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    Entscheidung zur OP?

    Einen guten Tag,

    ich bin 63 Jahre alt.

    Mein Urologe hatte kürzlich nach dem Abtasten zu einer Biopsie geraten. Hier das Ergebnis: 1. Stanzbiopsate von der Prostata rechts apikal: Azinäres Protatakarzinom Gleason 6 (3+3), Grad Gruppe 1 nach Epstein, in 30% des Gewebes. In sämtlichen 11 weiteren Proben keine weiteren Karzinomfiltrate.
    Er riet mir zu einer Prostatatektomie oder Betrahlung (IMRT)

    Zur Ergänzung nachfolgend meine PSA-Werte der letzten Jahre:

    2011 1,84
    2012 2,20
    2014 2,35
    2015 3,77
    2016 2,22

    Nach einem Aufklärungsgespräch habe ich mich, um eine komplette Heilung sicherzustellen, für eine kurative Prostatatektomie entschieden.
    Morgen habe ich ein Vorgespräch mit dem Chefarzt der Klinik.

    Ich bin verunsichert den richtigen Weg zu gehen.
    Daher bitte ich Euch um Euere Einschätzung.
    Vielen Dank und allen eine gute Zeit.

    Helmut

    #2
    Hallo Helmi,

    Deine Ausgangsbasis ist sogar noch etwas besser als meine vor wenigen Wochen: ich bin ebenfalls 63, hatte PSA 7,4 und die Biopsie ergab Gleason 3+4 und Stanzproben auf beiden Seiten waren positiv. Meine OP fand am 2.12. bei Professor Dr. Hammerer in Braunschweig statt. Er konnte beidseitig die Nerven erhalten, die Histologie blieb bei 3+4, alle entnommenen Lymphknoten waren sauber und der Krebs ist mit größter Wahrscheinlichkeit komplett raus.
    Inzwischen ist mein letzter Tag der AHB (in Bad Wildungen, Klinik am Kurpark, auch sehr empfehlenswert). Ich bin fast schon kontinent, da reicht jetzt eigenes Üben. Erektionen sind noch Fehlanzeige, das ist aber auch (noch) nicht zu erwarten, unter Dauermedikation mit 5mg Cialis seit einer Woche hat meine Frau mir aber schon leichte Reaktionen entlocken können. Macht ein bisschen Sodbrennen, ich werde alternativ noch mal Sildenafil 25mg probieren – habe solche Pillen bisher nie gebraucht.

    Fazit: Wenn Du sonst gesund und fit bist, tu es, aber such Dir den besten Operateur, den Du kriegen kannst.

    Alles Gute!

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      #3
      hallo Helmi,

      nun meine Diagnose war doch einges schlechter (siehe Historie) und ich habe sie mit der Protonenbestrahlung defacto ohne Nebenwirkungen -m.M.n.- effektiv bekämpft ud bin überzeugt, zumindest dort Ruhe zu haben.

      Ohne AHB (Anschlußheilbehandlung), ohne Reha (arbeitete bereits einen Tag nach der Entlassung vom Rinecker Proton Therapie Center wieder), ohne Probleme mit der Kontinenz, sogar die Potenz ist noch da, trotz AntiHormonBehandlung

      Vielleicht auch für dich was?

      lg
      Flüstermann alias Harald (nomen est omen)
      http://de.myprostate.eu/?req=user&id=733&page=graphic

      Kommentar


        #4
        Hallo Helmut,
        Zitat von Helmi53 Beitrag anzeigen
        Ich bin verunsichert den richtigen Weg zu gehen. Daher bitte ich Euch um Euere Einschätzung.
        Voilà, hier ist meine Einschätzung (eigene Prostatakrebs-Diagnose vor 16 Jahren):
        Du schreibst nicht, ob im Rahmen des Aufklärungsgespräches auch das Konzept der Aktiven Überwachung (meist englisch Active Surveillance genannt) angesprochen wurde. Gemäß ärztlicher Leitlinie hätte der Arzt das tun sollen, denn Du erfüllst alle Voraussetzungen dafür. Du hast ein Niedrigrisiko-Karzinom im Anfangsstadium.
        Mit der Aktiven Überwachung soll verhindert werden, dass Männer nach einer Prostatakrebsdiagnose übertherapiert werden, das heißt sich einer aggressiven Behandlung mit allen potenziellen Nebenwirkungen unterziehen, die gar nicht nötig wäre, weil ihr Krebs nicht aggressiv ist und nicht ihre Lebensqualität oder gar ihr Leben bedroht.
        Es ist verständlich, dass Du nach der Diagnose geschockt bist und Deine Gedanken jetzt nur darum kreisen, diese vermeindliche Bedrohung Deines Lebens aus der Welt zu schaffen. Du hast aber genug Zeit, Dich ausführlich mit allen Aspekten der Erkrankung vertraut zu machen, bevor Du Dich unter das Messer begibst.
        Hier einige Literatur, die Dir dabei hilfreich sein kann:

        Noch etwas zu Deinen Werten:
        Zwischen 2011 und 2015 hast Du eine PSA-Verdoppelungszeit von etwa vier Jahren. Eine genaue Berechnung ist nicht möglich, weil Du nur die Jahreszahlen nennst. Dann fällt Dein PSA-Wert plötzlich von 3,77 auf 2,22 ng/ml ab, oder hast Du Dich da vertippt, und es sollte 4,22 heißen?
        Ich möchte Dich auch auf die Möglichkeit der kostenlosen telefonischen Beratungshotline des BPS aufmerksam machen. Die Berater haben alle selbst die Erkrankung und eine Behandlung hinter sich, haben keinerlei finanzielles Eigeninteresse an einer chrirurgischen oder radiotherapeutischen Behandlung der Ratsuchenden, und sie nehmen sich zum Beraten alle erforderliche Zeit.

        Ralf

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          #5
          Hallo Ralf,

          vielen Dank für Deine klärenden Informationen. Die aktive Überwachung hat mein Urologe nicht explizit erläutert, vermutlich weil ich ihm signalisierte, dass ich mich mit dem Thema befasst habe und sowohl diese aktive Überwachung wie auch eine Strahlentherapie nicht in Betracht ziehen würde (zumindest in der jetzigen Phase des noch vorherrschenden Schocks über die Diagnose). Ich bin halt Kopfmensch und würde vermutlich in ständiger Sorge leben wenn in meinem Körper ein Krebs "schlummern"würde.
          Ich vertraue auf daas morgige Gespräch mit dem Chefarzt der klinik, wohlwissend, dass dieser möglich im Interesse der Klinik mir raten wird. Evtl. werde ich auch eine weitere Meinung einholen. Mit dem PSA Wert aus 2016 ist kein Schreibfehler. Ich habe meinenUrologen leider nicht darauf angesprochen. Möglich. dass er ein anderes Labor beauftragt hat? Ich danke Die nochmals für Sichtweise und Informationen.
          Helmut

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            #6
            Jetzt nochmal PSA bestimmen

            Lieber Helmut

            Was Du vor jeder weiteren Beratung jetzt tun solltest, ist nochmals PSA bestimmen.
            Wenn es zutreffen sollte, dass seit über fünf Jahren kein nennenswertes Wachstum
            stattgefunden habe, ist es höchst wahrscheinlich, dass auch in den nächsten fünf
            Jahren und den übernächsten ... nichts passiert.

            Die zwischenzeitlich erhöhten Werte wären dann durch eine leichte Prostata-
            entzündung zu erklären. Du bräuchtest auf Jahre hinaus lediglich regelmässig
            PSA messen und nur bei einem bestätigten Anstieg mal wieder zur Biopsie
            zu gehen. Es ist Pech, dass dein Urologe bei der Biopsie den wenig
            wahrscheinlichen Treffer in dein GS6-Tumörchen gelandet hat. Sowas wird
            normalerweise übersehen.

            Jetzt bitte nichts übereilen. Du bist ein Kopfmensch und kannst daher mit der
            geringst aggressiven, nicht metastasierenden Variante unserer Krankheit leben.


            Carpe diem! (nimm den Tag!)
            Konrad
            Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

            [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
            [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
            [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
            [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
            [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

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              #7
              Hallo Helmut,

              lies' mal den Thread "PK und jetzt?" von Vestus. Ist zwar ein paar Jahre her, aber speziell die Diskussion der Frage AS Ja/Nein scheint mit sehr gut auf Deinen Fall zu passen...

              Ich habe selbst die Prostatektomie hinter mir, und verglichen mit vielen anderen hier geht es mir relativ gut. Dennoch würde ich mir den Erhalt von Lebensqualität, den die AS für Leichtbetroffene wie Dich mehr als jede andere Therapie bietet, nicht so leichtfertig entgehen lassen.

              Überlege Dir das wirklich sehr, sehr gut. Auch leichte Formen von ED und Inkontinenz können nerven ohne Ende.
              Gruß, Rastaman

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                #8
                Sehr geehrter Helmi53,

                nach der von Ihnen dargestellten Ausgangslage erfüllen Sie die Bedingungen einer aktiven Überwachung. Sie können damit auf "Zeit" spielen und so Ihre bisherige Lebensqualität erhalten.

                Persönlich würde ich Ihnen eine Zeitschiene empfehlen die aus den Komponenten mpMRT (nach ca. 2 Monaten), PSA Überwachung (alle 3 Monate) sowie weiteres mpMRT bzw. Rebiopsie (nach einem Jahr) besteht. Diese Diagnostik ermöglicht eine einwandfreie Vorhersage über die Karzinomentwicklung und dient nach einem Jahr als Entscheidungshilfe zur weiteren Vorgehensweise. Im besten Fall benötigen Sie auf Lebenszeit keinen kurativen Eingriff.

                Bei der aktiven Überwachung müssen Sie allerdings bereit sein das Karzinom als chronische Erkrankung zu akzeptieren. Aus meinen Erfahrungen ist die Akzeptanz nach Diagnosestellung schwierig, diese nimmt aber mit der Zeit zu. Nach einem Jahr aktiver Überwachung haben sich die meisten Patienten mit der Erkrankung arrangiert. Ich habe auch schon erlebt, dass nach einem Jahr kein Karzinom mehr nachweisbar war. Eventuell wurde der "Miniherd" durch die Biopsiestanze entfernt oder es kam zu einer Spontanremission.

                Besonders sollten Sie eine aktive Überwachung in Betracht ziehen, wenn bei Ihnen eine Komorbidität (Diabetes, KHK, o.ä.) vorliegt.

                Mit freundlichen Grüßen

                MD Weiss

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                  #9
                  Noch ergänzend:

                  Bitte nehmen Sie diesen Artikel zum Nachdenken mit auf den Weg: http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/krebs/prostatakrebs/article/910703/prostatakrebs-warte-strategie-besser-ihr-ruf.html?sh=10&h=-950736195

                  Dieser Artikel zeigt deutlich eine verzerrte Risikoeinschätzung unter AS.

                  MfG

                  MD Weiss

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                    #10
                    Ich wollte mit meinem Bericht in erster Linie Mut machen, aber es ist schon richtig, mit den Werten ist AS durchaus eine Alternative. Bei mir dagegen war es schon "5 vor 12" und ich darf jetzt riskieren, keine präventive Bestrahlung zu machen.

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