymphbahnen wurden bei mir nicht bestrahlt, nur die im PSMA PET/MRT und im Planungs-MRT auffälligen Lymphknoten. Wie Konrad schreibt, wurde er offenbar auch mit 5 mal 4 Gy bestrahlt, also genauso wie ich.

                      Die von Dir angegebene Tabelle gibt die Werte wieder, die ich auch für eine Primärtherapie der Prostata erwartet hätte.

                      Da mich ja nun interessiert, was die „richtige“ Dosis ist, habe ich mir daraufhin angesehen mit welcher Dosis die Prostata und vor allem Metastasen in den mir vorliegenden Berichten mit CyberKnife/SBRT bestrahlt worden ist. Dies ist ziemlich uneinheitlich.

                      Grundsätzlich wäre zu klären, welchen alpha/beta Faktor man ansetzen muss. Normalerweise setzt man für Prostatakrebs den Faktor 1,5 an. Für Metastasen ist der alpha/beta Faktor aber nicht bekannt. So schreibt Jereczek-Fossa in 2012: „Although the data on the a/b ratio of recurrent lesions are not available“. Und Henkenberens schreibt in 2015:There are uncertainties concerning the biologically optimal radiation dose due to the absence of a reliable radiobiological dose model for lymph node metastases in prostate cancer.“

                      Decaestecker und Schick setzen einen Faktor von 2 an, Piet Ost den Faktor 3. Dabei schreibt Piet Ost, man solle auf jeden Fall eine BED (Biologisch effektive Dosis) von 100 Gy (also bei einem Faktor von 3!) erreichen um die Metastasen sicher zu zerstören. Berkovic und Ponti errechnen die BED alternativ mit 1,5 und 3. Der „richtige“ Wert ist also nicht bekannt. Ich rechne im folgenden auch die BED alternativ mit 1,5 und 3 aus.

                      Mit IMRT wird die Prostata in der Regel mit 40 * 2 Gy = 80 Gy bestrahlt. Dies sind
                      186.7/133.3 (1,5/3 BED)

                      Würschmidt und Henkenberens haben Lymphknotenmetastasen mit IMRT bestrahlt und dabei überwiegend 28 * 1,8 Gy = 50,4 Gy verwendet. Dies sind 110.9/80.6 (1,5/3 BED)

                      Nun zu den publizierten SBRT Bestrahlungen. Zuerst die Arbeiten, in denen die Prostata bestrahlt wurde und anschließend die, bei denen Metastasen bestrahlt wurden.

                      ---Prostata----

                      Robert Meier, Seattle, (erwähnt oben von LowRoad), Prostata, meist verwendete Dosis in den angegebenen Studien:
                      5 * 7,25Gy = 36,25 Gy, 211.5/123.9 (1,5/3 BED)

                      Casamassima, Florenz, Prostata,
                      3 * 10 Gy = 30 Gy, 230/130 (1,5/3 BED)

                      Jereczek-Fossa, Mailand, Prostata,
                      5 * 6 Gy = 30 Gy, 150/90 (1,5/3 BED)
                      und
                      3 * 12 Gy = 36 Gy 324/180 (1,5/3 BED)

                      Katz and Kang, New York, Prostata,
                      5 * 7 Gy = 35 Gy (Gleason < 4+3), 198.3/116.7 (1,5/3 BED)
                      und
                      5 * 7,25 Gy = 36,25 (höhere Gleason Werte), 211.5/123.9 (1,5/3 BED)

                      Kim, Dallas, Prostata (Dose escalation study), ergab über 45 Gy starke Nebenwirkungen,
                      5 * 9 Gy = 45 Gy, 315/180 (1,5/3 BED)
                      5 * 9,5 Gy = 47.5 Gy, 348.3/197.9 (1,5/3 BED)
                      5 * 10 Gy = 50 Gy, 383.3/216.7 (1,5/3 BED)

                      ---Metastasen---

                      Konrad und Georg: 5 * 4 Gy = 20 Gy, 73.3/46.7 (1,5/3 BED)

                      Muacevic, München,
                      Knochenmetastasen, 1 * 20,2 Gy = 20,2 Gy (Mittelwert) 292.2/156.2 (1,5/3 BED)
                      Lymphknotenmetastasen (WernerJ) 1 * 22 Gy, 344.7/183.3 (1,5/3 BED)

                      Berkovic, Gent, Metastasen,
                      10 * 5 Gy = 50 Gy, 216.7/133.3 (1,5/3 BED)

                      Decaestecker, Gent, Metastasen,
                      10 * 5 Gy = 50 Gy, 216.7/133.3 (1,5/3 BED)
                      oder
                      3 * 10 Gy = 30 Gy, 230/130 (1,5/3 BED)

                      Ingrosso, Rom, Metastasen,
                      5 * 7 Gy = 35 Gy, 198.3/116.7 (1,5/3 BED)
                      und
                      5* 8 Gy = 40 Gy, 253.3/146.7 (1,5/3 BED)

                      Muldermans, Bethesda, Metastasen, (retrospektive Studie)
                      1 * 18 Gy (und höher) 234/126 (1,5/3 BED)

                      Henderson, London, Metastasen,
                      3 * 10 Gy = 30 Gy, 230/130 (1,5/3 BED)

                      Ponti, Rom, Metastasen,
                      5 * 7 Gy = 35 Gy, 198.3/116.7 (1,5/3 BED)

                      Ahmed, Tampa, Metastasen
                      1 * 20 Gy = 20 Gy, 286.7/153.3 (1,5/3 BED)

                      Die Bestrahlungen schwanken von 183,3 BED bis 46,7, BED bei a/b von drei. Prof. Muacevic geht unerschrocken mit 183,3 BED zu Werke während das Inselspital in Bern 46,7 BED einsetzt.

                      Als Anhalt, welche Dosis nun richtig ist, kann man die Aussage von Piet Ost verwenden, der mindestens 100 BED angibt sowie die Aussage von Muldermans, dass mindestens 1 * 18 Gy verwendet werden sollten, darunter würden die Metastasen nicht sicher zerstört. Er schreibt, dass 1 * 16 Gy zu wenig wären, dies sind bei einem alpha/beta von 3 genau 101,3 BED. Vielleicht doch besser 125 BED statt 100? Überwiegend wurde wie oben dargestellt mit über 125 BED bestrahlt. Es fehlen allerdings weitere Studien, die unterschiedliche Dosen bei der Bestrahlung von Metastasen vergleichen.

                      Die meisten der verwendeten Quellen sind in meinem Artikel Lokale Therapien beim metastasierten Prostatakrebs angegeben. Ansonsten habe ich auch den Artikel von Alison Tree, Stereotactic body radiotherapy for oligometastases verwendet. Weitere Quellenangaben liefere ich auf Anfrage nach.

                      Georg

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                        #12
                        Hallo Georg,
                        erschreckend wie uneinheitlich die Bestrahlung beim Prostatakrebs und seiner Metastasen mit einer SBRT erfolgt! Da ist man wohl doch noch sehr am experimentieren. Sollte das α/β Verhältnis wirklich gegen 3Gy tendieren würde das auch eher gegen eine Hypofraktionierung sprechen.

                        Ich persönlich halte eine Bestrahlung von Metastasen mit 5*4Gy für unzureichend, da hätte ich mich nicht drauf eingelassen.
                        Who'll survive and who will die?
                        Up to Kriegsglück to decide

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                          #13
                          Hallo, hier ist ja eine unglaubliche Kompetenzballung zu verzeichnen. Ich bin fast noch "frisch" im Thema. Kurzfassung: PSA um die 25; Gleason Scor 4+5=9; Prostata stark befallen. 2 Metastasen im Beckenbereich/Knochen. Habe ich da Chance, mit Bestrahlung davon zu kommen entsprechend obiger Studie? ich erwarte natürlich hier keien Schlussantwort, will nur wissen ob ich mich blamiere wenn ich dem urologen entsprechende Fragen stelle. Nächste Woche ist befundbesprechung in der Uni HD. Bevor die Metastasen bekannt wren, wollte man Hormon+Radikalentfernung prostata machen. Hier lese ich aber man könne evtl. mit Bestrhalung davonkommen-also wäre Radiologe angesagt. Besten Dank für Richtungsanzeiger Nebenbemerkung: Würde ich nur die Diagnostik machen lassen, die die kasse bezahlt wäre ich immer noch kerngesund.

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                            #14
                            Ben, ich habe Deine Frage hier beantwortet. Es ist besser Du bleibst hinsichtlich Deiner Situation in einem Thread.

                            Vielleicht kannst Du den Administrator bitten, den Titel Deines Threads zu ändern/anzupassen.

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                              #15
                              LowRoad schrieb:
                              Allen Edel hat seine SBRT mit einer normalen Rotationsmaschine durchführen lassen.
                              Er erwähnte kürzlich: "I was treated on Truebeam with RapidArc". Diese Maschinen können sowohl SBRT als auch IMRT Bestrahlung machen.

                              Georg

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