Die beiden mit großer Spannung erwarteten Präsentationen auf dem diesjährigen ASCO Meeting waren der Erforschung des frühen Einsatzes von Abiraterone gewidmet. Um die Spannung etwas zu erhöhen wurden die Abstracts auch erst am Tag der Präsentation freigeschaltet.
LATITUDE:
Eine Phase-III, doppelblind, randomisierte Studie der Androgen-Entzugsherapie mit Abirateronacetat plus Prednison oder Placebos bei neu diagnostizierter metastasierter Hochrisikoerkrankung, die noch nicht mit Hormonentzug behandelt wurde.
Hintergrund:
Patienten mit neu diagnostiziertem "metastatic hormone-naive prostate cancer" (mHNPC), besonders mit weiteren Hochrisiko Eigenschaften, haben eine schlechte Prognose. Eine Hormonentzugstherapie (ADT) + Chemotherapie mit Docetaxel zeigte verbesserte Ergebnisse in mHNPC, aber viele Patienten sind keine guten Kandidaten für die Docetaxel Chemotherapie und könnten von einer alternativen Therapie profitieren. Abiraterone-Acetate (AA – Zytiga®) + Prednisone (P) ist für Patienten mit metastatiertem kastrationsresistentem Prostatakrebs indiziert. Die LATITUDE Studie sollte den klinischen Nutzen der frühen Intervention mit AA+P zusammen mit einer standard ADT bei neu diagnostizierten Patienten bewerten.
Methoden:
1199 Pateinten mit neu diagnostiziertem mHNPC, asymptomatisch oder mit nur geringen Symptomen (ECOG PS 0-2) und mit zumindest 2 von 3 Risikofaktoren:
- Gleason ≥ 8
- ≥3 Knochenläsionen
- messbare viszerale Metastasen
wurden 1:1 in die zwei Behandlungsarme: ADT+AA+P oder ADT+Placebos randomisiert. Die primären Endpunkte waren das Gesamtüberleben (OS) sowie das radiographisch progressionsfreie Überleben (rPFS).
Ergebnisse:
Bei dieser ersten Zwischenanalyse (mittlere Nachbeobachtungszeit 30,4 Monate), gab es insgesamt 406 Todesfälle [48% der Studienteilnehmer], und 593 rPFS-Ereignisse. Alle primären Endpunkte wie das OS, das rPFS und alle sekundären Endpunkte, waren bei Einsatz von ADT+AA+P signifikant besser, als bei alleiniger ADT. Die Studienüberwachung empfiehlt deshalb einstimmig, die Studie zu entblinden, und den Patienten im ADT+Placeco Arm einen Wechsel zu ADT+AA+P anzubieten.
Grad 3/4 unerwünschte Nebenwirkungen waren bei ADT+AA+P gegenüber alleiniger ADT:
Hypertonie: 20,3% vs 10,0“
Hypokaliämie: 10,4% vs 1,3%
Erhöhte ALT 5,5% vs 1,3%
AST 4,4% vs 1,5%
Schlussfolgerungen:
Die frühzeitige Verwendung von AA+P ergänzend zur ADT bei Patienten mit Hochrisiko mHNPC, ergab eine deutlich verbesserte Überlebensrate, Progressionsfreiheit und aller sekundären Endpunkte gegenüber alleiniger ADT. ADT+AA+P hatte ein günstiges Risiko/Nutzen-Verhältnis und unterstützt die frühzeitige Intervention mit AA+P in neu diagnostizierten, Hochrisiko mHNPC Patienten.
Eigenen Anmerkungen:
Leider geht auch aus dem Fulltext nicht konkret hervor, welcher Art die Metastasierung bei den Studienteilnehmern vorlag, und ob es da Differenzen gibt bei denen die "nur" Lymphknotenbefall zu denen die Knochenmetastasen hatten. Auch auf die Schwere der Metastasierung wird nicht eingegangen. Trotzdem sollte nochmals in Erinnerung gerufen werden, dass man unter Metastasierung eine M1 Situation versteht, also nicht ein paar wenige Lymphknoten im Beckenbereich, das wäre eine N1 Sitatuion.
In der Studienpräsentation wird darauf hingewiesen, dass etwa 3% der neu Betroffenen PCA Fälle dieses Stadium zeigen, also ein nicht ganz zu vernachlässigender Teil, da sich die PCA Todesfallrate hauptsächlich aus diesem Klientel speist.
Die CHAARTED, STAMPEDE und GETUG15 Studie hatten bereits zeigen können, dass eine Ergänzung mit Docetaxel zur ADT eine signifikante Verbesserung der Überlebenszeit für diese Betroffenen bringt. Nun ist dieses Ergebnis auch für den frühen Einsatz des Zweitlinienmedikamentes Abiraterone (Zytiga®) festgestellt worden.
Eigentlich müssten also alle metastasierten Patienten, die mit einer ADT beginnen wollen automatisch die Ergänzung mit Docetaxel ODER Abiraterone angeboten bekommen. Eigentlich, denn ich fürchte die unvergleichbar hohen Kosten von Abiraterone wird das noch ein paar Jahre verzögern. Hoffen wir also mal, dass Abiraterone wirklich schon 2020 aus dem Patentschutz fällt, was ich eigentlich gedacht hatte. Zwischenzeitlich hat sich der Hersteller aber ein paar Tricks einfallen lassen um die Patentsituation zu strecken –wir werden sehen.
Eine passende Ergänzung war die Präsentation der STAMPEDE Studie, die auch Abiraterone UpFront eingesetzt hat, allerdings begleitend zu definitiven Therapieansätzen.
Stay tuned…