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Psychoonkologie und Psychotherapie - wie seid ihr dazu gekommen?

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    #16
    Hallo Ralf,
    Onkologische Kenntnisse, also Kenntnisse über das Behandeln bösartiger organischer Erkrankungen, muss ein Psychoonkologe auch gar nicht haben.
    Ich fände es schon gut, wenn er sie hätte.
    Anzeichen von Belastung können Ängste, Anspannung oder niedergeschlagene Stimmung sein.
    Denn er sollte zB unterscheiden können, ob die psychischen Belastungen einen realen Hintergrund haben oder völlig unangemessen sind.
    Wenn ich zu Tode erschrecke, weil ich eine Schlange neben mir zu sehen glaube, dann hilft es mir am besten, wenn jemand sagt: "Schau hin, das ist doch nur ein Stock." Ich erwarte also vom Psychoonkologen, dass er die Ursachen für meine Ängste einschätzen kann, und dazu ist onkologisches Grundwissen sicherlich nötig. Ob das in der Ausbildung zum Psychoonkologen vermittelt wird, weiss ich nicht. Aber wenn ich erst anfangen muss, ihm den PSA, die PSA-VZ, den Gleason Score etc. zu erklären, damit er überhaupt weiss, wovon ich rede, dann nützt es mir wenig.
    Dennoch würde ich einen gut ausgebildeten Psychologen mit onkologischer Zusatzausbildung einem Mediziner (hier wurde Krankengymnast genannt) mit psychologischer Zusatzausbildung vorziehen.

    @Heribert:
    Psychiater, Psychologen und Psychotherapeuten unterscheiden sich eher nach ihrer Ausbildung als nach ihrem Einsatzort.
    Der Psychiater ist ein Facharzt, der nach dem Medizinstudium eine Weiterbildung für Psychiatrie und Psychotherapie gemacht hat. Er kann in einer Klinik tätig sein oder als niedergelassener Arzt (das Wort Klapse finde ich abwertend). Ausbildungsdauer mind. 11 Jahre.
    Ein Psychologe ist einfach jemand, der Psychologie studiert hat.
    Ein "Psychologischer Psychotherapeut" hat daran eine mind. 3jährige Weiterbildung angeschlossen, die ihn zur Therapie befugt. Er darf aber zB keine ärztliche Tätigkeit durchführen und keine Pharmaka verordnen.
    Natürlich muss man sich auf eine Therapie einlassen können, sonst wird das nix :-).

    Detlef
    Ich schreibe als betroffener Laie. Irrtum vorbehalten.
    Meine Krankheitsdaten:
    http://de.myprostate.eu/?req=user&id=712&page=graphic

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      #17
      Zitat von Heribert Beitrag anzeigen
      Auf psychologische Gespräche muss man sich einlassen können, wenn der Therapeut verhaltenstherapeutische Ratschläge aussprechen soll, um Probleme zu bewältigen. Tiefenpsychologie ist selbst bei schweren Krebserkrankungen nur sehr selten erforderlich. - Für viele Menschen wird der Psychiater oder auch der Psychologe mit dem Therapeuten in der Klapse in einen Hut gesteckt. Das sind aber ganz andere Fälle.

      Derjenige, der sich auf ein Gespräch einlässt ohne dabei das Innerste nach außen krempeln zu müssen, wird seine Probleme in eine bessere Richtung lenken können. Natürlich nicht nach der ersten Sitzung, aber nach und nach den angstgeprägten Umgang mit seiner Erkrankung verlieren.
      Heribert
      Das ist doch wirklich so gut geschrieben, dass es niemand besser erklären kann.

      He, he, he - ich brauchte so einen Arzt zwar nur für meine vorzeitige Rente, aber ich würde immer sagen, diese Ärzte können dir helfen.
      (ausgeschlossen sind natürlich "Eheberater".
      . . . welche ja auch Psychologie oder Physiologie (die die biochemische Prozesse erklären können) studiert haben.

      Gruss
      hartmut
      http://de.myprostate.eu/?req=user&id=626&page=graphic

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        #18
        @Detlef.
        Die Ausbildungsgänge der Fachärzte für Psychiatrie als auch der Psychologen sind mir bekannt, wobei der Facharzt für Psychiatrie nach rund 12 Jahren auch psychotherapeutisch tätig sein darf und auch beurteilen kann/muss ob bei einem Patienten eine Psychotherapie erfolgreich verläuft oder besser gesagt verlaufen kann. Das wird beim sog. Erstgespräch ermittelt und in einem Behandlungsplan dargelegt, der dem Kostenträger zur Genehmigung vorgelegt wird.
        Der Psychologe benötigt nur 6 Semester und natürlich dier Zusatzausbildung Psychotherapie. Er kann ebenfalls einen solchen Behandlungsplan erstellen, nachdem der Psychiater den Patienten an einen solchen Psychologen weiter geleitet hat. Denn psychotherapeutisch tätige Psychiater gibt es leider nicht genug. Das beantwortet auch gleich Deinen Einwand, dass es wünchenswert sei, dass der Psychotherapeut auch onkologische Fähigkeiten haben sollte. Onkologische Fähigkeiten haben Ärzte mit entsprechender Zusatzausbildung.

        Den Audruck "Klapse" habe ich bewusst gewählt, weil zunächst fast jeder zweite Angst-Patient, wenn er nur das Wort Psychiater von seinem Arzt (Hausarzt, Urologe, Onkologe) hört, sich einer solchen Hilfe verschließen wird, da er mit psychisch Kranken, solcher Einrichtungen nicht verglichen werden will.
        Ob es letztlich Psychiater oder Psychologen sind, die ihm Wege aufzeigen mit der Krebserkrankung ohne ständige Todesangst besser umzugehen, ist nicht erheblich. Die Fähigkeiten haben beide. Außerdem können Psychologen keine Pillen verschreiben.

        Der Weg, den Du mit Deiner Krankenkasse aushandeln wolltest ist mir nicht geläufig. Es ist zwar richtig, dass man nicht unbedingt eine Überweisung von seinem Arzt mit der Fragestellung einer Psychotherapeutischen Behandlung benötigt, ist in diesem Fall aber sinnvoll, auch für privat Versicherte und ganz besonders für Beihilfeberechtigte.

        Heribert

        Vollständige PK-Historie seit 2005 bei
        myProstate.eu
        Menschen sind Engel mit nur einem Flügel.
        Sie müssen sich umarmen um fliegen zu können.



        (Luciano de Crescenzo)

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          #19
          Nachdem wir nun die Ausbildung der Psychiater und Psychotherapeuten geklärt haben, noch ein paar Sätze zu meinem Briefwechsel mit der Krankenkasse.

          Wer als Mitglied einer GKK eine psychologische Therapie von der Kasse bezahlt bekommen will, muss sich an die Therapeuten halten, mit denen die Kasse einen Vertrag geschlossen hat. Sie müssen eine Kassenzulassung haben, die viel Geld kostet.
          Entsprechend gering ist die Anzahl dieser Therapeuten, und entsprechend lang sind die Wartezeiten bei denen.
          Da einem Patienten mit akuten psychischen Problemen nicht zugemutet werden kann, 3 Monate oder länger auf einen Therapieplatz zu warten, gibt es die Möglichkeit einer außervertraglichen Therapie. Die Bedingungen dafür hat die Kasse mir in dem Schreiben (siehe #9) genannt. Zu guter Letzt muss auch noch der MDK die Therapie bewilligen. Für den Fall, dass es sie ablehnt, wird empfohlen, sich zusätzlich auf die Warteliste eines zugelassenen Therapeuten setzen zu lassen.
          Das ganze dauert also so oder so ein paar Wochen und kostet viel Kraft und Mühe, die von den belasteten Betroffenen oft gar nicht aufgebracht werden kann. Böse Zungen behaupten, das wäre absichtlich mit so hohen Hindernissen versehen, um Kosten zu sparen.

          Aber man kann ja auch privat als Selbstzahler sich eine therapeutische "Begleitung" suchen.
          Was einem da begegnet, ist hier aufgeführt:

          Zitat: "In kleinen Gruppen mit max. 12-16 Teilnehmern bieten wir Ihnen an 6 Seminartagen die Möglichkeit, ganz in die Welt der psychoonkologischen Begleitung einzutauchen."
          Nun ja. "Im Anschluss an das Seminar erhalten Sie eine schön gestaltete Ausbildungsbescheinigung." Das ist schon fast lächerlich.
          Je nachdem, an wen man dann gerät, mag es dennoch hilfreich sein.

          Noch ein Zitat daraus: "Die Psychoonkologie hat sich mittlerweile zur Aufgabe gemacht, den Betroffenen und die Angehörigen “Psycho-sozial” zu beraten. Sie umfasst auch die Beratung zu sozialen Fragen wie Rehabilitation, Rentenversicherung, Schwerbehinderung, Ernährung, Medizin und Pflege. Die Ausbildung zum Psychoonkologen ist ausschliesslich Hochschulabsolventen mit abgeschlossenem Studium vorbehalten. Die wesentlichen Aufgaben der Psychoonkologie wurden in der “Leitlinie Psychoonkologie” der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. in Kooperation mit weiteren Fachorganisationen aufgeführt. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.krebsinformationsdienst.de.
          Die Aufgabe des Psychoonkologischen Begleiters ist leider in vielen Kliniken nicht anerkannt, obwohl sie wunderbare Arbeit leisten. Der “Nationale” Krebsplan fordert, dass jeder Krebspatient Anspruch auf eine psychoonkologische Betreuung haben sollte, nur wie soll das mit der bisherigen Anzahl ausgebildeter Psychoonkologen erreicht werden? Die wissenschaftliche Arbeit der Psychoonkologen ist mit Sicherheit sehr wichtig, da das Bewusstsein für die Bedürfnisse von Menschen mit Krebs in der Gesellschaft wächst und evaluiert werden kann, welche Methoden hilfreich sind. "

          Detlef
          Ich schreibe als betroffener Laie. Irrtum vorbehalten.
          Meine Krankheitsdaten:
          http://de.myprostate.eu/?req=user&id=712&page=graphic

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            #20
            Schaut euch mal im Vergleich zur eben beschriebenen 6-Tage-Ausbildung die S3-Leitlinie "Psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung von erwachsenen Krebspatienten" an:


            Das ist ein anderer Schnack!
            Ich schreibe als betroffener Laie. Irrtum vorbehalten.
            Meine Krankheitsdaten:
            http://de.myprostate.eu/?req=user&id=712&page=graphic

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              #22
              Ich wollte mich nochmals für eure Beiträge bedanken.
              Wenn es bei mir mal so weit ist, kann ich ja meine Erfahrungen in diesem oder einem neuen Thread beschreiben.

              Viele Grüße
              Florian

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                #23
                So eine kurze Rückmeldung nach fast einem Jahr.
                Inzwischen sind mir Psychologen auf unterschiedlichsten Wegen begegnet:
                Zum einen im Krankenhaus nach der RPE. Dort hat man mir zwei verschiedene Psychologen geschickt, wohl um Suizidgefahr und den allgemeinen Seelischen Zustand einzuschätzen. Man hat mir dort SSRI nahegelegt.
                In der Reha einmal das Gespräch mit einer (für mich) völlig ungeeigneten Psychologin und dafür einer exzellenten Kunsttherapeutin. Diese hat sowohl mit ihrer Therapie, also auch mit den richtigen Worten vieles in mir geändert.
                Zwei Psychologen bei der Krebshilfe, mit deren Hilfe ich mich auf die Wiedereingliederung vorbereiten wollte. Sondierungsgespräch super. Leider zweiter, unvorbereiteter Psychologe beim zweiten Termin - der die totale Katastrophe war.
                Aktives Zugehen auf einen psychoonkologischen Dienst eines Krankenhauses. Keine Therapie aber pointierte Problemanalyse, gute Vorbereitung und Hilfe bei der Suche nach einer Therapie.

                Viele Grüße
                Florian

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                  #24
                  Lieber Florian,
                  erstmal wünsche ich dir alles Gute bei der Bewältigung der Krankheit.
                  Ich finde, es ist sehr schwer einen guten Psychiater zu finden; da muss genauso wie beim Urologen (und eigentlich jedem Arzt) die Chemie besonders gut stimmen. Was ich so höre, sind die „guten“ restlos überlastet und man bekommt nur schwer Termine. Und man muss auch bereit sein sich zu öffnen, wenn das klappt dann bin ich überzeugt dass es eine große Hilfe wäre.
                  LG!
                  Daniela

                  http://de.myprostate.eu/?req=user&id=637&page=report

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